Angst vor der Verabschiedung

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier- habe das Forum über Google gefunden....


    Kurz zu mir:


    ich werde am kommenden SA 31 Jahre, habe mich bis ich ca. 20 Jahre alt war nicht viel um den Tod gekümmert... doch immerwieder holt er einen ein, erst sind es Kollegen aus der Schule, die irgendwie tragisch aus dem LEben scheiden, dann die Oma, die im Alter von 95 Jahren friedlich einschläft- der Onkel nach längerer Krankheit usw.
    Traurige Momente im Leben- wahrlich....


    doch nun ist am SO plötzlich der eigene Vater im Alter von 59 Jahren nach längerer Krankheit im KH Zams verstorben... da bricht plötzlich die Welt zusammen.... Warum, Warum jetzt, Warum überhaupt- ist alles gesagt, was gesagt werden wollte- ist alles getan, was getan werden wollte, ist alles passiert, was passieren hätte sollen ????
    Es reißt mir ein rießieges Loch in mein Herz....


    in knapp 2.5h werden wir Abschied nehmen am Friedhof in Landeck, und ich habe Angst davor- Angst, weil es das Endgültige für mich bedeutet- Angst, ihn ein letztes mal zu sehen (real zu sehen) - Angst davor, was danach kommen mag.... Wo ist er jetzt gerade??? ist er noch da, oder ist er schon in seiner "neuen Wohnung" ???
    sieht er mich, sieht er meinen Schmerz- kann er ihn fühlen???


    ????


    Schön, ein Forum gefunden zu haben, das einen Versteht- und evtl. auch zuhört- falls nicht, ist es auch egal- ich wollte das nur loswerden....



    Daniel M- des Vater´s Sohn

  • Lieber Daniel.
    Erst einmal möchte ich Dich ganz sachte hier Willkommen heißen :24: .
    Tut mir leid, dass Du Deinen Papa verloren hast.
    Wo er genau ist, kann ich Dir auch nicht sagen. ABER Dein Papa ist immer bei Dir, in Deinem Herzen.
    Er wird immer bei Dir und Deiner Familie sein.
    Hier im Forum bist Du mit Sicherheit gut aufgehoben. Wir alles trauern um einen lieben Menschen.


    Ich denke an Dich und zünde eine Kerze an, wenn jetzt gleich die Verabschiedung ist.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Lieber Daniel,


    mein herzliches Beileid.
    (Dieser Satz klingt schon so abgedroschen, aber einen anderen gibt es irgendwie nicht - sorry)
    Du hast Recht. Der Tod ist kein Unbekannter mehr. Man hat schon öfter Berührung mit ihm gehabt, war fassungslos,erschüttert, traurig, neben der Spur und doch ging es jedes Mal irgendwie weiter.
    Jetzt auf einmal ist das anders.
    Da ist ein Bruch.
    Die Erde steht.
    Ha einfach aufgehört sich zu drehen und man steht daganz alleine und fragt sich, wie es nun weiter gehen sol, warum man an dieser Stelle steht, wie es dazu gekommen ist und ob das alles wirklich wahr ist.
    Mein Vater ist im November gestorben. Und obwohl ich ein erwachsener Mensch bin, habe ich das Gefühl, dass ich mich da ich meinen VATER verloren habe schlagartig in ein schutzbedürftiges Wesen, sein KIND, zurückverwandelt habe. Ich kommemir alleine vor, zurück gelassen und schutzlos.
    Als würde man mch ins Wasser schmeissen und erwarten, dass ich ohne Vorkenntnisse schwimme.
    Oder besser, von der Klippe schupsen und erwarten, dass ich fliege. Das kann ich nicht.
    So viele Fragen und so viel Unsicherheit kommn da hoch.
    Es wird seine Zeit brauchen, dass man wieder einigermaßen durch die Tage kommt ohne sich zu fragen "Warum" oder "Wie geht es weiter" oder "Was passiert als nächstes".


