Meine Liebste ist gestorben. Nur noch Leere und Verzweiflung

  • Lieber Josh,


    ich habe heute mit Tränen in den Augen "eure gem. Geschichte" gelesen.

    Eine beste Freundin meiner Freundin ist auch vor 2 Jahren an einem Gehirntumor verstorben.

    Die Leidensgeschichte von G. war die deiner Silvia sehr ähnlich.

    Auch sie war u.a. Patientin in Tübingen.


    Ich möchte dir ebenfalls mein tiefstes Beileid zum Verlust deiner großen Liebe ausdrücken.


    Ich denke, ich kann dir relativ gut in deinen "wirren" Gefühlen zu A. "folgen".

    Mein (wegen Alkohol und starken Depressionen ) von mir & uns getrennt lebender Ehemann, war trotz allem , eben auch diese eine besondere große Liebe für mich.

    Und Co-Abhängigkeit macht Einen kaputt. Wie viele Hoffnungen wurden dadurch zerschlagen ?!


    Ich kann bis heute, und Mikle verstarb ganz plötzlich im Juni 2018, mir keine "wirkliche, ehrliche" neue Beziehung vorstellen.

    Ich fühle mich noch immer soooo leer, sehr traurig und auch wütend.

    Dass ICH mich derzeit niemanden offenen Herzens zeigen/begegnen könnte.


    Nach außen funktioniere ich relativ gut, ( wird von der Umwelt zwischenzeitlich auch deutlich signalisiert und erwartet)

    innerlich und zu Hause, sieht es anders aus.


    Nimm dir die Zeit, deine Wände anzuschreien & zu trauern ..., ich wünsche dir gutes Nachdenken für A. und dich.


    Stille Perle

  • Stille Perle und Josef, ich danke euch.


    Am Freitag war ich zunächst am Grab von Silvia und dann am Grab meiner Eltern. Seltsam, dieses Mal habe ich am Grab meiner Eltern mehr geweint.


    Das Wochenende war dann voller Höhen und Tiefen. Aber darüber mag ich mich jetzt hier nicht mehr auslassen, es ist ein Trauer- und kein Suchtforum. Heute habe ich zwei Konzertkarten bestellt.


    Liebe Grüße

    Josh

  • Lieber Josh,

    natürlich darfst du von deinen Erlebnissen am Wochenende erzählen.

    Die Ambivalenz, die dabei auftaucht kann bereichern, wenn sie wertschätzend und achtsam ist.

    Deshalb möchte ich mich auch für das "ausnützen" entschuldigen.

    Das war nicht in der Art gemeint, dass du A. ausnützt, sondern das bei mir der Eindruck entsteht,

    dass es so sein könnte. Und ich bin froh, dass du damit auch so reflektiert umgehst.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Lieber Josh,

    ich bin sehr froh, dass du dich wieder meldest. Wir alle hier sind in einer für uns außergewöhnlich schwierigen Lebenssituationen und versuchen alle, irgendwie damit klar zukommen und haben deshalb auch für jeden Verständnis, dem es genauso geht. Ich würde mich freuen, wenn du weiter aus deinem Leben erzählst.

    Auch du bist ein wertvoller Mensch in diesem Forum.

    Liebe Grüße

    Petra

  • Okay, ihr Lieben,


    dann schreibe ich, möchte aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen.


    Freitag Abend saß A. mit einem Kumpel und einer Kiste Bier im Wald und wollte unbedingt, dass ich komme. Ich wollte den Todestag meiner Mutter alleine verbringen und auch nicht in den Wald hocken und saufen bzw. beim saufen zuschauen (entschuldigt die Wortwahl, aber so sehe ich das). Darauf hin kamen vorwurfsvolle Nachrichten und mir wurde quasi die Freundschaft gekündigt.


    Am Samstag kamen noch zwei abgeschwächte vorwurfsvolle Nachrichten, dann war wieder alles gut. Samstag gingen wir essen, ihr Alkoholkonsum dabei war sehr moderat. Den Abend und die Nacht verbrachten wir bei mir und es war ein toller Abend. Wieder entdeckten wir viele Gemeinsamkeiten.


