Meine Mama ist plötzlich an Krebs gestorben

  • Hallo Leute,


    ich schreibe nun hier nun meine “Geschichte”. Ich hoffe, ich finde Leute mit ähnlichen Fällen, Menschen die sich damit auskennen oder einfach welche die mir schreiben. Danke im Voraus.


    Ich bin 20 Jahre alt, meine Mama war 57.

    Also ich fang damit an, dass meine Mama schon seit mehreren Jahren Depressionen hatte. Sie war nicht Inn Behandlung da sie meinte, es würde ihr keiner helfen können. Vor ca. 12 Wochen ist sie im Bett geblieben, und ihr ging es sehr schlecht. Wir dachten, sie habe wieder einen Schub. Nun ja wir haben sie gelassen, uns natürlich trotzdem gekümmert. Es wurde aber immer schlimmer, sie hatte Atemnot und hat ca. 1 ins Bad und zurück gebraucht, was normalerweise vielleicht 3 min dauert. Am Ende dieser 2 Wochen hatte sie plötzlich Schluckbeschwerden, sie könnte nicht mehr schlucken, essen oder trinken. Was ich dazu sagen muss, meine Mama hatte schon seit 3Jahren Atemprobleme, sie meinte immer es sei die Psyche, denn meistens wenn es ihr psychisch gut ging, hatte sie auch keine Atemprobleme. Nun ja, Sonntags vor 10 Wochen hat sie dann zu mir gesagt(sie hatte dann bei mir geschlafen, weil ich mir Sorgen um sie gemacht habe) wenn es morgen nicht besser wird, würde sie zum Arzt gehen. Montag Morgen hat sie dann zu mir gesagt, dass ich den Notarzt rufen soll. Das habe ich dann getan. Die Sanitäter kamen und meinten, die Sauerstoffsättigung I’m Blut würde nur noch bei 60% liegen. Meine Mama wollte dann nicht ins Krankenhaus. Ich habe sie aber überredet, da die Sanitäter und die Ärztin meinten, sie würde sonst sterbe. Im Krankenhaus wurde sie dann untersucht. Es kam heraus, dass sie eine starke Lungenentzündung hat und vielleicht einen Tumor, da die Lunge aber komplett weiß war, konnten sie nichts genaues sagen. Meine Mama konnte immer schlechter atmen, also haben sie sie ins künstliche Koma mit Tubus gelegt. Die Ärztinnen meinten, sie würde sonst sterben(bzw. ersticken). Nun ja ich war geschockt und habe meinen Papa das erste Mal weinen sehen. Die Ärztinnen meinten, sie seien auf so etwa nicht ausgelegt. Also wurde sie am nächsten Tag in ein Lungenfachkrankenhaus verlegt. Dort wurden dann nach und nach Untersuchungen gemacht. Nach ca. 4-5 Tagen wurde uns gesagt, dass sie sterben wird. Diagnose Lungenkrebs. Adenokarzinom im rechten Lungenflügel, ca. 3,5cm groß. Zweiter Schock. Der Arzt meinte, sie würden sie versuchen Palliativ zu betreuen, wir dachten ok noch ein paar Jahre. Am nächsten Montag, also nach einer Woche hat dann der Chefarzt mit uns geredet und gesagt, sie wird Ostern auf keinen Fall mehr erleben. Der Krebs sei inoperabel und eine Chemotherapie würde sie auch sofort umbringen. Er meinte, wenn alles gut läuft würde sie dann nach dem Krankenhaus Reha machen und wenn sie dann noch leben würde, könne sie dann im Januar mit der Chemo beginnen. Die Tage vergingen und die Ärzte haben sie dann nach Freitags aus dem künstlichen Koma geholt, nachdem es die Tage vorher nicht geklappt hatte. Sie wusste aber weder wer wir waren noch wer sie war, sprechen konnte sie auch nicht, nur nicken. Das änderte sich leider nicht, am nächsten Montag, also nun 2 Wochen im Krankenhaus, meinte der Chefarzt wir sollen sie einschlafen lassen, die Werte gehen immer weiter in den Keller, sie konnte auch kaum mit der Sauerstoffmaske atmen. Weiterhin meinte er, dass sie die Medikamente nicht mehr abbauen kann und somit nicht klar im Kopf werde würde und der Krebs auch im Zwerchfell sei. Nun ja meine 18-Jährigen Schwestern, mein Papa und ich haben uns dann entschieden, das zu machen, ich mein, wir wollten nicht das sie leidet und haben halt auf die Ärzte gehört. Also wurden die Geräte abgestellt und sie ist gestorben. Seitdem komm ich nicht mehr klar. Meine Mama war meine beste Freundin, mein Ein&Alles, wir hatten noch so viel vor im Leben und ich dachte echt, sie würde alt werden. Außerdem denke ich die ganze Zeit, dass das alles falsch war und meine Mama klar geworden wäre und vielleicht noch leben könnte. Ich habe diese Gedanken die ganze Zeit und weiß auch nicht wieso ich das glaube, aber irgendwie habe ich dieses Gefühl und das macht mich fertig. Ich bin so unendlich traurig und habe im Moment so Angst vor dem Tod, was danach kommt oder eben nicht kommt. Ich fühl mich selber so tot und die Vorstellung meine Mama nie mehr zu sehen und mit ihr zu sprechen, macht mich so fertig. Das ist meine Story, ich hoffe ihr könnt mir vielleicht helfen, auch was meine Gedanke bezüglich der Richtigkeit betrifft. Ich danke euch jetzt schon einmal, wenn ihr bis hierher gelesen habt.

