Es ist geschehen

  • Ich weiß, dass man hier alles schreiben kann, was einem am Herzen liegt. Und deshalb möchte ich es noch einmal ausdrücklich unterstreichen: für mich ist es wie ein Wunder, dass so viele Leute so hilfreich sind, so unterstützend. Und ich bin ihnen und "dem Schicksal" (oder wem auch immer) unendlich dankbar dafür!

    das ist schön zu hören liebe StillCrazy

  • Es ist schön zu lesen, dass du soviel Unterstützung hast, du hast es auch verdient und durch dein Verhalten sozusagen "erarbeitet", ich wage das zu sagen, obwohl ich dich nicht persönlich kenne, allein durch die Einschätzung dessen, was du im Forum geschrieben hast.

    Bei mir war es so, das ich alles komplett alleine organisiert und gemacht habe, die Unterstützung meiner Bekannten und Freunde war mehr emotionaler Art. Mein Vorteil ist, dass mich meine Eltern und auch mein Mann in gewisser Weise zur Lebenstüchtigkeit erzogen und zu ihren Lebzeiten liebevoll für mich vorgesorgt haben.

    Ich fühle mich reich beschenkt und voller Liebe für meine kleine Familie, die mich so geliebt und so zu mir gehalten hat. Andererseits schmerzt der Verlust umso mehr, denn ich sehne mich nach ihnen und erwarte nichts mehr von der Welt in der ich lebe. Nur die Gewissheit, dass sie auch von der anderen Seite für mich da sind und mich unterstützen führt dazu, dass ich mein neues Leben in Angriff nehme und mich bemühe, damit sie stolz auf mich sein können.

  • Liebe Still Crazy,

    schön von dir zu lesen.


    Deine Freunde beim Chor und bei der Arbeit sind super. Vielleicht magst du ihnen das auch mal sagen - obwohl ich denke, dass du das sowieso tust.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Astrid,


    ja - ich sage es ihnen. Aber eigentlich gibt es keine Worte für die Dankbarkeit, die ich empfinde. Weil ich weiß, dass alles ganz anders sein könnte. Und dass es ein großes Geschenk ist, so unterstützt zu werden.


    Mir geht es weiterhin ganz gut. Aber ich merke schon, dass ich nicht wirklich stabil bin. Wenn es draußen grau und regnerisch ist, fühl eich mich schon gedrückter als sonst. Ich sage mir dann, dass der Regen gut ist für die Natur. Und dass das Gedrückt-Sein eigentlich ein gutes Zeichen ist (wenn auch unangenehm). Weil es mir zeigt, dass meine Seele gesund ist und auf einen Verlust eben mit einer entsprechenden Stimmung reagiert. Wenn ich immer nur in Balance wäre, dann hätte ich den Verdacht, dass ich etwas verdränge. So denke ich mir: gehört dazu - so wie der Regen zum Wetter und zur Gesundheit des Gartens gehört. So kann ich die gedrückte Stimmung besser nehmen. Un dich verspreche mir selber, dass sie wieder vorbei gehen wird. Wie ja auch der Regen vorbei geht.


    Morgen ist nun der Tag, an dem wir die Papiere sortieren wollen. Es gelingt mir, nicht allzu viel daran zu denken. Würde ja eh nichts bringen, jetzt schon die Gedanken darum kreisen zu lassen... Bin also in der Hinsicht ganz zufrieden mit mir.


    Habe heute in Haus und Garten gearbeitet. Es hat sehr gut getan, einen freien Tag zu haben. Auszuschlafen...


    Kein Sinn, keine Struktur - damit habe ich zum Glück nicht zu kämpfen. Ich habe da in den letzten Tagen einige Male drüber nachgedacht. Auch angeregt davon, was ich hier von den Leuten so lese.... Mir war immer ziemlich klar, wer ich bin - auch als Kind und Jugendliche. Und in der Trauer war / bin ich keine andere. Ich hatte auch damals , nach dem Tod meiner Mutter (der für mich die Katastrophe meines Lebens war und mich zutiefst erschüttert hat) ein Gefühl dafür, wer ich bin. Meine Werte, meine Interessen, mein Verhalten - das hat sich nicht geändert. Ich habe sie vermisst. Ganz schmerzlich. Aber ich bin weiterhin neugierig geblieben, gesellig, am Leben interessiert.


    Genau so geht es mir jetzt eigentlich auch. Und ich bin sehr froh darüber, dass ich die geblieben bin, die ich kenne.


