Hallo zusammen

  • Liebe Kathrin!
    Ich kann Dir gerne meine Eindrücke der ersten paar Wochen und Monaten erzählen.
    Mir ging es nicht besser als Dir.
    Die erste Nacht habe ich nicht geschlafen sind erst um 24 uhr vom Spital nach hause gekommen.
    Die zweite Nacht habe ich geträumt das Patrick untergeht und nach mir gerufen hat "bitte Mutti hilf mir"also wieder nicht geschlafen.
    Die ersten 3 Tage konnte ich nichts essen, ich hatte das Gefühl es bleibt alles stecken,Patrick kann nicht mehr essen und Du brauchst auch nichts so fühlte ich mich.So habe ich nur Wasser und Kaffee getrunken, und geraucht und das nicht wenig.
    Die nächsten 6Wochen stand ich unter Medikamente das einzig Gute daran ,ich konnte entlich schlafen.
    Die Tage sind an mir vorbei gezogen wie in einem Film und es kam mir so vor als würde mich das alles gar nicht betreffen.Wenn ich keine hilfe gehabt hätte ,
    hätte ich nichts auf die Reihe gebracht.
    Es war schwer die ganzen Wege zu erledigen ,es war immer was los und doch alles ruhig um mich.
    Ich mußte zu Patricks Arbeit, alles abmelden, das Bundesheer kam ,der Kriminalbeamte brachte Patricks Sachen es war einfach nur Streß.
    Jeden Tag wenn ich schlafen ging habe ich mir gewünscht: Wenn Du morgen aufstehst ist Patrick wieder da und alles war nur ein böser Traum!
    Dann kam der Tag der Beerdigung, dort wollte ich überhaupt nicht hin. Das Bundesheer hatte sogar einen Arzt mit falls einer gebraucht wird.
    Die nächste herausforderung stand an nach ca. 4 Wochen wieder arbeiten gehen. Der erste Tag war sehrTränen reich. Die Kollegen waren sehr einfühlsam und trotzdem habe ich mich furchbar gefühlt.
    Jeden Tag aufstehen, zur Arbeit gehen und so tun als wäre alles in Ordnung "die Welt dreht sich ja weiter" aber für uns steht sie still!
    Und man bekommt nichts richtig hin alles nervt und man hofft das der Tag bald um ist.Nach Monaten konnte ich Patricks Zimmer immer noch nicht verändern. Das Zimmer war fast 1Jahr so wie er es verlassen hat.
    Jetzt sind fast 2 Jahre um und der Gedanke das er nicht mehr da ist beschäftigt mich noch immer.Warum Fragen sind immer präsent.
    Also Du brauchst Dir keine Sorgen machen das Du nicht" normal" bist, denn alles was Du geschrieben hast hat mich auch im Griff.
    Auch ich habe mich total verändert , ich bin einfach nicht mehr die selbe wie vor dem Unfall!
    Hoffentlich habe ich Dich nicht zu viel zu geschrieben, wenn ja bitte verzeih mir!
    Wollte Dir einfach nur sagen ,das wir alle normal sind und unsere aussetzer auch!
    Sei :24: liebe Grüße Renate

  • Hallo liebe Renate,
    du hast überhaupt nicht zu viel geschrieben , im Gegenteil.Ich bin so froh , wenn ich lesen kann ,dass es auch bei anderen so abläuft und ich nicht wirklich spinne.Ein Kind zu verlieren ist so ziemlich das schlimmste , dass einem passieren kann.Das du auch nach zwei Jahren noch Trauerst , kann ich verstehen.Ich hoffe aber , dass der Schmerz nicht mehr so heftig ist und du trotz allem Freude empfinden kannst, dass du einen so tollen Sohn hast den du begleiten durftest und der nun zu dir herunterschaut mit ganzer Liebe und Wärme für dich.
    Vielen Dank für deine Worte an mich . :2: Kathrin

  • Es geht mir ziemlich mies heute.Ich hatte noch Besuch heute und da konnte ich mich noch zusammennehmen aber als der dann weg war , bin ich wieder mal zusammengebrochen.Im Moment ist es ganz schlimm :33: :33: :33: :33: .Ich weine und weine und in meiner Brust habe ich einen Druck und Schmerzen und ich weiss nicht mehr wie es weitergehen soll :13: :13: :13: .Meinem Sohn (17) geht es auch nicht so gut.Er ist total müde und erschöpft und er sollte doch in die Schule und kann fast nicht.Ich bin ziemlich verzweifelt und weiss nicht wie weiter.Wie kann ich meinem Sohn helfen?Ich muss doch selber immer weinen und bin völlig kraftlos.Ich habe Angst , dass wir es einfach nicht schaffen .Könnt ihr mir irgendwelchen Rat geben???? :2: Kathrin