  • Liebe Sophie,


    ein herzliches Willkommen hier im Trauerforum.

    Bin gerade in der Arbeit, kann deshalb nur kurz antworten. Aber: Diene Geschichte hat mich so berührt, dass ich zumindest ein paar Zeilen dazu schreiben will.


    Ich habe meine Mama im Alter von 18 Jahren verloren. Ebenfalls durch Krebs. Allerdings hatten wir die Diagnose ein Jahr vor ihrem Tod bekommen. Es war ein ganz fürchterliches Auf und Ab. Mit Hoffen, Enttäuscht-Werden und erneuten Hoffen. Es war sehr zermürbend.

    Dass es so schnell geht - und den damit verbundenen Schock - das habe ich also nicht erlebt.


    Das alles ist schon sehr lang her bei mir (ich bin vor ein paar Tagen 54 geworden), und ich kann Dir versprechen: Du kommst da durch. Auch wenn es vielleicht jetzt eine Botschaft ist, die Du im Moment gar nicht hören möchtest und nicht glauben kannst: Du kommst da durch und Du wirst in Deinem Leben noch viele wundervolle und unbeschwerte Momente erleben.

    Auch - und nicht zu letzt deshalb - weil es genau das ist, was Deine Mama für Dich wollte.


    Im Moment freilich ist etwas anderes angesagt, völlig klar. So wie ich es sehe, bist Du jetzt (ist man generell in dieser Phase) mit Überleben beschäftigt. Einatmen, ausatmen, einen Fuß vor den andere setzen ohne zu fallen, essen, trinken, schlafen (hoffentlich).

    Wenn Du das halbwegs, halbwegs schaffst, dann bist Du schon eine Heldin!


    Noch einmal: es wird wieder anders werden. Es wird wieder schön werden. Es wird anders sein als zuvor, Du wist Deine Mama immer wieder vermissen, aber es wird viele Momente geben, die anders schön sind. Jetzt gilt es einmal, Tag für Tag zu verbringen. Un dich habe den Eimndruck, Du machst das trotz deines tiefen Schmerzes sehr gut. Auch, weil Du Dir Hilfe suchst - zum Beispiel dieses Forum.


    Ich halte Dir die Daumen, dass Du online und im wirklichen Leben viele Menschen hast bzw. neu findest, die Dich unterstützen, die gut zu Dir sind. Das ist meiner Meinung nach das allerwichtigste. Und: essen, trinken, schlafen, wenn geht ein bisschen Bewegung - und sei es ein Spaziergang.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und werde, wenn ich darf möchtest, Deine Geschichte weiter verfolgen.


    <3

  • Liebe Sophie,

    Dein Verlust tut mir sehr leid. Es ist eine unsagbar schwere Entscheidung die ihr da treffen musstet. Ihr kanntet sie am allerbesten und habt ganz bestimmt in ihrem Sinne gehandelt.


