Mußte auch meinen Papa gehen lassen

  • Es ist einfach zum Verrücktwerden!!!
    Am 3. September bekam ich um halb 7 Uhr morgens den schlimmsten Anruf meines Lebens von meiner Schwester......." unser Papa ist vor 10 Minuten gestorben" hat sie gesagt.........
    Den ganzen Vormittag hoffte ich, dass alles nur ein böser Traum ist. Irgendwann nachmittags erfuhren wir, dass Papa einen schweren Hinterwandherzinfarkt hatte und ihm selbst auf der Intensivstation im Krankenhaus niemand hätte helfen können.
    Leider lagen zwischen mir, zwei meiner Geschwistern und unserem Papa 400 km Entfernung. Wir waren in Salzburg zu Hause bis sich unsere Eltern scheiden ließen und unsere Mama mit uns ins Burgenland zog. Die Entfernung war schlimm, aber wir hatten trotzdem immer eine innige Beziehung zu unserem Papa. Ich verbrachte immer die Ferien beim Papa und er ließ uns immer spüren, wie wichtig wir für ihn waren und wie lieb er uns hatte. Sogar meine Kinder hatten eine besondere, vertraute Beziehung zu ihrem Opa.
    Ich war erst mitte August mit meinen Kids in Salzburg und wir verabschiedeten uns wie immer unter Tränen von einander.
    Mein Papa war ein Bär von einem Mann, stark wie ein Büffel. Er strahlte Kraft und Gesundheit aus, ständig mit einem Lächeln im Gesicht. Sein ganzes Leben hat er gearbeitet, gerne gearbeitet, war stolz auf das, was er gemacht hat! Und jetzt, 4 Jahre vor seiner Pensionierung....im Dezember hätten wir seinen 56. Geburtstag gefeiert.
    Als wir zum letzten mal miteinander telefonierten meinte mein Papa, dass er schon des öfteren Schmerzen in der Brust hatte und deshalb auch schon beim Internisten und sogar im Krankenhaus war. Nach einem EKG wurde der Druckschmerz auf den Magen geschoben. Wenn mein Papa einmal sagt, dass er Schmerzen hat, dann sind das wirklich schlimme Schmerzen. Ich hab ihn noch gebeten, das nicht anstehen zu lassen! Am 14. September hätte Papa einen Termin für eine Magenspiegelung gehabt und das wollte er mal abwarten.


    Der Bestatter war ein guter Freund von meinem Papa und hat uns wirklich sehr geholfen.
    Am Samstag wurde die Urne von meinem Papa begraben und jetzt ist das alles abgeschlossen.
    Ich hab jetzt schon Angst vor dem Brief vom Notar, wegen der Verlassenschaft.
    Ich will doch "nur" meinen Papa wieder haben!
    Wen ruf ich denn jetzt an, wenn ich Sorgen hab???
    Warum hab ich die Zeit, wo Papa noch da war nicht besser genützt???


    Ich weiß, dass die Fragen und Selbstvorwürfe nichts bringen.
    Es ist wirklich einfach nur zum Verrücktwerden! Und ich glaube, dass das nie mehr anders wird! Ich hab meinen Papa soooo geliebt!

  • Mein herzliches Beileid,und ein herzliches Willkommen hier.


    Nur zugut kann ich mit dir mitfühlen-mach auch grad das selbe durch.


    Ich mach mir ständig Vorwürfe weil wir ihn nicht ins Krankenhaus gezwungen haben,,mein Papa ist zuhause gestorben am 16.Sept.an Herzinfarkt er klagte den ganzen abend über Schmerzen in der Schulter und wollt am nächsten morgenn ins Krankenhaus leider wars um0.10 zuspät.
    Nun weiss ich von dir daß es selbst auf der Intensiv keine Rettung geben muss so Gott es nicht will.


    Fühl dich umarmt und schreib dir alles von der Seele,hier hast du Menschen die dich wircklich verstehen.LG Elisabeth.

  • Danke für deine Antwort!
    Irgendwie ist die Lebensfreude weg. Man macht seinen Tag mit Arbeiten und Kindern/Familie, aber man "funktioniert" einfach nur. Schlimm sind die freien Tage zu Hause, wo man viel Zeit zum Nachdenken hat.
    Es ist einfach so ungerecht. Ich hab ja auch noch einen jüngeren Bruder mit 16 Jahren, der hätte unseren Papa ja auch noch sooo dringend gebraucht. Und seine Frau, ich denk auch viel an sie und würde ihr gerne mehr helfen und bei ihnen sein! Es sind aber leider 400 km zwischen uns.
    Als ich zur Urnenbestattung nach Salzburg fuhr fragte mein 4-jähriger Sohn, wo ich hinfahre. Ich sagte nur "nach Salzburg" und er schrie gleich "jeah, zum Salzburgopa". Mein jüngster ist grad mal 1 1/2 Jahre und wird seinen Opa nie kennen lernen.....