  • Hallo , da bin ich nochmal.Ich habe mich etwas beruhigt und möchte einfach noch gern etwas schreiben.Ich habe mir heute im Fernsehen einen Film angeschaut , in dem ein Paar mit dem Töff einen schönen Ausflug gemacht hat.Ich wurde unglaublich traurig.Es hat mir einfach den Boden weggezogen.Mein Mann und ich waren eigentlich immer sehr freiheitsliebend und wir konnten über Gott und die Welt sprechen.Wir wären so gerne mit einem Töff zusammen in der Gegend rumgefahren.Wir hatten es immer gut miteinander und leider war mein Mann die letzten Monate nicht mehr so gut bei Gesundheit.Er wollte sich soooooo gerne noch eine Harley kaufen .Uns fehlte es aber auch an den finanziellen Mitteln .Vermutlich hätte er gar nicht mehr fahren können.Aber was mich am meisten traurig macht ist , das wir immer Träume zusammen hatten und zwar beide fast die gleichen.Wir konnten aber keinen davon in diesen 20 Jahren in denen wir zusammen ware , erfüllen.Einzig unser Sohn .Er ist auch alles was uns je richtig etwas bedeutet hat und immer noch tut.Aber wir konnten sonst keinen unserer Träume leben.Nun ist er tot und jetzt ist es sowieso vorbei.Es macht mich unendlich traurig .Bis ganz tief hinein.Ich weiss gar nicht wie ich dies einordnen soll.
    Mein Sohn ist nun auch sehr , sehr traurig und ich möchte doch , dass es ihm gut geht.Er hat auch schon einiges mitgemacht und es hört einfach nicht auf.Was ist nur los bei uns ! :4: :4:
    Ich halte es manchmal fast nicht aus, dies alles zu tragen. :33: :33:
    Wie geht ihr mit der Trauer von euren Kindern um und wie trauern sie?? Fühle mich ziemlich hilflos im Moment.
    Traurige Grüsse Kathrin

  • Hallo, da bin ich schon wieder.Es geht mir einfach nur schlecht.Ich vermisse meinen Mann einfach so unglaublich.Ich finde , je länger die Zeit vergeht umso schlimmer wirds.Irgendwie ist das ganze Drama nun endlich in meinem Bewusstsein angekommen.Mit voller Härte.Ich bin nur noch am weinen und er fehlt mir so.Alles ist so endgültig und traurig.Was soll ich denn nur machen.Ich bin so müde und erschöpft.und ich kann nicht mehr Leiden .
    :33: :33: :33: :33: :33: :33: :33: :33: :33:

  • Liebe Kathrin!
    Es tut mir so leid, das es Dir so schlecht geht.Ich nehm Dich mal in den Arm wenn ich darf (wenn auch nur virtuell) :30: :30:
    Dein Mann ist gerade mal vier Wochen nicht mehr bei Dir. Ich finde, es ist gerade zu Beginn eines großen Verlustes, völlig normal das man am Liebsten die Zeit anhalten oder zurückdrehen will. Mir ging es jedenfalls immer so.Vor allem als meine Tochter starb.
    Diese viele " ach hätte ich doch" oder "ich würde gerne noch wenn...",die erlebt hier glaub ich jeder.
    Du fragst, wie man mit der Trauer des Kindes umgeht.Jedes Kind ist da anders. Mädchen anders als Jungen.Dein Sohn ist 17Jahre.Will er reden über seinen Vater?Wenn er so müde ist,vielleicht schläft erschlecht, weil er grübelt?Frag ihn ob er Hilfe möchte,von unabhängigen Personen.Eine Trauergruppe oder Ähnliches, oder gar proffessionelle Hilfe.
    Meine Tochter war 11 als mein Vati starb an dem sie sehr hing.Da hat sie viel hinterfragt.Als mein Bruder und meine Tochter (also ihre große Schwester) starb war sie 13 wurde dann 14.
    Über diese beiden Verluste spricht sie kaum.An Gesten, Blicken, und verschiedenen Äußerungen hab ich jedoch bemerkt, das sie "still" leidet.Sie hat einmal zu mir gesagt,als ich sie darauf ansprach "Mama, ich will dich nicht noch trauriger machen".Sie fing dann noch an sich unter schulischen Stress zu stellen, nur, damit ICH Freude habe.Das war der Zeitpunkt, wo ich Hilfe gesucht habe für sie.Seit einigen Wochen geht sie nun zu einem Psychologen.Der kombiniert die Gespräche so, das er mal mit ihr alleine, dann mal mit mir und meiner Tochter gemeinsam,oder mit meinem Mann und Tochter spricht.Wir sind alle mit eingebunden, und das ist gut so.Vielleicht wär das was für Dich und Deinen Sohn?
    Viele liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Kathrin!
    Es tut mir sehr leid,das es Dir so schlecht geht, aber es sind ja erst ein paar Wochen und ich weis es von mirwie es einem geht.
    Ich glaube der Körper regestriert nach dem ersten Schock erst ,was da wirklich passiert ist,und dann schlägt es ein wie eine Bombe.
    Und es tut verdammt weh!!!!!!
    Die Trauer von Kindern ist auch so eine Sache zb. meine Söhne trauern ganz für sich allein keiner der beiden will darüber sprechen
    und schon gar nicht mit mir!Manchmal spricht der Zwillingsbruder von Patrick mit seinem älteren Bruder aber auch eher selten.
    Auch mein Enkerl mit 4 Jahren beginnt jetzt nach 2 Jahren alles zu hinter fragen. Bis vor kurzen hat er Patrick nicht erwähnt.
    Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen das es Dir bald besser geht und :24: Dich und Deinen Sohn ganz feste.
    Zusammen sind wir stark!
    ganz liebe Grüße Renate

