mein stiefvater und meine mama

  • Hmm zuerst möchte ich mich hier kurz vorstellen. Ich lese schon länger mit hier im Forum, hab es aber bis jetzt noch nicht geschafft mich anzumelden bzw. meine Geschichte niederzuschreiben. Ich bin Kathrin, 36 Jahre alt und habe am 18. Juni 2009 mein Stiefvater verloren. Am 29. Juli 2009 ist dann auch noch meine Mama verstorben. Gerade jetzt bricht vieles in mir zusammen und vielleicht hilft es meine Geschichte hier nieder zu schreiben.
    Ich wohne in Tirol und meine Familie wohnt in Belgien. Am 18. Juni bekam ich nachmittags Telefon aus Belgien. Ich ahnte sofort, dass was passiert wäre weil am Tag zuvor hatte ich wegen mein Mamas Geburtstag noch lange telefoniert. Es war meine Schwester die mir erzählte, dass mein Stiefvater sich umgebracht hatte. Er ist im Fluss gesprungen und ertrunken. Die Polizei ist dann zu meine Mama und hat ihr die traurige Nachricht mitgeteilt. Es war für uns nicht nachvollziehbar. Er hat nie ein Wort gesagt, dass er depressiv wäre oder, dass er Suizidgedanken hatte. Meine Mama hat ihm nichts angesehen. Am Tag zuvor hatten sie so nett mit Freunde und Nachbarn ihr Geburtstag gefeiert. In der Früh hat er ihr noch gesagt wie sehr er sie wohl liebte um 10:00 hat er ihr noch zugewinkt und um 13:30 ca. ist er gesprungen. Es gab kein Abschiedsbrief mit eine Erklärung oder ein Warum. Nur hat er auf ein Foto von Mama und die Enkelkinder "ich habe Euch geliebt" gekritzelt.
    Wir waren dann auf der Beerdigung und fuhren dann bald wieder nach Österreich. Es war schrecklich meine Mama zu tiefst traurig zu erleben, es war kaum zu ertragen.
    In der Nacht vom 29. juli - 30. Juli klingelte um 01:00 das Telefon. Es war die belgische Polizei um mir mitzuteilen dass Mama ums Leben gekommen war. Ein Selbstmörder (mislungener Suizidversuch - er erlitt einen Beinbruch) hat ihr Auto mit sein Auto von hinten angefahren. Er war betrunken und ist mit sehr, sehr hohe Geschwindigkeit auf ihr Auto (ein Volvo) gefahren. Trotz Gurt wurde sie aus dem Auto katapultiert und sie war anscheinend sofort tot. (Hier werden wir wohl nie 100% Gewiss haben. Ich hoffe so sehr dass sie nichts mehr mitgekriegt hat, wie sie da im Graben lag.)
    Wir sind dann wieder nach Belgien gefahren und ich hab mich noch von Mama verabschiedet obwohl sie schwerst entstellt war. Aber das war die richtige Entscheidung.
    Und nun bin ich hier in Österreich vermisse meine Familie sehr und kann es nicht glauben dass ich Mama und mein Stiefvater nie wieder hören, sehen, spüren kann.
    Meine Schwiegerfamilie unterstützt mich wo möglich aber die Leere können sie nicht auffüllen. Es spürt sich an alsob jemand ein Teil aus mein Herz gerissen hat.
    Ich weiss nicht ob ich professionelle Hilfe annehmen soll. Arbeiten gelingt, aber in mein Freizeit bin ich wie gelähmt. Ich weiss eigentlich nicht wie ich weiter Leben kann mit dieser Traurigkeit.
    Also das ist meine Geschichte. Ich schliesse jetzt weil mehr schaffe ich gerade nicht.
    Danke fürs Lesen.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo Katrien!


    Zuerst möchte ich mein herzlichstes Beileid zum frühen Vorraus gehen, deiner Eltern aussprechen.


    Es tut mir leid, was da passiert ist. Mein Papa starb am 28.7.07, einen Tag nach meinen Geburtstag, ich könnte mich nicht verabschieden.


    Mir fallen leider keine tröstende Worte ein, ich kenn das Gefühl. Drück dich ganz fest.


    Magst von deinen Stiefvater und von deiner Mutter erzählen?


    Spricht mit deinen Eltern, sag ihnen was dich bedrückt und was du ihnen noch alles sagen wolltest. Ich bin sicher, sie hören es.


    Wir hier, hören dir gerne zu!


    Alles Liebe und ganz viel Kraft wünsch ich dir!


