Ihr Lieben,
in der Nacht von heute auf morgen um 4 Uhr 16 jährt sich Andis Todeszeitpunkt. Das ist ein besonders schmerzlicher Moment. Ich kann es kaum glauben, dass es schon ein Jahr her ist. Manchmal ist es als wäre es erst gestern gewesen und manchmal meine ich, es wäre schon ewig her. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ein Gehirntumor diesen tollen Menschen mit nur 53 Jahren so schnell dahingerafft hat.
Ich habe mich in meine "neues und ungewolltes" Leben ganz gut eingewöhnt und kann ziemlich gut mit mir alleine sein, trotzdem fehlt er an allen Ecken und Enden. Ich war und bin ein sehr selbständiger Mensch, kann Dinge reparieren, bin handwerklich geschickt und komme gut zurecht, aber die Sicherheit, die Kraft und vor allem die Liebe die ich von Andi bekommen habe, kann nichts ersetzen, das wird mir an so einem Gedenktag wieder sehr schmerzlich bewusst.
Ich hatte mir versprochen innerhalb des Trauerjahres keine großen Entscheidungen zu fällen und das war gut so. Im ersten Moment wollte ich das von Andi so geliebte Wochenendhaus verkaufen, weil es so sehr mit ihm verbunden war und ich es nicht einmal betreten konnte. Inzwischen liebe ich es und bin heilfroh es nicht verkauft zu haben. Ich habe sein Auto übernommen, dass am Anfang einfach zu groß für mich war und jetzt liebe ich es. Das Trauerjahr hat schon seine Berechtigung!
wenn ich an den Tag im Vorjahr zurückdenke, es hatte 38 Grad - und ich versuchte mit einem mobilen Klimagerät das Sterbezimmer einigermaßen kühl zu halten, kommen doch sehr traurige Erinnerungen.
Er schlief schon seit 4 Tagen pausenlos und ich wusste, es ist bald so weit.... ich schlief neben ihm und wurde wach als er zweimal seltsam atmete. Ich sprang auf und wusste sofort, das ist jetzt der letzte Atemzug - und so war es. Wie gelähmt stand ich da und konnte gar nicht weinen, ganz im Gegenteil, ich tröstete unsere 24-Stundenhilfe. Ich öffnete das Fenster, zündete wie ferngesteuert eine Kerze an, es dämmerte schon, und sah fassungslos auf sein liebes Gesicht. Ich verständigte unser Hospizteam, die dann alle Schritte einleiteten.
Andi wurde immer wächsener und es gab eine einzige Stelle am Oberschenkel die noch sehr lange warm blieb und die ich immer wieder berührte um noch ein bisschen "Leben" in ihm zu spüren. Alles andere, der Besuch des Hospizteams, die Amtsärztin liefen an mir vorbei. Als man ihn abtransportieren wollte flüchtete ich in mein Schlafzimmer, dass konnte und wollte ich nicht sehen, wie er in so einen Alubottich gelegt wird. Meine Schwägerin, die das ganze statt mir beobachtete erzählte später, dass die Männer überrascht waren einen doch so jungen Menschen abholen zu müssen. "Wie traurig, er war nur 2 Jahre älter als ich" , sagte der Sargträger geschockt. Andi bestand nur noch aus Haut und Knochen, sagte sie, ich bin froh, dass ich das nicht auch noch gesehen habe!
Wenn ich heute an Andi denke, dann -Gott sei Dank - habe ich das Bild des gesunden Andi vor mir, nicht den "siechenden" kranken Mann. Schön langsam komme ich auch an den Punkt, wo ich mit Dankbarkeit an unsere Zeit denke. Andere Paare sind endlos zusammen und können sich an Harmonie und Liebe gar nicht mehr erinnern. Ich hatte nur 16 Jahre mit ihm, die waren aber wunderbar und ich bin ihm unendlich dankbar für diese große Liebe, die ich erfahren durfte - und doch hätte ich das so gerne noch viel länger gehabt.....
Liebstes Schatzale, du wirst immer meine große Liebe bleiben und ich danke Dir für diese bedingungslose Liebe, die du mir geschenkt hast. Morgen um 4 Uhr 16 haben wir ein Date - vergiss das nicht. Wir treffen uns im Bistro Petra auf ein Glaserl Rotwein, wie früher, wenn wir nicht schlafen konnten. Und dann geht es für mich in ein weiteres Jahr ohne dich...……….aber ich werde das schaffen, weil du es von mir erwartest und ich es dir versprochen habe!
Ich liebe dich so und vermisse dich jeden Tag! ![<3](https://forum.aspetos.com/images/smilies/emojione/2764.png)