• Mein ehemaliger Mann hat sich diese Woche das Leben genommen ( durch Strangulation ); unser Sohn hat ihn gefunden ... meine Frage dahingehend:
    wie kann ich meinem Sohn die erste Zeit helfen, dieses Bild möglichst rasch verblassen zu lassen ? Er wird das Haus, in dem er seinen toten Vater gefunden hat, erben und möchte wohl auch irgendwann darin wohnen.
    Ich möchte auch gleich Montags Kontakt mit einer Psychotherapeutin aufnehmen; weiß allerdings (noch) nicht, ob mein Sohn diese Hilfe dann auch annehmen wird ...


    Er war inzwischen einige Male in Begleitung im Haus; da einiges erledigt werden musste ...


    Falls jemand mit einer solchen oder ähnlichen Situation Erfahrung hat, würde es mir helfen ...
    Danke.

  • Hallo Sommerzeit!


    Meine Anteilnahme und Willkommen im Forum!


    meine jüngere Tochter (11Jahre) sah, wie Ihre schwester Abi (12Jahre) vom Auto angefahren - übersauto flog und gegen die gehsteigkannte prallte mit dem Kopf. ;( Sie kämpfte Monate lang mit diesen Bildern, am anfang war es jede nacht "Alpträume" es warr so schlimm das es oft ins bett ging !!!! Ja kann mir vorstellen welche sorgen du hast. Meine jüngere löste diese Trauma in der Therapie, nach Monaten, jetzt sind die Träume ganz selten fast garnicht mehr und wenn dan ist es nicht mehr so intensiv.


    alles liebe und Kraft für deinen Sohn, maki

  • für die lieben Zeilen; mein Sohn hat sich bereits wieder sehr intensiv mit dem Ort des Geschehens auseinandergesetzt .... und einen Termin bei einem Therapeuten hat er auch ....
    da er das Haus einmal bewohnen wird ... auch wichtig.


    Ich hoffe, ihnen und ihren Kindern geht es inzwischen wieder gut.


    Alles Liebe für Sie

  • Liebe Sommerzeit,


    zuerst ein herzliches Willkommen hier im Forum.


    Dein Sohn hat leider schreckliches erfahren müssen und ich glaube auch, dass eine Therapie für ihn gut sein wird. Leider ist das Wort "Therapie" etwas negativ behaftet. Aber es ist keine Schande und in eurem Fall braucht man professionelle Hilfe.


    Bei Selbstmord plagen den Hinterbleibenen oft Gewissensbisse, ob sie Mitschuld haben oder Fragen sich, ob sie das verhindern hätten können. Oder wenn es dann so wie bei deinem Sohn ist, dass man diese Tragödie mit eigenen Augen sehen muss.


    Ich wünsche euch beiden viel Kraft und wir sind für dich da, wenn du reden bzw. dir deinen Kummer von der Seele reden willst.


    lg
    Regenbogen

  • Hallo Sommerzeit


    Dein Sohn hat ja schlimmes erlebt. Glaube jedes Auffinden einer verstorbenen Bezugsperson ist was Fürchterliches. Dann auch noch so.


    Wie geht es Dir eigentlich damit??? Für Dich war es ja Dein ehemaliger Mann. Wenn Du darüber schreiben möchtest, kannst Du es immer tun. Was war Dein ehemaliger Mann für ein Mensch??? Ward Ihr lange zusammen???


    Denke ohne Mithilfe einer Therapie wird Dein Sohn sehr lange daran zu Leiden haben. Wie alt ist Dein Sohn???


    Lieb Gruss


    Walter ( ....ganz viele Kraftpakete von meinem Baum für Euch dazu. :huh: )

  • Hallo und Danke fürs die lieben Gedanken !!


    Mein Sohn ist 26 Jahre alt.


    die Trennung von meinem Mann erfolgte vor 6 Jahren; wir waren 20 Jahre verheiratet.
    In den letzten zwei, drei Jahren war unser Verhältnis wieder ok; wir konnten miteinander normal umgehen; wir haben den Kontakt zueinander nicht gesucht, doch wenn wir uns trafen, war es in Ordnung.
    Auch wenn ich emotional nicht mehr sehr an ihn gebunden bin, hat mich sein Weg doch sehr ....erschüttert. Zuerst war ich sehr wütend; inzwischen tut er mir wahnsinnig leid, weil ich mir die seelischen Qualen, die er erlitten haben muss, nicht vorstellen kann und mag....