    Ich merke natürlich, dass ich schneller müde werde, dass ich dünnhäutiger bin. Danach muss ich mich richten. Aber ich bin keine andere geworden...


    Ich wünsche Euch allen einen so-gut-wie-möglichen Abend!

  • Liebe Still Crazy,

    ich wünsche dir für heute, für das ordnen der Papiere, all die Kraft, die du dazu brauchst.


    Sehr schön finde ich deine Satz: Ich bin die geblieben, die ich kenne.


    Und auch wenn du dich veränderst, bleibst du immer noch du.


    Lg. Astrid.

  • Liebe StillCrazy,

    LIebe StillCrazy,


    Deine Zeilen von gestern abend haben mich sehr berührt.


    Das mit dünnhäutiger geworden, das kenne ich auch bei mir. Werte haben sich verschoben ich habe aber auch gelernt auch schöne Dinge bewusster zu erleben und nicht als selbstverständlich anzusehen.


    Liebe Grüße

    Josef

  • liebe StillCrazy, lieber Josef,


    mir geht es gleich wie euch Beiden :).

    Ich bin auch weitgehenst, in Manchen wieder, in Manchen anders , bei mir angekommen.


    Außer an so Trauertagen, wo mal eben gar nichts geht.


    Ich freue mich da sehr darüber & insg. dünnhäutiger ist nun auch mir zu eigen.

    Es ist einfach wieder schön, wenn man die Sonne, das frisch spriesende grün, wieder ! sehen kann und sich daran erfreut.


    Ich sagte vor Kurzem zu einer Freundin, ich glaube SO schön, wie dieses Jahr -jetzt- der Frühling ist, war er noch nie.

    Sie lächelte nur, nahm mich fest in den Arm und sagte :"sooo schön, dass du es weitgehenst wieder sehen und geniesen kannst".


    Lasst auch weiterhin die Sonne in euer Herz.

    ... und an den trüben Tagen für Einen, ruht sie sich dann eben mal aus ;-).


    Liebe Grüße

    Stille Perle

  • Liebe Stille Perle,


    das klingt super, was Du da schreibst :)

    Genau: an trüben Tagen ruht sich die Seele aus. Vielleicht sucht sie sich auch manchmal selber ein bisschen im Nebel... Und sonst öffnen wir unser Herz so weit wie möglich. Lassen es durchleuchten von der Sonne und durchlüften vom Frühlingswind.


    Gute Nacht :)

  • Liebe Stille Perle,


    ich fühle mit dir, auch ich empfinde die Farben und die Gerüche des Frühlings intensiver als früher, wir nehmen jetzt wohl alles intensiver wahr, auch die schönen Dinge, das ist wenigstens etwas Positives.

    Ich wünsche dir einen schönen Tag

    liebe Grüße

    Mowi

  • liebe Mowi,


    danke für deine lieben Worte !

    Stimmt, somit hat deine/meine/unsere tiefgehende Trauer doch auch etwas Schönes darüber hervorgezaubert ☆♡☆.


    Liebe Grüße an dich zurück & ebenfalls noch einen schönen , nun, Rest-Tag

    ... & ich brachte gerade Sichtschutzfolie an unseren gr. Wohnzimmerfensterfronten an, dieses "reingeklotze" , wenn die Nachbarn zu ihren Wohnungen gehen, nervt mich schon seit Längerem.


    Stille Perle

  • Liebe Stille Perle,


    ich habe auch das Gefühl manchmal angeglotzt zu werden - so wie man einem Fisch, der am Trockenen mit dem Überleben überkämpft, neugierig zuschaut.

    Du hast gut getan, schütze dich und tue nur was dir gut tut.


    Wünsch dir eine schlafreiche Nacht

    Mowi

  • Liebe alle,


    ein kurzes Update von meiner Seite. Es ist in der letzten Zeit durchaus auf und ab gegangen mit mir und meinen Emotionen. Derzeit bin ich wieder halbwegs stabil. Viel geholfen haben das Singen in der Chorprobe gestern und liebe Leute, die einfach einmal nachfragen - und sei es, dass sie eine SMS schicken.


    Etwas Wichtiges ist mir aber jetzt wieder ein- bzw. aufgefallen - und das möchte ich gern mit euch teilen. Mir gest es dann immer deutlich besser, wenn ich as Gefühl habe, handlungsfähig zu sein. Wenn ich den Eindruck habe, ich bin "den Mächten" (dem Schicksal, Rudis Ärzten, Behörden - wem auch immer) ausgeliefert, dann fühle ich mich ganz ängstlich und weinerlich.

