Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Liebe Lilifee!


    Ich dachte mir schon, dass dich irgendetwas vom Schreiben abhält; ich hab auch drei, vier Mal überlegt, ob ich nachfragen soll - hielt es aber für besser, einfach geduldig abzuwarten. Wäre ich in deiner Situation, hätte mich eine solche Nachfrage unter Druck gesetzt, was ich absolut nicht wollte, also hab ich die Nachfrage gelassen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel. Hat sich denn dein Blues wieder etwas gelegt?


    Es brüskiert mich auch immer, wenn so offensichtlicher Missbrauch von Macht nicht einmal überprüft wird. Schließlich ist ein Ministerium kein Familienunternehmen. Andererseits frage ich mich bei solchen Meldungen auch immer: würde ich meine Familie nicht auch entsprechend versorgen, wenn ich die Macht dazu hätte? Hätte ich Skrupel, wenn um mich herum alle so agieren? Würde ich mich trauen, anders zu agieren? Und wie lange hätte ich dann diese machtvolle Position?

    Ich kenne einen Fall aus der Vorstandsetage eines riesigen Unternehmen, in dem einer saß, der nicht so missbräuchlich mit Ressourcen umging, wie die anderen. Sehr schnell wurde er seiner Funktion enthoben, aus Angst, er könnte ein Nestbeschmutzer sein und sein korrektes Verhalten würde alle anderen in die Bredouille bringen. Wenn also das ganze System korrupt ist und nur einer sich korrekt verhält, wird der eben ganz schnell "entsorgt". Wer nicht mittut, wird gegangen.

    Deshalb: nein, ich schimpfe nicht, denn ich weiß nicht, wie es zugeht, wie der Wind weht und was alles rundherum läuft.


    Danke der Nachfrage wegen Job und Co ;-) Ja, der ist immer noch interessant. Er ist anstrengend und manchmal sehr langatmig, aber er hat sehr viel Sinn... das Ziel rechtfertigt die Unannehmlichkeiten, die er beinhaltet. Ich hoffe, Gutes damit zu tun.... mal sehen.


    Ja, mein Besuch hat geholfen, das Chaos zu beseitigen. Ich hab den Garten nun mit Blümchen etwas bunter gemacht. ich hab ein großes Grundstück. Bis vor ein paar Monaten hab ich nichts weiter getan, als das Chaos in Grenzen zu halten. Ich hab gemäht und Unkraut beseitigt, Böschungen und Steinschlichtungen sauber gehalten, einen Zaun errichtet (den das Hochwasser teilweise wieder abgetragen hat :-( ) All die Jahre, die ich nun hier wohne, habe ich den Garten nicht gestaltet. Ich hab kaum etwas gesetzt, sondern eben nur sauber gehalten, so gut ich kann. Dieses Jahr habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, wo was schön aussehen könnte, wo ich was gestalten könnte.

    Ich hab Erdbeeren und Tomaten gesetzt (oder geplant) und viele bunte Blümchen gesetzt. Vielleicht mache ich nun jedes Jahr etwas Neues dazu... für dieses Jahr reicht es nun mal. Es muss ja auch alles instandgehalten werden, gießen, Unkraut rupfen... ich werde sehen, ob ich das mache und ob es mir Spaß macht.

    Ich bekämpfe den Blues mit vielen bunten Blümchen. Es wäre doch gelacht, wenn ich die Trauer nicht damit dekorieren könnte ;-)


    Seit einigen Wochen fühle ich mich, als würde ich mit Riesenschritten auf das Licht am Ende des Trauertunnels zulaufen - aber irgendwie gelingt es mir nicht, dieses Licht zu erreichen. Der Weg ist viel länger, als er ausgesehen hat. Naja... mal sehen, ob meine Kraft reicht, den Weg zu Ende zu gehen und ob ich damit aus dem Labyrinth herausfinde.

    In Kürze wird sich der Todestag meines Partners zum dritten Mal jähren - vielleicht geht das vierte Jahr dann endlich mal kontinuierlich aufwärts und die Löcher, in die ich immer wieder gefallen bin, werden weniger. Das hoffe ich zumindest.