  • Liebe Kathrin,
    was du beschreibst, sind so kurz nach einem Trauerfall an und für sich normale Reaktionen. Hast du schon mal unseren Trauerratgeber durchgelesen?


    ASPETOS Trauerratgeber


    Hier findest du einige Artikel, die dich besser verstehen lassen, warum du so reagierst. Der Trauerprozess ist gerade in der ersten Zeit furchtbar schmerzhaft, aber eben auch beängstigend, weil man sich in einem Zustand des "Trauerchaos" befindet. Man versteht nicht, was passiert, alles ist neu, man hat so etwas noch nie durchgemacht, es fehlen einem Bewältigungsstrategien. Die muss man sich erst aneignen. Wenn du den Ratgeber durchliest, bekommst du etwas mehr Orientierung und das kann dir Sicherheit geben.


    Du schreibst, du leidest schon lange an Panik-Attacken. Ich denke, das müsste man sich ganz genau ansehen. Wann und in welchem Zusammenhang hattest du denn die erste Panik-Attacke? Weißt du, welchen Auslöser sie hatte? Es wäre wichtig, deinen Panik-Attacken auf den Grund zu gehen und sie aufzuarbeiten, weil sie sich natürlich jetzt verstärken und die Trauer erschweren!
    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo Christine.
    die Panikattaken haben den Ursprung ,dass ich als 8 jähriges Mädchen von meinem Vater vergewaltigt wurde.Ich habe vor ca.12 Jahren deswegen eine Psychotherapie gemacht.Die Therapie hat mir so weit geholfen , dass ich darüber sprechen konnte aber die Panik ging trotzdem nicht weg.Ich habe jetzt nochmals eine Therapie gestartet und hoffe , dass es etwas hilft.Mir geht es wirklich nicht so gut.Jeder Tag ist ein Kraftakt und von überall bekomme ich Tipps und Ratschläge .Ich bin schon ganz verwirrt , weil ich denke ich bin wirklich nicht normal und brauche dringend hilfe.Alle kommen viel besser damit klar und ich schleppe mich von Tag zu Tag und bin nur traurig.Ich habe Angst vor der Zukunft und weiss nicht wie ich weitermachen soll.Wie lange dauert denn diese Phase des Gefühlschaos?? Ich vermisse ihn so unendlich.Er war doch mein Halt im Leben.Warum beutelt das Schicksal mich so ??Ich verstehe es nicht.Ich habe immer wieder so Gefühlsphasen wo ich mich erinnere wie ich mich gefühlt habe wo wir gewohnt haben oder Orte an denen wir waren.Das verfolgt mich dann den ganzen Tag und alles ist so unwirklich und fremd.Ich glaube ich bin wirklich etwas verückt und meine Trauer ist anders.Ich habe Angst , dass ich es nicht schaffe.
    Traurige Grüsse Kathrin :13:

  • Hallo zusammen
    draussen scheint die Sonne und in mir ist es nur traurig und grau.Ich habe immer wenn ich aufstehe,enorme mühe.Ich habe ein riesieges Loch in meiner Brust und habe das Gefühl keinen moment länger Leiden zu können.Meine Beine zittern und ich bin wie nicht recht hier.Ich muss sagen , ich schlafe viel und da ich nicht oder noch nicht arbeiten muss schlafe ich bis in den Morgen hinein.Irgendwie brauche ich das.Aber sobalt ich dann aufstehe geht es mir richtig schlecht und habe auch ziemlich Angst vor dem Tag.Ich kann es einfach nicht begreifen , dass er nicht mehr da ist. :13:
    Wie ergeht es euch so am Morgen nach dem Aufstehen??
    Liebe Grüsse Kathrin

  • Liebe Kathrin,


    möchte dich erst einmal ganz lieb :30: . Es tut mir leid, daß es dir so schlecht geht, aber -
    eigentlich ist es ganz "normal" so. Schau, es ist doch erst ein guter Monat, daß dein Andreas nicht mehr bei dir ist!
    Trauern ist seelische Schwerarbeit, so ist es auch kein Wunder, wenn du viel und lange schläfst. Dein Körper versucht, sich so die nötige Kraft zu holen.
    Versuche aber trotzdem, deinen Tagen etwas Struktur zu geben - immer zur gleichen Zeit aufzustehen (es kann ja, wenn es möglich ist, ruhig später als normalerweise sein), regelmäßig etwas zu essen (auch wenn es vielleicht nur ein paar Bissen sind),... Einfach ein bissel Regelmäßigkeit in den Tagesablauf bringen.
    Denn eines steht (leider ;-)) fest: "Wegschlafen" können wir unsere Trauer nicht.


    Das Aufstehen? - Ist mir noch nie leicht gefallen - ich bin ein Nachtmensch - aber es fällt auch mir "immer noch" viel schwerer als früher. Bin oft versucht, mich umzudrehen und weiterzuschlafen, nur um nix von der Welt rundherum zu sehen und zu hören. Da das aber selten möglich ist quäle ich mich halt aus dem Bett. Und brauche elendslange, bis ich halbwegs "in Schwung" komme. Und am Liebsten ist es mir, wenn ich die ersten ein, zwei Stunden nicht angesprochen werde ;-)


    Ich schicke dir eine große Portion Geduld und ein noch größeres Kraftpackerl, :24: dich
    Jutta


    PS: du bist NICHT verrückt! Es ist nach so kurzer Zeit ganz normal, daß jeder Tag ein Kraftakt ist, alles unwirklich scheint, die "bösen W-Fragen" dich quälen, ....
    Ich hoffe mit dir und für dich, daß die neu gestartete Therapie dir ein wenig hilft, mit allem etwas besser zurechtzukommen. AL Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Kat,


    nach einiger Zeit "Forumsabstinenz" bin ich heute auf denen Thread gestoßen und möchte dir gerne von meinen Erfahrungen berichten.


    Vor 10 1/2 Monaten verstarb mein Mann auf dem Weg in die Arbeit, nur wenige Meter von unserem zu Hause entfernt. Nachdem eine Nachbarin mich verständigt hatte, dass er zusammengebrochen war, stand ich so gut wie die ganze Zeit dabei. Gerade noch hatte er sich von mir verabschiedet und mit mir geredet und auf einmal lag er hilflos da, am Leben gehalten durch Herzmassage und eine Stunde später war er tot. Urplötzlich und aus dem Nichts heraus. Bei der Autopsie stellte sich heraus, dass er einer Lungenembolie erlag.


    Vieles von dem, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. An die erste Zeit erinnere ich mich nur verschwommen. Ich stand total neben mir, konnte nicht verstehen, was passiert war, fand keinen Schlaf (höchstens 2 Stunden über die Nacht verteilt). Meine Eltern, die nur fünf Minuten zu Fuß von uns entfernt wohnen, waren einen Tag zuvor mit meinem Bruder und seiner Familie auf Urlaub gefahren und ich weigerte mich beharrlich, ihnen diese schöne Zeit, auf die sie sich monatelang gefreut hatten, zu verderben. Totzdem wimmelte es bei mir, wie in einem Ameisenhaufen. Ständig schwirrte irgendwer um mich herum und sorgte dafür, dass ich esse und vor allem genug trinke. Nachdem der Notarzt die Todesursache nicht sofort feststellen konnte, musste ich fast eine Woche lang auf den medizinischen Bericht warten, bevor der Leichnam freigegeben wurde. Ich organisierte gemeinsam mit meinem Schwiegervater und meiner Schwägerin die Beerdigung. Meine Schwägerin und ich verfassten gemeinsam eine Abschiedsrede und meine Tochter unterstützte ich dabei, eine Power-Point-Präsentation mit Fotos von ihrem Papa und Musik, die ihm gefallen hat, für die Verabschiedung zu erarbeiten. Es kamen sehr viele Leute (Freudne, Verwandte, Bekannte und Arbeitskollegen) und die meisten sprachen uns darauf an, dass es eine besondere Feier gewesen sei. Ich antwortete nur: Eine besondere Feier für einen besonderen Menschen.


