Beiträge von Niobe

    Nessi, du arme gequälte Seele,


    Ich wünschte, ich könnte dir eine Antwort geben....

    Wir sind schwer Verwundete, unvorstellbar und aufs schwerste verletzt... und genauso tut es weh

    Ich hatte gestern wieder schlimme Schreikrämpfe, brüllte meinen Schmerz in die Kissen bis zur totalen Erschöpfung.

    Ich lese viel. Das ist für mich die einzige Möglichkeit, der Folter für eine Weile zu entfliehen, ohne dass ich mich "ablenken" würde, was ich nicht schaffe.

    Kennst du die Schriften von Roland Kachler? Er schreibt in "meine Liebe findet dich" sehr viel über den Schmerz. Z.B:


    Sagen Sie sich und Ihrem geliebten Menschen: »Mein Schmerz ruft nach dir und will dich wiederhaben. Auch wenn das sinnlos erscheint. Ich fühle doch nichts anderes, als dass ich dich wieder lieben will und von dir geliebt werden will.« Vielleicht möchten Sie aus der Energie des Schmerzes heraus den Namen Ihres geliebten Menschen eindringlich, mit ganzer Kraft sagen, vielleicht rufen, vielleicht schreien.

    Spüren Sie dabei die Kraft, die im Schmerz steckt. Lassen Sie dann zu, dass Ihr Schmerz in Tränen übergeht oder in der Erschöpfung zur Ruhe kommt.


    In "ÜBERsLEBEN - nach dem Tod eines Kindes" berichten Eltern über ihren Leidensweg. Z.B.:


    Am Anfang war der Schmerz und der Schmerz war allumfassend und alldurchdringend – grenzenlos, seelisch, körperlich und geistig. Am Anfang war alles, aber wirklich alles unaushaltbar – das ganze Leben war durchtränkt von unentrinnbarer Hilf- und Sinnlosigkeit. Am Anfang trug die Liebe derer, die um mich waren und mir halfen nicht. Am Anfang war das Leben eine Folterkammer, ein Gefängnis der Unversöhntheit, zu dessen Gefängnistür ich nicht den Schlüssel besaß. Meine ach so gepriesene Gedankenfreiheit hatte sich in Luft aufgelöst. Es gab nur einen Gedanken: Mein Kind ist tot und es gab nur ein Gefühl: zerreißender Schmerz.


    Manchmal rettet mich das Lesen über das Leid anderer Betroffener, das eigene für eine kleine Weile nicht mit voller Wucht aushalten zu müssen.


    ich nehme ganz sanft deine Hand *** Niobe





    Bei mir hat es neulich Nacht an der Tür (Wohnung in einem Mietshaus) geklingelt.

    Ich schlief bereits, als ich durch einen extrem lauten - viel lauter als der übliche - Klingelton geweckt wurde, der noch dazu eine völlig andere Melodie hatte als der normale. Ich setzte stocksteif im Bett auf und horchte in die Stille. Dachte dann, es habe sich jemand verklingelt und Lautstärke und Melodie hätte ich geträumt. Ich wollte mich gerade wieder zurücklegen, da klingelte es wieder - genauso extrem laut und mit falscher Melodie. Es war auch nicht der Rauchmelder, Festnetztelefon habe ich nicht, das Handy ist auf Vibration gestellt, andere Geräte, die solche Töne von sich geben, besitze ich nicht und es klingelte 100pro in den eigenen vier Wänden und nicht nebenan oder so, dazu war der Ton zu laut und zu klar.

    Es kam mir schon der Gedanke eines eventuellen Zeichens - aber ich schob ihn beiseite.

    Dann fragte mich etliche Tage später meine Trauerbegleiterin - ohne dass ich den Vorfall oder das Thema erwähnt hätte - ob ich Zeichen erhalte, wie zum Beispiel durch Klingeln geweckt zu werden. Als ich zögernd bejahte fragte sie noch, ob es zweimal geklingelt habe .....


    Das war deutlich!

    Gefühlt habe ich seine Anwesenheit leider nicht.

    Meine Sehnsucht ist unvorstellbar.


    *** Niobe

    Nessi,

    Du hast alles richtig gemacht!

    Du hast allen Grund, untröstlich zu sein und das Leben eines grausamen Verbrechens anzuklagen!

    Deine Schmerzens- und Liebesschreie nach deinem Kind sind die angemessene Reaktion auf die Wucht deines unbegreiflichen Verlustes!

    Was man glauben SOLL, kann niemand sagen.

    Was man aber WEIß:

    Es gibt gute wissenschaftliche Gründe anzunehmen, dass unser Bewusstsein außerhalb des Gehirns bestehen könnte, also nicht an den Körper gebunden ist.

