Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Liebe Puzzle,


    der Neustart hat hoffentlich geholfen und ich kann wieder denken. Auch Du hast wieder gute Gedanken gedacht. Das Leben fühlt sich in der Tat besch…. an wenn ihm der Sinn genommen wird. Das können sicher viele bestätigen. Für Dich war die Situation nach dem Tod des Partners noch viel bescheidener als für mich. Die zusätzlichen Belastungen von denen Du schreibst hatte ich nicht. Ich konnte ungestört und ohne Ablenkung vor mich hin trauern. Wie es gewesen wäre wenn ich noch berufstätig gewesen wäre möchte ich mir gar nicht vorstellen. Das kann zwar einerseits hilfreich sein, aber für mich wäre es sehr belastend gewesen.


    Das Schicksal kann sehr bösartig sein. Deshalb denke ich auch daß die Aufteilung mit den 10% nicht stimmt. Der Anteil ist viel größer. Mir kommt es auch so vor, als ob das Schicksal mir bereits gezeigt hat und noch zeigen will was es kann. Dabei glaube ich das auch so. Dafür hätte es diese Beweise nicht gebraucht. Aber das Schicksal ist wohl anderer Meinung.



    Hörst Du es auch lachen? :D:D:D


    Natürlich ist der Tod ein normaler Bestandteil des Lebens und niemand lebt ewig. Das wäre auch schrecklich. Aber „normal“ ist der Tod wenn er am Ende eines langen Lebens kommt und nicht schon mittendrin. Oder sogar am Beginn des Lebens. Manche Menschen sterben ja sehr jung, und auch Kinder trifft es. Ich will mich vom Schicksal nicht unterkriegen lassen, habe aber noch lange keinen Frieden mit ihm geschlossen. Ich grolle ihm noch sehr, auch wenn es natürlich nichts nutzt, und fühle mich kräftig von ihm verar…

    Aus Sicht des Schicksals ist einfach nur passiert, was Leben bedeutet: es endet.


    Da hast Du wohl recht, aber leider haben das Schicksal und ich verschiedene Sichtweisen. Und aus meiner Sicht war Andreas` Leben noch nicht zu Ende. Oder meins hätte doch auch zu Ende sein können. Dann wären wir gemeinsam gegangen, und das hätte mir viel besser gefallen. Aber hätte hätte, ich weiß. Sinnlos.


    Wie viele Menschen sind am gleichen Tag verstorben, an dem auch mein Partner starb? Wie viele Menschen wurden in dem Moment geboren, als er starb? Wie viele Menschen wurden gefoltert an diesem Tag? Wie viele Menschen haben die Liebe ihres Lebens gefunden und schwebten im Siebten Himmel?
    Schreckliches, Schönes, Gutes und Böses passiert. Gleichzeitig. Jeden Tag.

    Was aber wäre denn noch schön, wenn es nichts schreckliches mehr gibt?


    Das sind sehr gute und berechtigte Fragen. Schönes und Schreckliches passiert nebeneinander, und Gut und Böse sind zwei Seiten einer Medaille. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar, und ohne das Schlechte kann man das Gute nicht schätzen und würdigen. Allerdings kommt es doch sehr auf das Mengenverhältnis an. Ob das Schicksal einem überwiegend Schlechtes zuteilt, oder mehr Gutes. Nur Sonnenschein ist ungesund, und nur Süßigkeiten essen gibt ein flaues Gefühl im Magen. Das ist völlig klar. Während der Endlossommer der letzten Jahre habe ich mich regelrecht nach schlechtem Wetter mit Regen gesehnt. Und wenn zu viele Gummibärchen auf einmal aus der Tüte klettern werfe ich dem letzten noch eine Handvoll Erdnußflips gegen das flaue Gefühl im Magen hinterher. Auch klar. Aber die Verteilung von schön und schrecklich ist sehr unausgewogen. Manche Menschen bekommen viel von dem einen, und mache zu viel von dem anderen. Und warum kann das wenige Gute nicht wenigstens etwas länger dauern?


    Nein, ich möchte natürlich nicht daß mein Leben so bleibt wie es jetzt ist. Aber welche Möglichkeiten habe ich denn um das zu ändern. Aus meiner Sicht nicht viele, oder besser gesagt kaum welche. Oder ich kann sie noch nicht sehen. Das kann natürlich auch sein. Also warte ich geduldig ab ob sich eine Möglichkeit aufdrängt. Wo ich danach suchen und was ich finden könnte weiß ich nämlich (noch) nicht.

