Nie, nie wieder / Schuld

  • Ihr Lieben ALLE,


    ich kann nur wiederholen, was ich vor ein paar Tagen schon mal geschrieben habe: ich würde so gern in der Lage sein, Euch zu trösten oder Mut zuzusprechen, wie so viele von Euch das können. Ich kann es einfach nicht und bitte um Euer Verständnis.


    Ich habe mich etwas zurückgezogen, was nur bedingt etwas mit Weihnachten und dem Jahreswechsel zu tun hat. Ich bin mit meinen Gedanken immer vor einem Jahr. Am 18. Dezember habe ich meine Frau in ein Pflegeheim gebracht. Am 20. Januar ist sie dort gestorben. Die Erinnerungen an diese Tage und Wochen und die damit verbundenen Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf.


    Danke, dass Ihr da seid. Und alle erdenklich guten Wünsche für Euch alle.


    Frank

  • Lieber Frank,

    natürlich habe ich Verständnis. Jeder trauert auf seine Art. Hauptsache ist, daß Du hier bei uns bleibst und vielleicht durch die Posts etwas besser mit Deinem Verlust umgehen kannst.

    Alle guten Wünsche von

    Luise

  • Lieber Frank,


    ich verstehe Dich und es ist vollkommen in Ordnung das Du Dich nur soweit hier einbringen kannst wie es Dir und Deinen Gefühlen entspricht.

    Das Du Dich heute gemeldet hast, ist schön, damit Wir wissen das Du trotz allem versuchst den Kopf über Wasserzu halten.


    Ich wünsche Dir das Du so gut ins neue Jahr kommst wie es Dir möglich ist.


    LG Gabi

  • Lieber Frank, es genügt wenn du hie und da ein Lebenszeichen hierlässt, damit wir wissen, dass du noch dranbleibst, dass du zu mehr nicht fähig bist ist absolut nachvollziehbar und du musst auch niemanden trösten, es ist Trost genug hier schreiben zu können und zu wissen dass man nicht alleine ist.

    Alles andere muss sowieso jeder für sich sortieren, erleben und überleben.

    Die Gemeinschaft is, was zählt und ich bin froh, dass du dazu gehörst, vielen Dank dafür und viel Kraft für den Jahreswechsel und die harten Tage bis Ende Januar!

  • Ihr Lieben,


    ich möchte Euch etwas erzählen und um Eure Einschätzung bitten.


    Heute hatte ich Besuch von meinem alten Freund Klaus, der lange nicht mehr bei mir zu Hause war. Klaus ist ein herzensguter Mensch, dabei aber auch sehr offen und direkt. Als er meine Wohnung sah, bekam er einen Schrecken. Der Dialog ging etwa so:


    Klaus: „Oh Mann, du hast ja gar nichts verändert, nur total unordentlich ist es hier. Frank, so geht das nicht.“


    Ich: „Du hast ja Recht, aber ich kriege nichts hin.“


    Klaus: „Als deine Frau noch lebte, hast du doch alles hingekriegt; hast sie gepflegt, hast geputzt, gekocht, den Garten in Ordnung gehalten. Warum geht das denn nicht mehr?“


    Ich: „Geht einfach nicht, ich kann’s nicht mehr. Weiß nicht, wofür das alles noch.“


    Klaus: „Dann gehst du vor die Hunde. Oder du musst dir wieder eine Frau suchen.“


    Ich: „Red’ doch keinen Quatsch. Alle meine Gedanken und Gefühle kreisen um Tania.“


    Klaus: „Das wird auch sicher noch lange so bleiben. Du wirst immer an sie denken und sie vermissen. Trotzdem musst du was machen. Es sei denn, du willst nicht mehr leben.“


    Ich: „Würde schon gern noch leben, aber ich glaube, ich kann’s nicht mehr. Was soll denn noch kommen?“


    Klaus: „Ich sag’s dir nochmal. Verändere was in der Wohnung, räum auf. Und such dir eine Frau. Sonst verwahrlost du und stirbst irgendwann an Einsamkeit.“


    Ich: „Klaus, ich bin in tiefer Trauer, würde es als Verrat empfinden und bin zudem einer anderen Frau überhaupt nicht zumutbar. Außerdem bin ich 68.“


    Klaus: „Es gibt auch Witwen in deinem Alter, denen es so geht. Die nur an ihre verstorbenen Männer denken. Und die trotzdem nicht allein und einsam sein mögen. Muss doch keine Liebesbeziehung sein. Ihr lebt zusammen in einer Wohngemeinschaft, deine Wohnung ist groß genug, dass jeder seinen Raum haben kann. Aber ihr könnt euch gegenseitig helfen.“


    Ich: „Besser als allein sein wäre es schon. Aber es muss doch wenigstens Sympathie da sein.“


    Klaus: „Gib eine Anzeige auf, dann kannst du ja gucken.“


    Ich denke ernsthaft nach, ob ich das tun soll. Denn lange halte ich das so wirklich nicht mehr aus.

