Meine Ursel ist gegangen

  • Hallo Ihr Lieben, hallo Herzschmerz,


    ich habe mich gestern mit der Witwe des ehemaligen Kollegen getroffen. Es ist erschreckend was in Arztpraxen und Krankenhäusern alles falsch gemacht wird. Aber diese Erfahrung habe ich bzw. Ursel auch schon gemacht. Leider ist es auch schwierig für viele Menschen mit Trauernden umzugehen. Diese Erfahrung muss jetzt auch Elke machen. Die beiden hatten einen relativ großen Bekanntenkreis, keiner dieser Menschen hat sie mal kontaktiert seit Winfried ging. Wenigstens ist sie einigermaßen versorgt, sie hatten vor ein paar Jahren geheiratet. 51 gemeinsame Jahre und jetzt allein. In ihrer Familie sind alle gestorben. Gestern konnte sie mal ihr Herz ausschütten und ich hoffe ich konnte ihr ein paar Ratschläge geben.

    Ich kann mir vorstellen in ein paar Jahren Trauerbegleiter zu werden. Ursel würde das bestimmt gefallen.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Irgendwie scheint dieser Rückzug in den Menschen drin zu sein...Hilflosigkeit, Desinteresse oder Angst...


    Ganz sicher könntest du ihr etwas beistehen ❤️


    Trauerbegleiter...eine wunderbare Idee, das würdest du ganz sicher gut machen 🫂

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach meiner Neurologin, die glaub' ich nach den Trauerphasen von Kübler-Ross arbeitet, rutsche ich gerade in die Phase der Depression. Dieses "nie wieder Gefühl" manifestiert sich gerade heftig und erzeugt bei mir eine ständige unterschwellige Traurigkeit, die sich auch nicht von schönen Erlebnissen wie z.B. die gestrige Fahrradtour mit meinen Schwagerleuten verdrängen lässt. Bei Verena Kast heißt das " Suchen und sich trennen". Eigentlich will ich mich aber gar nicht von Ursel trennen. Auf der anderen Seite will ich aber auch nicht in einer ewigen Depro-Schleife hängen bleiben. Naja, morgen hab' ich mal wieder einen Termin bei ihr. Mal sehen was sie dazu meint.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter,

    leider arbeiten noch viele (auch) Fachpersonal mit dem Phasenmodell, was mittlerweile als nicht mehr als aktuell gilt. Man kann es gut zur Orientierung nehmen aber es bildet eigentlich nicht die Realität ab. Heute spricht man eher von Wellen, die kommen und gehen und trennen muss sich heutzutage niemand mehr. Im Gegenteil, man spricht heute von continuing bonds also weitergelebter Bindung (auf anderer Ebene). Der Verlust soll nicht „überwunden“ sondern ins Leben integriert werden.
    Du musst Dich nicht von Deiner Ursel trennen, sie gehört auch weiterhin zu Deinem Leben!

    Ich finde Deine Gefühle ganz normal, die erste schlimme Zeit, Schock und Fassungslosigkeit hast Du zu einem ganzen Teil hinter Dir. Jetzt kommt die Zeit, wo das „nie wieder“ voll durchkommt. Man wird sich der Konsequenzen voll bewusst, sehr schmerzhaft. Die Zeit, wo man sich sein Leben neu aufbauen, strukturieren muss… Dass das auch mit großer Trauer, Schmerz, dem Gefühl der Sinnlosigkeit einhergeht finde ich nicht verwunderlich…. Lasse Dich da nicht vorschnell in eine Depression hineinreden…..

    Ich wünsche Dir für heute einen erträglichen Tag.

    Lg Cathrin

  • Lieber Dieter. Auch ich möchte etwas zu deinem Beitrag sagen. Bei mir ist es mein Sohn,der letztes Jahr ganz plötzlich verstorben ist. Wir wohnten sehr weit voneinander entfernt ,jeder in seiner Stadt. Er kam so zwei,dreimal im Jahr zu mir für ein paar Tage. Ich schreibe das deshalb, weil du mit deiner Frau täglich zusammen warst.Das ist etwas anderes. Die Liebe ist diegleiche, aber das tägliche Leben ist es ,was dir nun so schwerfällt .Ihr habt alles zusammen geteilt. Da gibt es auch nichts zu erklären, es ist die Realität. Dazu kommt ,wie ich es aus deinen Beiträgen erlesen habe,daß ihr euch sehr geliebt habt. Das ist nicht in jeder Ehe so.Mein Sohn lebte sein Leben und ich meins.Ihr lebtet ein gemeinsames Leben, das es nun so nicht mehr gibt. Viele Menschen wollen in der Trauer helfen. Das geht aber nur bis zu einem gewissen Grad. Du trägst die schwere Last ganz alleine. Ich denke aber, und das ist mein ganz persönliches Empfinden, daß es nur einen Weg für die Zukunft für dich gibt. Das ist die Zeit, die der Mensch nach so einem Verlust braucht, um einmal irgendwann damit so zu leben, daß es nicht mehr so weh tut. Wann das sein wird, kann niemand sagen. Der Mensch verändert sich in dieser Zeit. Ich habe zum Beispiel wieder mehr die Gesundheit schätzen gelernt. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Mit lieben Grüßen Christine.

