Am 06.07.2018 um 22.53 Uhr verstarb meine unendlich geliebte Frau "Rosi"

  • Die Blätter fallen. Fallen wie von weit, als welkten in den Himmel ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde.

    Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

    Und sieh dir andere an. Es ist in allen.

    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.


    Rainer Maria Rilke

  • Gefühle

    Du warst mein Leben, wo bist du jetzt?

    Hat dein Tod auch meinem ein Ende gesetzt?

    ich fühle nichts mehr, bin nur noch leer

    ich kanns nicht glauben, du fehlst mir so sehr.


    Wir waren zusammen, bei Tag und bei Nacht,

    wir haben geweint, wir haben gelacht

    Wir haben gelebt, wir waren frei,

    bis der Tod dich mir nahm, es ist vorbei.


    Nun frag ich mich, wie solls weiter gehn,

    kann ein Glück ohne dich für mich nicht mehr sehn.

    Ich weiß du wolltest dass ich weiter mache,
    dass ich lebe, liebe und wieder lache.


    Doch das ist noch weit weg, wird vielleicht niemals mehr sein,

    ohne dich ist mein Leben nichtig und klein.

    Doch ich gebe nicht auf, bin ja noch hier

    in meinem Herzen bleibst du für immer bei mir.


    Von mir...

  • Hallo ihr Lieben,


    Julia: Vielen Dank für deinen Spruch von Geibel.


    Thomas: Musstest dir natürlich den Rilke aussuchen. Sehr schwierig. Man muss seine Gedichte mehrmals lesen, um zu verstehen welches seine Aussage ist.


    Soraja: Dein eigenes Gedicht ! Drückst damit aus, was Du bisher hier an Gefühlen preisgegeben hast. Ein sehr schönes, liebesvolles Gedicht an Josef.


    Ich hatte nicht geschrieben, da ich ein bescheidenes Wochenende hatte. Musste einige Konten von Rosi auflösen. Das ging mir schon sehr nahe. Gefühlsmäßig wird Sie nach und nach auf den gemeinsamen Papieren einfach weggelöscht. Ausradiert. Man macht sich ja strafbar, wenn diese formellen Sachen nicht sofort aus dem Leben gestrichen werden. Für Behörden und andere Institute existiert meine geliebte Rosi seit dem 6.7.2018 nicht mehr. Alle tun so wichtig, sagen wie leid es Ihnen tut, kommen aber sofort auf den Kern der Sache. Wenn man dann die Räumlichkeiten verläßt, ja, dann hat man das Gefühl im Rücken, als wenn noch mal kräftig durchgeatmet wird. So nach dem Motto: GOTT SEI DANK, Sache erledigt !!!!

    Dann habe ich am Samstag den größten Fehler begangen. Wollte den Keller aufräumen und überflüssige Sachen entfernen. Ende der Geschichte. Erinnerungen. Erinnerungen. Habe mitten im Raum auf einem Stuhl gesessen. Die Regale angeschaut. Teile in die Hand genommen. Und. Trauer ohne Ende. Sass da wie gelähmt.

    Erinnerungen: Backautomat = Jedes Brot und Toast wurde mir von Rosi mit einem Lächeln angeboten, mit dem Satz: "Selbst gemacht, und wie schmeckt es Schatz ?"

    Grillautomat = Ich dachte an die liebevoll gesteckten Schaschliks: Zwiebeln, fetter Speck und Rindfleischstücke, von Rosi, mit dem Satz: "Selbst gemacht, und wie schmeckt es Schatz ?" Weiterhin über 130 Übertöpfe. Verschiedene Farben, alle von Rosi zusammengetragen. Aus Dänemark, Blumengeschäften und Online-Shops. Alle für ihr Blumen-Hobby. Sie besass über 100 Orchideen. Bei ihr blühten diese Pflanzen jedes Jahr. Liebevoll umtüddelt, wie Kleinkinder.

