Habe meine Frau verloren.

  • Hallo,


    Die letzten Tage und auch der heutige Tag sind geprägt von Leere, Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit.
    Zuvor waren Trauer, Schmerz und Weinen mein Lebensinhalt. Das fällt nun mehr und mehr weg.
    So gesehen ist mein Leben wieder um eine Facette ärmer geworden.
    Ich kann nicht beurteilen, ob ich jetzt oder vor einem halben Jahr unglücklicher war.
    Das Leben ist mittlerweile anders geworden, aber nicht unbedingt schöner.


    Die Neuorientierung fällt mir so unendlich schwer - obwohl es Gelegenheiten dazu gäbe.
    Ich müsste sie nur wahrnehmen.
    Irgendwas in mir blockiert, lähmt mich dabei. Vielleicht ist es Angst vorm Scheitern.
    Angst vor einer unglücklichen Beziehung.
    Vielleicht ist es der immer noch unbändige Wunsch nach dem "alten Leben".
    Alles was jetzt kommt, ist anders. Ich weiss, das "anders" kann auch schön (oder schöner) sein.
    Aber ich hatte wirklich ein so harmonisches Leben davor. Auch nur in diese Nähe wieder zu kommen,
    stell ich mir sehr schwer vor. Ich weiss nicht, ob ich auch flexibel genug bin, mich wieder zu öffnen.
    Die Alternative ist auch nicht gut: Allein so vor sich hinleben... es wäre irgendwie auszuhalten, aber ...
    Fühl mich als hätte ich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.


    Hab mich sonst immer gefreut, wenn die Tage länger werden. Der Frühling beginnt.
    Heuer ist das alles anders.


    Liebe Grüsse, Christoph

  • Und ich spüre, dass meine Frau mehr und mehr aus meinen Gedanken entweicht.
    Die Erinnerungen werden blasser. Ich verliere sie auch auf dieser Ebene.
    Ich verliere jenen Menschen, der mir so nahe stand, wie es nie wieder jemand sein wird.
    Das ist eine so fürchterliche Erkenntnis.


    Mit bewusstem Erinnern und Denken an frühere Zeiten kann ich noch etwas dagegen halten.
    Ich frage ich, ob ich dies weiterhin tun soll. Oder ob dies in meiner Neuorientierung nicht hinderlich ist.


    liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Chris m


    Nur weil deine Erinnerungen verblassen heißt das nicht das du sie verlierst , sie ist dennoch da und schaut auf dich . Versuche dich ruhig neu zu orientieren denn das würde deine liebe Frau gerne sehen , das es dir wieder besser geht , deswegen lasse es ruhig zu.


    LG petra

  • Liebe Monika,


    Ja das mit dem "Hey - lebe dein Leben" - dort möcht ich natürlich wieder hin.
    Ich hab das Gefühl, ich stecke in einer Sackgasse.
    Ich fühl mich abseits von zuhause (Arbeit) schon wieder relativ wohl.
    Zuhause ist es für mich wieder schwieriger geworden. Die Erinnerungen und das viele allein sein
    machen mir zu schaffen. Auch die Kommunikation mit Schwiegereltern ist etwas schwierig für mich.
    Wir verstehen und zwar gut, aber für mich immer auch belastend, weil immer die Vergangenheit mitschwingt.
    Ein völliger Neubeginn und Wegzug tut natürlich sehr weh, könnte aber ein Ausweg sein.



    bin ziemlich ratlos im Moment ...


    liebe Grüsse, Christoph

  • Hallo lieber Chris,


    ich freue mich mit dir dass du immer wieder Lichtblick-Momente hast...
    und was du und Andrea durchgemacht habt, bevor sie sterben musste, das kann ich gut nachfühlen. Das gemeinsam durchzustehen ist mithin der größte Liebesbeweis wie ich finde.


