1000 Scherben

  • Ich habe bisher noch nicht geschrieben, weil beim Schreiben ich alles noch einmal durchlebe.
    Mein Lebensgefährte starb am Freitag den 13. März. Der Grund war ein sogenannter "Sekundentod" .
    Es gab nichts was irgendwie eine Vorwarnung gewesen wäre.
    Mein Mann verließ am Morgen unser Geschäft um ein paar Wege zu erledigen und das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend sah.


    Nach ca. 10 Minuten kam eine Bekannte und sagte, dass etwas Schlimmes passiert wäre und ich schnell kommen sollte.
    Ich lief so schnell es ging los und ab da war alles der reinste Alptraum.
    Der Eingang war mit Tüchern verhängt und dahinter sah man schemenhaft das Notarztteam arbeiten.
    Da wusste ich schlagartig das mein gesamtes Leben in 1000 Teile zersplitterte. Ich brach zusammen und wurde erstmal in das Nachbarhaus in eine Arztpraxis gebracht. Sie kümmerten sich wirklich rührend um mich. Aber ich konnte nicht sitzen bleiben während nebenan mein Mann starb.


    Ich stand also 45 ewige Minuten vor der Tür auf der Straße und sah zu wie die Notärzte versuchten ihn wiederzubeleben.
    Irgendwie wusste ich, dass nichts mehr helfen konnte. Schließlich kam der Sohn eines Bekannten, der beim Notarztteam arbeitet, und musste mir "Es" sagen. Gleichzeitig kam das Kriseninterventionsteam an. Da war dann alles klar.
    Ich durfte nicht zurück in unser Geschäft und wartete im Auto und am Eingang fast 3 Stunden auf die Kriminalpolizei die noch irgendwelche Fragen an mich hatte.
    Meine Eltern musste ich über das Handy informieren in welcher Katastrophe ich mich befand.
    Zufällig kam seine Tante vorbei und wollte mir beistehen.


    Nach dieser ewigen Wartezeit wurde ich gefragt ob ich mich von meinem Mann verabschieden wollte. Seine Tante bat mich darum mitgehen zu dürfen. Ich erlaubte es ihr und das war mein größter Fehler an diesem Tag.
    Als erstes fing mich ein Beamter der Kripo am Hintereingang ab um mir die Frage zustellen. Ob ich mir vorstellen kann, dass ein Fremdverschulden vorliegen könnte. Mein Kommentar war, dass ich Ihn nicht vergiftet habe und außer Trauer und Ärger keinen Vorteil aus der Sache ziehe. Komische Seitenblicke des Beamten. Dann die Frage ob Wir oder Er Kinder haben. Wir haben keine, bei Ihm nicht dass ich wüsste.


    Dann durfte ich endlich zu meinem Mann.
    Diese Kriminalpolizei weiß überhaupt nicht was sie den Angehörigen antut.
    Mein Mann der 47 Jahre jung, gut gelaunt am Morgen das Geschäft verlassen hatte lag nackt nur mit einem Tuch bedeckt auf einem Fliesenboden. Was wegen seiner 1,92 m auch noch zu kurz war, und seine nackten Füße schauten heraus.
    Seine Tante drängelte sich an mir vorbei und ich durfte "Schlange" stehen. Als ich dann endlich an der Reihe war und mich mein heulendes Elend am Genick schüttelte, versuchte Sie mich auch noch weg zu ziehen.
    Bis ich schließlich fragte ob es zu viel verlangt wäre noch mal 5 Minuten mit ihm allein zu sein.