    Mein Sohn beweist momentan sehr viel Stärke, war vorgestern bereits allein wieder im Haus und hat sich auch sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie diese letzten Minuten im Leben seines Papas abgelaufen sein könnten ....
    Er hat auch bereits einen Termin bei einem männlichen Therapeuten; der Frauenanteil in unserer Familie ist deutlich höher, darum denke ich, dass ein männlicher Gespärchspartner ihm sehr gut tun wird.


    Danke euch allen!!
    Martha

  • Liebe Martha,


    auch von mir ein Willkommen im Forum. Ich kann die Beiträge der anderen Forenteilnehmer nur unterstreichen, möchte aber auch zu bedenken geben, dass die "Zeit" ein nicht unerheblicher Faktor im ganzen Prozess sein wird. Es ist gut und richtig einen Therapeuten aufzusuchen, doch ob mit oder ohne Therapeuten - die zu durchschreitende Trauerarbeit mit allen Wirrnissen und gemischten Gefühlen bleibt diesselbe.


    Oft scheint es am Anfang ganz gut zu gehen - wie Du ja geschrieben hast "beweist momentan sehr viel Stärke, war vorgestern bereits allein wieder im Haus" und dann kommt die größere Krise erst ein wenig später - lasst Euch dadurch nicht entmutigen!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • ja, ich weiß auch; dass nach der ersten Phase des Schocks und der ganzen zu erledigenden Dinge die "richtige" Trauerarbeit erst beginnt und diese eben wirklich ihre Zeit braucht.
    Mir ist es auch wichtig, dass mein Sohn auch einen Ansprechpartner hat, der nicht in die ganze Geschichte involviert ist Denn ab und zu hab ich das Gefühl, mein Sohn möchte uns beschützen ...

  • HALLO Sommerzeit,


    Ich hab das selbst auch mitgemacht, mein Vater hat sich auch erhängt. Egal wie alt man zu diesem Zeitpunkt ist es ist immer ein Schock. Gottseidank hab ich ihn nicht gefunden. Eurer Famillie gilt mein Beileid. Ich kann mitfühlen, wie es Euch geht. lg bauxi

  • Mein Sohn ist bei einem Psychiater, dieser meinte auch, dass es mindestens ein halbes Jahr dauere, bis das Ärgste verarbeitet sei, hat meinem Sohn auch einiges über die Problematik, die schlußendlich (vermutlich) zum Suizid führte, erklärt. Wir waren auch einmal gemeinsam dort, weil mein Sohn sich Gedanken darüber machte, welche Schuldgefühle ich habe ... das Gespräch hat uns beiden gut getan. Der Psychiater findet dzt eine regelmässige Therapie nicht für sinnvoll, hat allerdings auch erklärt, dass er jederzeit einen Termin für meinen Sohn frei mache, wenn dieser das Gefühl habe, es zur brauchen. Mein Sohn macht inzwischen auch konkrete Pläne bezüglich des Hauses, und was er und seine Freundin darin verändern wollen.
    Er träumt noch sehr oft vom Auffinden seines Vaters; hat auch bei einem Homöopathen Hilfe gesucht. Er setzt sich sehr mit der Situation auseinander. Sagt auch ganz klar, dass im Grunde niemand von uns so ganz nachvollziehen kann, was er gesehen hat. Seine Freundin und deren Familie sind ihm auch in geschäftlichen Dingen eine große Unterstützung, da sie vieles aus einem anderen Blickwinkel sehen.


    Ich selbst habe ein Foto neben das meines Sohnes gestellt, manchmal rede ich mit ihm... schimpfe auch ab und zu. Doch größtenteils empfinde ich eine große Traurigkeit über seine Entscheidung und Wehmut, dass er sehr allein gewesen sein muss die letzten Stunden .. auch einiges ungeklärtes aus unserer Beziehung kommt ab und zu wieder hoch. Schuldgefühle im eigentliche Sinne empfinde ich nicht (mehr); wir waren seit 6 Jahren getrennt; und wir haben uns in den letzten Monaten ganz "normal" miteinander unterhalten können; ich hatte das Gefühl, diese "Freiheit" hat ihm gefallen, da er sehr viel unternommen hat ... wobei ich mich auch frage, wieviel davon Flucht war....


    So zu 100% begriffen hab ich es wohl immer noch nicht. Das ist auch etwas, was meinem Sohn sehr zu schaffen macht... diese Endgültigkeit ...


    Nach außen sind wir wieder im Alltag ... was auch oft sehr hilfreich ist. Es gibt viele sehr nachdenkliche Minuten ..... und ich gehe öfters auf den Friedhof, auch wenn wir nicht mehr als Paar zusammen waren, habe ich doch das Bedürfnis .... sozusagen noch ein kleiner Freundschaftsdienst ... ein Zeichen des Respektes.