    Deine Unsicherheit ist jedoch völlig verständlich und normal. Jeder würde sich diese Frage stellen. Und auch bei einem natürlichen oder ganz plötzlichen Tod sind immer wieder diese Fragen "Hätte ich was tun können?" präsent. Dies gehört zum Prozess der Verarbeitung.


    Kannst du dich mit deiner Familie und Freunden austauschen um den Schmerz verarbeiten?


    Schreibe hier wann immer du magst, und fühl dich willkommen in unserem Forum <3

    Isabel

  • StillCrazy

    Vielen Dank für deine Antwort (ich hoffe duzen ist okay?). Auch wenn das etwas komisch klingen mag, aber ich beneide die Leute, die sich darauf "vorbereiten" konnten. Ich weiß, ich höre immer wieder, dass man sich im Grunde nicht darauf vorbereiten kann, aber man konnte sich wenigstens verabschieden, das konnte ich nicht und das ist das was mir so schwer fällt. Darf ich fragen, wie du die Zeit überstanden hast, also wie war die Zeit für dich kurz danach, was hast du gemacht ? Und darf ich auch fragen, welchen Krebs deine Mama hatte? Danke. Meine Mama hat ihre Mama auch verloren, da war sie erst 23 und se hat das nie verarbeitet oder verkraftet. Meine Mama war auch meine beste Freundin, ich kam sehr nach ihr, wir hatten so viele Gemeinsamkeiten und jetzt hab ich niemanden mehr, der so ist wie ich. Wir hatten noch so viel vor und meine Mama konnte sich ja auch nicht verabschieden oder darauf vorbereiten.


    Danke nochmal, sehr schöne Worte! <3

  • Isabel L.K.

    Danke. Ja das hoffe ich, aber es ist halt die Frage, ob man in so einem Moment, in dem man diese Nachricht gesagt bekommt, dass die eigene Mama nur noch ein paar Tage leben würde, dann richtig handeln kann. Ich hoff es.


    Ja ich tausche mich mit meinen 2 Schwestern und meinem Papa aus, aber die werden ziemlich sauer, wenn ich mit meinen Unsicherheiten anfange. Und die 3 trauern halt "leider" nicht so wie ich, also meine 1 Schwester verdrängt es sehr doll, ich habe sie noch nicht weinen sehen, meine andere Schwester möchte alleine sein. Ich hasse es alleine zu sein, und fühl mich so alleine, da niemand wirklich mit mir reden will. Mit meinem Papa verstehe ich mich im Moment nicht so gut. Es sit eine lange und komplizierte Geschichte, aber ich sag nur so viel,dass mein Papa auf jeden Fall an den Depressionen meiner Mama Schuld trägt (es handelte sich um Geldangelegenheiten und teilweise auch psychischer "Terror").Und er sieht es nicht ein und meint, ich würde mir da irgendwas ausdenken, obwohl meine Mama mir die ganze Geschichte erzählt hat, aber ich kann ihm das einfach nicht verzeihen, in dieser Hinsicht weiß ich auch nicht, was ich machen soll.


    Danke auch für deine Worte!<3

  • Liebe Sophie,

    Jeder Mensch trauert anders. Viele wollen allein sein, oder auch nicht gesehen werden, wenn sie weinen müssen. Dein ärger auf deinen Papa erschwert natürlich die Trauer zusätzlich. Wenn die Emotionen so stark sind, ist ein klärendes Gespräch auch kaum möglich.


    Gib dir und deiner Familie Zeit. Und vielleicht magst du auch mal in eine Trauerbegleitung oder Trauergruppe gehen.


    Und hier findest du auch immer ein offenes Ohr <3:30:

  • Liebe Sophie,


    meine aufrichtige Anteilnahme zum schweren Verlust deiner Mama.


    Ja, ein Teil von sich selbst ist mitgestorben und die Vorstellung die geliebte Person nie wieder zu sehen und zu sprechen geht mir auch nicht in den Kopf.


    Meine Mama ist letztes Jahr im Mai auch an Lungenkrebs verstorben. So wie du, konnte ich mich nicht von ihr verabschieden.


