So Unbegreiflich

  • Ich gehe sehr gerne und oft zum Grab, weil ich dort sehr gut weinen kann. Ich hänge dann meinen Gedanken nach, spreche manchmal mit ihm, erzähle ihm von meinen Erlebnissen. Ich gehe auch hin, weil ich dort einfach ICH sein kann - einfach Sandra. So wie ich es bei Marco sein konnte. :13: Man übernimmt ja überall eine gewisse Rolle, Kollegin, Tochter, Vorgesetzte usw. Ich habe das Gefühl, ich konnte nur bei meinem Marco so sein, wie ich bin mit allen Stärken und Schwächen. Er war so verständnisvoll, unterstützend, manchmal auch fordernd - und doch hat er mich einfach so angenommen wie ich bin. Ich denke, dass mich niemand so gut kennt wie Marco. Und das fehlt nun wirklich sehr :13:


    Eine der nächsten Aufgaben, die ich anpacken will/muss ist die definitive Grabgestaltung. Für mich ist das neben dem Schreiben der Danksagungen etwas vom Schwersten, was ich seit dem Tod von Marco machen muss. Ich möchte den Grabstein so gestalten, dass er Marco gerecht wird. Er soll uns Hinterbliebenen, mir, seiner Familie und allen denen er etwas bedeutet hat, gefallen. Schliesslich steht er nun 25 Jahre lang auf dem Friedhof und erinnert an ihn. Und das finde ich das schwierige an der ganzen Sache. Wie werde ich einer so wundervollen Persönlichkeit gerecht, wie kann ich ihn verewigen? Ich habe von verschiedenen Bildhauern Unterlagen zugeschickt bekommen. Eine hat mich besonders angesprochen. Habe mir gedacht, dass ich einen Termin dort vereinbare und mich beraten lassen. Ich hoffe, die können mich unterstützen, es ist ja ihre Arbeit?...


    Du hast mich gefragt, ob es einen gemeinsamen Ort gibt, an dem ich Marco begegnen kann. Wir haben uns vor 14 Jahren im Schützenverein kennen- und lieben gelernt. Der Schiesssport hat uns immer begleitet und verbunden. Ich war in den vergangenen 3 Monaten schon mehrere Male im Training oder an auswärtigen Wettkämpfen mit unserem Verein. Am Anfag war es so unlgaublich schwer für mich. Es hat mir das Herz zerissen, im Schiessstand zu sein und Marco dort nicht mehr zu sehen. Seit zwei, drei Wochen ändern nun sich meine Gefühle. Natürlich gibt es immer wieder wehmütige Momente, ich muss ja immer wieder realisieren, dass es nie mehr so ist wie es war. Aber wenn ich da liege und meinen Sport ausübe, habe ich eine mir bisher unbekannte Ruhe und Gelassenheit in mir. Es ist ein sehr starkes Gefühl, dass ich nicht beschreiben kann. Anders als alles was ich bisher gefühlt habe... Und meine Schiessresultate sind immer sehr beachtlich. Das überrascht mich auf der einen Seite, denn im Schiesssport spielt die psychische/mentale Verfassung die zentrale Rolle. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass Marco sehr nahe bei mir ist, wenn ich schiesse. Ich fühle etwas, kann es aber nicht einordnen. Es fühlt sich sehr gut an, wohlig, ja fast warm... Und ich bin wirklich total ruhig, was die guten Resultate erklärt... Ja ich habe je länger, je mehr das Gefühl, dass mir Marco während dem Schiessen so nahe wie sonst nie ist (ausser vielleicht bei den paar wenigen Male, bei denen ich von ihm geträumt habe. Und da war es trotzdem anders).


    Dies hier aufzuschreiben berührt mich sehr und lässt mir die Tränen in die Augen steigen. Ich vermisse meinen Herzkäfer so wahnsinnig fest - und es ist so unglaublich schön, diese eben beschriebenen Gefühle während unserem geminsamen Hobby zu spüren. :13:


    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra..


    ganz bestimmt wirst Du einen Grabstein finden, der Marco gerecht wird....eben etwas Besonderes. Da gibt es ja im Gegensatz zu früher ganz wunderbare Steine....Wenn man bei einem Steinmetz ist und dort mal durch den Hof schlendert, dann sieht man sicher auch spontan etwas, was einem auf den ersten Blick gefällt, an was man gar nicht gedacht hat...