    Wenn ich heute diese Fliesen sehe möchte ich am liebsten die Flucht ergreifen.
    Leider es das Bild was mich immer wieder heimsucht
    .Diese Flashlights kommen einfach so ohne Vorwarnungen, nach einer Bemerkung oder einer Alltagssituation wie vorher vollkommen normal war. Irgendwie verfalle ich dann immer in eine Schockstarre und bin dann auch sehr verletzbar.
    Das ist auch der Grund weshalb ich mir einen Psychologen genommen habe. Der ist, glaube ich eigentlich eher etwas ratlos was mir helfen könnte.
    Im Moment ist was mir hilft Tabletten für die Nacht, dass ich diesen Alptraum nicht nächtlich immer wieder durchlebe.


    Vielleicht hat irgendjemand auch ähnliches erlebt.
    Wie kann man denn mit so etwas leben?
    Zur Zeit versuche ich einfach nur jeden Tag zu überleben.

  • Hallo Yve! Seit 23.01.2015 war ich schon oft auf dieser Seite, habe aber immer nur gelesen, nach deinem Beitrag habe ich mich aber entschlossen, mich auch zu registrieren.
    Am 23.01.2015, um 04:14 Uhr, hat sich mein Leben ebenfalls von einer Sekunde zur anderen komplett verändert: Auch ich habe meinen 55jährigen Lebensgefährten durch einen plötzlichen Herztod (Sekundentod) verloren. Ohne jegliches Vorzeichen. Ich war bei ihm, habe die Erstmaßnahmen durchgeführt, die aber leider erfolglos blieben. Das Notarztteam hat ebenfalls noch eine knappe Stunde reanimiert, ebenfalls erfolglos. Ich saß nur wenige Meter entfernt und konnte jedes Wort mithören. Auch als der Arzt sagte "das ist jetzt aber das letzte Adrenalin". Jemand, der das nicht selbst erlebt hat, kann sich diesen Schockzustand nicht vorstellen. Schock, Verzweiflung, Ratlosigkeit, alles auf einmal. Und dann bleibt man mit dem leblosen, geliebten Partner alleine in der Wohnung zurück. Fast einen halben Tag. Kein Kriseninterventionsteam. Niemand. In der heutigen Zeit eigentlich unvorstellbar.
    Nun sind es über 4 Monate. Aber es gibt auch für mich keine einzige Stunde in der ich nicht an meinen Partner bzw. an das furchtbare Geschehen denke.
    Am schlimmsten finde ich, wenn einen Freunde / Bekannte fragen: Wie geht es dir? Wie soll es mir gehen? Was glauben die alle? Da wäre mir beinahe lieber, sie reden mich gar nicht an. Mittlerweile sehe ich diese Frage schon als richtigen Angriff auf mich an. Ich weiß schon, die Leute wissen einfach nicht, wie sie mit einem umgehen sollen. Ich weiß es ja manchmal nicht einmal selbst. Habe mich jetzt in eine Traumatherapie begeben. Letzten Endes muss man aber selbst mit der Situation fertig werden. Wann und wie weiß ich noch nicht genau. Auch der Spruch "die Zeit heilt alle Wunden" stimmt sicher nicht. Die Zeit heilt vielleicht irgendwann, aber Narben, große oder kleinere, bleiben aber sicher immer zurück.
    Kann mich gut in deine Situation hineinfühlen!
    Glg cleocop

  • Liebe Cleocop!
    Auch ich bekomme sämtliche sinnlose Sprüche zuhören.
    Ich hätte da noch zu bieten.:
    "Die Zeit heilt alle Wunden" , "Du musst jetzt nach vorne schauen."
    Auch immer schön. "Es wird alles wieder gut" äh ??? Wie denn bitte?
    Das absolute Highlight war nach nicht mal 14 Tagen. "Und, haben Sie die Katastrophe verdaut?"
    Mein erster Gedanke. Wer hat mir da gerade mit einem Hammer mitten ins Gesicht geschlagen???
    Besonders toll war dann das.
    "Jetzt wartest Du mal noch 2 Monate, dann suchst Du Dir einen neuen Mann und führst das Geschäft weiter"
    Mein Mann ist seit 82 Tagen nicht mehr bei mir!!!
    Mittlerweile habe ich mir unter viel Mühe 3 Strategien angeeignet.
    1. Ich stelle mich doof und frage nach wie sie das meinen.
    2. Ich gebe eine ehrliche Antwort. Bsp. Mir geht's beschissen(bescheiden)!
    3. Eine höfliche Art bei Kundschaft. "Es tut mir leid, ich kann heute nicht darüber reden."
    Ich habe viele Übungen gebraucht, aber mir hilft das ungemein mich nicht so ausgeliefert zu fühlen.
    Vielleicht kannst Du für Dich irgend eine Art finden.
    Ich habe gemerkt, dass die Offensive für mich besser passt als die Defensive. Bei den Meisten funktioniert das wirklich gut.
    Viele Grüße
    Yve