    Sie kam Montag Mittag auf die Palliativstation, weil sie schon sehr schwach war und an Atemnot litt. Sie sagte nachmittags zu mir, fahr du mal nach Hause, du musst morgen arbeiten. So verabschiedete ich mich mit den Worten "tschüss bis morgen"...... Sie ist an dem darauffolgenden Morgen um 7.40 Uhr verstorben.


    Morgen sind es 36 Wochen und ich kann es immer noch nicht wirklich begreifen und kämpfe mit den Trauerwellen........


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese schwere Zeit <3


    Liebe Grüße

    Sveti

  • Sveti

    Vielen Dank. Das gleich gilt für dich, ich wünsche dir mein herzliches Beileid!


    Es ist schrecklich, man fragt sich, warum konnte ich mich nicht einmal verabschieden?!


    Das tut mir so leid! Darf ich fragen, ob sie es auch nicht wusste, dass sie Krebs hat ? Oder hatte sie schon Chemo, Op, usw. gehabt ?


    Ich denk man wird es nie wirklich begreifen, das ist das Schlimme, wie du bereits gesagt hast, ein Teil ist mit gestorben und wird nie wieder lebendig :( die Zeit heilt leider keine Wunden, man lernt nur damit zu leben hoffentlich.


    Danke, ich wünsche dir auch ganz viel Kraft !


    Liebe Grüße

  • Liebe Sophie,


    meine Mama hatte Magenkrebs. Sie starb im 47. Lebensjahr. Ich bin also jetzt schon ein Stück weit älter als sie je geworden ist.


    Was ich damals gemacht habe...? Nun ja... Weiß nicht, ob das so nachahmenswert ist...


    Bin viel ausgegangen. Auch mit Menschen, die mir nicht besonders gut getan haben (um ehrlich zu sein). Und ich habe viel für die Schule gelernt, da ich damals unmittelbar vor der Matura (Abitur) stand.

    Sagen wir so: ich habe mich anderen Lebensbereichen als dem häuslichen zugewandt.


    Ich halte wenig von der Formulierung "sich ablenken", ich spreche immer von der Hinwendung zu anderen Dingen. Da diese ja auch wichtig sind im Leben (Ausbildung, Arbeit, Freunde, Hobbies, Interessen).

    Ich habe mich in den Jahrzehnten seit dem Tod meiner Mutter im Zuge verschiedener Therapien immer wieder damit beschäftigt. Das war sehr wichtig für mich, und ich kann es nur empfehlen. Auch wenn der Schmerz dadurch nicht verschwindet, kommt man doch besser zurecht damit und kann es verarbeiten (so meien Erfahrung).

    Die Formulierung, die wir in der Therapie gefunden haben (für meine Situation damals, das ist ja sehr individuell): es gab Lebensbereiche, die nicht oder nicht so stark von Krankheit und Tod meiner Mutter berührt waren. Und diese Bereiche habe ich verstärkt aufgesucht, auch schon während ihrer Krankheit.


    Dazu kommt, dass ich recht bald nach dem Tod meiner Mutter selber Mutter geworden bin, ich war knapp 21 Jahre alt. Das war so nicht geplant, ich habe noch studiert. Aber mit der Geburt meiner Tochter hat mein Leben dann wieder eine neue und sehr schöne Richtung bekommen.


    Ich weiß nicht, ob irgend etwas, von dem eben Geschriebenen für Dich interessant ist. Wie gesagt, diese Wege sind oft recht verschieden. Mir hilft es dann, aktiv zu werden, auch etwas Neues zu suchen.


    Ich möchte dir nur sagen: hab nicht allzu viel Angst vor dem, was da auf Dich zukommen wird. Es ist bewältigbar - so meine Erfahrung. Und, wo immer es geht, such Dir Hilfe. Trauergruppen, Gespräche bei der Krebshilfe (gibt es hier auch für Angehörige nach dem Todesfall), professionelle Begleitung - was immer sich für Dich organisieren lässt.


    So viel für den Momen, muss weiter arbeiten.


    Alles Liebe Dir <3

  • Liebe Sophie,


    danke für deine lieben Worte.