    Habt Ihr eine Meinung dazu?

  • Lieber Frank,


    wenn Du dazu bereit bist, dann solltest Du es tun.


    Mein Vater hat es genau so gemacht.


    Seine heutige Begründung: "Wäre ich diesen Weg nicht gegangen, dann wäre ich vor Einsamkeit zu GRUNDE gegangen."


    Als meine geliebte Mutter starb, da war er 80 Jahre alt.


    Nach 2 Jahren ist er dann "losgezogen."


    Gab auch Anoncen unter Chiffre auf.


    Mit seiner jetzigen Freundin lebt er schon 2 Jahre zusammen.


    Beide haben ihre Häuser als Zuflucht-Stätte behalten.


    Am Anfang nur Besuche, Essen gehen und gemeinsame Unternehmungen.


    Jetzt, ab und zu, an Wochenenden zusammen unter einem Dach.


    Und heute sagt er: "Hätte ich vielleicht schon eher machen sollen."


    Jetzt ist er 84 Jahre, aber wirkt seit-dem vom Aussehen und Verhalten jünger und entspannter.


    Beide besuchen das Grab meiner Mutter zusammen.


    Es ist deine eigene Entscheidung.


    TANIA wird es DIR nicht übel nehmen,


    Sie möchte nicht, dass Du VEREINSAMST.


    Und Klaus hat recht: "Eine WG, von der JEDER profitiert."


    Die Zukunft wird Dir zeigen, ob diese Beziehung dann nicht sogar enger werden kann.



    Liebe Grüße,

    Uwe

  • Lieber Frank,

    ich finde die Idee sehr gut, und zum Glück hat es Dein Freund nicht nur gedacht sondern auch ausgesprochen.

    Meine beste Freundin starb mit 30 Jahren. Vorher mehrere Jahre Chemo usw. Ihr Mann immer an ihrer Seite. Nach ihrem Tod hatte er sehr schnell eine neue Freundin, zum Entsetzen vieler. Ich war der Meinung, er hat sie bis zum Tod unterstützt, aber das "Danach" ist sein Leben. Geht keinen was an, wie schnell...

    Wenn Du in einer WG wohnen könntest, dann probiere es doch. Hab auch mehrere Jahre so gelebt, bis vor 5 Jahren. War cool, ich war nie ganz allein, obwohl ich allein war. Nur Mut Frank :)

  • Lieber Frank,

    auch meine Mutter hat nach dem Tod von meinem Vater noch mal eine Beziehung angefangen, sie war auch über 33 Jahre verheiratet und nie an einem anderen interessiert.

    Aber dann war sie allein... 1 Jahr...es war schlimm... sie wurde krank vom Alleinsein, obwohl wir immer für sie da waren... aber auch voll berufstätig.

    Dann lernte sie ihren Freund kennen, die beiden waren bis zu ihrem Tod fast 24 Jahre liiert... Er kam aus einem anderen Bundesland... beide haben ihre Heimat behalten... lebten 14 Tage in Hessen... 14 Tage in NRW. Es war eine gute Zeit für beide und auch für mich, da Immer jemand bei meiner Mutter war, brauchte ich mir keine Sorgen bzgl. krank oder hilflos zu machen.

    Sie sagte zu mir: Es ist nicht so wie mit Papa, aber auch schön.

    Also machs.

    LG Luise

  • Lieber Frank,

    vielleicht solltest du nicht zu viel darüber nachdenken, sondern es einfach ausprobieren.

    Eine Anzeige zu schalten, sei es in einer Zeitung oder in einer Partnervermittlung kostet nicht viel.

    Habe dir diesen Link gefunden, vielleicht magst du mal rein schauen.


    https://partnerforum-fuer-verw…9Nq-sTfg0tPYaAqxaEALw_wcB


    Und wenn es nicht ist oder noch nichts ist, dann hast du es versucht.


    Ich beglückwünsche dich zu deinem Freund. Offen, ehrlich und ohne Scheu etwas anzusprechen. Vor allem ist

    er sehr an deinem Wohlergehen interessiert und das macht ihn für mich absolut sympatisch.


    Sei lieb gegrüßt und halte uns auf dem Laufenden.

    Astrid.

  • Liebe Astrid, liebe Luise, liebe Ros, lieber Uwe,


    habt Dank für Eure wohlwollenden Antworten. Ich überlege es zwar ernsthaft, aber ich zaudere. Zu viele Fragen:

    Einerseits: Ist es nicht viel zu früh für solche Gedanken? Andererseits: Soll ich mich selbst dabei beobachten, wie ich vor die Hunde gehe? Kann man einer Frau zumuten, mit einem Mann zu leben, der eigentlich nur nicht allein sein will - oder drastischer gesagt: dass sie für Geräusche in der Wohnung sorgt? Und schließlich: Ist es eigentlich vorstellbar, dass es überhaupt eine Frau gibt, die sich darauf einließe?

