• Liebe Greteline,


    die Träne bedeutet mit Sicherheit letzteres. Er hätte doch überhaupt keinen Grund Dich nicht mehr zu lieben. Unsere Liebsten lieben uns auch im Jenseits.

    Dein Traum könnte ein echter Kontakt seinerseits gewesen sein. Weine aus Freude, weil er Dich besucht hat.

  • Guten Morgen,


    gestern hat unsere Freundin Anja in ihrem Garten ein Meet5- Treffen veranstaltet. Sie ist so gerne draußen und kocht und grillt dort, und auch sie hat ja nun das Problem, dass Ulrich nicht mehr da ist um alles Gekochte aufzuessen. Sie vermisst ihn auch so sehr. Wir waren oft in ihrem Garten. Meistens zum Wochenend- Abschluss, wenn wir mit unserem Wohnmobil von irgendwo zurück kamen. Oft haben wir auch zusammen in ihrem Garten übernachtet, wir im Womo, sie in ihrem Dachzelt. Das fällt ja jetzt erstmal alles weg.

    Gestern kamen also sechs fremde Menschen in ihren Garten, und es war schön. Und eine der Frauen ist oft alleine mit ihrem Minicamper unterwegs und hat mich in zwei Gruppen eingeladen, wo nur Frauen sich mit ihren Campern treffen. Das ist ja vielleicht eine Möglichkeit, irgendwann behutsam einen Wiedereinstieg zu schaffen.


    Es kostet so viel Kraft. Diese Anstrengung, sich eine Zukunft aufzubauen.


  • Dieses Wochenende wird hier ein Kindermusical aufgeführt und ich war im Team "Waffeln backen und verkaufen". Wir waren zu sechst. Ich kannte niemanden davon. Wir buken die Waffeln in der Küche der Stadthalle und es war zum ersten Mal, dass ich etwas gemacht habe mit Leuten, von denen kein einziger wusste was bei mir los ist. Es wurde natürlich viel geredet und gelacht, ich habe auch ein bisschen geredet und eben meine Waffeln gebacken. Es ist gut etwas zu tun zu haben, ich konnte mich ein bisschen hinter meinen drei Waffeleisen verstecken. Morgen gehe ich wieder hin und schaue mir das Musical an. Anja kommt mit.

  • Gestern war ein harter Tag.


    Ich war zum ersten Mal ohne Ulrich bei Globus, das ist sein absoluter Lieblings- Lebensmittelgroßmarkt. Da war er mindestens jeden dritten Tag.


    Normal ist: er schiebt den Einkaufswagen und lässt sich vom Sortiment inspirieren, was er kochen will. Er stellt sich bei der Käse- und Fleischtheke an. Er macht alles was sein muss.


    Ich darf einfach rumlaufen, rumgucken, machen was ich will. Bin halt dabei . Wenn wir uns aus den Augen verlieren, sucht er bei Tchibo nach mir.


    Gestern musste ich den Wagen schieben und überlegen was ich brauche.


    Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass er neben mir herläuft und mich die ganze Zeit lobt und bestärkt. "Schau, du kannst das. Du machst das gut. Du schaffst das. Du musst das lernen..."


    Und so lief ich durch Globus und die Tränen liefen.

  • Da hat Ulrich recht - Du kannst das und Du machst das gut. Da darf man auch weinen, Du hast zum ersten Mal alleine bei Globus eingekauft, etwas was Ulrich gern gemacht hat. Als ich zum ersten Mal meine Schuhe geputzt hab' - Ursel hat das geliebt - flossen die Tränen in Strömen. In den ersten Wochen nach Ursel's Weggang hat es immer wieder mal nach Schuhcreme gerochen, in der Wohnung, im Biergarten oder beim Spazierengehen. Das war ihre Art mit mir zu kommunizieren.

    Ulrich ist stolz auf Dich weil Du so tapfer bist.

  • Oh ja. Das mit deinem Schuheputzen ist ganz genau das Gleiche wie mein Globuseinkauf, da hätte ich auch geweint. Als Ulrich gerade gestorben war, lag noch eine von ihm gekaufte Pampelmuse im Kühlschrank, die er mir normalerweise am Abend geschält und mundgerecht serviert hätte. Ich konnte diese Pampelmuse einfach nicht selber schälen und habe sie weggeschmissen, damit ich sie nicht mehr sehen muss. Sie wäre mir ja sowieso im Hals steckengeblieben.


    Gestern war ich mit Meet5 beim Schwarzlichtminigiolf. Ich habe gewonnen, aber zu Hause war niemand dem ich das hätte erzählen können. Und so ist es ja gerade immer, gerade wenn etwas eigentlich Schönes passiert. Ich will es erzählen, aber er ist nicht da. Dann ist das Schöne nur noch halb so viel wert.

  • Heute war was Schlimmes: In unseren Räumlichkeiten fand ein Erste- Hilfe- Kurs fürs ganze Kollegium statt. Ich hatte da vorher nicht viel drüber nachgedacht. Erst ging es ums Notruf- Absetzen, Sichern der Unfallstelle und so weiter. Plötzlich aber: "Was kann denn alles passieren, wenn man einen Menschen bewusstlos am Boden auffindet?" Mich hat sofort alles überrollt, ich habe nur noch irgendwie sagen können "Ich muss hier raus" und bin zur Tür gestürzt und habe ganz schnell den Raum verlassen, bin ins Nachbarzimmer und habe einen Heulanfall gehabt. Eine Kollegin kam sofort zu mir und hielt mich im Arm, aber sie musste dann ja wieder in den Kurs. Immer wieder schaute jemand nach mir, und als dieses schreckliche Thema vorbei war wurde ich wieder reingeholt. Ich musste auch nicht diese Wiederbelebung an den Puppen üben. Morgen gehts weiter, da geht es aber um Verbände anlegen und so, das ist ok für mich.


    Morgen sind es drei Monate. Ein Viertejahr. Und ich habe an jedem einzelnen Tag geweint.