Mein geliebter Mann ist plötzlich verstorben, ich bin fassungslos

  • Ja liebe Kohlrabenschwarz, was auch mein Nickname sein müsste, wenn man sich jemand seinen Schmerz von der Seele schreiben bz. reden kann, daran klammert man sich so wie ich morgen an mein 1 stündiges Gespräch im Trauerzentrum. Helfen, hat der Chef einmal zu mir gesagt, kann er nciht, aber zuhören kann er und er hat noch andere auch schwer Trauernde, am Donnerstag zur Traumatherapeutin, das hat mir bisher eigentlich noch nicht das gebracht, was ich erwartete.


    Lese ein wenig in John Hollands Buch vom Raymond-Moody Spiegelmeditation, in einemm abgedunkelten Raum sich vor einen Spiegel setzen und hinter sich eine Kerze anzünden, dafür habe ich nicht die räumlichen Gegebenheiten, in Dorits ehemaliger Wohnung da wäre es gegangen.


    LG

    Matthias

  • Oh liebe Sabine,
    wie sehr finde ich mich in all deinen Erzählungen (natürlich bis auf die näheren Umstände) wieder!

    Weißt du, auch mein Mann, obwohl er deutlich jünger war als ich, war der klug, ruhige und besonnene in unserer Beziehung. Er fehlt mir auch so sehr, und erst gestern kam mir wieder mal der Gedanke, wie unfassbar sein Tod ist!


    Aber obwohl wir nur wenige Wochen in unserer Trauer auseinander sind, habe ich gerade eine Phase, in der sich die Trauer wie damals nach den ersten Tagen und Wochen anfühlte. Doch das werde ich jetzt mal in meinem Thread näher ausführen...


    Wenn es bei dir was Neues gibt, guck ich mir das halt immer als erstes an, bevor ich mich meinem eigentlichen Schreibvorhaben widme.


    Fühl dich gedrückt! ♥

  • in der sich die Trauer wie damals nach den ersten Tagen und Wochen anfühlte.

    Das geht mir jetzt nach fast einem ganzen Jahr noch so, ich darf gar nicht dran denken, dass der Unglückstag sich in wenigen Tagen zum ersten Mal jährt.

    Es ist in dem einen Jahr keinen Deut besser geworden, die entsetzlichen Bilder die sehe ich heute wie damals vor mir.


    Und setzt mir immer noch den Entsetzensschrei ins Gesicht, und das obwohl ich alle Therapien gemacht habe, die in Frage kamen und angeboten wurden.


    Zurücktherapieren kann mir Dorit eben niemand, nur ihre Stimme die kann ich hören und im Herzen bin ich über das Band der Liebe immer mit meiner Dorit verbunden.


    LG

    Matthias

  • Heute ist einer der schlimmen Tage.

    Eigentlich war ich ja mit einer Bekannten zum Spazierengehen verabredet, aber sie hat heute früh wegen Krankheit abgesagt.

    Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen.

    Ich habe mir dann im Fernsehen die Übertragung des Europakonzerts mit den Berliner Philharmonikern angeschaut, so wunderbare Musik!

    Da hat mich abgrundtiefe Verzweiflung gepackt und ich bin in Tränen ausgebrochen.

    Mein Mann hätte das so gerne mit mir angeschaut, er war ein großer Fan klassischer Musik, insbesondere der Philharmoniker. Wir hätten hier zusammengesessen und gelauscht, dazu Kaffee getrunken und Kuchen oder Kekse genascht.

    Er war in solchen Momenten immer sehr bewegt und gerührt, wenn etwas besonders schön war, kamen ihm auch manchmal die Tränen.

    Die Erkenntnis, dass wir solche innigen gemeinsamen Momente nie mehr haben werden, hat mich regelrecht zu Boden gedrückt.

    Mein ganzes restliches einsames Leben liegt wie eine riesige Last auf mir und ich kann gar nicht mehr mit dem Weinen aufhören.

    Ich bin 60 Jahre alt und habe jetzt schon Angst vor der Rente. All die schönen Pläne, die wir hatten, Reisen die wir dann machen wollten...alles vorbei.

    Wir haben vor 10 Jahren zusammen den Motorbootführerschein gemacht, haben uns oft Boote geliehen, wollten uns später evtl. ein eigenes Boot anschaffen und damit viel unterwegs sein.

    Auf dem Wasser war mein Mann immer besonders glücklich.

    Vor 8 Jahren haben wir an der Müritz eine Yacht gechartert und waren mit unseren beiden Kindern und deren Lebensgefährten 2 Wochen lang auf Flüssen und Seen unterwegs.

    Er hat danach immer gesagt, das war der schönste Urlaub seines Lebens.

    Es tut mir vor allem so entsetzlich leid für ihn, dass er die ersehnte Rente nicht mehr erleben kann.

    Nach seiner Herzmuskelentzündung fehlte ihm viel Kraft, oft hat er gesagt, er würde so gerne vorzeitig in Rente gehen.

    Meine Tochter und ihr Lebensgefährte wollen nächstes Jahr heiraten und planen Kinder. Der Papa sollte sie zum Traualtar führen, und ach, er wäre so ein toller Opa geworden!

    All das muss ich jetzt alleine erleben, es ist einfach furchtbar.

    Ich wünsche mir, morgens aufzuwachen und zu merken, es war nur ein böser Traum.

  • Liebe Kohlrabenschwarz!

