Von jetzt auf sofort mit den Kindern und der Landwirtschaft alleine....

  • Hallo.

    Ich habe mich die letzten Tage hier ein wenig umgeschaut und hoffe nun, hier Menschen zu finden, die das Gleiche fühlen, wie ich. Meine Geschichte beginnt am 26.8.2019. Alles war wie immer: Ich habe morgens das Frühstück für die ganze Familie gemacht, mein Mann hat die Tiere versorgt. In seiner Mittagspause haben wir noch miteinander telefoniert. Und zwei Stunden später kam der Anruf aus der Klinik, dass man meinen Mann seit einer dreiviertel Stunde wiederbeleben würde, bisher jedoch ohne Erfolg.Er sei an der Arbeit einfach zusammen gesunken. Da saß meine 15jährige Tochter mir gerade gegenüber am Küchentisch. Ich solle sofort kommen, hieß es. Ich habe zuerst noch tanken müssen und mir ist dann eingefallen, dass mein Mann an diesem Tag seinen Geldbeutel vergessen hatte, da war auch die Krankenkassenkarte drin. Ich bin also nochmal heimgefahren, um sie zu holen und als ich aus dem Auto stieg klingelte mein Handy, es war das Krankenhaus: man habe die Reanimation nun eingestellt und mein Mann sei gerade verstorben! Ich stand auf unserem Hof, das Handy am Ohr und die Welt blieb einfach stehen! Ich habe ab diesem Moment keinerlei Erinnerung mehr an diesen Tag, was mich sehr erschreckt. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich meinen Kindern (meine Tochter ist 15, mein Sohn jetzt 9 Jahre alt, heute ist sein Geburtstag) den Tod ihres Papas beigebracht habe! Seitdem gilt meine größte Sorge den Kindern. Mache ich alles richtig? Beide sin auf eigenen Wunsch präventiv in psychologischer Behandlung. Ich versuche, den geregelten Tagesablauf beizubehalten, unsere kleine Landwirtschaft bestreite ich seitdem alleine. Ich versuche, stark zu sein, auch weil die Familie meines Mannes nicht gerade einfach ist. Und sobald ich dort Schwäche zeige, habe ich verloren! Zur Info muss ich sagen, dass mein Mann 19 Jahre älter war als ich und ich hier am Hof nie etwas zu sagen hatte.

    Liebe Grüße

    Yvonne

  • Liebe Yvonne,

    zunächst mein tiefes Mitgefühl für Deinen Verlust und herzlich Willkommen hier im Forum. Ich bin auch noch nicht lange dabei, aber mir tut es sehr gut, hier ab und zu zu schreiben. Du hast sicherlich gelesen, dass wir hier alle einen lieben Menschen verloren haben. Mein Mann starb vor neun Wochen neben mir morgens im Bett. Er war erst 55 und ist morgens einfach nicht mehr aufgewacht. Meine Kinder, die schon etwas älter sind als Deine, haben bei der Reanimation geholfen bzw. zugeschaut. Bilder, die man glaube ich, niemals vergessen kann. Beide Kinder sind in Therapie, was ihnen auch sehr gut tut. Zu Hause reden sie über das Erlebte nicht so viel, bei der Therapeutin öffnen Sie sich schon. Meine große Angst ist die Verantwortung für zwei pubertierende Jungs. Treffe ich die richtigen Entscheidungen? Wie Du auch, versuche ich für sie zu funktionieren. Das sehe ich momentan als meine Hauptaufgabe an. Dazu gehört auch, dass ich mir nach langer Zeit des Hausfrauendaseins wieder eine Arbeit suchen muss. Schwere Zeiten sind für uns angebrochen, aber für unsere Kinder müssen wir stark sein. Lass‘ Dir von der Familie nichts gefallen!!! Traurig, dass sie Dir in dieser Situation das Leben schwer machen, anstatt Dich zu unterstützen. Ich wünsche Dir viel Kraft für alles was da kommt. Du schaffst das zusammen mit Deinen Kindern!!! Alles Liebe, Pauli

  • liebe Yvonne,


    dein und euer Verlust tut mir sehr leid für euch & ich möchte auch dir mein herzlichtes Beileid aussprechen und dich hier im Forum willkommen heißen.


    Mir fehlen gerade die richtigen Worte, deshalb nehme ich dich, wenn ich darf ?, liebevoll und festhaltend in meine Arme !?!


