ALLTAG, ....TREFFPUNKT....MEETING-POINT

  • Liebe Hanna,


    muss dir kurz ein paar Zeilen schreiben. Es tut mir sehr leid das deine Mutter so ist wie sie ist, und du das büßen musst - ganz hart gesagt.


    Aber es ist vollkommen in Ordnung wenn du dein Leben lebst, das ist nicht egoistisch, das ist die Recht.
    Wenn ich deine Zeilen lese dann bewundere ich deine Geduld mit ihr, ich glaub ich hätte ihr damals - als sie "gebaggert" hat mal ein kleines bisschen Rizinus ins Essen gegeben. :D Ich weiß, das war jetzt böse und ist eigentlich ganz und gar nicht meine Art, aber wenn ich lese was sie sich so geleistet hat, und wie sie dich behandelt hat und noch immer tut, und wie sie über deinen verstorbenen Mann redet, so was macht man nicht, das ist schon schlimm.
    Ich denke es ist gut das du dich abnabelst, und an dich denkst.


    Ich hoffe du hattest einen angenehmen Tag und nicht zu viele traurige Gedanken
    deine Hopeless

  • Liebste Gerlinde,


    Dir ein riesiges Dankeschön für Dein Verstehen wo doch gerade für Dich das Thema Mutter ein so schmerzvoll trauriges ist. Wo Du ein Mensch bist der sonst was darum geben würde sie wieder zu haben.


    Ja, es stimmt das meine Mutter sich im Verlauf der Jahre so maches geleistet hat, aber letztlich ist sie doch meine Mutter. Man kann die Freunde austauschen und auch den Partner, aber eine Mutter bleibt bis zum letzten Atemzug einmalig Mutter. Eben ein Mensch der sich nicht einfach 'mal so abhaken läßt egal was sie "verbrochen" hat. Und wie Du vielleicht schon an meinen Postings erkannt hast bin ich von Natur aus kein ewig nachtragender Mensch.


    Und was das Herumbaggern betrifft, habe ich noch nie andere Frauen - auch meine Mutter nicht - als ernsthafte "Bedrohung" betrachtet, da ich kein eifersüchtiger Mensch bin. Habe schon immer nach dem Motto gelebt das eine Beziehung etwas sehr freiwilliges und vom ganzen Herzen kommendes sein sollte. Ja, und wenn Einer gehen wollte habe ich allesamt ziehen lassen auch meinen Mann - da viel zu stolz um für etwas zu betteln was man mir nicht mehr freiwillig schenken wollte. Was hätte ich auch von einem Partner gehabt der nur aus irgend welchen Schuldge-
    fühlen oder gar aus Mitleid bei mir geblieben wäre? Nun ja, und Rache war auch noch nie mein Ding weil bei solchen Aktionen - egal in welcher Dimension - die Rakete meist nach Hinten losgeht.


    Was meine Mutter betrifft könnte ich mich nie von ihr abnabeln da sie ja auch hier und da gute und nette Seiten hat. Habe jedoch angefangen sie nicht mehr so nahe an mich ran zu lassen indem ich über sehr persönliche Sachen nicht mehr mit ihr spreche. Sehr schade eigendlich, aber wenn es das Miteinander beiderseitig etwas einfacher macht dann ist es ok so.


    Was den heutigen Tag betrifft war der eine große Mischung der Gefühle. Die ersten Tränen kullerten als ich anfing den Adventskranz zu schmücken aber dann ging es etwas besser nachdem ich mich davon überzeugt hatte das mein Mann daran Gefallen finden würde das ich diese Sache dieses Jahr nicht sein gelassen habe. Etwas später kullerten erneut die Tränen zusammen derer die halt beim Zwiebelschneiden kommen, da ich beschlossen hatte das Curry zu kochen was mein Mann immer so sehr gerne gegessen hat, und was mir ehrlich gesagt auch immer richtig gut gelungen ist. Etwas später kam dann meine Mutter und wie Du Dir denken kannst mußte ich ein paar Mal schlucken als das erste Lichtchen brannte und im Haus eine richitg gemütliche wohlige Atmosphere herrschte. Am schlimmseten war es als ich den offenen Kamin anfeuerte. Das este Mal seit dem vorletzten Winter ab dem es nicht mehr ging wegen seiner Sauerstoffversorgung. Was hatten wir für viele Winterabende mit einem Gläschen Wein davor sitzend verbracht.


    Meine liebe Gerlinde, wieder einmal kann ich nur sagen ... das Leben geht weiter egal ob wir es so wollen oder nicht. Irgendwann war auch der große Klos im Hals runtergeschluckt und dann fiel es mir recht leicht an ihn ab und zu zu denken und dennoch das Ganze recht gut zu genießen genauso wie er es für mich gewollt hätte. Und was der Sache auch gut weiter half war das meine Mutter recht gut gelaunt war und absolut gar Nichts zu beanstanden hatte. Ja, so gar das Essen was ich gekocht hatte schmeckte ihr so gut das sie um Nachschlag bat. Und das will was heißen!


    Du hast meine Geduld angesprochen und dazu kann ich Dir sagen das ich die nicht immer hatte. Ehrlich gesagt entdeckte ich sie erst für mich als eine große Kriese der nächsten wärend der letzten Jahre folgte. Es mag komisch klingen, aber irgend wann fand ich heraus das eine ruhige und sachliche Gelassenheit unendlch mehr erziehlen konnte als lautes Herumbrüllen und die Fäuste auf den Tisch hauen. Ja, peu a peu machte ich mir die Geduld zu meiner "Wunderwaffe" nicht nur meinen Mitmenschen gegenüber sonderna auch den Situationen mit denen ich konfrontiert war. Hatte entdeckt das Geduld Einem die innere Ruhe und Zeit schenkt heraus zu finden wo die Schwachpunkte des "Feindes" liegen und den nächsten Schritt gut zu überlegen. Dabei fiel mir auch auf das Geduld gut hilft einen coolen Kopf zu bewahren und Emotionen gut von den nackten Tatsachen zu trennen wann immer es darum ging wichtige Entscheidungen zu treffen. Anbei gesagt eine Sache die mir enorm viel half meinen Mann auf seinem letztem Weg zu begleiten.


    Liebe Gerlinde, Geduld hat mir auch sehr gut geholfen als ich mich mit jeder Menge Behörden und vor Allem seinen Gläubigern herum schlagen mußte. Und Geduld hilft mir auch sehr mit meiner Trauer klar zu kommen indem ich mir keinen Termin gesetzt habe wann sie vorbei sein sollte.
    Und zu guter Letzt ist Geduld eben tatsächlich eine "Wunderwaffe" gegen allmögliches da wir in einer sehr schnell lebigen Zeit leben wo die Meisten nicht damit umgehen können oder nicht mehr wissen wie sie ein geduldiges Verhalten einordnen sollen.


    Ich hoffe von ganzem Herzen das der heutige Tag nicht all zu schlimm für Dich war, und das auch Du die Geduld für Dich entdecken wirst denn sie läßt so manches deutlich weniger bedrohlich, bedrückend und hopeless erscheinen.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna

  • Liebste Sandra,


    wie Du anhand meines Postings an Gerlinde sehen kannst, habe ich es überlebt. If you cannot beat them ... join them. Deine liebevollen Gedanken in meine Richtung müssen tüchtig geholfen haben und dafür danke ich Dir.


    Anbei gesagt habe auch ich heute sehr sehr oft an Dich gedacht hoffend Du würdest den Tag einigermaßen gut überstehen. Ja, im großen Ganzen war es heute wieder einmal ein recht trauriger Tag für mich, aber mein Mann hätte es nicht gewollt wenn ich Trübsinn geblasen hätte. So habe ich eben den ganzen Nachmittag und Abend so gestaltet als ob ich ihn mit ihm verbringen würde und das hat so manches deutlich entspannter für mich gemacht.