    Ich wünsche Dir für die Verabschiedung Kraft.
    Ich weiß nicht, wer Dir alles zur Seite stehen wird, aber versuche jemanden für Dich da zu haben oder hinterher für DICH da zu haben. Denn die Kraft für ANDERE da zu sein, wirst Du nicht wirklich haben.
    Es tut mir leid, dass ich nun weniger auf Dich eingegangen bin und mehr von meinen Gefühlen erzählt habe.
    Entschuldige.
    Aber das ist hier halt ein schmaler Grad zwischen "da sein wollen" und "selber den Schmerz zu fühlen".


    Ich hoffe, dass Du weiterhin hier schreibst wenn Du das Bedürfnis hast.
    Zuhörer hast Du hier genügend. Und irgendwie trägt hier einer den anderen.


    Alles Liebe,
    Ela

  • Lieber Daniel,
    ich möchte dich hier ganz herzlich Willkommen heißen. Auch von mir mein aufrichtiges Mitgefühl zum Vorangehen deines Vaters.
    Hier kannst du dich gut aufgehoben wissen. Irgendjemand ist so gut wie immer hier. Wir alle haben schlimme Verluste hinnehmen müssen. Wir versuchen einander Kraft zu geben, mit dem Verlust umzugehen. Dein Vater war auch noch viel zu jung zum gehen. Wenn du dazu bereit bist, würden wir uns freuen, ein wenig von dir und deinem Leben mit deinem Vater zu erfahren. Nur wenn du es schon schaffst, fühl dich nicht bedrängt.


    Ja das Leben bricht auseinander, die Welt dreht sich weiter. Wie können die Menschen so tun, als ob nichts geschehen wäre, verdammt noch mal, ein MEnsch den ich geliebt habe, ist grad verstorben.... Ich will schreien, ich will toben, ich will weinen, ich will ihn zurück. Ich will aufwachen aus dem Albtraum. Lieber Gott, wenn es dich gibt, dann mach das bitte ungeschehen, ich verkrafte das nicht. Ich kann nicht einfach weiterleben.... Das alles und noch viel mehr wird wahrscheinlich in dir vorgehen. Lass dir Zeit für Ruhephasen in deiner Trauerarbeit, denn diese ist kräfteraubend, sie bringt dich an deine Grenzen. Aber du musst sie tun.


    Ich wünsche dir dazu ganz viel Kraft.


    Liebe Grüß
    Michi

  • Daniel_M


    vielen Dank für eure netten Antworten- hier bin ich wieder....


    Es gibt viel zu Verarbeiten, lasst mir ein wenig Zeit- dann werde ich euch von der heutigen Verabschiedung berichten!!!


    Liebe Grüsse


    Daniel_M

  • Lieber Daniel


    auch von mir ein liebes Willkommen hier im Forum.
    Es tut mir sehr leid, daß du deinen Papa verloren hast.


    Laß dir nur Zeit. Es ist schwer, die Gedanken und Gefühle der Verabschiedung in Worte zu fassen. Der Kopf ist so voll und gleichzeitig so leer.
    Auch meine Angst, meinen Vati in diesem Leben das letzte Mal "real" zu sehen war riesengroß. Ich hoffe so sehr für dich, daß es dir, so wie mir damals, nur Ruhe und Frieden gegeben hat. Und die Gewissheit, daß für ihn jetzt alles gut ist.


    Viel Kraft und alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Lieber Daniel,
    man möchte so viel sagen und findet doch so oft einfach nicht die richtigen Worte.


    Du hast nur einen Trost: Er ist von seiner Krankheit erlöst, muss keine Schmerzen, Therapien oder Untersuchungen mehr ertragen.
    Dein Vater ist an deiner Seite. Du hast Bedenken, ob alles gesagt wurde. Ich bin davon überzeugt, dass er weiß, was du alles sagen wolltest. Er spürt deinen Schmerz, er versucht dir Kraft zu schicken und kann vielleicht noch nicht ganz zu dir durchdringen, weil du noch so unter Schmerz stehst. Er ist wahrscheinlich schon in seinem neuen Zuhause angelangt. Er wurde von Menschen empfangen die vor ihm gehen durften. Er ist jetzt in Liebe geborgen. Die Liebe ist so stark und kann durch den Tod nicht durchtrennt werden.