  • Hallo Yve und Indian summer!
    Danke für eure Beiträge. Das mit den 3 Strategien finde ich super! Punkt 2 habe ich auch bereits öfters angewendet, weil ich mir denke, die können doch nicht im Ernst erwarten, dass ich darauf mit "gut" o.ä. antworte!!! Nummer 3 finde ich sehr gut, werde ich in Zukunft auch öfters anwenden. Nummer 1 werde ich irgendwie nicht schaffen.
    Die Offensive habe ich auch für mich entdeckt, so umgehe ich von vornherein bestimmte Situationen, mit denen ich vielleicht nicht so gut umgehen könnte.
    Euch allen viel Energie und Kraft!
    Glg, cleocop

  • Guten Abend Yve und Cleocop!


    Ihr habt auch mein tiefstes Mitgefühl! Mein Lebensgefährte ist vergangenen Oktober verstorben.
    Die "Umwelt" kann oft grausam und bitter sein, aber ich habe gelernt viele Dinge mit anderen Augen zu sehen! Jeder Mensch ist durch seine eigene Geschichte geprägt. Tod und Trauer sind meiner Meinung nach noch immer Tabuthemen in unserer Gesellschaft.
    Auch wenn manche Kommentare für uns/euch in der jeweiligen Situation nicht als angemessen erscheinen, so glaube ich, dass wir dennoch selbst dafür verantwortlich sind, was wir mit unseren Gedanken daraus machen! Ganz ehrlich, ich hab erst durch den Tod meines Lebensgefährten einen Zugang zum Thema Tod und Trauer erhalten!
    Wenn mich heute jemand fragt antworte ich ehrlich: Ich lebe jeden Tag bewusst und schätze die Kleinigkeiten im Leben! ( Lächeln nicht vergessen :)
    Ich wünsche euch beiden einen schönen Abend!
    Alles Gute von Marsue!

  • Liebe Yve und Cleocop!


    Herzlich willkommen bei uns hier und auch von mir: Mein herzliches Beileid!
    Eure Strategien sind gut ... die Floskeln und verletzenden Fragen, die kennt jeder hier, sie begleiten uns, seit es das Forum gibt.. Fast scheint es eine der ersten Traueraufgaben zu sein, sich schützende Strategien im Umgang mit so genannten Killer-Phrasen zuzulegen ....


    Zur Frage "Wie geht es dir/Ihnen?": Ich stelle sie Angehörigen auch, erwarte aber nicht, dass man mir sagt, dass es "gut" geht, sondern gebe den Leuten damit ein Zeichen, dass sie mir erzählen können, wie es ihnen im Moment wirklich geht: "Beschissen" kann man ja differenziert betrachten und mal analysieren: Was sind denn gerade meine größten Sorgen und Ängste etc. Wie gehe ich denn mit dem Alltag um, wie bringe ich die Wochenenden herum? Wie geht es mir mit dem Schmerz und den anderen Gefühlen der Trauer? Fühle ich überhaupt oder bin ich noch ganz taub und im Schock? Manche haben ja Angst verrückt zu werden, weil sie starke Belastungsreaktionen haben und nicht einordnen können, ob diese Reaktionen überhaupt noch normal sind. Sie sind dann sehr froh, wenn sie mit jemandem darüber reden können.