    Die weißfarbenen Kunststoffbehälter = Alle befüllt mit Deko. Weihnachtskugeln in blau, weinrot, grün-gold,gold,weiss usw., Osterdeko. Engel aus Porzellan von 1910 - 1915. Mit Harfen, Trompeten und Posaunen. Bestimmt 8 Behälter. Maße der Behälter: 80 x 50 x 50 cm. Alles Erinnerungen. Bei vielen Sachen war ich bei den Einkäufen dabei. Ich spulte im Kopf die Erinnerungen ab.

    Kunststoffkisten = 2 Stück. Kinderzeit von Nicole. Mandalas, Window-Colours und Wachskunst. Ich hörte wieder das Lachen. In der Küche. Rosi und Nicole.

    Kiste mit Kleingeräten für den Garten. Rosis Gartenschere. Rosis kleine Bügelsäge. Rosis Veredlungsmesser. Rosis große Hippe. usw. Ich sah Rosi in ihrem Rosarium. Über 165 verschieden alte, historische Rosen und über 400 verschiedene Stauden. Ich sah Rosi im Sonnenlicht zwischen all der Pflanzen. Stolz auf ihr Werk. Rosi inmitten von Schmetterlingen und vielen seltenen Insekten. Ich konnte mich plötzlich an diesen schweren, atemberaubenden Duft ihres Gartens erinnern. Für mich war Sie die schönste duftende Rose in ihrem Rosarium.


    Ich habe mich so in eine Trauerwelle hineingesteuert. War kaum fähig zu atmen. Tränen liefen über mein Gesicht. Ohne Ende. Ich hatte mich im Keller bestimmt 4 Stunden aufgehalten.

    Der vorher aufgeräumte Keller muss nun wieder aufgeräumt werden.

    Die Idee vom Aufräumen und Entsorgen hat sich erledigt. Ich kann und will noch keine Erinnerungen loslassen. Mein Schmerz nimmt immer mehr zu. Ich verstehe immer mehr, dass ich wohl viel Zeit benötige. Und wenn ich es nicht wegräume, nach mir gibt es vielleicht ANDERE, die es gerne machen können, wenn ich mit Rosi unseren angefangenen gemeinsamen Weg weitergehen werde. Rosi und ich. Ein toller Gedanke. Wir werden gemeinsam nicht zurückschauen. Rosi sagte immer: " LASS UNS VORWÄRTS SCHAUEN. Das Gestern können wir nicht ändern, wir haben nur daraus für die Zukunft gelernt. Schauen wir von Tag zu Tag. Gemeinsam werden wir noch viele Dinge auf der Welt schaffen. Wir wissen nur nicht was. Und manchmal ist es gut so."

    Rosi hat recht. Nur aus dem GEMEINSAM wurde für mich EINSAM. Und es schmerzt so sehr. Und wenn gesagt wird, Selbstmitleid, das ist mir schei?egal. Auch das ist ein Leid.

    Liebe Rosi, gib mir bitte ein Zeichen, ich möchte bei Dir sein. Ich habe Dich auch unendlich lieb. Du fehlst mir immer mehr, DEIN schwacher Uwe.

  • Thomas: Musstest dir natürlich den Rilke aussuchen. Sehr schwierig. Man muss seine Gedichte mehrmals lesen, um zu verstehen welches seine Aussage ist.

    Tschau Uwe


    Habe das Gedicht nicht gekannt, :whistling: aber es hat mich im Internet fast angesprungen. Musste es auch mehrmals lesen, aber ich find es wirklich schön.:)


    Es wird immer auch diese Tage geben, Uwe. Die Tage wo der Verlust unserer geliebten Menschen, durch eine Erinnerung die wir sehen, uns wieder in jeder Einzelheit erinnern lässt. Die Tage wo man an allem zweifeln möchte und die Nase eigentlich gestrichen voll hat.


    Ich hoffe, dass deine Welle bald wieder abnimmt und du wieder ein wenig Luft zum atmen bekommst. Der nächste kleine Lichtblick kommt bestimmt.