    Am Sonntag machten wir spontan einen gemeinsamen Spaziergang, welcher sich zu einer ordentlichen Wanderung entwickelte. Obwohl es zu regnen begann, ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben. Es war einfach traumhaft. Wir waren einfach nur glücklich.


    Abends gingen wir dann wieder zum essen und dann erfolgte wieder ein alkoholischer Absturz.


    Gestern Morgen sagte sie zu mir, dass sie diese Woche nichts mehr trinken werde. Wir gaben uns die Hand darauf. Sie war so verkatert, dass sie einen Kundentermin absagen musste.


    Gestern Abend rief sie bei mir an. Ich hörte sofort, dass sie betrunken war. Sie war bereits bei der zweiten Flasche Wein. Das hat mir sehr, sehr weh getan.


    Wir haben eine neue Vereinbarung getroffen. Sonntags trinkt sie keinen Alkohol mehr oder wenn, dann nur zwei oder drei Bier. Gestern Abend hat sie mir versprochen, die zweite Flasche Wein nicht mehr auszutrinken.


    Wenn mich die drei Jahre der Krankheit von Silvia etwas gelehrt hat, dann ist es, in kleinen Schritten zu denken. Das mache ich in der Beziehung zu A. auch.


    Sie hat es wirklich nicht leicht, aber auf ihre beruflichen und privaten Probleme werde ich hier nicht eingehen. Ich helfe, so gut ich kann.


    Aber dieses Auf und Ab ist ein unglaubliches Gefühlschaos. Ich bin fröhlich und dann wieder traurig. Es ist sehr schwer. Und es kostet viel Kraft. Da sind einerseits ihre fröhliche Art und ihr liebevolles Wesen, andererseits wieder die Ablehnung und Verleugnung und die Abstürze.


    Liebe Grüße

    Josh

  • lieber Josh,


    da möchte ich Karin zustimmen !


    Höre auf dich, dein Herz-und Bauchgefühl.


    Und bitte, teile uns weiter deine Gedanken und Gefühle mit.


    Sei gedrückt

    Stille Perle

  • Ach Karin und Stille Perle, ich danke euch.


    Um 13 Uhr schrieb sie mir, dass sie mit einem Kumpel ein paar Bier zischen geht. Ich fragte dann nach, wegen der Abmachung, diese Woche nichts zu trinken. Sie antwortete, bei ihrem derzeitigen Überstress sei das nicht möglich. Die üblichen Ausreden eines alkoholkranken Menschen. Ich bin so richtig traurig.


    Was mache ich, wenn sie heute Abend wieder betrunken anruft?


    Mein Herz streitet mit meinem Verstand.


    Liebe Grüße

    Josh

  • Lieber Josh,


    bitte schütze dich selbst...lass dir nicht dein Herz in deiner Situation noch mehr belasten.


    Das wird zu viel... zu viel Alkohol... zu viel Lügen... zu viel Ausreden... und ausserdem gleichzeitig zu wenig... zu wenig Vertrauen... zu wenig Zuwendung... zu wenig Wille etwas zu ändern.


    Höre auf deinen Verstand... sonst verlierst du auch noch die Achtung vor dir und vor deiner Erinnerung an deine Liebe, die dir gutgetan hat.


    Diese Beziehung wird dir schaden.

    Das ist meine Meinung und auf keinen Fall will ich urteilen über deine Gefühle und Entscheidungen.


    Sei umarmt von Luise

  • Lieber Josh,

    ich muss mich den Worten von Luise anschließen. Soviel Kraft kann ein Mensch nicht aufbringen, auch nicht die, die es von Dir verlangen. Du trauerst immer noch um deine Eltern, um deine Frau sowieso, denke an ihre starke Liebe, das wird dir helfen eine Entscheidung zu treffen.

    Ich würde dir so gerne helfen, es tut mir soooooo leid, aber nur du selbst kannst die Reissleine ziehen. Tue es bitte, so lange es dir noch möglich ist.