    Ich könnte mir da auch ein Herz gut vorstellen, oder? Oder etwas, was mit Eurem gemeinsamen Hobby zu tun hat? Etwas, was Euch beide verbindet....


    Ich kann mir gut vorstellen wie es Dir bei Eurem gemeinsamen Schiesssport geht...Er fehlt dort, weil er immer da war. Aber vielleicht ist er da, eben anders als früher, und er ist es, der Dir die Kraft gibt, diese beachtlichen Ergebnisse zu erzielen und überhaupt damit weiterzumachen, auch wenn es nicht leicht für Dich ist liebe Sandra...
    Ja, das ist ein schöner Ort wo Du Deinem Marco begegnen kannst....


    Ich :24: Dich
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Sandra!


    Ich kann gut nachvollziehen wie schwer es ist die richtige Grabgestaltung zu finden.


    Ich hab auch verzweifelt danach gesucht.Wir haben selbst versucht was zu entwerfen,Skizzen gemacht wieder verworfen,war auch einige mal beim Steinmetzmeister ,der hatte nie so wirklich Zeit und er hat uns auch nie einen Vorschlag gemacht bis ich dann einen Tip von meiner Nachbarin bekam von einem anderen Steinmetz,ich fuhr hin hab mir den Katalog angesehen und aufeinmal hab ich es gefunden,er hat es dann auch lieb gestaltet mit grünen Punkten und einer weißen Wolke so wie ich es mir vorgestellt habe.


    Es ist so schlimm daß wir für unsere Lieben nichts mehr tun können als ihr Grab zu schmücken.Ich finde es schön daß du den Schießssport weitermachst und dich Marco dabei nahefühlst,er hätte es sicher so gewollt.


    Ich wünsch dir daß du das Richtige findest.


    Alles Liebe


    Annemarie

  • Liebe Sandra


    Ich freue mich sehr darüber, dass sich bei Dir so vieles getan in der letzten Zeit! Wie Du das mit den Erlebnissen beim Schiessen erzählst, kriegte ich ein wenig "Hühnerhaut" - schaue diese Ruhe, die Du dann fühlst, auch noch so an, dass Du weiter gekommen und reifer, vielleicht stärker, ruhiger geworden bist. Ich bin überzeugt davon, dass wir zwar durch ganz schwere Zeiten gehen müssen und immer wieder tieftraurig sein werden, dass uns diese Erlebnisse aber auch stärker machen. Und wer weiss, vielleicht ist Dein Marco Dir ja dann eben besonders nahe, wenn Du das tust, was auch er sehr liebte.


    Lass Dir Zeit für das Auswählen des Grabsteines und höre dabei auf Dich und auf das, was Deinem Marco entsprechen würde. Du wirst ganz bestimmt das Richtige finden.
    Ich haderte lange, da mein Mann kein Grab wollte und ich die Urne bei mir zu Hause habe. Ich beschäftigte mich eingehend mit einer Diamantbestattung (quasi das Verdichten eines Teiles der Asche zu einem Diamanten) und wusste dann am Schluss gar nicht mehr, was ich jetzt wirklich wollte. Ich liess die Entscheidung dann einfach ruhen und plötzlich "wusste" ich , dass ich die Urne einfach bei mir lassen muss und dies das Richtige ist. Und so mache ich es jetzt auch.


    Ich hatte heute wieder einmal einen sehr traurigen Sonntag, den 19. nach dem Sonntag, an dem mein Mann gestorben ist. Aber es ist jetzt glücklicherweise Abend, still und dunkel und ich kann mich in Worte und ins Bett kuscheln (schreiben hilft mir so enorm) und weiss, morgen sieht alles ein wenig besser aus... Zudem schnurrt mein Kätzchen zufrieden vor sich hin und das beruhigt mich sosehr.


    Ein liebster Gruss für Dich, mit einem hellen Kerzenstrahl in die Nacht -


    Giovanna

  • nach einigen Tagen stillen mitlesens melde ich mich wieder einmal. Die vergangene Woche war eine gute für mich. Ich habe jeden Tag recht gut überstanden, war jeweils für ein paar Stunden am Arbeitsplatz und konnte mich erstmals wieder auch etwas konzentrieren dabei. Es standen auch wieder organisatorische Aufgaben im Zusammenhang mit seiner beruflichen Altersvorsorge an, die ich gemeistert habe. Gestern war wiederum Schiesstraining - ging auch gut...