    Bis dann viel Kraft und Zuversicht. :30:


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Liebe Blaumeise,


    ich nehme Dich auch ganz fest in meine Arme und schicke Dir ein paar kleine Bussis.

    Ich habe Dich lieb und erhole Dich bitte.


    Ich sehe die beiden Katzen bei Dir und wie die sich bemühen,

    das Du DICH wohlfühlst.


    Bis bald mal wieder,

    Uwe & Prinz

  • Hallo Thomas,


    ja, ja der Rilke. Schwer verdauliche Verse. Manchmal musste ich ihn 5 - 7 mal lesen, bis ich verstand, was er meinte.

    Manchmal lagen auch Monate dazwischen.

    Ein irrer Dichter für seine Zeit.


    Und vielen Dank für deine ermunternden Worte,


    bist ein netter Typ,

    liebe Grüße,

    Uwe

  • Ach Uwe, das ist sooo traurig. Ich weine mit dir, weil ich grad ähnlich fühle. Heute hab ich den Scooter von Josef verkauft, sein Seniorenmobil auf das er so lange gewartet hat und mit dem er genau 3 mal fahren konnte. Ich wollte dass er weg ist, weil er mich immer wieder sehr traurig gemacht hat. Ich dachte dann wird das besser. Wieder was weniger was mich an ihn erinnert, doch erst mal ist es ganz schlimm. Sein Traum war schon ziemlich lange mit dem Teil ins Kaufland zu fahren. Das hat er grad noch so geschafft, am nächsten Tag war er wieder in der Klinik. Jetzt hab ich mich an diesen Anblick gewöhnt und nun ist es weg, sein "neues Auto" wie er sagte. Ich bin traurig, wie du Uwe. Aber wir schaffen das alles, irgendwie...

  • Hallo meine Lieben,


    als ich am Samstag so im Keller sass, da habe ich mir meine Gedanken gemacht.

    Bei vielen Trauernden hier im Forum höre ich:

    1. Ich werde wohl mein Haus verkaufen, ich halte es nicht aus.

    2. Mein Garten erweckt zu viele Erinnerungen.

    3. Mein Wochenendhaus werde ich wohl abgeben. usw. usw.


    Bitte, aus eigener Erfahrung. Wir Trauernden sind genauso blind wie jung verliebte Paare.

    Der Mensch ist das schlimmste Raubtier.

    Man geht auf unser Leiden ein, man fühlt sich verstanden und so nebenbei irgendwann: "Ich habe gehört, dass... Ich verstehe das.... Ich biete auch einen guten Preis, da ich "weiss" was in Ihnen vorgeht.....",

    Man ist dann irgendwie blind in der tiefen Trauer. Dankbar, dass man von einer schweren Last befreit wird. Und ruckzuck, hat man verkauft.

    Man hat Erinnerungen verkauft. Und später, ja später, dann ist es zu spät. Dann macht man sich Vorwürfe. Es schmerzt sogar, wenn man merkt, dass eine Notlage ausgenutzt wurde. Man schleicht irgendwann vielleicht an ehemaligen Erinnerungen vorbei.


    Werdet erst einmal wieder "GESUND." Meinetwegen verpachtet, oder vermietet. Natürlich muss man manchmal verkaufen, da man nicht weiss, wie die Beerdigung finanziert werden kann. Das ist dann eine andere Geschichte. Da kann man aber später für den Verkauf eine bessere Rechtfertigung ausdrücken. Man hat für den SEELENMENSCHEN es machen müssen.

    Denkt an eure "sogenannten Freunde", wie sie sich in der Leidenszeit nach und nach abseilten. Glaubt ihr, das die fremden, plötzlich verständnisvollen Menschen es ehrlich mit Euch meinen ?? Viele denken nur an PROFIT und gehen dabei sogar über unsere geliebten Seelenmenschen (Man geht über Leichen). Hinterm Rücken werden dann später Geschichten erzählt.