    Darf ich ganz direkt fragen ohne dabei taktlos zu sein?
    Du hast doch einmal schon etwas offener über einen Lichtblick gesprochen, eine Frau, die du kenne gelernt hast...und du hast damals dann glücklicher geklungen. Ich nehme an dass das nicht funktioniert hat, oder dass du noch nicht so weit warst, oder es kann natürlich sein dass es auch einen potentiell neuen Partner abschreckt wenn man noch trauert. Verstehe mich nicht falsch, ich kann das schon nachvollziehen dass du an eine Neuorientierung denkst, gerade wenn du dich einmal wieder für eine Partnerschaft oder neue Beziehung zu einer Frau öffnen möchtest - bestimmt etwas dass dir Andrea auch gewünscht hätte...und nicht dass du zerbrochen zurück bleibst.


    Aber vielleicht frage ich auch zu direkt. Falls ja, verzeih mir. Ich wünsche dir nur von Herzen dass es bald leichter wird für dich. Dass das zweite Trauerjahr eine neue Erfahrung ist... für mich irgendwie unmittelbarer, der erste rasende Schmerz vorbei, und fast ein nüchterner Schmerz, klar, eben so wie der Name in Stein gemeisselt jetzt auch Tatsache...ein Begreifen...ja, der Mensch ist verstorben. Und wo finde ich den Namen in meinem Herzen? Es ist ein Suchen mit verbundenen Augen, vorsichtig tastende Fingersitzen auf einer Oberfläche die manchmal warm, manchmal kalt, manchmal sanft, manchmal voller Nadeln ist. So fühlt es sich für mich an.


    Wie ist es bei dir?


    Ich wünsche dir eine gute Woche,
    liebe Grüße
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Lieber Chris ,


    Bei mir ist es jetzt 5,5 Monate her , bei mir hat der Schmerz sich verändert manches mal etwas erträglicher, manches mal so schlimm wie gerade passiert , ich muss damit leben es ist für mich nur schwer wie ich es aushalten soll und dieser schmerz mit seinen wogen noch jahre andauert . Ich finde es gut und es gibt mir Mut das du sowie alle anderen hier das erste Jahr geschafft haben . Ich möchte dir sagen wenn es eine neue Beziehung oder erst einmal tiefe Freundschaft bei dir geben sollte und es dir gut tut was ja nur du beurteilen kannst, dann lebe es du musst ja nicht gleich Schmetterlinge im Bauch haben, ich glaube sowieso das das in gedenken an sein anderes Leben mit den geliebten Menschen nicht möglich ist , was nicht heißen soll das es keine neue Beziehung gibt , diese wird jedoch von Grund auf komplett anders sein . Sollte sich bei dir soetwas ergeben dann mache es , denn unsere geliebten wollen das wir wieder einen Sinn in unserem Leben finden .
    Ich wünsche dir von Herzen einen erträglichen von Licht und Wärme geprägten Tag.
    LG Petra

  • Liebe Malena,


    Du hast recht, es hat nicht funktioniert. Aus vielen Gründen.
    Und ich war (und bin) sicher noch nicht so weit - das Vergangene ist immer noch zu sehr präsent.
    Diese Geschichte war von Anfang an zum Scheitern verurteilt - ich hab es gespürt, wollte es nicht wahr haben.


    Ich habe seit einigen Wochen einen neuen Anlauf gemacht. Eine neue, wieder ganz andere Beziehung.
    Was mir dabei sehr hilft, ist das viele Verständnis und Rücksicht, die offene Kommunikation. Wir können über alles reden. Und haben bereits einige gemeinsame Tage im Urlaub verbracht.
    In dem Fall bin ich vom Gefühl her etwas weiter, obwohl es mir auch hier sehr schwer fällt.
    Diese Urlaubstage waren über längere Strecken schon recht unbeschwert.
    Umso schlimmer waren dann die Tage danach wieder "zuhause".
    Mir wird immer klarer, dass ich "zuhause" nie wieder glücklich werden kann, daher auch "zuhause" unter Anführungszeichen.
    Dass allein sein nehme ich da immer stärker wahr und es erdrückt mich immer mehr.
    Vielleicht ist ein völliger Neustart (inkl. Umzug) die einzige Chance, aus diesem Kreislauf auszubrechen.
    Ich würde damit zwar auch viel verlieren, vielleicht aber noch mehr gewinnen. Ich hoffe es zumindest.
    Ich wünschte, ich müsste nicht vor einer derartigen Entscheidung stehen.