    Egal wie das Ergebnis ist, der Garten blüht in vielen Farben und das finde ich hübsch. Ich mag ja Rüscherl und Mascherl grundsätzlich nicht so gern, weshalb auch im Garten alles dezent und elegant sein soll. Daher sind die Farben wohl durchdacht und auch die Arten, die ich pflanze, haben eine gewisse "Logik" - nur die Vergissmeinnicht tanzen aus der Reihe, was aber meinem Sinn nach kindlichem Schabernack schmeichelt.

    Diese Woche, sollte es das Wetter zulassen, werden Betonplatten, Wege und Abgrenzungen mit dem Hochdruckreiniger gesäubert, dann mache ich Schluss im Garten und widme mich nur noch der Instandhaltung.

    Ich hab noch drei andere Projekte für diese Saison geplant, die so aufwändig sind, dass ich nicht sicher bin, ob ich fertig werde bis zum Winter. Das liegt aber nicht daran, dass ich die Arbeit nicht kann oder sie sehr anstrengend wäre - sondern rein an meiner Erfahrung mit Neugestaltungen: reißt man eine Baustelle auf, werden meistens mehrere daraus. Und was daraus wird, sieht man immer erst, wenn man damit anfängt... ich hoffe, es ergeben sich keine Überraschungen... dann müsste alles eigentlich in einem Monat erledigt sein.... den Rest des Sommers hab ich als Puffer unverplant gelassen.... Ich mag es einfach nicht, mir irgendetwas vorgenommen zu haben, was ich dann nicht schaffe. Also lieber weniger und das dafür (relativ) sicher, als ein riesiger Berg, der nie fertig wird ;-) So komm ich ganz gut weiter.... wie gesagt: immer mit der Hoffnung, dass nichts Neues aufgeht, sich nicht irgendwo ein Problem zeigt oder der Teufel doch noch Junge bekommt (wie man bei uns sagt).


    Du siehst, es geht um in meinem Leben - und es fühlt sich wie ein Leben an, das Potential hat - Potential, sich zu entwickeln. Dass es immer wieder Situationen gibt, in denen mir Tränen kommen, weil es einfach weh tut, meine beiden Lieben nur noch in meinem Kopf zu hören und zu sehen, sie nicht mehr hier zu haben, das ist für mich so zum Alltag geworden, dass ich darüber kaum noch spreche. Ich finde das logisch und normal - so normal, wie es weh tut, wenn man sich irgendwo stößt oder stürzt, so wie Kopfschmerzen beim Wetterumschwung oder Schlafstörungen bei Vollmond... Es ist einfach so. Nichts, was man groß beachten muss, nichts, was man ändern kann, nichts, worauf man wirklich Einfluss hat. "Arrangiere dich damit und gut ist's", denk ich mir.

    Ob das funktioniert? Mal sehen.... :-)


    Ich wünsche dir, dass dein Blues sich bald in einen Swing ändert ;-) und ebenfalls eine angenehme Woche mit Licht und Farben :-)

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    es war nicht nötig nachzufragen. Solche Phasen kennen wir vermutlich alle. Sie kommen und gehen wie sie wollen, und so langsam geht sie bei mir wieder vorbei. Mein viertes Trauerjahr ist jetzt fast halb rum, aber solche Zeiten gibt es immer wieder, und das wird wohl noch eine ganze Weile so bleiben. Das Gefühl auf das Licht am Ende des Trauertunnels zuzulaufen hatte ich noch nicht. Bis jetzt sehe ich es noch nicht einmal, geschweige denn daß ich es erreichen könnte. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Immerhin sind die Trauerlöcher nicht mehr ganz so tief und häufig wie in der ersten Zeit nach Andreas` Tod, und die Trauer ist ruhiger geworden. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung. :/


