Die W-Feiertage sind überstanden. Ich hatte dafür gesorgt, dass ich an keinem Tag Leerlauf hatte, um die trüben Gedanken wegzuschieben.
Heiligabend habe ich bei meiner Tochter verbracht, am 1. Feiertag habe ich mit einer Freundin ein Konzert besucht, anschließend sind wir essen gegangen
und am 2. Feiertag waren die Kinder bei mir zu Besuch.
Heute bin ich das erste Mal wieder alleine zu Hause und es überkommt mich mit Wucht.
Habe schon so viel geheult, dass ich fast eine Überschwemmung produziert habe.
In vielen Momenten komme ich mir wie ein Kleinkind vor, dass alles erst erlernen muss.
Mein Mann war immer für das Entkalken und Reinigen unseres Kaffeevollautomaten zuständig. Kurz vor seinem Tod hatte er das noch mal gemacht,
aber jetzt zeigte die Maschine an, dass sie wieder fällig ist.
Also habe ich mir die Gebrauchsanleitung geschnappt und bin fast daran verzweifelt. Das Entkalken ging ja noch, aber das Herausnehmen, Reinigen und Fetten der Brühgruppe... Die Gebrauchsanleitung ist diesbezüglich für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Ist ja eigentlich kein Drama, irgendwann werde ich das wohl schaffen, aber heute war es zuviel.
Dann merke ich, dass ich mich mit vielen Dingen im Haus gar nicht auskenne, das hat immer mein Mann erledigt und ich habe mich auf ihn verlassen, nie zugeguckt und gelernt.
Vom Einstellen und Programmieren der Heizungsanlage und vielen anderen technischen Sachen habe ich null Ahnung.
Wenn ich an die Einkommenssteuererklärung im kommenden Jahr denke, wird mir ganz übel. Das hat er auch immer für uns gemacht.
Ich denke mit Grauen an die Gartenarbeit im Frühjahr, er hat immer die Terrasse gekärchert, die schweren Blumenkübel und Erdsäcke getragen, weil ich das nach einem schlimmen Bandscheibenvorfall nicht mehr schaffe.
Wir hatten so viele Pläne, wollten im kommenden Jahr im Vorgarten einen neuen Zaun setzen, danach das Wohnzimmer renovieren und und und...
Ich komme mir total hilflos vor, wenn ich daran denke. Vieles wird allein finanziell nicht mehr realisierbar sein, schließlich ist sein gutes Einkommen weggefallen.
Wir konnten unseren Kindern jeweils ein Studium und die eigene Wohnung finanzieren, wir haben das auch wirklich gerne gemacht.
Jetzt, wo das letzte Kind in diesem Jahr in den Beruf eingestiegen ist und wir keinen Unterhalt mehr zahlen müssen, wollten wir es uns gut gehen lassen und aufgeschobene Projekte verwirklichen. Alles vorbei.
In den ersten Wochen nach dem Tod meines Mannes ist mir sowas nicht in den Sinn gekommen, aber jetzt drängen sich diese Gedanken auf.
Werde ich es überhaupt schaffen, das Haus alleine zu halten und zu bewirtschaften?
Will ich überhaupt die Sommerabende alleine auf der Terrasse verbringen? Mit dem geliebten Mann war es wunderschön.
Wir hatten uns zur Silberhochzeit gegenseitig einen XL Strandkorb geschenkt, in dem haben wir seitdem bei gutem Wetter schon im zeitigen Frühjahr immer mit Decke und heißem Tee gesessen. Ich kann mir nicht vorstellen, sowas noch mal genießen zu können.
Im Moment stelle ich alles in Frage.
Alleine macht alles irgendwie keinen Sinn.
Ich möchte ihn einfach nur wieder bei mir haben!!