.... und die Welt dreht sich einfach weiter

  • Liebe Dschina,
    ich hoffe du hast den Jahrestag halbwegs überstanden :30:
    Weißt du, mein Mann hat auch immer gesagt, tot ist tot, wenn ich mal nicht mehr bin, grab mich irgendwo ein, nur kein Grab das gepflegt werden muss und such dir am besten am nächsten Tag einen neuen Mann denn wenn du glücklich bist dann bin ich es auch. Aber wie du schreibst, sie wissen nicht wie es ist wenn der Partner stirbt. Aber vielleicht sollten wir ihnen zuliebe versuchen, wieder glücklich zu sein denn ich glaube, dass würden sie sich auch jetzt für uns wünschen...
    Machst du dir auch solche Vorwürfe dass du deinen Mann nicht dazu gedrängt hast früher zum Arzt zu gehen? Meiner wollte auch am Dienstag bei seinem Kontrolltermin wegen seiner Thrombozyten mit dem Arzt über seine angebliche Grippe reden und dann, ja, ist er am Montag verstorben. Und seitdem quäle ich mich ständig damit herum dass ich nicht schon am Wochenende mit ihm ins KH gefahren bin, ihn nicht dazu gedrängt habe...


    Ich wünsche dir und auch allen anderen, dass wir irgendwann wieder richtig glücklich sein können und ohne Schmerz aber in Dankbarkeit an unsere Partner denken können!


    Karin :24:

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Karin,
    ja, diese Vorwürfe kenne ich nur zu gut. Monatelang habe ich mich gefragt, warum wir an diesem Tag nicht anders reagiert haben. Aber sie führen zu rein gar nix und ändern können sie auch nichts mehr - leider. Ich habe sehr lange gebraucht, um es einzusehen und damit aufzuhören.


    Etwa drei Wochen zuvor stöhnte mein Mann über schmerzende Beine. Er hatte bei Bekannten die Wohnung tapeziert und ich meinte: "Du bist es einfach nicht mehr gewöhnt so lange auf der Leiter zu stehen". Immer wenn er jammerte, zog ich ihn damit auf und einmal meinte ich sogar, dass er total "uncool und unmännlich" sei. Er revangierte sich dafür, als ich kurz darauf heftige Halsschmerzen bekam und kaum schlucken konnte: "Du brauchst was reden über jammern und uncool". Tja, so waren wir zwei. Immer einander liebevoll neckend.


    Am Donnerstag vor dem Debakel meinte er wieder, dass ihm die "Füße weh tun". Er hatte rund 20 Schubkarren mit Erde voll geschaufelt und in unseren Garten geführt. "Mir täte der ganze Körper von den Haar- bis in die Zehenspitzen weh", habe ich zu ihm gesagt. Sonntags darauf kam er erst nach 10 Uhr aus dem Schlafzimmer und beschwerte sich bei mir über seinen rechten Unterschenkel: "Es zieht so komisch und ist ganz fest. Greif mal!" Ich griff nicht, weil ich ihm nicht noch mehr weh tun wollte. Nach dem Frühstück gab ich ihm eine aufgelöste Magensiumtablette, weil ich an einen Wadenkrampf dachte. Den ganzen Tag hing er vor dem Fernseher herum und hin und wieder nickerte er ein. Bevor er in den Nachtdienst ging, murmelte er noch, wie blöd es sei, wenn einem die ganze Woche die Füße schmerzen. Erschrocken fragte ich, was er denn am Vortag im Dienst gemacht hätte. "Da haben sie nicht weh getan", brummte er. Keine Stunde darauf war er tot. Die Schmerzen kamen von einer tiefen Beinvenenthrombose, die sich löste und zu einer massiven Lungenembolie führte.


    Immer wieder hämmerten die Gedanken durch meinen Kopf, warum ich ihn nicht ins Krankenhaus gebracht habe, warum er nicht früher zum Arzt gegangen ist, warum seine Schwester, die Sanitäterin bei einer Rettungsorganisation ist, gerade an diesem Tag nicht auf dem Heimweg vom Waldviertel bei uns vorbeigeschaut hat, wie sonst auch. Warum? Warum? Warum? Alle um mich herum versuchten mich zu beruhigen und sagten mir, dass wir es nicht wissen konnten und keine Schuld haben. Sogar unser langjähriger Hausarzt meinte, er hätte meinen Mann in den Wochen zuvor wahrscheinlich auf Muskelverspannungen oder Zerrungen behandelt. Die Thrombose hätte nur ein Spezialist am Tag des Geschehens erkennen können.