    Seit gestern Abend nun bin ich im Abwärtstrend, bis hin zum freien Fall :33: . Ich versuche mich mit fernsehen abzulenken. Aber natürlich kommt dort nur das, was auch Marco immer gefallen hat, oder Zeugs, dass einem sonst nur runterzieht. Und immer wieder fallen mir Details mit Marco ein, die so fest weh tun. :13: :13: :13:
    Zum Beispiel kann ich im Moment keine Schokolade essen, geschweige denn nur ansehen. Aber zu Ostern gabs dann doch die Schoggihasen... Also dachte ich mir, ich mach einen Schokoladenkuchen und nehm ihn Morgen mit ins Büro, so haben meine lieben Kolleginnen/Kollegen wenigstens was davon. Also habe ich gebacken, und nur geheult dabei. Mein Liebling war so ein grosses Schleckmaul :love: . Früher habe ich immer sehr gerne gekocht und auch gebacken. Wenn es mir mal nicht so gut ging, war ich oft in der Küche und habe einen Kuchen gebacken. Dann ist Marco zu mir gekommen, mit seiner typischen Bemerkung "Hmmmm, das riecht aber gut", kuschelte sich an mich und wartete darauf, bis er den Kochlöffel und die Schüssel auslecken konnte. Wie oft musste ich ihm dabei sanft auf die Finger klopfen, damit nicht der ganze, meist noch warme Kuchen sofort aufgemampft wurde... :13: :13: :13:


    Hoffentlich wird es bald wieder etwas besser mit diesem akuten starken Schmerz, damit es mit dem Schlaf heut Nacht klappt. Werde versuchen, an die schönen Momente zu denken...


    Gute Nacht.
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra!


    Ich kenn dieses Gefühl,immer wenn man meint es geht wiedere in Stückchen aufwärts kommt der nächste Absturz,bin auch gerade wieder in ein tiefes Loch gefallen und kann momentan auch nicht schreiben.


    Schick dir eine liebe Umarmung


    Alles Liebe


    Annemarie

  • Liebe Sandra...


    das sind diese Auf und Ab's..., mal gehts ganz gut, und dann sind wir wieder in diesem Abwärtstrend..., es braucht da nur eine Kleinigkeit, und wir stürzen wieder ab. Sowie Du es beschreibst, Marco als Schleckermäulchen, der gerne den Kochlöffel oder die Schüssel ausleckte, diese Erinnerungen daran reichen aus, um diesen Schmerz über das Verlorene wieder so tief zu spüren.
    Doch ich denke, dass sie auch wieder ein Lächeln auf Dein Gesicht zaubern können wenn Du daran denkst. Diese Erinnerungen sind auch wieder so wertvoll, es ist wie ein kostbares Geschenk, das erlebt und gehabt zu haben.


    Es ist schön zu lesen, dass die Arbeitsstunden für Dich gut waren, auch die Momente beim Schiesstraining. Ich finde es prima, dass Du das machst, auch wenn es nicht immer so leicht ist. Es geht alles nur in kleinen Schritten. Du darfst Dich selbst nicht überfordern, DIR muss es gut gehen dabei. Wenn wir anfangen, grosse Schritte zu machen, die uns aber nicht bekommen, dann gehts schief. Lass Dir Zeit, das ist sehr wichtig....


    Wie gehts mit dem Schlafen??? geht es einigermassen?


    Liebe Sandra, ich wünsche Dir nachher schöne Träume...


    :24: Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Hallo Manuela


    Mit dem Schlafen geht es insgesamt einigermassen. Es gibt immer mal wieder eine Nacht, in welcher ich fast nicht zur Ruhe komme, aber auf eine ganze Woche gesehen schlafe ich wieder fast so viel wie früher. Medikamente habe ich bisher keine genommen, ich denke ich schaff es momentan auch ohne.


    Geträumt habe ich letzte Nacht auch, von Marco. Eigentlich sind diese Träume erst immer sehr schön, weil man den geliebten Menschen wieder "um sich hat", es ist dann immer wieder fast wie normal. Gegen Ende der Träume wird es dann immer komisch, weil ich während dem träumen schon realisiere, dass es eben nicht mehr so ist, wie es war. Die Träume enden oft sehr wehmütig und melancholisch. Auch in den Träumen kommt es zu diesem auf und ab. ;(


    Ja, das "Fehlen" ist bei mir heute sehr präsent. Marco fehlt mir vor allem körperlich sehr. Früher wurde ich immer von ihm in den Arm genommen und getröstet, wenn ich wie jetzt traurig war. Und jetzt? Es fehlt sehr - und die Tränen laufen wieder...


