Auch den morgigen Tag schaffst du. Es ist ja schon passiert. Lass dir vom Kalender nicht vormachen, es sei ein besonderer Tag. Es ist ein weiterer Tag ohne dieses eine Kind mit dir auf der Erde. Das ist furchtbar genug. Auch ich spüre sie, die Jahrestage. Doch ich übergehe sie. Sie sollen mir nichts bedeuten. Nicht als Datum.
Extra Seifenblasen wird es geben. Sie fliegen so weit von meinem hohen Balkon aus. Schillernd und bunt. Kleine Boten in die Ewigkeit.
Beiträge von Elster
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Bei Verena Kast heißt das " Suchen und sich trennen". Eigentlich will ich mich aber gar nicht von Ursel trennen. Auf der anderen Seite will ich aber auch nicht in einer ewigen Depro-Schleife hängen bleiben.
Lieber Dieter,
Ich kenne Frau Kast nicht und weiß nicht, was sie damit meint. Ich bin der Meinung, dass wir uns sehr wohl trennen müssen. Nicht von unseren Allerliebsten. Aber von der Vorstellung, dass das Leben je wieder wie zuvor wird. Es kann auf alle Fälle wieder gut werden. Nur halt neu verstanden und nicht wie zuvor, als der geliebte Mensch noch körperlich bei uns war.
Mich vom alten Leben, in meinem Fall auch vom alten Ich zu trennen war und ist ein hartes Stück Arbeit. Doch die Trauer ließ sich leichter mitnehmen und in mein Leben integriere, als ich aufhörte nach mir selbst zu suchen und begriff, dass es die alte Version von mir nicht mehr gibt. Stattdessen versuche ich nun mein neues Ich kennenzulernen. Das Ich, welches zwar nicht wirklich gewollt war aber nun doch sein darf und soll.
Vielleicht trennst du dich statt von deiner Ursel lieber von Ratgebern, die dir nicht gut tun. Du darfst und sollst deinen eigenen Weg finden! Es kann natürlich passieren, dass man eine echte Depression bekommt. Aber nach so kurzer Zeit fühlt sich Trauer eben auch oft wie eine Depression an. Unsere Trauerrednerin sagte unsere Psychiatrien sind voll von Menschen, die eigentlich in Trauer und nicht krank sind.
Zeit wird nichts heilen, aber ein Pflaster draufkleben. Und sieben Monate reichen dazu noch lange nicht. -
. Der beste Freund meines Mannes ist Psychiater und er meint immer, dass das ein Ausdruck des starken Vermissens und der großen Liebe ist. Solange man in keine Depression verfalle sei das absolut normal und darf auch so sein. Gut zu hören, dass man nicht sofort als behandlungsbedürftig „abgestempelt“ wird!
Liebe Herzschmerz.
Zu allem, was du schreibst, kann ich nur heftig nicken. Was dein Freund dazu sagt drücke ich so aus: 'Wenn du nicht bei mir sein kannst, dann komme ich zu dir. Getrennt is nich'. Anfangs kann man sich diese Trennung oft gar nicht vorstellen. Da ist erst mal alles in einem eingestürzt und das möchte man schnellstmöglich wieder reparieren. Und die Wiedervereinigung scheint da das einzig Denkbare zu sein. Nur erzählen darf man das niemandem.Ich finde es wunderbar
und auch tröstlich, dass Du Deine Trauer um Dein Feechen als lebenslangen Liebesbrief sehen und empfinden kannst. Besonders schön (und einfach toll!) finde ich es, dass Du Dich damit als beschenkt empfindest, was für eine starke Einstellung! Deine Trauer damit sozusagen in etwas positives zu verkehren…. Und die Seifenblasen sind sozusagen die Tinte dieses Liebesbriefes, was für ein schöne Vorstellung!
Die Seifenblasen als Tinte für meinen lebenden Liebesbrief an mein Kind... oder an alle, die vorausgegangen sind. Das ist wunderschön! Danke für diesen Gedanken. Ich lege ja in jede Wolke Seifenblasen Botschaften und Grüße hinein und denke mir: wenn sie platzen, kommen sie dort an. Es ist also nicht weit hergeholt. Gar nicht weit.
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Aus einem Podcast:
Grief is a living loveletter
Trauer ist ein lebender Liebesbrief.
Der Sprecher sagt weiter: ich bin überzeugt, dass man die Verbindung zu einem geliebten Verstorbenen behalten und gleichzeitig sein Leben weiterentwickeln kann.
Ich schaffe es IMMER punktgenau Podcasts zu finden, die mein momentanes inneres und äußeres Erleben in Worte fassen.