    Ich habe nicht den Eindruck, dass Angehörige durch diese ehrlich gemeinte Frage verletzt sind, vielmehr erzählen sie mir darauf hin meist, was sie gerade besonders belastet, die Themen und Gefühle in der Trauer ändern sich ja laufend. Und ich nehme wahr bzw. bekommen die Rückmeldung, dass es den Leuten gut tut, mal drüber sprechen zu dürfen. Wenn jemand nicht reden möchte, weil er grade nicht kann oder mag, dann ist das auch o.k und sagt das auch!
    Es liegt aber wahrscheinlich an meiner Rolle als Trauerbegleiterin und Bestatterin, dass die Leute mein Nachfragen als "ehrliche Anteilnahme" und nicht als Floskel interpretieren.


    Ich würde euch raten, auf solche Fragen mit ehrlichen Antworten zu reagieren: Entweder ihr erzählt, wie es euch im Moment wirklich geht, wenn euch danach ist oder aber ihr sagt, was oben eh besprochen wird, dass ihr im Moment nicht drüber sprechen könnt. So "erzieht" man die Leute im Umgang mit Trauer auch ein bisschen.


    Yves: Deine Flahbacks sind posttraumatische Belastungsreaktionen. Seit wann hast du sie denn? Wie häufig tauchen sie auf?


    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Christine!
    Vielen Dank für Deine lieben Worte.
    Es hilft mir wahnsinnig mich verstanden zu fühlen. Ich habe festgestellt, dass mir das Schreiben, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist, gut tut. Vielleich sehe ich klarer wenn ich mache Dinge schriftlich abarbeite.
    Ich bin sehr froh, dass ich den Schritt gewagt habe.
    Noch einmal zu dem Thema Floskeln.
    Ich habe auch ganz viele nette Fragen erlebt. Ich glaube, dass ich ein besonderes Gespür in meiner Situation entwickelt habe, wer es ehrlich mit mir meint. Die bekommen von mir auch eine ehrliche Antwort. Die können auch akzeptieren, dass mir mal die Tränen kommen. Aber die können auch mit mir lachen. Das Lachen fehlt mir im Moment mit am meisten.
    Aber es kommen auch ein paar Leute die ich gar nicht kenne oder nur so vom "Sehen" . Bei denen habe ich eher das Gefühl es ist bloße Neugierde und Sensationslust.
    Wie soll man das auffassen wenn Sie mitten unter dem Hauptgeschäft in der Schlange stehen und fragen wie Er denn gestorben ist ??? Antwort 1. Strategie. Sie erwarten nicht wirklich jetzt, dass Ihnen das erzähle?!
    Jetzt zu Deiner Frage.
    Meine Flashbacks haben kurz nach der Beerdigung angefangen. Vorher war mein Gehirn eher im Standby.
    Ich habe eigentlich erstmal überhaupt nichts gefühlt, oder alles auf einmal. Trauer, Wut, Angst und am schlimmsten Einsamkeit.
    Sie kamen immer dann wenn ich in Alltagssituationen war, die wir vorher gemeinsam gemacht hatten. Oder sensationslüsterne Mitmenschen mir zu nahe traten. Später vor allen Dingen in der Nacht. Ich viel hundemüde ins Bett und war 3 Uhr morgens wach. Eingeschlafen bin ich dann kurz bevor der Wecker klingelte. Das ist auf Dauer nervig. Schlaftabletten waren am Anfang sehr hilfreich, aber sind keine Dauerlösung.
    Am besten funktioniert für mich Antidepressiva (meine Medihelferchen genannt) und Psychologe.
    Im Moment habe ich das Gefühl die Flashbacks werden weniger. Irgendwie vermisse ich sie manchmal.
    Das hört sich jetzt wahrscheinlich blöd an.

