Hallo!
Ihr Lieben, ich danke Euch für Euren lieben Worte und die Anteilnahme, es ist so schön, wenn man weiß, man ist nicht alleine und man wird verstanden!
Jetzt ist dieser Tag auch vorbei, so wie alles im Leben einfach vorbei geht, egal ob es gut für uns ist oder nicht, wir werden nicht gefragt sondern einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, egal wie schlimm sie auch sein mögen.
Der gestrige Tag war furchtbar schlimm, am Morgen um 4.30 bin ich aufgewacht, bin dann mit meinem Mann aufgestanden, er ging ja zur Arbeit und hatte eine anstrengende Tour mit 700 km vor sich, also habe ich mich zusammengerissen um nicht vor ihm schon zu heulen, damit er besser fahren kann.
Ich bin dann zum Sonnenblumenfeld gefahren und habe lauter große schöne Blüten gesammelt, insgesamt 22 Srück, die habe ich als Umrandung um das Grab herumgelegt, es sah aus wie eine Girlande aus gelben Sonnen, das Wetter war ja sehr gut, heute ist es abgekühlt und windig und kalt, immer wieder ein Regenguss, nicht schön!
Danach habe ich noch einen Strauß Sonnenblumen aufgestellt, Schwiema hat bei der Floristin ein Herz mit roten Rosen bestellt und ich habe da noch zusätzlich Mini-Sonnenblumen gekauft und die direkt vor dem Grabstein gepflanzt, so das es rundherum gelb eingerahmt ist.
Schwiema hat auch seinen Lieblingskuchen gebacken, einen einfachen gewöhnlichen Schokoladenrührkuchen, mit Rumaroma im Teig, das war ihm immer sehr wichtig, er möchte den Geschmack, echten Rum durften wir ja nicht verwenden, wegen seiner Tabletten, er war da auch sehr einsichtig und hat immer das gemacht, was der Arzt ihm gesagt hat, also keinen Alkohol, oder wenn dann, dann nur Radler und nur einen Likör, nie einen harten Schnaps und das auch nur zu besonderen Gelegenheiten, er hatte in seinem ganzen Leben nie einen Rausch, das kannte er nicht. Ich glaube Martin hat das auch nicht vermisst. Wenn seine Freunde betrunken waren, konnte er sich köstlich amüsieren, wenn er gesehen hat wie sie geredet haben und gelaufen sind, wollte er so nie daherkommen.
Heute war es ähnlich, mein Mann musste heute noch viel früjher weg, also sind wir schon um 3°° aufgestenden, denn er versucht immer gaaanz leise zu sein, damit ich schlafen kann, aber es geht nicht, ich bemerke es sofort und dann bin ich auch wach. Ein schöner Urlaub sieht anders aus. Naja nächsten Montag ist es ja vorbei und am Dienstag beginnt dann auch die Schule wieder. Dann waren auch diese Schnaken (Gelsen) wieder so böse und da kann ich nicht mehr einschlafen. Ich verspüre aber auch keine Müdigkeit, sondern fühle mich ausgeschlafen.Ich weiß nicht, wie die ins Zimmer kommen, es ist ein Gitter vor dem Fenster und der Türe und trotzdem sind sie da.
Ich war ja auch gestern wieder mal in der Therapiestunde und ich habe mich wirklich gefragt, ob ich da noch hingehen soll, ich war gerade mal 20 Min dran, dann wars schon wieder vorbei, der Termin wurde wieder geändert und ich wußte nichts davon, also hab ich meine Zeit vertan. irgendwie habe ich das Gefühl das es mir nicht mehr weiterhilft, mal sehen wie es nächste Woche ist, ich hab nächste Woche auch wieder einen Termin beim Psychiater, den werde ich mal darauf ansprechen und fragen, ob es nicht noch was anderes gibt! Er hat mir auch die Tabletten verschrieben und gesagt, das diese den Blutdruck nicht hochtreiben, trotzdem ist es so, ich denke das kommt aus mir selber, ich hatte ja auch vorher schon das Problem mit dem hohen Blutdruck, das hab ich geerbt von meinen Eltern, leider.
Am Nachmittag ist dann meine Freundin gekommen und wir haben zusammen mit den Jungs Kuchen gegessen und ein Bild mit Blumen und einer Kerze aufgestellt, er sollte ja mit uns am Tisch sitzen! Ich habe extra schon im letzten Jahr noch Namenskerzen gekauft, die man auf den Kuchen stecken kann und die das Geburtstagskind ausblasen muss, das hat er immer sehr gerne gemacht, dieses Mal haben wir sie ganz runterbrennen lassen. Letztes Jahr habe ich sie ja nicht mehr benutzen können, da er am Abend um 21.45 seinen ersten Anfall nach 3,5 Jahren bekommen hat und danach war die Feier zu Ende, da er nur noch schlafen wollte. Ansschließend sind wir alle zusammen zum Grab gegangen und haben dort noch geweint, geredet und sind einfach dagestanden in stiller Zwiesprache mit ihm.
Am Abend kam dann meine eine Schwester die mich immer wieder besucht und die es aushält über ihn zu reden, denn ihr Sohn ist ja nur ein Jahr jünger als mein Martin, mein ältester Bruder und meine Mutter sind auch zum Grab gekommen und sonst niemand von meiner Familie, ich glaube sie haben Martin schon abgeschrieben, das tut sehr sehr weh. Sie rufen auch nie an. Nicht mal die, die im Dorf wohnen, kommen vorbei.
Mit meiner Schwester und den Jungs bin ich auch später nochmal zum Friedhof gegangen, mein Mann kam so spät heim und war so erledigt, das er nicht mehr mitgegangen ist, er hat gesagt, das er den ganzen Tag in Gedanken bei Martin war,
Noch später hat mich eine sehr liebe Freundin, die leider zu weit weg wohnt um mal eben vorbeizukommen, angerufen, wir haben sehr lange geredet und das war auch schön und hat gutgetan, sie hat mir auch einen guten Sekt geschickt und darauf bestanden, das wir ihn öffnen und auf Martin anstoßen, das haben wir dann auch gemacht, meine Schwester und Schwiema waren da auch noch mit dabei. was soll ich sagen, so richtig geschmeckt hat es mir nicht.
Christine, ins Krankenhaus möchte ich nicht mehr gehen, ich bin da jetzt irgendwie traumatisiert und habe kein Vertrauen mehr, da wäre ich wie eingesperrt! Wir waren ja am Montag beim Zahnarzt und das ist mir schon nicht gut bekommen, ich musste die Helferin bitten, das Fenster ganz zu öffnen, ich kam mir wie eingesperrt vor obwohl die Praxis nur im ersten Stock liegt und bekam dann auch fast wieder meine Atemnot, weil es eine Stunde lang gedauert hat bis sie mit der Zahnreinigung fertig war. ich habe mich immer wieder selber beruhigen müssen und mir immer wieder gesagt, ich atme durch die Nase, bekomme so genügend Luft und das ich doch nur beim Zahnarzt bin und meine ganze Familie auch. Ich habe das Gefühl das sich in mir eine Klaustrophobie entwickelt. Wenn ich was höre,oder in der Zeitung lese, das jemand eingesperrt wurde, oder nur in den Aufzug steigen soll alleine, bekomme ich diese Zustände. Es genügt schon so etwas im Fernsehen zu sehen, dann werde ich unruhig, obwohl ich genau weiß, das es nur ein Film ist, also schaue ich jetzt fast nicht mehr fern. Es kommt eh sehr selten etwas sinnvolles.
Danke fürs Lesen, es ist ja jetzt sehr lange geworden.
Mona