• Liebe Greteline,


    manchmal in größter Not gibt es eine unsichtbare Hand die uns führt.


    So wie Dich an diesem Tag zur Kirche genau zu diesem Zeitpunkt.


    Ich habe ähnliches erlebt.

    Man muss kein großer Kirchgänger sein, man muss auch nicht an die Kirche glauben um das erleben zu dürfen.

    Ich hatte 2 mal solche Erlebnisse in der Art.


    Was auch immer es ist, es ist da.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Greteline, zu deinem schweren Verlust sende ich dir mein tiefes Beileid!


    Liebe Grüße von mayatochter

  • Guten Morgen

    ich glaube es wird ein festes Ritual, mir einen Kaffee zu kochen und dann hier reinzuschauen. Es hilft mir hier zu schreiben und eure lieben Antworten zu lesen, auch wenn ich es noch nicht gut schaffe da richtig drauf einzugehen, das tut mir wirklich leid. Ich finde es alles so schrecklich, auch was dir passiert ist, liebe Christine, mit deinem Sohn! Und dann fürchte ich, dass ihr mich so ich- bezogen findet, dass ihr mir bald nicht mehr antworten wollt, aber ich brauche euch! Bitte bleibt ihr wenigstens bei mir, irgendwann wirds besser mit mir. Ihr könnt mir alles schreiben, ich lese es alles mit vollem Herzen, ganz bestimmt. Nur die richtige Antwort darauf gelingt mir nicht.


    Eben habe ich etwas ganz Schlimmes erlebt. Ich musste selber eine Klopapierrolle wechseln.Das Ritual sieht eigentlich Folgendes vor:

    1. Ich sehe eine leere Klopapierrolle im Bad.

    2. Ich halte sie Uli vor die Nase: "Brauchst du die noch, oder warum ist sie nicht im Müll?"

    3. Uli: "ähhhh... ich brauch die noch. Zum Basteln."

    4. Ich: "Ach so, ok. Dann tu ich sie mal in deine Nachttischschublade".


    Das war kein Streit, das hat uns beiden Spaß gemacht. Wir wussten beide, dass nie im Leben irgendwas damit gebastelt wird. Ich glaube, er hat die leeren Rollen absichtlich liegengelassen, damit wir dieses Ritual vollziehen können.


    Und jetzt musste ich selber eine Rolle wechseln und einfach so, ohne blöden Spruch, ins Altpapier geben. Wusstet ihr wie weh es tun kann eine Klopapierrolle zu wechseln?


    Letzte Woche habe ich seinen Nachttisch leergeräumt. Bestimmt 20 Klopapierrollen.


    Kennt ihr das auch, dass eine eiskalte Welle den Körper durchfährt? Und seit gestern habe ich Kopfschmerzen, da hilft keine Ibu. Das gehört sicher zur Trauer dazu.


    Ich leide. So viele liebe Menschen haben mir gesagt: "Melde dich, wenn ich irgendwas für dich tun kann. Ich bin immer für dich da." Ich bräuchte aber, dass sie von selber kommen, habe kaum die Kraft jemanden anzurufen, mache mir dann auch gleich Gedanken dass ich niemanden überstrapazieren möchte mit meiner Trauer und überlege, wie ich die Last- also mich- gerecht verteile... wem kann ich mich jetzt schon wieder zumuten, wer hält mich aus...


    Am Wochenende fahre ich zu Freunden. Die haben sich gerade auch ein Wohnmobil gekauft, Übergabe ist jetzt im September. Sie haben es gekauft, um mit uns zusammen schöne Touren zu machen. Tolles timing. Statt einer schönen Tour werde ich sie bitten mir zu helfen, schöne Fotos auszusuchen, die ich an der Abschiedsfeier aufstellen kann.


    Gestern Abend war ich bei der Generalprobe unseres Theaterstücks. Ich kenne es zwar praktisch auswendig, aber so richtig, mit Kostümen, Licht- und Tontechnik, hatte ich es noch nicht erlebt. Deshalb bat ich Sonja mit mir hinzugehen. Es ist wirklich toll geworden. Wir schreiben unsere Stücke meistens selber, dieses ist ein Mitratekrimi, das Publikum wird mit einbezogen. Heute und morgen sind die Aufführungen, wir sind ausverkauft.