    Ich denke, ich würde viel finden, was du suchen könntest


    Ja, liebe Puzzle. Darauf warte ich noch. Laß mich teilhaben und schenk mir bitte auch die Erkenntnis.8o


    Liebe Grüße

    Lilifee, mit nur wenigen Fragen aber ohne Antworten

  • Vielleicht interessiert es euch, wie ich dazu stehe… wenn nicht, bitte weiterblättern


    Du weißt doch genau daß wir lesen und nicht weiterblättern. :8::8:


    Liebe Puzzle,


    Deine Argumentation und die Beispiele sind schlüssig und nachvollziehbar. So weit so richtig. Aber das alles funktioniert doch nur wenn unsere Entscheidungen auch wirklich zum Tragen kommen, und wir nicht wieder von neuen Nackenschlägen ausgebremst werden.


    Für manche machen die Nackenschläge weit mehr als 10% aus. Die Relation 10/90 stimmt nicht. Und das wollten wir ausdrücken. Niemand wird bestreiten daß es Entscheidungsmöglichkeiten und -freiheiten gibt. Aber in welchem Ausmaß? Das ist eben nicht für alle gleich.


    Hoffe, es geht Dir halbwegs und Du bist nicht ins Trauerloch zurückgefallen. Ich werde mich jetzt mal zurückziehen und was essen. Später gucke ich noch mal vorbei.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Ja, liebe Puzzle. Darauf warte ich noch. Laß mich teilhaben und schenk mir bitte auch die Erkenntnis.8o

    Handschuh zum Duell? ;) eine Herausforderung?

    Ich sitze hier schmunzelnd und tatsächlich fällt mir kein Spruch ein, den ich entgegen könnte. Also bliebt mir nur: *touchè* :)


    Grüß dich, liebe Lilifee!


    Wie war dein Tag?


    Ja, das Schicksal hab ich auch oft lachen gehört. Aber dir hat es sicher auch Gutes gegeben.

    Mir auch.
    Vor zwei Monaten gab es keine Zukunft für mich. Ich sah nur düster und kalt.


    Innerhalb meiner Familie gab es erst kürzlich Gespräche und Vereinbarungen, neue Pläne (für die uns das Schicksal hoffentlich nicht auslacht), einfach Aussichten, die eine mögliche Zukunft zeigen, mit der ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet habe… das Licht ist wieder da… Man weiß nie, wann was daherkommt… und plötzlich gibt es wieder Pläne… Sowas gibt es, ich schwöre, ich erlebe es gerade.

    Hätte mir das jemand im Oktober erzählt, hätte ich ihm einen Vogel attestiert ;) Dabei lernt der Vogel jetzt grad fliegen….


    Ich will mich vom Schicksal nicht unterkriegen lassen, habe aber noch lange keinen Frieden mit ihm geschlossen. Ich grolle ihm noch sehr, auch wenn es natürlich nichts nutzt, und fühle mich kräftig von ihm verar…


    Und aus meiner Sicht war Andreas` Leben noch nicht zu Ende. Oder meins hätte doch auch zu Ende sein können. Dann wären wir gemeinsam gegangen, und das hätte mir viel besser gefallen. Aber hätte hätte, ich weiß. Sinnlos.


    Ja, in deinen Zeilen zeigt sich, dass der Friede (noch?) nicht eingekehrt ist.
    Ich weiß ja nicht, wie dein Weg weitergehen wird, bei mir war es so, dass ich diesen Frieden erst finden musste, bevor sich Neues auftat… im Umkehrschluss würde das erklären, warum dich Hoffnung und Optimismus noch nicht wiedergefunden haben. Ich möchte dir damit auch nicht auf die Nerven gehen, doch ich glaube fest daran, dass das wiederkommt.
    Ich kann aus meinem naiven Optimismus halt auch nicht raus…. ?(


    Gummibären und Erdnussflips stehen selten auf meinem Speiseplan. Ich ziehe Schokolade vor. Das flaue Gefühl ist allerdings das gleiche…. Und ebenso flau ist auch das Gefühl bei deinem Einwurf, dass ein Lebensende „normal“ ist, wenn dem Tod ein langes, erfülltes Leben vorausgegangen ist. Dem widerspreche ich. Jeder Verstorbene hinterlässt Trauernde, befürchte ich, egal wieviele Jahre/Monate/Tage/Stunden das Leben gedauert hat. Dass Hinterbliebene ein Lebensende je als „normal“ empfinden könnten, halte ich für einen Trugschluss…

    Nein, ich möchte natürlich nicht daß mein Leben so bleibt wie es jetzt ist. Aber welche Möglichkeiten habe ich denn um das zu ändern. Aus meiner Sicht nicht viele, oder besser gesagt kaum welche. Oder ich kann sie noch nicht sehen. Das kann natürlich auch sein. Also warte ich geduldig ab ob sich eine Möglichkeit aufdrängt. Wo ich danach suchen und was ich finden könnte weiß ich nämlich (noch) nicht.