Meine Fee und ich haben uns unzählige Liebesbriefe geschrieben. Ich habe kurz überlegt ob ich Gänsefüßchen um das Wort mache. Aber Nein! Liebe ist ja nicht (nur) die romantische Liebe. Im Gegenteil. Die ist das Zuckerle für die Menschheit. Fundamental und alle Epochen umspannend ist die einfache aber hochkomplexe Nächstenliebe. Und dann alles, was daraus erwächst.
Und so darf ich ab jetzt meine Trauer um mein Kind als lebenden Liebesbrief wahrnehmen. Ich fühle mich beschenkt. -
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Die abgrundtiefe Verzweiflung überfällt mich nicht mehr so häufig. Das kommt bestimmt auch daher weil ich sehr oft mit ihr spreche und ich immer wieder mal plötzlich spüre dass sie in meiner Nähe ist.
Lieber Dieter,
das ist sehr sehr schön so. Das Vermissen hier im sogenannten realen Leben wird ja eher mehr. Darum ist es umso schöner, dass du Ursel um dich weißt. Nicht so, wie du es dir wünschst. Aber zu spüren, dass sie nicht "weg" ist, das ist ein Trost, wie man ihn gar nicht aussprechen kann. Wer lernen kann, seine geliebte Seele mitzunehmen und sich begleiten zu lassen, der hat es mMn leichter in der Trauer.
Ich denke ich muss das nicht relativieren. Dennoch: ich meine natürlich damit nicht, dass es leicht ist. Wie gesagt ist das körperliche Vermissen sehr schwer und wird zeitweise auch schwerer. Doch wer auf Seelenebene spürt, sich traut zu erkennen (gar zu wissen): sie sind nicht fort, dem wird das Warten auf das Wiedersehen vielleicht, hoffentlich, nicht ganz so schwer.
Zusammenbrüche werden wohl immer kommen. Ich hatte mal urplötzlich aus heiterem Himmel mal einen Traueranfall über meinen Vater, der zu der Zeit mindestens 20 Jahre schon "drüben" war und ich eigentlich "drüber weg" war.
Ich hoffe, es geht dir nun, nach dem Krankenbesuch einigermaßen. Das war sehr mutig von dir. Ich könnte das nicht.
Liebe Grüße
Elster, die manchmal beim Seifenblasen machen an euch denkt -
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Ich schaffe es leider nicht, meine Fotos so zu bearbeiten, dass sie hier rein passen. Ich lasse aber definitiv eine große Wolke Seifenblasen fliegen. Extra für Lars und um deinetwillen an dem Jahrestag. Du sollst dich unbedingt begleitet fühlen.
Ich gestatte diesem Tag bei mir keine Bedeutung, aber natürlich fühle ich ihn. Er darf mir nur nicht den Boden unter den Füßen wegziehen.
Leider ist es ein "besonderer" Tag und wird in den Medien häufig erwähnt. Mein kleines "Siebenschläferchen".
Halte dich schön kühl. Liegt Balu den ganzen Tag im Wasser? Das muss ja schlimm sein, so mit Pelzmantel. -
Alles hinwerfen, aufgeben, nichts mehr "müssen"
Diesen Tagtraum kenne ich gut. Sich nicht da hineinfallen lassen ist eine Kunst.
Du, liebe Nebelschleier kämpfst an vielen Fronten.
Deine Kinder hier brauchen dich nicht nur. Sie lieben dich. Trotz der Erschöpfung, der Krankheit und der am Arsch klebenden Psyche. Sie lieben die Mama einfach. Nicht die Kämpferin, nicht die Macherin. einfach die Mama.Und das nimmt euch niemand jemals weg. -
Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag!
18,5 Jahre scheinen wenig, aber wären nicht auch 50 Jahre zu wenig? Ihr habt die Jahre mit Liebe vollgepackt und tut es noch.
Eine ganz liebe Umarmung
Elster. -
Liebe (r?) Mizuiro
Mein ganz herzliches Beileid! Ich habe ehrlicherweise gesagt deinen Post nur grob gelesen. Das liegt an mir. Ich habe Probleme lange Passagen zu lesen. Eine Folge der langjährigen Stressbewältigung. Das steckt ja jeder anders weg. Jedenfalls bist du nicht unwichtig, das wollte ich damit nur erklärt haben.
Trauer findet immer ihren Weg. Das leere Gefühl ist einer. Aber du reflektierst offensichtlich sehr gut und hier Unterstützung für deinen Trauerprozess zu suchen ist sehr vernünftig. Denn hier gibt es alle Phasen, die so auftreten können geballt und man wird versuchen dir bestmöglich beizustehen.
Auch ich verlor meinen Vater sehr früh. Ich war erst 24 und das ist nun 34 Jahre her. Ich lebe also schon länger ohne ihn, als ich mit ihm gelebt habe.