    An alle, die mir in schreiben/ geschrieben haben, ein herzliches Danke!!


    Martha

  • Liebe Martha,


    vielen Dank, dass Du uns auf dem laufenden hältst. Ich muss sagen, dass mir die Schilderungen von Dir über Eure Vorgehensweise, Eure Gedanken und Gefühle sehr "gesund" vorkommen. Auch die Ansicht des Psychiaters, dass es derzeit keine laufende Therapie braucht, er aber jederzeit erreichbar ist, finde ich gut - ihr setzt Euch in einem guten Maß mit dem Geschehenen auseinander und mit dem, was dieses bei Euch auslöst, bzw. ausgelöst hat.


    Tatsache ist, dass solche Erlebnisse und Ereignisse Menschen verändern und es wird nie wieder ganz so wie es davor war - und doch gibt es ein (gutes) Leben danach! Ich wünsche Euch alles alles Gute auf Eurem weiteren Weg!


    Markus

  • Danke für deine aufmunternden Zeilen!! Ich glaube auch daran, dass es für uns alle dennoch ein glückliches und fröhliches Leben gibt. Für mich ist es natürlich sehr viel leichter, da ich nicht mehr diese starke emotionale Bindung hatte. Ich empfinde wohl so, wie man es bei einem Freund täte....
    Und auch mein Sohn glaubt an eine Zunkunft, die mit Lachen und Leben verbunden ist ... er tut es ... ich glaube, er ist unendlich gereift in den letzten Wochen; es ist ihm - auch durch die Gespräche mit dem Psychiater - einiges klar geworden. So sieht er zb in meinem Partner nicht mehr den "Grund" für mein Fortgehen damals. Er hat es auch so geäußert.... ganz offen, dirket und unmissverständlich ... es ist ihm auch sehr bewusst, dass er seiner Freundin manchmal sehr viel zumutet und er möchte dies möglichst gering halten ... er meinte, er sei halt manchmal etwas gereizt und ungeduldig durch die nervliche Anspannung ...
    So makaber es klingen mag, der Suizid hat für uns zurückgebliebene auch positives geweckt . Uns wach gemacht. Aufgerüttelt.
    Mein - ich schreibe es nun einfach mal so - Mann hat nie sehr viel über seine Emotionen gesprochen, er hat sie immer über anderes kanalisiert und nach außen gelassen. Mein Sohn spricht darüber, offen und direkt. Das tut allen gut ... weil man doch irgendwie versucht, einen so direkt betroffenen quasi zu "schonen" ... das will er gar nicht.
    In der ersten Zeit hat er sich in den ganzen organisatorischen Dingen "verschanzt", das geht nun nicht mehr. Er hat sich auch selbst unter Druck gesetzt - alles möglichst schnell und gut zu erledigen .... doch sowohl der Psychiater als auch der Homöopath haben ihm gesagt, dass er nicht vergessen darf, selbst zu leben, zu delegieren. ( wenn jemand aussenstehender das sagt, ist es glaubhafter ...) Er hat sein Motorrad wieder aktiviert, freut sich auf die Saison und er wird nach Abschluß der Verlassenschaft das Haus räumen. Bis auf ein Foto, die Bergschuhe und zwei, drei Kleinigkeiten von seinem Vater wird er alles aus dem Haus räumen. Die Festuniformmütze seines Vaters ( Exekutive) wird er in ein paar Monaten wieder holen und zum Foto legen. Nicht mehr.
    Manchmal sitze ich da, schau auf das Foto und frage nach dem Warum .... dass es uns allen so geht, weiß ich. Das ist etwas, das uns allen bleiben wird. Mal mehr, mal weniger intensiv. Und das ist uns auch sehr bewusst.
    Ich muss vielleicht noch hinzufügen, dass vor 6 Jahren mein Schwager mit 44 Jahren an einem Ca verstorben ist, dass es ein langer und schmerzvoller Abschied war . Ein Abschied auf Raten sozusagen ... und wir haben auch daraus gelernt . Ich besonders. Und auch mein Sohn.
    Ich habe Hoffnung für ihn, weil er sich der Situation stellt, und auch, weil er nicht allein ist ... er hat sehr viele Menschen um sich, die ihm ganz unterschiedlich helfen .. in ganz banalen Dingen, in seelischen ... und was sehr gut für ihn ist, dass er zur Zeit bei seiner Freundin wohnen kann. Dort hat er ein Zuhause, woanders wäre er immer "Gast". Das erleichtert für ihn die Sache in ganz großem Maße .