    Also irgendwie hätte ich jetzt gerne eine Kristallkugel, dann würde ich dir deine Zukunft verraten.
    Vielleicht braucht es gar keine aktive Veränderung und du empfindest dein Leben wieder wertvoller, wenn du Frieden gefunden hast? Oder du musst gar nichts tun und die Veränderungen kommen von selbst? Ich weiß es nicht… wie gesagt: die Kristallkugel fehlt…


    Mir hat mein Gefühl immer gesagt, was der nächste Schritt ist… Was sagt dir denn dein Gefühl? Das wäre vielleicht die wichtigste Frage…


    Außerdem finde ich absolut legitim, wenn jemand seine Lebenszeit nur noch „absitzt“, diese Entscheidung selbst trifft, oder sie dem Schicksal überlässt oder überlassen muss. Jeder Weg ist richtig. Ich gehe den, den ich richtig finde. Und der ist womöglich für niemanden sonst richtig… alles, was ich schreibe, ist nur meine Sicht - ohne jeglichen Anspruch auf universelle Richtigkeit - es gibt kein Patentrezept, wie wir auch schon festgestellt haben….


    In meiner Naivität hoffe ich natürlich, dass jeder seinen Weg findet und ihn als richtig und gut empfindet. Tatsächlich aber befürchte ich, dass das nur mein optimistisches Wunschdenken ist. Wie gesagt: aus meinem Optimismus komm ich eben nicht raus… :rolleyes:


    Ich wünsche dir trotzdem einen geruhsamen Abend…

    Puzzle

  • Nein, keine Sorge, kein Trauerloch, das mit den Texten hier zu tun hätte. Ich fand und finde es sehr interessant, was hier geschrieben wurde. Ich empfinde es eben anders.

    Bei mir hat sich grad, wie oben erwähnt, was so Schönes ergeben… ich glaube eben an Optimismus… 10% sind annähernd 6 Jahre bei mir… so viel Zeit war ich dem Schicksal sicher nicht machtlos ausgeliefert. Du magst recht haben, dass ich ein Glückskind bin, weil ich glaube, dass es bei mir stimmt…. Ob es bei anderen nicht stimmt, müssen sie selbst beurteilen….


    Andere Sichtweisen zu erfahren, erweitert den Horizont, was ich sehr erstrebenswert finde…

    Alles gut :)

  • Liebe Puzzle,


    Ich darf meine Ansicht dazu kund tun.


    Nun ich kann entscheiden liegen zu bleiben, oder auf zu stehen, einen Spaziergang zu machen oder Zuhause zu bleiben. Da hast du Recht. Ich habe nicht entschieden das mein Mann mit 52 stirbt, und er mit Sicherheit auch nicht. Das ist Schicksal, das weder er noch ich beeinflussen konnten.


    Spielen wir das Spiel weiter.


    Natürlich hätte er gesünder gelebt, wären wir eher zum Arzt gegangen, hätte ich ihm Wehementer dazu bringen müssen( können) .


    Sind das die 90%, und die 10% dann das eigentliche Schicksal??


    Ja so betrachtet, ist dieser Satz dann gar nicht mehr so " doof ".


    Aber nicht unbedingt hilfreich für meine Trauerbewältigung, denn es gibt mir dann das Gefühl, das er und ich die "Schuld", an seinem verschwinden hat. Da tu ich mir leichter mit dem, das das Schicksal zugeschlagen hat.


    Ich hoffe ich hab das richtig interpretiert.


    Wenn nicht dann entschuldige, und vergiss es einfach.

  • Natürlich hätten er oder du das alles können…. Ihr habt anders entschieden. Das wird einen Grund gehabt haben. Es war also zu dem Zeitpunkt richtig für euch. Ihr habt den Ausgang, das Ende nicht gekannt.