  • Ich verstehe dich sehr gut. Ich habe meinen Mann dieses Jahr verloren. Und ich kann es immer noch nicht fassen.
    Am schlimmsten sind die Abende und die Wochenenden, sowie Feiertage.
    Manchmal vergrabe ich mich derart in Arbeit, nur um nicht denken zu müssen und abends vor Müdigkeit einschlafen zu können.


    Manchmal möchte ich meinen Schmerz laut hinausschreien.
    Das einzige Tröstliche ist, dass ich mich von meinem Mann noch verabschieden konnte.
    Er war sehr krank und ich begreife das ganze immer noch nicht.


    Dir viel Kraft und eine herzliche Umarmung,Detti

  • Danke, Detti!
    Mein Papa starb wirklich total unerwartet zu Hause und mußte noch 3 Stunden zu Hause bleiben, nachdem der Notarzt weg war. Seine Frau ist froh, diese Zeit noch gehabt zu haben. Es kamen auch noch seine Mama, meine zwei großen Brüder, die in Salzburg wohnen und andere Verwandte hin um sich zu verabschieden.
    Ich denke nicht, dass ich Papa nochmal so hätte sehen wollen. Ich erinnere mich gerne an unsere letzten Augenblicke und seine lachenden Augen....


    Dir auch mein herzliches Beileid!
    Es ist einfach nicht zu verstehen oder zu begreifen, und manchmal ist es wirklich nur zum Schreien.......

  • Hallo und Willkommen im Forum!
    meine tiefste Anteilnahme zum gehen deines Vaters!
    es ist leider dieses "unerwartete" wen uns ein geliebter mensch aus der mitte gerießen wird
    mit dem auch ich und viele von uns nicht umgehen können
    ich brauchte sehr lange um es "zu begreifen" was da geschehne ist
    ich laß du würdes gerne schreien, warum tust es einfach nicht?
    ich nahm oft einen polster und druckte es mir ins gesicht und schrie soviel ich konnte
    ich tat es damit mich nicht die kinder hören und erschrecken
    es hilft für den moment, in dem mans braucht


    viel Kraft und ganz liebe Menschen, wünscht maki

  • Hallo


    auch von mir ein herzliches willkommen und mein herzliches beileid zum Verlust deines Papas.


    kann dich gut verstehen hab meine Mum vor 2 1/2 Jahren plötzlich und unerwartet verloren.


    Ich wünsche dir viel Kraft für die schwere Zeit.


    liebe Grüße


    Manu

  • Mein herzlichstes Beileid, Puppi.
    Es ist sehr schwer mit dem Verlust eines Elternteils zurecht zu kommen :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Ich danke euch!


    Heute ist wieder ein ganz mieser Tag. Ich war heute nicht arbeiten und irgendwie finde ich dann nicht richtig in den Tag. Aber so ist das wohl. Mal kann man sich tagsüber besser ablenken und mal klappt das garnicht. Die Nächte dagegen sind alle gleich.


    LG, Tanja

  • Liebe Puppi,
    auch von mir ein herzliches Wilkommen und mein herzliches Beileid zum plötzlichen Tod deines Vaters. Das "Funktionieren" und die Leere kurz nach einem Todesfall kennen wohl alle hier. Vielleicht hilft es dir, wenn du die Trauer, die du jetzt und in der kommenden Zeit spürst, umbewertest: Sie ist ja ein Bewältigungsprozess, durch den wir nach einem Todesfall hindurch müssen, um uns neu zu orientieren und dem verstorbenen Menschen einen Platz in unserer Erinnerung zu geben. Und Trauer ist außerdem die Verlängerung der Liebe über den Tod hinaus.
    AL
    Christine

  • Ich bin wohl (noch) nicht in der Lage, meine Trauer "umzubewerten". Es ist einfach noch alles so schwer und fürchterlich. Ich war seit dem Tod meines Papas noch nie duschen, ohne die Zeit zum Heulen zu nützen, ist mir heute beim Duschen aufgefallen. Wenn ich einkaufen fahre setze ich mich ins Auto und die Tränen kullern, ich trockne mir die Augen um einkaufen zu gehen und heule wieder weiter wenn ich nach Hause fahre. Bevor ich dann ins Haus zu meiner Familie gehe, trockne ich mir wieder das Gesicht ab. Ich weiß, dass ich auch vor meiner Familie weinen kann, aber das habe ich zu Genüge und ich will auch nicht, dass sie sich zu viele Sorgen machen.
    Vielleicht ist meine Heulerei nicht mehr "normal" und ich sollte mir Hilfe holen. Mal sehen.
    LG, Tanja

  • Liebe Puppi!


    Möchte dir ein verspätetes Willkommen heißen und meine aufrichtige Anteilnahme am so plötzlichen Tode deines geliebten Papas aussprechen!!