  • Hallo Yve,
    in jedem Fall sind Antidepressiva besser als Schlafmittel! Flashbacks bedeuten ja eigentlich nur, dass du dein Trauma bearbeitest. Lästig sind sie, weil sie unkontrolliert auftreten und schwer zu beieinflussen sind. Kannst du sie stoppen? Oder überkommen sie dich als würde sich das Erlebte im Hier und Jetzt wiederholen?
    Wenn sie weniger werden, ist das aber ein gutes Zeichen. Falls es andauert, dann würde ich an deiner Stelle einen Trauma-Therapeuten aufsuchen. EMDR ist eine Traumatherpie, die bei Flashbacks gute Erfolge erzielt.


    Leuten, bei denen du den Verdacht hast, sie sind nur neugierig oder tun dir nicht gut, weiche einfach aus. Auch das ist etwas, das man lernt, in solchen Krisenzeiten: Dass man den Mut hat, sich nur mehr mit Menschen zu beschäftigen, die einem gut tun. Der Freundeskreis wird kleiner und ändert sich meist gravierend, aber er bekommt eine Qualität, die du vorher nicht so kanntest.
    AL Christine

  • Liebe Yve,


    auch von mir ein herzliches Willkommen und mein tiefstes Mitgefühl.


    Ich hoffe du fühlst dich hier wohl, denn hier wirst du von allen verstanden, da jeder von uns einen lieben Menschen verloren hat.
    Schreib dir alles von der Seele und lies dich durchs Forum.
    Ich wünsche dir viel Kraft in dieser schweren Zeit.


    Ich umarme dich :30:
    Alles Liebe
    Trauerelfe

  • Liebe Trauerelfe!
    Vielen Dank für Dein Mitgefühl.
    Ich habe schon in der kurzen Zeit festgestellt, dass das Schreiben mir wirklich hilft. Auch wenn es manchmal sehr schmerzhaft ist.
    Auch dass es vielen ähnlich geht, hilft ungemein. Man fühlt sich verstanden und muss keine komischen Blicke fürchten.
    Weil man immer noch weint, oder weil man schon wieder lacht.
    Die Reaktionen sind manchmal schon komisch.
    Ab und zu nehme mir mein Recht der Narrenfreiheit heraus.
    Also ich darf lachen und weinen in einem Satz.
    Natürlich nicht bei jedem. Aber im Moment habe ich ein sehr feines Gespür, bei wem ich auch mal ehrlich sagen kann wie ich mich fühle.
    Das ist zwar anstrengend aber anschließend geht's etwas besser. Zumindest für ein kurzes Weilchen.
    Ich habe auch von vielen Mitgefühl bekommen wo ich es nicht erwartet habe.
    Wohlgemerkt Mitgefühl und nicht Mitleid.
    Das streichelt auch ein wenig das verkümmerte und lahme Ego und richtet es ein wenig auf.
    Vielen Dank für die Umarmung
    Yve

  • Im Oktober ist mein Bruder gestorben und jetzt ist mein geliebter Partner tot. Ich kann einfach nicht mehr.
    Leider waren mir nur 2 Jahre mit ihm vergönnt, aber er war die Liebe meines Lebens, hat mich so angenommen wie ich bin (bin krank, habe MS) und ist immer hinter mir gestanden. Am 28.05.2015 bin ich mit Sack und Pack bei ihm in sein Haus eingezogen, wir haben uns so auf unser gemeinsames Leben gefreut. Jetzt sitze ich wieder in meiner kleinen Wohnung und bin alleine. Er starb bei einem Motorradunfall. Ich kann das alles nimmer ertragen, nicht mal noch mit dem einen Trauerfall fertig und jetzt das. Er war mein Leben, mein Universum.....Die lieben Verwandten haben mit gleich die Schlüssel abgenommen und ich darf nimmer ins Haus, obwohl noch Sachen von mir drinnen sind. Mein ganzes Leben ist in Trümmern, mein Fels in der Brandung nimmer da, eigentlich möchte ich auch nimmer da sein.