    Ihr seht, ich brauche noch Zeit zum Überlegen. Aber Eure Reaktionen sind sehr hilfreich. Hatte eher damit gerechnet, dass Ihr es unmöglich findet, sowas im Kopf zu bewegen.


    Liebe Grüße

    Frank




  • Lieber Frank,

    taste dich doch langsam an den Gedanken heran. Es gibt auch Frauen, die nicht immer allein sein wollen. Sei einfach ehrlich und offen. Es muss doch nicht sofort eine enge WG werden, es tut schon gut, wenn man Stunden zusammen verbringt. Mal bei dir, mal bei ihr, aber auch gemeinsam etwas unternehmen und vor allen Dingen sich in Gesprächen kennenlernen und austauschen. Vielleicht ähnlich wie hier, nur im pers. Gespräch. Es muss am Anfang erst mal nur gegenseitige Sympathie vorhanden sein. Und wenn es nichts ist, hast du nichts verloren. Einsam und allein kennst du ja schon. Also nur Mut.

    Jeder Mensch ist anders, es gibt kein allgemeines " zu früh".

    LG Luise

  • Lieber Frank!

    Ich finde den Weckruf deines Freundes richtig gut, denn er hat etwas Lebendiges in dir erweckt und das kann der Beginn eines Neuanfangs sein.

    Soweit so gut - du möchtest leben und kannst dir auch eine neue Partnerin vorstellen. Das ist erstmal ein Gedanke und für solche Gedanken ist es nie zu früh. Am besten beobachtest du dich, was diese Vorstellung mit dir macht und redest mit deiner verstorbenen Frau darüber und bittest sie um Hilfe und wartest erst mal ab was in der nächsten Zeit geschieht.

    Wenn dich das Partnerforum anspricht, das Astrid vorgeschlagen hat, spricht doch nichts dagegen darin mal unverbindlich zu schreiben. Ich finde es extrem wichtig, sehr nahe bei der Wahrheit zu bleiben, denn dann weiß die Frau, der du schreibst, oder mit der du redest, worum es geht und kann selbst entscheiden, ob sie sich darauf einlassen möchte.

    Ansonsten kannst du dich ja einfach in deiner Umgebung umsehen, was natürlich nur geht, wenn du auch öfter dein Haus verlässt, was wiederum auch anderweitig gut für die Gesundheit und die Stimmung wäre.

    Wenn du entscheidest, dass es noch zu früh für dich ist, kannst du dich zumindest täglich mit dem Gedanken beschäftigen und für dich Herzenswünsche formulieren, die du so oft wie möglich ansiehst und dir vorstellst und Gefühle dafür entwickelst, denn das ist ein gutes Mittel Ereignisse in dein Leben zu rufen, nach denen du dich sehnst.

    Ich wünsche dir alles Glück der Welt und glaub mir, deine Frau wird dir helfen und sich sehr freuen, wenn du dein Leben wieder lebenswert findest, auch mit einer neuen Partnerin!

  • Und schließlich: Ist es eigentlich vorstellbar, dass es überhaupt eine Frau gibt, die sich darauf einließe?

    Das musst du schon der Frau überlassen. Das kann nur sie entscheiden.

    Vielleicht klären sich deine Fragen besser, wenn du den ersten Schritt gemacht hast.

    Wir sprechen hier nicht gleich von neuer Beziehung und neuer Partnerschaft.

    Wir sprechen von einem Zusammentun von zwei Menschen, die ähnliche Bedürfnisse haben.


    Du musst nicht gleich zum Mond fliegen. Es genügt, wenn du die Zeitung aus dem Briefkasten holst.


    Ich bin sonst nicht so vorschnell, doch auch ich habe den Eindruck, dass du lange brauchst, bis du dich

    für etwas entscheidest, dich zum ersten Schritt aufraffst, zum Zeitung aus dem Briefkasten holen.

    Und dann, wenn du den gemacht hast, scheint dir plötzlich der Mond näher, als der Briefkasten es war.


    Und darum würde ich es einfach wagen - oder könnte es schlimmer werden, wie es jetzt ist?


    LG. Astrid.

  • Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang.

    Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.

    Wie soll ich weiterleben, wenn sie nicht mehr

    da sind?

    Allein im Nebel tast ich Tod entlang.

    Und lass mich willig in das Dunkel treiben.

    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr,

    und die es trugen, mögen mir vergeben.

    Bedenkt:

    Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod des

    anderen muss man leben.

    Mascha Kaléko