Hallo liebe Community!
Ich bin nue hier und habe mich hier angemeldet, weil ich allein nicht mehr mit meiner Trauer zurecht komme.
Ich hoffe, ich kann mich hier gut einfügen und dem einen oder anderen eine Unterstützung sein.
Das ist meine traurige Geschichte:
Mein Vater ist am 28.7.2015 verstorben. Wir hatten nur ein sehr sporadisches Verhältnis zueinander, da meine Eltern sich vor vielen Jahren haben scheiden lassen und meine Mutter mit uns ca. 800km weit weg zog.
Das Verhältnis war immer schon schwierig für mich, weil mein Vater Alkoholiker war, was er sich aber selbst nie eingestand.
Trotz allem war er ja mein Papa und ich hatte ihn lieb.
Im Mai erfuhr ich, dass er an Leber- und Darmkrebs erkrankt ist. Ich wollte natürlich gleich hinfahren, aber er rief dann sehr kurz vor meiner Abreise an und meinte, ich solle bitte nicht kommen, da er sich ausruhen wolle für die bevorstehenden Behandlungen. Ich fuhr also nicht hin. Meine ältere Schwester fuhr trotzdem, obwohl er auch sie gebeten hatte nicht zu kommen.
Ich rief ihn dann öfter mal an, ließ es phasenweise wieder etwas schleifen, weil ich es irgendwie nicht wahrhaben konnte, um was es da eigentlich ging. Schlussendlich kam die Hiobsbotschaft, die zu erwarten war, die mich aber dennoch traf wie ein Schlag, nämlich dass mein Vater nicht mehr lange zu leben hätte.
Die Informationen reichten von einem Zeitraum von 4-6 Wochen und weniger Tage, sodass ich mich entschloss sofort hin zu fahren.
Doch wieder wurde ich von der Lebensgefährtin meines Vaters irgendwie vertröstet. Ich solle nicht gleich kommen, er solle sich erst einmal ausruhen, es ginge ihm derzeit eh zu schlecht....
Nur wenige Tage später rief sie an und meinte, ich solle sofort kommen, sobald ich könne.
Also fragte ich meine Mutter, ob sie mich denn begleiten könne. Erst sagte sie ja, dann wieder nein, dann meinte sie, sie könne aber nur für drei Tage, was mir dann schließlich zu doof wurde, sodass ich meine beste Freundin fragte mich zu begleiten, da ich nicht allein sein wollte mit dieser Situation.
Er starb schon in der darauf folgenden Nacht. Seitdem ist etwas in mir erstarrt. Nach meiner Rückkehr nach Hause habe ich dann natürlich auch geweint, aber meist habe ich funktioniert. Das Schlimmste ist, dass meine Mutter gar nicht begreift, wie allein ich mich ihretwegen gefühlt habe und wie ätzend ich es finde, dass sie immer wieder betont, wie froh sie ist, dass sie nicht dabei sein musste. Natürlich verstehe ich sie irgendwo und es ist ja ihr Recht sich zu verabschieden, wie sie es für richtig hält, aber es kränkt mich sehr, dass sie nicht einen Moment daran gedacht hat, wie es mir geht, dass sie nicht einmal gesagt hat, dass es ihr leid tut, dass ich meinen Vater so verlieren musste.
Vielleicht projiziere ich gerade auch meine Wut auf alle anderen, aber ganz allgemein geht mir (mein eh schon spärlich besetztes Umfeld) auf die Nerven. Ich höre immer wieder diese Floskeln der Hilflosigkeit wie "Es war besser für ihn". Aber darum geht es nicht. Ich fühle mich einfach allein gelassen. Sogar mein Freund steht dem ganzen so unendlich hilflos gegenüber. Er kommt nie von sich aus und nimmt mich mal in den Arm, im Gegenteil, er ist reizbarer und angriffslustiger geworden. Aus jeder Mücke wird ein Elefant gemacht und ich habe manchmal das Gefühl einfach keine Kraft mehr zu haben.
Ist es okay, dass man sich auch mal selbst leidtut, darf ich erwarten, dass sich mal jemand um mich kümmert? So einfach, damit ich trauern kann und mich nicht trotzdem noch um alles kümmern muss? Bin ich zu egoistisch? Oder ist das alles mehr oder weniger normal?
Na ja, ich wollte das einfach mal loswerden, weil ich wirklich im Moment niemanden habe, mit dem ich ganz offen darüber reden kann ohne das die- oder derjenige sich angegriffen fühlen würde.
Vielen Dank fürs Durchlesen!
Liebe Grüße Anny1007