    Was unsere Politiker betrifft habe ich aber keine große Hoffnung mehr. Der Sumpf ist zu groß geworden um ihn noch austrocknen zu können. Was inzwischen schon wieder hier auf lokaler Ebene bekannt wurde läßt einem mal wieder the hairs to the mountains stand. Ein Landespolitiker, Volljurist, begeht Urkundenfälschung damit seine Frau bequemer aber unberechtigt in einem Parkhaus vom Landtag parken kann, und fühlt sich nun durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft über Gebühr belastet. Ein Oberstaatsanwalt war jahrelang korrupt und bittet nun um ein mildes Urteil, damit er noch eine Perspektive hat. Haben diese Menschen überhaupt kein Unrechtsbewußtsein mehr? Deine Fragen wegen der eigenen Moral hast Du schon einmal gestellt. Erinnerst Du Dich? Ich denke, wir alle hier haben unseren moralischen Kompaß noch nicht verloren. Dein Beispiel von dem Unternehmen mit dem korrupten Vorstand stimmt aber leider. Wenn alle es tun und nur einer nicht mitmacht, gilt er als Verräter und Nestbeschmutzer. Man sagt ja nicht umsonst, der Fisch stinkt vom Kopf her. Es ist eine erschreckende Einstellung zu Recht und Ordnung, die sich in großen Teilen der Gesellschaft etabliert hat, und das macht mir schon Angst. :(



    Das finde ich auch.


    Aber nun abrupter Themenwechsel. Von Politik und leidigem Schicksal zu Garten und Natur. Das ist auch viel erfreulicher. :)

    Ein so großes Grundstück in Ordnung zu halten ist bestimmt nicht so einfach. Und es zu gestalten noch viel weniger. Erst mal eine Idee haben, wie sollte es denn aussehen. Da kann man sich sicher Anregungen aus den vielen Gartenbüchern holen, aber die müssen ja dann auch umgesetzt werden. Das kostet Zeit, Kraft und auch ein wenig Geld. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen wie Du tätig warst und bestimmt einiges geschafft hast. Die Trauer mit bunten Blümchen dekorieren ist eine nette Idee.8|


    Andreas und ich hatten ja zwei große Balkone mit sehr üppigen Pflanzkübeln als Umrandung und Geländer. Ein Kübel ist 2m lang, 1/2m breit und mehr als kniehoch. Auf dem unteren Balkon sind wir drei davon, zwei nebeneinander und einer im rechten Winkel dazu, und auf dem oberen Balkon zwei. Jedes Frühjahr haben wir überlegt was wir für Blumen einsetzen. Mit den meisten hatten wir Glück, die sind sehr gut gediehen, aber einzelne mußten wir ersetzen. Nun gut, wir waren blutige Anfänger und sind es im Prinzip auch geblieben. :4: Unsere Blumen waren aber immer schön bunt, und wir hatten den ganzen Sommer Bienen und Hummeln zu Gast. Diese Pflanzkübel haben uns aber voll und ganz gereicht um unseren eigentlich gar nicht vorhandenen Gärtnertrieb auszuleben, und es hat jedes Jahr schön ausgesehen.


    In einem Garten kann man natürlich viel mehr machen. Ich habe schon Abbildungen gesehen, da waren richtige Landschaften gestaltet. Mit Bachlauf oder Teich(en) und Brücken über selbige. Mit schön angelegten Wegen und gemütlichen geschmackvoll dekorierten Sitzplätzen. Dazu natürlich schöne Pflanzen, Sträucher und Bäume. Da denke ich immer, so etwas zu haben wäre toll. Ich sehr aber auch die viele Arbeit die darin steckt, und was es kostet so ein kleines Paradies zu schaffen. Und dann finde ich es doch nicht mehr so toll. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Ich gönne es aber jedem der Spaß daran hat etwas so Schönes zu haben.


    Da Dein Garten wohl sehr groß ist wirst Du ihn kaum in einem Jahr neu gestalten können. Aber jedes Jahr ein Stück weit macht bestimmt auch Spaß. Und wenn Du mal keinen mehr haben solltest, dann hörst Du einfach wieder auf. Jetzt drücke ich Dir erst mal alle Daumen daß Erdbeeren und Tomaten was werden. Eine gewisse Logik bei der Auswahl der Blumen ist nicht verkehrt, denn sie sollten ähnliche Ansprüche haben. Ein bunt blühender Bauerngarten kann etwas sehr Schönes sein, muß aber zum Grundstück passen. Ich hätte nicht gedacht daß Du zu kindlichem Schabernack neigst, so kann man sich täuschen. Vergißmeinnicht sind doch dezente Blumen, die sich überall einfügen. Warum tanzen sie denn aus der Reihe? :S Für die weiteren Projekte drücke ich Dir auch alle Daumen. Einen Zeitpuffer einzubauen ist sehr vernünftig. Nichts ist frustrierender als sich selbst unter Druck zu setzen, und dann doch nicht fertig zu werden. ;(