    Melinda

  • Liebe Katrien,


    zuerst nachträglich ein herzliches Beileid von mir. Zuerst wurde deine Mutter mit dem Tod ihres Mannes konfrontiert und dann wird sie das Opfer eines Lebensmüden.


    Bei dir ist noch alles so frisch und ich kann mir vorstellen, wie es dir geht. Es ist immer schrecklich, wenn jemand total unschuldig sterben muss. Ich finde das total ungerecht.....


    Ich schicke dir ein großes Kraftpaket, mehr kann ich leider für dich nicht tun. :30:


    Mir fehlen auch einfach die Worte; es berührt mich, wie hart das Leben oft so sein kann.


    Wir hören dir zu und du bist hier wirklich nicht alleine!


    lg
    Regenbogen

  • Melinda und Regenbogen, danke für Eure Zeilen.
    Melinda , dein Papa ist dann 1 Tag vor meine Mama verstorben. Auch ich schenke Dir mein herzliches Beileid.


    Auch ich konnte mich nicht verabschieden. Nicht von meinem Stiefvater und nicht von meine Mama. Meine Mama und er waren seit 22 Jahren zusammen und seit 18 Jahren verheiratet. Mein Stiefvater wurde 60, meine Mama 58.
    Die letzte Worte die ich mit meine Mama wechselte waren: dann sehen wir uns nächste Woche. Weil da war die Hochzeit meiner Schwester. Wir haben dann die Beerdigung am 04.08 gehabt und meine Schwester hat am 07.08 geheiratet. Meine Mama hatte sich so auf die Hochzeit gefreut. Meine Schwester und ihr Mann haben schon lange überlegt ob die Hochzeit nun abgesagt wird oder nicht aber Mama hätte nichts anderes gewollt. Also war die Hochzeit eine, wo sehr viele gemischte Gefühle auftauchten. 3 Tage zuvor haben wir viele Leute getroffen auf der Beerdigung und dann haben wir die gleiche Leute wieder bei der Hochzeit getroffen. Das war schon komisch. Trotzdem bin ich so stolz auf meine Schwester und ihr Mann dass sie geheiratet haben... das war sicher nicht leicht.
    In der Zeit wo meine Mama noch gelebt hat (1 Monat 10 Tage), nachdem ihr Mann sich umgebracht hat, machten wir uns natürlich große Sorgen und hatten Angst, dass die Mama sich auch was antut. Sie versicherte uns, dass sie weiter leben wollte für die Enkelkinder und sie unbedingt die Erstkommunion von beiden erleben wollte. Das Jüngste war gerade 6 Monate alt. Leider hat sie die Taufe noch nicht miterleben können. Ihr Schatz wurde ende Augutst getauft.
    Auch wenn ich meine Mama nur 1 Woche im Jahr gesehen habe. Ich vermisse sie sehr und ich möchte mich bedanken, dass ich mich hier austauschen darf mit Euch.
    Ich werde schon versuchen auf Eure Beiträge zu antworten aber zurzeit fühle ich mich unfähig viel Sinnvolles zu schreiben.
    Wünsche Euch einen schönen Tag,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo Katrien!


    Ja, als ich deine Zeile gelesen hab, hab ich auch daran gedacht, dass mein Papa einen Tag vor deiner Mama gestorben ist.


    Ich glaube, es ist beides sehr schlimm, sie nicht zu verabschieden oder sich zu verabschieden, bzw jeden Tag im Krankenhaus sein und Angst zu haben, jeden Momente könnte es so weit sein. Schön, dass die beiden so lang zusammen waren. Ich bin mir sicher, dass sie jetzt im Himmel sehr glücklich miteinander sind. Mein Papa wurde 50.
    Stimmt, es war sicher nicht leicht, dass deine Schwester geheirtatet hat, deine Mutter und dein Stiefvater haben das sicher von Himmel aus mitbekommen. Meine letzten Worte mit meinen Papa waren, ich melde mich, wenn ich Zeit habe. Niemand wusste, dass das das letzte Gespräch sein wird.
    Jeder hätte in so einer Situation Angst, dass sich auch die Mutter was antut.
    Warum hast du deine Mama nur eine Woche im Jahr gesehen?


    Katrien, es ist verständlich, lass dir Zeit. Schreib soviel und so oft wie du möchtest! :30:


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    Alles Liebe!