    Hinterher hat man immer das Gefühl, die Zeit zu wenig genützt zu haben. Ich denke, das kennen wir alle. Aber du hast sie so gut wie es eben ging, genützt. Du hast sogar die Ferien bei ihm verbracht. Er war dein Fels, eure Beziehung war wunderbar, er war stolz auf dich, hat dich geliebt. Ihr habt eine so innige Beziehung zueinander gehabt, die viel zu frühl und so plötzlich beendet wurde. Das kann man nicht verstehen. Da grübelt man nach, hätten die Ärzte das früher erkennen müssen? Du hast ihn als fleißigen Mann erlebt, immer in Bewegung - und nun alles aus. Da kann ich sehr gut verstehen, dass dir noch ganz oft die Tränen kommen. :13: ;( Lass dir Zeit mit deiner Trauer. Aber man will neben der Familie weiterhin funktionieren, will ihnen einen geregelten Alltag bieten. Ich denk auch daran, wie sehr mir mein Vater als Opa für meine Kinder fehlt und kann dir da gut nachfühlen.


    Der Bestatter - ein Freund deines Papas, wird euch sicher sehr liebevoll geholfen haben.


    Liebe Puppi, willst noch ein bißchen erzählen? Konntest du über Allerheiligen zur Urne deines Papas fahren?


    Du weißt, hier drinnen hören wir dir gerne zu. Kannst auch deinen Tränen freien Lauf lassen. :30:


    Alles Liebe


    Linda

  • Liebe Tanja. Deine Trauer ist doch noch ganz frisch. Grad mal 2 Monate. Du darft heulen, kann Dir keiner verbieten.
    Mir kommen auch immer wieder mal die Tränen.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Puppi,


    ihr hattet eine sehr innige Beziehung, du und dein Vater, da ist tiefer Schmerz normal. Kannst du mir sagen, ob du zwischendurch auch kurze Phasen hast, in denen du aufatmen kannst bzw. in denen kurz Ablenkung möglich ist? In der Trauerarbeit ist beides wichtig: Den Schmerz rauslassen und aushalten und dann aber auch wieder zwischendurch eine gute Phase zu haben, um Kraft für eine neue Schmerzwelle zu schöpfen ...
    Ist deine Trauer ein Wellengang, dann bist du grundsätzlich in einem gesunden Prozess, hast du das Gefühl, dass du nur noch überwältigt bist, dann müssen wir das jetzt gut beobachten und schauen, dass du Strategien findest, die dir zwischendurch Erholung bringen.
    AL
    Christine

  • Hallo ihr Lieben!
    Zu Allerheiligen war ich leider nicht bei meinem Papa. Bei uns ist es Brauch, dass die Kinder zu der Verwandtschaft und Freunden "wünschen" geht. Meine Kids mußten in letzter Zeit viel ohne mich machen, da wollt ich nicht schon wieder wegfahren.
    Mein 4-jähriger hat gestern in den Himmel geschaut und mich gefragt, ob unser Opa dort oben auch etwas zu tun hat. Ich hab geantwortet, dass ich nicht weiß wie es "dort oben" ist. Dann hat Raphael gesagt, dass unser Opa sicher die Wolken zerreißt, damit wir viele kleine Wolken haben. Weil der Opa ja so stark ist.


    Liebe Christine, danke für deine Gedanken! In der Arbeit kann ich mich gut ablenken. Und natürlich meine Kinder, die reißen mich mit ihrer Unbeschwertheit und Fröhlichkeit oft mit. Meine Freunde sind mir auch eine Stütze! Alleine sein ist halt sehr schwer. Ich denke, dass ich doch in einem "gesunden Prozess" bin und nur an manchen Tagen die Trauer kaum zu ertragen ist.


    Wird das nochmal anders?

  • Liebe Tanja,


    habe gerade gesehen, daß ich dich noch nicht begrüßt habe. Also
    Ein liebes Willkommen, es tut mir sehr leid, daß auch du deinen Papa verlieren mußtest.


    Du fragst: "Wird das noch mal anders?"


    Das möchte ich aus vollem Herzen mit "JA" beantworten. Es wird zwar immer Tage geben, an denen der Schmerz besonders groß ist, doch diese Tage werden im Lauf der Zeit doch immer weniger. Und die "guten" Tage dazwischen immer mehr. Auch wenn wir unsere Väter immer vermissen werden, wir werden lernen, damit zu leben. Und wieder "glücklich" zu sein.


    Du mußt dich deiner Tränen nicht schämen, weine, wenn dir danach ist. Tränen können heilsam sein. Und wir haben alles Recht der Welt, um unsere Väter bzw. unsere verstorbenen Lieben zu weinen.


    Den Gedanken von Raphael "Opa zerreißt die Wolken, damit wir viele kleine haben", den finde ich so lieb. Ein wunderschöner, tröstlicher Gedanke.


    Alles Liebe dir und den Deinen
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.