Wie soll ich weitermachen?

  • Hallo ihr Lieben,


    Habe nun, nach langem stillen Mitlesen, endlich den Entschluss gefasst, mich bei Euch anzumelden. Leicht ist mir die Entscheidung nicht gefallen. Ich kann mir irgendwie noch nicht so ganz vorstellen, dass mir das Schreiben wirklich helfen wird.

    "Wer mitschreibt, merkt sich alles," hat mir eine Professorin mal gesagt. Mag ja sein, ist ja auch gut für Uniprüfungen, aber für das?

    Ich will mir doch gar nichts von dieser Zeit merken.

    Trotzdem - Euch alle hier zu lesen, das hilft mir sehr. So fühle ich mich ein kleines Stückchen weniger allein. Immer noch verlassen, immer noch einsam, aber doch so, als ob im Nebenhaus auch jemand einsames sitzen würde. Und das ist ein ganz seltsames Gefühl - genauso beruhigend wie traurig.

    Also dachte ich mir, versuchen kann man es ja. Und hier bin ich.


    Okay, genug wirres Zeug geredet. (Getipselt?)


    Ich bin Miriam, 43, und habe gestern vor einem halben Jahr (am 01.06.2018) meine Lebenspartnerin Sandra verloren. Sie starb im Alter von 44, ganz plötzlich, ohne Vorzeichen, an einem Herzinfarkt.

    Naja - ich sage ohne Vorzeichen. Tatsache ist, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht zuhause war. Ich weiß nicht, wie lange es ihr schon schlecht ging. Weiß nicht, ob es Vorzeichen gab, die ich erkennen hätte können. Wir haben an dem Tag zwei mal telefoniert, sie klang wie immer, aber wer weiß? Sie wäre ja von allein nicht zum Arzt gegangen. Dazu war sie immer zu stur.

    Ich war auf Dienstreise und erfuhr von allem erst, als mich die Nachbarin anrief - Sandra sei im Stiegenhaus zusammengebrochen und gerade auf dem Weg ins Spital. Eine halbe Stunde später, ich natürlich schon auf dem Heimweg, der nächste Anruf: sie konnte nicht wiederbelebt werden. Seitdem ist alles anders.

    Heute weiß ich, dass es ein Herzinfarkt war. Sie kam gerade vom Joggen nachhause, der Arzt meinte, das könnte der Grund gewesen sein. Genau wird man es natürlich nie wissen.

    Was sicher ist: sie ist weg, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wir kannten uns seit dem Kindergarten, waren schon damals beste Freundinnen. Im Studium wurden wir ein Paar, seitdem waren wir noch unzertrennlicher. Im Februar feierten wir unseren 20. Jahrestag. In etwas mehr als drei Monaten wären es 21 Jahre gewesen.


    Jetzt weiß ich nicht, wie ich hier abschließen soll. Ich hoffe, ihr vergebt mir den etwas holprigen Einstieg.


    Liebe Grüße,

    Miriam

  • Liebe Miriam, es ist schön dass Du dich angemeldet hast. Erst einmal mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust. Ich habe auch lange gebraucht mich anzumelden. Aber ich habe gemerkt, ich bin mit meinet Verzweiflung und diesem Schmerz nicht alleine. Bei mir sind es erst 6 Wochen dass mein geliebter Mann nicht mehr da ist. Ich weiss wie schlimm dass ist. Aber Schreiben, was einem auf der Seele liegt, tut gut. Hier verstehen dich alle, sind wir doch alle in der gleichen schweren Situation. Alleine, einsam, verzweifelt, ungläubig, geschockt und mutlos.

    Fühle Dich umarmt

    Lg Ingrid

  • Liebe Ingrid,


    Danke für deine Antwort. Auch ich will dir mein Beileid aussprechen. Sechs Wochen, das ist schrecklich. Ich freue mich, dass dir das Schreiben beim Verarbeiten hilft.

    Und du hast Recht - ich habe es schon vorhin ein bisschen gemerkt - irgendwie tut das Schreiben überraschend gut. Als ob man all die Gedanken, die einem im Kopf herumschwirren, die man nie so richtig fassen kann, die immer da sind und einem an den Schultern hängen wie ein Rucksack voller Steine, endlich einfängt und auf den Bildschirm setzt. Weg sind sie deswegen natürlich nicht, aber immerhin sind sie ein bisschen greifbarer geworden.

    Auch von mir eine Umarmung,

    Miriam

  • Liebe Miriam,


    ich begrüße Dich recht herzlich hier im Forum.


    Mein herzlichstes Beileid zum Verlust deiner unendlich geliebten Sandra.


    Ich möchte mich erst einmal etwas zurückhalten.


    Aber glaube mir, das schreiben und austauschen mit "Gleichgesinnten" tut gut.


    Du wirst hier auf viel Verständnis stossen.


    Erzähle von all deinen Schmerzen.


    Du darfst jammern.


    Du darfst klagen.


    Es wird Dir immer wer zur Seite stehen.