    Der Lungentumor wurde bei meiner Mama im März 2018 festgestellt. Er war schon über 13 cm groß und hatte bereits in der Leber und in den Knochen Metastasen gebildet. Uns wurde gleich gesagt, dass er nicht heilbar ist und auch nicht operiert werden kann, aber mit Chemotherapien könne man den Tumorwachstum "stoppen ".


    Die Chemotherapie hat gut angeschlagen und der Tumor war geschrumpft. Jedoch bildeten sich Hirnmetastasen. Also keine Chemo mehr sondern Hirnbestrahlung.


    Meine Mama war so tapfer und hat alles über sich ergehen lassen. Die Hirnmetastasen waren durch die Bestrahlung weg. Leider ist aber der Tumor wieder gewachsen und keine Chemo hat mehr angeschlagen. Ende April letztes Jahr hieß es dann austherapiert, man kann nichts mehr machen. Sie ist dann am 07.05.2019 verstorben.


    Das es dann so schnell geht, damit hatte keiner gerechnet. Sie war ja bis auf die letzten 3 Tage noch recht fit und konnte alles selbständig machen.


    Sie hat gekämpft, um mich nicht alleine zu lassen. Mein Papa ist vor 22 Jahren im Alter von 55 Jahren auch an Lungenkrebs verstorben. Geschwister habe ich keine.


    Sie wollte noch nicht gehen, aber dieser Sch......... Krebs hat wieder mal gesiegt......


    Ja, liebe Sophie, wir müssen lernen, mit diesem schmerzhaften Verlust zu leben.......


    Ganz liebe Grüße

    Sveti

  • StillCrazy


    Danke für deine liebe Antwort. Erst auch nochmal mein Beileid. Viele Leute denken, die Zeit heilt alle Wunden, dies tut sie aber nicht, meine Mama hat immer gesagt, man lernt nur damit zu leben, der Schmerz bleibt.


    Okay, da bin ich nicht so, mit Leuten rau zu gehen macht mich eher traurig, meine Schwestern sind da das Gegenteil, die gehen auch oft raus.

    Schön, dass du durch deine Tochter eine neue Richtung bekommen hast!


    Ja, ich hatte schon mal ein Gespräch mit einer Psychoonkologin, da hab ich mich leider nicht sehr wohl gefühlt.

    Würdest du sagen, dass du ohne Therapien vielleicht nicht so wärst wie jetzt ?


    Dir auch alles Liebe

  • Sveti


    Schrecklich ! Das tut mir wirklich so leid.


    Lungenkrebs ist so heimtückisch. Man erkennt ihn erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist und die Überlebensrate ist die Geringste von allen Krebsarten. Warum gibt es so etwas ?!


    Deine Mama hat wirklich bis zum letzten Atemzug gekämpft. Mein Respekt auf jeden Fall. Und das Unfaire ist, dass sie weiterkämpfen wollte und keine Chance mehr dazu hatte. Auch mein Beileid für deinen Papa. Wie alt warst du zu dem Zeitpunkt ?


    Krebs ist ein Ar*******. Und das hat auch nichts mit irgendwelchen Umständen im Leben zu tun, es ist einfach Pech und Ungerechtigkeit. Der Arzt meiner Mama meinte sogar, dass rauchen nichts mit der Entstehung von Lungenkrebs zu tun hat, es macht es halt einfach schlimmer.


    Ganz liebe Grüße zurück.

  • Heute habe ich auch wieder einen sehr schlimmen Tag, aber eher in der Hinsicht, dass ich unglaublich sauer auf alles und jeden bin.


    In diesen Momenten frage ich mich, warum meine Mama sterben musste und nicht mein Papa. Ich weiß, das sind ganz schlimme Gedanken und auch unfair. Eigentlich habe ich meinen Papa lieb und er gibt sich echt viel Mühe, dass es uns gut geht. Aber meine Mama war einfach alles für mich und ich wollte noch so viel mit ihr machen. Mit meinem Papa habe ich eigentlich nichts gemeinsam und mit der Erziehung von uns hatte er auch nicht viel am Hut. Das hat meine Mama alles gemacht. Ich vermisse sie zu sehr, auch ihre Intelligenz. Meine Mum war hochintelligent und sie war wie ein wandelndes Lexikon. Man konnte sie alles fragen und 99,7% der Sachen wusste sie auch und man konnte sich super mit ihr unterhalten. Ach man, das Leben ist soooo unfair.