    In deinem Herzen wird er ewig leben. Es wird die Zeit kommen, wo du mit lieben Menschen über deinen Papa reden kannst- mit einem kleinen Lächeln.


    Wenn du dazu bereit bist, schreib dir deinen Kummer von der Seele, aber fühl dich nicht unter Druck gesetzt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir das Schreiben sehr viel geholfen hat, es wurde von Unmengen von Tränen begleitet, aber es hilft. Aber du allein bestimmst den Zeitpunkt.


    Ich wünsche dir viel Kraft, den Schmerz zu ertragen.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Es ist so still geworden- alles ist anders- noch vor einer Woche haben wir doch noch telefoniert!!!


    Mein Vater war sein Leben lang ein lustiger Kerl, ein Musikant eben- seit dem 15 Lebensjahr immer wieder Gitarrist erst in Jugendbands, dann später div. Duo´s und auch Trio´s vorwiegend Unterhaltungsmusik.... Leider war er kein "Kostverächter", weshalb er auch schon ein uneheliches Kind mit ca. 18 Jahren hatte, bevor er meine Mutter kennen lernte....
    2 gesunde Söhne (davon ich der jüngere) gingen aus dieser Ehe hervor... Viele Jahre waren wir alle glücklich und zufrieden, bis eines Tages ein junges Mädchen (ca. 23) meinem Vater den Kopf verdrehte- kennengelernt hatte er diese natürlich bei einem seiner Musikauftritte in der Schweiz... wenig später wurde die Ehe zu unserer Mutter annuliert, und irgendwann kam dann auch unsere jüngere Halbschwester zur Welt.... so zog es unseren Vater erst in die Schweiz, dann aber doch wieder zurück, wo man mit der neuen Lebensabschnittspartnerin in die Selbstständigkeit wechselte... viele Jahre ging das auch Recht gut, bis mein Vater irgendwann um die 50 Jahre alt wurde, und die junge Frau ca. im Alter knapp über 33 ihn mittsamt der Tochter verlassen hat, und wieder zurück in die Schweiz ging... das denke ich war so der gesundheitliche Knackpunkt im Leben des geliebten Papa, er ist fast daran zerbrochen- hatte alles auf eine Karte gesetzt... ich kann mich noch daran erinnern, daß zur besten Zeit seine Tagesration Cafe bei ca. 35 und Zigaretten bei 2 bis 3 Schachteln gelegen ist in Kombination mit Tabletten gegten Depressionen und ohne etwas zu essen. Eines kann ich trotz dieser schweren Phase trotzdem gut heißen: er hat niemals getrunken !!! - das ging bestimmt so um die 2 Jahre, der selbstständig geführte Betrieb ging mit ihm alleine natürlich den Bach runter, und in einer Blitzaktion hatte er eine Internetbekanntschaft aus der UDSSR geheiratet, nur um nicht alleine zu sein- wir hatten zu dieser Zeit sehr viel Kontakt, leider meist Tel., SMS oder per Mail, weil einfach zu viele km uns trennten, um sich täglich zu treffen. Mit der neuen Frau wurde dann abermals der Wohnort gewechselt, um ein wenig anonymer zu leben... Nun war er noch weiter entfernt als vorher, und man bekam sich höchstens 3-4 x pro Jahr zu Gesicht, der Kontakt blieb aber trotzdem ständig aufrecht... Erst war er überglücklich, jetzt näher bei der jüngeren Tochter, die ja in der CH lebt, zu sein- leider jedoch befand die sich zu diesem Zeitpunkt mitten in der Pupertät, und hat den Kontakt zu ihm abgebrochen...
    so nach ca. 2,5 Jahren wechselte mein Dad dann abermals den Wohnort- von der "neuen" Frau genervt, ließ er diese zurück und siedelte sich etwa 15km in meiner Umgebung an...
    Nun konnten wir uns oft sehen, und ich bin froh- daß wir das auch getan haben. Irgendwie konnte man ihm schon ansehen, daß er nicht mehr der Gesündeste war, er wollte aber das nicht zugeben. Als ich ihm eines Tages bei Auspackarbeiten seines Siedlungsgutes geholfen habe, konnte ich erkennen, wie schwer ihm das Atmen fiel- ständiger Husten, Auswurf usw. - da habe ich ihn zur Rede gestellt: er hatte Probleme mit der Lunge, ausgelöst durch das Rauchen, was er zwar nicht zugegeben hat, ich wusste es aber!!! allerdings war es zum Glück kein Krebs- er zeigte mir die Spray´s, die er benützen musste bei diesen Hustenanfällen. Erst hatte er einen neuen Job ganz in der Nähe, war dann aber immer öfter im Krankenstand... Irgendwann reichten die Spray´s alleine nicht mehr, und er bakam so eine Sauerstoffmaschine nach Hause. Nach einiger Zeit wurde dann noch ein Mobiles-Sauerstoffgerät dazu verordnet. Vom Krankenstand wechselte er mit ca. 58 Jahren in die Frühpension. Eigentlich wollte er uns Jungs nie wirklich sagen, was ihm fehlte- über Umwegen jedoch konnten wir erfahren, daß er COPD IV Patient war- mit einem Lungenvolumen von nur mehr knapp 20-25%, bei mittlerer körperlicher Anstrengung wäre es möglich zu ersticken. Mit vielen Cortisonbehandlungen usw. wurde er nach Asthmaanfällen im Krankenhaus immer wieder aufgepuscht, gerade so, daß er das KH wieder verlassen konnte. Anfällig für jede Art von Grippe, Erkältungen usw. lebte er die letzten Wochen recht zurückgezogen in seinen 4 Wänden, das Ziel vor Augen, ab 21.3.2011 in der Lungenklinik in Natters in Behandlung zu stehen, und evtl. eine Lungentransplantation zu erhalten....