    Ich versuche, es auch positiv zu sehen. Veränderung als Chance. Ein neues Leben mit Überraschungen und ungewissen Ausgang. Das alles könnte man auch als reizvolle Herausforderung sehen.
    Nur passt das alles überhaupt nicht zu meinem Naturell. Ich war immer auf Harmonie, Sicherheit und Stabilität aus. Meine innere Ausgeglichenheit, die ich früher hatte, ist mir völlig abhanden gekommen.


    Liebe Petra,
    ja ich versuche alles, um wieder Sinn und Spass am Leben zu haben.
    Niemand möchte auf Dauer in diesem Sumpf leben. Sumpf ist ein gutes Stichwort.
    Ich versinke nicht völlig darin, komme aber auch nicht heraus. Obwohl es jemand gibt,
    der mich an der Hand nimmt, und versucht, mich herauszuziehen.



    Liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Christoph ,


    Ich freue mich zu lesen das du einen neuen Anlauf genommen hast , das mit dem Umzug finde ich sehr sehr gut , den Zuhause zu sein wo man sich nicht mehr zu hause fühlt ist ganz schlimm . Ich wünsche dir das du dich zu einer Entscheidung entschließen kannst . Ich wünsche dir ganz viel kraft dazu .
    Verstehende tröstliche grüße Petra

  • Lieber Christoph!


    Ich schreib dir jetzt da zurück, nicht bei Andrico.


    Ich habe ein wenig von deiner "Geschichte" gelesen und festgestellt, dass du auch so eine schöne Beziehung zu deiner Frau hattest. Auch meine Ehe war nur so wie ich es mir wünschen konnte. Kein Streit, Harmonie, man verstand sich "blind", liebte sich noch innig und sagte und zeigte sich das auch ganz oft, eigentlich täglich (trotz 25 Jahren Ehe).
    So etwas findet man, wenn ich mich in meiner Umgebung so umsehe, nicht so schnell wieder!


    Es umwandeln in Freude, dass man so etwas erleben durfte, andere haben das nie, gelingt mir nicht. Ich finde es einfach nur so traurig, dass es nicht mehr so ist wie es war.
    Und wenn ich dann lese, dass du auch versuchst neue Beziehungen einzugehen, es aber nie so ganz "richtig" ist für dich, kann ich das gut nachempfinden.
    Es ist sicher schwer sich auf neue Menschen einzulassen, wenn man doch den einen geliebten Menschen so vermisst.


    Dass du dich in deinem zu Hause nicht mehr wohl fühlst tut mir leid. Für mich ist es eher meine "Höhle" wo ich Gerhard ganz nahe bin. Aber vielleicht ist es dann wirklich für dich besser einen Neustart zu wagen. Aber man weiß es ja nie, klüger ist man immer im Nachhinein.


    Ich wünsche dir viel Kraft zum Durchstehen und vielleicht auch neu Durchstarten.
    Lg Hedi

  • Danke liebe Hedi,


    Vielleicht ist es auch der falsche Ansatz, gleich wieder eine Beziehung einzugehen zu versuchen.
    Wobei, von gleich kann keine Rede sein. Nun ein Jahr vergangen. Ist viel, aber gleichzeitig auch wenig.
    In dieser Hinsicht wahrscheinlich wenig.


    Jedenfalls vergeht kaum ein Moment, an dem ich nicht an meine Frau denke und mir alles zurück wünsche.
    Was sich etwas verbessert hat, ist die Schlaf-Qualität. Ich konnte fast ein Jahr lang kaum schlafen.
    Jetzt schlafe ich vielleicht auch noch etwas zu wenig, aber zumindest schaffe ich einige Stunden Tiefschlaf.


    Ich werde demnächst wieder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.Ich spüre, dass ich nicht weiter komme. Aber vielleicht erwarte ich im Moment zu viel vom Leben.Muss mich mit meinem aktuellen Zustand zufrieden geben.
    Für mich ist das zuhause keine "Höhle", sondern eher "Hölle". Zuhause vermisse ich meine Frau am meisten. Besonders abends und an den Wochenenden.


    Liebe Grüsse, Christoph

  • Ich habe gar nicht gemeint, dass es der falsche Ansatz ist, jemanden zu finden, der zu einem passt.
    Aber es wird sehr schwer, wir waren diesbezüglich "verwöhnt", weil die Partner so gut zu uns passten!