Ich darf aus dieser zeitlichen Distanz eines mit Authorität behaupten: es war nicht, zu keiner Zeit, in deiner Verantwortung etwas "wissen" oder "merken" zu müssen. Es war allein seine Verantwortung, sich mitzuteilen, sich Hilfe zu holen. Diese Art der Schuldgefühle sind normal, aber das hilft ja erst mal nicht. Oder vielleicht doch. Weil du dann weißt, dir geht es nicht allein so und weil du dann weißt, dass man das auch verarbeiten kann.
Overthinking... ja... bekannt. Schwer zu stoppen, deshalb vielleicht lieber lenken. In eine andere Schiene bringen. Nicht kreiseln. Einen Versuch ist es wert.
Man bedauert vieles, was man falsch oder einfach nicht gemacht hat. Das spricht ja für dich als Mensch. Es darf seinen Platz in deinem Sein haben. Aber es sollte nicht dominieren. Denn das würde ein Vater oder eine Mutter NIEMALS wollen.
Du bist scheinbar ein mutiger Mensch und stellst dich den Herausforderungen, die das Leben dir so anspült. Dich mitzuteilen ist ein guter Weg. Finde ich zumindest.
Liebe Grüße
Elster -
Vieles, was sich in der Jugend abspielt wirkt sehr dramatisch. Aber das meiste davon verflüchtigt sich, zumindest die Dramatik. Wenn mir jemand vor 15 Jahren prophezeit hätte, was mal mit allen meinen Kindern wird... ich hätte nichts davon geglaubt! Im Guten wie im Bösen (was eh eine sehr subjektive Bewertung sein kann) nicht.
Viel wichtiger ist da gerade deine eigene Perspektive - als Mutter, als Frau, als Mensch, als Seele.
Du sprichst so beiläufig von dir selbst. Dabei bist du Hauptdarstellerin in deinem Leben, in deiner Krankheit, in deiner Trauer. Nimm dich bitte wichtig. Denn das bist du!
Diese plötzlichen Trigger können einen regelrecht umwerfen. Es tut mir sehr leid, dass du ein an sich freudiges Ereignis nicht ohne solche Schläge erleben konntest. Versuche dir das Schöne von dem Tag in der Erinnerung bunt und freudig zu erhalten.
Ich wünsche dir und deinen Kindern hier und dort, dass es noch eine ganze Weile gut aushaltbar weiter geht und du noch viele bunte, schöne, freudige Momente mit ihnen erlebst. Riccardo ist ja immer dabei. Immer. -
Es war schön, dich ein bisschen kennen zu dürfen.
Sei frei und fröhlich dort, wo du jetzt bist -
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Ganz wunderbar beschrieben. Danke schön. bluebell
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Gerüche waren mit das Erste, was ich wahrnahm. Ein-bildung... ein Bild, eine Vorstellung formt sich. Warum soll das nicht real sein? Wer den Gedanken begleitet zu werden nicht mag oder sich nicht damit auseinandersetzen möchte, der wird immer "Einbildung" oder "Zufall" rufen. Das kann man diesen Leuten gern überlassen. Sie möchten ihre Welt eben so verstehen. Da ist nichts Schlechtes dran.
Manche aber, so wie du zum Beispiel, suchen regelrecht nach ihren Lieben. Wenn sie sie dann finden haben sie oft Angst daran zu glauben. Das ist sehr schade. Du bittest um ein Zeichen, du bekommst eins und dann traust du dich nicht es anzuerkennen. Aber bleib dran, Dieter. Erlaube dir zu glauben. Erzähle anfangs nur Menschen, die auch daran glauben, davon, damit du nicht weiter verunsichert wirst.
Ganz ehrlich mal: was passiert denn Schreckliches wenn du es glaubst, es aber nicht wahr im Sinne von irdisch real ist? Nichts. Absolut nichts. Außer natürlich du betreibst es wie eine Religion und lebst nur noch "dort". Das wäre nicht in irgendjemandes Sinn.
Anders herum: was, wenn du es als Humbug abtust und es ist aber wirklich und real und wahr? Dann wäre die Verbindung völlig sinnlos zerstört und Ursel wäre nun ohne dich.
Das hat auch ein Physiker so ähnlich ausgedrückt (ich glaub es war nicht Einstein, bin aber nicht sicher). Es sei dumm nicht zu glauben (er sprach von Gott). Denn wenn es wahr ist, kommt man in den Himmel und wenn es nicht wahr ist passiert eh nichts mehr. Das ist sehr vereinfacht wiedergegeben aber du verstehst mich sicher.