    Bei der Autopsie stellte sich heraus, dass mein Schatz einmal einen Herzinfarkt gehabt hat, weil eine Narbe am Herzen entdeckt wurde. Nach erster Fassungslosigkeit fiel mir dann auch ein, wann das gewesen sein muss. Im August 2009 stand er eines Nachts neben mir. Er krümmte sich vor Schmerzen im Oberbauch, war kreidebleich und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Nachdem mein Goldstück ausgesprochen gerne gut und reichlich aß, hatte er manchmal Probleme mit dem Magen. An diesem Tag gab es Schwammerlsoße und so nahmen wir an, dass er einfach zu viel gegessen hatte und ihm das schwere Essen im Magen lag, aber nachdem es ihm trotz mittlerweile leerem Magen nicht besser ging, rief ich den Notarzt. Nach Schilderung der Symptome bekam er ein krampflösendes Mittel gespritzt, dass genau nix half. Als auch eine zweite krampflösende Spritze die gewünschte Wirkung verfehlte, forderte die Notärztin die Rettung an und mein Mann wurde ins Spital gebracht.


    Am nächsten Morgen rief er mich an, ich solle ihn abholen. Er saß auf einem Bett am Gang und sah einfach fürchterlich aus. Auf die Frage, was gewesen sei, sagte er: "Nix, bin am Tropf gehängt". Als ich mich nach Entlassungspapieren oder Befunden erkundigte brummte er: "Gibt's kane. Ich hab ein Rezept für die Apotheke und jetzt will ich heim". Bis heute habe ich nichts, absolut nichts vom KH bekommen.


    Liebe Karin, wenn eine Notärztin bzw. ein Krankenhaus zu blöd sind, einen Herzinfarkt zu erkennen und ein Hausarzt zugibt, nicht im Entferntesten an eine Thrombose gedacht zu haben, wie sollen wir dann erkennen, was los ist. Vielleicht hilft dir das ein wenig, deine Selbstvorwürfe zu vermindern.


    :24: dich ganz lieb und eile jetzt zur Arbeit
    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina,
    da triffst du den Nagel auf den Kopf. Ein Freund von mir schleppte sich 2 Wochen lange jede 2. Nacht wegen extremer Rückenschmerzen und einem eingeschlafenen Arm in die Notaufnahme und sie sprachen von seinen Bandscheiben. Nach dem - ich glaube - 5. nächtlichen Besuch dort (er fuhr immer selbst mit dem Auto dorthin :pinch: , stellten sie einen Herzinfarkt fest ... da hab ich mich auch gefragt, was das soll. Ich meine, das sind doch Symptome, bei denen sogar ich als Laie Verdacht schöpfe ...


    Dass diese Warum-Fragen und Schuldgefühle daherkommen ist ganz normal, aber wer Schuldgefühle hat, ist nicht automatisch "schuldig". Und auch wenn es schwierig ist, es ist eine Aufgabe die W-Fragen ad acta legen zu lernen, weil sie nicht beantwortbar sind, weil sie auch nichts rückgängig machen, auch wenn wir es uns noch so sehr wüschen ...
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Dschina,
    danke dass du mir deine Geschichte erzählt hast. Es hilft mir zumindest ein wenig mich nicht mehr ständig mit diesen Vorwürfen zu quälen. Nur wenn ich mir das alles so anhöre, auch das von einem Freund von dir Christine, habe ich echt das Gefühl dass die Ärzte manchmal richtige "Pfuscher" sind. Denn auch der Hausarzt meines Mannes hat auf die Beschwerden die er die letzten drei Wochen hatte nicht reagiert, ihm für seine Rückenschmerzen Spritzen gegeben und sein Fieber, den Schüttelfrost, usw. als Grippe abgetan. Nach einigen Gesprächen mit anderen Ärzten weiß ich aber nun, dass er aufgrund seiner Herzerkrankung mit diesen Beschwerden, die eben schon so lange angedauert haben, in ein Krankenhaus gehört hätte...


