Alles durch Unfall verloren

  • Hallo zusammen.

    Es ist das erste mal dass ich in ein Forum schreibe. Es ist ungewohnt für mich aber der Schmerz in mir treibt mich dazu diese Geschichte zu erzählen.

    Ich habe vor vier Wochen am 02.09.18 meinem geliebten Partner und den besten Freund den ich jemals hatte, bei einem Motorradunfall verloren.

    Er war 36 Jahre alt, hatte nicht nur viele Träume und Ziele im Leben sondern war auch der glücklichste und positivste Mensch den ich je kennelernen durfte.

    Sein liebstes Hobby war das Motorradfahren, er hatte sich in diesem Jahr der Motorradgruppe "Knieschleifer" angeschlossen. Durch seine offene und freundliche Art wurde er schnell in die Gruppe aufgenommen und strahlte vor Stolz als er seine erste Urkunde bekommen hat. Ich habe mir nie große Sorgen bei seinen Touren gemacht weil ich immer wusste, er war ein großartiger und intelligenter Fahrer, den genau diese Vorraussicht und Sicherheit habe ich immer mit ihm erlebt. An diesem 02.09 hatte ich keine Lust mitzukommen und so ist er mit einer 8 Mann Gruppe der Knieschleifer losgezogen. Er starb an einer vollkommen unbedeutenden Stelle, sein Hinterrad ist aus unbegreiflichen Gründen weggerutscht er stürzte und geriet in eine Leitplanke, wenige Minuten danach war er tot. Ich werde diesen Sonntag an dem wir zusammen gefrühstückt, rumgealbert und uns verabschiedet haben niemals vergessen. Der Anruf der mich Abends erreicht hat dass er einen Unfall hatte und tödlich verünglückt ist, höre ich jede Nacht in meinen Träumen. An diesem Abend habe ich laut geschrien und das tue ich bis heute, nicht mehr laut aber in meinem Kopf.


    Ich hatte vor vier Wochen noch ein wundervolles Leben mit einem tollen Partner der mich so viel gelehrt hat, der mir soviel Freude bereitet hat und mir so unendlich viel Glück gebracht hat. Und jetzt hoffe ich jeden Moment aus einem Albtraum aufzuwachen.


    Ich habe das Gefühl dass mir alles genommen wurde, schlimmeres kann nicht mehr passieren.


    Ich weiss nicht wie das funktionieren soll, ich weiss nicht wie man sich davon erholen soll. Wann kommt der Zeitpunkt an dem es etwas weniger weh tut, wie findet man nur ein bisschen ins Leben zurück. Ich kann nicht arbeiten, schlafen, essen und nicht atmen. Wie schafft ihr das? Für jeden Tipp bin ich dankbar.

    Patricia

  • Hallo liebe Patricia,


    Ersteinmal willkommen im Forum. Jedes mal, wenn hier ein neuer Post steht, weiß man dass ein Mensch unglaublichen Schmerz durchlebt und ich wünschte, das wäre nicht so.

    Völlig verständlich, wie es dir geht. Die normalsten Dinge funktionieren nicht mehr. Ich konnte in den ersten Wochen auch absolut nichts essen, habe mehr als 15kg abgenommen. Nichts ging, absolut nichts. Ich habe in die Luft gestarrt, geheult und das wars eigentlich schon. Mit der Zeit kommt das Essen aber auch wieder.

    Meine Freundin war halb so alt wie dein Partner, aber starb auch auf dem Motorrad. Zwei Monate zuvor.

    Ich weiß noch als ich die Polizei kommen sah, ich wusste es vorher schon, aber dann kam erst die absolute die Gewissheit. Ich bin zusammengebrochen. Es war schrecklich. Der schlimmste Moment, den ich je erlebt habe. Den Tag davor sind wir noch zusammen gefahren und zwei idiotische Autofahrer haben uns die Vorfahrt genommen. Wie sie sich aufgeregt hat, werde ich nie vergessen.

    Dein Freund hört sich nach einem sehr tollen Menschen an. Wie lange ist er schon Moped gefahren? Ich bin seit dem Unfall leider gar nicht mehr auf dem Moped unterwegs gewesen.

    Zitat



    Wann kommt der Zeitpunkt an dem es etwas weniger weh tut, wie findet man nur ein bisschen ins Leben zurück?

    Gute Frage. Nach 3 Monaten kann ich sagen, es ist anders. Ich weine immer noch fast täglich. Es tut auch jeden Tag sehr weh, aber nicht mehr so oft und meist nicht so stark wie am Anfang. Manchmal ist es zwar trotzdem immer noch so wie die Wochen danach.