Ich roch zuerst Nagellack. Ein sehr besonderer Gruß mit mehreren Bedeutungen. -
Im Sinn hatte ich nur das Teilen, aber es ist ja um so schöner, wenn andere auch etwas erzählen möchten, was ihnen als weniger bekanntes Ritual begegnet ist, wovon sie gehört, gelesen haben oder auch welche Assoziationen es weckt.
Als Mensch sind Rituale ein fester Bestandteil unseres Lebens. Es gibt viel Rituale, die werden uns anerzogen, einige lernen wir dazu, weil sie in unserem derzeitigen Leben Sinn machen und manche erfinden wir auch selbst.
Ein Ritual, welches Trauernde nicht nur zusammenführt, sondern auch eine Möglichkeit bietet in Gemeinschaft Kontakt aufzunehmen mit der Welt, die wir nicht oder wenigstens selten sehen, ist schon etwas besonderes. Vor allem in unserer Kultur ist ja geschichtlich bedingt normal geworden die Verstorbenen zu (ich sag jetzt respektlos klingend aber nicht meinend) verbuddeln und dann den Übergang zur Tagesordnung zu verlangen. Ein so offener Umgang nicht nur mit dem Tod aber vor allem mit den Hinterbliebenen und deren Trauer wie hier in Japan (und auch anderswo auf der Welt) würde sehr vieles erleichtern. Wie viel Kraft wenden wir auf, um für andere "normal" zu wirken? Wie schön wäre es, wenn wir von vornherein wüssten: ich muss mich nicht beeilen, darf trauern so lange ich muss. Man würde viel mehr Alltag schaffen, wenn man wüsste, das die einen begleitende Trauer auch gelebt und gezeigt werden darf.
Und auch die rein spirituelle Beschaffenheit einer solchen, immer wiederkehrenden Zeremonie ist etwas, was in unserem Kulturkreis fehlt. Religion so wie sie ist kann ich hier nicht mit reinzählen (allein meine Auffassung und absolut alles hat einen Wert, wenn es jemand braucht um sich aufgehoben zu fühlen).
Wer das kleine Video auf Youtube gefunden hat (leider nur englisch) der hat gehört, wie der Vater eines verstorbenen Kindes eine Ascheflocke als Gruß seines Sohnes an die Mutter wertet. Und das scheint ihm ganz normal zu sein. Wie wunderbar! Wie absolut wunderbar!
Ich bin mit meinen Seifenblasen hier zu Hause allein (ich glaube aber, hier im Forum gibt es eine wachsende Fangemeinde der schillernden Boten). Ich hab schon oft davon geschrieben. Wie würde ich mich fühlen, wenn einmal im Jahr Trauernde zusammenkämen und ihre Seifenblasen losschickten!? Wenn ich nicht allein unter den Bäumen stehen würde. Ich habe Tränen in den Augen bei der Vorstellung. Sogar als Introvert mit einem leisen Hauch Sozialphobie wäre ich dabei. Aber so was von! Noch immer habe ich keine Worte für meine Ergriffenheit, als mir hier am Tag der Beisetzung etliche ihre Seifenblasenbilder schickten. Extra für uns gemacht. Und Feechens Urne wurde in den Boden gelassen während hinter mir dutzende Menschen in heller, oft rosa Kleidung (wie von mir erbeten) Seifenblasen in den Himmel schickten.Sehr gerne lese ich über andere Rituale. Ob nun aus einem Spiel, der eigenen Familie, aus der Zeitung, aus dem TV oder Netz. Völlig egal.
Liebe Sonnenente, deine Geschichte ist sehr stimmig für mich. Das war ein Winken. Deutlicher geht es fast nicht. Bestimmt mit einem Schmunzeln im Gesicht, weil er wusste, du erkennst ihn. -
Ich wusste nicht so recht, wohin damit. Vielleicht wäre kein neues Thema nötig. Vielleicht steht es hier im Forum schon irgendwo. Trotzdem wollte ich es unbedingt mit - teilen.
Ich schaue gern NHK Japan und da kam jetzt erst wieder eine Reportage darüber und es hat mich sehr berührt. Auch die Reportage könnte im Netz sein. Sehr schön und sehr berührend.
https://sumikai.com/nachrichte…hiednehmen-helfen-252844/ -
Auch von mir liebe Grüße an Birgit. Sie war ja noch hier als ich hier "ankam". Hat ihre Tochter (Nadja, glaub ich?) auch wahrgenommen aber ihren Mann nicht, oder so ähnlich. Ich hatte schon immer ein großes Mitgefühl für sie.
Hattet ihr auch Sturm? Manche Bäume sind durch die Dürrejahre so geschädigt, dass sie auch bei weniger Wind umfallen. Ja, zum Glück ist keinem was passiert.