    Danach wurden die Besucher und Anrufer immer weniger. Ich glaube, viele wussten nicht so recht, was sie sagen sollten oder wie ich reagieren würde. Vielleicht erwarteten auch manche, dass ich das gut gemeinte Angebot "wenn du etwas brauchst, ruf mich an" in Anspruch nehme. Ich habe stundenlang geweint und einfach nur funktioniert - oder auch nicht. Drei Wochen nach seinem Tod ging ich wieder arbeiten und war froh darüber. Die Arbeit war und ist noch immer wie eine Therapie für mich. Dort ist alles so, wie es sein soll, ich bin abgelenkt und meine Gedanken kreisen nicht immer um das eine Thema. Jenes Thema, das mich Tag und Nacht auffraß und alle anderen um mich herum so gut wie nur möglich vermieden. Irgendwann war alles erzählt, gesagt, besprochen, durchgekaut, erledigt - für die anderen. Immer wieder quälten mich die selben Fragen: warum haben wir nicht? was haben wir falsch gemacht? hätten wir doch nur, dann wäre es nicht passiert! wie hätten wir es vermeiden können? Mein Sohn verbot mir, das Wort "hätte" auch nur zu denken, geschweige denn auszusprechen.


    Wenn ich vor lauter Erschöpfung schlafen konnte, träumte ich immer wieder von meinem Mann. In diesen Träumen war ich ihm so nah, es fühlte sich so gut an und wenn ich aufwachte war ich immer ganz verstört, wenn ich mich in der Wirklichkeit wiederfand. Manchmal konnte ich über etwas lächeln, ja sogar lachen. Ich nahm Einladungen an und genoss die Abwechslung, aber sobald ich wieder daheim war, brach das ganze Elend mit seiner vollen Wucht über mich herein. Sobald ich das Gefühl hatte, einen Schritt vorwärts gekommen zu sein, wehte es mich mindestens 1 1/2 bis 2 Schritte zurück. Weihnachten, Jahrestag und Hochzeitstag waren für mich besonders schlimm. Der Vergleich mit einem Wellenmeer ist optimal. Im Laufe der Zeit werden die Abstände zwischen den stürmischen Zeiten länger und nicht jede Welle trifft mehr so heftig.


    Ich habe es noch lange nicht geschafft, diesen Verlust zu verarbeiten. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich mich irgendwann von diesem Schicksalsschlag erholen werde. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke, ihn nicht vermisse. Der Schmerz hört nie auf, er begleitet mich ständig. An manchen Tagen ertrage ich ihn leichter, an anderen schüttelt mich die Verzweiflung genauso heftig, wie am Anfang. Ich habe mich mit meiner Situation arrangiert. Meine Arbeit und vor allem meine Kinder helfen mir durchzuhalten und weiter zu machen - irgendwie.


    Vergiss, was die anderen von dir erwarten. Horche in dich hinein, dein Inneres wird dir sagen, was dir gut tut und was nicht. Du hattest es in deiner Vergangenheit nicht leicht und diese Basis erschwert den Trauerprozess, der für sich schon ein unbeschreiblicher Kraftakt ist, noch zusätzlich. Nimm jede Hilfe an, die dir angeboten wird und die dir angenehm ist. Vergiss dabei aber nicht, dass du letztendlich bei der Bewältigung auf dich alleine gestellt bist. Schlage Angebote, bei denen du dich nicht wohl fühlst aus. Versuche irgendetwas zu finden, was dir hilft kurzfristig abzuschalten (Hobby, Sport, Arbeit, Projekt). Die Zeit heilt alle Wunden, wenn auch langsam - und die Narben verschwinden nie.


    Alles Liebe wünscht dir


    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Kathrin,


    die liebe Jutta hat es wieder mal alles perfekt und treffend geschrieben....danke liebe Jutta!


    Es ist wirklich so, dass Trauerarbeit Schwerstarbeit ist, an manchen Tagen fühlen wir uns, als ob wir Zementsäcke getragen hätten.
    So ausgepowert fühlen wir uns, einfach schachmatt und kraftlos....und morgens aufstehen fällt uns dann schwer, weil uns dann auch die Kraft wieder für den neuen Tag, der uns wieder erwartet fehlt.