    Falls also überhaupt etwas von uns weiterhin existiert, dann GANZ SICHER NICHT in dem, was von uns begraben wird.


    Das Wesen deines Babys liegt nicht unter der Erde. Alles weitere ist Glaubenssache.


    Gott verzeihe Gott!!!


    *** Niobe

    Bittgedanke, dir zu Füßen


    Stirb früher als ich, um ein weniges

    früher

    Damit nicht du den weg zum haus

    allein zurückgehn musst.

    (Reiner Kunze)


    Mein Geliebter starb am 31. Januar einen elenden und unnötigen Tod. Wie gerne wäre ich um ein weniges später anstelle deiner Frau dorthin gefolgt.

    Warum bestraft der Tod die Liebenden so bestialisch....

    Ach, lieber Engels-Mann, wie sehr ich dich verstehe.

    Ich falle auch immer tiefer, je weiter die Realität mir ins Bewusstsein dringt.

    Hoffnungslosigkeit ist eigentlich das Einzige, was ich noch am ehesten aushalten kann (wenn überhaupt).

    Denn die Idee, dass meine Hoffnung nun in einem "gelungenen" Trauerprozess bestehen solle, stürzt mich in vernichtende Verzweiflung. Der Vergleich dieser "Hoffnung" mit meinem verlorenen Lebensglück, auf welches ich nicht zu hoffen gewagt hatte, bringt mich in die Todeszone des Schmerzes.

    Dann lieber ohne Hoffnung...


    *** Niobe

    Liebe Mischi,
    ich beneide dich, dass Du glauben kannst, dass es ein Ostern, und ein Wiedersehen gibt. Ich beneide dich für deine christliche Hoffnung.
    Leider kann ich dies nicht teilen. Leider!
    Brucknmandl

    Ihr lieben beiden,


    leider kann ich das auch nicht glauben... und selbst wenn: es wäre mir kein Trost, auf ein Wiedersehen mit meinem Geliebten jenseits von Raum und Zeit zu hoffen. Sollte mich dann diese Hoffnung nicht dazu bringen, mein irdisches Dasein aufzugeben, in welchem ich alles hatte und alles verloren, was ein liebender Mensch nur haben und verlieren kann? Sollte man ein solches Wiedersehen dann nicht umgehend herbeizuführen wollen? Ich zumindest würde mich in dieser Welt nicht mehr vermissen. Vielleicht stellt zumindest die christliche Lehre ein solches Wiedersehen erst deshalb "am Ende der Zeit" in Aussicht, um solchem Bestreben vorzugreifen....


    Sie sind in unserer Erinnerung, sie sind in uns, sie sind um uns - Kaum ein Trost stürzt mich tiefer in Verzweiflung und Schmerz!!

    Ich schreie nach meinem Geliebten in Raum, Zeit und Leib, denn so habe ich ihn geliebt und so trauere ich natürlich auch um den eigenen Verlust meiner Lebensliebe. Die Idee des Fortbestehens eines ewigen Geistes meines Geliebten will ich nicht gänzlich von der Hand weisen, macht es mir nicht leichter. Vielleicht sogar im Gegenteil: Er ist zwar um mich, aber ich darf ich nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen.


    "Kein Schmerz ist größer, als sich der Zeit des Glückes zu erinnern, wenn man im Elend ist." - schreibt Dante.
    Und C.S. Lewis bemerkt: "Ich habe H. geliebt. Als ob mir daran gelegen sei, mich in eine Erinnerung an sie zu verlieben, in ein Bild, das ich im Geist trage." Ich kann mich dem nur anschließen.


    Die Osterbotschaft wie auch aktuelle wissenschaftliche Theorien hinsichtlich eines (Fort)bestehens des (unseres?) Bewusstseins unabhängig von unserem Körper, unserem Gehirn, bieten meinem Empfinden nach eher Hoffnung für den Eigentod, weniger Trost für den, der den Tod des Geliebten überleben musste. Diesen Eigentod empfinde ich nach dem Verlust meiner Lebensliebe jedoch als sekundär.


    *** Niobe

    Tamara, ich finde unsere Undankbarkeit und Untröstlichkeit vollkommen angemessen. Wir dürfen untröstlich bleiben und sei es unser Leben lang! Womit solltest DU denn deinen Frieden machen können....!!!

    Sollte ich irgendwann in meinem untröstlichen Restleben noch einmal irgendetwas wollen wollen, dann wäre es, allen untröstlich Trauernden den Respekt und den Platz in der Welt zurückzugeben, den man ihnen einst mit großer Achtung einräumte.