    Professionelle Hilfe ist sicher gut, wenn man an einem Punkt ist, an dem man alleine nicht weiterkommt.
    Ich habe das sofort für mich überlegt, dann hab ich aber entdeckt, dass ich einfach nach einem "Zauberer" suchen müsste, der mir die Trauer wegzaubert. Ich hätte am liebsten einen "Ausknopf" das einfach abzustellen.
    Aber das alles gibt es wohl nicht, und daher schaue ich mal wie ich alleine damit klar komme.


    Sobald ich aber das Gefühl habe, ich stecke fest, suche ich mir auch Hilfe. Und ja, zu viel vom Leben erwarten, ist das nicht verständlich? Man schaut auf die anderen unbeschwerten Menschen (die wir ja auch früher waren) und möchte das so gerne auch wieder einmal erreichen.
    Ich fürchte mich auch schon vor dem Wochenende!


    Liebe Grüße Hedi

  • Liebe Hedi ,


    Ich kann sosehr verstehen das du dich vor dem Wochenende fürchtest , ich kenne das ich geb dir jetzt einfach mal einen Tipp bei mir hilft das , plane dir dein Wochenende aus Samstag treffen mit Freunden, Sonntag mit Freundin essen gehen oder treffen mit deinen Kindern und etwas unternehmen ich sag dir das jetzt einfach so bei mir klappt das ich habe alle Wochenenden völlig verplant , muss mir jetzt nur noch etwas für Ostern einfallen lassen. Aber mir hilft das , das schlimmste ist wenn man die Couch zu seinem besten freund macht .
    Ich verstehe dich so gut liebe Hedi
    Innige grüße
    PETRA

  • Lieber Chris,


    wie schön von dir zu lesen - ich finde du hältst dich wacker!
    Ja, wenn es dir so eine Hölle ist, dann kann ein Umzug wirklich hilfreich sein...
    meine Situation ist ganz anders aber ich habe auch - zufällig - einen radikalen Ortswechsel vollzogen kurz vor dem Tod meiner Mutter- und ich ging dann auch nicht zurück - die ganz neue Umgebung, das ganz neue Umfeld...waren sehr hilfreich...
    wenn ich jetzt zurück komme dann ist das Trauerarbeit und ich glaube ich wäre ertrunken dort in Erinnerungen...die ich nun in kleinen Schlucken nehmen kann..


    insofern mag es wie bei Monika sein....dass ein ganz neues Leben anzufangen, ohne kopflos alles umzureißen - also darüber in Ruhe nachzudenken wie das gehen kann, Haus, Wohnung, wie, wo, ...Job...all das, finde ich wirklich eine gute Idee. Also es fühlt sich stimmig an wenn ich lese, wie du das schreibst.


    eine Frau zu finden die in dein neues Leben passt, ja, und ihr Raum zu geben neben Andrea in deinem Herzen..das ist der nächste Schritt...und ein bestimmt sehr schwerer...allein dass du es zulässt finde ich bemerkenswert...und sehr gut für dich...


    ich wünsche dir Kraft bei all deinen Überlegungen und Versuchen und Ideen
    und sei nicht zu streng zu dir selbst...darf ich das so sagen, ja?


    mit liebem Gruß
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Lieber Chris,
    ich finde gar nicht, dass du feststeckst. Ich finde, du bist sehr weit und gehst sehr reflektiert mit dieser "neuen" Situation um. Ich glaube, dass du dir tatsächlich von dir selbst etwas zu viel erwartest und dabei die Fortschritte zu wenig siehst, die du tatsächlich machst. Es gibt sie nicht die 7-Meilenstiefel, mit denen man schneller durch die Trauer kommt. Bzw. wenn doch, dann bleibt meist viel unerledigte Trauerarbeit liegen, die dich dann einholt. Alles braucht seine Zeit, auch die Trauer, um die es keinen Weg herum gibt und für die es auch keinen Ausschnaltknopf gibt. Und wenn es den Zauberer gäbe, der simsalabim die Trauer wegzaubern könnte? Würdet ihr das wirklich wollen? Stellt euch vor, schwubdiwub wäre morgen eure Trauer für immer einfach weg. Wärt ihr - trotz all dem Schmerz, den ihr empfindet - wirklich schon bereit dazu?
    Patentrezepte gibt es in der Trauerbewältigung auch keine. Was ich sehr bewundere ist, wie ihr alle nach Strategien sucht, um mit der Krisensituation, dem Verlust, dem Schmerz umzugehen und wie ihr alle schließelich auch eure persönlichen Strategien findet. Chris, wenn es dir hilft, die Wohnung zu wechseln, weil sie dir kein Zuhause mehr ist, dann versuch es. Du kannst, wenn du dir unsicher bist, aber auch versuchen deine Wohnung vorerst einfach neu zu gestalten, vielleicht hilft das schon ein wenig.
    AL Christine