    Ja, als ich den offenen Kamin anfeuerte dachte ich ganz besonders an ihn weil er der Mensch in meinem Leben war der mich von meiner einstigen akuten Phobie vor Flammen/Feuer heilte. Dies indem er mir mit Engelsgeduld und jeder Menge liebevollem Schimpen beibrachte wie man eben ein Feuer legt. Mich immer wieder dazu zwang es alleine und ohne sein Dabeisein zu tun bis meine Angst komplett weg war. Und vielleicht hat er mich ja beobachtet und sich daran erfreut das ich von ihm etwas gelernt habe was mir immer wieder Freude machen wird. Besonders an einem kalten, stürmischen und verregnetem Winterabend wie heute Abend.


    Und wie hast Du diesen Sonntag - vor dem es Dir so gegraust hatte - verbracht?


    Sei wie immer liebevoll gedrückt,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    bitte entschuldige wenn ich dir wegen deiner Mutter zu nahe getreten bin, hab das nicht böse gemeint. :13: Ich bin die letzte die eine Trennung zwischen Mutter und Tochter für richtig halten würde. Ich meinte einfach nur, das du dir nicht wehtun lassen sollst. Da du ja schon genug ertragen musstest.


    Da die Beziehung zu meiner Mam so intensiv war, kann ich mir eben nicht vorstellen das eine Mutter gewisse Dinge tut oder sagt die so verletzend sind. Sicher haben meine Mam und ich genauso Punkte gehabt, wo wir nicht einer Meinung waren, und genauso gab es Momente, wie ich im meinem Thread geschrieben hab, wo ich dachte - bitte sei still oder hör auf usw.. Einfach weil keine Kraft mehr da war.
    Mein Papa ist gestorben als ich 4 Jahre alt war, es war kein Geld da, keine Versicherung, nichts. Mam musste alles so bezahlen, ob wohl Papa von einem betrunken Fahrer getötet wurde, hat dessen Versicherung nichts bezahlt. Ich weiß von meinem Bruder das Mama oft nichts gegessen hat, nur damit sie mit uns in Urlaub fahren konnte und damit es uns an nichts fehlte.
    Ich erzähle das nur damit ihr versteht warum meine Verbindung zu Mam so eng war, weil sie einfach alles gegeben hat und es so einen Menschen für mich nie mehr geben wird. Außer natürlich meinen Bruder.
    Ich wäre für meine Mam gestorben und sie ganz sicher auch für mich und meinen Bruder.


    Bin jetzt zwar total vom Thema "Alltag " abgekommen, musste das aber loswerden, damit du von mir kein falsches Bild hast.


    Ja, und ich finde es schön das der Tag so ruhig abgelaufen ist, und mit deiner Mama alles geklappt hat.


    Nur ein Vorschlag, was wäre wenn du deinen Thread einfach " Hanna " nennen würdest.


    Wünsche dir einen schönen Wochenbeginn
    deine Gerlinde <3

  • Liebste Gerlinde,


    nein, Du bist mir bestimmt nicht mit Deinen Worten und Deinem Vorschlag auf Distanz zu gehen zu nahe getreten, und ich denke ich habe Dich recht gut verstanden. Noch weniger würde ich es mir erlauben mir ein Urteil über Dich, wie Du denkst und lebts erlauben denn wann immer ich Deine Postings lese fällt mir auf was Du und Deine Mam für ein hartes Leben gehabt habt. Eher würde ich vor Euch Beiden den Hut ziehen wie Ihr Eure Kriesen immer wieder irgendwie gemeistet habt.


    In anbetracht Deiner Geschichte hat meine Mutter - obwohl ein Nachkriegskind - ein recht sorgloses Leben gehabt da meine Großeltern stehts ver-
    suchten ihr das Beste zu ermöglichen - egal ob sie es sich leisten konnten oder nicht - und dann stand sie unter den Fittichen meines Vaters. Folgedessen wäre Das schon 'mal ein Punkt warum meine Mutter und ich Vieles sehr anders betrachten, denn ich zog gleich nach dem Abbi von zuhause aus und in ein anderes Land wo ich durch hartes arbeiten mir meine Berufsausbildung selber finanzierte nebst meiner Existenz. Ich erwähne das nur um erneut zu unterstreichen wie relativ einfach meine Mutter es hatte wo ich ihr ein Kind war was ihr weder auf der Tasche lag oder sie mit meinen Sorgen großartig belastete. Dank meines Vaters brauchte sie sich auch nie riesige finanzielle Sorgen zu machen und folge-
    dessen fällt es ihr schwer zu verstehen wie riesig ich mich heutzutage freue das ich wieder einmal einen Monat mit Haus und allem nötigem Drum und Dran geschafft habe. Immerhin hatte sie nach dem Tod meines Vaters ein abbezahltes Haus geerbt wärend ich noch für die nächsten 10 Jahre einen recht heftigen Kredit für das Meinige abzustottern habe.


    Aber abgesehen vom Finanziellem glaube ich das der Knackpunkt zwischen uns ist das wir uns über die Jahre der geografischen Trennung sehr fremd geworden sind. Besonders als sie ihren neune Partner kennen lernte und ich quasi aufhöhrte für sie zu existieren. Du magst lachen aber für die ersten zwei Jahre wußte ich nicht einmal wie er hieß, und bis heute weiß ich nicht was er von Beruf war. Bis heute weiß ich nicht einmal wie ihr Haus in Italien aussieht außer von 2-3 nicht viel zeigenden Fotos. Ihren Bekanntenkreis kenne ich auch nicht weil ich scheinbar da nicht rein-
    passe da wohl zu unbedarft und einfach gestrickt und frage mich nicht wie es tatsächlich mit ihrer existentiellen Grundlage aussieht da sie es da auch nicht so mit der Offenheit hat.


    Liebe Gerlinde, wie Du Dir sicher vorstellen kannst fällt es sehr schwer eine gut funktionierende Beziehung auf solch einer Basis aufzubauen, wo sie es scheinbar manchmal will und andere Male eben nicht. Ja, so lange ich zurück denken kann hätte ich sehr gerne eine innige und vertrauliche Beziehung zu ihr gehabt, aber inzwischen habe ich mich damit abgefunden das dies nie sein wird weil sie es im Grunde nicht wirklich will. Nun ja, und ich bin letzlich auch kein Mensch den man heute auf Händen trägt und am nächsten Tag in die Ecke schiebt bis man mich wieder einmal für etwas gut gebrauchen kann.


    So versuche ich heutzutage ihr weiterhin eine gute Tochter zu sein um die sie sich keine Sorgen machen muß und fokusiere mich lieber auf mein eigenes Leben was ja nun unter völlig neuen Bedinungen weitergehen muß. Weißt Du, das mag berechnend klingen, aber durch die ganze Situation mit meinem Mann habe ich entdeckt wie gut es tut am Ende des Endes in den Spiegel gucken zu können mit den Worten ... ja, ich habe Alles richtig gemacht im Rahmen meiner Fähigkeiten und Möglichkeiten. So beiße ich eben so manches Mal die Zähne zusammen und schalte auf Durchzug wenn sie 'mal wieder meint mich runtermachen zu müssen weil es mir eben wichtig ist das wenn ihr letzter Tag gekommen ist wir im Guten auseinander gehen können.


    Ich gestehe auch das ich einfach nicht mehr die Kraft habe mich ständig mit ihr zu streiten. Meist Dinge die ich nach dem Tod meines Mannes nun als so völlig banal und unbedeutend betrachte. Und abgesehen davon sehe ich auch nicht mehr den Sinn darin mit großer Mühe eine enge Beziehung mit ihr aufzubauen wo sie wieder nach Italien abhauen wird sobald der Winter vorbei ist. Wo die geografische Entfernung wieder da sein wird - eben wie wärend fast all unseren gemeinsamen Jahren - und man sich wieder nur auf oberflächliche Weise aus der Ferne "liebt".


