Beiträge von Louis Butzemann

    Liebe Mutz,

    ja uns bleibt nur zu warten, bis die Sonne wieder scheint und Corona nicht alles verhindert, sich zu treffen und Mal was Unterhaltsames anzusehen.

    Gedankenkarussell ja, das ist seit gestern wieder richtig am Drehen. Man denkt sich alles so traurig und begreift nicht, dass wir in bestimmten Punkten machtlos sind.

    Naja... bin gerade von der Arbeit zurück und werde Mal gucken wie ich die Stunden gestalte.

    Ich umarme Dich auch gedanklich. Anja

    Hab lange nichts mehr geschrieben. Doch heute und jetzt kann ich nur hier diese Zeilen lassen. Ich vermisse meinen Sohn so sehr und ich habe heute das Gefühl, dass uns das Leben übelst zugesetzt hat. Louis war kein Junkie, kein Krimineller. Er hatte vielleicht eine Depression, die wir nie gesehen und gespürt haben, weil er sie uns nicht zeigte. Ja er zockte Computerspiele viele viele Stunden, aber er machte auch seine Ausbildung zum Zimmermann fertig. Es musste hier in Berlin schon mit 5 1/2 in die Schule und hat sich damit eigentlich immer gequält. Doch nie hatte ich den Eindruck, dass er leidet. Wir hatten eine schöne Zeit. Doch jetzt zweifel ich alles an. Und als er dann das Spielen am PC leid war, ging er raus in den Club fand junge Menschen, die aus dem System raus wollten, und nach 6 Monaten war er so weit dass er auch Heroin ausprobieren wollte.

    Ich wusste das nicht . Er ging zum Sport er war da ich sah ihn nicht berauscht. Und dann stehen plötzlich drei Polizisten vor der Tür, und sagten wir haben ihren Sohn leblos gefunden.

    Es ist so schlimm und ich vermisse ihn so sehr und obwohl ich bis heute wirklich stark war, spüre ich heute die Wunde umso mehr und niemand aber wirklich niemand kann mich trösten dafür gibt es keinen Trost. Es ist wie eine Strafe und ich weiss nicht wofür.

    Liebe Blaumeise,

    die Zeilen berührten mich sofort. Ich spüre die Energie dahinter. Es tröstet, denn wenn man es in Gottes Hand legt, dann habe ich das Gefühl, dass es ist, wie es sein soll. Sie haben mir ein wenig Illusion genommen und mich zu meiner inneren Kraft geführt. Wenn das Ego nicht mehr schreit, kann man die Töne dahinter wahrnehmen.

    Ich hoffe ihr versteht, was ich meine.

    Gute Nacht Anja

    Liebe Olga,

    ja es liest sich gut, wie Du mit allem umgehst. Max ist Dir nah und du bist ihm nah. Da muss man wirklich nicht täglich zum Friedhof. Aber auch sein Zimmer war doch nur ein gelungener Ort.

    Wir hängen an den Dingen, die wir sehen und anfassen können. Begreifen. Doch was wir erlebt haben, ist eine andere Welt. Das passiert zwar oft und täglich, aber vor einem Jahr würden wir betroffen, angeschossen und kämpfen schon seit dem ein Leben zu führen, trotzdem den Halt und den Sinn nicht zu verlieren. Manch einer sieht vielleicht gar keinen Sinn, weil er vll alleine ist und alles sinnlos erscheint. Aber es ist nicht zu Ende, bevor auch wir gehen. Du hast noch eine Familie und Max ist jetzt woanders. Wir wurden überrannt und das Leben hat sein Eigenes getan. Warum wissen wir nicht.

    Bei mir ist es jetzt auch ein Jahr her. Ich habe eine 2 Ebene eröffnet.Wir gehen abwechselnd oft zum Friedhof, damit nie die Kerzen dort ausgehen. Es ist unsere Art weiter zu umsorgen. Wir brauchen diesen kleinen Ort und bringen unsere Liebe dort hin. Aber auch im Tag täglichen bleibe ich mit Louis in Verbindung. Manchmal hat es schon was Traumähnliches. Manchmal mache ich mir auch Schuldgefühle, aber dann passe ich auf, denn ich habe ihm soviel Halt geben wollen, soviel Unterstützung. Was er daraus gemacht hat und wie er über die Dinge dachte hat er alleine getan.