    „Hinterher ist man immer klüger“ finde ich einen der unfairsten Sprüche überhaupt. Der verwandelt nämlich ganz viele Entscheidungen in Fehler und dann fühlen wir uns schuldig. Scheußlich dieses Gedankenkarussell.


    Bitte, zerfleische dich nicht länger. Ihr habt alles richtig gemacht. Die Katastrophe ließ sich nicht abwenden! Niemanden trifft Schuld. Und schon gar nicht wegen einem dämlichen Spruch.


    Einen ruhigen Abend für dich.

    Puzzle

  • Handschuh zum Duell? eine Herausforderung?

    Ich sitze hier schmunzelnd und tatsächlich fällt mir kein Spruch ein, den ich entgegen könnte. Also bliebt mir nur: *touchè*


    Grüß Dich auch liebe Puzzle. Es ist jetzt halb eins in der Nacht, und ich fange an Dir zu schreiben. Mal sehen wann ich damit fertig bin. Ich hoffe Du hast gut geschlafen, denn Du wirst einen neuen Handschuh finden. :)


    Mein Tag war ruhig und friedlich. Und ich habe etwas getan, was ich noch nie getan habe. Ganz spontan. In unserer Tageszeitung gibt es in der Samstagsausgabe immer eine Glosse, die hauptsächlich von drei Redakteuren geschrieben wird. Einer ist der Chefredakteur vom Lokalteil, und seine Glossen, seine Schreibweise und sein manchmal etwas schwarzer Humor gefallen mir sehr gut. Da freut sich das kleine Teufelchen in mir wenn ich das lese, und ich gluckse nur so vor mich hin. :P


    Heute habe ich dem Chefredakteur über die Redaktion eine Mail geschickt, und hoffe daß sie an ihn weitergeleitet wird. Ich habe mich für seine Beiträge bedankt und geschrieben wie gut mir sein spezieller Humor gefällt. Das war mir schon länger ein Bedürfnis, und heute war die Zeit reif dafür.


    Aber nun freue ich mich erst mal für Dich. Du siehst ganz unverhofft wieder Licht und hast Pläne. Das finde ich klasse, und ich wünsche Dir daß das Schicksal nicht wieder lacht. Oder wenn, dann nur freundlich und wohlwollend. Ich glaube Dir absolut daß es so ist. Dazu paßt auch der Spruch „wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Mensch Puzzle, das klingt so ermutigend. Auch für mich und vielleicht noch andere die hier mitlesen. Hoffentlich lernt der Vogel hoch und weit zu fliegen.


    Ja, das Schicksal hat mir auch etwas Gutes gegeben. Die wunderbaren Jahre mit Andreas. Aber es hat viel zu schnell wieder genommen, und deshalb grolle ich noch. Wie mein Weg weitergehen wird weiß ich auch nicht, aber es ist gut möglich daß ich mich mit dem Schicksal erst versöhnen muß bevor sich Neues auftut. Ich bemühe mich ja auch, aber das ist halt nicht so einfach.


    Du gehst mir überhaupt nicht auf die Nerven, im Gegenteil. Du fütterst mein Hirn mit positiven Gedanken und Überlegungen. Und vielleicht bleibt ja doch was hängen. Mein Umgang mit dem Verlust von Andreas hat sich auch schon langsam und unmerklich verändert. Und daran ist eine gewisse Puzzle nicht ganz unschuldig. Möglicherweise fallen Hoffnung und Optimismus irgendwann über mich her, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Aber bis jetzt sage ich nur, Schnee im August.


    Natürlich hinterläßt jeder Todesfall trauernde Angehörige, egal wie alt der Verstorbene geworden ist. Aber wir wissen ja alle daß das Leben endlich ist, und daß der Tod auf jeden von uns wartet. Das ist ja auch das Einzige was für jeden gewiß und für alle gleich ist. Von daher finde ich es schon normal daß der Tod irgendwann kommt, aber manchmal kommt er viel zu früh. Und das ist noch schwerer zu akzeptieren.


    Eine Kristallkugel hätte ich auch gerne. Aber vielleicht ist es besser keine zu haben. Ich würde schon gerne wissen ob ich noch auf etwas Gutes hoffen darf, aber wenn es nicht so ist erfahre ich das noch früh genug.