    Mein Mann verstarb vor 1,1/4 Jahr plötzlich über Nacht.

    Da warem meine 2 Kinder (immerhin schon) 17,5 & 22 Jahre alt.


    Ich sende dir leise Grüße

    Stille Perle

  • Hallo Pauli, Hallo stille Perle,


    vielen lieben Dank für eure einfühlsamen Worte und auch für euch mein tief empfundes Beileid.

    Heute war wieder ein besonders schwerer Tag: der Geburtstag unseres Sohnes! Wir haben auf die Familienfeier verzichtet und ich bin mit meinen Kindern in die Therme gefahren. Es tat so gut, den ganzen Stress und die Trauer für ein paar Stunden etwas weniger stark zu spüren. Und die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass mein Mann unserem Sohn beim Toben zusah.


    So langsam breitet sich in mir Dankbarkeit aus: So hart das Schicksal es auch mit uns gemeint hat, es hätte schlimmer kommen können. Wäre die Reanimation doch noch erfolgreich gewesen, wie sähe nun unser Leben aus? In welchem Zustand befände sich mein Mann jetzt? Meine Schwiegermutter hatte vor 12 Jahren einen Schlaganfall und war danach 5 Jahre hochgradig pflegebedürftig. Das war eine große Belastung für die gesamte Familie. So können wir anfangen, das Ganze zu verarbeiten. Hört sich vielleicht sehr herzlos an, aber ich glaube, ihr wisst, wie ich das meine.


    Liebe Grüße

    Yvonne

  • Liebe Yvonne,

    da bin ich ganz bei Dir. Der Notarzt war sich sicher, dass mein Mann bei einer gelungenen Reanimation nicht mehr der gewesen wäre, der er mal war. Ich bin mir sicher, dass mein Mann nicht als Pflegefall an Maschinen hätte enden wollen. Für ihn war dieser Weg auf jeden Fall besser. Lieben Gruß, Pauli

  • Hallo Yvonne!

    Meine aufrichtige Teilnahme!Es tut mir so leid für dich und die Kinder.Ja mein Mann ist am 24.12.2018 verstorben,auch ihn haben sie 2,5 Stunden versucht zu reanimiren ,aber dann hat sein Herz für immer aufgehört zu schlagen.Es ist traurig,das seine Familie jetzt nicht hinter dir steht.Du mußt ja für deine Kinder stark sein,und auch die Arbeit alleine bewältigen,das ist sicher auch sehr schwer.Denk jetzt nicht an seine Familie sondern an die Kinder und dich.Ich wünsche dir ganz viel Kraft Liebe Grüße Helga

  • Liebe Yvonne,

    Auch von mir , mein aufrichtiges Beileid. So sehr der Verlust schmerzt , mein Mann wäre laut Auskunft der Ärzte , wahrscheinlich auch pflegebedürftig geworden , das hätte ich ihm niemals gewünscht . Nun leiden wir ohne Ende aber meinen Mann leiden zu sehen und nicht wirklich helfen zu können wäre noch schlimmer gewesen.

    Wir alle hier müssen lernen ohne den geliebten Partner zu leben . Das Forum hilft ein bisschen dabei , Es kann uns nicht den Schmerz nehmen aber ich persönlich fühle mich hier gut aufgehoben. Weil wir alle das gleiche Schicksal tragen und hier Verständnis dafür bekommen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und lass dich nicht unterkriegen.


    Fühl dich gedrückt

    Liebe Grüße

    Birgit und Fine

  • Liebe Yvonne,

    auch von mir mein aufrichtiges Beileid - Beileid im Sinne von: Ich bin BEI dir in deinem LEID.


    Was deine Kinder angeht möchte ich dir hier zwei tabuFREI Folgen einstellen, die dir vielleicht ein paar Anhaltspunkte geben können. Gibt es in deiner Nähe Familientrauerbegleitung? Das fände ich für euch drei sehr wertvoll.