    Danke für eure aufbauenden Worte die mir doch sehr helfen! :2:
    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Karin,
    ich weiß auch nicht, was ich zu dem Arzt-Thema sagen soll. Es gibt halt solche und solche ... aber sie sind halt auch nur Menschen, die sich irren können ... Aber, wenn sie sich dann ausgerechnet bei dir bzw. deinen Lieben irren, dann ists einfach nur heftig und man neigt dazu, sie als Pfuscher zu verurteilen ... Man darf sie sicher nicht alle über einen Kamm scheren, aber diese unsere Geschichten hier, sind natürlich schon sehr heftig!!!! :cursing:
    LG
    Christine

  • zu den Vorwürfen den Ärzten gegenüber könnte ich diese Liste noch um Längen erweitern, weil selbst schon einiges mit Ärzten und KH erlebt, meine Kinder und auch die Geschichte meines Mannes schreit nur so von hätte, wäre, könnte.
    Doktoren sind nur Menschen - das denke ich zwischenzeitlich auch und es spielen so viele andere Faktoren noch eine Rolle. Manchmal sind die Patienten selbst auch nicht frei von Fehlern. Wem will man die Schuld zuschieben - auch ich frage mich oft, was wäre gewesen, wenn....
    Aber das bringt nix und ich habe beschlossen, das Unabwendbare so anzunehmen und lernen, damit zu leben - ohne Vorwürfe und vor allem ohne Selbstvorwürfe. Ist schwer, weil ich ein energischer Mensch bin, der am Liebsten alle verklagen würde.
    Außerdem - habt ihr aus eurem reichen Erfahrungsschatz einem Arzt gegenüber schon mal geplaudert? - Meiner Erfahrung nach mögen die das überhaupt nicht, wenn Laien "g´scheid" daher reden - das kratzt wahrscheinlich an deren Ego? Nun, um das ganze noch ein wenig zu relativieren - ich tät schon lange nicht mehr leben, hätte es nicht einen Arzt gegeben, der sein Fach ernst nimmt und alle Möglichkeiten ausschöpft. Außerdem hat eine Ärztin dafür gesorgt, dass beide meine Kinder halbwegs gut durch sehr schwierige Schwangerschaften kamen.

    Grüßle von schnee

  • Ich wollte natürlich nicht alle Ärzte dazu verurteilen dass sie Pfuscher sind denn auch ich bin froh dass es sie gibt, denn auch ich wurde durch eine schwierige Schwangerschaft sehr gut begleitet und bin auch jetzt froh über unsere Kinderärzte die Oliver bis jetzt immer wieder gut geholfen haben!
    Und weil Ärzte über ihre Kollegen ja kein schlechtes Wort sagen, haben natürlich meine Schwiegermutter und ich, als wir mit unseren Hausärzten usw. gesproche haben auch nie erwähnt dass es um meinen Mann gegangen ist sondern immer nur gefragt was sie bei so einem Patienten gemacht hätten...
    Und wie ihr sagt, Ärzte sind auch nur Menschen die leider Fehler machen und ganz unschuldig war ja mein Mann mit seinen Lebensgewohnheiten leider eben auch nicht an seinen körperlichen Problemen :(
    Aber alles in allem dürfen wir sicher froh sein dass es unsere Ärzte gibt!


    LG Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
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    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Zur Zeit bin ich wieder einmal etwas neben der Spur und weine so viel, wie schon lange nicht mehr. Aus Erfahrung weiß ich, dass es auch wieder besser wird, aber dieses ganze Auf und Ab ist doch sehr kräfteraubend. :wacko:
    Am Mittwoch ist meine Oma im Pensionistenwohnhaus übersiedelt. Weil Opa gestorben ist, musste sie aus der 2-Zimmer-Wohnung in einen Einzelwohnraum umziehen. Meine Mama, meine Schwägerin und ich haben den ganzen Tag aus-, um- und eingeräumt und mein Papa und mein Bruder haben die alten, unbrauchbaren Möbel zerlegt und entsorgt. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, wie sehr mein Männe schon wieder gefehlt hat und wie lässig solche Aktionen mit ihm gelaufen sind. Ich weiß gar nicht, wie ich die letzten 25 Monate hinter mich gebracht habe und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich die nächsten 40 bis 50 Jahre aushalten soll!!! ;( Am liebsten würde ich den Rest meines Lebens verschlafen.
    Um nicht auf noch blödere Ideen zu kommen, nutze ich den trüben Tag und fege säubernd durch mein Häuschen. In den letzten Wochen war es sogar mir Putzwichtel zu heiß um gründlich sauber zu machen und ich habe nur das notwendigste erledigt.
    :24: alle die es brauchen ganz fest und wünsch euch alles Liebe