  • Fühl dich mal innig umarmt liebe Angie64!!!!!
    Mein tiefstes Mitgefühl!
    Ich kann es nachvollziehen, dass du den Eindruck hast, dass dein ganzes Leben ein Scherbenhaufen ist - ABER du bist eine starke Persönlichkeit und du wirst, wenn du dir selbst genügend Zeit dafür gibst deine Trauer "durchleben"!!! Ich glaube, dass alles im Leben einen Sinn hat. Du wirst auf dieser schönen Erde noch gebraucht und deine "Lebenslernaufgaben" sind noch nicht erfüllt!
    Ich wünsche dir, dass du Menschen an deiner Seite hast, die den momentanen Schmerz mit dir gemeinsam aushalten und schicke dir ganz, ganz viel Kraft und LIEBE!
    Alles Gute Marsue!

  • Liebe Angie!


    Wie schlimm!!!! Erst vor so kurzer Zeit dein Bruder und jetzt dein Partner! Ich bin sprachlos, wie ungerecht bei mnachen das Leben zuschlägt ... und nicht zu vergessen deine chronische Krankheit! Schlimm wie sich seine Familie verhält. Wie warst du denn in seine Familie bisher integriert?


    Darf ich dich - wie Andruscha - auch bitten, ein eigenes Thema zu eröffnen. Du hast dein "Thema" das "Thema" von Yve hineingeschrieben. Das ist nicht weiter schlimm, dass aber jeder hier seinen gebührenden Platz hat und auch die einzelnen "Themen" und "Trauer-Geschichten" nicht miteinander verwechselt werden können oder durcheinander geraten, bitte ich dich, selbst ein eigenes "neues Thema" zu eröffnen. Falls du dich im "neuen Forum" (neue Ordnung seit Jänner) noch nicht auskennst, das geht so:
    1. Du gehst auf die Starseite des Trauerforums und klickst oben auf den Reiter "Forum"2. Du wählst deine Kategorie - das ist "Verlust des Partners" und klickst drauf.3. Dann klickst du oben rechts auf "Neues Thema eröffnen"


    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Yve;
    herzlich Willkommen bei uns die wir alle unser Leid tragen müssen, dass so schmerzlich ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie es Dir geht, ich habe auch meinen Mann von einer Sekunde auf die andere verloren. Er ist auf den Weg zur Arbeit tötlich, drei Tage vor seinen 48 Geburtstag , 3 Monate vor unserer Silberhochzeit verunglückt. Ich frage mich heute noch 4 Monate danach warum wurden meinen Kindern 13 und 6 Jahre alt so früh der Vater genommen. Ich verstehe den Sinn nicht, den werde ich auch nie verstehen. Mittlerweile habe ich schon ein paar Tage wo es mir besser geht, aber es sind viele Tage dabei wo ich nicht essen und schlafen kann. Er fehlt mir Wahnsinnig. Aber ich habe ja noch die beiden Jungs von Ihn bei mir die mich jeden Tag aufstehen lassen ich weiß nicht was wäre wenn die beiden nicht da wären. Man tut Sachen die man vorher nie getan hätte, man ist einfach nicht mehr sich selbst und das macht mir manschmal große Angst.
    Ich wünsche Dir sehr viel Kraft für Deinen schweren neuen Weg, ich weiß Du bist Stark
    Ich schicke Dir einen :005:


    Andruscha

  • Liebe Yve und Cleocop,


    mit großer Verspätung , aber nicht minder herzlich möchte ich euch mein tiefes MIT-GEFÜHL aussprechen...