    In Deinem Leben tut sich einiges. Neuer Job, Gartenumgestaltung, die Pläne Deines Sohnes falls sie noch aktuell sind, da gibt es schon Potenzial für wieder hellere Zeiten. Die Trauer wird immer wieder mal übermächtig sein, die Phasen in denen sie ruhiger bleibt werder aber länger. Wie Du es schreibst, es ist einfach so, und wir können es nicht wirklich beeinflussen. Mit der Trauer muß man sich irgendwie arrangieren sonst geht man kaputt. Einfach ist es aber trotzdem nicht. Aber da müssen wir alle durch. Doch irgendwann ist es geschafft, und wir haben das Ende des Weges erreicht. Entweder das Ende des Trauerweges oder das Ende des Lebensweges. Letzteres kommt auf jeden Fall.


    Aber bis dahin erfreue Dich an Deinem Garten, und an dem was das Leben hoffentlich noch für Dich bereit hält.

    Ich wünsche Dir eine angenehme Restwoche mit Sonnenschein.


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Liebe Lilifee!


    Huch, ich bin dir eine Antwort schuldig, hab ich gerade festgestellt. Mir rinnen die Tage durch die Finger… jeder Tag ist wegen der vielen Dinge, die ich tue, unbeschreiblich lange. Grundsätzlich tut mir das gut. Aber sowohl meine Haut (hab einen kleinen Sonnenbrand von den letzten Sonnentagen im Garten) als auch meine Knochen freuen sich gerade über das Gewitter, das meine Arbeit jäh unterbrochen hat.

    Ich hab meine Küche auf Vordermann gebracht und nun gönne ich mir Ruhe…. Hab hier gelesen und entdecke: Hoppla, ich bin mit der Antwort in Verzug.


    Ich weiß nicht, wie es um meinen moralischen Kompass bestellt wäre, würde ich eine vermeintliche Machtposition erlangen. Das müsste ich erstmal ausprobieren, aber diese Versuchung wird mich wohl nicht treffen. Grundsätzlich bin ich mit meinem kleinen, unbedeutenden Leben schon sehr zufrieden. Ich muss da nichts mehr ändern, auch deshalb weil es genug ungeplante Veränderungen gegeben hat… und die erfahrungsgemäß auch nicht aufhören. Also bin ich zufrieden damit, dass Vergissmeinnicht in einem Meer von Weihenstephaner Gold herausstechen und nicht dazupassen ;) weder von der Art, noch von der Farbe. Aber der Platz forderte eine Pflanze, die Schatten verträgt und das Weihenstephaner Gold gedeiht dort nicht, also Vergissmeinnicht, die ich so gerne mag. Wenn sie dort auch nicht wachsen, werde ich was anderes finden, was dort wächst.


    Inzwischen hab ich den Platz für meine Strandstühle gerichtet.
    Ich sitze nicht gern auf normalen Stühlen, weil ich meine Beine gerne hochlege. Normale Stühle brauchen also einen Hocker davor, was wieder unpraktisch ist…. Also hab ich mir voriges Jahr Strandstühle gekauft. Da sitzt man bloß 15-20 cm über dem Boden und kann die Beine einfach ausstrecken… unheimlich bequem für mich.
    Aber nicht auf Beton… besser in der Wiese… die aber zu uneben ist… also hab ich einen Platz eingeebnet, ihn mit Schotter aufgefüllt, einen Rasenteppich drübergelegt, das Stück mit Randsteinen eingefasst und schon hab ich einen Platz für die Stühle. Das Fleckchen ist auf der Rückseite von den Böschungssteinen, die die Terrasse bilden, begrenzt, man hat also Rückendeckung, was ein angenehmes Gefühl der Sicherheit gibt. Außerdem sitzt man nicht auf dem Präsentierteller, wie auf der Terrasse, dieses Stück Garten ist für die Nachbarn nicht einsehbar. :)