  • Liebe Christine,


    Das Umgestalten der Wohnung wurde mir schon geraten. Habe auch schon darüber gelesen.
    Nur fürchte ich, dass dies für mich zuwenig sein wird.
    Das ist, als ob man einen offenen Oberschenkel-Bruch hat, und man nimmt ein Aspirin gegen Kopfschmerzen...
    Zumindest aus heutiger Sicht sehe ich es so. Und das nach einem Jahr Selbstbeobachtung.
    Vielleicht bin ich zu ungeduldig. Ich dachte, nach einem Jahr, und wenn jetzt der Frühling kommt,
    wird alles besser und leichter. Es ist natürlich etwas weniger schmerzhaft geworden.
    Dennoch bin ich noch weit weg von einem lebenswerten Zustand. Ich hoffe auf weitere Besserung.
    Ob die Zeit allein die Dinge ändert ... ich weiss es nicht.
    Jedenfalls bin ich jetzt soweit, weitere Hilfe (psychologische Hilfe) von aussen in Anspruch zu nehmen.


    Liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Christoph!


    Ich glaube, dir dass du ungeduldig wirst, man möchte so gerne so unbeschwert sein wie früher.


    Und so oft hat man früher gehört, dass es nach einem Jahr, wo alle Jahrestage und "schreckliche" Daten durch sind, etwas besser werden soll. Aber nach meinen vielen klugen Trauerbüchern die ich zur Zeit dauernd lese, weiß ich, dass es ganz normal ist, dass das nicht so ist.


    Schmerzhaft, aber wahr, nach so einem schrecklichen Verlust ist man lange, lange trauernd. Das hilft dir jetzt auch nicht weiter, ich weiß.


    Ich verstehe dich so gut, denn ich habe jetzt schon das Gefühl, diesen "Schatten" der mich dauernd begleitet (die Trauer also), will ich einmal abwerfen. Er begleitet einen durch den Tag, durch die Nacht und ist immer da, selbst wenn man Phasen hat wo man sich ablenkt und sich Gutes tut. Er klebt an uns und ist zäh.


    Aber im Forum hier sind doch immer wieder positive Beispiele von Menschen, die es schafften, dass sie den Schatten so in ihr Leben integrieren, dass er nicht mehr so weh tut. Das gibt mir Hoffnung. Aber da sind wir wieder beim Thema Geduld. Die zu haben ist schwer.


    Ganz liebe Grüße Hedi

  • Lieber Christoph,


    ich finde bei dir tut sich ganz schön viel, täusche ich mich da?
    Irgendwie ist da etwas in Bewegung? Auch ich erlebe das zweite Trauerjahr als aktiver, ich habe mir einen neuen Job gesucht, z.B., das hätte ich vorher nicht geschafft. Auch merke ich dass ich wieder mehr Energie habe, das geht eigentlich von selbst, ich merke es nur an Kleinigkeiten, z.B. dass ich mit den Kindern mehr spiele, das habe ich früher einfach nicht geschafft. Dass ich auf einmal Blumen sehe und den Frühling zwar nicht immer mag aber ihn bewusst bemerke. Das ich es schaffe meinem Kind einen Geburtstag zu machen, und dass ich einen Osterstrauch aufgestellt habe. Ich habe momentan auch mit meiner Therapeutin mehr Kontakt, interessanterweise. Letztes Jahr wollte ich das gar nicht so oft, ich wollte mehr meine Ruhe.
    Wie geht es dir damit?