    Es war der 10.3.2011, als es ihm den ganzen Tag schon relativ schlecht ging- nie wollte er jemandem unnötig zur Last fallen, weshalb er auch so lange mit dem Notruf zum Roten Kreuz gewartet hatte. Erst um 2:00 in der Nacht zum 11.3. setzte er den Notruf ab, als er beinahe an einem Anfall erstickt wäre- die Rettungskräfte leisteten ganze Arbeit, nach der Erstversorgung konnte er stationär im KH aufgenommen werden, und mit viel Antibiotika war er Freitag-Mittags auch schon wieder recht ansprechbar....
    Samstag konnte er sogar ein wenig aufstehen, und hatte zu vielen Verwandten und Freunden tel. Kontakt- stolz hatte er noch erzählt, daß er weiterkämpfen würde, um noch Enkelchen erleben zu können (da wir im Juli ein Baby erwarten). Äpfel waren noch sein Wunsch, da das Krankenhausessen so fad schmecken würde....


    am Sonntag den 13.3.2011 um 9:48 klingelte mein Handy und am Display war eine mir unbekannte Nummer zu sehen:


    "Hallo, spreche ich mit Daniel M.??? leider ist ihr Vater heute morgens am Weg zum WC Kollabiert- Wiederbelebungsversuche wurden nach ca. 30min eingestellt- Voraussichtlich Lungenembolie...Es tut mir Leid, wollen sie ihren Vater nochmal sehen???"


    ich werde diesen Anruf nie vergessen- man erstarrt im ersten Moment, möchte aufwachen von diesem bösen Traum- es kann doch nicht sein, wir haben doch erst noch telefoniert einige Stunden vorher??? was soll ich jetzt tun??? was kann ich tun???


    "Nein, bitte nicht.... Bitte nicht... " konnte ich noch ins Telefon flehen, die Stimme verzerrt, Tränenübersäht.... zum Glück war meine Freundin da, und konnte es mir ansehen, was geschehen war- schließlich ist sie Krankenschwester auf genau dieser Station, wegen der Schwangerschaft jedoch an Wochenenden nicht mehr dienstlich eingeteilt....