    Melinda

  • Melinda meine mama und stiefpapa, und sonstige familie sehe ich eigentlich nur 1 woche im jahr, weil wir 1000 km von einander entfernt wohnen.


    neben der tod meines stiefpapas und meiner mama, habe(n) ich (wir) heuer auch mein/unser trauzeuge verloren. bin heute zum grab und hab da eine rote rose hingelegt. es war für mich ein würdevoller moment.
    zum grab meiner mama/stiefpapa kann ich ja nicht gehen (belgien und ich bin in tirol). dafür haben wir am balkon ein kleiner gedenkecke gemacht. mit laterne, heide und engel. auch gehe ich oft zu einer kleiner kapelle und zünde da eine kleine kerze an. manchmal oben am berg, manchmal im dorf oder manchmal in einer kirche/dom in einer fremde stadt. diese kleine rituale (licht anzünden) helfen mich ein wenig um mit meine gedanken näher bei meine lieben zu sein.
    heute haben wir das erste weihnachtsfest ohne anruf meiner mama.... sie und ihr mann haben kein weihnachtsfest mehr, es gibt kein neues jahr mehr für sie... wir werden uns nicht mehr einen guten rutsch wünschen können.... das tut schon ein bisschen (viel) weh.
    am 25. kommt meine schwester mit schwager zu uns. sie meinte, sie will mich sehen und auch ich hab sie noch nie in meinem leben so vermisst wie heuer. sie bringt mir sachen mit, welche ich meiner mama als kind geschenkt habe. gedichte, briefe, .... anscheinend hat meiner mama das aufbewahrt... das haben wir gar nicht gewusst. finde ich schön.


    wünsche euch allen ein besinnliches fest, mit zeit für gedanken an diejenige die nicht mehr dabei sein können.

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Katrien,


    es gibt viele Momente im Leben, wo wir dann merken, wie sehr der geliebte Mensch fehlt. Wir vermissen die Anrufe, können die Stimme nie wieder mehr hören, können nicht mehr sagen, wie sehr wir uns auf ein Wiedersehen freuen usw.


    Was würden wir geben, könnten wir Weihnachten wieder wie früher feiern?


    Weihnachten und Silvester sind schlimm. Silvester fast noch schlimmer, weil man denkt, wer weiß, was da neue Jahr wieder bringt. Früher war ich immer zuversichtlich, aber das ich mir ein wenig abhanden gekommen. Man hat zwar noch Ziele, aber mit etwas Wehmut.


    Mich stimmt auch oft traurig, weil mein Mann gewisse Sachen in Bezug auf unseren Sohn nicht mehr miterleben durfte, später werde ich dann sicher auf traurig sein, wenn ich Oma werde und wiederum mein verstorbener Mann fehlt...... Unsere verstorbenen Lieben werden uns immer fehlen..... ;(


    Ich drücke dich sachte!


    lg
    Regenbogen

  • Heute ist der erste Geburtstag von mama ohne sie. Und morgen der erster Todestag meines Stiefvaters. Sie fehlen mir so wahnsinnig - vor allem meine mama. Verstehe mich nicht falsch auch mein Stiefvater fehlt mir aber es steht in keine Relation mit das Fehlen meiner mama.
    Ich vermisse meine ganze Familie so sehr - in dieser Intensität habe ich das noch nie so gespürt (immerhin bin ich schon 14 Jahren im Ausland).
    Ich fühle mich die letzte Monate wie gelähmt, so leer, so vieles ist sinnlos geworden aber viele kleine Geschehnissse haben an Bedeutung gewonnen.
    Mein Mann unterstützt mich sehr aber auch er trauert sehr - immerhin hat er seine Schwiegermama und ein seiner Schwiegerväter verloren. Oft möchte ich die Traurigkeit überspielen allerdings ist die momentan so groß dass mir das nur bedingt gelingt. Natürlich ist es gut dass die Trauer einen Ausweg findet aber ich fühle mich so schwach und glaube dass die Sonne nie wieder in meinem Herzen scheinen kann. Es fühlt sich so kalt an...
    Andere Jahren war ich auch nicht bei mama ihr Geburtstag aber ich konnte sie eine Karte schreiben, mal telefonieren... und jetzt nichts ist mehr da...
    Werde heute noch ein besinnliches Moment aussuchen um meine Mama doch ein bisschen näher zu sein.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Katrien,
    ich habe alles aufmerksam von Beginn bis zu Deinem heutigen Eintrag gelesen. Es tut mir so leid, welches Schicksal Du erleiden musstest.
    Ich möchte Dir meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen und will Dir auch viel viel Kraft schicken.
    Alles Alles Liebe und Gute sendet Dir
    Josef

  • Liebe Katrien.
    Auch ich habe Deine Beiträge jetzt erst gelesen. Das Schicksal ist oft ganz schön hart.
    Meine Mama verstarb am 30. 03. diesen Jahres. Es tut wohl noch lange weh.


