Liebe StillCrazy,
es ist schön, zu lesen, wie Du auch nach der langen Krankheit und dem Tod von Rudi Dein Leben meisterst und ihm die positiven Seiten abgewinnst. Und ja, das Leben hält noch so viel für uns bereit, wir müssen es nur zulassen.
Ich habe mich nach dem Tod meiner Silvia zunächst zuhause vergraben und die Wände angeschrien. Mir war nicht nach anderen Menschen. Vielleicht war es richtig, was ich gemacht habe, vielleicht auch falsch. Egal, es ist, wie es ist.
Als ich dann endlich wieder unter Menschen ging, ist ein wundervoller Mensch in mein Leben geplumpst und gab mir eine Initialzündung. Seither gehe ich wieder fort, treffe Freunde, gehe wieder in meinen Verein. Ich kann wieder lachen. Natürlich gibt es auch immer noch die Momente voller Trauer, aber mittlerweile verstehe ich damit umzugehen und lasse die Trauer dann auch zu.
Und wie Tina habe auch ich einige Menschen hinter mir gelassen und dafür neue Freundschaften geschlossen, welche mein Leben bereichern. Mein Blick auf die Menschen, mein Wertesystem haben sich verändert.
Es macht mich immer traurig hier im Forum zu lesen, wenn Trauernde schreiben, sie ziehen sich (dauerhaft) von anderen Menschen zurück. Weil sie so traurig sind, weil sie von anderen Menschen enttäuscht wurden, weil sie keine Kraft mehr für Beziehungen haben. Ich denke mir, so wird die Einsamkeit, die durch den Verlust sowieso schon so groß ist, noch stärker und schier übermächtig.
Ja, so geht es mir auch. Vor allem, weil ich weiß, dass unsere Liebsten das so nicht wollen würden.
Die letzten Wochen habe ich zweimal den Film "Harold und Maude" angeschaut. Da gibt es eine Szene gegen Ende des Films, kurz nachdem Maude ihre Überdosis Tabletten genommen hat, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, in welcher Harold sagt: "Aber ich liebe Dich, Maude", worauf Maude erwidert: "Das ist schön, Harold. Geh´hin und liebe noch viele andere."
Ich habe für mich das Gefühl, dass ich das mir und meinem Leben schuldig bin: ihm eine Chance zu geben.
Das hast Du wunderschön formuliert.
Liebe Grüße
Josh