    Ich möchte diese Gedanken bezüglich meines Papas nicht haben, manchmal gebe ich ihm auch die Schuld, das er vielleicht durch an der Krankheit Schuld hatte, dass durch die kaputte Psyche meiner Mama, an der mein Papa sehr großen Anteil hat, sie auch krank wurde.


    Hattet ihr solche Gedanken vielleicht auch und wie habt ihr die überwunden ?

  • Liebe Sophie,


    es tut mir sehr leid, dass es dir nicht gut geht und du diese Gedanken bezüglich deines Vaters hast.


    Du hattest eine engere Verbindung zu deiner Mama. Ich glaube diese Gedanken gehören zur Trauerbewältigung. Seit Mamas Tod habe ich bei mir bemerkt, dass ich auf viele Dinge anders reagiere und viele Dinge aus einer anderen Perspektive sehe.


    Ich war 28 Jahre als mein Papa gestorben ist. Ich habe damals auch getrauert, jedoch anders als jetzt.


    Sveti


    Noch eine Sache, die ich vergessen habe. Hast du denn Freunde und vielleicht andere Verwandte die, für dich da sind ?

    Ich habe Verwandtschaft, die sich leider im Ausland befindet.


    Freunde habe ich, jedoch haben sich so einige seit dem Tod von meiner Mama entfernt. Die am lautesten geschrien habe "bin immer für dich da, egal was ist usw. " die haben sich rar gemacht und ich wurde in vielen Situationen alleine gelassen.


    Es ist tatsächlich so, dass man in der Not seine wahren Freunde kennen lernt......


    Liebe Grüße

  • Liebe Sophie,


    es tut mir unendlich leid, dass du in so jungen Jahren deine Mama verloren hast! Ich hoffe sehr, dass dir dieser Austausch hier Kraft gibt und du deinen Weg finden wirst, damit umzugehen.


    Ich habe meine Mama vor 4 Monaten verloren. Vor 6 Monaten kam sie ins Krankenhaus, weil sie sich sehr schlecht gefühlt hatte. Die Blutwerte deuteten auf Krebs hin, nach 3 Wochen stand dann die Diagnose Aplastische Anämie. Obwohl man diese überleben sollte, lief irgendwie alles schief in diesem Krankenhaus und nach 2 Monaten starb unsere geliebte Mama plötzlich. Auch wir haben keinen Abschied nehmen können, weil wir immer fest daran geglaubt haben, dass sie es schaffen wird. Vor allem, es ging ihr gut! Es war ein ganz normaler Tag, an dem ich sie besuchen wollte...Die Maschinen wurden dann in unserem Beisein abgeschaltet...


    Ich bin mittlerweile 32 geworden. Ja, ich hatte 12 Jahre mehr als du mit meiner Mama. Ja, das ist viel Zeit. Aber am Ende ist es nie genug Zeit, die wir mit den Menschen, die wir lieben, hatten. Ich denke auch andauernd, mein Vater hat seine Mama erst mit 65 verloren, wie unfair ist das denn bitte? Warum hat meine Mama nicht so lange leben dürfen? Und meine Mama hat nicht viel länger als ihre Mama leben dürfen...


    Das mit deinem Papa verstehe ich sehr gut. Es ging mir ähnlich...am Anfang war ich auch sehr wütend auf ihn, habe es ihm aber nicht gesagt, weil ich weiß, dass es sich nicht gehört. Gerade in so einer Situation. Mittlerweile tut er mir auch sehr leid. Und ich glaube, dass er sogar am schlechtesten mit dem Tod von Mama klar kommt.


    Ich habe kurz vor Mamas Krankheit mein zweites Kind bekommen. Ich denke, meine Kinder sind zur Zeit das einzige, aus dem ich Kraft schöpfen kann. Jeder findet da seinen Weg, seine Art und Weise. Ich treffe mich alle 2 Wochen mal mit Freunden...ansonsten nur mit der Familie. Es fällt mir auch alles sehr sehr schwer...ich habe mich etwas isoliert. Aber ich merke, wenn ich raus komme, frische Luft schnappe, unter Leuten bin...dann kann ich manchmal einen Moment so leben, als wenn nie was passiert wäre.