    Wenn ich das Gefühl habe, (mit)gestalten zu können, die Ding ein die Hand nehmen zu können, entscheiden zu können - dann geht es mir gleich wieder gut. Dann habe ich Ideen, dann bin ich neugierig, selbstbewusst.


    Etwas anderes, das mir wieder aufgefallen ist: mir sind Kontakte unheimlic wichtig. Und momentan auch neue Kontakte. Ich suche sie gezielt auf. Z. B. indem ich Menschen Freundschaftsanfragen auf Facebook schicke. Indem ich bereits vorhandene Bekanntschaften intensiviere. Indem ich ein offenes Auge habe, welche von den beruflichen Kontakten (von denen ich zum Glück viele und sehr gute habe - ich arbeite gern mit Menschen) auch privat interessant sein könnten.


    Auch das ist für mich gestalten - und tut mir gut.


    Alles Liebe Euch :-)

  • Liebe StillCrazy,

    ich schreibe hier in diesem Forum nicht mehr viel, aber ich denke oft daran, wie es dir geht. Und ich freue mich immer, wenn du uns ein Update gibst :)


    Zum Thema Kontakte: ich habe einige Menschen in der Trauer hinter mir gelassen. Ich glaube, das lag gar nicht unbedingt an den betreffenden Personen, sondern auch an mir, weil ich mich verändert habe oder einfach nicht mehr so viele Kompromisse mache. Aktuell finde ich es auch spannend und heilsam, neue Kontakte zu knüpfen oder alte, eingeschlafenen Freundschaften zu neuem Leben zu verhelfen.


    Ich wünsche dir alles Liebe :*.

    Tina

  • Liebe Stillcrazy,


    schön, dass du deinen Weg gefunden hast. Ich denke, dass das auch mein Weg sein könnte.

    Folgenden Spruch habe ich in meiner Küche hängen: "Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen."


    Alles Liebe

    Mowi

  • Liebe Mowi,


    das freut mich zu lesen. Und dem Spruch kann ich zu 200% zustimmen. Ich glaube, es gibt nur einen Reichtum, der wirklich zählt (sofern die alltäglichen Bedürfnisse gut abgesichert sind), und das ist der Reichtum an Beziehungen.


    Es macht mich immer traurig hier im Forum zu lesen, wenn Trauernde schreiben, sie ziehen sich (dauerhaft) von anderen Menschen zurück. Weil sie so traurig sind, weil sie von anderen Menschen enttäuscht wurden, weil sie keine Kraft mehr für Beziehungen haben. Ich denke mir, so wird die Einsamkeit, die durch den Verlust sowieso schon so groß ist, noch stärker und schier übermächtig.


    Mir tut es so gut zu erkennen, dass es - auch wenn Rudi nicht mehr da ist - Menschen für Unternehmungen gibt, für Aktivitäten am Wochenende z. B. oder auch Menschen, die mich bei diesem oder jenem unterstützen. So wie ich ja auch andere Menschen unterstütze, wenn sie etwas von mir brauchen, das ich leisten kann.

    Die Beziehung zu Rudi ist, auf die bisherige Weise, nicht mehr existent. Da ist etwas weggefallen. Aber ich merke auch dass sich Beziehungen zu anderen Menschen vertiefen. Ich freue mich, dass ich das wahrnehmen, zulassen und schätzen kann. Und ich freue mich, dass es diese Menschen gibt. Weil ich weiß, dass das alles andere als selbstverständlich ist.


    Ich freue mich sehr zu lesen, dass das auch für Dich als Weg ins Auge fasst. Ich glaube, dass das Leben für uns noch viel Positives bereit hält. Was immer es dann im Einzelnen sein mag: Enkelkinder, berufliche Erfolge, schöne Reisen, Freundschaften, neue Partnerbeziehungen. Was immer es dann im Konkreten sein wird... Wichtig ist, meiner Meinung nach, dass wir dem Leben eine Chance geben.

    Ich habe für mich das Gefühl, dass ich das mir und meinem Leben schuldig bin: ihm eine Chance zu geben. Auch wenn es (natürlich) Phasen des Rückzugs gibt, Phasen der Nachdenklichkeit, der Müdigkeit, der starken Trauer - in der wir uns selber sortieren müssen. Aber ich sehe das eben als Phasen, nicht als Programm für die Jahre, die da vor mir liegen. Mit denen habe ich schon noch einiges vor :-)


    Alles Liebe Dir & gute Nacht