    ----


    So, liebe Freunde- leider muss ich für heute an dieser Stelle Schluß machen- ich kann nicht mehr, es kommt alles wieder hoch....


    Es tut gut zu schreiben, ich könnte es jetzt sogar alles einfach wieder löschen- und trotzdem hätte es mir geholfen....
    Aber ich glaube, ich bin hier bei euch im Forum gut aufgehoben.
    Auch wenn hier jeder sein eigenes "Päckchen" zu tragen hat, wie ich in ein,zwei Threads bereits gelesen habe....


    Wer meiner Geschichte nichts abgewinnen kann, soll sie einfach nicht lesen und auch nicht kommentieren....
    Für diejenigen jedoch, die es mitfühlen können, werde ich demnächst weitermachen...


    Ich möchte einfach alles Verarbeiten können, und die Gewissheit haben, daß es ihm jetzt gutgeht !!!!



    Ruhe in Frieden, Papa


    Bis bald, liebe Freunde


    Daniel_M

  • Lieber Daniel!


    Möchte dich herzlich Willkommen heißen und dir meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen.


    Dein Vater hatte ja ein sehr bewegtes Leben.


    Ja, ich kann mit dir mitfühlen.


    Lieber Daniel, soo gut, dass du und dein Vater ein gutes Verhältnis zueinander hattet und er auch in der letzten Zeit in deiner Nähe wohnen konnte.


    Er hat wohl Vieles in seinem Leben mit sich selber ausmachen wollen, wollte euch Buben nicht belasten. Obwohl es deinem Vater gesundheitlich gar nicht gut ging, kam dieser Abschied doch total plötzlich, nicht wahr? Lieber Daniel, ich bin überzeugt davon, dass es unseren lieben Verstorbenen dort wo sie nun sind, wirklich gut geht, keine Schmerzen, keine Medikamente, sie benötigen Nichts und es geht ihnen gut. Irgednwann gibt es ein Wiedersehen, momentan müssen sie unser Leben von oben aus beobachten.


    Nun kann er nicht mehr für sein Enkelkind da sein, wenn es ankommt. Das tut dir sicher sehr weh. Hättest deinen lieben Papa sicher gerne als Opa gehabt, sie hätten sicher gegenseitig viel Freude verspürt. Nun ist das leider anders geworden. Aber so wie ich es glaube, so stehen sie uns von oben bei und freuen sich auf ihre Art mit unseren schönen Erlebnissen mit.


    Darf ich fragen, bist du dann noch zu deinem Vater hingefahren um Abschied zu nehmen?? Willst davon erzählen?


    Wir hier im Forum begleiten dich gerne ein Stück auf deinem Wege der Trauer.


    Ganz lieben Gruß


    Linda

  • Lieber Daniel :24:
    Ich warte auf Dich und Deine Fortsetzung.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • ... komme gerade von der Wohnung meines Dad´s- musste zusammen mit meinem Bruder die Persönlichen Dinge zusammenrichten, da uns nächste Woche die Wohnungsräumung bevorsteht, und damit nicht jeder der behilflich ist in intimen Sachen "rumschnüffeln" kann, haben wir vorweg schon einige Sachen in "Sicherheit" gebracht...
    Wahnsinn, er hatte noch Briefe von 1987 aufbewahrt, viele alte Fotos rund um sein ganzes Leben, einen Gipsfuß unserer kleinen Halbschwester, den sie mit ca. 3 Jahren hatte- es war echt sehr emotional, ich habe viele Dinge heute zum ersten mal gesehen- wir Kinder sind ihm demnach wirklich sehr Wichtig gewesen im Leben...