    Tipps gibt es wohl nicht wirklich. Der einzige Tipp, den ich immer im Kopf habe ist:

    Lebe Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute oder wenn es sein muss Sekunde für Sekunde.

    Hast du Unterstützung von Freunden oder Familie? Und hast du eventuell schon professionelle Hilfe in Betracht gezogen?


    Fühl dich gedrückt.

    Kompaktifizierung

  • Ja er ist schon seit er 18 ist Motorrad gefahren, er war erfahren und klug. Dieses Hobbby hat er schon damals mit seiner geliebten Familie erlebt. Sein großer Bruder und seine Eltern verkraften es nicht. Ich versuche es gerade mit Psychotherapie. Ich habe Familie und Freunde aber es gibt nichts was diese Lücke schliessen kann. Deswegen dieser Link. Ich will es einfach nur teilen. https://www.ksta.de/region/rhe…1204936?originalReferrer=


    Ich lebe Minute für Minute mit einer Qual die unerträglich ist

  • Sowas zu verkraften geht auch nicht einfach so, meiner Erfahrung nach. Hast du Kontakt zu seiner Familie?

    Die Lücke schließen kann man wirklich nicht. Und ich glaube diese Lücke sollte auch gar nicht geschlossen werden. Die geliebte Person ist weg und niemand kann und soll sie ersetzen. Das Umfeld weiß ja auch oft gar nicht wie sie darauf reagieren soll. Ich weiß nicht wie es dir da geht, aber ich habe auch viele Reaktionen erhalten, bei denen ich mir dachte "hätte jetzt nicht sein müssen". Das macht es nicht unbedingt leichter. Da muss man für sich entscheiden mit wem man redet und mit wem nicht.

    Ich habe den Link angeschaut und es ist einfach furchtbar.

    Zu meiner Geschichte gab es auch zu hauf Onlinenachrichten etc., aber ich habe die nie angeschaut - bis heute nicht. Abgesehen von dem einen Artikel über den ich das erst erfahren habe.


    Ich habe noch genau vor mir, wie ich mich nach einem Monat gefühlt habe und ja es ist eine Qual. Jede Sekunde. Leider gibt es nichts, was das lindert.


    Grüße

    Kompaktifizierung

  • Hallo Patricia

    Es tut mir unendlich leid um Deinen Partner und es ist so wie Kompaktifizierung schreibt. Jeder neue hier durchlebt dieselben schier nicht auszuhaltenden Qualen.

    Es ist schrecklich wieviel Leid passiert, wieviele Menschen unser Schicksal durchleben müssen.

    Gerade bei einem Unfall wird man innerhalb von Sekunden vom Himmel in die Hölle geworfen. Auch meine Frau starb vor 3 Monaten durch einen Verkehrsunfall und unsere ganze Famile war wie gelähmt. Meine Traumfrau die Mutter unserer Kinder, bester Kumpel, mein Trainings- und Bergkamerad ist uns genommen worden durch eine falsche Reaktion eines Autofahrers.

    Es ist ein Schockzustand in dem du dich jetzt befindest. Du denkst es ist ein Film der irgendwann aufhört und kannst die Realität noch nicht anerkennen.

    Es wird noch eine ganze Weile andauern bis du irgendwann wieder einigermaßen normal denken kannst und selbst dann wirst du immerzu an ihn denken und morgens aufwachen und erst nach ein paar Sekunden feststellen daß es wirklich wahr ist. Das es Dich, uns getroffen hat. Wir haben den wichtigsten Menschen verloren und die Welt stürzt nicht ein. Nein sie dreht sich einfach weiter, sogar die Sonne scheint.

    Ich weine immer noch täglich ums Sie, um uns und unser gemeinsames Leben um die Zeit die ich ihr noch gegönnt hätte. Die Touren die ich noch so gerne mit ihr gegangen wäre weil es immer wundervoll war mit ihr am Gipfel zu stehen.

    Ich bin nach 4 Wochen wieder arbeiten gegangen und kann dir raten - lass dir mehr Zeit - die Rücksichtnahme dauert eine oder zwei Wochen - dann sollst du funktionieren - sitzt aber da und denkst an Sie und nicht an die Aufgaben die du erledigen sollst weil dich das gar nicht mehr interessiert.


    Ich muß für die Kinder da sein - mit dem Labrador alleine Gassi gehen und habe in den Wald geschrien das hat mir etwas geholfen. Bin unsere Runden gebiked und habe dabei geweint - ihre Orkley aufgestetzt damit sie dabei ist.

    Bin mit dem Kurzen zum Schwimmen gegangen so wie wir es immer gemeinsam gemacht haben. War mit den Kindern Bergwandern mit dunklem Schatten der über allem hängt.