    Er war wie er war. Die Welt ist wie sie ist. Wir haben nicht alles in unserer Macht. Reinhard Mey sagte in einem Song, " die Kreuzwege des Lebens geht man immer ganz allein". Und es ist in uns zu entscheiden, wie wir weiter gehen, egal was passiert ist und ob wir weiter gehen. Ich will weitergehen, und bei Dir fühlt es sich gerade genauso an. Louis wäre am 27.11. 21 Jahre jung geworden. Max erst 18. Keiner von Beiden ist alleine vorgegangen. Es passiert täglich und in grosser Zahl. Eine Mutter begreift das nicht, aber wir müssen es akzeptieren. Solange wie unser Mutterherz schlägt, werden wir unseren Sohn spüren und ehren , ihn mit Liebe bedecken und aufhören gegen das zu kämpfen, wogegen wir eh keine Macht haben.

    Ich sende Dir Licht und Kraft, weiterzugehen. Ich mache es auch. Anja

    Hallo Ihr Lieben,

    ja es ist Weihnachtszeit, und wir erinnern uns an die heile Zeit,.als alle noch körperlich da waren. Wir durften unsere Liebe verschenken und wärmten unsere Stuben und liessen ganz viel Licht hinein. Soviel fühlte sich heimelig und friedlich an.

    Jetzt bin ich ein Jahr ohne meinen Sohn. Aber er ist nicht fort. Ich möchte fast behaupten, dass er näher denn je ist. Aber ich kann ihn nicht mehr fühlen und sehen.

    Am Heiligabend haben mein Lebensgefährte gekocht. Meine Tochter kam zusammen mit Hans ( Louis Papa) und seiner Partnerin. Es gab viel Licht und wir waren so dankbar, dass wir uns noch haben. Hans stand in diesem Jahr 2 x auf der Kippe. 2 x ist er dem Tod entkommen. Wir spielten Romey und ein jeder hat Louis an seiner Seite gehabt. Um 22:30 Uhr spazierten wir zum Friedhof. Es spielten von der Gemeinde ein Bläserkreis. Bei Louis war alles hell erleuchtet. Wir teilten unsere Trauer und wären froh, dass wir miteinander waren.

    Am nächsten Abend, also gestern viel mir auf ,dass ein Vogel in den schönsten Tönen sang. Es war keine Nachtigall. Ich bemerkte ihn seit 2 Tagen bereits am Tage. Seine Töne waren bisher nie zu hören.

    Und nun erklang sein Gesang in der absolut stillen Nacht. Ich fühlte mich magisch angezogen. Bald hielt ich es nicht mehr aus, ihn aus dem geöffneten Fenster zu suchen. Es war bereits 22:30 Uhr. Ich zog meinen Mantel an und ging in die Richtung aus der sein Gesang kam. Er befand sich hoch oben auf einem der Bäume, die den Spielplatz säumen. Ich verbrachte dort eine längere Zeit und hörte ihm zu und fühlte alles wie ein Zeichen wie eine Stimme , die Louis mir schenkte. Noch nie hat so ein Vögelchen so laut gezwitschert . Und es war keine Nachtigall oder Lerche. Ach je ich war so berührt.

    Es kann auch noch viel Schönes geben.

    Ich sende Euch Herzenswärme und Hoffnung. Eure Anja

    Liebe Blaumeise

    ich habe noch nie auf Deine Zeilen geantwortet, sie aber wahrgenommen und als sehr inniglich, sehr einzigartig und klar vernommen.

    Dein letzter Beitrag, der Dein Innerstes so sehr erspüren ließ, macht mich fast sprachlos.

    Du bist in so vielen Ebenen und ich erspüre alles.. Angst, Hoffnung , Stärke , Liebe. Ich hatte so schnell nur einen Gedanken. Loslassen. Entspannen.

    Da wo man jetzt ist.

    Mein Sohn ( er wurde nur 20 Jahre, auf der Startbahn sozusagen) ist jetzt 12 Monate woanders. Nicht mehr hier, wo ich, wo wir gerade sind.)