    Mir hat mein Gefühl immer gesagt, was der nächste Schritt ist… Was sagt dir denn dein Gefühl? Das wäre vielleicht die wichtigste Frage


    Das ist eine sehr wichtige Frage. Leider sagt mir mein Gefühl überhaupt nichts. Oder bin ich vielleicht schwerhörig? Es heißt ja, das Schicksal schubst einen immer wieder in die richtige Richtung wenn man vom vorgesehenen Weg abkommt. Zur Not auch mit Gewalt. Mein Schicksal fällt aber nur lachend vom Stuhl und läßt mich taumeln. So fühlt es sich jedenfalls an. Ich weiß nicht welcher Weg der richtige ist, und ich beneide jeden der seine Weg kennt. Oder ihn zu kennen glaubt, denn das ist ja auch schon was. Vermutlich wird es darauf hinauslaufen daß ich meine restliche Lebenszeit nur noch absitze. Und es dem Schicksal überlasse ob es noch etwas mit mir vorhat. Vielleicht kommen Veränderungen tatsächlich von selbst. Immerhin schließe ich nicht mehr aus daß es so sein könnte.


    Und ja, andere Sichtweisen zu erfahren erweitert den Horizont. Das finde ich auch sehr erstrebenswert, und bin froh daß Du auf einmal in mein Wohnzimmer geschneit kamst. Schon wieder Schnee …


    :2: für die Horizonterweiterung und auch für die Reibungsmöglichkeit. Das macht doch wieder etwas lebendiger. :S


    Nun ist es kurz nach zwei, und ich werde mich allmählich Richtung Koje bewegen. Heute werde ich wohl etliche Anrufe bekommen, und da muß ich aufnahmefähig sein.


    Hab einen schönen Tag und viel Freude beim Pläne schmieden.


    Und alles Liebe

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee….


    Jetzt hab ich deine Zeilen drei Mal gelesen, dann hab ich mir einen Kaffee gemacht und ein Glas Wasser getrunken, und noch mal gelesen, aber…. Hm… ich finde keinen Handschuh…. Nur deine freundlichen Worte, die ganz ohne Drama, dafür aber mit einem (bitter) lächelnden Zwinkern davon erzählen, wie sehr dich der Verlust des Liebsten vereinnahmt und wieviel Gutes, Schönes er mitgenommen hat…. und wie schwer es ist, nur ein kleines Stückchen Sinn, Licht, Wärme zurückzubekommen…

    Eigentlich ist es sehr traurig, dass so viele Jahre allein damit vergehen, sich nach Schicksalsschlägen wieder aufzurappeln. Streckenweise hat sich mein Leben so angefühlt, als hätte ich nichts anderes mehr zu tun, als die Scherben wegzuräumen, die das Schicksal angerichtet hat. Wie oft habe ich mir gewünscht, schneller wieder auf die Beine zu kommen, schneller wieder Schönes zu erkennen, schneller wieder Sinn und Kraft zu finden… doch die „Scherben“ fordern diese Zeit, sie fordern Raum und sie brauchen einfach eine bestimmte Entwicklung… und sie sind leider kein Schnee, meine Liebe, denn den würden wir einfach wegräumen können….


    Ich blicke nun auf zweieinhalb Jahre Trauer zurück. Wie oft habe ich über „Trauerarbeit“ nachgelesen! Dieses doofe Wort hat mich wirklich in die Irre geführt. Ich bin ja so ein bisschen die Handwerkerin… also bedeutete „Trauerarbeit“ - schließlich steckt das Wort „Arbeit“ drin - dass ich irgendetwas aktiv tun (arbeiten) kann, um die negativen Auswirkungen des Verlusts zu bewältigen und zu Farben und Licht zurückkehren zu können. Irgendein Schrauberdreher muss doch passen, oder ein Hammer mit dem richtigen Gewicht… es dürfen auch Schraubenschlüssel sein… ich lerne auch gern was Neues… Fräsen wäre ganz praktisch, wenn ich das könnte….