    Das passt mir gut…

    Inzwischen blühen auch ein paar Ideen auf: ich könnte dort meine Gemüsebeete anschließen. Müde von der Gartenarbeit, würden die Strandstühle eine Ausruh-Oase bilden und würden mir gleichzeitig gestatten, die getane Arbeit zu betrachten… und sollte ich etwas ernten, wäre der Platz mit den Stühlen auch gleich ein kleines Genießerfleckchen: eine Handvoll Erdbeeren oder Cocktailtomaten schmeckt doch frisch geerntet am besten ;)


    Den ganzen Bereich könnte ich mit einer niedrigen Hecke (Eiben zum Beispiel) optisch abgrenzen, zwischen den Beeten geschotterte Wege, die den nötigen Zugang bieten… und die Beete eventuell etwas höher setzen, damit ich auf meinem Rollsitz sitzen kann bei der Gemüsepflege und meine Wirbelsäule nicht das Ende der Arbeit vor dem Ende des Tages vorgibt…

    So ungefähr geht es in meinem Kopf zu…


    alles schön, alles grün, Sonne, Wonne, Grießschmarrn, möchte man meinen… doch in meinem Herzen, dort wo das Epizentrum der Explosion nach der Nachricht vom Tod meines Partner lag, dort ist alles grau. Drei Jahre nach dem Tsunami, der alles niedergerissen hat, ist alles grau… egal, ob der Tunnel nun endet, ich dem Labyrinth entfliehen kann, egal, ob die Tiefs endlich aufhören und sich Stabilität einstellt, egal, wie schön alles aussieht rundherum, wie oft man mich lachen hört oder lächeln sieht, egal, wie freundlich ich zu Nachbarn oder Kollegen bin, egal, wieviel Humor ich mir erhalten konnte, wie gut ich nach außen zeigen kann, was alle sehen wollen…. Innen drin, wo der Tod ein Trümmerfeld gerissen hat, dort bleibt es grau…

    einfach nur grau…….

  • Liebe Puzzle,


    Du hast nichts versäumt, bist nichts schuldig und nicht verpflichtet umgehend zu antworten. Wobei Du das ja in aller Regel tust, während ich schon eine Weile nicht hinterher komme. :4: Mea Culpa, ich bin leer und ausgebrannt, hoffe aber auf Besserung.

    Drei Jahre nach dem Tsunami, der alles niedergerissen hat, ist alles grau… egal, ob der Tunnel nun endet, ich dem Labyrinth entfliehen kann, egal, ob die Tiefs endlich aufhören und sich Stabilität einstellt, egal, wie schön alles aussieht rundherum, wie oft man mich lachen hört oder lächeln sieht, egal, wie freundlich ich zu Nachbarn oder Kollegen bin, egal, wieviel Humor ich mir erhalten konnte, wie gut ich nach außen zeigen kann, was alle sehen wollen…. Innen drin, wo der Tod ein Trümmerfeld gerissen hat, dort bleibt es grau…

    einfach nur grau…….

    Ja, ja, ja. So fühle ich mich auch. Zur Zeit ist mir ganz besonders bewußt daß mein Leben wohl so bleiben wird wie es jetzt ist. Äußerlich geht es mir sehr gut, aber innerlich ist alles tot. Meine Sehnsucht nach Liebe und Wärme wird wieder unerfüllt bleiben bis ich endlich bei Andreas bin, und dieser Gedanke ist schon sehr niederschmetternd. Bevor Andreas und ich uns kannten war das zwar auch so, aber da konnte ich noch die Hoffnung haben daß die Sehnsucht doch mal erfüllt wird. Das ist ja auch geschehen, aber jetzt gibt es die Hoffnung nicht mehr.