    Durch das Lesen eurer Lebensschilderung, die diesen schmerzlichen und leider "zuerst einfach nicht fassbaren ... nicht ins reale Leben einzubindenden ... Verlust eures Partners ...
    wünsche mir, das ihr doch BITTE EINMAL WIEDER SCHREIBT
    wie ihr euch jetzt fühlt....
    und welche "Mechanismen" euch hoffentlich in der letzten Zeit zu Verfügung standen um das Leben etwas mehr ... leben zu können...
    Euch eine liebe und mitfühlende Umarmung :24: :24:
    herzlichst von eurer Amitola <3

  • Hallo Allesamt,


    erst einmal mein allergrößtes Mitgefühl an Ive und Cleocop denn ich möchte mir gar nicht erst vorstellen wie maßlos traumatisch Eure Erlebnisse waren, wo ich das Privileg hatte mich von meinem Mann verabschieden zu können ehe er am 23. Juni dieses Jahres friedlich und schmerzfrei nach schwerer Krankheit im Hospiz starb.


    Dennoch denke ich das jede Form von Tod seine eigene Gallerie von Traumas mit sich bringt ganz egal wie, wo und wann es passiert ist. Was für den/die Eine banal scheinen mag, ist für einen anderen Menschen der ihn/sie ewig verfolgende Alptraum. Ja, für die eine Person ist es das sie sich nicht von ihrem Liebsten verabschieden konnte, und für mich sind es die Bilder von gleich drei "entgültigen" Verabschiedungen. Das erste Mal als ich meinen Mann bis vor den Anaestesieraum begleitete ehe er eine Notoperation hatte wo kaum ein Mensch glaubte er würde sie überleben weil seine Lunge so sehr kaputt war. Dann ein zweites Mal erneut auf der Intensiv Station nachdem er wenige Tage nach der Operation einen milden Hirnschlag erlitten hatte. Und dann der Tag wo ich ihn im Hospiz besuchte und es ihm sehr schlecht ging. Jeden Morgen und Abend trafen wir uns auf Skype im Zusatz zu meinen Besüchern, und an dem Nachmittag - nachdem ich bei ihm gewesen war - rief er mich auf meinem Handy an mir sagend er wäre so sehr müde, und würde sich entweder am späteren Abend (wie schon so oft) erneut melden oder wie immer am nächsten Morgen. Als er sich aber am Abend nicht meldete dachte ich mir nicht viel dabei weil es nichts Neues war. Manchmal gaben ihm die Pfleger etwas Morphin gegen die Schmerzen und dadurch schlief er so manches Mal durch. Ja, und gegen 04:00 am nächsten Morgen klingelte mein Handy. Es war das Hospiz was mir mitteilte das er kurz vor dieser Zeit im Schlaf für immer gegangen war.


    Ich schreibe das Ganze nur um zu sagen das auch ein sich mehrmals wiederhohlender Abschied enorm traumatisch sein kann, weil man ja jedes Mal glaubt vor der Stunde aller Stunden zu stehen - und dann ist dem doch nicht so. Was mein Verhalten meiner Mitmenschen gegenüber betrifft wärend der Zeit die darauf folgte, beschloß ich von Anfang an mich nicht zu verkriechen, sondern stehts offen und ehrlich zu sagen wie meine Empfindungen waren. Leider auch die sehr häßlichen, nachdem ich wenige Tage nach seinem Tod entdeckte wie übel er mich belogen und hinter-
    gangen hatte wärend er mir die große Liebe und Dankbarkeit für meinen "Pflegedienst" bis zum letzten Atemzug vorgegaukelt hatte. Natürlich reagierten die Meisten heftig schockiert, aber danach dauerte es nicht lange bis man es für völlig ok betrachtete das ich als frische Witwe eben nicht im Trauerflor herum laufe, und nun hart daran arbeite mir ein komplett neues Leben aufzubauen. Ja, seit dem klopft es so manches Mal an meine Tür weil Jemand gucken kommen will wie gut/schlecht ich an der Umgestaltung unseres Hauses voran gekommen bin, um mit mir ein Käffchen zu trinken und mit mir ganz normal zu plaudern - oder mich auch 'mal zu drücken wenn die eine oder andere Träne rollt.


