Beiträge von Niobe

    Liebe Bruckenmandl,


    Das Allerschlimmste was passieren kann, ist dir wie uns allen hier passiert.

    Es gibt keinen größeren Verlust, es gibt keinen größeren Schmerz, es gibt keine tiefere Hoffnungslosigkeit, keine tiefere Ohnmcht.

    Es gibt keine Worte und keine Gefühle, die das Ungeheuere annähernd ausdrücken können.

    Unsere Liebe kann nicht begreifen ....

    Es geht weit über alle unsere Kräfte hinaus.


    Im Schmerz verbunden sende ich dir einen verstehenden Blick ***

    liebe Helen,


    Ich verstehe dich viel tausend Mal. Mein geliebter Stern ist seit 6 Wochen tot und ich schaffe es noch nicht einmal, innere Bilder zuzulassen. Chat-Verläufe musste ich sofort löschen, eine Freundin musste eine Tasche mit Erinnerungsstücken aus seiner Wohnung abholen und im Keller in der hintersten Ecke verstecken. (Wir lebten nicht in einem Haushalt - und ich hatte kurz vor seinem Tod eine neue Wohnung eingerichtet, ganz in seiner Nähe, für mich und für uns ...)

    Ich traue mich nicht, Bilder auf dem Handy zu öffnen und kann auf der Straße keinen Fuß auch nur in die Richtung seiner Wohnung setzen. Ich bitte ihn, nicht in meine Träume zu kommen, keinen Ton Musik kann ich ertragen (er war Pianist und Dirigent). Die Vorstellung, mich an ein Grab zu setzten, liegt außerhalb jeglicher Möglichkeiten.

    Die Stille und Leere ... mehr geht nicht. Alles weitere würde mich schier umbringen (allerdings leider nur 'schier')


    Ich sende dir einen verstehenden mitfühlenden Blick ***

    heute war ich bei meiner Ärztin und bin dann von der Praxis dann nach Hause gelaufen. Es war schlimm... hinter jeder Ecke ein Ort der schneidenden Erinnerung "Schau, was du verloren hast, begreife, dass du es nie wieder haben kannst und verbrenne daran, dass du es durchaus noch hättest haben können, hätte diese Frau nicht das Ruder an sich gerissen" ....


    Welches Elend erwartet uns!!!

    ich kann noch nicht mal in den Supermarkt gehen, wo wir immer gemeinsam einkaufen waren.

    Es graut mir vor dem Ende des Lockdown, wenn die Restaurants öffnen, in denen ich so beglückende Normalität mit ihm erlebte.

    Vielleicht mindert sich der Schmerz irgendwann. Ob das Leid endet.... ich für meinen Teil fürchte nein, aber jeder ist da natürlich anders, jede Lebenserfahrung ist anders, jede Liebes- und Leidensgeschichte ist anders, jeder Tod und jeder Verlust ist anders und jeder verarbeitet anders.

    Julian Barnes schreibt: man kommt heraus wie eine Möwe aus einer Öllache. Man ist geteert und gefedert fürs Leben.

    im Ernst - ich habe in den letzten Tagen vor lauter Verzweiflung und zeitweiliger Flucht vor dem allumfassenden Schmerz Artikel (so seriöse wie möglich) über das naturwissenschaftlich ungelöste Rätsel von Geist&Materie, Körper&Seele, Gehirn&Bewusstsein gelesen. Ernstzunehmende Quantentheorien nähern sich möglicherweise einer Lösung des Rätsels an, sind daher sehr populär und blütenreich, auch wenn niemand (eigentlich noch nicht mal die Wissenschaftler selbst) sie wirklich verstehen.

    Ich fürchte leider, die Serie könnte eine solche "Blüte" sein. Es wäre doch aber zu schön....

    Kleiner Trost vielleicht: die "Existenz" (falsches marterialistisches Wort eigentlich) eines (unseres?) Bewusstseins außerhalb unseres Gehirns wird auch unter Physikern und Neurobiologen nicht mehr vehement bestritten....

    Aber jeder Tag der vergeht bringt mich einen Tag näher ans Ziel zu meinem Andreas. Und darauf freue ich mich sehr. Das Restleben bleibt aber weiter öde und sinnlos

    Wohl allen in unserer besch... Lage, deren Restleben - Rest"leben" irgendwie absehbar ist....

    11000 Tage, wenn ich nur so alt werden muss wie meine Groß- und meine Urgroßmutter....

    Das schaffe ich nicht ***

    ... nein, liebe Johanna, es reicht nicht. Wie sollte es denn auch!!!

    Alles bleibt einseitig... die Liebe, die Erinnerung (ich verdamme sofort jedes Bild aus meinem Kopf, weil der Schmerz mich umbringen würde), die Gespräche...

    Ich kann der Erinnerung an das Glück nichts Tröstliches abgewinnen***

    Liebe Alexa,


    Nein, es hört nicht auf! Der Schmerz zerreißt uns wie ein wildes Tier...

    Ich fühle mit dir. Mir geht es genauso. Viel zu kurz durften wir an der Erfüllung riechen. Uns komplett fühlen. Ganz. Heil. Vollständig im Einklang mit dem eigenen Ich.

    Das war zumindest mein Lebensgefühl.

    Was soll nach der Erfüllung je wieder gut und freudvoll werden, da uns die Seele herausgerissen wurde....

    Wir atmen. Das ist aber auch schon fast alles.


    Ich sende dir einen verstehenden Blick und weiß, dass er nichts lindern kann

    ***