    All Das mag nun völlig vom eigendlichen Thema "Alltag" abgekommen sein, aber letztlich sind doch unsere engsten Familienmitglieder doch auch meist ein großer Bestandteil unseres Hier und Jetzt. In diesem Sinne mache ich jetzt erst einmal Schluß um eben meinen heutigen Alltag zu meistern.


    Sei in Gedanken liebevoll gedrückt und mit einem dicken Kraftpaket versehen auf das auch Du heute einen einigermaßen guten Tag haben wirst,


    Hanna

  • Hallo , ihr Lieben, <3 <3 <3 <3 <3 .... bis zum Ende dieses Forums


    eigentlich denke ich... in SELBSTLIEBE zu MIR geschrieben...


    Ich halte mich im Moment ein wenig aus den Berichten heraus... wie ich auf Gerlindes Notiz geantwortet habe...
    einesteils ja...
    wegen der Trauer um diese junge Frau...


    andernteils zeigen mir immer wieder meine nach wie vor bestehenden Kontakte mit Betroffenen und ihren Angehörigen, wie INTENSIV man LEBEN kann...


    Es ist also nicht nur Trauer, sondern eben halt auch...
    das INNEHALTEN, sich... damit meine ich MICH... überdenken ... was ICH noch möchte... erleben möchte...
    ohne Hast und Ungeduld dabei zu entwickeln...auch mehr und mehr erkennend
    WIE DANKBAR wir sein können, dieses Geschenk LEBEN noch zu haben...
    und...


    was für mich ein sehr schönes "Zeichen" war...


    das ich ein gutes Telefonat mit einer Frau hatte, wo es erhebliche Differenzen in unserer gemeinsamen HT-forum Zeit gab...
    und man einfach den gemeinsamen Nenner... Hirntumor bei unseren Lieben... haben oder wie bei mir hatten.....und die Nichtigkeit von emotionalen Ausbrüchen erkannt haben...


    Das ist JETZT einfach ...
    gut für mich und für sie...


    und ja... von einem anderen Paar, wo der Vater mit grösserer Wahrscheinlichkeit auch nicht absolut mehr die ganz lange Lebenszeit mit seinen Kindern verbringen wird...
    goldige Fotos von den Kindern... eben halt PRALLES LEBEN...
    wissend um die Endlichkeit von diesem...


    Ja, ja ich weiss, das ich das immer wieder schreibe... Dennoch ist ja dennoch auch IMMER
    ein NEUES , anderes LEBENSGEFÜHL bei diesen Worten schreibend ... dabei...
    in gleichzeitig trauriger, aber auch sehr "lebensbewusster" Energie
    sende ich auch ALLEN
    diesmal ..


    ein SHANTI zu euch
    eure Amitola...
    die jetzt real die "Abendrunde " dreht... bei Sturm und Regen...

  • Liebste Amitola,


    ich wünsche Dir Alles Gute für Deinen Zurückzug und wünsche Dir das Du ihn gut genießen kannst, denn jetzt wo mich die Trauer gut im Griff hat merke ich immer wieder wie gut es tuen kann für eine Weile mit seinen Gefühlen und Gedanken alleine sein zu dürfen. Mit Alleine meine ich nicht von der Welt verlassen sondern eher auf angenehme und sehr bewußte Weise alleine mit sich selber.


    Wie schön das Du wieder einen guten Draht zu Jemandem gefunden hast wo sich zeitweise die Wege etwas getrennt hatten. Auch das tut wirklich gut - besonders wenn man entdeckt daß das Gegenüber Einem entgegen kommt weil es auch die seinigen Priortäten verändert hat. Ja, ich wünsche es Dir von ganzem Herzen das Dir ein zeitweises Innehalten richtig gut tuen wird um Vieles sacken zu lassen und um aber auch in aller Ruhe nachzudenken was Alles in Deinem Leben noch kommen könnte/sollte.


    Sei ganz doll gedrückt,


    Hanna

  • Liebe, liebe Hanna,


    ich möchte dir danken für deine Worte.
    Und ich muss dir sagen, du bist eine sehr starke Frau die trotz allem Kummer, Sorgen und Kränkungen mit beiden Beinen im Leben steht. Auch wenn es immer wieder die schlimmen Phasen gibt, ja, aber du, so wie wir alle haben ja auch ein Stück unseres Lebensinhaltes verloren.


    Die Einstellung die du jetzt zur Beziehung deiner Mutter hast finde ich sehr gut und richtig.
    Da ja auch deine Kraft nicht unbegrenzt ist , hast du recht wenn du Streit aus dem Wege gehst. Diese Dinge rauben dir die Energie, und die brauchst du wahrlich für dich und deine Gesundheit.
    .
    Als ich bei meiner Cousine die Sterbebegleitung machte, hat sie mir kurz vor ihrem Tod gesagt: Wenn ich denke wie viel Zeit ich verschwendet habe mit Ärger über Dinge die es nicht wert waren, würde ich heute vieles anders machen. Aber leider kann man nichts zurück holen, keine Minute, keine Sekunde........
    Sie hätte alles gegeben um diese verschwendete Zeit noch zu haben.


    will damit sagen, alles was ist, das ist- alles was sein soll, soll so sein. Man soll nichts erzwingen wenn das Herz nicht dabei ist.


    So liebe Hanna <3 ich hoffe du hattest einen schönen Tag und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht


    :24: Gerlinde

  • Liebste Gerlinde,


    ich danke Dir sehr für Deine liebevollen und sehr einfühlsamen Worte die mich am heutigen Abend erreicht haben als das Vermissen 'mal wieder sehr sehr groß war. Ich glaube das ich Dir nicht beschreiben muß wie sich das anfühlt, denn Deine Postings über Deine Mam sagen mehr als Worte ausdrücken können.


    Sehr berührt haben mich die Worte Deiner Cousine und ebenso das Du sie auf dem letzten Weg begleitet hast wo ich Dir das nicht Dank all Deiner so verzweifelten Postings zugetraut hätte. Liebe Gerlinde, dies bestimmt nicht weil ich Dich jeh als Weichei engeschätzt hätte, sondern weil ich es selber leider erfahren mußte was das für eine große seelische Herausforderung bedeutet. Eine Herausvorderung die sich die meisten Menschen die so etwas noch nie durch gemacht haben gar nicht vorstellen können. Wenn ich mich heutzutage sehr gut mit den Worten Deiner Cousine identifizieren kann ist dem genau wegen der Sterbebegleitung die ich für meinen Mann machte. Sicherlich wirst Du mir bestätigen können das diese nicht nur aus irrem herum rennen, organisieren und entscheiden betrifft sondern auch aus vielen Stunden wo man einfach nur abwartet was als nächstes kommen wird. Stunden in denen man viel Zeit zum Nachdenken hat. Genau die Zeit die Einen so sehr stark verändert ohne das eine neue Haarfabe, ein paar Kilos weniger Hüftgold oder ein Berufswechsel herhalten müssen.


    Ja, es war genau mit dem Anfang dieses Jahres das ich anfing meine ganze Einstellung zum Leben und zu meinen Mitmenschen komplett umzu-
    krempeln. Es war eigendlich der sich ständig verschlechternde Zustand meines Mannes der meine einstigen Prioritäten völlig veränderten und mich die Welt und die Menschen um mich herum ganz anders wahr nehmen ließ. Wo ich mich einst kindisch über ein tolles Schnäppchen im Ausverkauf freute oder die Planung einer schönen Reise fing ich an mich rieisg darüber zu freuen wenn er es geschafft hatte seinen Teller leer zu essen oder einen Tag hatte wo er recht gut gelaunt war. Gute Laune = weniger Schmerzen und Luftnot.