    Ich kenne diese Geschichte hier im dörflichen Bereich. Es wurden Trecker und Ländereien für ein Bruchteil des wirklichen Preises abgekauft. Man machte sich im Nachhinein noch lustig.


    Denkt mal darüber nach,

    wartet eine bestimmte Zeit ab, das sogenannte Trauerjahr, wenn vielleicht die Trauer erträglicher wird.


    Liebe Grüße,

    der sich Sorgen machende Uwe

  • Hmmm. Das hab ich jetzt mal auf mich bezogen obwohl ich weiß dass du das ganz allgemein meintest. Doch dieser Scooter lässt sich immer schwerer verkaufen, je älter er ist. Ich denke ich hab das schon richtig gemacht, weil meine Tochter mir dabei geholfen hat. Ich glaube fast ohne sie hätte ich ihn verschenkt. Von daher hast du wieder Recht, Trauernde sind genauso blind wie Verliebte.

  • Liebe Sorja,


    Rosi hatte auch so einen Scooter. Ich sehe ihre glücklichen Augen, als Sie damit ausfahren konnte. Sie konnte ihn auch nur einige Male benutzen. Es waren dann Infekte, Lungenentzündung, Regen oder zu starker Wind, so dass weitere Ausfahrten unterbunden wurden.

    Ich möchte diese Ausfahrten nicht vergessen. Es war wunderschön. Wenige Momente der Unabhängigkeit. Wenige Momente, wo Sie nicht nur in ihrem Zimmer sass. Der Blick nach vorne gerichtet.

    Da der Scooter meistens in der Garage stand, schmerzte die Abholung des fahrbaren Untersatzes nicht so sehr.

    Aber wie bei Dir: "Die Erinnerung bei dem Ausspruch von Josef mit "Mein neues Auto" und bei mir die aufkommende Lebenslust von Rosi."


    DIESE SCHÖNEN ERINNERUNGEN KANN UNS KEINER NEHMEN. SIE BLEIBEN IN UNSEREN HERZEN.


    Liebe Grüße,

    heute nicht der wilde,

    Uwe aus dem Solling

  • Rainer Maria Rilke . 1875-1926


    Todes-Erfahrung


    Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das


    nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,


    Bewunderung und Liebe oder Hass


    dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund



    tragischer Klage wunderlich entstellt.


    Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.


    Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,


    spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.



    Doch als du gingst, da brach in diese Bühne


    ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt


    durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,


    wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.



    Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes


    hersagend und Gebärden dann und wann


    aufhebend; aber dein von uns entferntes,


    aus unserm Stück entrücktes Dasein kann



    uns manchmal überkommen, wie ein Wissen


    von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,


    so dass wir eine Weile hingerissen


    das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.

  • Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe,

    Ich habe mir gesagt und versuche , dass ich keine relevanten Entscheidungen im ersten Jahr treffen werde, die ich nicht wieder rückgängig machen kann und die ich später bedauern könnte. Vor allem finanzieller aber auch sonstiger Natur. Ausser es lässt sich partout nicht vermeiden.


    Wir sind gutgläubig, jeder Hilfe dankend & beeinflussbar in dem Zustand in welchem wir uns befinden.

    Ich habe mich in den letzten 4.5 Monaten schon das eine oder andere Mal über mich gewundert. Alles ist selbstverständlich, bei Dingen wo ich sonst eher vorsichtig wäre. Kleinigkeiten, Gott sei Dank.


    Deine Worte, Uwe

  • Liebe Soraja,


    ein wunderschönes Lied. Ich kannte dieses Stück nicht. Es drückt deine unendliche Liebe aus, die Du deinem Josef gegenüber empfunden hast.

    Wunderschön. Die Worte so treffend. Die Gefühle, die ausgelöst werden. Wehmut. Verlust. Aber unendliche Liebesgrüße.


    Ich danke Dir für dieses Lied und wünsche Dir

    einen einigermaßen erträglichen Abend,

    liebe Grüße,

    Uwe