    Ich möchte Dir gern tröstende Worte sagen, aber :|
    Eine Bekannte meinte, es dauert ein Jahr, dann wird es besser. Du hast das Jahr ja nun um, aber ist es besser? Wohl eher nicht.


    Ich wohne gar nicht weit weg von Belgien.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Katrien,


    es ist ganz klar, dass gerade an solchen Tagen der Schmerz besonders groß wird. Hast du sonst das Gefühl, dass der Schmerz in Wellen kommt und du dazwischen auch bessere Tage oder Augenblicke hast oder geht es dir durchgehend sehr schlecht?
    Wie geht es dir bei der Arbeit?


    Alles Liebe
    Christine

  • Josef , Willma und Christine herzlichen Dank für Eure Antworten.
    Also was dieser Aussage betrifft dass der Trauer nach einem Jahr besser wird... ich kann das nicht unterstreichen. Ich habe das Gefühl dass es jetzt viel schlimmer ist, dass ich jetzt erst wirklich den Schmerz spüren kann. Vorher ist der Trauer wie in Wellen auf mich zugekommen jetzt (seit 1-2 Monate) kommt mir vor alsob ich dauerend unten hänge. Ich bin nicht belastungsfähig, alles ist mir zu viel, möchte Ruhe und kann mit mirselbst nichts anfangen. Ich versuche schon dagegen zu steuern aber das wiederum kostet wieder so viel Kraft.
    In September kommt der Unfall (mama) vor Gericht und davor hab ich wirklich viel Angst. Ich weiss noch nicht ob ich dann nach Belgien reise oder ob ich mir das erspare.
    Ich war seit dem Tod meiner mama nicht wieder in Belgien. Wir haben immer bei meine mama übernachtet und jetzt ist das alles weg. Das Haus haben wir verkauft und nun ist einfach nichts mehr da. Ich fühle mich irgendwie heimatslos (obwohl ich nie da wo meine mama wohnte, gewohnt habe). Ein Teil von mir ist zusammen mit meiner mama verstorben. Auch mache ich mir Sorgen um meinem Bruder. Er ruft mich nie an und wenn wir miteinander telefonieren dann redet er nie über mama. Mit meiner Schwester rede ich oft über mama. Mein Bruder scheint es ja nicht zu schaffen. Ich weiss ja auch nicht wie ich damit umgehen soll.
    Hoffe auf eine weniger anstrengende Woche als die Vorwoche.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Jetzt hab ich Deinen Trade wieder gefunden, Katrien.


    Meine Schwester meinte auch kurz nach Mamas tot, dass das jetzt nciht mehr das Haus ist, das es mal war.
    Mama fehlt einfach. Sie kommt ja nur alle paar Wochen, Monate mal hier her.


    Vielleicht ist es besser für Dich, dass Du jetzt nicht mehr in DAS Haus gehen kannst.
    Gibt es denn ein Grab? Oder einen Ort an dem Du Deinen lieben Verstorbenen nahe sein kannst?

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Katrien,


    nach einem Jahr ist die Trauer in den wenigsten Fällen wirklich "besser"! Dass es dir jetzt ganz besonders schlecht geht, liegt sicher auch daran, dass in dieser Zeit jetzt die zwei 1. Todestage eng aufeinander folgen. Es waren 2 besonders grausame und traumatische Todesfälle von 2 Menschen, die für dich ja engste Bezugspersonen waren! Darf ich fragen, wie denn der Trauzeuge deines Mannes verstorben ist. Ich denke, dass dich das auch belastet. Also: 3 Todesfälle in einem Jahr! Das ist zu viel!


    Dann kommt natürlich die Angst vor dem Prozess dazu! Einerseits willst du wahrscheinlich dabei sein, um nachvollziehen zu können, was in den letzten Augenblicken im Leben deiner Mutter genau passiert ist, andererseits macht genau das auch Angst, weil es sicher furchtbar schmerzhaft wird.
    Lass dir Zeit und ich glaube, dass du jetzt auf dich aufpassen sollst und ein bissl kürzer treten sollst. Hast du schon darüber nachgedacht, dir professionelle Hilfe zu suchen? Ich denke, dass so traumatische Todesfälle doch besondere Begleitung brauchen.