    @ Linda- du sprichst mir aus der Seele- genau so war das auch... Er wollte niemanden belasten, weder uns Burschen, noch sonst wem von der Verwandtschaft. Gesundheitlich ging es ihm echt nicht gut, nur leider wusste das lange Zeit niemand eigentlich so richtig- erst seit er gestorben ist, habe ich mich via Google und Wikipedia auf die Suche nach dieser Krankheit gemacht: COPD Grad 4 mit Lungenemphysem- derzeit sterben ca. 15% jährlich in DE daran- bis 2020 soll (laut WHO) COPD die dritthäufigste Todesursache sein. Irgendwie hatte er gar keine Chance, wenn ich den vielen Meinungen und div. Foren Glauben schenken kann- wir haben immer von der Spenderlunge geredet, ab 21.3. sollte doch alles anders werden, sobald die Therapie in Natters beginnen würde... Aber was, wenn sein Körper, sein Herz und alle anderen Organe da gar nicht mitgespielt hätten??? Sind die Diagnosen immer nur Augenauswischerei??? Ich bin mir diesbezüglich nicht sicher- Sicher ist nur, daß er zwar immer gesagt hat, er hätte das Rauchen aufgehört!! Doch befand sich im Mobilen Sauerstoffgerät und auch in der verlassenen Wohnung eine Schachtel mit den von ihm so geliebten Glimmstängeln- ich hasse sie, sie sind an so vielem Schuld !!! Nicht nur bei meinem Dad, bei so vielen Leuten- wer hat die nur erfunden??? dabei habe ich bis vor 7 Jahren noch selber jahrelang gierig daran gezogen!!!


    Nun ja- ich werde euch noch kurz vom SO den 13.3. erzählen, werd mich aber ein wenig kurz halten. Brauche noch ein wenig "Couching" um runter zu kommen!!!



    ..... wir sind also zusammen mit meinem Bruder um ca. 11:30 Uhr im Krankenhaus angekommen. Weil das Personal wusste, daß wir unseren Vater nochmal sehen wollten, haben sie ihn im Aufenthaltsraum der Station aufgebart. Ich wusste erst nicht, ob ich das überhaupt sehen wollte, ob ich mich nicht lieber so an ihn erinnern wollte?! Doch dann gingen wir rein. Der Atem stockt einem, besonders wenn man zum ersten mal einen lieben, verstorbenen Menschen regungslos daliegen sieht!!! Er war unrasiert, was er sonst normalerweise nie war, ich denke sogar, daß gut 3h früher er am Weg ins Bad vorhatte dies zu ändern. Man schaut den Körper an, und wartet darauf, daß er wieder zu atmen beginnt. wartet, und wartet....
    Der Seelsorger hatte die Krankensalbung schon gemacht, die Hände waren zum Gebet gefalltet mit einem Rosenkranz zwischen den Fingern- eine gelbe Blume ragte nach oben, am Tisch ein Kreuz... Er sah wirklich friedlich aus, ich bin froh, daß ich meinen Papa noch so sehen konnte!!! Wir haben alles einige Minuten in Stille verbracht, ich glaube, ich habe da viele schöne Momente revue passieren lassen, dann haben wir uns gegenseitig in den Arm genommen und geweint. Nach einem kurzen Gebet haben wir den Aufenthaltsraum verlassen- vom Pflegepersonal gab es wirklich nette Unterstützung- sein Gepäck wurde uns überreicht...


    Traurig, euer Daniel_M



    P.S.: Bericht über COPD: http://www.pneumologenverband.…/presse/Pressetexte39.pdf

  • Lieber Daniel,


    bin leider sehr in Eile, wollte dich aber nicht "wegklicken", ohne dir einen kurzen Gruß zu hinterlassen.


    Dein Vater hatte wirklich ein sehr bewegtes Leben. In dem seine Kinder anscheinend immer "nahe bei ihm" waren - auch wenn ihr zeitweise weit voneinander gelebt habt - schöön.
    Es freut mich, daß die Verabschiedung im Krankenhaus für dich "gestimmt" hat. Dieses Gefühl wieder hervorzuholen hilft oft ein bissel weiter, wenns mal "nicht so gut" geht.