    Bei Dir ist alles noch so frisch, und es ist normal, dass Du mit dieser für Dich so neuen Situation noch überhaupt nicht klar kommst.
    Eine zu grosse Lücke ist gerissen worden, da braucht alles einfach Zeit...
    Der Schmerz bleibt irgendwie, aber wir lernen, damit zu leben und damit umzugehen....
    Wir haben ja auch keine andere Wahl....leider...


    Du hast als Kind schon eine Menge durchleben müssen, schlimm, wenn der eigene Vater sowas fertig bringt...
    wie eine Kinderseele dann leiden muss...
    und mit Andreas hast Du Deinen Halt gefunden...
    und schon kommt wieder Trauer in Dich - wenn es auch eine andere Trauer ist.


    Ich hoffe auch sehr, dass die Therapie Dir hilft, weiterhilft, um mit dem allen besser klar zu kommen....
    und sei geduldig mit Dir....auch das ist wichtig....!!!


    Wir sind für Dich da!


    Lass Dich :24:
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Kathrin!
    Bin gant sprachlos, was Dir wiederfahren ist, oh mann :30: Das tut mir so leid.
    Kein Wunder, das Du Panikattacken hast. Ansonsten kann ich mich Jutta und Manuela nur anschließen.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo meine Lieben,
    ich bin euch unendlich dankbar für eure Erzählungen und Ratschläge.Also ein bisschen verunsichert bin ich schon , wenn ich daran denke,dass dieser Prozess noch so lange dauert,werde ich ziemlich mutlos.Heute hatte ich plötzlich wieder grosse Ängste und irgendwie ist es nun richtig ins Bewusstsein gedrungen , dass mein lieber Schatz Tod ist und nicht mehr zurückkommt.Der Gedanke daran ist schlimm , denn der Halt der er mir gegeben hatte,ist weg ohne wiederkehr.Ich falle!! Ich habe grosse Angst davor wieder in die Panikzustände zu kommen,denn ich habe doch einen lieben Sohn , der mich braucht und der selber Angst vor der Zukunft hat.Ja diese "w" Fragen ohne eine Antwort zu erhalten.Ich habe schon langsam Probleme , dass ich nicht das Gefühl habe , dass ich so funktionieren sollte , wie es von mir erwartet wird.Ich denke ich habe dies zu lange gemacht , vorallem in meiner Kindheit, wo ich die Menschen schützen wollte , die ich liebte und nicht verlieren wollte.Ich habe einfach geschwiegen.Nun bin ich wieder in einer ähnlichen Situation.Ich werde immer wieder gefragt, wie es mir denn ginge und wenn ich sage , dass es mir nicht so gut geht,höre ich Sachen wie ,du musst loslassen oder du musst jetzt Stark sein , du hast einen Sohn.Oder , das mit deinen Attaken müssen wir nun angehen (aber ohne konkrete Hilfe) oder du musst schauen das die Trauer dich nicht runterzieht u.s.w.Ich bin wirklich sehr oft verwirrt.Ich bin total neben mir und habe im Moment nur noch Angst.Ich trau mich schon gar nicht mehr zu sagen , dass es mir nicht gut geht.Erst jetzt ganz langsam , komme ich aus dem Schockzustand raus und die Wirklichkeit ist fast nicht zum aushalten.Meinem Sohn geht es übrigens ganz ähnlich.auch er realisiert erst langsam ,das er nicht mehr kommt und hat auch Angst davor , was denn jetzt kommt.Wir beide sitzen in einer kleinen Nussschale auf dem riesigen Ozean inmitten eines Orkans.Jeden morgen denke ich , dass schaffst du einfach nicht mehr.Es ist zu viel und doch wird es wieder Abend.
    Ein Weg , fast zu schwer um in zu gehen und doch musst du in gehen.Ich weiss , dass sicher viele von euch dieses Gefühl kennen und doch fühle ich mich so allein damit.Da ich nicht oder nur zeitweise gearbeitet habe , konnte ich nicht einfach an die Arbeit zurückgehen um ein bisschen normalität zu erhalten.Den Putzjob den ich bisher gemacht habe , konnte ich bis jetzt noch nicht wieder aufnehmen.Ich versuche es die nächste Woche mal wieder.Ich habe schon von einigen gehört, das immer wieder Türen aufgehen.Bei mir sind noch immer alle geschlossen und ich habe Angst davor , dass ich nicht weiterkomme.Im Moment geht es mir richtig sch eisse.Am nächsten Donnerstag , habe ich wieder eine Therapiestunde.Sie hatte Ferien und ich musste mich irgendwie alleine durch den Tag schleppen .Es war mir eine grosse Hilfe bisher, dass ich immer wieder hier mein Leid klagen konnte und vorallem hatte ich das Gefühl verstanden zu werden und der eine oder andere Tip war auch hilfreich.Ich versuche wirklich viel um nicht ins Loch zu fallen aber manchmal weiss ich nicht mehr weiter.Ich fühle mich wie ein halber Mensch der rudert und rudert damit er nicht ertrinkt.Ich habe Angst, dass mir die Kraft ausgeht und ich ertrinke.Versuche jeden neuen Tag zu nehmen wie er kommt.