    Alles Liebe
    Christine

  • Das Grab ist in Belgien und meine Schwester schickt mir regelmäßig Fotos, so sehe ich eigentlich immer wie es ausschaut. Wir haben auch an der Unfallstelle von mama ein schönes Holzkreuz hingestellt. Für mich ist es so dass ich hier bei uns im Dorf ein Marterl ausgesucht habe und da regelmäßig eine Kerze anzünde, so wie aufs Grab unserer Trauzeuge und bei der Gedenkecke am Balkon.
    Unserer Trauzeuge ist an Krebs gestorben (er hat 4 Jahren gekämpft). Auch ihn vermissen wir sehr weil er hat für uns doch ein sehr hohen Stellenwert. Durch Robert (indirekt) haben mein Mann und ich uns eigentlich kennengelernt. Robert ist mein Mann letzter Retter gewesen. Mein Mann ist schwerst drogenabhängig und alkoholabhängig gewesen und Robert war ein von den letzten die noch an ihn geglaubt haben. Robert hat sich nicht abgewendet und hat sich zusammen mit meine jetzige Schwiegereltern überreden können einen Entzug zu machen.
    Ein Erfolg! Und gerade in dieser Zeit haben wir uns kennengelernt. Ich war stationär auf der Psyhiatrie wegen Depressionen und Essstörungen und mein Mann wegen Drogen- und Alkentzug. Wir kamen ins reden und .... heirateten 1 Jahr später. Wir haben Robert immer wieder gezeigt wie dankbar wir sind dass er mein Mann damals überreden hat können (die eigentliche Arbeit lag natürlich bei mein Mann selber, aber ohne Unterstützung schafft man so was nicht). Und ja nun ist Robert auch nicht mehr da. Es stimmt schon dass 3, für uns sehr wichtige Personen verstorben sind innerhalb 7 Monate. Und da fühle ich mich dann wieder schuldig. Meine Trauer wegen mama ist so groß dass es die Trauer wegen mein Stiefpapa und Robert verschluckt. Ich denke fast nur an meine mama. Ich denke fast jede Minute an sie und kann die Gedanken nicht abschalten. Ich bin aber auch traurig wegen mein Stiefvater und Robert... aber meine mama fehlt mir doch am meisten...
    Professionelle Hilfe hab ich mir noch nicht geholt. Ich habe zwar meine Psychologin von damals kontaktiert, immerhin war ich 5 Jahre ambulant bei ihr in Betreuung, aber ich weiss nicht was sie für mich tun kann. Die mama kann sie mir auch nicht mehr lebendig machen. Vielleicht ist eine Gruppe besser bei der Trauerverarbeitung... ich weiss es nicht.
    Ich denke diese Trauer (wahrscheinlich nicht in dieser Wucht) wird bis mein Lebensende dauern.

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Katrien,


    dass deine Trauer um den Tod deiner Mutter die Trauer um die anderen beiden Verstorbenen "verschluckt", ist eine gut Beobachtung von dir. Du musst dich aber nicht schuldig fühlen! Das ist ein Schutzmechanismus, denn du kannst gar nicht alle 3 Verluste auf einmal verarbeiten und deine Mama ist die Person, mit der du am engsten verbunden warst und damit ist hier die Trauer natürlich am größten. Mach dir mit Vorwürfen das Leben nicht noch schwerer! Du hast es schwer genug und - wie gesagt - du trauerst so viel du kannst, mehr wäre nicht gut für dich!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Christine,
    die Esstörung ist nicht wieder da aber ich merke schon wie ich da sehr aufpassen muss. Anfangs war ich auch nicht depressiv "nur" traurig. Jetzt aber glaube ich schon dass ich depressiv bin ausgelöst durch die Trauer. Jetzt ist es eher so dass ich wie gelähmt bin, Hobbies werden nicht mehr so nachgegangen wie früher und ich kann mich irgendwie total schlecht konzentrieren, bin unruhig und möchte teilweise nur da liegen und nichts machen. Aber vielleicht ist das auch alles "normal"...
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Katrien,


    ich würde sagen, dass du das auf alle Fälle abklären solltest! Nimmst du (noch) Medikamente? Wenn ja, dann müsstest du vielleicht abklären, ob du die Dosis vorübergehend erhöhen solltest, wenn nein, dann wäre es bei deiner Vorgeschichte sicherlich ratsam, dich wieder medikamentös unterstützen zu lassen!


    AL
    Christine