    Eigentlich sitzen wir ALLE in einem "BOOT".



    Liebe Grüße aus dem Solling,


    Uwe & sein treuer Begleiter Prinz

  • Liebe Miriam,

    Auch von mir ein herzliches willkommen. Auch wenn der Anlass nicht schön ist.

    Aber ich freu mich, dass du da bist.

    Möchte dir auch mein tiefempfundenes Mitgefühl aussprechen.




    Fühl dich umarmt wenn du magst von elfenfee und bis bald

  • Liebe Miriam,


    gut, dass du hergefunden und dich entschlossen hast, hier ein bisschen mit zu wandern.

    willkommen!


    irgend jemand wird immer eine weile neben dir laufen.


    es wird hier gelegentlich auch gelacht -

    such dir aus, was passt,

    das, was dir nicht passt, lass einfach liegen.


    gelegentliche ironische anflüge sind der grausamkeit der situation geschuldet,

    und als eine art überlebenshilfe gedacht.


    ich bin jetzt seit einem monat hier dabei,

    war am anfang skeptisch -

    jetzt bin ich soo froh über diesen ort!


    ich grüße dich herzlich

    Bea

  • Lieber Uwe, liebe Elfenfee, liebe Bea,


    Danke euch allen für die herzliche Begrüßung und die warmen Worte.

    Als ich vorher den Registrier-Knopf drückte, dachte ich mir - viel schlimmer kann es ja sowieso nicht werden.

    (*Auf Holz klopf* - lieber auf Nummer Sicher und so weiter.)

    Aber ich muss sagen, ich fühle mich tatsächlich schon etwas leichter. Ein bisschen so wie vor ein paar Wochen, als ich das Forum fand.


    Deswegen - liebe Grüße und, falls gewollt, Umarmungen auch von mir,

    Miriam

  • Liebe Miriam, schön, dass du dich angemeldet hast. Hier merkst du, dass es allen so geht und du nicht allein bist. Hier kannst du traurig sein, alles erzählen und jeder versteht dich.

    Ich war auch in der Situation, einige Tage nicht zu Hause zu sein, als mein Liebster plötzlich verstarb und mache mir noch immer Vorwürfe, ob ich nicht vorher bei den Gesprächen mit ihm am Telefon etwas gemerkt haben müsste.

    LG Petra

  • Liebe Miriam, mein tiefes Mitgefühl zu deinem großen Verlust, ich kann ihn so sehr nachempfinden, denn bei mir war es auch sehr plötzlich, als vor 5 Monaten mein Mann bei einem Unfall gestorben ist, wir waren 32 Jahre verheiratet.

    Mein Trost in dieser Zeit der Trauer ist die Gewissheit, dass er immer noch bei mir ist (Näheres kannst du in meiner Geschichte lesen) und dass ich der Überzeugung bin, dass der Todeszeitpunkt vorherbestimmt ist und dass man dagegen nichts machen kann, sondern dass man damit leben lernen muss das Schicksal anzunehmen, auch wenn es noch so schwer ist.

    Schreiben und austauschen hilft mir sehr und ich hoffe, dass es bei dir auch so sein wird.

    Ich wünsche dir jedenfalls, dass du ein wenig zur Ruhe kommen kannst und dass du dir die Zeit gibst, die du für deine TRauer brauchst, egal was dein Umfeld dazu sagt.

  • Liebe Miriam,


    willkommen hier im Forum . Mein herzliches Beileid zum Tod deiner Partnerin, mein Mann ist jetzt seit 27 Wochen und zwei Tagen nicht mehr bei mir,Er starb am 12.06.2018 in meinen Armen, viel zu früh,er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs war aber bereits vorher schon unheilbar erkrankt, doch das hatten wir im Griff. Ja wie soll man weitermachen , diese Frage stellen Wir uns alle hier wahrscheinlich täglich.


    Hier zu schreiben hilft mir sehr, weil die Menschen hier alle mit dem Verlust ihrer Partner leben lernen müssen und die Traurigkeit, Verzweiflung,Schuldgefühle und manchmal die Wut darüber das passiert ist was niemand von uns wollte, nun allein zu sein, teilen.


    Eine Maske aufsetzen, wie ich das in der realen Welt oft mache, muss man hier nicht.


    Aus NRW senden dir liebe Grüße Gabi + Mäuschen,

  • Liebe Medina, liebe Petra, liebe Tigerlily, liebe Gabi,


    Auch euch herzlichen Dank für die Begrüßung. Bin heute morgen nach einer nicht sehr erholsamen Nacht wieder mal viel zu früh aufgewacht und habe aber gemerkt, dass ich eine gewisse Vorfreude hatte, hier rein zu schauen. Das tat gut.


    Petra, mein herzliches Beileid und ja, die Vorwürfe kenne ich. Gleichzeitig frage ich mich auch, was schlimmer gewesen wäre - zu wissen, dass etwas nicht stimmt und dass ich zu weit weg bin, um etwas zu verändern? Oder das, was jetzt ist?