    Vor kurzem habe ich diesen Spruch gefunden:



    Ob das wirklich helfen würde? Vielleicht, aber im Moment fühle ich mich nicht dazu imstande das auszuprobieren. :(


    Um in so eine Machtposition zu gelangen muß man wohl ein besonderer Typ Mensch sein. Es gibt ja nicht umsonst den Begriff Machtmensch oder Alphatier, was in diesem Zusammenhang nicht unbedingt ein Kompliment ist. Solche Menschen sind wir nicht, und deshalb funktioniert unser Kompaß auch noch. Mir ist mein unbedeutendes Leben auch lieber als in der Öffentlichkeit zu stehen, und im Berufsleben habe ich mich in der zweiten Reihe immer wohler gefühlt als in der ersten. Ich wurde auch aus der zweiten Reihe gehört, und das hat mir genügt. Wir werden auch kaum noch in die Verlegenheit kommen eine Machtposition zu erlangen und unser Verhalten erproben zu können. Es ist aber schon erschreckend immer wieder feststellen zu müssen daß Macht und Moral offensichtlich natürliche Feinde sind. X(


    Die Pläne für Deinen Garten klingen sehr interessant, und sind bestimmt auch durchführbar. Sicher nicht alles auf einmal, aber nach und nach. Ich kann mir gut vorstellen wie das so aussehen könnte. Strandstühle wie Du sie beschreibst kenne ich nicht, oder meinst Du Liegestühle? Die sind allerdings schön bequem, und es gibt sie auch mit einem kleinen Sonnendach und/oder mit einer Abstellmöglichkeit für Gläser. So viel Platz habe ich auf meinem kleinen Balkon nicht, aber ich habe zwei Hochlehnerstühle. Einen für mich und einen für die Füße. :)


    Mit dem Platz für die Stühle hast Du Dir viel Mühe gemacht, aber es wird sich auszahlen. Vielleicht konntest Du ihn auch schon einweihen, warm genug ist es ja inzwischen. Nicht auf dem Präsentierteller sitzen und vor allem Rückendeckung zu haben mögen viele Menschen. Das ist ein Erbe von unseren Steinzeitvorfahren habe ich letztens gelesen. Die saßen nie mit dem Rücken zum Eingang in ihren Höhlen damit sie Feinde rechtzeitig sehen konnten. Und auch etwas Abgeschiedenheit ist manchmal einfach nötig. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Unsere Balkone in Bad Schwalbach waren ganz gut einsehbar, wobei wir noch das Glück hatten im obersten (4. Stock) und trotzdem ebenerdig zu wohnen. Da die Balkone nicht übereinander sondern terrassenartig waren, hatten wir einen sehr guten Blick auf die Balkone unter uns. Meistens haben wir nicht geblickt weil es uns nicht interessiert hat, aber beim Blumengießen ließ es sich nicht vermeiden. Schon um die Nachbarn unter uns nicht aus Versehen mit zu wässern. :S Ist aber trotzdem schon mal vorgekommen, weil wir keine Gießkanne genommen haben sondern einen Schlauch mit Brause. Mit Kanne hätten wir uns bei den großen

    Pflanzkübeln einen Wolf gegossen, aber zielen wäre damit schon besser gegangen. 8o


    Hochbeete oder zumindest höher angelegte Beete sind für geplagte Rücken eine große Erleichterung, und wenn man die Möglichkeit hat sollte man sie auch nutzen. Du beschreibst die Ideen sehr anschaulich. Erst mal ist einiges an Arbeit und Muskelkraft erforderlich, aber dann läßt sich die Neugestaltung bestimmt sehr schön genießen. Und wenn nicht alles in diesem Jahr geschafft wird, dann geht es eben im nächsten Jahr weiter. Wir werden wohl noch eine Weile leben, da muß nicht alles schon morgen fertig werden. ;)


    Bei mir gibt es nichts Neues, aber seltsamerweise hatte ich Lust im Wohnzimmer ein wenig neu zu dekorieren. Dafür habe ich einige Dekoartikel gekauft und es macht sich ganz gut. Ob das etwas zu bedeuten hat? Trotzdem wird mein Leben dadurch nicht wieder schön und bunt. Neue Deko ist ja nur äußerlich, aber wie kann ich innerlich neu dekorieren? Geht das überhaupt? Innerlich ist alles grau, so wie Du es beschrieben hast. Schade daß es kein Ariel oder Persil für die Seele gibt um den Grauschleier wegzuwaschen. :95:


    Habe eben einige Sprüche gefunden die sehr gut beschreiben wie es mir im Moment geht. Der letzte ist wohl etwas anders gemeint, bezieht sich auf den Entzug von Drogen, paßt aber trotzdem wenn man statt von Ängsten von der Trauer schreibt.


                         



    Hab ein ruhiges Wochenende und erholsame Nächte im neuen Bett.