    Es ist schon so, dass diese vielen kleinen Erinnerungen oft sehr schön sind. Vor allem dann, wenn ich einen guten Tag habe. Aber so wie heute, wenn es mir schlecht geht, sind die Erinnerungen wie viele spitze Nägel, die sich in mein Herz bohren...


    Ich wollte dir schon lange sagen, dass ich es toll finde, wie du dich bei dir zu Hause einrichtest! Ich selber trinke zwar keinen Alkohol, würd mich aber trotzdem an deine Bar setzen - vielleicht auf einen Saft oder so? ;)
    Schon kurz nach Marcos Tod habe ich mich dazu entschieden, eine neue Wohnung zu suchen. Unsere jetzige ist für mich alleine zu gross. Und da Marco auch hier zusammengebrochen und gestorben ist, denke ich, es ist wohl das beste einen Neuanfang in einer neuen Wohnung zu machen. Ich hab auch schon einige im Internet gefunden, bis jetzt fehlte mir aber der Mut und die Kraft, diese auch zu besichtigen. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif dafür... Wahrscheinlich, sonst hätte ich es wohl schon gemacht. Es ist halt wirklich nicht einfach, dieser ganze Neuanfang.


    Danke Manuela, fürs zuhören und deine vielen lieben Worte.


    ein herzlicher Gruss
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra,


    es ist gut, dass Du ohne Medikamente schlafen kannst, so lange es irgendwie möglich ist, solltest Du auch lieber keine Medis nehmen....es ist sicher besser...!
    Ja, in den Träumen begegnen wir unseren Lieben immer mal wieder, das ist immer wieder schön und so, als ob sie wieder bzw noch da wären...ich hatte auch schon viele Träume in den meine Eltern mir begegneten, manchmal wusste ich es noch als ich aufwachte, aber als ich dann vor dem Waschbecken stand, da war der Traum weg, ich konnte mich nicht mehr erinnern an den Traum. Nur dass meine Eltern drin vorkamen, mich macht es dann traurig, weil ich mich nicht mehr erinnere....
    Vielleicht sollte ich mir einen Block neben das Bett legen...


    Lass Dir Zeit mit der neuen Wohnung, überstürze nichts. Bist Du Dir denn wirklich sicher, dass Du diese Wohung aufgeben willst? Ich verstehe gut, dass sie zu gross ist für Dich und Du dort natürlich auch die Erinnerungen an Marcos Zusammenbruch und seinen Tod hast. Das belastet sicher sehr, aber andererseits hast Du dort auch die vielen glücklichen Erinnerungen an Eure gemeinsame Zeit, die Du in der neuen Wohnung nicht mehr hast....Vielleicht würde Dir das irgendwann fehlen....!??


    Natürlich gibt es bei mir aiuch Saft an der Bar.... ;) oder vielleicht einen alkholfreien Cocktail???


    Ja, ich mache es mir schön hier, aber ich lasse auch vieles wie es war. Denn so fühle ich mich gut, denn ich brauche diese Erinnerungen an meine Eltern. Alles in kleinen Schritten, auch mal ein Stillstand. Ich habe ja Zeit, lasse mich auch von keinem hetzen. Ich bestimme das Wie Wann und Wo.
    Nur so geht es...


    Ich schicke Dir heute viele Sonnenstrahlen, die ein kleines Lächeln auf Dein Gesicht zaubern, dass Du heute einen guten Tag hast und Dich schönen Erinnerungen begleiten, die Dich lächeln lassen....
    Und wenn auch Tränen kullern, liebe Sandra, auch die gehören dazu!


    Eine grosse :24: kommt zu Dir geflogen, ich hoffe, sie landet gut bei Dir!


    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Schon wieder ist eine Woche vorbei... wieder eine überstanden... ich weiss irgendwie nicht, was ich schreiben soll. Wie fühle ich mich? Leer und müde. Ich schaff es mittlerweile, die Tage zu überleben und etwas "sinnvolles" zu machen. Auf der Arbeit habe ich verschiedene kleinere Projekte übernommen (ich arbeite ungefähr zu 25% im Moment). Die Arbeit ist zu einer Ablenkung geworden. Anfangs habe ich mich richtig hingeschleppt, es war eine grosse Überwindung. Nun habe ich das Gefühl, ein winziges Stück Lebensinhalt zurück gewonnen zu haben. Und darüber bin ich froh.