    Liebe Gerlinde, durch diese Zeit ist es mir sehr bewußt geworden wie unendlich kostbar unser Leben ist - auch das eigene, und das war der Punkt wo ich beschlossen habe mich nicht mehr mit meiner Mutter zu streiten - da es sowieso immer wieder die selben Banalitäten sein würden. Mich zu trennen von den Menschen die mir nicht gut taten oder mich gar noch runterzogen. Mich nicht mehr zu Dingen zu zwingen weil Andere meinen ich sollte es oder es würde mir was einbringen.


    Letztlich ist es MEIN Leben was ich nun alleine zu meistern habe, genau wie Du und die anderen Lieben hier im Forum. Und wer wüßte schon wie wir Alle heutzutage Glück und innere Zufriedenheit/Ruhe definieren würden? Könnte eine elllenlange Liste schreiben was ich Alles tuen sollte und welche Kurse und Wellness Therapien gut für mich wären, aber - vermutlich genau wie für Dich - wissen wir das doch letztlich selber. Allerdings meist ein sehr anderer Weg etwas inneren Ruhe zu finden als der den sich die meisten Außenstehenden vorstellen.


    Abschließend möchte ich noch hinzufügen das ich mir sicher bin das Du, ich und viele Andere es schon von alleine wissen werden wann die Lust auf eine schöne Massage, eine kleine Reise oder ein neues Projekt gekommen ist selbst wenn das Monate oder gar ein paar Jahre dauern könnte.
    Wie Du es so schön gesagt hast ... alles was ist, das ist - alles was sein soll, soll so sein.


    So hoffe auch ich das Du Deinen heutigen Tag etwas entspannt angehen konntest und wünsche Dir eine erhohlsame Nacht. Sei dicke gedrückt,


    Hanna

  • Ach liebe Hanna, liebe Gerlinde, liebe Amitola...


    Hanna: auch wenn der Post sich an Gerlinde gerichtet hat habe ich mich auch angesprochen gefuehlt und mitgefuehlt.


    Bei mir war es nicht so lang mit dem Pflegen, es waren nur Mai, Juni, Juli bis Mitte August, waehrend es Rob immer schlechter ging und er immer mehr auch Pflege benoetigte, Ich habe euch in einem anderen Thread aber erzaehlt wie Rob dann zu Hause gestorben ist. Ich habe kein Hospiz, kein Krankenhaus eingeschaltet, ich habe einfach mit ihm gemeinsam abgewartet. Aber es war auch nur der letzte Tag praktisch wo er richtig schwach war und inkoherent wurde, teilweise. Bei mir war es also keine so lange Zeit aber es war sehr intensiv und ging mir sehr nahe. Und wenn ich mal kurz einkaufen war war das schon so dass ich gerannt bin um wieder zurueck zu sein und mich zu vergewissern er brauchte nichts... In der Zeit haben mir Leute gesagt ich muesste mal raus und ins Kino und Ablenkung und so, aber das war fuer mich undenkbar. Wenn ich ein bisschen laenger weg war war immer sein Bruder oder eine seine Schwestern da, ich konnte es nicht mehr ertragen dass er alleine war.


    Die letzten Tage waren bei mir ein Riesenloch. Es geht langsam wieder ich fuehl mich allerdings klapprig und erschoepft. Mein Vater hat spontan eine Flug von Donnerstag bis Sonntag gebucht, er hat mich in einem sehr traurigen Moment erwischt und dann sofort reagiert. Wie schoen. Laechel, traurig :-) Ich glaub mir ist ein bisschen die Puste ausgegangen, da mir einige Sorgen auch irgendwie unverhaeltnismaessig hart ins Gesicht gesprungen sind. Und das hat mich umgehauen,


    Euch alles Liebe <3 Ich bin froh dass ich Euch habe


    Sandra

  • Liebste Sandra,


    jetzt muß ich Dich erst einmal ganz dick und doll drücken, und mich auch ein wenig für Dich mitfreuen das Du nun recht bald Besuch von Deinem Papa bekommst. Und ja, die tiefen Löchter rauben Einem alle Kraft und Antrieb und dafür bekommst Du ein extra großes Energiepaket von mir rüber geschickt.


    Es hat mich sehr berührt zu lesen wie Du Deinen Rob bis zum letzten Atemzug begleitet hast, denn auch wenn wir ein Pflegeteam hatten bedeutete es auch für mich meist kaum aus dem Haus gehen zu können. Die Angst das mein Handy mit einem Hilferuf schrillen könnte sobald ich mich für ein paar hastige Minuten vor die Tür getraut hatte um das Nötigste im nahe gelegenem Supermarkt zu besorgen. Was den palliativen Pflegedienst betrifft war das wirklich nur eine sehr glückliche Fügung des Schicksales da er uns von seinem Pulmologen "verschrieben" wurde nachdem er meinen Mann als komplett austherapiert erklährt hatte. Und unser Schicksal wollte es wohl auch das seine Palliativärztin in deren Behandlung er nun war eng mit zwei Hospizen zusammen arbeitete und sie es war die uns den Weg für einen dortigen Platz ebnete. Liebste Sandra, vermutlich hat sich Alles auch so entwickelt weil seine Krankheit eben nur sehr langsam voranschritt und man mit einem recht langem Leidensweg rechnen mußte.


    Wärend Du Dich hoffentlich ein wenig aus Deinem tiefen Loch heraus gebuddelt hast hatte ich heute einen sehr tiefsinnigen Abend. Als mein Mann mich verließ fing ich an regelemäßig Tagebuch zu schreiben, und heute Abend packte mich die Neugierde über was ich am 30. November vor einem Jahr eingetragen hatte.


    Dabei stellte ich sehr zu meinem Erstaunen fest wie sehr stark ich mich auf ziemlich allen Gebieten verändert hatte seit dem. Und vor Allem wie sehr sich mein Leben total verändert hatte. Ja, es war schon komisch die Zeilen von damals zu lesen und zu erkennen wie viele der einst nieder geschriebenen Momente schon ziemlich verblasst oder gar vergessen waren. Wie wenig es mir damals bewußt war das ich tatsächlich unter einer akuten Depression und einem riesigem Schlafdefizit gelitten hatte. Ja, als ich weiter in meinem alten Tagebuch blätterte wurde mir erst einmal bewußt wie sehr ich selber völlig auf der Strecke geblieben war und eigendlich nur noch mechanisch funktionierte egal ob tagsüber oder durch die Nacht hinweg. Vor Allem hatte ich schon fast vergessen wie enorm einsam ich mich zu diesen Zeiten gefühlt hatte, bzw. Weihnachten alleine vor dem TV feierte da er an dem Abend kaum was essen konnte/wollte und schon sehr früh wieder schlafen gegangen war. Wie ich Silvester auch mit mir alleine feierte aus selbigem Grund.


    Ja, und nun schaue ich auf mein hier und heute - und es könnte nicht veränderter sein. Ich vermisse ihn ohne Ende, aber wie ich damals schrieb ... würde ich nie wieder ein so trauriges Weihnachten und Silvester erleben wollen. Kurioserweise hat das Lesen in meiner/unserer Vergangenheit meine heutigen Kummerkisten enorm schrumpfen lassen. Besonders in Anbetracht der langen Zeit - Oktober bis fast Ende Juni - wo ich seinen sich ständig verschlechternden Zustand anschauen mußte wissend das Nichts mehr besser werden würde. Gerne hätte ich es ihm gegönnt zu-
    hause sterben zu können, aber wie Du ja durch meine Postings weißt wollte es das Schicksal nicht so da seine Pflege nach dem Krankenhaus und seiner Notoperation schlichtweg von der Logistik nicht mehr machbar gewesen war. Damit meine ich das unser Haus überhaupt nicht für einen schwerst eingeschränkten Menschen geeignet gewesen wäre, Dank vieler schmaler Treppen, recht engen Türen und einen Badezimmer was ebenso für seine Bedürfnisse völlig ungeeignet gewesen wäre.