    Du bist noch sehr jung. Ich weiß nicht, wie stark du bist. Höre auf deinen Körper und sei gut zu dir! Quäle dich nicht, mache keine Dummheiten. Es wird alles nur schlimmer machen. Hole dir Hilfe, wenn du sie brauchst. Pass auf dich auf!


    Ich drücke dich,

    Linda

  • Liebe Linda,


    vielen Dank für deine Worte. Und auch mein herzliches Beileid.


    Oh man, deine Situation klingt ja auch richtig schrecklich !

    Ist Aplastische Anämie eine Krebsart ? Also war es quasi die Schuld des Krankenhauses, bzw. der Ärzte, dass deine Mama gestorben ist, was haben sie falsch gemacht ? :(


    Ja man hat nie genug Zeit und 32 ist auch nicht gerade alt!

    Ich freue mich für dich, dass deine Kinder dir Kraft geben und du dich mit deinen Freunden etwas anders fühlen kannst.


    Da hast du recht, das Leben ist einfach nur unfair und ungerecht. Das selbe bei mir, meine Oma lebt auch noch und mein Papa ist schon 59. Ich freu mich, aber ich hasse diese Ungerechtigkeit. Meine Mama hat ihre Mama auch verloren, da war sie gerade einmal 23. Und an ihr hab ich halt gesehen, das man das nie verkraftet und immer leidet, auch wenn man Kinder hat, die man über alles liebt, ich denke, deswegen hat meine Mama damals weiter gemacht. Sie hat sich immer als Mama gesehen und das war ihr größter Wunsch, dafür hat sie sogar ihre Karriere als Volljuristin aufgegeben.


    Darf ich fragen, wie alt deine Mama war ?


    Danke! Zu Dummheiten komme ich nicht, dazu hab ich einfach keine Kraft, sobald ich aus unserer Wohnung raus muss, bekomme ich Panik und muss durchgängig weinen, da mich gefühlt alles an meine Mama erinnert und mir alles so vorkommt, als ob ich z.b. noch gestern mit ihr Eis essen war oder mich mit ihr wegen irgendetwas gestritten habe.


    Im Moment ist es auch einfach schwer für mich, weil mein "Plan" für die nächsten Jahre und meine Wünsche einfach so "kaputt" sind. Ich wollte mind. 2 Au-Pair Jahre in den USA und China oder Frankreich machen und hatte mich so gefreut, meine Mama hatte sich mit mir gefreut und ich wäre Ende dieses Monats auch abgereist und jetzt ist das alles einfach weg.


    Ich drücke dich zurück und wünsche dir auch weiterhin viel Kraft !

    Sophie

  • Hallo Sophie,


    das mit dem Au-Pair Jahr hört sich doch immer noch sehr gut an! Ich hätte es wahrscheinlich gerade jetzt gemacht, um all dem zu entfliehen. Aber wahrscheinlich würde einem dann am Ende, wenn man zurück ist, alles einholen und wie einen Schlag ins Gesicht treffen. Und man würde wieder am Anfang stehen? Ich weiß es auch nicht. Aber ich hätte es sicherlich trotzdem getan. Alleine, weil ich am liebsten niemanden gesehen hätte am Anfang (außer Familie). Aber, da ist natürlich jeder anders und du musst es für dich selber entscheiden. Ich habe nach meinem Abi Work & Travel in Australien gemacht und war auch in Neuseeland reisen nebenbei. Es war soooo schön!!!


    Aplastische Anämie ist eine seeehr seltene Krankheit. Irgendwas zerstört entweder die roten und die weißen Blutkörperchen sowie die Thrombozyten oder sie werden im Knochenmark nicht neu gebildet. Das heißt, das Immunsystem ist komplett im Arsch und ein Schnupfen kann schon dein Tod bedeuten. Sie hat deswegen sehr starke Antibiotika bekommen. Ich weiß nicht, ob das Krankenhaus wirklich Schuld hat. Viele Ärzte sagen, sie hatte nie eine Chance. Das hat uns aber niemand gesagt. Sonst hätte wir richtig Abschied nehmen können. Sie hätte ihre Enkelkinder sehen können(das war den Ärzten zu gefährlich wegen Kinderkrankheiten), wenn sie sowieso sterben würde. Wir hätten sie mal richtig gedrückt und nicht nur mit 2m Abstand halten besucht. Andererseits hat sie bis zum Schluss geglaubt, dass sie es schaffen wird. Vielleicht ist das noch wichtiger, als Abschied zu nehmen dafür aber zu wissen, das man nächste Woche tot ist. Ich weiß es nicht.