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Bin um halb acht aufgewacht und er war schon wieder / noch immer nicht da. ;( Manchmal geht es immer noch nicht in meinen Kopf hinein, es ist einfach zu unfassbar. Hätte gerne noch weiter geschlafen, aber das Kopfkino hat sich eingeschalten und läuft und läuft und läuft und läuft ..... Muss heute wieder für kräftige Ablenkung sorgen, um die kreisenden Gedanken abzuschalten, dabei würde ich doch so gerne schlafen :sleeping: . Ich bin einfach nur müde und ausgelaugt und mir selbst zuwider. X( Kann nur hoffen, dass der Tag bald vorbei ist.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Knuddel und drück dich und sende so viele gute Gedanken, wie möglich, außerdem einen Sonnenstrahl und ein locker-flockiges Augengezwinker. Vielleicht tut sich heute doch noch was für dich auf, was dir ein wenig Kraft und Zuversicht schenkt und die Filmrolle im Kopf mal wenigstens für kurze Zeit abreißen lässt. Würd dich grad ad hoc zum Kaffee einladen, aber bis du da bist, hock ich schon wieder im Büro...

    Einen lieben Gruß von schnee

  • Ja, ich habe die letzten Tage halbwegs überstanden indem ich mich mit Arbeit und Fernsehen abgelenkt habe. Auch auf einem Frühschoppen bin ich wieder gewesen. So lange ich irgendwie beschäftigt oder unter Leuten bin, ist alles halb so schlimm, aber irgendwann kehrt Ruhe ein und wenn ich dann mit mir alleine bin, geht's meistens wieder los. Im Moment hänge ich in einer seltsamen Trauerschleife fest - wird schon wieder vorbei gehen, denke ich mir.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • :2: , liebe Schnee. :24: Häufe mich absichtlich mit Arbeit zu, um auf andere Gedanken zu kommen. Manchmal ist es wirklich schlimm. :95:
    Außerdem arbeitet mein Töchterl geradezu erfolgreich daran, mich in den totalen Wahnsinn zu treiben. ;( Madame hat es doch glatt geschafft, zwei Nachprüfungen zu ergattern und hat den ganzen Sommer nicht im entferntesten daran gedacht zu lernen. Die letzten zwei Wochen wurde bei ihr in der Ausbildungswerkstätte gebüffelt und heute ist sie zu einer Freundin gefahren, angeblich um zu lernen. So weit, so gut. Bevor sie weggegangen ist, habe ich ihr noch gesagt, dass sie nicht zu spät heimkommen und auf keinen Fall irgendwie fortgehen soll, sondern sich die letzten beiden Tage voll und ganz auf ihre bevorstehenden Prüfungen konzentrieren soll. "Nein, nein, ich komm eh nicht spät" und "Ja, mach ich" hat sie genervt geantwortet und "Ich lass dich wissen, wann ich heim komme". Ich weiß ja nicht, was ihr unter nicht spät versteht, aber das gnädige Fräulein ist noch immer nicht da und Meldung habe ich auch bis jetzt keine von ihr.
    Ist ja nicht das erste Mal, dass sie so etwas liefert! Ich habe ihr schon so oft erklärt, dass ich mir Sorgen um sie mache, wenn sie spät nachts alleine unterwegs ist und dass es einfach rücksichtslos ist, wenn sie sich nicht meldet. Sie könnte doch zumindest Bescheid geben, wenn sie bei ihrer Freundin schläft, auch wenn ich das nicht wirklich gut finde. Ihre Freundinnen geben noch fest Zündstoff, indem sie ihr zureden: "Was will deine Mutter denn, du bist ja schon erwachsen", aber ich bin der Meinung, so lange sie bei mir wohnt, sich bei allem auf mich verlässt, keine Anzeichen von Selbständigkeit bzw. Verantwortung zeigt und sich ansonsten absolut weit entfernt von erwachsen benimmt, muss sie kleine Einschränkungen in Kauf nehmen. Sie ist meine Tochter und ich liebe sie über alles (wie auch meinen Sohn), aber schön langsam reicht es mir mit ihr. Erwachsen sein heißt doch nicht nur "ich tu, was ich will". Wenn sie so weiter macht, überlege ich mir ernsthaft, sie zum Ausziehen zu bewegen.