    Du kannst es mir glauben das ich ihn nur sehr schweren Herzens dem Hospiz übergab, aber unter dem Strich war es wirklich hauptsächlich für ihn die beste Lösung. Anbei gesagt hatte er selber diesen Wunsch kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus geäußert nachdem er den leichten Hirnschlag erlitten hatte und danach 24 Stunden Pflege benötigte. Ja, er hatte wortwörtlich Angst davor wieder nach Hause geschickt zu werden weil er wußte das eine Rundumversorgung dort eine riesige Herausvorderung gewesen wäre - und bei weitem nicht so gut trotz aller Bemühungen.
    Vor Allem hatte er eine sehr große Angst davor leiden zu müssen, und so bin ich heutzutage froh das man ihm Das im Hospiz ersparen konnte.


    Liebste Sandra, es tut mir leid das ich nun ziemlich ausgeschweift habe, aber vermutlich liegt das daran das mir heute Abend Dank meines Tage-
    buches sehr bewußt wurde wie hart wir Beide um die Lebensqualität jedes einzelnen gemeinsamen Tages gekämpft hatten. Wie schwer es uns am Ende gefallen war nachsichtig und liebevoll mit einander umzugehen weil wir Beide einfach völlig erschöpft und des Lebens übermüded waren. Weil wir kaum noch die Kraft für irgend welchen Nettigkeiten und Zärteleien übrig hatten. Letztlich kein Wunder wo die großen Einschnitte in un-
    ser gemeinsames Leben schon warend des Jahres zuvor eingesetzt hatten. Erst gingen keine längeren Unternehmungen mehr, dann blieben Dinge wie Konzerte oder sonstige Events auf der Strecke. Seine "Ausflüge" wurden peu a peu immer kürzer und seltener, und dann wurden Dinge wie seine Artzbesücher oder ein gemeinsames Essen im Restaurant kaum noch machbar. Ja, und am Ende drehten sich unsere Gespräche nur noch um das Timing seiner Medikamente, was er vielleicht tatsächlich essen würde, ob Alles verdaut wurde oder nachgeholfen werden mußte. Ja, wenn wir mehr als 10 Sätze am Tag ausgetauscht hatten dann war es ein echt reger Tag.


    Liebste Sandra, wie schon gesagt vermisse ich ihn unendlich, aber ich muß auch gestehen das ein Teil von mir erleichtert ist das dieser Alptraum für uns Beide sein Ende gefunden hat. Sicherlich werde ich zum kommenden Weihnachten und Silvester sehr intensiv an ihn denken und so manche Träne weinen, aber ich habe mir auch vorgenommen diese Tage auch richtig gut zu feiern weil sie nun zu meinem neuen Leben gehohren und ich das Glück habe gesund im Leben zu stehen. Das Geschenk was das Schicksal ihm genommen hat.


    Ich wünsche Dir eine sanfte Nacht und auf das Du morgen mit etwas Sonne im Herzen aufwachen wirst. Sehr viel an Dich denkend,


    Hanna

  • Liebste Hanna, liebste Sandra,


    ich umarme euch mit meinem Herzen, ganz fest und innig. <3 <3 <3 <3 <3


    Wenn ich eure Zeilen lese, finde ich mich darin wieder. Ihr habt euer Leben für eure Lieben aufgegeben, aber ihr und ich habt es aus Liebe gemacht.
    Egal ob es Jahre, Monate oder Wochen sind die man diesen Menschen pflegt, wenn man es aus dem Herzen heraus macht sind die Empfindungen - dieses Mitleiden, die Angst, die Verzweiflung und zum Schluss die Hoffnungslosigkeit immer so schmerzhaft, das es dafür nie die richtigen Worte gibt.


    Das Leben hat uns viel abverlangt und, von mir wie auch denke ich von euch, ist ein Teil unseres Herzens, unserer Seele mir unseren Lieben mitgegangen.
    Ich glaube, ich werde nie mehr der Mensch sein, der ich mal war. Wie soll das den auch gehen - es fehlt ja ein Teil von mir - und der lässt sich nicht wieder zurück holen. Das hast du Hanna und du Sandra ja auch bemerkt.
    Die letzten Tage waren wieder noch emotionaler und schwerer. Warum weiß ich nicht. Am Tag versuche ich mich zu konzentrieren und zu funktionieren. Am Abend bin ich dann total fertig. Ich hab mich selber so unter Druck gesetzt, hab mir Aufgaben vorgenommen und bin dabei wieder in meine alte Hektik zurück gefallen.
    Habs heute gemerkt. Hab mir Kaffee gemacht, und eine Semmel und mir vorgenommen mich hin zu setzten und mit Ruhe zu frühstücken - was war,-
    Ich hab angefangen die Wäsche zu waschen, gleichzeitig hab ich begonnen Kartons durch zu sehen, den Müll zu sortieren und meine Abstellkammer aus zu räumen.
    Ja, alles zu gleich. Im Endeffekt war der Kaffee kalt, ich hatte keinen Hunger mehr, und wusste nicht mehr wo anfangen, wo aufhören.
    Dann kann das große Heulen weil mir Mam so fehlt, sie hätte mich runter geholt und mit mir geschimpft, weil ich alles auf einmal tun will.


    Wenn wir ehrlich sind haben wir uns doch alle nach dem Gehen unserer Lieben zu viel zugemutet und tun es teilweise noch immer. Ja, manche Dinge müssen gemacht werden, aber wir haben es sicher übertrieben. Und dann kommen solche Phasen wie jetzt, wo wieder das große schwarze Loch da ist, weil unsere Lieben nicht mehr da sind und : weil unser Körper und unsere Kraft einfach nicht mehr die gleichen sind wie früher.


    Auch wenn diese extrem traurigen Tage, Stunden die wir im Moment haben sehr schlimm und auch kraftraubend sind, so gehören sie zu unserem Leben. Und sie zwingen uns für eine gewisse Zeit doch kürzer zu treten.


    Liebe Hanna,
    du hast Recht, wir wissen doch am besten selbst, was gut für uns ist, egal was die anderen sagen. Es ist unser Leben, unser Schmerz und unsere Zukunft. Und auch wenn die vielen Ratschläge von den anderen lieb gemeint sind, letztlich entscheiden müssen wir immer selber.
    Ja, das Leben ist kostbar ´(auch wenn es im Moment für mich noch nicht so scheint.) die Prioritäten haben sich geändert, wir haben uns verändert.
    Alles hat sich verändert - lange Zeit waren unsere Lieben das wichtigste in unserem Leben und jetzt auf einmal sind wir es selber um den es geht.
    Damit müssen wir erst lernen umzugehn.
    Ich kann bis heute noch nicht NEIN sagen wenn jemand etwas von mir braucht wozu ich eigentlich keine Zeit oder Kraft habe.


    Liebe Sandra,
    schön das dein Papa kommt, ich wünsche dir eine innige intensive Zeit mit ihm.


    In der Zeit in der ich Mam gepflegt habe, vor allem im letzten Jahr haben die Leute auch immer gesagt, - du musst mal raus, geh einen Kaffee trinken, usw.
    Ich hab es probiert, ein mal, mit dem Resultat das in den 20 Minuten die ich im Kaffeehaus verbracht habe, ich ständig aufs Handy geschaut hab, obwohl Mam ja nicht allein war. Es war ja die Hauskrankenpflege bei ihr, man konnte sie ja nicht mehr allein lassen. Ich hab immer gedacht, könnte Mam doch jetzt auch da sitzen. Es hat so wehgetan, und zuhause hatte ich so ein schlechtes Gewissen weil ich etwas gehabt hatte und Mam nicht. Heute noch mach ich mir Vorwürfe das ich sie nicht öfter eingepackt hab, ein Behinderten Taxi bestellt hab und mit ihr wohin gefahren bin.