    Vielen Dank für eure Hilfe.... :2: :2: :2:

  • Es geht mir wieder einmal sehr schwierig heute. :33: :33: :33: :33: Weinen muss ich nicht mehr so viel , dafür habe ich sehr grosse Anst vor der Zukunft.Ich habe einfach das Gefühl , dass ich es nicht schaffe.Der Schmerz und das Leiden ist einfach zu gross.Jeden Tag den ich aufwache ,brennt es in meiner Brust und im Rücken und ich kann mich fast nicht motivieren .Bin total Lethargisch und denke ständig nur immer , ich schaff das nicht.Meine ganze Welt mitsamt den Gefühlen ist total zusammengebrochen und ich leide nur noch.Ständig hoffe ich , dass jemand kommt und mich aus diesem Sumpf rausholt.Ich bin so müde und erschöpft und ich kann irgendwie nicht mehr.Wenn man nicht mehr kannn , kommt von irgenwo ein Lichtlein her.Ich brauche dringend eins . Kathrin

  • Liebe Kat,
    lass dich mal :30:
    Also: Nochmal, es ist sehr, sehr schmerzhaft, aber normal, was du grad durchmachst. Wie lange das Gefühlschaos dauert, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber bei den meisten sinds doch einige Monate.


    Gedanken sind ja wie Filter, durch die man seine Situation unterschiedlich wahrnehmen kann. Du hast grad den Filter: "Ich schaff das nicht!" eingelegt. Der ist verständlich, aber er ist problemorientiert. Versuch es mit einem anderen Filter: "Das, was passiert ist, ist eine Katastrophe, ich weiß noch nicht wie, aber ich werde es schaffen!" Das ist lösungsorientierter, gibt ein besseres Gefühl.


    Zu deinen Panikattacken: Eine sehr effektive Trauma-Therapie ist dei EMDR-Therapie. EMDR kommt aus den USA und ist bei uns erst seit wenigen Jahren bekannt. D.h. es gibt noch nicht viele Therapeuten.


    EMDR


    Die Panik- und Trauma-Patienten, die ich zu EMDR-Therapeuten vermittelt habe, haben sehr, sehr gute Fortschritte in sehr kurzer Zeit gemacht. Hör dich mal um, wer bei dir in der Umgebeung EMDR anbietet und hol dir einen Termin. Auch wenn es was kostet und die Kasse das ev. nicht übernimmt, du ein bisschen warten musst auf einen termin ... es zahlt sich aus, du ersparst dir wahrscheinlich auf lange Sicht einiges!


    AL
    Christine

  • Liebe Kathrin!