    Und wie so oft, vermisse ich dabei die starke Schulter zum Anlehnen, denn Mann an meiner Seite, der mich in die Arme nimmt und beruhigt, den Vater, der sie in seiner unnachahmlich rüden Art zurechtweist. Nicht, dass ich mit dem Gör nicht fertig werden würde, aber ich bin einfach so allein.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Ui, das wird sie schaffen, garantiert, so lange wie sie gelernt haben! Hoffentlich ist sie zwischenzeitlich heim gekommen und hat dir nicht noch mehr Sorgen bereitet!!!
    Manche Kinder benehmen sich stellenweise so "daneben", dass eine Mama meint, alles für sie übernehmen und regeln zu müssen. Ich denke, man rutscht automatisch in diese Rolle hinein. Sie bauen Mist um Mist, ausbaden aber müssen denselben oft wir, oder zumindest müssen wir dabei helfen. Sie tun was sie wollen und meistens ist das in unseren Augen falsch. Unsere Erfahrungen haben uns so manche Fehler, die wir in unserer Jugend gemacht haben, aufgezeigt. Wahrscheinlich sind wir bemüht, unsere Kinder vor genau denselben Fehlern zu beschützen. Man kommt da schwer raus, ich kenn das, ich weiß genau, wie es dir geht.
    Schön langsam - sehr langsam dämmert mir allerdings, dass ich nicht alle Widrigkeiten von meinen Kindern abhalten kann und sie mehr und mehr für ihr Tun selbst verantwortlich sind. Das ist Schwerstarbeit an der eigenen, mütterlichen Einstellung. Heißt, wenn dein Mädel nicht lernt, schafft sie unter Umständen die Nachprüfung nicht, bleibt in weiterer Folge sitzen. Hmm. Was verliert sie im schlimmsten Fall? Ihre Klasse, denn die meisten werden wohl aufsteigen. Sie verliert ein Jahr in ihrer Schullaufbahn. Sie macht die Matura ein Jahr später. Welche Konsequenzen könnte es noch haben?
    Mein Sohn ist ein Musterkind, also echt. Er lässt sich schon seit mehreren Jahren nur so führen, wie er es für richtig hält. Er ist schon lang erwachsen, er kann seine Entscheidungen selbst treffen. Er wird bald 18. Er fühlt sich schon seit 16Jahren 18.
    Ein riesen Problem ist das völlige Fehlen von vorausschauendem Denken - das zeigt sich immer wieder. Mir dämmert, dass das daher rührt, dass er noch zu wenig mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert wurde. Höchste Zeit also, ihn "hineinrennen" zu lassen. Bei uns ist der Führerschein das momentane Thema. Bezahlen durfte ich, der Rest geht mich nix an - so denkt er offensichtlich. Geht soweit, dass die Chefin der Fahrschule sich bei mir bereits telefonisch erkundigt hat, ob wir zu viel Geld haben, weil alles bereits bezahlt wurde, aber keiner da ist, der die Stunden in Anspruch nimmt!
    Mein erster Gedanke? Ich muss ihn antreiben, schimpfen, drohen, blabla - war schließlich sauteuer. Doch stopp. Ich konnte mich gerade noch bremsen und habe beschlossen, das Geld als verloren zu betrachten und mich aus dieser Sache komplett rauszuhalten. Wird schwer, aber ich zieh es durch. Der Anteil für die Motorradprüfung wird mir zurück bezahlt, weil er dahingehend noch überhaupt nicht begonnen hat und den Autoteil zahlt er einfach selber, falls er es verfallen lässt - dann nämlich, wenn er soweit ist, den Führerschein haben zu wollen.
    Opfer bringen wir bereits seit wir sie begleiten, warum nicht langsam damit aufhören und egoistischer werden?
    Ich musste lachen, dass du daran denkst, sie zum Ausziehen zu bewegen. Ich habe auch derlei Gedanken - denke aber daran, selbst mal für ein paar Wochen im Nirwana zu verschwinden und den Jung sich selbst zu überlassen, *smile.
    :24:
    grüßle von schnee