    Alles Liebe <3

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee.


    Eigentlich würde ich dir gern in allen Punkten recht geben. Leer, einsam, traurig wurde das Leben seit der Katastrophe.

    Ich finde es aber nicht sinnvoll, sich immer auf das zu besinnen, was wir eigentlich nicht haben wollen. Viel sinnvoller finde ich es, sich das Schöne bewusst zu machen.
    Wenn ich mich eine Stunde lang hinsetze und mich darauf konzentriere, dass ich beispielsweise Kopfweh hab, dann bekomme ich richtig starke Kopfschmerzen, auch wenn ich sie davor nicht hatte. Die Kraft der Suggestion.
    Diese Kraft ist unheimlich stark. Und da sehe ich das Potential, sie für Gutes zu nutzen.


    Daher meine ich, es kann uns nicht besser gehen, wenn wir am Schmerz und am Vermissen festhalten. Diese Gefühle sind ja ganz von selbst da, sie noch zu betonen, sie noch extra herauszustreichen, kann sie nicht aushaltbarer machen. So komme ich zu dem Gedanken, lass sie einfach stehen. Sie sind da, sie sind logisch, natürlich vermissen wir unsere Vorausgegangen, die nicht Teil unseres Lebens gewesen wären, hätten wir sie nicht gemocht/geliebt, hätten sie uns nicht gut getan. Und Vermissen tut nun mal weh. Das ist nicht nur logisch und natürlich, es wäre für mich sogar bedenklich, ja fast erschreckend, wenn es anders wäre.


    Also versuche ich, diese Gefühle einfach stehen zu lassen und mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    Das hat dazu geführt, dass ich in den letzten zwei, drei Wochen auf Hochtouren gelaufen bin. Jeder Tag begann gegen 5 Uhr morgens und endete nie vor 21 Uhr. Ich hab überall geholfen, wo ich Bedarf sah. Alle haben sich gefreut, alles ist gelungen, jeder war zufrieden mit dem Ergebnis…. und als es an einem Tag zu weit ging und ich erst nach elf Uhr abends heim gekommen bin, brach mein schönes Suggestionskonzept wieder ein…

    Grundsätzlich funktioniert es aber…. Es braucht also einen Mittelweg. :rolleyes: Schon wieder….


    Das schreibe ich deshalb, weil es mir schon mein ganzes Leben lang unheimlich schwer fällt, einen Mittelweg zu finden. Was immer ich mache, 100% sind immer zu wenig. Daher gibt es auch immer wieder Phasen, die von Erschöpfung geprägt sind.

    Ich hatte einmal vor einigen Jahren ein Burnout Syndrom. Ich weiß, diese Erkrankung wird im täglichen Sprachgebrauch oft als Ausrede benutzt für jemanden, der müde ist und sich ausruhen möchte. Doch ich hatte diese Erkrankung und sie ist hinterhältig und nur schwer in den Griff zu bekommen. Jemand, der Burnout-gefährdet ist, kennt keine Grenze. Er wird nie feststellen, er wäre müde und müsse sich ausruhen. Jeder, der das von sich aus erkennt, ist nicht gefährdet. Diese Erkrankung kann jene erwischen, die immer weitermachen, die immer lächeln, denen es immer „gut geht“… und ich bin genau so eine. Mir geht es immer gut…. =O …. aber nicht weil es mir gut geht, sondern weil ich es nicht spüre, wenn es mir schlecht geht. Ich muss darüber tatsächlich nachdenken. Tatsächlich musste ich lernen zu erkennen, „jetzt ist es genug“. Burnout-Erkrankte haben die Verbindung zu sich selbst verloren.


    Ich hatte so viel körperliche, messbare, sichtbare Symptome, dass mein Arzt nichts mehr mit mir anzufangen wusste. Er schickte mich zum Psychiater… ich bekam unter anderem auch eine Gesprächstherapie. Die ersten drei Stunden brauchte der Psychiater allein dafür, mir klar zu machen, dass ich am Ende meiner psychischen Kraft wäre, dass ich jahrelang meine Grenzen überschritten hatte und dass mein Körper nun auf die Erschöpfung reagierte. Anfangs habe ich ihn dafür belächelt, ihm nicht geglaubt. Das kann doch nicht sein, dachte mir, der spinnt doch selbst, ich hab meine Grenze überschritten? Schwachsinn, Grenze? Was für eine Grenze?!
    Es war mir nicht klar, dass ich die Grenze meiner Kraft, meiner Leistungsfähigkeit schon lange überschritten hatte und sie deshalb nicht spüren konnte. Ich dachte tatsächlich, ich hätte keine Grenze.


    Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, je mehr ich mich an seine Vorgaben gehalten und seine Strategien befolgt habe, umso besser ging es mir… und erst als es mir einige Jahre später wieder gut ging, erkannte ich, wie schlecht es mir damals zu Beginn der Therapie gegangen war…

    Damals hab ich gelernt, dass es einen Mittelweg gibt, dass ich ihn finden und beschreiten sollte…. Ich hab gelernt, in regelmäßigen Abständen gedanklich Inventur zu machen: wie viel Kraft hab ich verbraucht? Was hat mir Kraft zurückgegeben, hab ich auf mich selbst geachtet?
    In den letzten drei Wochen hab ich nicht auf mich geachtet. Es ist aber auch verflixt schwierig, in einer so schmerzhaften Lebensphase Kraft zurückzubekommen… umso wichtiger finde ich es, das Vermissen und den Schmerz des Verlustes einfach stehen zu lassen und sich selbst Gutes zu tun, Gutes und Schönes zu betonen und einfach weiter zu machen… aber: Wo ist die Grenze?

    Bei dieser Frage höre ich oft: „Verlass dich auf dein Gefühl“…. HA! Sag das einem Bornout-Patienten X/

    Ein Alkoholiker spürt ja auch nicht, ab wann er betrunken ist, der trinkt auch einfach weiter….

    Wo ist die Grenze?

    Ich suche sie schon wieder…..


    Ein schönes Wochenende, liebe Lilifee… lassen wir es einfach grau sein, weil es gar nicht anders sein kann angesichts der Ereignisse…


    Alles Liebe

    Puzzle :24:

  • Puzzle, habe mir viele Deiner Sätze gemerkt und werde versuchen sie umzusetzen.

    Ja, die Macht der Psyche über den Körper.

    Unsere Ohnmacht und Trauer lässt dies aber nicht mehr zu.

    Ich danke Dir


    Nicole 🤝

    Liebe Nicole,

    ich schreibe nur, was ich mir denke. Nichts davon ist eine „Betriebsanleitung für schlechte Zeiten“. Wenn du etwas findest, was für dich funktionieren könnte, um die Trauer erträglicher zu machen, freue ich mich.


    Wenn „die Macht der Psyche über den Körper“ in negativem Sinne funktioniert, warum sollte sie nicht auch im positiven Sinne funktionieren… das hab ich ausprobiert… es funktioniert, ich hab’s bloß wieder übertrieben… X/ wie so oft…. weil ich die Grenze nicht spüre….


    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Puzzle

    Vielen Dank für deine Gedanken.
    Du sprichst mir in vielem aus der Seele und es tut gut, es mal jemand anderem zu „hören“. Darauf achten, auf was man ständig seinen Blick lenkt ist wichtig. Ein gutes Verhältnis zwischen Trauer ausleben und sich auch von ihr ablenken lassen ist gut, denke ich.
    Liebe Grüße von einer, die sich auch immer etwas schwer tut, den Mittelweg zu finden und zu gehen. 🙋🏻‍♀️❤️

  • [Ein gutes Verhältnis zwischen Trauer ausleben und sich auch von ihr ablenken lassen ist gut, denke ich.

    Liebe Grüße von einer, die sich auch immer etwas schwer tut, den Mittelweg zu finden und zu gehen. 🙋🏻‍♀️❤️

    Liebe Muckelchen ,

    du fasst in einem Satz zusammen, was ich mit so vielen Worten nicht sicher war, ausdrücken zu können.

    Danke dir! <3


    Auch von mir liebe Grüße,

    Puzzle

  • Ja, liebe Nicole, sehr schwer umzusetzen….

    Für mich wurde es mit der Zeit leichter…. Nur der Mittelweg, die Balance fehlen mir noch.


    Alles Liebe,

    Puzzle