  • Lieber Dieter,

    mein geliebter Mann ist vor 2,5 Jahren verstorben. Am Anfang war ich sehr verzweifelt, aber ich dachte, es würde irgendwann nochmal gut. Dann drängte sich immer mehr die Endgültigkeit in mein Bewusstsein. Die Trauer geht nicht mehr weg. Und sie ist auch keine Krankheit oder Störung. Ich muss und will mit ihr leben. Was mir sehr geholfen hat, ist ein kleines Büchlein, geschrieben von dem Philosophen Wilhelm Schmid, Titel "Den Tod überleben-Vom Umgang mit dem Unfassbaren" erschienen im insel-Verlag.

    Dir lieber Dieter alles Gute.

    Liebe Grüße

    Dietlind

  • Liebe Fliegerin,


    dieses Büchlein hab' ich gelesen. Ich finde es ungemein tröstlich und lese immer wieder nochmal darin. Ursel ist vor einem guten halben Jahr gegangen, die Endgültigkeit spürte ich schon immer mal wieder, aber jetzt schwappt sie gerade heftig über mich weg. Ja, ich muss damit leben bis zu meinem irdischen Ende, es wird vielleicht irgendwann milder.

    Lieben Dank für Deine Zeilen und liebe Grüße von Dieter

  • Liebe Herzschmerz,


    ich will mich keineswegs von Ursel trennen, empfinde mich auch nicht in einer Depression und krieg' mein Leben weiterhin auf die Reihe. Was Du schreibst finde ich sehr tröstlich, so in etwa hab' ich mir das für meine Zukunft vorgestellt. Dass es schmerzhaft wird spüre ich gerade extrem. Gefühl der Sinnlosigkeit und Verzweiflung beschreiben das sehr genau. Ich bin gespannt was mir die Neurologin morgen dazu sagt.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Liebe Christine,


    genau das ist es was ich mir wünsche, dass es irgendwann nicht mehr so weh tut. Du hast recht, wir waren sehr eng miteinander verbunden und sind es auch immer noch. Auf die Gesundheit achten versuche ich eigentlich schon die ganze einsame Zeit, ein bisschen Luft nach oben ist da noch. Ich hoffe Du hast OP und Reha gut überstanden.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter. Leider habe ich keine guten Nachrichten. Ich habe nach nunmehr 5 Monaten immer noch Schmerzen beim Laufen. Ein Arzt sagte mir ,daß der Heilungsprozess noch nicht abgeschlossen ist und der Tod meines Sohnes der Heilung nicht förderlich war.So ist das mit uns Menschen, eins zieht das andere nach sich. Man ist dann machtlos. Ich wünsche dir,daß du auch in dieser schweren Zeit noch ab und zu ein Stündchen findest, wo du mit einem Bierchen oder Weinchen auch wieder Ruhe findest. Liebe Grüße von Christine.

  • Liebe Herzschmerz,


    ich will mich keineswegs von Ursel trennen, empfinde mich auch nicht in einer Depression und krieg' mein Leben weiterhin auf die Reihe.

    Lieber Dieter,


    Gut so! Das, was ich bisher von Dir so mitbekommen habe, gibt mir das Gefühl, dass Du auf einem guten Weg bist. Wege sind nun aber nicht immer gerade, übersichtlich, frei von Hürden. Es gilt, den Weg unbeirrbar weiter zu geht, sich trotz Rückschlägen nicht generell entmutigen zu lassen und sich nicht verunsichern zu lassen wenn andere einem sagen oder durchblicken lassen, man müsse das „besser hinkriegen“, „weiter sein“ oder generell meinen, man müsse mit der Trauer irgendwann mal „durch sein“. Nein, wird man nicht. Sie wird ein ständiger Begleiter sein aber dennoch kann man zu einem späteren Zeitpunkt wieder Freude empfinden oder lachen. Beides gehört zum Leben dazu……

    Lg Cathrin