    Dir alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Guten Morgen Daniel,



    Ich möchte garnicht soviel sagen.. ich schick dir einfach ein Lied



    http://www.youtube.com/watch?v=_kOyV93rPsM



    Das hier geht an alle Hinterbliebenen,
    an alle über den Tod hinaus Liebenden.
    Das hier geht an alle Hinterbliebenen,
    an alle über den Tod hinaus Liebenden.


    An jene, die am Leben geblieben sind,
    um Trauer zu tragen.
    So wahr wir verschieden sind,
    ich möchte euch sagen,
    dass ich weiß, wie ihr euch fühlt.
    Da wird der Boden unter Einem einfach weggespült,
    wenn etwas Großes wie der Tod
    sich durch das Leben wühlt
    und dennoch dauert es Tage,
    bis man irgendwas fühlt,
    bis man verletzt am Boden liegt.


    Was soll dich jetzt noch berühren?
    Du hast verloren, was du liebst
    und diese Leere lässt dich spüren,
    dass du lebst.
    Wie grotesk.
    Wie verzehrt sich Liebe in Schmerz,
    zerfetzt dich und bricht dir das Herz.


    Und du zitterst und frierst und
    dir ist kühl von innen
    und du kriegst das Gefühl,
    nei wieder lieben zu können.
    Auf diese Ohnmacht folgt Wut,
    die kaum Grenzen kennt.
    Das ist die Liebe,
    die in deinem Herzen brennt.
    Und obwohl du sie kennst, die Zeit
    und ihre Regeln,
    steht das dem Leid dem Moment
    nicht entgegen.
    Also lässt du es zu,
    und es dringt in dich ein.
    Du wehrst dich nicht mehr,
    du lässt es herein.


    Und dann begreifst du,
    wenn du daran nicht zerbrichst,
    dann reifst du.
    Und dann entdeckst du,
    wenn du das überstehst,
    dann wächst du.


    Damit ihr mit den Schmerzen nicht
    allein seid,
    mein Beileid,
    aus tiefstem Herzen,
    mein Beleid.


    An jene, die am Leben geblieben sind,
    um Trauer zu tragen.
    So wahr wir verschieden sind,
    ich möchte euch sagen,
    keine Schmerzen dieser Welt können von Dauer sein
    und keiner ist mit seiner Trauer hier allein.

  • Danke Lepidoptera,


    Thomas D. hat meist sehr schwermütige Texte und Songs, aber dieser trifft Punktgenau. Ich würde sogar behaupten, daß Thomas D. mit dem Song etwas verarbeiten musste !?!


    Ich bin neulich bei diesem Song stecken geblieben: http://www.youtube.com/watch?v=b-7c4VNGOgU&feature=related (URL Funktion geht in diesem Forum anscheinend nicht!!)


    Ich habe heute um ca. 10:00 an letzten Sonntag (Anruf vom KH) denken müssen !!!
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    Am Sonntag nach dem Krankenhaus sind wir noch bei der Ziehfamilie zugekehrt- da waren mein Bruder und ich schon ewig nicht mehr- meine Freundin überhaupt zum ersten mal!! Warum kommt die Familie immer erst bei solchen Ereignissen zusammen??? Trotz alle dem merkt man einen gewissen "Zusammenhalt", wir haben von dort an (es war ca. 12:00 Mittags) bis 22:00 oder sogar 23:00 zusammen geredet, geweint ja sogar manchmal geschmunzelt, als wir das Leben unseres Papa´s Revue passieren ließen. Fürs Erste hat das jedem Gut getan, doch dann zu Hause, besonders sobald man im Bett liegt, weiß man nicht mehr, an was man denken soll: Gehts ihm jetzt gut, gehts ihm jetzt besser- wie wäre es weitergegangen, gab es noch Rettung für ihn, hätte, wäre, würde, könnte....


    Viel Schlaf war es nicht gerade- in der Nacht auf Montag. Gleich zeitig morgens habe ich micht mit meinem Bruder getroffen, wir sind wieder zu den Zieheltern gefahren. Dort hatten wir um 10:00 mit dem Bestatter ausgemacht, um alles weitere zu besprechen.