    Ich habe sehr viel geweint in der vergangenen Woche. Still und leise laufen mir immer wieder Tränen über das Gesicht. Die Traurigkeit hat sich verändert, es ist nicht mehr oft so sehr verzweifelt, sondern irgendwie ruhiger, schwerer. Ich habe nicht mehr so viel Mitteilungsbedürfnis, weil ich ja immer nur dasselbe sage und kaum jemand wirklich versteht, was ich meine und wie ich es meine. Mit Marco war das halt schon anders. Er hat mich irgendwie immer verstanden und wenn nicht, haben wir lange und ausführlich über die Gefühle diskutiert, unsere Meinungen ausgetauscht und angenähert. Er hat sich immer für mich und meine Gefühle interessiert. Das fehlt mir so unglaublich, diese grosse Aufmerksamkeit und liebevolle Wärme, die er mir geschenkt hat. Ach es ist so schwer :13:


    Es ist sehr grausam, wie sich mein Leben auf einen Schlag hat ändern müssen. Dass ich mir eine neue Wohnung suche, hat nicht nur damit zu tun, dass ich Abstand von dem Ort bekommen will, an dem Marco gestorben ist. Es wird auch mit der Zeit zu einer finanziellen Frage. Die Wohnung haben wir als Doppelverdiener ausgesucht - nun muss ich meinen Lebensunterhalt von einem Moment auf den anderen alleine bestreiten... Aber diese Probleme sind euch ja sicher nicht unbekannt.


    Jetzt mache ich mir ein warmes Fussbad, eine Tasse Tee, schaue mir "Pretty Woman" am Fernsehen zu Ende an. Dann verziehe ich mich ins Bett und hoffe, dass der morgige Tag etwas Gutes bringt.


    Ich wünsche euch einen positiven Wochenstart und allen viel Kraft. :30:


    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra,


    hoffe sehr, dass das warme Fussbad Dir gut getan hat und dazu Deinen Tee....
    ja, und dann Pretty Woman....das ist was für die Seele, ich habe den Film schon mindestens 50 Mal gesehen, kann
    ihn immer wieder schauen...er ist einfach so herzzerreissend schöööön....nicht wahr?


    Wenn die Wohnung irgendwann mal zum finanziellen "Problem" wird, dann gebe ich Dir Recht...
    ja, Ihr habt sie damals ja auch unter anderen Vorraussetzungen gemietet, als Doppelverdiener ein Klacks
    aber alleine das zu tragen, das wird zur Belastung
    und Belastungen kannst Du nicht noch mehr gebrauchen...


    Lass Dir aber Zeit, dass Du das Richtige findest...wirst Du im Aargau bleiben oder schwebt Dir auch ein anderer Kanton vor?


    Das geht uns wohl allen so, dass wir immer wieder das Gleiche erzählen....ist aber auch ganz natürlich, denn das immer wieder Gleiche beschäftigt uns auch immer wieder, und wenn wir dann laut denken, dann haben wir das Gefühl. dass wir anderen Menschen damit auf den Wecker gehen.
    Leider ist es auch so...


    Doch was sollen wir machen? Es muss doch raus, all das was in uns ist...und doch stossen wir immer wieder auf Unverständnis bei den Menschen-, für die es ja normal weitergeht...sie können nicht verstehen, dass wir auf der Stelle treten....


    Du hattest einen äußerst liebevollen und verständnisvollen Mann. Jemand, der immer ehrliches Interesse an Dir und Deinen Gefühlen hatte. Da ist nun so unendlich viel weggebrochen...das fehlt nun einfach, und gerade jetzt bräuchtest Du seine Schulter so sehr...


    Was würde Marco Dir jetzt sagen und raten?


    Meine Gedanken begleiten Dich, ich schicke Dir ein Kraftpaketchen...


    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela


    JA so ist es, gerade jetzt fehlt mir die Schulter zum anlehnen so sehr. Ich habe heute einen richtig schlechten Tag. Konnte mich nur mit den allerletzten, im hintersten Teil von meinem Körper versteckten, Kräften aus dem Bett auf die Arbeit schleppen. Und ich bin nur am heulen heute, die Augen tun mir schon richtig weh.