    *** Niobe

    du liebe Bruckenmandl, nichts kann "falsch" formuliert sein in unserem Universum aus Schmerz und Qual...

    Was die "Konversation" (Sprechblasen) bedeutet, habe ich mich auch schon gefragt. Ich vermute, man kann dort einszueins texten mit einem einzelnen Forumsmitglied. Sollen wir es irgendwann demnächst mal ausprobieren?


    Ich kann auch nichts lesen, außer Tod- und Trauerliteratur, kann nicht fernsehen, Musik ist schlimmste Folter (mein Geliebtester war Dirigent).

    Heute ist bei mir ein Tag des fassungslosen Entsetztens. Das Unwiederbringlich-ganz-und-gar-für-immer geht über alle meine Fähigkeiten des Verstehens und Fühlens hinaus. Ich starre apathisch vor mich hin, wenn ich nicht hier ein paar Sätze schreibe.


    Bis bald

    *** Niobe

    Ach Alexa, ich verstehe dich so gut!!!

    Ich pendle zur Zeit zwischen Schockstarre und schmerzschreiender Verzweiflung.

    Heute kann ich gar nicht fühlen oder begreifen. Für immer ganz und gar unwiederbringlich ....

    Es geht über alle meine Fähigkeiten des Verstehens und Fühlens hinaus.


    Sei untröstlich umarmt


    *** Niobe

    Liebe Brucknmandl,


    Der Tod hat mir meinen Geliebten vor genau 60 Tagen geraubt - ich weigere mich zu glauben, er habe mich verlassen, denn er wollte gewiss nicht gehen, sondern wurde elend dazu gezwungen. Ich pendle seitdem zwischen fassungsloser entsetzter Schockstarre und schreiender vernichtender Verzweiflung.


    Ich flüchte in Literatur und Versachlichung, versuche, mich dort im Leiden anderer wiederzufinden und mein eigenes gleichzeitig zeitweise zu verdrängen.


    So erleide ich, philosophisch gesprochen, den Tod des Anderen als meine totale Auslöschung, als den primären Tod - den Eigentod (lachenden Mundes) dagegen als sekundär, eher unbedeutend. Sein Tod ist mein Tod, nur habe ich den meinen überlebt. Ich empfinde das nicht als Vorzug und erfahre, dass der Wunsch des Nachsterbens jeglicher Romantik entbehrt.


    Viel tiefer (sofern dies möglich wäre) als ein Alleinsein quält mich das Ohne-ihn-sein (frei nach Julian Barnes), sein und damit mein Nicht-sein (wie es Connie Palmen beschreibt) Alles, was ist, ist vor allem etwas nicht.


    Er ist überall nicht. Seit 60 Tagen von 11000 meiner zu befürchtenden Restlebenszeit.


    ***Niobe



    Meine Trauer ist grenzenlos wie meine Liebe
    (Novalis)

    .... eine Auszeit hätte ich wahrscheinlich nirgends. Mein geliebter Mann starb vor genau zwei Monaten, ich kann es kaum unter Menschen aushalten. In meinem früheren Leben war ich Lehrerin .... undenkbar, dass ich in absehbarer Zeit Beziehungsarbeit mit Menschenkindern leisten oder Verantwortung übernehmen kann. Eigene Kinder oder Geschwister habe ich keine, meine Mutter ist schon sehr alt, sie kann keine Stütze mehr sein. Ich habe gute Freunde, doch die können nicht nachfühlen, was es heißt, wenn ein liebender Mensch ALLES verliert, was er nur verlieren kann, denn sie haben noch alle ihre Partner. So finde ich Leidensgenoss*innen nur hier in diesem Forum.

    liebe Mauela,


    danke, dass du nachfragst. Ich bin 55 Jahre alt und arbeitsunfähig nach dem, was das Leben, das Schicksal, oder wer oder was auch immer mir angetan hat. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften kann znd es interessiert mich auch nicht. Wenn ich schon nicht sterben darf, dann bitte so wenig und so kurz wie möglich leben!


    Meine Ärztin ist wenig achtsam, will mich eigentlich nicht länger krankschreiben. Ich würde mich fallen lassen (und wenn schon!), sie habe selbst auch schon schwere Verluste ertragen, das sei schlimm, aber eben auch kein Weltuntergang. Es hat sich aber heute bei mir eine Trauerbegleiterin gemeldet, die mir vermittelt wurde. Als ich ihr meine Geschichte am Telefon erzählte, stockten ihr Atem und Sprache. Sie hat mir versprochen, mir die weitere Krankschreibung zu ermöglichen.