    Am Montag wird der Erfolg gefeiert mit einem Grillfest. Ich habe mir offengelassen ob ich komme. Das ist auch wieder so was. Da soll doch gefeiert werden! Verderbe ich da nicht das ganze Fest, wenn ich mich mit meiner Trauermine dazwischensetze? Andererseits, sind nicht genau dazu Freunde da? Vielleicht wollen die ja auch, dass ich komme? Die wollen doch nicht, dass ich traurig und alleine zu Hause bleibe? Aber halte ich so ein Fest überhaupt aus?

  • Liebe Greteline. Ich möchte dir sagen, daß du sehr schön schreibst. Das ist alles so ehrlich. Mit den Freunden ,die man anrufen kann, wenn man etwas braucht, das kenne ich und sehe es genauso. Man kommt sich da manchmal wie ein Bittsteller vor. Wie so oft im Leben, ist man manchmal sehr alleine. Und weil es so ist,nimmt man sein Schicksal in die eigene Hand. Ich kenne dich zwar nicht,aber vom Gefühl her glaube ich, daß du das schaffst. Ich habe immer festgestellt, wenn man etwas alleine geschafft hat, hat man dann eine tiefe Befriedigung und das setzt neue Kräfte frei. Dein Klorollengeschichte ist, wenn auch tragisch, trotzdem lustig .Ich würde zu dem Grillfest gehen. Du hast nichts zu verlieren. Zu Hause bist du ja nun oft genug. Sei froh , dass du diese Abwechslung hast.Und hier im Forum gibt es immer jemanden, dem du dich anvertrauen kannst. Ich muss jetzt zum Arzt meine Karte durchziehen lassen. Dann mache ich es mir daheim gemütlich. Ich lese viel. Ganz liebe Grüße von Christine.

  • Liebe Greteline

    Ein leises Hallo erstmal in diesem Forum....

    ( In dem eigentlich keiner sein will)

    Ja das Schreiben hier hält viele über Wasser....sind wir doch alle irgendwie am ertrinken in der Trauer.

    Deine Art zu schreiben ist sehr toll.

    Und ja dieses Gefühl des eiskalten Schauers ist nicht nur mir bekannt.

    Schreib hier so oft du willst es antwortet immer jemand. Dass ist sehr hilfreich und angenehm.

    LG Tamara mit Säbelzahntiger

  • Liebe myatochter. Ich möchte noch etwas loswerden. Das mit dem Theaterspielen finde ich unheimlich toll. So etwas hätte ich auch gerne mal gemacht. Als Kind war ich in einer Laienspielgruppe.Da haben wir Märchen aufgeführt vor Eltern in der Schule. Ich erinnere mich noch an " Rotkäppchen "Ich war der Jäger, der nachher den Bauch des Wolfes aufschlitzt und Rotkäppchen und die Großmutter herausholt.Es war zwar gruselig, aber als Kind hatten wir ein ganz enges Verhältnis zu Märchen. Später,als ich Studentin war, hatten wir Sprecherziehung.Da hat einmal der Lehrer gesagt, daß ich Talent zum Schauspielern hätte. Es ist aber beim Lehrer geblieben ( obwohl man da auch oft Schauspieler sein mußte :D)Hier in Berlin hätte ich mich auch mal kümmern können , da gibt es auch so Laienspielgruppen.Nun ist es zu spät. Vielleicht im nächsten Leben. Nochmal liebe Grüße von Christine.

  • Wie schade, Christine, dass du nicht hier wohnst. Wir haben nämlich auch eine Senioren- Theatergruppe, die unbedingt noch Teilnehmer sucht.


    Und wieder muss ich eine Geschichte von Ulrich erzählen.


    Wir kannten uns noch nicht lange, und hier wurde ein Theater- workshop angeboten. Nur ein Tag. Samstag. Mit Pizza in der Pause.

    Ich sagte zu Ulrich, dass ich da gerne teilnehmen möchte und fragte noch, mehr so zum Spaß, ob er mitkommen möchte.


    Und seine Antwort rührt mich bis heute.


