Ich habe bisher noch nicht geschrieben, weil beim Schreiben ich alles noch einmal durchlebe.
Mein Lebensgefährte starb am Freitag den 13. März. Der Grund war ein sogenannter "Sekundentod" .
Es gab nichts was irgendwie eine Vorwarnung gewesen wäre.
Mein Mann verließ am Morgen unser Geschäft um ein paar Wege zu erledigen und das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend sah.
Nach ca. 10 Minuten kam eine Bekannte und sagte, dass etwas Schlimmes passiert wäre und ich schnell kommen sollte.
Ich lief so schnell es ging los und ab da war alles der reinste Alptraum.
Der Eingang war mit Tüchern verhängt und dahinter sah man schemenhaft das Notarztteam arbeiten.
Da wusste ich schlagartig das mein gesamtes Leben in 1000 Teile zersplitterte. Ich brach zusammen und wurde erstmal in das Nachbarhaus in eine Arztpraxis gebracht. Sie kümmerten sich wirklich rührend um mich. Aber ich konnte nicht sitzen bleiben während nebenan mein Mann starb.
Ich stand also 45 ewige Minuten vor der Tür auf der Straße und sah zu wie die Notärzte versuchten ihn wiederzubeleben.
Irgendwie wusste ich, dass nichts mehr helfen konnte. Schließlich kam der Sohn eines Bekannten, der beim Notarztteam arbeitet, und musste mir "Es" sagen. Gleichzeitig kam das Kriseninterventionsteam an. Da war dann alles klar.
Ich durfte nicht zurück in unser Geschäft und wartete im Auto und am Eingang fast 3 Stunden auf die Kriminalpolizei die noch irgendwelche Fragen an mich hatte.
Meine Eltern musste ich über das Handy informieren in welcher Katastrophe ich mich befand.
Zufällig kam seine Tante vorbei und wollte mir beistehen.
Nach dieser ewigen Wartezeit wurde ich gefragt ob ich mich von meinem Mann verabschieden wollte. Seine Tante bat mich darum mitgehen zu dürfen. Ich erlaubte es ihr und das war mein größter Fehler an diesem Tag.
Als erstes fing mich ein Beamter der Kripo am Hintereingang ab um mir die Frage zustellen. Ob ich mir vorstellen kann, dass ein Fremdverschulden vorliegen könnte. Mein Kommentar war, dass ich Ihn nicht vergiftet habe und außer Trauer und Ärger keinen Vorteil aus der Sache ziehe. Komische Seitenblicke des Beamten. Dann die Frage ob Wir oder Er Kinder haben. Wir haben keine, bei Ihm nicht dass ich wüsste.
Dann durfte ich endlich zu meinem Mann.
Diese Kriminalpolizei weiß überhaupt nicht was sie den Angehörigen antut.
Mein Mann der 47 Jahre jung, gut gelaunt am Morgen das Geschäft verlassen hatte lag nackt nur mit einem Tuch bedeckt auf einem Fliesenboden. Was wegen seiner 1,92 m auch noch zu kurz war, und seine nackten Füße schauten heraus.
Seine Tante drängelte sich an mir vorbei und ich durfte "Schlange" stehen. Als ich dann endlich an der Reihe war und mich mein heulendes Elend am Genick schüttelte, versuchte Sie mich auch noch weg zu ziehen.
Bis ich schließlich fragte ob es zu viel verlangt wäre noch mal 5 Minuten mit ihm allein zu sein.
Wenn ich heute diese Fliesen sehe möchte ich am liebsten die Flucht ergreifen.
Leider es das Bild was mich immer wieder heimsucht
.Diese Flashlights kommen einfach so ohne Vorwarnungen, nach einer Bemerkung oder einer Alltagssituation wie vorher vollkommen normal war. Irgendwie verfalle ich dann immer in eine Schockstarre und bin dann auch sehr verletzbar.
Das ist auch der Grund weshalb ich mir einen Psychologen genommen habe. Der ist, glaube ich eigentlich eher etwas ratlos was mir helfen könnte.
Im Moment ist was mir hilft Tabletten für die Nacht, dass ich diesen Alptraum nicht nächtlich immer wieder durchlebe.
Vielleicht hat irgendjemand auch ähnliches erlebt.
Wie kann man denn mit so etwas leben?
Zur Zeit versuche ich einfach nur jeden Tag zu überleben.