    Ich rede dauernd in meinem Kopf mit ihr. Sehe den Wind wie er die Blätter bewegt und weiss sie ist bei mir und hilft mir dies alles durchzustehen.

    Man kann nicht sagen was hilft - du mußt selbst herausfinden was dir etwas hilft. Ich kann Nichts mehr mit befreundeten Paaren unternehmen - das tut zu weh.


    Das Brett das wir zu bohren haben ist unendlich dick und man kann nicht sagen ob man jemals durchkommt und auf der anderen Seite wieder Licht sehen wird. Freunde können helfen - viele haben aber Angst vor der Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit.


    Wie Kompaktifizierung schreibt - versuche jeden Tag zu überstehen - auf der Leiter etwas höher aus der Hölle zu klettern. Du wirst immer wieder ein Stück zurückgeworfen aber du musst nicht mehr ganz unten anfangen.

    Es kann Nichts mehr schlimmer werden als es jetzt ist. Es gibt kein schrecklicheres Gefühl als diese Trauer jetzt.

    Ich habe gelesen daß manche Menschen gestärkt aus so einem Schicksalsschlag herauskommen und kenne doch einige die daran zerbrochen sind. Davor habe ich Angst.

    Wir haben den wichtigsten Menschen in unserem Leben verloren das hat und wird unser Leben so dramatisch verändern daß wir Schwierigkeiten haben dies zu begreifen.

    Das Wichtigste:

    Behalte ihn im Herzen lass sein Licht dort strahlen

  • Liebe Patricia, mein Mann war zwar doppelt so alt wie der deine, als er mit dem Kleinflugzeug tödlich abgestürzt ist, aber im Übrigen kann ich deine Beschreibungen sehr nachvollziehen, denn mir ging es genauso.

    Bei mir ist es jetzt dreieinhalb Monate her und ich muss sagen, etwas hat sich verändert, aber leider kann ich nicht sagen, dass es zum Positiven ist.

    Inzwischen ist so etwas wie Alltagsleben eingekehrt und alle sagen, ich sähe besser aus und sei voll Energie und dass ich stark wäre und Geduld haben müsse, in Wirklichkeit schaffe ich zwar meinen Alltag, aber mein Leben ist nicht mehr dasselbe und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es für mich jemals wieder ein schönes Leben werden wird.

    Die Energie kommt momentan vom Ärger über finanzielle Dinge, um die ich mich jetzt ganz alleine kümmern muss, weil sonst niemand mehr da ist - was den Schmerz und die Trauer ein wenig überdeckt.

    Die nackte Wahrheit ist, dass ich in der Früh aufwache und schlagartig ist mir die Situation wieder bewusst und ich habe gar keine Lust weiterzumachen, sondern frage mich immerzu wann ich endlich auch gehen kann, schließlich bin ich auch nicht mehr die Jüngste, habe mit meinem Mann zusammen alles erlebt, was man erleben kann und es ist auch niemand mehr übrig, der mich sonderlich vermissen würde, wenn ich ebenfalls tot wäre.

    Mit Hilfe von Baldrian und Hanföl rette ich mich dann über den Tag und komme Abends ein wenig zur Ruhe.

    Ich lese viel über jenseitige Welten und habe mir auch eine Art Erklärung gebastelt, warum das alles einen Sinn haben sollte und was ich machen möchte, falls es mir wieder gut ginge. Ohne diesen winzigen Hoffnungsschimmer, an dem ich dann doch immer wieder zweifle wüsste ich gar nicht, wie ich überhaupt überleben sollte (nachzulesen im meinem eigenen Thread).

  • liebe Patricia

    Du hast mein Mitgefühl.Es ist wie ein böser Traum und man hofft,zu erwachen.

    Ich denke,momentan ist es nur wichtig,den Tag zu überleben.Dann schaffst du schon eine ganze Menge.

    Gibt es bei dir Trauergruppen?Jung verwitwet bietet auch Wochenenden an.Ich sehe,du bist ja auch aus D

    Ich wünsche dir einen kleinen Lichtstrahl für heute

    Alles Liebe

  • Liebe Patricia
    mir geht es seit 7 Monaten ähnlich, wir konnten uns beide nicht verabschieden, haben von einem Moment auf den anderen alles verloren.
    Ich kann dir nicht sagen wann sich etwas ändert, wann es "besser" wird, mir fallen auch nach der langen Zeit einfache Dinge unendlich schwer, täglich rede ich mit ihr, ihr Name war auch Patricia deswegen ist mir dein Beitrag sofort ins Auge gesprungen.
    Was mir seither hilft ist auch wenn es blöd klingt, Sport, ich mache mich jeden Tag komplett fertig bis ich kaum noch stehen kann, so schaffe ich es wenigstens ein paar Stunden anständig zu schlafen.
    Männer und Frauen haben hier aber vielleicht einen anderen Zugang, keine Ahnung.
    Es tut mir unendlich leid das es dir so geht, ich habe mich selbst erst gestern hier registriert und viele tolle Rückmeldungen bekommen, vielleicht hilft es dir auch nur ein wenig, nur ein bisschen, besser als nichts.