    Was würde Marco machen? Er würde mich einfach in den Arm nehmen und sagen, dass es schon wieder gut wird. Er wäre halt einfach da, auch ohne grosse Worte. Das hat mir immer so sehr geholfen, weil ich mich beim ihm sicher und beschützt gefühlt habe. Es war diese tiefe Verbundenheit, das Gefühl, einen Menschen an seiner Seite zu haben, mit dem man alle Hürden des Lebens überwinden kann. In meinem Brief, den ich Marco zur Beerdigung geschrieben habe, formulierte ich dies mit dem Begriff "Seelenverwandter", den ich verloren habe. Das tönt zwar etwas geschwollen, aber ich weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Ohne grosse Worte zu verlieren haben wir gegenseitig gespürt, dass wir für den anderen alles bedeutet haben. Und mit diesem Gefühl der Liebe habe ich mich bei ihm so geborgen gefühlt, dass ich alles gemeistert habe, was anstand.


    Und genau dass ist es auch, was mich jetzt hin und wieder fast verzweifeln lässt.


    Ich möchte unbedingt hier in der Region und somit auch im Aargau bleiben. Wir sind beide in der Nachbargemeinde aufgewachsen und hier fühle ich mich Zuhause. Meine Eltern und Geschwister wohnen hier, seine Eltern und Geschwister wohnen hier, ich habe die Vereine hier, Marco ist hier beerdigt. Wenn ich hier im Dorf oder der näheren Umgebung bleiben kann, dann bleibe ich ja auch in "seiner Nähe". Vielleicht ist es so auch nicht so schlimm, die gemeinsame Wohnung aufzugeben...


    Ich höre sehr viel Musik, weil es mir ein wenig hilft, mit den Gefühlen umzugehen, bzw. auch auszulösen, wenn ich das Gefühl habe, ich möchte weinen, aber es geht nicht. Seit Marcos Tod spielt mir dabei die Formation UNHEILIG eine zentrale Rolle. Sie haben soviele berührende, tiefgründige Lieder, welche aus autobiographischem Hintergrund mit dem Verlust von lieben Menschen zu tun haben. Auf der aktuellsten, neuesten CD gibt es das Lied "ein grosses Leben", dass mich total umgehauen hat. Es kommt mir vor, als würde Marco durch diesen Text zu mir sprechen. So schön, so berührend, und doch so traurig...für mich.


    Hier ist ein Link dazu:


    So, nun habe ich wieder etwas abladen können. Danke fürs zuhören!


    Liebe Grüsse
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra,


    ich habe das Lied ergoogelt und habe es mir 3 mal angehört...Puh....mir liefen die Tränen...
    Ja, Du bist bestimmt sein Stern....liebe Sandra!


    Die Gruppe Unheilig hat viele sehr schöne Lieder mit wunderbaren Texten...das stimmt sehr.
    Sie passen sehr in unsere Stimmungen und Gefühle...wie Du es schreibst...so schön und so berührend....aber eben auch so traurig...
    sie treffen mitten ins Herz...


    Seelenverwandter...liebe Sandra, das tönt überhaupt nicht kitschig, im Gegenteil.
    es ist einfach schön, dass sich zwei Menschen finden, die genau dieses Gefühl füreinander haben.
    Nicht jeder hat dieses Glück auf so einen Menschen zu treffen von dem man DAS sagen kann...


    Du hast dieses wunderbare Glück gehabt, umso bitterer ist es, dass Du ihn so früh hast gehen lassen müssen....
    und da ist die Frage nach dem "Warum" so normal, auch wenn wir uns diese Frage nicht stellen sollten, denn eine Antwort darauf
    werden wir hier nicht bekommen.
    Und dennoch fragen wir uns nach der Gerechtigkeit. Es gibt so viele Paare, die sich bekriegen, betrügen, belügen und irgendwann mal anfangen zu hassen....da "passiert" nichts....Aber bei einem glücklichem Paar muss einer aufeinmal gehen....genau bei denen, die diese vielen Pläne noch hatten und sich blind verstanden....da wird alles zerstört.


    Wir verstehen das nicht, und ich denke, wir können es auch nicht verstehen warum das so ist. Warum wir alleine zurückbleiben müssen.