    Mein geliebter Stern war gerade 65 und hätte jetzt nicht sterben müssen, wenn seine egomanische Exfrau sich nicht so massiv eingemischt und damit eine tödliche Lawine losgetreten hätte. Wenn du magst, findest du meine Geschichte zu Beginn meines Threads...


    Meine Leberwerte sind schlecht - immerhin. Ich trinke nicht sehr viel, aber ich ernähre mich abartig und habe schon seit Jahren Gallensteine. Schätze, das ist der Grund ...


    Sorry, dass ich die allgemeine Frühlingsstimmung nicht so teilen kann....


    *** Niobe

    Alles in der Hoffnung, bald wieder mit dir vereint zu sein.

    Es hat überhaupt nichts gebracht. Ich habe den Zielwert erreicht. Ich verstehe es einfach nicht. Ich habe alles gemacht, um bald bei dir sein zu können.

    Unser Arzt hat sich so gefreut über meine Werte. Ich nicht.

    liebe Manuela,

    fühle dich zutiefst verstanden. Morgen habe ich einen Arzttermin (Blutbild besprechen). Ich ertappe mich bei dem Gedanken, das Schlimmste zu hoffen...


    Und die Blutdruckpillen habe ich "vergessen" .


    Leider habe ich allerdings noch nicht so das "richtige" Alter


    *** Niobe

    Liebe Bruckenmandl,


    einfach liegen bleiben wollen, am liebsten für immer!! Dieses Gefühl kenne ich - es begleitet einen permanent, wie das permanente Nichtsein des geliebten Menschen. Jeden Tag gehen wir doch durch die Hölle einer Wirklichkeit, die ihres Inhalts, ihres Wesenskerns beraubt ist.


    Gerade an gemeinsamen Orten landet man im Horrorfilm der glücklichen Erinnerungen, so zumindest mein Empfinden.

    Sehr beeindruckend, dass du diese Fahrt überhaupt mitmachen konntest. Ich zum Beispiel bin meilenweit davon entfernt, Bilder- innere wie äüßere - , Orte oder Gegenstände der Erinnerung zu berühren. Wehe, wenn sie sich mir doch aufdrängen (und das tun sie oft genug) - dann gibt es kein Halten mehr in der schreienden Verzweiflung.


    Gut, dass du Menschen um dich hast, auch wenn niemand und nichts helfen und trösten kann. Und gut, dass es dieses Forum gibt.

    Ich habe das Gefühl es wird jeden morgen schlimmer ,ich weiß ja


    nicht wir ihr das Schaft .

    Liebe Birgit,


    ich zum Beispiel schaffe es nicht - absolut NICHT. Wenn ich morgens aufwache, dann bin ich als erstes darüber verzweifelt, dass ich weiterleben muss, obwohl ich das nicht aushalte in einer Welt, in der der geliebte Mann nicht mehr ist.


    In meinem früheren Leben war ich Lehrerin, aber an arbeiten gehen ist nicht zu denken - noch dazu im Umgang mit Menschen, Kindern!

    Arbeitsunfähig bin ich.... sein Tod hat meine Seele ausgelöscht.


    Ich starre vor mich hin und versuche irgendwie zu begreifen, was passiert ist oder ich schreie und heule mich schier zu Tode. Zwischen den Schreikrämpfen versuche ich zu lesen. Trinke roten Kindertee und esse Fertignudeln. Manchmal hetze ich ziellos durch die Straßen.


    Ich bewundere deinen Mut, jeden Tag das Grab deiner Liebsten zu besuchen!!!


    Die Wucht eines Grabes auszuhalten geht über alle meine nicht vorhandenen Kräfte.

    Ich schaffe es noch nicht mal, mich zu erkundigen, wo das Grab meines Geliebten ist und ob es überhaupt schon ein Grab gibt. Wir waren ja nicht verheiratet. Sohn und Exfrau meines Geliebten haben alles an sich gerissen, ohne mich mit einzubeziehen. Seit der Trauerfeier habe ich kein Wort mehr von ihnen gehört.


    In tiefster Nacht überfällt mich dann eine Art von Schlaf, denn eigentlich kann ich die Augen nicht schließen. Dann quälen mich nämlich sofort die Bilder der Erinnerung an mein früheres glückliches Leben und lösen den nächsten Heulkrampf aus.


    Dann wache ich wieder auf mit der Todesnachricht, die mir jeden Morgen aufs Neue ins Gesicht schlägt.


    Fühle dich zutiefst verstanden von einer, die es auch nicht "schafft"


    ***Niobe

    Im Leid zu Stein erstarrt