Beiträge von Sabiene

    Liebe Sverja, liebe Alle,

    Ja, das ist auch mein Gedanke, dass wir vielleicht dann am tiefsten und echtesten Mensch sind, wenn wir lieben und trauern. Dann wenn wir die Vergänglichkeit und Sterblichkeit spüren, die ja alles an uns und in unserer Welt prägt. Wenn wir unter ihr leiden, wenn wir beginnen können sie anzunehmen - oder auch nicht. Echte, tiefe, wahrhaft menschliche Gefühle, vielleicht geht es genau darum in diesem seltsamen Leben. Darüber denke ich immer wieder nach.

    Das "Nachtcafé" sehe ich im übrigen auch sehr gerne. Es gibt ja auch einen Podcast von Michael Steinbrecher, auch sehr zu empfehlen!

    Herzliche Grüße

    Sabiene

    Keiner wartet

    Alle müssen sie heim. Nur ich muß nicht müssen.
    Keiner wartet, daß ich ihm das Essen richte.
    Keiner sagt, komm, setz dich her. Wie bist du müde!
    Schneidet mir keiner das Brot.

    Keiner weiß, wie ich war mit achtzehn, damals.
    Keiner stellt mir den ersten Flieder hin,
    Holt mich vom Zug mit dem Schirm.

    Ist keiner, dem ich beim Lampenlicht lese,
    Was der Chinese vom Witwentum sagt:
    „Die Gott liebhat, nimmt er zu sich,
    Ehe er ihr den Geliebten nimmt.“

    (Mascha Kaléko)

    Brauchte man nicht nur die allgemeine Steuernummer und die Steuer ID (die beide auf dem Einkommenssteuerbescheid stehen) und das Aktenzeichen, das im Brief vom Finanzamt steht? So hab ich es in Erinnerung...

    Ihr Lieben,


    ich war Ende September ja in Nürnberg und habe dort auf dem (sehr sehenswerten) Johannisfriedhof im Rahmen eines Kunstprojekts eine Lichtinstallation gesehen, die den Satz "Do not go gentle into that good night" präsentierte. Ich kannte ihn bisher nicht, habe dann aber herausgefunden, dass es eine Gedichtzeile ist, aus dem wohl bekanntesten Gedicht von Dylan Thomas. Weil mich das Gedicht so sehr berührt hat und ich den Klang, den Rhythmus dieser Verse so bewundere, möchte ich es hier einstellen, im englischen Original und in der (für mich) besten Übersetzung, die ich gefunden habe.


    Do not go gentle into that good night

    Do not go gentle into that good night,

    Old age should burn and rave at close of day;

    Rage, rage against the dying of the light.


    Though wise men at their end know dark is right,

    Because their words had forked no lightning they

    Do not go gentle into that good night.


    Good men, the last wave by, crying how bright

    Their frail deeds might have danced in a green bay,

    Rage, rage against the dying of the light.


    Wild men who caught and sang the sun in flight,

    And learn, too late, they grieved it on its way,

    Do not go gentle into that good night.


    Grave men, near death, who see with blinding sight

    Blind eyes could blaze like meteors and be gay,

    Rage, rage against the dying of the light.


    And you, my father, there on the sad height,

    Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.

    Do not go gentle into that good night.

    Rage, rage against the dying of the light.


    (Dylan Thomas)


    Geh nicht gelassen in die gute Nacht

    Geh nicht gelassen in die gute Nacht,

    Glüh, rase Alter, weil dein Tag vergeht,

    Verfluch den Tod des Lichts mit aller Macht.


    Denn weise Männer, wissend, nichts was sie gedacht

    Hat Licht gebracht ins Dunkel, und es ist zu spät,

    Gehn nicht gelassen in die gute Nacht.


    Und gute Männer, brüllen, schon der letzten Welle Fracht,

    Und denkend ihrer Mühn, im Meer verweht,

    Verfluchen Tod des Lichts mit aller Macht.


    Und wilde Männer, die der Sonne Pracht,

    Im Fluge singend fingen, die nun untergeht,

    Gehn nicht gelassen in die gute Nacht.