    Ich hatte gerade eine schwere Grippe. Heute gehst endlich wieder bergauf. Auch mit 32 fehlt mir meine Mama wenn ich krank bin extrem. Sie hat mir immer eine kräftige Hühnersuppe mit einem Bio Huhn und viel Gemüse gekocht, damit ich schnell wieder fit werde. Es hat wohl immer geholfen, denn so lange und schwer wie jetzt war ich noch nie krank. Ach, ich vermisse dich so Mama ;(


    Wie geht es dir denn mittlerweile in Bezug auf deinen Papa?


    Liebe Grüße,

    Linda

  • Oh, wie gut ich Dich verstehen kann Linda. Wenn ich krank bin, da fehlt mir meine geliebte Mutti heute noch

    so sehr. Das kann ich gar nicht mit Worten beschreiben. Nun muss ich mir meine Hühnersuppe selber kochen.

    Aber auch das habe ich zwischenzeitlich gelernt anzunehmen. Egal, wie alt ich noch werde, vergessen werde ich

    meine Mutti nie. Sie ist jeden Tag bei mir im Herzen. Und das wird so bleiben, bis auch ich gehen darf.

    Aber ich kann jetzt sehr gut damit umgehen und dafür bin ich sehr dankbar. Aber fehlen wird mir meine Mutti

    immer. Bis wir uns wiedersehen. Danke Mutti, dass Du hier auf Erden meine Mutti warst. Ich hab Dich lieb.

    Liebe Linda, dir wünsche ich noch viel Kraft

    auf Deinem schweren Weg

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Liebe Linda D. ,


    ja vielleicht werde ich das Au-Pair Jahr doch wieder in Angriff nehmen,eigentlich wollte ich für meine Schwestern (beide 18) hier bleiben, aber wir sind so unterschiedlich und die beiden fallen mir so oft in den Rücken, dass ich mir nicht sicher bin, ob es sich lohnt. Work&Travel klingt auch so cool. Schön, dass du diese Erfahrung machen konntest.


    Oh Gott, das klingt einfach schlimm, diese Krankheit. Es ist so schrecklich, wenn alle machtlos sind und es keine Chance gibt.

    Dass die Ärzte euch dass mit der nicht vorhandenen Chance nicht erzählt haben ist einfach nur dumm, das kenne ich, bei meiner Mama haben sie auch bis zum letzten Tag gesagt, dass man nicht genau weiß, weder ob sie Metastasen hat, oder was da noch ist. Deswegen fällt es mir auch schwer, zu glauben, dass sie wirklich sterben musste. Und dann am Ende klang das von den Ärzten auch so, als ob das normal wäre und so ist das Leben halt. Ich weiß, Ärzte dürfen sowas nicht an sich ran lassen, aber so gefühlskalt....

    Und ja das ist das Schlimmste, wenn man sich nicht richtig verabschieden konnte, aber sei froh, dass deine Mama noch klar im Kopf war, meine lag leider im künstlichen Koma.


    Oh man, das glaube ich mit dem krank sein, auch wenn das so einfach gesagt ist,aber wenigstens hast du die schöne Erinnerung, die dir vielleicht auch Kraft gibt.


    Bezüglich meines Papas läuft es mal besser und mal weniger gut, wir sind auch so unterschiedlich und er ist einfach das komplette Gegenteil meiner Mama. Meine Schwestern kommen eher nach meinem Papa und ich nach meiner Mama. Als sie noch gelebt hat, wollte sie sich eigentlich von meinem Papa trennen, sie hat es halt nicht gemacht. Und sie war halt meine Mama+beste Freundin und ich hab halt nicht mal im Ansatz damit gerechnet, sie so schnell zu verlieren, davor hatte ich immer so Angst :'(


    Wie geht es dir zur Zeit ?


    Liebe Grüße

    Sophie