    Ich glaube, dass es meinem Mann nun gut geht ... dass er sich nicht mehr innerlich quält und seine Unsicherheiten und Angst verstecken muss ... weil er sie nicht mehr hat.
    Und dass er genau wie wir den strahlenden Sonnenschein des heutigen Tages spürt. Ich wünsche es ihm jedenfalls von Herzen.


    Euch allen einen guten, warmen Tag!! Vielleicht können die Zeilen in jemandem die Hoffnung wecken, dass es trotz allem Dunkeln und Kalten Licht und Sonne gibt. Auch wenn man es oft nicht glauben mag ....
    Herzlichen Gruß
    Martha

  • Liebe Martha!


    Ich finde es total gut, wie ihr mit Eurem Verlust umgeht. Ganz toll, dass sich dein Sohn mit allem auseinandersetzt, über alles sprechen kann, Hilfe nicht ablehnt, von lieben Menschen umgeben ist, nicht alles mit sich selber ausmachen will. Auch gut, dass du keine Schuldgefühle hast. Lieb finde ich auch, dass du aus Respekt zum Vater deines Sohnes und wegen eines Freundschaftsdienstes zum Grab deines Ex-Mannes gehst. So wie Markus schon geschrieben hat, ihr trauert "gesund". Liebe Martha, du kannst das alles so gut schildern. Man liest durch die Zeilen hindurch, euren liebevollen Umgang untereinander. Diese "Endgültigkeit" können wir lange nicht begreifen, nicht wahr? Ich denke, so geht es uns allen.


    Sei lieb gegrüß und danke für deine Zeilen.


    Linda

  • deine "Bestätigung" für unseren Weg tut gut!!
    Irgendwie bringt uns alle das Verarbeiten des Suizids einander noch näher....
    Und es lag mir immer fern, über meinen Mann in Gegenwart meines Sohnes zu schimpfen. Und jetzt werde ich das erst recht nicht tun.
    Und ich vergesse auch nicht, dass ich diesen Mann zumindest einmal so sehr gemocht habe, dass wir uns sehr nahe gekommen sind, geheiratet haben, ein Kind haben, eine Existenz aufgebaut ... eben auch schöne und gute Zeiten. Und dafür verdient er zumindest meinen Respekt. Und ich glaube, dass dieses Zeigen des Respektes für meinen Sohn auch eine Hilfe ist. Er weiß so, dass er jederzeit mit mir über seinen Vater und all die Dinge, die nun zu regeln sind, reden kann. Ich habe keine Aggressionen gegen seinen Vater. Warum auch .Wir haben uns damals in unterschiedliche Richtungen entwickelt, jeder ist seinen eigenen Weg gegangen und irgendwann wusste ich, dass ich so nicht mehr nebeneinander leben kann.
    Doch deshalb den Vater meines Sohnes ihm gegenüber schlecht zu machen ... das finde ich nicht gerade reif und erwachsen.


    Ich trauere um einen Menschen, der auch seine sehr guten Seiten hatte und mit dem ich einen großen Teil meines Lebens geteilt habe. Und dass er diesen Weg gewählt hat, ist auch für mich nicht leicht zu begreifen. Und das vermittle ich - hoffentlich - meinem Sohn auch.


    euch allen einen guten Tag .... der Trauer, der Ohnmacht und der Wut zum Trotz!!
    Martha

  • Danke , Linda für deine Unterstützung ... ja , man spürt sehr oft Trauer, Wut und Ohnmacht...
    mein Sohn hat s
    ich bei der Polizei nochmals die Erhebungsfotos angeschaut ... er meinte, es habe ihm irgendwie sogar gut getan ... und sein Papa schaue traurig ..... er flüchtet dzt ein wenig in Arbeit ums Haus, hat aber mit seiner Freundin konkrete Veränderungspläne fürs Haus gemacht ... am Sonntag sind es zwei Monate, dass sein Papa gestorben ist und er wird mit seiner Freundin in die Messe gehen ...


    mir selbst geht es inzwischen ganz gut; ich rede manchmal mit meinem Mann, und es brennt auch immer das Kerzchen am Balkon ... inzwischen im Blumenkorb ... und es tut mir auch gut, dass ich mich mit meinem Partner ganz offen darüber unterhalten kann ....


    dir liebe Linda, gute Tage mit ganz viel Sonnenschein ..... wenigstens im Herzen, wenn schon draussen nicht....


    herzlichen Gruß


    Martha