    Ich finde es so schön das du Rob zuhause hattest, das war für ihn was ganz besonderes, das spür ich. Ich würde alles dafür geben könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich hätte Mam nie mehr in ein Spital gegeben. Wo sie doch so gern "heim" wollte.
    Bei Hanna ist es nicht anders gegangen, durch die Krankheit und den Pflegeaufwand. Bei mir wäre es möglich gewesen. Ich glaube das ich aus diesem Grund und auch noch anderen, wie ihr ja wisst, so schwer mit allem zu kämpfen habe.


    Ich wünsche dir und Hanna, Amitolla und natürlich all den anderen Lieben einen hoffentlich nicht zu traurigen ruhigen Tag. <3


    Meine Gedanken sind bei Aldriane und ihrem Liebsten :33:


    eure Gerlinde/hopeless

  • Liebste Gerlinde,


    laß Dich erst einmal heftig drücken und Dir einen heißen Kaffee einschenken. Gut gemacht das Du Dich zu mindest dazu aufgerafft hast endlich einmal wieder richitg normal zu frühstücken. Etwas was ich bis heute noch nicht hinbekommen habe da ich sowieso schon immer ein echter Frühstücksmuffel war.


    Das Du dabei losgewuselt hast anstatt zu genießen kann ich Dir auch sehr gut nach empfinden, denn man ja niemanden mehr mit dem man sich dabei nett unterhalten kann. Naja, und schon am frühen Morgen vor dem TV hocken ist ja auch nicht so das Wahre. Ja, Du hast es sehr gut er-
    kannt das uns nun genau DAS fehlt was und für viele Jahre stehts gut beschäftigt gehalten hat, und das unser Dasein nun komplett neu strukturiert werden muß. So freut es mich das Du Dich nicht fallen läßt sondern es immer wieder auf das Neue versuchst Deinem Alltag einen Sinn zu geben egal wie irre schwer es Dir fällt.


    Auch kann ich es gut verstehen das Du Dir weiterhin einen großen Kopf machst weil Deine Mam dann doch im Krankenhaus ging und nicht zuhause wie Ihr es gerne gehabt hättet. Leider kann ich jedoch nur dazu sagen daß das Leben oftmals eben anders entscheided und unter dem Strich letztlich doch Alles irgendwie Sinn macht. In meinem Fall kam ja noch hinzu das mir die Entscheidung meinen Mann ins Krankenhaus zu bringen aus der Hand genommen wurde. Dies weil er an jenem Tag nicht nur quittegelb im Gesicht aufgewacht war, sondern immer wieder spucken mußte - dabei über akute Schmerzen im Brustkorb und oberem Unterleib klagend. So war es quasi ein Segen das es auch der Tag war an dem seine Ärztin einen Hausbesuch angekündigt hatte. Vermutlich ahnte sie schon das da etwas heftiges im Busch war Dank der Rückmeld-
    ung des Pflegers, denn sie brachte auch noch gleich einen Anaestesisten mit. Nun ja, und als beide nicht mehr von der Vermutung einer akuten Gallenblasenentzündung weg kamen war die Entscheidung gefallen das da nur noch eine Überweisung ins Krankenhaus der richtige Weg sein würde. Und recht hatten sie, denn nachdem mein Mann wärend der Nacht mit Entzündungshemmern vollgepumpt wurde stand die Notoperation schon zum darauf folgendem Morgengrauen fest. Eigendlich wollte ich ihn zum späten Vormittag anrufen aber dann meldete sich die Klinik um mich zu bitten sofort zu kommen. Als ich seine Station erreichte war er quasi schon unterwegs zum OP Saal. Liebe Gerlinde, wie Du ja nun durch meine Postings weißt nahm danach der Rest auf unaufhaltsame Weise seinen Kurs so das ich wirklich Nichts mehr hätte daran ändern können - als immer nur wieder das Beste für sein Wohlergehen zu entscheiden.


    Blicke ich heute zurück gestehe ich das mich nicht nur die Liebe und Fürsorge auf diesem Weg begleiteten sondern auch eine enorme Müdigkeit der ich mir damals nicht einmal bewußt war. Eine Müdigkeit die mich so manches Mal hoffen ließ das der Alptraum bald sein Ende nehmen würde. Eine Müdigkeit Dank der ich so manches Mahl absolut gar keine Lust darauf hatte wieder ins Hospiz zu reisen und mich von Tagen träu-
    men ließ ohne diese enorme Verantwortung auf meinen Schultern. Ja, oft saß ich im Bus und stellte mir vor wie schön es doch wäre das sommer-
    liche Wetter bei einem genüßlichem Stadtbummel zu genießen anstatt wieder ins Hospiz zu gehen wo nur Traurigkeit, Kummer und Sorgen auf mich warteten. So manch Außenstehender hätte mich für solche Gedanken sofort an den Pranger gestellt, aber ich denke das ein Jeder der jeh in seinem Leben in einer sehr intensiven Pflegesituation gesteckt hat sie verstehen würde. Einfach und alleine weil selbst der stärkste Mensch ir-
    gend wann sein absolutes Limit überschritten und keinerlei Reserven mehr übrig hat.


    Meine liebe Gerlinde, so stehe ich heute auf dem Standpunkt das wir Allesamt unser Bestes gegeben und ohne Ende geleistet haben. Das uns aus diesem Grund alleine ein gutes und selbstbestimmtes neues Leben zusteht wo Lachen, sich an etwas erfreuen und neues zu entdecken wieder möglich sein sollen - und dies ohne jedigliche Schuldgefühle. Ja, diese Erfahrungen haben uns sehr stark verändert, aber bestimmt nicht auf negative Weise. Wir sind einfach nur anders geworden und laufen nicht mehr auf den alten gewohnten Schienen. Etwas womit leider unsere Umfelder oft nicht klar kommen weil Viele ihre eigenen festgefahrenen Vorstellungen haben wie ein Leben nach einem Todesfall auszusehen hat.
    Ja, so manch Einer kann es plötzlich nicht verstehen warum man nun viele Dinge anders macht, auf vielen Gebieten anders denkt oder sich sogar das Eine oder Andere zutraut weil man uns dem nicht für fähig gehalten hatte. Immerhin war man ja wärend der Pflegezeit stehts erreichbar, jeder wußte wie unser Alltag aussah und das da nichts Überraschendes mehr kommen würde.


    Also liebste Gerlinde, packen wir es an dieses neue und doch so sehr andere Leben. Dir einen dicken Drücker,


    Hanna

  • Hallo liebe hopefull Gerlinde und angelita Hanna,j


    a so nenne ich Euch ob Ihr wollt oder nicht... das sind meine Namen fuer Euch, und die bedeuten mir sehr viel... Also ganz egoistisch ;-)


    Erst einmal, ganz ganz ganz lieben Dank fue Eure Zuwendung und Gedanken und all diese lieben Worte.


    Es geht mir heute besser da einiges passiert ist - aber meine 'Grund-Schwere' oder 'Grund-Traurigkeit' ist immer noch sehr tief.


    Ich danke Euch dass Ihr da seid.Gleich noch was separat


    Sandra

  • Liebe Gerlinde und liebe Hanna,


    So, und jetzt zur Frage die ich schon lange mit mir rum getragen habe Gerlinde (vor allem Du weil Du glaub ich denkst es waere so das beste gewesen, aber auch ein ganz klein bisschen Du Hanna weil do so ein kleines Fragezeichen in Deinen Erzaehlungen hast)...