    Er sagte: "Ja. Ich komme mit. Ich hatte noch nie irgendwie mit Theater zu tun und kann mir nicht vorstellen, dass es mir gefällt. Aber es macht dir so viel Spaß, dass ich es richtig verstehen will. Ich möchte fühlen wie es ist Theater zu spielen, damit ich mitreden kann. Außerdem gibts Pizza, das ist toll. Aber eine Bedingung: wenn es mir nicht gefällt, darf ich gehen."


    Wir gingen hin, und er blieb den ganzen Tag. Am Abend saß er nachdenklich auf dem Sofa und sagte, dass er jetzt erstmal alles für sich sortieren muss. Er hatte richtig, richtig viel Spaß gehabt, obwohl er es vorher gar nicht für möglich gehalten hatte.


    Dennoch wollte er nicht aktiv bei uns mitspielen, einfach weil er keine Texte auswendig lernen wollte. Nur in dringenden Notfällen, wenn sehr knapp eine winzige Rolle ausgefallen ist, dann hat er doch ausgeholfen.


    Jetzt weine ich wieder. Ich kenne wirklich kaum jemanden, der so inbrünstig gerne aus voller Seele gelebt hat wie Ulrich. Was haben wir alles zusammen gemacht! Und wie sehr war er den Menschen zugewandt! So gerne hat er Menschen beobachtet, neue Kontakte geknüpft, sofort geholfen wo nötig...


    Er war Ausbilder am Frankfurter Flughafen, das Wach- und Sicherheitspersonal wurde durch ihn geschult. Er war sehr groß und stämmig, mit tiefer, lauter Stimme, und wirkte auf manche seiner "Schüler" zunächst etwas furchteinflößend, das wusste er. Aber es hat ihm so großen Spaß gemacht, wenn sie so langsam auftauten und zutraulich wurden. Dann hatten sie gemerkt, was für ein unheimlich liebenswerter Mensch er war.


    So viel haben wir miteinander gemacht.


    Gerade dieses Jahr haben wir einfach so aus Spaß, obwohl wir beide kein bisschen singen können, zusammen ein paar Gesangsstunden genommen!


    Letztes Jahr waren wir Eisbaden und haben uns wochenlang hier im Bach darauf vorbereitet!


    Wenn einer eine neue Idee hatte was man mal ausprobieren könnte, hat der andere sofort ohne zögern mitgemacht.

    Unsere gemeinsame Mentalität war: Erinnerungen sammeln. Worauf möchte man zurückschauen, wenn man mal alt ist? Die faulen Tage auf der Couch, die werden vergessen. Aber alles was man neu ausprobiert hat, wo man aktiv war, das hat Bestand. Und wenn man zögert, weil man nicht weiß ob eine Idee gut ist? Trotzdem machen! Auch wenn's schiefgeht ist es eine Erinnerung, wo man sich später sagen kann "weißt du noch, wie bescheuert das war als wir...?"


    Schön, dass wir so viel gemacht haben. Schade, dass ich die Erinnerungen nur alleine habe. Jetzt ist er tot.tot.tot.tot.tot.tot.tot..................toooooooooooooot


    Heute saß ich auf dem Fahrrad und plötzlich erlebte ich wie im Film dass ich sterbe und er mich mit seinen riesengroßen Händen in Empfang nimmt... Ich musste mich richtig schütteln um wieder in die schreckliche Realität zurückzukommen, saß auf dem Fahrrad und weinte und weinte... wie auch jetzt wieder...

  • Liebe Greteline. Und wieder schreibst du so schön. Du schreibst ,dass Ulrich Ausbilder für Wach - und Sicherheitspersonal war.Stell dir vor,mein Sohn hat als Wachmann gearbeitet im Heim für Asylbewerber. Er war vorher als Vorarbeiter im Stahlwerk. Ist das nicht ein Zufall? Und wie du ihn beschreibst ,genauso sah mein Sohn aus : groß, kräftig und mit tiefer Stimme. Er wurde nur 59 Jahre. Ich ertappe mich immer noch bei dem Gedanken, daß er nur verreist ist und bald wieder zu Besuch kommt. Meinst du den Flughafen in Frankfurt am Main?Wenn ja , dann kann ich dir sagen, dass ich nach der Wende 15 Jahre in einem Kinder - und Jugendheim in Gießen gearbeitet habe. Ich kenne Frankfurt .Ich bekam als Lehrerin keine Anerkennung und bin dann Erzieherin geworden.