    Zur selben Zeit wurde im Krankenhaus eine Obduktion an unserem Vater durchgeführt, um die genaue Todesursache zu ermitteln (vorerst wurde Lungenembolie diagnostiziert)

  • Lieber Daniel,
    ich danke dir aufrichtig, dass du uns aus dem Leben deines Vaters erzählst. Du hast recht, das schreiben tut gut. Es ist wichtig zur Verarbeitung deines großen Schmerzes.


    Mein Mann hatte COPD II und eine mir sehr nahe stehende Frau, sie war die Mutter meiner Freundin verstarb diese Woche an COPD IV. Alles immer in Verbindung mit Zigaretten.
    Ich rauche selbst (extrem wenig), aber dieser Sucht steht man auch als liebender Angehöriger machtlos gegenüber.


    Dein Vater hatte ein sehr bewegtes Leben. Ich finde es toll, dass ihr trotz der oft sehr weiten geografischen Entfernungen stets Kontakt gehabt hat.


    Das Betreten des Hauses--- und das Durchsehen "seines Lebens" ist ein Kraftakt.


    Freue mich wirklich sehr, dass du uns teilhaben läßt. Wir werden versuchen, dich in Worten zu unterstützen....


    ÜBRIGENS: ICh bin davon überzeugt, dass dich dein Vater sehr geliebt hat, und immer noch liebt. Er ist in deiner Nähe, aber er muss keine Schmerzen mehr ertragen.
    Er wird jetzt auf dich aufpassen,--- von drüben halt. Auch auf sein noch nicht geborenes Enkelkind wird er achten.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Lieber Daniel!


    Das ist gut, dass du und dein Bruder schon Mal in der Wohnung ward und die persönlichen Dinge durgeschaut habt. Ja, da entdeckt man so Vieles. Wir haben damals auch noch alte Muttertagsgedichte von uns gefunden, unseren Taufanzug, ganz viele liebe kleine Erinnerungen. Das tut einem sooo gut, nicht wahr? Man weiß, der Verstorbene hat einem geliebt und all diese Sachen waren ihm wichtig und wertvoll. Wenn alles auch sehr emotional ist, so ist doch auch die Freude dabei beim Finden dieser kleinen Kostbarkeiten. Ist es euch auch so gegangen?


    Finde gut, dass ihr doch noch zu eurem verstorbenen Vater hingefahren seid. Soll anscheinend ganz wichtig sein für die Verarbeitung der Trauer, dass man Abschied nehmen kann. Wir sind auch noch hin zu meiner Mama (auch an Lungenembolie gestorben), wollte noch länger dort bleiben an ihrem Bett, aber der nächste Kranke wartete schon draußen auf dem Gang auf ihr Bett. Obwohl man schon erwachsen ist (und man glaubt, relativ "stark" zu sein), haut es einem fast um, wenn man seinen Elternteil da liegen sieht, keine Antwort mehr bekommt. :13: ;( Es braucht dann auch eine ganze Weile bis man begreift.


    Du hast anfangs geschrieben, "ist alles gesagt"? Ich glaube, man hätte immer noch was zu sagen. Bei meinem Vater wußten wir, dass das Ende nahe ist. Und ich habe mir auch überlegt, habe ich alles gesagt od. gefragt? Hinten nach fallen einem immer wieder Sachen ein, die man gerne noch besprochen hätte. Aber das Wichtigste ist, man hat gespürt, dass man sich gegenseitig geliebt hat.
    Habe mir den Song angehört von deinem Link, immer wieder berührend.


    Kennst du den "Zug des Lebens"?
    http://www.youtube.com/watch?v=y9KBwTgEfYI


    Finde es wunderbar, dass ihr bei der Ziehfamilie ward und dort auch Zusammenhalt gespürt habt.Das ist ein sehr wertvolles Gefühl.


    Ganz liebe Grüße


    Linda

  • Lieber Daniel,


    auch von mir ein herzliches stilles Willkommen hier.


    Ich will Dir meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen und Dir viel viel Kraft für die ach so schwere Zeit schicken.


    Liebe Grüße sendet Dir


    Josef