    Also liebe Gerlinde: kannst Du dir vielleicht auch vorstellen wie schwer es ist deine liebste Person in den letzten Momenten zu Hause zu betreuen... glaubst Dur nicht dass das auch eine solche riesen-mega-extreme-over the top-Verantwortung ist, die niemals richtig gemacht werden kann???


    Ich weiss nicht - es ist auch sehr leicht zu 'Verschoenen' wie es ist dass der liebe Mensch zu Hause sterben darf. Aber mal ganz hart an Tatsachen: ist das nicht noch naeher an den Gefuehls-Sorgen und Gefuehls-trauma, als Nicht-Profi niemals genug gemacht zu haben / es richtig gemacht zu haben / es so gemacht zu haben wie der liebe Mensch es brauchte...


    Es ist eine RIESEN Verantwortung, die ganz schoen schwer auf einem lastet... hatte Rob Schmerzen die ich nicht erkannt habe weil ich eben kein PRofi bin, hatte er Aengste die er vor mir versteckt hat (natuerlich) aber im Krankenhaus oder Hospiz besprochen haette, hatte er Sorgen die er mir bestimmt nicht zeigen wollte da er so sorgenvoll damit war wie es mir ging, habe ich Dinge / Anzeichen / Reaktionen uebersehen die ihn haben mehr leiden haben als noetig?????????????????????????????
    DIe Liste ist endlos...


    Bitte, bitte, bitte liebe Gerlinde. Ich weiss nicht ob es immer fair ist wenn ein Mensch zu Hause stirbt. Rob hat es eine Woche vorher ja gesagt auf meine Frage, aber wir waren noch sehr weit weg von alle, von jeglicher Art der extrem-all-round-pflege, wir hatten nur jemanden der 1x taeglich vorbei schaute und kurz checkte wie es ihm ging. Alles andre ging zwischen ihm und mir und nur am letzten Tag nicht mehr. Ich hatte Glueck dass ich es gar nicht entscheiden musste, ob ich ihn doch besser ins Krankenhaus einweisen lassen musste oder nicht. Aber ganz insgeheim Ihr Lieben, hatte ich panische Angst dass er zu Hause stirbt und ich damit nicht klar kommen wuerde, dass es mir zu viel sein wuerde seinen toten Koerper in der Wohnung zu haben, und diese Erinnerungen dort zu haben als die staerksten von ihm...


    Und er hat wortwoertlch zu mir gesagt 'Sandrita dass tu ich dir und mir nicht an'.... er hat nach Eutanasie gefragt circa 1 Woche bevor er starb, aber das war dann gar nicht mehr notwendig da er fuer sich selbst beschliess zu gehen. Bis 24 Std. vor seinem Tod musste ich ihm zwar in den Rollstuhl helfen und mit helfen dass er auf der Toilette Platz nahm, aber das war alles. Eine Woche vor seinem Tod haben wir zusammen geduscht (ich ihn aber da ich mit drin stand habe ich eben auch mitgeduscht (habe ich im Krankenhaus auch gemacht und wir hatten da immer Spass)... und das war so wunderschoen, dieses letzte Mal...


    Er war sicherlich ein 'easy case' da es erst so ganz kurzfristig am Ende die letzten 24 Stunden so extrem abbauend wurder, aber ich kann Euch sagen die Verantwortung, das Gefuehl (und Wissen) zu versagen weil man einfach kein Arzt/Krankenschwester ist, dass ist schon sehr hart.


    Gerlinde, ganz ehrlich, ich weiss Du haettest das gerne auf dich genommen aber ich wuerde mich riesig sorgen was Du nun heute an Schuldgefuehlen haettest... You get my point???? Rob hat es mir leicht gemacht weil er gegangen ist bevor es wirklich noetig wurde dass er all-round Betreuung brauchte.


    Und ich glaube ich habe ihm helfen duerfen zu gehen indem ich abends als er immer mehr abbaute NICHT den Arzt gerufen habe, sondern ihn begleitet habe und ihm immer wieder gesagt habe dass es ok ist zu gehen, dass ich ihn finden werden und dass alles gut wird. Ich habe es intuitiv gewusst. Und ihn nicht mehr 'gerettet' sondern ihn gelassen, da wo er nun hin ging. Ich darf Euch aber auch sagen, nur weil ich so stark und klar mit Rob verbunden war (und bin), schaffe ich es dass mich keine Schuldgefuehle zerfressen, Nur weil ich hart und ehrlich mir ins Gesicht sage: er hatte keine Chance mehr, daher war es nicht wert sein Leben noch fuer Tage oder Wochen unter vielleicht sehr schmerzhaften Bedingungen zu veraendern... nur weil ich mir ehrlich ins Auge schauen kann habe ich kein extremes Trauma jetzt was zu Hause passiert ist.... Und trotzdem: er ist zu Hause gestorben, in unserem Bett, die Wohnung und das Bett waren ein riesen riesen riesen Trauma... da man auch immer sieht wo er gegangen ist. Again, Gerlinde: really, is that what you wanted????????????????????? I dont think so... bitte denkt mal anders darueber nach, okay? Euch ist auch einiges erspart geblieben. Und das ist gut so.


    Sandra

  • So. Und jetzt faellt mir gerade auf dass das vielleicht besser in meinen Thread als hierhin gepasst haette.


    Liebe(r) Leser(in) der Du den ALLTAG-THREAD suchst... naja leider das war halt auch Teil meines Alltags... Sorry wenn das zu tough war...


    Sandra

  • Liebste Sandra,


    ich hoffe von ganzem Herzen das Du meine Worte nie so verstanden hast als ob ich damit Deine sehr dramatische Situation belächeln wollte, denn ehrlich gesagt ziehe ich sehr den Hut vor Dir.


    Ja, Du hast im Grunde genau meine Emotionen ausgesprochen als es meinem Mann immer schlechter ging und der Pflegedients immer öfters - besonders wärend der Nacht - gerufen werden mußte. So lege ich nun 'mal alle meine Karten auf den Tisch wo das bisher noch nie so wirklich ein besonderes Thema war was diese Situation betrifft. Liebe Sandra, ich war bereit meinem Mann den Wunsch zu erfüllen zuhause sterben zu können weil er es sich so sehr gewünscht hatte, aber die nackte Realität der Dinge war das ich davor den absoluten blanken Horror hatte. Ja, den blanken Horror vor all Dem was Du leider mit Deinen Rob erlebt hast.


    Ich werde wohl nie eine sehr traumatische Nacht eine Woche vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus vergessen - im Namen seines Wunsches zuhause sterben zu können. Wärend dieser Nacht wurde ich durch ein lautes Würgegeräusch aus dem Tiefstschlaf gerissen in den ich aus völliger Übermüdung nach einem sehr anstrengendem Tag gerissen. Nachdem die Nacht davor schon kaun an schlafen zu denken gewesen war.
    Als ich in sein Schlafzimmer stürzte fand ich ihn auf der Bettkante sitzend und panisch nach Luft ringend. Sich dabei mit beiden Händen den Brustkorb haltend. Als ich mich ihn näherte um erst einmal zu versuchen ihn zu beruhigen sah ich das er völlig schweißüberströmt war. Lange Rede kurzer Sinn ich hatte sofort den Verdacht auf einen nahenden Herzenfakt, aber wie schon gesagt hätte ein Rettungswagen seinen Tod in einer Klinik bedeutet. Also rief ich seinen Pfleger und wärend ich auf ihn wartete vergingen die Minuten wie Stunden. Eine Zeit wärend der ich es zwar geschafft hatte meinen Mann etwas zu beruhigen und ihn besser zum atmen zu bringen aber dafür klagte er über Übelkeit und heftige Krämpfe im oberen Unterleib.