    Ich melde mich erst spät zu Wort.
    Tut mir sehr leid, dass du deinen Mann so früh verloren hast. : ;( :30:
    Das ist ein grausames Gefühl, allein zu sein und dem alltäglichen "Kampf" nicht gewachsen zu sein, Angst vor der Zukunft zu haben. Angst davor zu haben, dass die eigene Kraft nicht reichen wird. Du willst stark sein, für dich und deinen Sohn. Ich kann dich soo gut verstehen.
    Ich glaube, das kennen wir alle Mal. Zu deiner großen Trauer kommen noch all diese Ängste dazu. Ich habe zwar meinen Mann, aber auch ich habe diese Ängste ab und zu. Wird man all das schaffen, können die Kinder ihre Ausbildung fertig machen, das wäre zu richten und jenes, wird man das immer bewältigen können?
    Aber dann wieder hilft mir persönlich das Gebet, ich kann all meine Sorgen abgeben an eine höhere Macht. Da kann ich dann ruhiger werden. Die Probleme sind damit nicht gelöst, aber ich kann ruhiger werden, zuversichtlicher, Vertrauern darauf haben, dass alles zu schaffen sein wird. Außerdem hilft es mir, nicht zu weit nach Vorne zu schauen, immer einen Tag nach dem anderen nehmen.
    Außerdem finde ich es auch ganz wichtig, jeden Tag etwas zu tun, was dir Freude bereitet. Auch wenn du vorher gar keine Kraft dazu hast. Zwing dich selber dazu. Und vor allem hab kein schlechtes Gewissen dabei, wenn du was tust, was dir gut tut.
    Bei deinen Hobbys steht, Klavier spielen. Hast du schon Mal gespielt, seit dein Mann gestorben ist? Wenn nicht, versuch wieder damit anzufangen.
    Oder nimmt dir ein Vollbad, mit Enstpannungsmusik, gutem Dutf und ein paar Teelichtern rundherum.
    Spazierengehen - immer wieder gut für Körper und Seele - rauskommen, was anderes sehen, die frische Luft spüren, die Natur genießen.
    Hast du schon Mal gemalt? Meine Tochter mag so genre Malen nach Zahlen. Wau, das gibt tolle Bilder und entspannt dabei (aber nicht ganz billig).
    Od. magst so kleine Deckchen häkeln - geht ganz leicht, man ist mit den Gedanken eine Weile abgelenkt und ich denke, wir brauchen diese "Oasen", ein paar Minuten ausspannen von unseren quälenden Gedanken. Ein wenig Pause haben.
    Mich freut es, dass du geschrieben hast, du hast eine Mutter, die täglich bei dir anruft. Wie wunderbar. Auch sie hat ihre Sorgen, nicht wahr? Aber ihr habt euch noch gegenseitig, und das ist für euch beide sehr wichtig.
    Gut auch, dass du zur Therapie gehen kannst. Vielleicht kann sie dir ein wenig helfen? Es tut gut, dort im geschützten Rahmen reden zu können, nicht wahr?
    Mit Panikattacken kenne ich mich nicht aus, aber Christine hat dir dazu eh schon einen Tipp gegeben.
    Die Ratschläge deiner Mitmenschen sind alle gut gemeint, "loslassen", die "Trauer darf dich nicht zu weit runterziehen" - aber das geht nicht, die Trauer und der Schmerz um deinen großen Verlust sind da. Aber eben kleine "Auszeiten" einbauen, dass man Kräfte sammeln kann für die nächsten "Wellen" - dass dies gelingen möge, das wünsche ich dir.
    Mögen sich auch bei dir andere Türen öffnen'!


    Ganz liebe Grüße zu dir Kat


    Linda

  • Danke liebe Linda für deine Worte, sie haben mir gutgetan.Ich denke nur wenn man jemand verloren hat , der einem sehr nahestand , kann wirklich nachvollziehen wie die Trauer sich anfühlt.Ich habe noch ein Problem, vielleicht hat da jemand erfahrung oder einen Tip.Mein Sohn(17) hat immer grössere Probleme.Er kann seit Wochen nicht gut einschlafen und erholt sich kaum während des Schlafes, obwohl er meist 9 Stunden schläft.Er wird immer müder und ist total kraftlos.Er konnte die Schule nicht weiter besuchen , weil er viel zu erschöpft ist.Er sitzt halt viel vor dem PC und auch wenn wir einen Spaziergang zusammen machen oder einkaufen gehen , meint er , dass es ihm nicht besser ginge wenn er etwas draussen ist.Er fühlt sich ganz taub.Ich gehe morgen mal zum Arzt mit ihm und melde ihn mal für ein Gespräch bei meiner Psychologin an.Ich versuche ihm zu helfen aber ich brauche eben selber Hilfe und zuspruch und ich bin ganz verzweifelt.Eigentlich ist schon das Einkaufen oder zu den Ämtern gehen schon ein Kraftakt , dann gehe ich auch zur Psychologin(diese Woche erst wieder weil sie in den Ferien war)und mein Sohn macht mir auch grosse Sorgen.Er beginnt am 6.August seine Lehre und sollte bis dahin wieder einigermassen beieinader sein.Ich muss nun alles alleine machen und ich fühle mich überfordert.Vorher konnten wir zusammen schauen und einander helfen und jetzt sollte ich die ganzen Probleme allein meistern.Ich bin wütend auf das Schicksal .Mein Mann hat mir immer gesagt , dass wenn er mal nicht mehr wäre , dass ich mich um unseren Sohn kümmern soll.Damals habe ich natürlich gesagt , das dies selbstverständlich sei aber nun , da ich mich plötzlich in dieser Situation wiederfinde , bin ich überfordert.Ich hoffe es gibt einen Weg aus diesem Alptraum heraus :4: .Wie haben eure Kinder reagiert auf den Verlust und wie seit ihr damit umgegangen??
    Liebe Grüsse Kathrin