    Ich kann Dich gut verstehen wie sehr Dir Marco fehlt, gerade in den Situationen, in denen er Dir seine starke Schulter gab, Du beschützt und aufgehoben warst...in denen Du einfach "Du" sein konntest....Und nun musst Du diesen Weg irgendwie alleine weitergehen. Sei gewiss, dass Marco bei Dir ist. Gerade weil Ihr so starke Seelenverwandte gewesen seid, wird er jetzt bei Dir sein, Dich beschützen und Dir immer wieder Kraft schicken.....


    Ist Dein Verhältnis zu seinen Eltern gut? und auch zu seinen Geschwistern? Seht Ihr Euch oft und könnte Ihr Euch gegenseitig Trost geben???


    Ich würde Dir gerne mehr helfen....


    :24: Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • ach Manuela, du hilfst mir doch soooo viel! :24: Deine Antworten berühren mich immer sehr, sie treffen immer genau meine Gefühlslage und das tut echt gut. Ich sage viel viel viel Mal :2: :2: :2: !


    Ich weiss, dass Marco immer noch bei mir ist, es gibt ja immer wieder Momente, in denen ich es spüre. Machmal tut das sehr gut, manchmal zieht es mir erst recht den Boden unter den Füssen weg. Und dann gibt es jene Momente, in denen ich mir wünschte, etwas zu spüren, aber dann ist da nichts. Es ist halt einfach nichts mehr gleich wie vor dem 27.12. und damit muss ich lernen irgendwie klar zu kommen.


    Und die Frage nach dem Warum lasse ich immer wieder zu - obwohl es keine Antwort darauf gibt. Mein "Verstand" weiss das, ich habe daher nicht das Gefühl, ewig daran rumzugrübeln. Ich brauche das Warum manchmal einfach um wütend zu sein über diese unmögliche Situation. Und wenn ich genügend wütend war, kann ich es wieder beiseite schieben und weitermachen.


    Die Situation mit seiner Familie ist schwierig, nicht unbedingt wegen der meiner Beziehung zu ihnen. Ich schreibe dir eine PN, möchte das nicht in den Thread stellen...


    Heute Vorabend war ich wieder einmal im Yoga. In den letzten Wochen konnte ich mich jeweils nicht aufraffen, war ja auch immer wieder krank. Es hat gut getan, mich wieder mal richtig durch zu dehnen. Hab aber auch feststellen müssen, dass meine Kondition zünftig gelitten hat. Werde morgen wohl einen wunderbaren Muskelkater haben...
    Ja, auch zum Yoga und meinem Körper muss ich irgendwie wieder einen Zugang finden. Aber ich habe es wieder mal gemacht. Und am Mittwochnachmittag gehe ich mir eine erste Wohnung anschauen.


    Puh.... bei meiner Lieblingskrimi-Serie am Fernsehen kommt gerade eine neue Folge, in der der Hauptdarsteller eine extreme Nahtoderfahrung hat.... Ob das ein Zufall ist? Eigentlich glaube ich ja nicht mehr daran...


    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Sandra,


    Deine PN habe ich erst heute morgen lesen können...ich werde Dir heute abend schreiben, ok?
    Muss gleich los zur Arbeit.....


    Pass auf Dich auf,


    lieber Gruss und viele :24:
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Hallo zusammen!


    Heute hat sich mein Leben verändert! Ich bin innerhalb eines knappen Tages Hunde-Mama geworden :8: !!!


    Schon seit Jahren wünsche ich mir einen eigenen Hund. Eigentlich wollten Marco und ich uns diesen Traum auch in den kommenden Monaten erfüllen.
    Und jetzt: hab ich mir gedacht erst recht! Dann bin ich auch nicht mehr so alleine in meiner grossen Wohnung...


    Gestern Abend hat meine Schwägerin von einer Züchterin erfahren, dass es eine kleine Puggle-Dame gibt, die nach nur 3 Tagen von ihrer Besitzerin wieder weg muss, weil diese stark allergisch reagiert. So haben wir viel telefoniert - und vor zwei Stunden ist es angekommen, dass kleine süsse Hundemädchen :8: !! Sie ist elf Wochen alt und eine Mischung zwischen Mops und Beagle. Ich freue mich riesig :P


    liebe Grüsse, Sandra



    @ Manuela: ist doch kein Problem, ich bin eh meistens erst am Nachmittag/Abend am Computer...

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Ja, ein Foto gibt es sicher bald! im Moment ist sie total müde und schläft in ihrer Box. Und ich will sie ja nicht wecken mit dem Blitz beim fotografieren...


    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.