    Liebe Sandra, vielleicht sollte ich mich dafür schämen aber wärend der ganzen Zeit hoffte ich nur das er sich wieder erhohlen würde. So irre banal es klingen mag hatte ich den blanken Horror davor in einem Haus leben zu müssen wo mich ein Raum immer wieder an seinen Tod erinnern würde. Ausgerechnet der einzige Raum im Haus der sich als Schlafzimmer eignet. Vermutlich weil ich so etwas schon einmal durchgemacht hatte als mein Vater zuhause in meinem einstigen Jugendzimmer verstarb. Meine Mutter machte danach ein Gästeschlafzimmer daraus aber ich konnte nie wieder darin schlafen - weil mir eben immer wieder diese Bilder vor Augen kamen sobald ich diesen Raum betrat. Auch Das mag kalt-
    schneuzig klingen aber nüchtern gesagt verspührte ich eine enorme Erleichterung als seine Ärztin mir die Entscheidung abnahm in ins Kranken-
    haus einliefern zu lassen wo sich sein Zustand weiterhin verschlechtert hatte.


    So kann ich nur noch zu diesem Thema hinzufügen das es unter dem Strich für die Meisten eine sehr naiv romantische Vorstellung ist einen schwerstkranken zuhause sterben zu lassen wenn man selbst medizinischer Laie ist und dadurch nicht die Mittel hat seinem Liebsten einen angst-und schmerzfreien Tod zu ermöglichen. Ja, es hat mir damals fast das Herz rausgerissen das ich ihm diesen großen Wunsch nicht er-
    möglichen konnte aber letztlich war es auch mein Trost das er in Hände kam die es ihm ermöglichten ganz ruhig, ohne Schmerzen und im Schlaf gehen zu können.


    Liebste Sandra, Du hast meinen ganzen Respekt und ich denke das Du im tiefsten Deines Inneren weißt das Du Alles richtig gemacht hast.
    Sei ganz besonders liebevoll umarmt,


    Hanna

  • Liebe Hanna


    ich glaub schon ich hab alles richtig verstanden, und du mich auch :-)


    Es ist doch vielleicht einfach immer so dass man sich wuenscht 'anders waer es doch noch ein klein bisschen besser gewesen'...


    Aber. Nein. Und zum Thema zu hause sterben, was Du so erzaehlst, und wie lang es Deinem lieben Mann schlecht ging, uffff.


    Ich glaube ich hatte die 'soft version' - es gab (und war nicht noetig) keinen Krankendienst fuer ihn, wie gesagt nur 1x am Tag schaute jemand bei ihm vorbei zum check. Am Tag bevor er starb aenderte sich sein Zustand und ich haette Hilfe beantragen muessen, aber da war er ja dann schon gegangen. Rob hat sich sehr schnell entschieden zu gehen, daher waren auch alle Aerzte und der Krankencheck der einmal taegllich kam so super geschockt dass er so schnell verstarb. Aber ich glaube er hat die radikale Entscheidung getroffen, typisch Rob, pragmatisch und schnell. Er hat es mir leicht gemacht.


    Aber zurueck zum Thema. Genau wie Du es sagst. Es ist oft nicht machbar, und es ist besser so. Fuer mich ist die Verantwortung auch nur auszuhalten weil es im Grunde nur sein letzte Tag war, der auf mir gelastet hat. Und wo mir schon klar war, ich lasse ihn gehen, wenn er ohne Schmerzen oder Atemnot oder aehnlichem ist... Und weil er gegangen ist, weiss ich dass es richtig war was ich gemacht habe.


    Und: ich bin nicht mehr in der Wohnung. Ich konnte weg. Es war hilfreich am Anfang dort zu sein weil er so extrem da war, aber es wurde sehr sehr sehr belastend, scary stuff... Ich bin froh dass ich aus der Wohnung weg bin. Ich kann Deine Erinnerung mit Deinem Vater nur zu gut verstehen. Meine Mutter ist zu hause gestorben, ich konnte nie wieder unbefangen auch nnur in das Schlafzimmer schauen geschweige denn es betreten. Mein Vater wohnt dort heute nicht mehr.


    Vielen Dank fuers Verstehen.


    Sandra

  • Liebste Sandra,


    ehe ich ein paar Runden schnarchen gehe ... das glaube ich Dir nicht das Du die soft version hattest. Wärend bei mir sich die Situation für lange Zeit langsam und schleichend entwickelte ehe es immer ernster wurde, bekamst Du die ganze geballte "Portion" in einer großen Wucht ab. Wärend ich recht viel Zeit hatte mich mit dem Ende auseinander zu setzen und in gewisser Weise ein wenig voraus planen konnte hat es Euch ziemlich kalt erwischt. Ja, und wo es für Dich der totale Schock war, überwältigte mich ein irres Gefühl der Erlösung als mich das Hospiz an jenen frühen Morgenstunden anrief. Klar stand auch ich erst einmal total unter Schock weil weder ich noch seine Pfleger damit gerechnet hatten das er so plötzlich gehen würde. Aber wie gesagt, nachdem ich es verinnerlicht hatte das der Anruf kein dummer Traum gewesen war kam dann eben dieses irre Gefühl der Erleichterung das wir Beide es "geschafft" hatten.


    Wohlbemerkt - und ich bin mir sicher Du hast das sowieso schon richtig verstanden - meine ich mit Erleichterung gewiß kein freudiges "Hurraaa".
    Es war diese enorme Verantwortung die auch Du für Deinen Rob gespührt hast die mir von den Schultern fiel. Eine Verantwortung die enorm auf mir für so lange Zeit gelastet hatte obwohl ich ja wußte das er in besten Händen war. Und auch eine enorme Erleichterung das er gehen konnte ehe das ganz große Leiden angefangen hätte was sich schon angefangen hatte sich anzukündigen.


    Meine liebe Sandra, ich kann Dich nur all zu gut verstehen das Du nun froh bist aus der alten Wohnung raus zu sein - besonders was das Schlaf-
    zimmer betrifft in dem Dein Rob gestorben ist. Dies weil ich immer wieder an seinem Schlafzimmer vorbei gehen muß um ich im oberen Bereich des Hauses bewegen zu können. Einst hatte ich angefangen seine Tür zu schließen um nicht auf sein Bett gucken zu müssen aber dann kam die Angst davor aus diesem Raum einen absoluten No-Go zu machen. Ich habe leider noch nicht die Zeit und das Geld gehabt und es komplett ent-
    rümpeln zu lassen da ich gewiß nicht in seinem Krankenbett schlafen könnte umringt von dem Teppich den er so heiß geliebt hatte. Um das Ding gab es so manchen Streit da ich ein Fliesen-oder Parketmensch bin. So sieht dieser Raum nun immer noch so aus als ob er nur wieder einmal eine Kurzreise nach England macht um in den nächsten Tagen wieder nach Hause zu kommen. Ehrlich gesagt ein sehr beklemmendes Gefühl weil ich mich ja dann immer wieder auf das Neue an die Entgültigkeit erinnern muß und weil ich ihn dann immer wieder in diesem Bett liegen sehe samt seiner Sauerstoffschläuche.


    So habe ich jetzt schon beschlossen das dieser Raum mein erstes großes Projekt zum neuen Jahr sein wird, bzw. das ich es komplett entrümpeln lassen werde um es als mein neues Schlafzimmer umzugestalten. Wer weiß. Vielleicht kommt er ja tatsächlich 'mal vorbei um zu gucken ob ich einen guten Job gemacht habe?


    In diesem Sinne ... auf das der neue Tag ein Guter werden wird. Ich schicke Dir viele liebevolle Gedanken,


    Hanna