    Tigerlily, auch dir mein Beileid. Ich habe bei dir schon reingeschaut und kann dich verstehen. Medium habe ich zwar noch keines besucht, aber ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren sehr intensiv mit Tarot und möchte die Karten auch einmal zu dem Ganzen befragen. Leider fehlt mir momentan dazu die Kraft und der Mut. Hoffentlich gibt sich das aber bald. Ich bin sicher, dein Mann ist noch bei dir!

    Gabi, auch dir möchte ich mein Beileid zu deinem Verlust aussprechen. Das mit dem Maske aufsetzen kenne ich sehr gut. Man will das Umfeld irgendwie nicht belasten. (Oder in der U-Bahn in Tränen ausbrechen.)


    Liebe Grüße euch allen,

    Miriam

  • Liebe Miriam,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Ja, das Schreiben kann ein bisschen Ordnung in die Gedanken bringen - der Schmerz wird dadurch nicht verschwinden, doch es kann ein bisschen leichter werden.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    Danke für deine lieben Worte. Das Gefühl hatte ich gestern tatsächlich. Es ist ein bisschen so, wie darüber zu reden (bin auch in psychologischer Behandlung), nur dass man die Worte nicht über die Lippen kriegen muss. Irgendwie tippt es sich leichter, als es sich spricht.

    Herzliche Grüße,

    Miriam

    mit Katze Tessy

  • Heute ist mal wieder so ein Tag. Die Wohnung ist zu groß, zu leer, zu still. So wie das ganze Leben eigentlich. So hat man es sich nicht vorgestellt, das Leben.

    Man fühlt sich kalt und einsam und ein bisschen wie ein kleines Kind. So kann es doch nicht bleiben. Wenn ich es nur fest genug will, ist das alles hier nur ein böser Traum. Man will aufstampfen, schreien, schimpfen, weinen, ihm Luft machen, diesem luftabschnürenden Gefühl in der Brust.

    Kann man aber nicht.

    Einerseits wegen der Katze, die hat sich das nicht verdient.

    Andererseits weil man auch weiß, dass es nicht viel besser wird dadurch. Statt Beklemmung bleibt dann nur noch Leere. Ist ja auch nicht schön.

  • Liebe Miriam,


    ich wollte Dir nur eine einigermassen erträgliche Nacht wünschen.


    Ich bin mit meinen Gedanken bei Dir.


    Fühle wie Du.


    Sende Dir bärenkräfte aus dem Solling,


    durchmischt mit kräftigenden Kräutern aus verwunschenen Winkeln des Waldes.


    Haben Prinz und ich für Dich zusammengesucht.



    Liebe Grüße,

    Uwe und Prinz

  • Lieber Uwe,


    Danke für die Wünsche und die Kräfte und die Kräuter, es hilft tatsächlich ein bisschen.

    Wenn es nur schon nach Weihnachten wär. Trauernde sollten das Recht haben, die besinnliche Zeit zu überspringen.


    Liebe Grüße

    und seid vorsichtig beim Waldspazieren,

    Miriam und Tessy

  • Liebe Miriam,


    mir wäre es auch lieber dieses Jahr ganz ohne weihnachtliches auszukommen, geht aber bei mir nur bedingt, weil ich den Heiligabend bei meinen Eltern verbringen werde, meiner Mutter zu Liebe. Für die beiden anderen Tage habe ich noch nichts geplant, das lasse ich erst mal auf mich zukommen.


    Sende Dir und Deiner Tessy liebe Grüße Gabi und Mäuschen

  • Hallo Miriam,

    Willkommen hier und ganz viel Beileid auch von mir. Mein Mann starb am 20.10.18 und es tut noch weh wie am ersten Tag. Lediglich die Tränen werden etwas weniger, die Produktion der Flüssigkeit ist wohl überfordert.

    Auch ich schreie manchmal und schimpfe, es muss einfach raus. Doch dann sehe ich das Gesicht meines Mannes, wie er den Kopf schüttelt und liebevoll lacht, und dann ist mein Anfall auch wieder vorbei.

    Nicht jeder Tag ist gleich. Heute war ich bei unserem Baum im Friedwald. Der Wald gibt mir viel Kraft und Frieden. Danach bin ich in dem Ort einen Weg gegangen, den wir zusammen noch im Sommer gegangen sind, das ging garnicht. Die Erinnerungen waren zu groß ...

    Vielleicht findest du ja auch einen Ort des Friedens für dich, um aufzuatmen und Kraft zu tanken, das wünsche ich dir.

    LG Pewie



  • Trauernde sollten das Recht haben, die besinnliche Zeit zu überspringen.


    ich bin bereit, dafür auf die strasse zu gehen!



    liebe Miriam,

    ich hoffe, es geht dir so-gut-wie-möglich...


    ich schicke dir grüße von herzen

    und zitiere Uwe:


    WIR SIND FREI. DENN WIR TRAUERN.


    Bea