    LG Chrono

  • Liebe Patricia,

    Du hast mein tiefes Mitgefühl. Ich habe deine Worte gelesen und einer meiner ersten Gedanken war, dass es so verdammt ungerecht ist.. Morgens verabschiedet man sich noch fröhlich oder liebevoll, und wenige Stunden später ist nichts mehr wie es mal war. Die Nachricht ist ein Schock und der hielt bei mir relativ lange an. Mein Schatz ist auf dem Heimweg von der Arbeit zusammengebrochen und wenig später an Herzversagen gestorben. Auch ich hab abends die Nachricht von seinem Tod erhalten. Er war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer, umsichtig und nie risikofreudig. Angst hatte ich wie du auch nie. Manchmal passiert leider Unbegreifliches, so viele Zufälle treffen aufeinander. Auch ich wäre an dem Tag seines Todes mit ihm unterwegs gewesen. Ich hab mich genau wie du dagegen entschieden, mir war der zeitliche Aufwand zu groß. Oft frag ich mich, was wäre gewesen, wenn ich bei ihm gewesen wäre...


    Liebe Patricia, gib dir etwas Zeit und versuch geduldig mit dir zu sein. Der Unfall ist erst vor 4 Wochen geschehen. Bei mir werden es diese Woche 3 Monate. Wir haben einen wundervollen Menschen verloren, ohne die Chance eines Abschieds.

    Ich hab leider keinen Rat für dich. Bislang kann ich nur sagen, dass es nicht besser wurde, nur anders. Der Schmerz sitzt tief und jeder Tag bringt so viel an Erinnerung an das, was nie wiederkommen wird.


    Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht, dass irgendwann leichtere Zeiten kommen.

    LG

    Sonja

  • Liebe Patricia,

    du wurdest hier schon liebevoll aufgenommen - DANKE EUCH

    und auch ich möchte dich herzlich willkommen heißen und dir für deinen Mut danken, hier zu schreiben.


    Ich würde dir eine Trauerbegleitung ans Herz legen. In einer Gruppe ist vielleicht jetzt am Anfang noch nicht der

    richtige Platz. Später, wenn du ein Stück des schweren Weges gegangen bist, ist eine Trauergruppe sehr hilfreich,

    um sich mit anderen auszutauschen und Menschen um sich zu haben, mit denen das Gespräch oft leichter geht,

    weil alle eine schwere Verlusterfahrung machen mussten.


    Hier in diesem Forum ist das Schreiben die Form des Austauschs. Und das kann sehr hilfreich sein. Das unfassbare

    in Worte fassen, diese Worte zu sehen, zu lesen, das kann das Begreifen fördern und es so ein bisschen fassbarer machen.


    Du bist, so wie viele hier, durch einen plötzlichen Todesfall in die Trauer gekommen. Da ist die Welt in Ordnung und von

    einer Sekunde auf die andere ist gar nichts mehr, wie es war - wie es sein sollte. Die Welt bleibt stehen für dich und rundum

    dreht sich das Leben weiter.


    Was mir aufgefallen ist, dass du jetzt nur noch im Kopf schreist. Warum? Wäre es nicht erleichternd, wenn du diesen Schrei

    wirklich raus lassen würdest? Vielleicht an einem Ort in der Natur, wo dich niemand hört - oder zu Hause, überdeckt durch laute

    Musik - oder ???


    Ich wünsche dir, dass du immer wieder ein bisschen Kraft sammeln kannst, um die Wellen der Trauer mitschwimmen zu können.

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest und alles dabei hast, in deinem Rucksack, was du dafür brauchst.


    Sei ganz lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • Liebe Patricia, ich weiss, wie furchtbar soetwas ist. Mir ist es auch so ergangen (mein Partner brach auch mit seiner Motorradgruppe auf und kam nie wieder), vorher die glücklichste Frau auf der Welt und von heute auf morgen ist alles vorbei, alle Zukunftspläne, all die Gemeinsamkeiten. Das Einzige, was bleibt, ist die Liebe und die schöne Zeit, die man gemeinsam hatte, den Schatz must du in deinem Herzen bewahren.

    Ich hoffe, dass du Menschen hast, die dir unterstützend zur Seite stehen.