    Mit liebem Gruß,
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Lieber Christoph,
    die Erfahrung sagt mir, 3- 5 Jahre dauerts, wenn ein wirklich nahestehender, geliebter Mensch gestorben ist. Bei den meisten wirds im 3. Jahr dann deutlich besser, aber auch vorher tut sich einiges, nur, dass man es selbst nicht so leicht merkt und erst im Nachhinein, wenn man zurückschaut, dann sieht man, wie weit man schon gekommen ist. Aber ich will nicht verleugnen, dass diese ersten Jahre eine furchtbare Durststrecke sind, ein steiniger Weg, ein nicht enden wollendes Jammertal mit kleinen Lichtblicken und Verschnaufpausen zwischendurch ..... bescheidene Jahre, ja. Aber man kann sie weder umgehen noch abkürzen, sie sind ein notwendiger Prozess, der in ein neues Leben führt. Auch du wirst es schaffen, ich bin mir ganz ganz sicher! Ich schick dir ein großes Kraftpaket und drück dich ganz fest! :24:
    Christine

  • Liebe Christine,


    Ich will nicht 3-5 Jahre in der Form durchmachen, wie ich es letztes Jahr erlebt habe.
    Das ist für mich eine unerträgliche Perspektive.
    Das vergangene Jahr hat mir alles abverlangt, mich seelisch zerstört.
    Und je länger dieser Zustand anhält, desto mehr "Schaden" wird angerichtet.


    Und ich erlebe inzwischen zwar wieder Dinge (auch zwischenmenschliche), die "normale" Menschen als wunderschön bezeichnen würden, und viele vielleicht gar nie erleben.
    Dennoch kann ich diese traurig/depressive Grundstimmung nicht wegbekommen.
    Deshalb habe ich nun begonnen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich hab das Gefühl, die Zeit alleine
    kann dies nicht bewältigen. Zumindest nicht ohne dass mir die Energie komplett verloren geht.


    Eine der ersten Fragen, die mir bei der ersten Therapiestunde gestellt wurde: wer hindert mich daran, wieder glücklich zu sein ?


    Die Antwort: nur ich selbst. Ich selbst hindere mich daran.
    Weil irgend etwas in mir der festen Überzeugung ist: wenn ich ohne meiner Frau glücklich wäre,
    kann ich sie nicht genug geliebt haben.
    Du meinst, auch ich werde es "schaffen". In diesem Zusammenhang frage ich mich, will ich es überhaupt schaffen - und was ist darunter zu verstehen ?
    Im Sinne von "den Schmerz aushalten" könntest du recht haben.
    Im Sinne von "wieder einen lebenswerten Zustand erreichen", bin ich noch weit weg.
    Ist für mich noch immer nicht vorstellbar.


    Christoph

  • Lieber Christoph ,


    Auch wenn du es so auf Dauer nicht willst, wird es die nächsten Jahre nicht einfach weggehen .
    Es ist ja schon ein Fortschritt das du glücklich sein willst ohne schmerz , allein dieser Wunsch ist im moment genug .
    Allerdings wenn du wieder eine Beziehung hast , so wird diese komplett anders sein wie zu deiner Frau und deine Frau ist deswegen weder vergessen noch hast du Sie nicht genug geliebt , verbiete es dir bitte nicht denn deine Frau will das nicht sie will das du ins Leben zurück findest, auch wenn es mit einer anderen Partnerin ist , denn auch deine Frau weiß das es keine gleich geartete Beziehung ist wie ihr hattet und aus genau diesem Grund brauchst du keinerlei schlechtes gewissen haben oder den Gedanken sie nicht genug geliebt zu haben .
    Schmerz wird auch immer da sein aber du schaffst es damit zu leben . Leider können wir diesen schmerz nicht abstreifen wie einen Mantel.
    Ich finde es sehr gut das du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst denn dadurch wird dir viel geholfen .Ich wünsche dir ganz viel Energie und kraft für deinen weiteren Weg.
    Du schaffst es auf deine dir ganz eigene Art und Weise , und deine Frau wird hinter dir stehen und dir kraft geben uns wohlwollend lächelnd hinter dir stehen .
    Ich wünsche dir einen erträglichen Abend
    LG Petra