    Natürlich gab es auch Menschen die mir so manchen dummen Spruch lieferten - meine Mutter an erster Stelle - aber von Anfang an hatte ich be-
    schlossen so etwas nicht wirklich ernst zu nehmen. Nach dem Motto ... man kann es nicht Jedem recht machen und unter dem Strich muß man schauen wo man selber bleibt. Sich über Dummheit zu ärgern kostet sinnlos Kraft die man braucht um seine neue Situation zu meistern. Und wenn mich jemand gefragt hat wie es mir geht haben die Jenigen auch stehts eine offene und ehrliche Antwort bekommen.


    Abschließend möchte ich noch hinzufügen, das es mir selber dabei auch stehts deutlich besser gegangen ist als mich zu verkriechen oder irgend eine Fassade aufzubauen.


    Euch alles Liebe dieser Welt und Unmengen von Kraft,


    Hanna

  • Liebe Yve und Cleocop,


    BITTE; es wäre wirklich sooo beruhigend , wenn ihr euch melden würdet und von eurem vermutlich nicht sooo guten "Ist-Zustand" berichten würdet..
    Ich bin mir ganz sicher, das ich im Namen von vielen diese Besorgniss schreibe...
    herzliche, <3 und mit-fühlende Grüße :30:
    von eurer Amitola

  • Liebe Yve und Cleocop,


    vielleicht bin ich ja nicht der Mensch in eurer Vorstellung, der euch "HIER" zurückholt...
    aber ich bin mir wirklich sicher, das alle, die euch hier geschrieben haben...
    sehr gerne ein unterstützender Teil in eurem Leben sein würden...
    BITTE SCHREIBT DOCH...
    aber fühlt euch auch nicht "erpresst" durch meinen neuerlichen Versuch, etwas von euch zu hören...
    <3liche und wirklich mitfühlende Grüße... jeder trauert ja hier... individuell anders...
    von eurer Amitola

  • Hallo zusammen, hab schon mal hier geschrieben, dann wieder Pause.
    Mein Freund ist am 13.07 am sekundentod gestorben. In einer anderen wohnung bei jemandem , dem er erzählt hat, dass er gerade im KH eine schlechte Diagnose erhalten hat. Raumforderung, müsste abgeklärt werden ob gut oder böse,
    Dann ist er umgekippt. Hat sich in Rage geredet. Hatte Angst.. Dann ist es passiert. Ich habe es erst eine Stunde später erfahren. Wusste von seinen Untersuchungen. Doch die Diagnose wollte er nicht mit mir besprechen...Unfassbar.
    Ich bin sehr geschockt gewesen. Jetzt 2 Monate danach bleibt die Trauer über ihn. Vermisse seinen Schutz, sein Dasein...Denke oft über den verbleibenden Sinn nach. Bin 57 Jahre alt, hab einen guten Job, den ich allerdings im Moment nur schlecht ausführe. Ansonsten auch gute Freunde, die mich auffangen. Aber mir gehts inerlich sehr schlecht. Kann alles nachvollziehen, was ich lese. Gibt es Hoffnung?
    LG Ute

  • liebe Ute,


    es ist wahrhaftig keine Ausrede von mir, aber ich muss jetzt LEIDER für dich, mit meinem Hund raus und dann einige Besorgungen erledigen... Der auch von dir angesprochene Alltag in der Trauer...
    Ich fühle völlig mit dir und kann ALLE deine Reaktionen und Gefühle verstehen...
    Das kommende ist meine Art die Menschen zu grüßen und den für uns allen nötigen Frieden zu finden...


    Shanti, shanti
    und NAMASTE
    mit Mit-Gefühl an dich geschrieben
    Amitola