Lieber Ron,
Diese Wucht mit der es einem immer wieder Mal trifft, glaube ich wird bleiben. Mein Walter ist jetzt 3 einhalb Jahre verschwunden, zumindest körperlich. Und auch wenn ich gelernt habe so zu leben, wie ich jetzt eben lebe, und ich eigentlich froh bin über die Fortschritte die ich mache, bin ich trotzdem immer wie vom Blitz getroffen, wenn ich dann von jetzt auf gleich wieder am Anfang stehe, und mich Frage, was ich da eigentlich tue. Wozu, und für wem. Ja, ja für mich, ich weiß schon. Aber irgendwie füllt mich das nicht wirklich aus, zumindest nicht an eben solchen Tagen.
Was tue ich also.
Ich lasse diesen Schmerz und die Traurigkeit darüber das er all das nicht mehr mit mir erleben kann, zumindest nicht so wie ich es gerne hätte, ich lasse es zu. Dann geht es mir eben einige Tage so richtig Bescheiden.
Was anderes bleibt mir auch nicht über.
Zumindest kommen sie in immer längeren Abständen. Was mich hoffen lässt, das ich die Zeit dazwischen quasi meine Batterie aufladen kann, um der nächsten Welle ein wenig mehr gerüstet zu sein.
Diese Zeit dazwischen, Versuche ich so gut es geht wieder so etwas wie Glück mir aufzubauen. Nicht mit einem Partner, obwohl mir die körperliche Nähe schon sehr fehlt. Einfach etwas zu tun, was mich ruhig werden lässt, wo ich mich fühle. Ich weiß nicht ob du weißt was ich damit sagen will, keine Ahnung wie ich es besser beschreiben kann.
Die Liebe die wir zu unseren gegangen hatten, und ja immer noch haben, wird niemals verschwinden. Sie sind weg, wir noch da, wenn das auch mit Abstand das barbarischte ist was meiner Meinung nach gemacht werden kann, ist es eben so. Jetzt heißt es nicht sie zu vergessen, oder sie zu ersetzen, für mich zumindest nicht, sondern jetzt heißt es einen Weg zu finden, sie zu integrieren, ohne daß sie das weiter leben jedoch beeinflussen, ohne daß sie die überhand auf unser jetziges leben haben. Und das ist schwer. Für mich sehr schwer.
Es gelingt mir schon vieles, aber diese Sehnsucht in mir, nach ihm, und uns, die bleibt, wird sogar von Tag zu Tag schlimmer, dauert ja auch von Tag zu Tag länger.
Und trotzdem möchte ich leben, und auch wieder glücklich sein, wenn auch anders.
Diese Löcher, kenne ich wie du siehst, du darfst nur nicht aufgeben. Aufgeben war für mich von Anfang an keine Option. Wobei es manchmal schon sehr nahe dran war.
Ich glaube fest daran daß sie da sind.
Das ist auch der Grund warum ich mich Versuche wieder an mich, wie ich davor war, zu erinnern, und wieder ein wenig so zu werden.
Wenn mein Walter immer da ist, alles mit mir erlebt, was ich eben erlebe, dann will er, und das weiß ich, sicher nicht den ganzen Tag neben einem Häufchen Elend sitzen, das den ganzen Tag nur heult.
Er war ein so fröhlicher lustiger Mann, der mich immer zum lachen brachte.
Das war, und ist meine Strickleiter.
Ich hab dein Wohnzimmer jetzt ordentlich zu getextet. Ich verschiebe es gerne in meines wenn du das möchtest.
Vielleicht gibt dir das ein wenig, wie soll ich sagen, einen Weg, eine Richtung, ein wenig Hoffnung.