    Seitdem ist auch Covid 19 in dieser Welt.

    Er wirft uns so sehr auf uns selbst zurück und damit auf unser Leben.

    Ich spüre so viel in Deinen Sätzen und wünsche Dir Kraft und nochmals Kraft um das zu leben ,was aus Dir heraus will.

    Egal wo und wie Du jetzt leidest..es gibt ein wofür.

    Ich sende Dir Herzgefühle🌈

    Liebe Olga,

    was für ein wundervoller Traum. Davon kannst du bestimmt ganz lange zehren und Dich ihm nah fühlen, in dem Glauben oder in der Gewissheit, dass er Dir ebenso ganz nah ist und es ihm gut geht. 🌈 Es tut einfach gut. Ich wünsche dir Licht auf Deinem weiteren Weg. Verbundende Grüße Anja

    Liebe Mutz, liebe Sverja,

    auch ich bin heute sehr traurig, habe gerade in mein Tagebuch geschrieben, dass ich den Lärm da draussen und die Bedürfnisse der geschäftigen Menschen, gerade nicht nachvollziehen kann. Ich möchte heute nur ganz alleine sein, um vll ein Zeichen, ein Verstehen aus meinem Inneren nicht zu verpassen. Ich brauche keine Ablenkung mehr, kein Bla Bla. Kein Blink Blink.

    Ich habe solche Sehnsucht nach meinem Sohn. Ich verstehe einfach nicht, warum er mit 20 schon fort ist. Manchmal erscheint es mir so sinnlos. Welchen Sinn sollte es auch haben? Doch ganz tief in mir denke ich dass es einen Sinn geben muss.

    Heute ist es schwer.

    Danke liebe Sverja,

    du kannst Vieles so gut in Worte kleiden, daraus entnehme ich dankbar deine Weisheit. Ich finde oft nicht die Muse, all meine inneren Erkenntnisse niederzuschreiben. Doch Deine Gedanken, sind meinen sehr ähnlich. Ich danke, dass Du uns hier so offen begleitest. Komm gut in den 2. Advent. Ich werde mein Herz und den Geist morgen noch intensiver mit Louis verbinden, viele weisse Blumen zum Grab bringen und dort mit Glühwein oder Punsch verweilen. Eine herzliche Umarmung Dir🤗🌟

    Liebe Karin,

    Wir haben auch am Grab zu seinem Geburtstag am 27.11 Prosecco getrunken und 2 Std. dort mit vielen Kerzen verbracht.

    Morgen ist der Todestag. Dass ich dieses Wort in Zusammenhang mit meinem Jungen Sohn bringen muss ist eine grosse Herausforderung, aber es ist jetzt so, gehört dazu seit 12 Monaten. Es ist manchmal auch wie eine Traumwelt , aber er bleibt ich kann nur beten, dass alles an seinem Platz ist, auch wenn er nicht mehr hier ist. Ich kann nur vertrauen, ihn vermissen und damit weitergehen, bis auch ich den Körper verlasse. Ich denke an Euch herzlich Anja

    Ja liebe Mutz,

    Ich spüre schon die ganze Zeit eine starke Melancholie und Traurigkeit. Die Dunkelheit aussen macht's ja nicht lichter. Habe gleich wieder Therapie. In letzter Zeit habe ich wieder solche Gedanken, dass es sich wie eine Strafe anfühlt, denn warum muss ich das erleben. Wenn ich auf mein ganzes Leben zurück blicken, hatte ich es eh nie einfach. Doch ich ging meinen Weg. Aber jetzt Frage ich mich warum ich diesen Stein auch noch tragen muss? Eine leichte Depression stellt sich gerade ein😟

    Liebe Mutz

    Ich empfinde genau das Gleiche. Am Samstag ist der Todestag, ein Jahr ist um. Erst heute habe ich ihn wieder auf den Fotomund geküsst sein Fotogesicht gestreichelt und ihm gesagt dass er mir fehlt und ich ihn so sehr liebe. Neben dem Leben danach läuft er stets an meiner Seite. Aber leider unsichtbar. Einfach unfassbar. Ich sende Dir verbundene Grüsse. Anja