  • Beitrag von CHRISTINE B ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Liebe Angelika.Ich bin noch wach. Ich habe mal gegoogelt was geocaching ist. So ganz schwach kann ich mich erinnern, daß ich das schon mal gehört hatte. Dein Ulrich ist wirklich so ein Typ, wie mein Sohn. Ich habe meinen Sohn mit 20 bekommen. Wenn wir zusammen unterwegs waren, hat man uns oft für ein Ehepaar gehalten. Das war neben stolz sein,sehr lustig. Ich habe hier im Forum auch ein Foto von mir. Die meisten machen das nicht. Ich bin aber ein Typ , der gerne mag,wenn man den Menschen einmal sieht, mit dem man sich hier im Forum schreibt. Ich habe kein Problem damit .Außerdem kann ich mir dann die Geschichte dahinter besser merken. Nun mache ich aber die Äuglein zu.

    Das bin ich mit meinenm Sohn in Kenia. Meine Tochter hat da als Lehrerin ein Jahr gearbeitet. Wir waren dort auf Besuch. Ist aber schon ein paar Jährchen her.

  • Guten Morgen,


    es ist Samstag. So ungefähr um diese Uhrzeit sieht das Ritual vor, dass ich mit zwei Tassen und einer grünen Thermoskanne nochmal ins Bett komme. Heute: nur eine Tasse, gefüllt mit Kaffee von gestern, in der Mikrowelle nochmal heißgemacht. Traurig.


    An allen anderen Tagen kochte Ulrich den Kaffee. Werktags sowieso, weil er früher aufstehen musste als ich. Und wenn wir im Wohnmobil unterwegs waren auch. Da war nämlich gar nicht viel Platz, einer MUSSTE im Bett liegenbleiben, und das war ich.


    Als wir uns kennenlernten fragte er mich, wie es bei mir denn so mit dem Kochen sei. Ojeh, dachte ich, was sag ich jetzt, die Wahrheit oder besser lügen? Ich entschied mich für die Wahrheit: ich koche weder gut noch gerne. Da hat er sich gefreut! Die Küche, sagte er, sei nämlich sein Revier.


    Unterm Herd ist eine riesige Schublade voll mit Gewürzen. Seinen Gewürzen. Was mache ich nur damit? Schon das hineinschauen in die Schublade schmerzt. Ich glaube, ich muss ein bisschen umräumen. Ich brauche nur Salz, Pfeffer, Paprika und Gemüsebrühe. In die große Schublade könnten die Küchenhandtücher und Lappen umziehen. Auch habe ich jetzt viel zu viele Gerätschaften, Pfannenwender etc, und Töpfe! Ich glaube fast, ich brauche gar keine Küche mehr. Ich esse ja nichts. Morgens zwinge ich mich zu einem Müsli, aber auch das vergesse ich manchmal.


    Gestern bin ich ein bisschen planlos rumspaziert und plötzlich stand ich bei Bärbel vorm Haus. Bärbel ist eine von denen, die mir geschrieben hatte "wir sind immer für dich da, melde dich..." Ich habe geklingelt. Sie öffnete. Ich heulte los und fragte, ob sie zufällig genau jetzt mit dem Hund raus muss. Sie nahm mich in den Arm und wir spazierten (ohne Hund) eine ganz lange Runde. Sie erzählte von ihrer Unsicherheit. Gut, dass ich geklingelt habe, der erste Kontakt sei so schwierig, man wüsste ja nicht was der Trauernde braucht, will er in Ruhe gelassen werden, man will sich nicht aufdrängen, will er reden, will er abgelenkt werden... jetzt weiß sie Bescheid. Nach dem Spaziergang hat sie mich noch mit nach Hause genommen, ihr Mann hatte dann schon einen Wein kaltgestellt und ich bekam einen Teller Süßkartoffelpommes. Auch bei Bärbel und Dirk steht mir das Gästezimmer zur Verfügung.


    Keiner weiß, dass meine Tage schlimmer sind als die Nächte.




