Ihr Lieben,
ich war Ende September ja in Nürnberg und habe dort auf dem (sehr sehenswerten) Johannisfriedhof im Rahmen eines Kunstprojekts eine Lichtinstallation gesehen, die den Satz "Do not go gentle into that good night" präsentierte. Ich kannte ihn bisher nicht, habe dann aber herausgefunden, dass es eine Gedichtzeile ist, aus dem wohl bekanntesten Gedicht von Dylan Thomas. Weil mich das Gedicht so sehr berührt hat und ich den Klang, den Rhythmus dieser Verse so bewundere, möchte ich es hier einstellen, im englischen Original und in der (für mich) besten Übersetzung, die ich gefunden habe.
Do not go gentle into that good night
Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.
Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.
Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.
Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.
And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.
(Dylan Thomas)
Geh nicht gelassen in die gute Nacht
Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
Glüh, rase Alter, weil dein Tag vergeht,
Verfluch den Tod des Lichts mit aller Macht.
Denn weise Männer, wissend, nichts was sie gedacht
Hat Licht gebracht ins Dunkel, und es ist zu spät,
Gehn nicht gelassen in die gute Nacht.
Und gute Männer, brüllen, schon der letzten Welle Fracht,
Und denkend ihrer Mühn, im Meer verweht,
Verfluchen Tod des Lichts mit aller Macht.
Und wilde Männer, die der Sonne Pracht,
Im Fluge singend fingen, die nun untergeht,
Gehn nicht gelassen in die gute Nacht.
Und ernsten Männern, blind schon, wächst Verdacht,
Auch blindes Auge lacht und blitzt, eh es vergeht,
Verfluchen Tod des Lichts mit aller Macht.
Und du mein Vater, den der bei dir wacht,
Verdamm und segne weinend ihn. Hier mein Gebet:
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Verfluch den Tod des Lichts mit aller Macht.
(Übersetzung von Johanna Schall)
Es gibt auf Youtube wunderbare Rezitationen zu dem Gedicht, u.a. auch vom Autor selbst. Es ist ein Gedicht über den Tod, ja, aber eigentlich ist es eins über das Leben, über den Hunger nach Leben im Angesicht unserer Sterblichkeit, über das Unvollendete, das Vergebliche, über starke und widersprüchliche Gefühle im Hinblick auf das Lebensende. Ein ganz großartiges Werk, finde ich.
Herzliche Grüße
Sabiene