    :30::30::30::30:

    LG Petra :24:

  • Liebe Luise und Petra,


    ihr habt ja Recht und ich verstehe euch. Aber ich habe mich verliebt. Herz und Verstand. Ich bin ein Herzensmensch.


    Ach ja, sie sitzt immer noch beim Bier.


    Verdammt, ich weiß echt nicht weiter.


    Liebe Grüße

    Josh.

  • Lieber Josh,


    ja, du bist ein Herzensmensch und niemand will Dir das Gefühl des Verliebtseins nehmen. Es gibt aber nur die eine Lösung: Entzug.


    Kannst du sie irgendwie dazu bringen ? Es geht halt nur, wenn sie es wirklich will. Aber sie hat dich als Notanker, das weiß sie genau. Du gibst ihr den Rückhalt, den sie für ihr tun braucht. Für sie ist erstmal alles gut. Aber du leidest jetzt, nicht sie. Es wird immer so weitergehen, sie lügt, du verzeihst .....


    Willst du euch nicht professionelle Hilfe holen? Ich bin kein Suchtexperte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr alleine nicht klarkommt. Damit muss man sich auskennen.

    Unter erstehilfekontakt@anonyme-alkoholiker.de findest du vielleicht eine erste Anlaufstelle ?


    Wieviel Kraft muss ich euch wünschen ? :24::24::24:

    LG Petra

  • Lieber Josh,


    es steht mir nicht zu, Deine Situation zu bewerten. Und ich will, kann und werde Dir keinen Rat geben. Aber zwei Fragen erlaube ich mir: Bist Du sicher, dass Du verliebt bist? Gerade mal zwei Monate nach der Beerdigung Deiner geliebten Silvia? Kann ja alles möglich sein, das will und kann ich nicht beurteilen. Wir Menschen sind alle verschieden.

    Du schriebst weiter oben, dass Du hlifst, so gut Du kannst. Das will ich Dir gern glauben. Könnte es möglicherweise aber auch so sein, dass Du Hilfe suchst, wo immer Du sie finden kannst? Auch das ist völlig normal in unserer Situation. Ich denke, wir alle suchen einen Halt. Noch einmal: Keine Bewertung, denn die steht mir nicht zu. Nur Fragen.

    Ich wünsche Dir und hoffe, dass Du und Deine Freundin A. den richtigen Weg findet.


    Herzliche Grüße

    Frank

  • Liebe Petra,


    sie hat viele Notanker. Viele Leute, welche mit ihr saufen gehen. Aber sie geht kaum noch in die Kneipe, dort wissen alle, dass sie Alkoholikerin ist. Sie holt sich ihr Zeug in der Tankstelle und säuft im Wald, damit ihre Mutter und ihr Sohn es nicht mitbekommen.


    Lieber Frank,


    vielen Dank für Deine Worte. Ja, ich bin in sie verliebt. Das war ich vor zwanzig Jahren schon und sie angeblich auch in mich.


    Liebe Grüße

    Josh


    PS. Sie ist immer noch unterwegs.

  • lieber Josh,


    Liebe und verliebtsein macht einen glücklich, füllt Einen aus ...


    Liebe oder wieder oder noch immer (von früher her und nun wieder neu aufgeklimmt) ist oftmals -leider- eine schöne, nein wunderschöne Erinnerung.

    Damals ward ihr beide noch jung und hattet eine ganz andere Ausgangssituation.


    Er zerreißt mir schier mein Herz, an was du versuchst festzuhalten ohne das Verändern der Lebenssituation ...

    ja, ich denke auch sehen zu wollen.

    Dann das wäre neuer, zusätzlicher Schmerz und Verlust um die "alte Verliebtheit" von damals.


    Jedoch, bitte ich dich

    ( und es ist wirklich nur liebevoll gemeint !)

    öffne deine Augen !


    Dein Herz hat doch schon leid genug beim Trauern um deine Silvia.


    Bitte denke darüber nach.

    Versprechen von Alkoholikern zum bewussten trinken, sind meistens vorbei.

    Ich weiss von was ich rede.


    Sei umarmt

    Stille Perle