    Deine Dankbarkeit verstehe ich sehr gut. Einen Menschen zu pflegen, den man liebt, das würde man immer tun. Und doch ist bei dir das Wissen da, dass er ein solches Leben nicht gewollt hätte. Es ist für dich die weniger schlimme Alternative, bei all dem Schmerz. Im Grunde schreibst du damit auch, dass dir

    DEIN Schmerz der Trauer weniger weh tut, als wenn du ihn in einem Leben sehen müsstest, das er nicht für sich wollte. Und das ist für mich absolut nicht herzlos, sondern ein enormer Liebesbeweis.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.


    https://www.lebenskreise.at/ta…auer-an-besonderen-tagen/


    https://www.lebenskreise.at/tabufrei-folge-4-kindertrauer/

  • Liebe Yvonne,


    herzliches Beileid und viel Kraft für dich und deinen Kindern. Es ist schrecklich, seinen Partner so unvorbereitet zu verlieren.

    Alle hier im Forum haben einen lieben Menschen verloren. Denke nicht an seine Familie, sondern denke an dich und an die Kindern


    alles Liebe Maike

  • liebe Yvonne,


    auch von mir mein herzliches beileid für deinen verlust.... auf die eine oder andere weise sitzen wir hier alle im gleichen boot und versuchen uns gegenseitig trost und hilfe zu geben, du kannst hier immer schreiben was dich bewegt, wir hören dir zu können dich vielleicht ein wenig stützen in deiner schweren zeit...


    wenn ich es richtig verstehe, darfst du deine zertrümmerten gefühle nicht wirklich zeigen/zulassen wegen seiner familie auf dem hof? ich weiss nicht was ich da raten soll, aber auf keinen fall solltest du meiner meinung nach diese wichtigen gefühle unterdrücken, weil unterdrückte gefühle nur krank machen auf dauer...


    liebe umarmung von Bine

  • Hallo an alle, die seitdem geantwortet haben.


    Momentan gilt meine größte Sorge meinem kleinen Sohn ( 9 Jahre): er hatte an dem Tag , an dem sein Vater starb, Religionsunterricht. Am Ende der Stunde fing er an zu weinen. Die Lehrerin fragte, was denn los sei. Darauf meinte er: ich habe so Angst, dass Mama oder Papa etwas Schlimmes zustoßen könnte! Drei Stunden später kam die Nachricht vom Tod meines Mannes! Was für ein Schock für mein Kind!!! Das hat mir die Klassenlehrerin erst vor einigen Tagen erzählt. Seitdem hat er Angst vor dem Religionsunterricht. Er gibt sich irgendwie die Schuld daran. Seitdem hat er eine Mathearbeit zurück bekommen, Note 2- , eigentlich vollkommen in Ordnung, aber als Einser-schüler ist er jetzt vollkommen irritiert. Er hat jetzt Angst, in der Schule schlecht zu werden, Mama ist ja jetzt allein, dann kommt das Jugendamt und all solche Sachen! ( Ich weiß nicht, wie er auf solche Gedanken kommt, die Lehrer bestätigen mir durchweg ein positives Verhalten meines Sohnes) .

    Weiß mir grade gar nicht mehr zu helfen.....

    Gruß Yvonne

  • Liebe Yvonne,

    ist Dein Sohn in psychotherapeutischer Behandlung? Meine Jungs haben ja beide bei den Reanimationsversuchen geholfen. Ich dachte nur, wie soll ein Kind diese Bilder verkraften. Beide haben zum Glück sofort Termine bekommen. Mein jüngerer Sohn hatte kurz nach dem Tod vom Papa auch Angst um mich. Er sah die Schlaftabletten, ohne die es Anfang nicht ging und meinte, er muss aufpassen damit ich nicht zu viele nehme. Da ist die Angst, dass der Mutter auch noch etwas passiert. Mit mir können/wollen sie aber darüber nicht reden, mit der Therapeutin tun sie es. Ich denke, das wäre auch ganz wichtig für Deinen Sohn. Alles Liebe und viel Kraft, Pauli

  • Liebe Yvonne,

    gibt es bei dir in der Gegend Familien-Trauer-Begleitung?


    Ich finde nicht, dass es in deiner Situation eine Psychotherapie sein muss. Denn Trauer ist nicht therapierbar - im Gegensatz zu traumatischen Bildern.

    Die Schuldfrage hat einen großen Platz in der Trauerbegleitung und wird sehr ernst genommen.


    Schau dir mal die Videos an. Vielleicht findest du da erste Anhaltspunkte.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Yvonne! ich möchte dir auch mein herzliches Beileid aussprechen zu deinem großen Verlust! Ich glaube, Kinder brauchen sicher auch noch eine Hilfe bzw Unterstützung von außen, um das Ganze verarbeiten zu können! Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft! <3 LG Andrea