    Ulrich und das Seepferdchen


    Natürlich konnte Ulrich schwimmen, er hatte verschiedene Abzeichen, nur eben nicht das Seepferdchen, und darüber machten wir uns manchmal ein bisschen lustig.

    Im letzten Winter sollte meine sechsjährige Nichte Emma schwimmen lernen, aber es zog sich so hin! Sie hatte keine Lust, strengte sich nicht an, ließ den Schwimmkurs ausfallen... meine Schwester war ziemlich genervt. Da hat Ulrich mit Emma eine Wette abgeschlossen: wer von uns schafft als erster das Seepferdchen? Er versprach heimlich meiner Schwester, dass Emma es als Erste schaffen wird, gab aber vor, heftig zu trainieren. Nach ein paar Wochen schickte mir meine Schwester endlich ein Foto: Eine strahlende Emma mit ihrem neuen Abzeichen.

    Tja, nun sah ich Ulrich natürlich im Zugzwang. Ich radelte zu unserem städtischen Schwimmbad und fragte, wann denn ein erwachsener Mann sein Seepferdchen machen könne. Die Frau an der Kasse amüsierte sich sehr und rief gleich oben beim Bademeister an. Gleich heute Abend würde es passen!


    Ich packte Ulrichs Schwimmzeug und schrieb ihm eine whattsapp, dass er heute nach der Arbeit schnell nach Hause kommen soll, denn er habe einen Termin. Also kam er freudig pünktlich hier an, er dachte, ich hätte als Überraschung in einem schönen Restaurant einen Tisch reserviert. Nee, sagte ich, du hast ein Rendez- vous mit dem Bademeister, hier ist deine Tasche, wir gehen gleich los. Ach, war das schön! Der Bademeister war sehr klein, stand so vor meinem riesigen Ulrich und fragte jede einzelne Baderegel ab. "Was machen wir mit unserem Müll?" "Mitnehmen." "Sehr gut..." Dann wurde eine Stelle gesucht, an der auch für Ulrich das wasser schultertief ist, um dort Ringe hochzuholen. Dann lief der kleine Bademeister neben Ulrich her, während der eine Bahn schwamm. Einmal gabs die Aufforderung "Hintern höher!" Schließlich war alles bestanden, Ulrich durfte noch einen Fingerabdruck auf sein neuerworbenes Dokument machen und der Bademeister gab den Tipp, das Abzeichen nicht auf die Badehose, sondern aufs Handtuch zu nähen, weil die Badehose ja vielleicht mal zu klein wird.



    Eigentlich war vorgesehen, dass das Leben mit viel Spaß und gemeisam so weitergeht. ICHWILLMEINENULIZURÜCKHABENJETZT SOFORTSOLLEREINFACHWIEDERDASEINDASLEBENMACHTKEINENSPASSOHNEIHNULIKOMMZUMIRZURÜCK!

  • Liebe Angelika. Darf ich dich so nennen?Stört dich mein Foto in deinem Herzenshaus, dann lösche ich es wieder. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Heute vor genau einem Jahr ging mein Sohn zur Nachtschicht und kam nicht wieder. Man glaubt gar nicht,welche Kraft in unserem Unterbewusstsein steckt. Ich bekomme heute noch Besuch von meinem Enkel. Wir fahren dann zusammen auf den Friedhof und machen sein Grab ganz schön. Das Jahr ging so schnell vorbei. Ich habe wie hinter einer Nebelwand gelebt. Ich habe mich verändert. Ich bin am liebsten zu Hause. Meine Hüftgelenkprothese zwingt mich auch dazu.Gott sei Dank habe ich eine ganz schöne Wohnung. Liebe Angelika.Es gibt wenig Trost für dich,das spürt man. Das kann ja auch nicht anders sein. Ich finde es besonders, daß du so ausführlich schreiben kannst über deinen Schmerz. Manche Menschen verschließen sich total. Ich glaube es ist besser, wenn man sich öffnet. Ich wünsche dir einen ruhigen Tag. Wenn du möchtest ,kannst du immer schreiben. Ganz liebe Grüße von Christine.