    Und ernsten Männern, blind schon, wächst Verdacht,

    Auch blindes Auge lacht und blitzt, eh es vergeht,

    Verfluchen Tod des Lichts mit aller Macht.


    Und du mein Vater, den der bei dir wacht,

    Verdamm und segne weinend ihn. Hier mein Gebet:

    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

    Verfluch den Tod des Lichts mit aller Macht.


    (Übersetzung von Johanna Schall)


    Es gibt auf Youtube wunderbare Rezitationen zu dem Gedicht, u.a. auch vom Autor selbst. Es ist ein Gedicht über den Tod, ja, aber eigentlich ist es eins über das Leben, über den Hunger nach Leben im Angesicht unserer Sterblichkeit, über das Unvollendete, das Vergebliche, über starke und widersprüchliche Gefühle im Hinblick auf das Lebensende. Ein ganz großartiges Werk, finde ich.


    Herzliche Grüße

    Sabiene

    Und vermisse - ich vermisse meinen Mann und ich vermisse mein altes Leben! Ich vermisse mein Lächeln und mein Lachen! Ich vermisse sein Lächeln und sein Lachen!

    Danke für diese Worte, liebe Susanne. Genauso empfinde ich es gerade auch. Wobei ich ja weiß, dass mein Lächeln und mein Lachen nicht vollständig weg sind, die kommen wieder, jedenfalls zeitweise. Vielleicht müssen wir damit zufrieden sein.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Einen ganz lieben Gruß zurück, liebe Mischi . Ich kann "dieses Zeichen" übrigens auch nur schwer ertragen (und mag es auch nicht einmal Smiley nennen), würde es auch nie selbst verwenden. Es ist nicht einfach, empfindsam zu sein, ich weiß. Gut, wenn man gelernt hat, sich selbst und seine Räume zu schützen.

    Bleib behütet

    Sabiene

    Lieber Nick,

    ich sehe deinen großen Schmerz und es tut mir so leid, dass du deine liebe Anja, die Mutter deiner Kinder, hast gehen lassen müssen. Es ist unglaublich, was du jetzt leisten musst, die Arbeit, die Verantwortung für deine Kinder, deine eigene Trauer und die deiner Kinder... Bitte belaste dich nach Möglichkeit nicht mit Schuldgefühlen und der Frage, ob und wie die Katastrophe hätte verhindert werden können, aber wisse, dass solche Gedanken in der Trauer leider ganz normal sind. Wahrscheinlich die meisten von uns plagen sich von Zeit zu Zeit mit solchen Gefühlen und Gedanken, auch wenn bei objektiver Betrachtung von Schuld keine Rede sein kann. Du hast dein Bestes getan und tust es weiterhin, als liebevoller Mensch und Vater, der du bist. Ich wünsche dir viel Kraft und Unterstützung, hier im Forum ebenso wie in deinem Alltag, und dazu die Zuversicht, dass du und ihr als Familie euren Weg durch diese Trauer hindurch finden werdet.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Herbstgedicht


    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

    Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

    Sie fallen mit verneinender Gebärde.

    Und in den Nächten fällt die schwere Erde

    Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

    Und sieh dir andre an: es ist in allen.

    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

    Unendlich sanft in seinen Händen hält.


    (Rainer Maria Rilke)

    Liebe mayatochter,

    Ich kann mir das so erklären dass Trauer an sich, die ganzen intensiven Emotionen, die Anpassungsleistung an die neue Situation, schon eine gewaltige Kraftanstrengung für unseren ganzen Organismus darstellt. Bei mir war es so, dass meine ohnehin schon relativ häufige Migräne noch heftiger und häufiger auftrat. Ich habe versucht auch das zu akzeptieren, vor allem dass die Migräne mich immer wieder in den Rückzug gezwungen hat. Das war und ist nicht schön, aber vielleicht heilsam, in vielerlei Weise.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Carmen,

    das stelle ich mir sehr belastend vor, wenn die OP immer wieder verschoben werden muss. Du bereitet dich ja vor, gedanklich, durchlebst all die Sorgen und Ängste...

    Ich wünsche dir dass wenigstens ab jetzt alles nach Plan verläuft!

    Liebe Grüße

    Sabiene