    Alles Schmarrn! Es gibt nichts zu „arbeiten“, in dem Sinne, wie ich ihn verstanden habe. Ich male nicht einfach ein Bild, in das ganz esoterisch alle meine Gefühle einfließen und bin „geheilt“ X/ Ich stecke nicht irgendwelche künstlichen Pflanzen in ein Gefäß, in das, vom Universum gelenkt, alle meine Ängste, Zweifel und Schmerzen eingesperrt werden…:rolleyes:


    Nein, nein, ich muss die Schmerzen aushalten, ich muss weinen, ich muss wütend sein, ich muss immer wieder auf das Karussell, ich muss schreien und mir Luft machen, ich muss kämpfen um jeden Millimeter Licht und jedes Grad Wärme… verdammt… bis ich rückblickend erkenne: Mädel, das war jetzt aber wirklich harte Arbeit… was für ein Aha-Effekt…


    Die Scherben fordern Zeit. Sie brauchen Raum, sie müssen sich entwickeln… Ich habe keine Ahnung, ob man da aktiv etwas tun kann. Für mich sieht es immer nur hinterher so aus, als hätte ich ganz viel getan. Doch als ich dringesteckt bin in der Situation, habe ich nicht registriert, dass das Aushalten, das Weinen, das Karussell, das Schreien, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, der Schmerz und die Ohnmacht die Arbeit sind, die es braucht…


    Und so lese ich deine Zeilen und „höre“ zwischen deinen Worten den Schmerz, die Hoffnungslosigkeit, die Ohnmacht, die Verzweiflung, das Weinen und auch das Schreien deines Herzens und hoffe, dass diese schwere Arbeit, die dein Herz und deine Seele gerade leisten, dazu führt, dass Freude, Licht und Hoffnung zurückkommen…

    Puzzle :24:

  • Das hast du wirklich so schön geschrieben Puzzle.

    Das finde ich auch .


    Das ist wohl so.
    Das Schreien, das Nichts tun, das „ vegetieren“ , das Zulassen , Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung, Nichtstun, geschehen lassen, abwarten, warten, warten auf was, Schmerz, Hoffnung folgt Hoffnungslosigkeit, sich gehen lassen folgt sich zusammenreißen müssen, Erinnerungen, Sehnsucht, Vermissen, immer wieder und wieder Triggerpunkte, Ignorieren, sich denken und grübeln verbieten, Hoffnung haben, dass vielleicht doch noch was „ gutes“ kommt, folgt ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr,

    Weihnachten , soll Vorbeisein, es war doch früher so schön, ich will das wieder haben,

    Sinnlosigkeit , aber ich habe doch Verantwortung gegenüber mir selbst, ich war doch mal anders, JETZT bin ich halt SO , Akzeptieren, Aushalten (dumme Sprüche), Aussortieren ( die, die dumme Sprüche von sich gaben)

    der Schmerz des vermissen des Seelenmenschen, das leise Weinen in der Nacht, aufwachen, weiter machen, weiter machen , einfach irgendwie weitermachen ……..


    JA , das ist wohl die ARBEIT an sich , die wir nicht erkennen , weil wir denken NICHTS zu tun


    Dieser Austausch zwischen euch beiden Lilifee und Puzzle ist wertvoll




    Am Rande möchte ich euch mal eine ganz ganz andere Alltagsgeschichte erzählen.

    Mein Sohn musste vor ein paar Tagen widerwillig in einem Discounter ein Gespräch zwischen zwei Frauen mit anhören . Da erzählte die eine wohl der anderen recht laut , dass sie JETZT doch allein viel besser leben würde wo der „Alte“ , ihr Mann, verstorben sei .
    SO kann Trauerbewältigung auch sein . 😳


    Herzliche Grüße ♥️♥️
    Ich wünsche uns allen hier dass wir alle mit unserem Schmerz einigermaßen durch diese schweren Wochen kommen , die nochmal soviel mehr Emotionlität und Sentimentalität mit sich bringen. 🧡🧡🧡🧡🧡

  • Liebe Puzzle, liebe Lilifee,


    Trauerarbeit kann aus meiner Perspektive beides sein: Aktives Tun und passives Aushalten. Es arbeitet in uns: die Wut, die Verzweiflung und all die anderen Gefühle, die Puzzle so schön beschrieben hast. Wir sind ihnen ausgesetzt und wir können tatsächlich nichts anderes tun, als sie zunächst über uns ergehen zu lassen und sie irgendwie auszuhalten. Wir ruhen auch nicht in unseren Gefühlszuständen, sie wechseln - manchmal völlig unerwartet von einer Sekunde zur anderen. Das ist körperliche und emotionale Schwerstarbeit. Wir haben keine Macht über unsere Gefühle so nach dem Motto: " Kopf hoch, Krönchen gerade rücken und weiter geht`s. " Sie überfluten uns. Wir können uns nicht positiv beeinflussen, bestärken oder steuern. Es ist die Masse an negativen Gefühlen, denen wir nichts ausreichend Positives entgegenzusetzen haben.

