Liebe Lilifee!
Ich dachte mir schon, dass dich irgendetwas vom Schreiben abhält; ich hab auch drei, vier Mal überlegt, ob ich nachfragen soll - hielt es aber für besser, einfach geduldig abzuwarten. Wäre ich in deiner Situation, hätte mich eine solche Nachfrage unter Druck gesetzt, was ich absolut nicht wollte, also hab ich die Nachfrage gelassen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel. Hat sich denn dein Blues wieder etwas gelegt?
Es brüskiert mich auch immer, wenn so offensichtlicher Missbrauch von Macht nicht einmal überprüft wird. Schließlich ist ein Ministerium kein Familienunternehmen. Andererseits frage ich mich bei solchen Meldungen auch immer: würde ich meine Familie nicht auch entsprechend versorgen, wenn ich die Macht dazu hätte? Hätte ich Skrupel, wenn um mich herum alle so agieren? Würde ich mich trauen, anders zu agieren? Und wie lange hätte ich dann diese machtvolle Position?
Ich kenne einen Fall aus der Vorstandsetage eines riesigen Unternehmen, in dem einer saß, der nicht so missbräuchlich mit Ressourcen umging, wie die anderen. Sehr schnell wurde er seiner Funktion enthoben, aus Angst, er könnte ein Nestbeschmutzer sein und sein korrektes Verhalten würde alle anderen in die Bredouille bringen. Wenn also das ganze System korrupt ist und nur einer sich korrekt verhält, wird der eben ganz schnell "entsorgt". Wer nicht mittut, wird gegangen.
Deshalb: nein, ich schimpfe nicht, denn ich weiß nicht, wie es zugeht, wie der Wind weht und was alles rundherum läuft.
Danke der Nachfrage wegen Job und Co Ja, der ist immer noch interessant. Er ist anstrengend und manchmal sehr langatmig, aber er hat sehr viel Sinn... das Ziel rechtfertigt die Unannehmlichkeiten, die er beinhaltet. Ich hoffe, Gutes damit zu tun.... mal sehen.
Ja, mein Besuch hat geholfen, das Chaos zu beseitigen. Ich hab den Garten nun mit Blümchen etwas bunter gemacht. ich hab ein großes Grundstück. Bis vor ein paar Monaten hab ich nichts weiter getan, als das Chaos in Grenzen zu halten. Ich hab gemäht und Unkraut beseitigt, Böschungen und Steinschlichtungen sauber gehalten, einen Zaun errichtet (den das Hochwasser teilweise wieder abgetragen hat ) All die Jahre, die ich nun hier wohne, habe ich den Garten nicht gestaltet. Ich hab kaum etwas gesetzt, sondern eben nur sauber gehalten, so gut ich kann. Dieses Jahr habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, wo was schön aussehen könnte, wo ich was gestalten könnte.
Ich hab Erdbeeren und Tomaten gesetzt (oder geplant) und viele bunte Blümchen gesetzt. Vielleicht mache ich nun jedes Jahr etwas Neues dazu... für dieses Jahr reicht es nun mal. Es muss ja auch alles instandgehalten werden, gießen, Unkraut rupfen... ich werde sehen, ob ich das mache und ob es mir Spaß macht.
Ich bekämpfe den Blues mit vielen bunten Blümchen. Es wäre doch gelacht, wenn ich die Trauer nicht damit dekorieren könnte
Seit einigen Wochen fühle ich mich, als würde ich mit Riesenschritten auf das Licht am Ende des Trauertunnels zulaufen - aber irgendwie gelingt es mir nicht, dieses Licht zu erreichen. Der Weg ist viel länger, als er ausgesehen hat. Naja... mal sehen, ob meine Kraft reicht, den Weg zu Ende zu gehen und ob ich damit aus dem Labyrinth herausfinde.
In Kürze wird sich der Todestag meines Partners zum dritten Mal jähren - vielleicht geht das vierte Jahr dann endlich mal kontinuierlich aufwärts und die Löcher, in die ich immer wieder gefallen bin, werden weniger. Das hoffe ich zumindest.
Egal wie das Ergebnis ist, der Garten blüht in vielen Farben und das finde ich hübsch. Ich mag ja Rüscherl und Mascherl grundsätzlich nicht so gern, weshalb auch im Garten alles dezent und elegant sein soll. Daher sind die Farben wohl durchdacht und auch die Arten, die ich pflanze, haben eine gewisse "Logik" - nur die Vergissmeinnicht tanzen aus der Reihe, was aber meinem Sinn nach kindlichem Schabernack schmeichelt.
Diese Woche, sollte es das Wetter zulassen, werden Betonplatten, Wege und Abgrenzungen mit dem Hochdruckreiniger gesäubert, dann mache ich Schluss im Garten und widme mich nur noch der Instandhaltung.
Ich hab noch drei andere Projekte für diese Saison geplant, die so aufwändig sind, dass ich nicht sicher bin, ob ich fertig werde bis zum Winter. Das liegt aber nicht daran, dass ich die Arbeit nicht kann oder sie sehr anstrengend wäre - sondern rein an meiner Erfahrung mit Neugestaltungen: reißt man eine Baustelle auf, werden meistens mehrere daraus. Und was daraus wird, sieht man immer erst, wenn man damit anfängt... ich hoffe, es ergeben sich keine Überraschungen... dann müsste alles eigentlich in einem Monat erledigt sein.... den Rest des Sommers hab ich als Puffer unverplant gelassen.... Ich mag es einfach nicht, mir irgendetwas vorgenommen zu haben, was ich dann nicht schaffe. Also lieber weniger und das dafür (relativ) sicher, als ein riesiger Berg, der nie fertig wird So komm ich ganz gut weiter.... wie gesagt: immer mit der Hoffnung, dass nichts Neues aufgeht, sich nicht irgendwo ein Problem zeigt oder der Teufel doch noch Junge bekommt (wie man bei uns sagt).
Du siehst, es geht um in meinem Leben - und es fühlt sich wie ein Leben an, das Potential hat - Potential, sich zu entwickeln. Dass es immer wieder Situationen gibt, in denen mir Tränen kommen, weil es einfach weh tut, meine beiden Lieben nur noch in meinem Kopf zu hören und zu sehen, sie nicht mehr hier zu haben, das ist für mich so zum Alltag geworden, dass ich darüber kaum noch spreche. Ich finde das logisch und normal - so normal, wie es weh tut, wenn man sich irgendwo stößt oder stürzt, so wie Kopfschmerzen beim Wetterumschwung oder Schlafstörungen bei Vollmond... Es ist einfach so. Nichts, was man groß beachten muss, nichts, was man ändern kann, nichts, worauf man wirklich Einfluss hat. "Arrangiere dich damit und gut ist's", denk ich mir.
Ob das funktioniert? Mal sehen....
Ich wünsche dir, dass dein Blues sich bald in einen Swing ändert und ebenfalls eine angenehme Woche mit Licht und Farben
Puzzle