  • Liebe Christine, natürlich darfst du mich bei meinem Namen nennen, sonst hätte ich ihn nicht verraten. Und dein Bild stört mich nicht. Warum hast du das vorherige gelöscht? Ein Jahr ist dein Sohn jetzt tot... ein ganzes Jahr... du sagst, das Jahr ging schnell vorbei? Ich dachte, es sei zäh... wie Kaugummi... langsam, langsam... hinterm Nebel, wie du schreibst... inwiefern hast du dich verändert, warst du vorher viel unterwegs, mit ihm, und dann plötzlich nicht mehr?


    Ich habe solche Angst davor dass ich jetzt schlagartig alt werde. Zusammen waren wir so aktiv, jung und voller Freude, und jetzt mache ich gar nichts mehr. Da muss ich doch verrotten.... aber wie gesagt, noch 30 Jahre... das geht doch alles so nicht.

  • Liebe Greteline,


    man veränderte sich absolut ich denke das kennt jeder hier.


    Es ist einfach so.

    Diese Haltestelle davor gibt es nicht mehr nie wieder.

    Schön das Du so lieb aufgefangen wirst.

    Ob die Zeit langsam oder schnell vergeht ist sehr subjektiv und kommt darauf an.

    Ich habe Zeit nicht wahrgenommen ich war lange gefangen an dem Tag X aber das ist auch sehr individuell.


    Es ist alles noch so extrem frisch bei Dir Du hast das ja noch gar nicht wirklich aufgenommen.


    Das alles braucht Zeit bis man in ein anderes Leben findet aber das ist erst einmal für jetzt nicht wirklich wichtig.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Angelika.Ich habe das Bild gelöscht, weil ich dachte, das ist vielleicht aufdringlich. Das Jahr ging schnell vorbei für mich,weil ich durch meine neue Hüfte viel mit mir beschäftigt war. Ich war jeden Tag froh, der vorbei war. Immer diese Schmerzen beim Laufen. Es war irgendwie komisch, aber die Zeit verging wirklich schnell. Eigentlich hatte ich gar kein Zeitgefühl mehr .Jetzt geht es mir besser. Ganz fit bin ich noch nicht,aber ich bin wieder öfters unterwegs. Verändert habe ich mich deshalb, weil ich viel nachgedacht habe über den Sinn des Lebens. Ich habe ja noch 2 grosse Töchter und insgesamt 3 Enkel. Da gab es in der Vergangenheit oft auch Reibereien, die mich sehr belastet haben. Durch den Tod meines Sohnes ist mir bewusst geworden ,wie kostbar doch das Leben ist. Es ergibt keinen Sinn, es sich unnötig schwer zu machen. Ich habe gelernt, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht beeinflussen kann. Das hört sich einfach an , ist es aber nicht. Es ist ein Lernprozess. Mein Sohn wohnte ja in Hessen. Er hat mich mehrmals im Jahr besucht und wir waren auch zusammen im Urlaub. Die Anzahl der Tage war es nicht,die uns verbunden hat , sondern die Liebe. Mein Sohn hat immer zu mir gestanden. Wir haben jeden Tag telefoniert.Wenn ich krank war,ist er gekommen. Und nun muss ich alleine klar kommen, wenn es Probleme gibt. Meine Töchter haben mit sich zu tun. Und das hat in mir etwas ausgelöst. Ich will mich nicht die letzte Zeit meines Lebens mit Dingen belasten, für die ich nichts kann. Ich habe meinen Frieden mit mir gemacht. Mein Sohn kann mir nicht mehr helfen, deshalb muss ich es alleine tun .Ich war zweimal verheiratet. Mit Männern hatte ich wenig Glück. Aber ich vermisse nichts. Ich kann gut alleine leben. Liebe Angelika.Ich weiß gar nicht, ob du Kinder hast .Habe ich was überlesen?Du wohnst in Rheinland-Pfalz.( Ich habe mal gegoogelt)...... Schlagartig alt werden, das ist doch Unsinn. Es liegt an dir,wie du dein Leben in Zukunft gestaltest. Du bist noch ziemlich jung. Wenn die schlimmste Zeit der Trauer vorbei ist, dann tu etwas für dich. Das musst du selbst entscheiden,da hilft dir keiner. Die Lust am Leben kommt wieder. Das behaupte ich.Es gibt sehr viele Hinterbliebene, die es geschafft haben. Die Zeit hilft dir dabei.