    In einigen Fällen ist es anders. Manchmal ist der Tod auch ein Segen, sowohl für den Sterbenden als auch für die Lebenden.(Klingt so abgedroschen, aber das gibt es durchaus.) Aber diese Trauernden, die finden sich nicht hier. Und sie trauern auch, aber anders als wir.

    Bei uns ist nichts vollendet, nichts abgeschlossen. Es gibt nichts Positives, was wir mit dem Tod verbinden könnten. Und so hadern wir.

    Nach einer Weile oder manchmal auch zeitgleich gibt es klitzekleine Dinge, über die wir Kontrolle gewinnen können. Das mag der Grabschmuck sein, den wir bestimmen können, es mag sein, dass wir ein Trauercafe besuchen oder gute Freunde. Das sind ganz kleine Schritte in Richtung Kontrolle über unser (Gefühls-) Leben. Sie geben, wenn auch nur minimale Sicherheit.

    Und es ist aktive Trauerarbeit. Man versucht, dem Verstorbenen etwas Schönes zu geben (Grabschmuck), man versucht, sich etwas Gutes zu tun (Trauercafe) und auch das ist enorm anstrengend, halt Arbeit im Sinne von Anstrengung.


    Was wann irgendwie richtig ist, das entscheiden unsere Seele und unser Körper. Sowohl Seele als auch Körper haben das Zepter übernommen.


    Liebe Grüße Mena

  • ein Gespräch zwischen zwei Frauen mit anhören . Da erzählte die eine wohl der anderen recht laut , dass sie JETZT doch allein viel besser leben würde wo der „Alte“ , ihr Mann, verstorben sei .

    Ich denke das diese Frau genau das Gegenteil von dem ist was wir hier sind.

    Sie schaut auf ein Leben zurück in dem es wohl nicht die Liebe gab die wir mit unseren Lieben teilten.

    Somit hatte sie früher Leid und fühlt sich jetzt besser.

    Wir fühlen jetzt Leid und hatten es frührer besser.

  • Somit hatte sie früher Leid und fühlt sich jetzt besser.

    Wir fühlen jetzt Leid und hatten es frührer besser.


    Liebe Steffi,


    ich bin jetzt verblüfft, aber so kann man es tatsächlich sehen. Doch wer hat es nun insgesamt besser? Vermutlich diese Frau, denn sie hat ihr Leid hinter sich. Wir stecken mittendrin und wissen nicht wie lange es noch dauert. Aber ich bin trotzdem froh und dankbar daß ich diese Liebe mit meinem Andreas erleben durfte. <3 Auch wenn ich jetzt leiden muß. :33:


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Ich denke das diese Frau genau das Gegenteil von dem ist was wir hier sind.

    Sie schaut auf ein Leben zurück in dem es wohl nicht die Liebe gab die wir mit unseren Lieben teilten.

    Somit hatte sie früher Leid und fühlt sich jetzt besser.

    Wir fühlen jetzt Leid und hatten es frührer besser.

    Ja, das sehe ich auch so. ♥️♥️ Wir HIER fühlen natürlich anders, sonst wären wir hier nicht.
    Und trotzdem finde ich es wirklich schlimm so zu sprechen über einen Menschen , der verstorben ist.

  • Liebe Lilifee,


    Doch diese Frau hat ja auch nicht gewußt wie lange ihr Leid dauert ( wenn meine Annahme der Umstände richtig ist )


    Wir wissen nicht was uns die Zukunft bringt. Es bleibt immer nur zurück zu blicken und zu reflektieren was sich geändert hat.

    Doch ich bin( so wie du) froh, dass ich diese Liebe mit joachim leben durfte.

    Und vielleicht kommt einmal die Zeit wo wir mit der Trauer und unserem Leid irgendwie so was wie Frieden schließen.

  • Liebe Puzzle,


    jetzt enttäuschst Du mich aber. Zugegeben, der Handschuh war klein, eher Kindergröße. Ich habe Dir widersprochen. Ätsch. 8o Zu dem was Du heute geschrieben hast gibt es aber keinen Widerspruch. Du hast sehr anschaulich beschrieben wie es Dir ergangen ist, und ich finde mich problemlos darin wieder.


    Mit dem auf die Beine kommen und sich wieder aufrappeln ist das so eine Sache. Manchen gelingt das ganz gut, und es dauert auch nicht so lange. Manche brauchen tun sich schwerer, brauchen länger. Und manche schaffen es nicht mehr. Zu welcher Kategorie gehöre ich? Zur ersten auf keinen Fall. Zur letzten hoffentlich auch nicht. Bleibt also noch die mittlere. Die bietet auch den Spielraum der zum Scherben weg kehren benötigt wird. Und ich denke, das sollte man auch sehr sorgfältig und mit Ruhe tun. Damit man sich später nicht an einer vergessenen oder übersehenen Scherbe schneidet.


    Jetzt habe ich meinen letzten Beitrag nochmal durchgelesen, auf der Suche nach bittersüß. Und nun sage ich, nichts gefunden. :/ Ich klinge doch schon verhalten optimistisch. Oder meine ich das nur? Sicher, ich habe mich noch nicht ganz mit meinem Schicksal ausgesöhnt, bin manchmal schon noch sehr wütend auf selbiges. Aber das Schicksal soll sich mal nicht so anstellen. Es hat meine Wut ja herausgefordert. Auch wenn das Schicksal das vermutlich anders sieht.


    Und die überraschende Wendung in Deinem Leben hat mich wirklich aufgemuntert. Puzzle hat so viel mitgemacht, dachte ich. Aber es ist trotzdem möglich daß Licht und Wärme zurück kommen. Vielleicht anders als man es sich wünscht, aber es kommt. Ich schätze mal, so habe ich es jedenfalls herausgelesen, daß Du zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt damit gerechnet hast. Und dann begann ganz zaghaft die Hoffnung zu keimen, ob das bei mir auch so werden kann?


    Den Begriff „Trauerarbeit“ müßte man wirklich mal definieren. Für mich bedeutet das in erster Linie die Trauer aushalten und den Verlust verarbeiten. Und da steckt das Wort „arbeiten“ drin. Folglich ist das auch Trauerarbeit, und die kann auch durch eher passives Verhalten im Alltag geleistet werden. Dann muß ich gar nicht besonders aktiv werden. Es sein denn ich möchte das.

    Für mich sieht es immer nur hinterher so aus, als hätte ich ganz viel getan.


    Ja, so ist es wohl. Man erkennt ja manches erst im Rückblick. Das gilt nicht nur für die Trauerbewältigung. Nur steckt man bei der ganz zäh und tief drin. Kommt kaum vom Fleck, so fühlt es jedenfalls an. Und doch, man geht immer weitere Schritte, auch wenn es manchmal nur kleine Trippelschritte sind. Und rückblickend erkennt man auf einmal, ich habe ja doch wieder eine Strecke zurückgelegt.


    Der Schmerz ist immer noch da, und wird sich dauerhaft und häuslich bei mir einrichten. Die Verzweiflung ist aber lange nicht mehr so groß wie am Anfang, und die Hoffnungslosigkeit läßt gerade ein wenig nach. Die Sehnsucht nach meinem Andreas wird nicht mehr vergehen, aber vielleicht wird mir ja trotzdem das Geschenk zuteil, nochmal Wärme und Licht zu finden.


    Übrigens hatte ich heute eine liebe und ausführliche Antwort des Chefredakteurs in meinen Mails. Durch verschiedene andere Artikel von ihm hatte ich den Eindruck, daß er mit seiner Familie im selben Ortsteil wohnt wie ich. Ich schrieb also am Schluß testhalber, „Liebe Grüße aus Taunusstein-Hahn“, und war gespannt ob er darauf eingehen würde. Und tatsächlich, er schrieb „mit Grüßen von Hahn zu Hahn“ und einem netten Zwinkersmiley.


    Das sind auch so kleine Lichter die aufmuntern. :8::8:


    Danke für die guten Wünsche. Freude, Licht und Hoffnung sollen auch bei Dir wieder Einzug halten. Und vielleicht stehen sie ja schon vor Deiner Tür.


    Laß Dich auch :24:

    Lilifee

  • Liebe Steffi,


    das stimmt. Wir wissen nicht wie lange das Leid dieser Frau gedauert hat bis die "Erlösung" kam, und ob die Ehe durchgängig schlecht war, oder nur in den letzten Jahren. Genauso wenig wissen wir (leider oder zum Glück?) nicht wie lange unser Leid noch dauern wird. Ich hoffe aber mit Dir, daß wir irgendwann Frieden schließen können. Und ganz zart und leise beginnt bei mir die Hoffnung zu keimen daß es so sein könnte ..


    Liebe Grüße

    Lilifee