    Ja das sind alles die schönen Erinnerungen und jetzt,es könnte alles noch so schön sein,aber es sollte nicht sein.

    Das Leben ist so ungerecht.Dein Mann wätre sicher so stolz gewesen seine Tochter zum Traualtar zu begleiten

    und er er wäre auch ein stolzer und liebenswerter Opa gewesen.Darüber darf man gar nicht nachdenken.

    Ich wünsche dir alles Gute.Liebe Grüße Helga

  • Ja morgens vor dem Aufwachen da sehe ich mich in meinem Seelenlager an der Seite meiner Mutter, Dorit und Dorits Mutter, das wird unser Lagerplatz in der jenseitigen Welt sein.

    Aber dann bläst der Radiowecker: Aufstehen, Matthias, aber bitteschön ohne Dorit, die gibt es in Deiner Welt nicht mehr und da kommt die morgendliche

    'Horror-Show', da kann Promethgazin und Tavor eine gewisse Beruhigung bringen und dann der Blick in Dorits Gesicht in den Alben und der Sound vom Diktiergerät und es geht weieder.


    LG

    Matthias

  • Kohlrabenschwarz,


    Ich bin mit Dir zurückgegangen ( 6 Wochen vor dem Beitrag vom 12. Dez 2019) . Schockstarre. Dieser " Film" ist im Grunde der letzte, den wir noch besitzen.Deshalb. ich spreche nun von mir, lässt man diesen Streifen auch nicht los, ja, man klammert ihn fest. Man klammert sowieso alles fest: alle GRiffe, auf denen man Spuren seiner Hand fühlt. Sein zuletzt getragenes schönes , stilvolles Karohemd. Die Walkjacke, sie hängt seit diesem verhängnisvollen Morgen am Bügel des Fensters , wo Du, oh mein Lieber, sie abends zuvor aufgehängt hattest. Sie " begrüsse" ich jeden Morgen . Ja, ich stehe zu meiner Schizophrenie. gerne bin ich verrückt für ihn.

    Ich will dir nur sagen, adss ich am Aufarbeiten bin in diesem neuen Forum und Deinen Anfang las und mich darin wiederfinde.

  • Der erste Himmelfahrtstag, Vatertag ohne meinen geliebten Mann, unseren herzenguten Papa...

    Ich werde mit den Kindern zum Friedhof fahren und wenn keiner guckt, eine Flasche seines Lieblingsbiers auf der Grabstelle ausgießen.

    Diese Tage sind besonders schlimm, die Erinnerung an vergangene wunderschöne Zeiten zerreißt das Herz.

    Er ist immer bei uns.

  • Wir haben das Bier auf seiner Grabstelle ausgeleert, die Sonne schien und ich hoffe, er hat es genossen!

    Meine Kinder haben den Tag mit mir verbracht, ich war darüber so unendlich froh.


    Und trotzdem fühle ich mich einsam, diese Einsamkeit kann durch nichts und niemanden gelindert werden.

    Es ist eine Einsamkeit, die wie ein Loch tief im Herzen sitzt. Der eine Mensch, der dieses Loch ausgefüllt hat, ist nicht mehr da und kommt nie mehr wieder.

    Ich fühle mich einsam inmitten von anderen Menschen, auch meinen Kindern und lieben Freunden.


    Oft bin ich wie ein kleines Kind, ich will mit dem Fuß aufstampfen und rufen, komm zurück.

    Ich bin wie Hänsel und Gretel im Wald, ich will, dass mich jemand an der Hand nimmt und mir den Weg zeigt.

    Ich habe einfach Angst.




  • ... weil diese geteilten Freuden mit IHM die doppelten waren. Weil die geteilte Neugierde die doppelte war. Weil der geteilte Appetit der doppelte war .Weil alles Erleben das mehrfache war...

    Weil alles Sinn machte . Weil Lieben u Lachen den Tag ausmachten.
    Auch ich habe Angst , nie mehr dieses Lachen wiederzufinden, was mich ausmachte, denn es war unser Lachen ( ob er dabei war oder nicht, ich lachte für und wegen und mit ihm). Ich gehe verstört durch die Wohnung. Hänsel hatte wenigstens Gretel dabei................

  • Ja das ist wirklich das, was wir alle hier durchmachen müssen.


    Das Einzige, was wir wirklich tun können, ist, uns in diesem Forum gegenseitig Trost zu spenden


    LG

    Matthias

  • Isabel ,


    dankeschön. Ich drücke aus, was war.

    Das Lachen und der Sinn des Tages. Das sind wichtigste Säulen.

    Sie kommen nicht als Geschenke vom Himmel gefallen: sie müssen erkämpft werden. Klingt jetzt alles so hart und verkrampft, ER hat sie sich erkämpft und mir weitergegeben.

    Da gibt es einen Menschen, Victor Frankel, der seine Jahre im KZ zubringen musste und sein Buch " ..... und trotzdem JA zum Leben " veröffentlichte. Das waren solche Impulse von Franz für mich.
    Der Sinn des Lebens . Und das Lachen.


    ich lächle leise, kann ich das noch, kaum, aber es würde Sinn machen.

  • liebe SaBine,


    nein, wir sind nicht mehr die gleichen menschen wie vorher.... ich bin sehr ernst geworden, kann vieles nicht mehr nachempfinden, was andere menschen zum lachen finden.....


    alles leer, alles hohl.... worüber menschen so lachen können....


    eine liebe umarmung von Mausebär-Bine :24: