Mein geliebter Vater ist nach kurzer, schrecklicher Krankheit unerwartet einfach gestorben

  • Ihr lieben Menschen hier


    Ich habe einfach aus Verzweiflung "bodenlose Trauer" in Google eingegeben, und bin auf diesem Forum gelandet. So viele traurige Geschichten, so viele Schicksale, und so viele liebevolle, verständnisvolle Antworten.


    Ich möchte euch auch meine Geschichte erzählen, obwohl es jedes Mal wieder so unfassbar schwer ist.


    Seid vorbereitet, dass die Schilderungen Details aus dem Krankheitsverlauf beinhalten und ein bisschen wirr und lang sind.


    Alles begann an einem Dienstagabend, es war der 24. März 2020. Und seither ist mein Leben nicht mehr das gleiche. An diesem Abend musste mein Vater notfallmässig ins Spital wegen akuter Schwäche.

    Mein Bruder hat bei mir geklingelt, ich war gerade dabei, meine kleine Tochter in den Schlaf zu begleiten. Sie schlief dann auch schon, so dass ich an die Tür konnte. Ich ahnte schon, dass etwas nicht stimmte, denn um Viertel nach acht abends klingelt hier sonst niemand mehr. Meine Eltern, mein Bruder und ich wohnen alle nebeneinander und sehen uns jeden Tag. So ging ich mit Babyphone rüber und sah meinen Vater kraftlos auf dem Sofa sitzen, er konnte nicht einmal mehr selber aufstehen, so schwach war er. Mein Bruder und ein anderer Nachbar haben ihn zum Auto getragen und ins Krankenhaus gebracht. Später hat mein Bruder angerufen, dass unser Vater sehr hohe Entzündungswerte hätte und eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert worden sei. (Um es vorweg zu nehmen: Es war nicht COVID19.)

    Am nächsten Mittag rief ich ihn nichts Schlimmeres ahnend an, wie es ihm gehe, und er sagte nicht viel, ich verstand ihn sehr schlecht, er hatte eine Sauerstoffmaske auf. Ich sprach ein paar Sätze mit ihm und gab den Hörer an meine Mutter weiter. Das war das letzte Mal, dass ich mit ihm geredet habe.


    Von Tag zu Tag ging es ihm dann schlechter, die Antibiotika-Kur schlug nicht an, die Lunge wurde immer mehr krank, und niemand konnte ihm helfen, für die Beatmungsmaschine war er zu schwach, das Risiko, dass er an der Intubierung sterben könnte, war zu gross. Also weiter immer mehr Sauerstoff über die Maske. Das Corona-Virus konnte nicht nachgewiesen werden. Und auch die Röntgen-Bilder der Lunge sprachen gegen COVID19. Am Donnerstag konnten wir schon nicht mehr mit ihm telefonieren, da er ständig Sauerstoff brauchte. Besuchen durften wir ihn nicht (Besuchsverbot wegen Corona-Pandemie).

    So verbrachten wir die Tage zwischen Hoffen und Bangen, aber die Hoffnung überwog noch bzw. klammerten wir uns daran.

    Am Sonntag dann durften ihn meine Mutter und meine beiden Brüder mit voller Schutzkleidung besuchen, da es ihm sehr schlecht ging. Aber er war bei vollem Bewusstsein, er konnte einfach vor Schwäche nicht sprechen. Wir hatten immer noch Hoffnung.

    In der nächsten Nacht dann ein schwerer Hirnschlag, mein Bruder und meine Mutter haben an seinem Bett gewacht bis zum Morgen. Am Montagnachmittag haben wir alle ihn besucht (meine Mutter, meine Schwester und meine beiden Brüder und ich). Und der Anblick meines Vaters erschütterte mich, er war nur noch ein Schatten seiner selbst, ohne Kraft, schwer atmend mit Sauerstoff Maske, die Augen geschlossen. Da der Hirnschlag in der linken Hirnhälfte stattfand, habe ich ihm Musik mitgebracht, die ich ihm vorgespielt hab. Und er hat mit letzter Kraft sein Gesicht mir zugewandt und die Augen aufgemacht. Ich hielt seine Hand, und er hat sie gedrückt. Ich war nur unkontrolliert am Weinen. Als ich mich von ihm verabschiedet habe, ist er im Beisein meines Bruders und seiner Frau gestorben. Einfach gestorben. Er hat durchgehalten, bis er uns alle nochmals sehen konnte und wir uns von ihm verabschieden konnten, für immer. So unglaublich anstrengend und leidvoll müssen diese Stunden für ihn gewesen sein.


    Ich weiss nicht mehr, wie ich das alles geschafft habe an diesem Montagabend, auch mit meiner Tochter, die erst 2,5 Jahre alt ist. Am 30.03.2020 ist mein Vater gestorben. Ein schönes Datum, mein Vater hat immer an Numerologie geglaubt, sich zumindest damit befasst, er meinte auch immer, er hätte ein schönes Geburtsdatum, 24.04.48.


    Am nächsten Tag durften wir noch von seinem Körper Abschied nehmen, er sah friedvoll und entspannt aus, aber das erste Mal, dass ich einen toten Menschen gesehen habe. Er lag noch im Krankenhaus-Bett, sein Name stand noch auf dem Bett. Ich glaube, ich habe noch nie so geweint. So endgültig, ich sehe ihn nie wieder.


    Das Erledigen all der Formalitäten, alles so kräftezehrend, ich so unglaublich traurig und untröstlich, mein Vater ist nicht mal 72 Jahre alt geworden, er hätte am 24. April Geburtstag gehabt. Die Beerdigung haben wir gemeinsam geplant, da in diesen seltsamen Corona-Zeiten ja kein Gottesdienst stattfinden darf. Auch kein Priester. Wir wollten aber etwas Würdiges, Freierliches. Wir haben sein Leben Revue passieren lassen, Psalme gesprochen und seine Lieblingslieder abgespielt. Ein Foto auf dem Sarg, Blumen, Erinnerungen. Jetzt ist er unter der Erde, ganz allein. So eine schlimme Vorstellung. Ja, es ist nur sein Körper, aber den hab ich geliebt, und jetzt zerfällt er und ich kann nie mehr in diese lieben Augen schauen. Nie mehr Worte aus seinen Mund hören. Nie mehr mit ihm im Strandkorb im Garten sitzen.


    Dann die Schuldgefühle, dass ich seine Gegenwart immer als so selbstverständlich nahm, mich nicht so richtig für seine künstlerischen Projekte und Ideen interessiert hab und einfach nicht genug Zeit mit ihm verbracht hab. Und jetzt ist es zu spät. Ich muss dazu sagen, dass ich eine sehr enge Beziehung zu meinen Eltern habe, wir wohnen wie schon geschrieben nebeneinander und meine Tochter und ich essen jeden Mittag mit ihnen Mittagessen. Ich habe meinen Vater also fast täglich gesehen.


    Dieser Verlust trifft mich so unvorbereitet und tief, dass ich nicht mehr weiss, wohin mit meinen Gefühlen. Alles hier erinnert mich an ihn. Die Nächte sind besonders schlimm, da ich diesem Erinnerungsstrom so ausgeliefert bin, gemischt mit brennenden Schuldgegühlen und diesen Bildern von seinem Leiden und seinem toten Körper. Die lieblose Plastiktüte mit seinen Kleidern und dem Kulturbeutel aus dem Krankenhaus, sowas macht mich fertig. Dauernd spult mein Kopf die Szene ab, wie wir ihn in den Notfall gebracht haben. Meine Gedanken kreisen darum, wie wir seinen Tod hätten verhindern können, wenn wir ihn früher ins Krankenhaus gebracht hätten, wenn ihn die Ärzte doch an die Beatmungsmaschine angeschlossen hätten. Wenn er diesen Schlaganfall nicht gehabt hätte.


    Wir haben einen sehr guten Familie Zusammenhalt, aber trotzdem fühle ich mich allein, da mein Partner wegen der geschlossenen Grenzen nicht mehr zu uns kommen kann. Wir sind nicht verheiratet, er hat keine Aufenthaltsbewilligung (mehr) für die Schweiz, wo wir wohnen.


    Alle sagen, es wird leichter mit der Zeit. Im Moment aber ist alles so schrecklich. Wie kann ich je wieder unbeschwert sein? Wie ahnungslos ich in den Tag hineingelebt habe, nicht wertschätzend, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass meine beiden Eltern leben und gesund sind. Ich ertappe mich dabei, wie ich Spaziergänger beobachte, wie sie leichtfüssig voranschreiten und mir denke, wenn ihr wüsstet, was euch noch bevorsteht...


    Und mir steht jetzt wieder eine Nacht bevor. Aber immerhin habe ich mal alles aufgeschrieben.


    Allen, die bis hierher gelesen haben, möchte ich Danke sagen. So konnte ich meine Geschichte teilen.


    Wenn ihr Gedanken dazu habt, bitte schreibt sie auf.


    Silvia

  • Liebe Silvia,


    ich selbst war bis jetzt, hier, in diesem Forum, nur eine stille Mitleserin, sodass ich mich ebenfalls kurz vorstellen möchte:

    Ich bin 49 Jahre alt, verheiratet und trauere seit bald zwei Jahren um meine Mutter, zu der ich eine sehr enge und liebevolle Mutter-Tochter-Bindung hatte (meinen Vater verlor ich schon, als ich erst 9 Jahre alt war).


    Vieles, was du beschreibst in deiner Trauer, empfand und empfinde ich ebenso. Mich hat deine Schilderung sehr berührt und gab mir den Impuls zu schreiben.

    Es ist gut, dass du dir deinen Kummer von der Seele schreibst. Das kann sehr, sehr erleichternd und heilend sein in diesem Schockzustand.

    Der Tod meiner Mutter hat mein Leben geradezu aus den Angeln gehoben. Nichts war mehr wie zuvor, es hat mich in meinem tiefsten Innern erschüttert.

    Tja, und egal was die Welt da draußen sagt, ihre gut gemeinten RatSCHLÄGE, ihre Tipps, wie und was für einen in dieser Situation gut sei: Ganz ehrlich, das hilft einem überhaupt nicht!!!

    Deswegen ist es wirklich gut, dass du dich hier mit Menschen austauschen kannst, die dich in deinem Schmerz wirklich verstehen.


    Ich frage mich heute noch genauso wie damals: Kann ich jemals wieder unbeschwert sein?

    Es hört sich vielleicht seltsam an, aber ich habe irgendwie gedacht, dass meine Mutter ewig lebt. Kindisch, nicht wahr?!

    Dass ich heute Grabkerzen für sie anzünde und nicht nur für meinen Vater, der Gang auf den Friedhof, das ist alles surreal für mich. Auch heute noch, nach fast genau zwei Jahren (18.4.2018).


    Und dennoch, der blöde Satz stimmt: Es wird leichter mit der Zeit! Du lernst, Schritt für Schritt, mit der Trauer zu leben, langsam und immer wieder mit Rückschritten, aber trotzdem im Schneckentempo stetig vorwärts.

    Ein kleines Beispiel: Ich habe supergerne mit meiner Mutter zusammen gekocht oder sie hat für mich gekocht. Nachdem sie gestorben war, war ich nicht mehr imstande meinem Mann was zu essen zu machen, ich habe die Küche gemieden wie die Pest, weil ich regelmäßig Heulkrämpfe bekam, wenn ich nur gewisse Utensilien etc. aus der Schublade genommen habe. Inzwischen klappt das Kochen wieder, sehr zur Freude meines Mannes. Dieser Zustand hat allerdings beinahe eineinhalb Jahre angedauert! Erst konnte ich wieder Frühstück machen, dann kleinere Rezepte, meistens welche, die ich vorher nicht mit meiner Mutter gekocht hatte usw. ...


    "Wenn ihr wüsstet, was euch noch bevorsteht ..."

    Was denkst du, wie oft ich diesen Gedanken habe, immer und immer wieder. Nach einem Verlust, der einen wirklich, und ich meine wirklich im tiefsten Innern erschüttert, sieht man seine Umwelt mit komplett anderen Augen. Die Leichtigkeit des Seins ist verflogen ... Das ist so meine Trauererfahrung.


    Ich könnte noch vieles schreiben, wollte dir aber vor allem ein wenig Unterstützung senden und dir sagen, dass wir dich in deiner Trauer verstehen können.


    Lieber Gruß


    Kerstin

  • Liebe Silvia,

    Du hast einen guten Weg gefunden, die Trauer zu erleichtern: schreiben und mitteilen. Das hat mir und vielen anderen auch geholfen mit dem Unfassbaren fertig zu werden. Das eigene Umfeld ist oftmals überfordert oder genügt den eigenen Ansprüchen in dieser Zeit nicht.

    Hier findest Du Gehör, Zuspruch, Verständnis. Aber vor allem: darüber schreiben hilft und befreit.

    Du wirst sehen.

  • Liebe Silvia,

    Mein Mitgefühl zu deinem Verlust. Ich möchte dich als Forumsmoderatorin hier willkommen heißen.

    Ich habe deine Geschichte aufmerksam gelesen und kann dir sagen- alles was du empfindest ist völlig normal. Dein Verlust ist erst so kurze Zeit her- es braucht Zeit das Unbegreifliche zu begreifen, zu erfassen.


    Und fast jeder Trauernde hier wird sich in deinen genannten Schuldgefühlen wiederfinden. Egal wie die Umstände waren- die Frage "Was hätte ich tun können?" begleitet die meisten in der Trauer. Ich hoffe du findest mit der Zeit etwas Frieden damit.


    Schreib hier jederzeit wenn dich etwas belastet. Hier findest du immer ein offenes Ohr...

    Ganz viel Kraft für diese Zeit <3

    Isabel

  • Ihr Lieben


    Ich komme er erst jetzt wieder zum Schreiben, habe mich aber den ganzen Tag danach gesehnt, weil das gestern Nacht wirklich ein wenig Erleichterung gebracht hat. Danke für eure Antworten, ich fühle mich hier so gut aufgehoben und spüre, dass der Austausch wichtig ist auf meinem Weg.



    Nelo

    Liebe Kerstin. Vielen, vielen Dank. Für deine Gedanken. Ich fühle mich sehr verstanden. Und das tut gerade wirklich gut. Mir kommt alles auch surreal vor, am frischen Grab zu stehen in diesem perfekten Frühlingswetter, und es ist mein lieber Papa, der da unten liegt. Auch ich habe geglaubt, dass mein Vater noch mindestens 10 oder 20 Jahre lebt, und dann mit 90 friedlich einschläft. Bei meinen Grosseltern war das genauso, und so lebte ich in dieser Illusion, dass das mit meinen Eltern dann sicher auch so wäre. Die Realität ist hart, und das Leben schwer gerade.


    Nico

    Lieber Nico. Danke auch dir. Das Schreiben tut mir wirklich gut. Ein bisschen Erleichterung. Aber der Druck baut sich dann wieder auf, und die ewig gleichen Bilder, Schuldgefühle, das schlechte Gewissen, die quälenden Gedanken, wie er hat leiden müssen, das Hadern, das kommt zurück.


    Isabel L.K.

    Liebe Isabel. Danke dir ebenso. Ich fühle mich sehr willkommen hier und bin froh, dass ich euch gefunden habe. Nach Frieden sehne ich mich, wenn ich nur in Frieden sein könnte mit den Ereignissen. Bestimmt Ist das viel zu früh, heute ist mein Vater zwei Wochen tot, mir kommt es vor wie eine Ewigkeit, jeder Tag ist wie der andere gleich schmerzhaft, ich wache auf und sofort erscheint der Gedanke "Mein Vater ist tot", und der Gedanke bleibt im Kopf, bis ich einschlafe.



    Jetzt hat es hier angefangen zu regnen und mein erster Gedanke ging zu meinem Vater im Grab. Ich weiss, er ist tot, aber die Vorstellung, dass jetzt Wasser in seinen Sarg sickert und seine Ruhe stört, ist mir unerträglich.


    Wenn ich nur wüsste, wo er jetzt ist, seine Seele, wenn ich wüsste, dass er seinen Frieden gefunden hat, dass es ihm gut geht, dass sein Weg weitergeht. Dass er noch da ist, irgendwo.

  • Liebe Silvia,


    dein letzter Satz hat mich aufmerken lassen.


    Mein Trauerweg geht schon etwas länger, und ich kann dir mit absoluter Sicherheit sagen: Ja, es geht weiter nach dem Tod. Andere Mitglieder waren, ebenso wie ich, bei Medien und haben Durchsagen erhalten, die ihnen diese Gewissheit brachten.


    Die Details, die mir bei meiner Sitzung mit dem Medium durchgesagt wurden, waren absolut korrekt und derart spezifisch auf meine Situation bezogen, dass es für mich in dieser Hinsicht keinerlei Zweifel mehr gibt.


    Außerdem gibt mir meine Mutter immer wieder "Zeichen". Das ist keine Einbildung von mir, das ist eine Tatsache. Sie hat mich auch zu diesem Medium geführt, kein Quatsch:)

    Nicht jedes Medium taugt was, deswegen ist es enorm wichtig, in die richtigen Hände zu kommen, wenn man trauert, um nicht noch mehr Schmerz zugefügt zu bekommen.


    Mich hat nach dem Tod meiner Mutter ebenfalls die Frage gequält, ob sie noch irgendwie da ist, oder ob mit dem Tod einfach alles vorbei ist. Da ich immer schon gerne auf meinen Bauch gehört habe, wenn wichtige Entscheidungen anstanden in meinem Leben, habe ich verstärkt auf meine Intuition geachtet.

    Im Internet bin ich auf dieses Medium gestoßen, die Webseite sprach mich an. Trotzdem habe ich ziemlich lang gezögert. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, diese Entscheidung zu treffen, bis mir irgendwann die Kontaktdaten, also die Telefonnummer, ins Auge fielen. Als ich die ersten drei Ziffern der Telefonnummer gelesen habe, bekam ich Gänsehaut: Monatelang habe ich diese Nummern angstvoll jeden Morgen gewählt, um mich mit meiner Mami im KH verbinden zu lassen. Damit ich morgens früh schon wusste, wie es ihr ging, wenn ich sie dann später am Tag besuchte. Diese Nummer hat sich in mein Gedächtnis förmlich eingebrannt ...

    Wie gesagt, als ich diese Zahlenabfolge auf der Webseite gelesen habe, gab es für mich kein Zögern mehr. Ich habe sofort eine Mail geschrieben und um einen Termin gebeten. 9 Monate habe ich dann auf meine persönliche Sitzung warten müssen, das war mir aber egal, irgendwie war ich mir absolut sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben.

    Und es war ein voller Erfolg in jeglicher Hinsicht. Und ich bin wirklich kein leichtgläubiger Mensch, die Dinge müssen schon Hand und Fuß haben, ansonsten zweifle ich. Ihre Mitteilungen bis hin zu Namen und Daten, die sie wirklich nicht wissen konnte, waren korrekt.


    Leider darf man eines aber nicht davon erwarten: dass einem die Trauer und das schmerzliche Vermissen genommen würde. Dieser Schmerz bleibt. Er wird nur mit der Zeit erträglicher. Jemand hat mal gesagt, er trüge seine Trauer wie einen Mantel immer bei sich; erst sei es ein ganz, ganz schwerer Wintermantel und später fühle es sich an wie eine leichte Weste.

    Die Trauer bleibt,

    Das Vermissen bleibt.

    Aber es wird erträglicher werden.

    Ganz sicher. Man lernt, damit zu leben.

  • Nach Frieden sehne ich mich, wenn ich nur in Frieden sein könnte mit den Ereignissen. Bestimmt Ist das viel zu früh, heute ist mein Vater zwei Wochen tot, mir kommt es vor wie eine Ewigkeit, jeder Tag ist wie der andere gleich schmerzhaft,

    Liebe Silvia,

    Ja, Trauer braucht Zeit. Es geht nicht von heute auf morgen. Allein schon das du die Möglichkeit siehst- irgendwann mit den Ereignissen Frieden zu schließen ist schon ganz viel wert <3


    Ich wünsch dir einen angenehmen Tag... So gut es geht...

    Isabel

  • Liebe Silvia! Ich möchte dir auch mein tiefes Mitgefühl zu deinem großen Verlust aussprechen! Deine Erzählungen haben mich sehr berührt, dass dein Vater noch gewartet hat, bis ihr alle bei ihm ward! :33: Sei lieb umarmt :30:, LG Andrea

  • Hallo... und willkommen hier bei uns im Chat...in dem jeder alles schreiben kann was einen bewegt...ob Trauer oder auch Wut...:33::33:...


    sehr sehr traurig deine Geschichte... dieses plötzlich und unerwartetere ist das was uns wehtut... :30::33::30::33:

    Ich habe meinen lieben lieben Papa auch sehr plötzlich verloren...ich habe an allen Fronten für meinen lieben lieben Papa gekämpft... er hatte nach meinem Auszug zu Hause wirklich kein schönes Leben mehr...:13:... ich habe ihn dann herausgeholt ...aus der Hölle die er bei seiner "Ehefrau" hatte...ich muss sagen das er an Demenz ...Parkinson und auch Morbus Wilson erkrankt war...somit war er einfach sehr sehr krank...:33:... da diese Frau ihn nicht versorgte...den von mir angeforderten Pflegedienst nicht zu ihm ließ hat es mir sowas von gereicht und ich habe ihn zu mir geholt... aber ich konnte seine Betreuung nicht gewährleisten...auch wenn ich es noch so wollte...ich arbeite im 3 Schichtdienst im Heim für Schwerst behinderte ...

    ich habe einen tollen Platz in einer Demenz WG bekommen...da konnte er noch 4 Jahre glücklich leben...ich habe ihn regelmäßig zu mir geholt..hier zu mir wo Wärme war und nicht nur Eiseskälte:13:... leider ist er nach einer OP am Ellenbogen nach einem Sturz in der WG für immer eingeschlafen...:33::33: ... ich war am Tag davor noch im KH bei ihm und habe mich mit ihm unterhalten..nur kurz..denn er war noch nicht so wach nach der OP ...und dann am Morgen danach...ich weiß genau es war 7.00 Uhr früh kam dieser schlimme schlimme Anruf der mir sowas von die Beine weg haute...:33::33::33: ... ich konnte mich nicht verabschieden...es tut immer noch so weh...es ist schon 9 Jahre her...aber ich kann diesen Tag einfach nicht vergessen...niemals vergesse ich den Tag als ich Papa aus meinem Elternhaus holte...und diese Frau dort noch einen auf " ihr werdet schon sehen " gemacht hat.... es war sowas von toll..mein Papa ist aufgeblüht und ich habe mit ihm noch ein paar Jahre gehabt... :30::30: ... Ich wurde sogar auf Unterhalt verklagt...es war schrecklich was die Ihrem Mann alles dann noch antun wollte...aber nich mit mir...das hat mich echt stark gemacht und ich werde Papa immer immer im Herzen tragen... :love:... sein Bild steht hier bei mir und es brennt immer eine Kerze bei ihm...


    Mein geliebter Schwiegerpapa durfte nach der Diagnose "Glioblastom" nur noch 6 Monate bei uns hier auf der Erde bleiben...:33::33::33: ... Ich nenne ...nannte ihn auch Papa ... ihn haben Schwiegermama und wir Kinder hier zu Hause gepflegt...begleitet... :30:... dieses insgesamt hat mich so was von geprägt und hat mir gezeigt das es einfach wichtig is da zu sein...einfach da zu sein...auch wenn es nicht immer körperlich möglich ist...in Gedanken sind wir immer bei unseren Lieben... :24::33::30::24: ... Papa hat seinen letzten Atemzug im Beisein von Mama gemacht (also Schwiegermama) ... wir Kinder hatten uns verabschiedet von ihm...es ging ihm an diesem Abend nicht so gut...und irgendwie hatte ich ein so komisches Gefühl... hab mein Kind angerufen..er kam her...so haben wir alle an seinem Bett gesessen und waren bei ihm...ohne das wir zu diesem Moment wussten das er diesen Abend für immer gehen sollte :33::33: ... ich habe ihm geküsst bevor wir Kinder gingen..hab ihm gesagt (und ich weiß bis heute nicht warum ich das sagte) er kann gehen ...es ist okay...wenn er gehen möchte ...wir lassen ihn gehen...es wäre in Ordnung...:33::33:...hab ihn gedrückt und dann sind wir zu uns gegangen...

    Wir waren gerade so 5 - 10 min zu Hause da rief Mama an das mit Papa was ist...es ist eingeschlafen...für immer... :33:.. wir wieder hin,,,wir wohnen nebenan...und da hatte Papa seinen letzten Atemzug mit Mama gemacht...ich glaube immer noch das er seinen letzten Atemzug mit Mama machen wollte...:33::33::33:... ich bin zu ihm hin und habe ihm eine gute Reise gewünscht...und da lief ihm eine Träne aus dem Auge ...:33::33: oh mann... das war schlimm...:33::33::33:...

    Wir sind dann noch bei ihm gewesen..haben Kerzen angemacht...hatten Musik an..haben uns unterhalten...es war irgendwie eine gelöste Situation...ich weis auch nicht...er lag in seinem Bett und es sah aus als schlief er ruhig...es hatte friedliche Gesichtszüge...es war einfach schön...so waren wir alle da als er ins Licht ging... :33::33::33:...



    Für mich war es eine intensive...wenn auch traurige Zeit...die viel zu kurz war...:33::33::33:...

    In meinem Herzen sind beide ...für immer...und ich habe beide Papas hier bei mir und es brennt immer eine Kerze...immer wenn ich zu Hause bin... :22::30:...


    Ich sende dir Engel die dich begleiten und leiten durch das Tal der Tränen ... :22:

    und umarme dich :30:

    Viele Grüße von Bulli2014

  • Liebe Silvia,


    es tut mir sehr leid, dass dein Papa verstorben ist.


    Dein Gedankenkarusell, Schuldgefühle und das Fragen, was wäre wenn, hätte ich dieses oder jenes anders machen können ..... sind normal und kenne ich auch allzu gut.


    Meine Mama ist am 07.05.2019 auch im Alter von 71 Jahren an Lungenkrebs verstorben. Bald ist es ein Jahr her und die Trauerwellen überkommen mich immer wieder und je näher der 07.05. kommt, umso schlechter geht es mir. Immer wieder denke ich, heute vor einem Jahr war dies oder das........


    Kerstins Zitat:

    "Nach einem Verlust, der einen wirklich, und ich meine wirklich im tiefsten Innern erschüttert, sieht man seine Umwelt mit komplett anderen Augen. Die Leichtigkeit des Seins ist verflogen."


    kann ich bestätigen und empfinde ich genau so.


    Ich sende dir mitfühlende Grüße :30:

    Sveti

  • Guten Abend ihr Lieben


    Ich bin so froh, hier her gefunden zu haben. Eure lieben, mitfühlenden Nachrichten zu lesen und zu wissen, dass ich nicht allein mit meiner Trauer und meinen Gefühlen, hilft mir, dass ich denken kann, irgendwie schaffe ich es.


    Obwohl es heute wieder ein so schwerer Tag war. Ich war am Morgen auf dem Grab, ich wollte nur einfach weinen, aber es ging nicht. Ich hatte so einen Kloss im Hals und so einen Druck auf der Brust beim Gedanken, dass mein Papa da unten liegt, es ist so unvorstellbar, gerade war er doch noch hier, und wir haben geredet, und ich hab ihm noch etwas im Internet bezahlt, da er keine Kreditkarte hat, und ich hab ihm doch noch die Haare geschnitten, und wir haben zusammen das Funkenfeuer angeschaut, das den Winter vertreiben soll. Und jetzt ist der Winter weg, aber mein Vater auch.

    Wenn er doch nur einfach wieder nach Hause käme. Ich würde so vieles anders machen. Warum konnte er diese Lungenentzündung nicht überleben, andere überleben so etwas doch auch. Warum nur. Ich hadere den ganzen Tag.


    Heute habe ich an seinem Computer gesessen. Sein Arbeitsplatz war so sorgfältig aufgeräumt, alles an seinem Platz, wie wenn er etwas geahnt hätte. Seine Lesebrillen hat er parallel zueinander hingelegt, alle Stifte in einem Glas gesammelt, kein Blatt Papier lag herum. Dass er noch da gesessen hat am Abend, bevor wir ihn in den Notfall gebracht haben, zerreisst mir das Herz. Wie hat er sich wohl gefühlt? Er muss ja schon sehr schwach gewesen sein. Ich wünschte, ich hätte ihn noch umarmen können, oder ihm wenigstens die Hand auf die Schulter legen können, aber wegen Corona hab ich das alles gelassen, und so ging er, ohne einen richtigen Abschied. Nicht mal richtig verabschiedet habe ich mich von ihm. Aber ich habe geglaubt, dass er wieder nach Hause kommt.


    Jedesmal, wenn ich die Fotos von ihm anschaue, muss ich einfach weinen. Ich merke auch schon, wie die Erinnerungen anfangen, ein bisschen zu verblassen. Seine Stimme, seine typischen Sätze, sein Gesichtsausdruck. Und das tut auch weh. Er soll mir ganz lebendig für immer in Erinnerung bleiben. Ich möchte von ihm träumen, dass ich wenigstens so wieder ein wenig Nähe spüren kann.



    Nelo

    Liebe Kerstin. Ich wünschte, ich hätte auch diese Gewissheit wie du, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Mein Vater hat das ganz sicher geglaubt.

    Er hat sich schon immer, seit ich denken kann, mit der Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigt. Er hat viele Bücher gelesen, viel philosophiert und sich auch sehr tiefgründige Gedanken über den Tod gemacht. So hat er auch immer wieder Texte verfasst, wenn ihm liebe Menschen gestorben sind. Er hat diese Gedanken auch immer wieder mit uns geteilt, uns die Texte ausgedruckt zum Lesen mitgegeben, und mit uns darüber gesprochen. Auch hat er all seinen vier Kindern vor 1.5 Jahren einen USB-Stick geschenkt mit 1000 "Weisheitskrümeln", das sind Zitate und Sprüche, die er selbst bebildert hat und die für ihn wichtig waren. Und erst jetzt, wo er tot ist, habe ich mir die Zeit genommen, diese Krümel wirklich anzuschauen, mich damit zu befassen. So fühle ich mich ihm nahe, kann nachempfinden, was ihm wichtig war. Wie gern würde ich jetzt mit ihm darüber reden, und ich fühle mich so schlecht beim Gedanken, wie viel Mühe und Liebe er da hineingesteckt hat, und wie viel zu wenig ich dies geschätzt habe. Und aus seinen Texten zum Tod weiss ich, dass er an die unsterbliche Seele geglaubt hat und überzeugt war, dass der Weg nach dem Tod weitergeht. Ich selbst zweifle sehr, ich weiss es einfach nicht. Ich würde es aber so gerne glauben können. Das wäre so eine Erleichterung, so ein Trost, dann könnte ich auch hoffen, dass ich ihn - wenn mein irdischer Weg hier zu Ende ist - wiedersehen werde. Ich habe seit seinem Tod beim Spazierengehen immer wieder weisse, kleine Federn gefunden. Mein Bruder hat bei sich auf dem Balkon zwei weisse Tauben gesehen, meine Schwester einen Reiher ganz in der Nähe, meine Mutter hat im Wald einen sehr speziellen Vogelruf gehört und mein anderer Bruder hat sein Gesicht als Erscheinung vor sich gesehen. Ich wage zu glauben, dass die Seele meines geliebten Vaters also tatsächlich unter uns ist und uns hilft, mit seinem Verlust zurechtzukommen. Und doch zweifle ich. Du schreibst ja auch von Zeichen, liebe Kerstin, wenn du magst, könntest du mir schreiben, was du für Zeichen wahrgenommen hast?


    Sonne10

    Danke. Ja, ich bin wirklich zutiefst dankbar, dass ich mich noch verabschieden konnte, und ihm noch seine Lieblingsmusik vorspielen konnte. Auch wenn er zu schwach war zum Reden, und kaum die Augen mehr öffnen konnte. Aber ich war noch bei ihm.


    Bulli2014

    Vielen Dank dir für deine lieben Worte und deine Geschichte. Wie stark diese Trauer-Gefühle sind. Du hast schon zwei solche Verluste erlitten, wie kannst du das aushalten? Ich danke dir für die Engel.


    Sveti

    Genauso geht es mir auch, ich denke mir auch immer, vor einem Monat hat mein Papa noch am Computer gesessen, haben wir meinen Geburtstag gefeiert, hat er meine Tochter zum Lachen gebracht. Es ist einfach nicht mehr das gleiche. Alles ist getrübt.



    Ich wünsche euch allen eine gute Nacht, dass ihr gut schlafen könnt. Und ganz viele Engel, die auf uns alle aufpassen.

  • Liebe Silvia!

    Mein Beileid und herzlich willkommen hier im Forum.Hier kannst du dir alles von der Seele schreiben.

    Ja ich weiß wie es ist,denn mein Vater ist verstorben mit 57,da war ich gerade 19 und meine Mutter

    ist 4 Jahre später verstorben.Ja es war eine schlimme Zeit für mich,weil ich noch so jung war und ich

    hatte sehr lange damit zu kämpfen.Dann hatte ich durch meinen Mann eine so liebenswerte

    Schwiegermutter,die fast wie meine 2 Mama war,hab sie auch so genannt.Aber sie verstarb

    dann im Januar 2018 und ihr Sohn dann im Dezember.Es ist sehr schwer,aber ich habe auch

    gemerkt,das die Tauer von den Eltern und der Schwiegermama anders ist,als wie bei meinem

    Mann,denn darüber werde ich nie hinweg kommen und er fehlt mir so sehr.Ja das

  • Sorrx Silvia zu früh draufgedrückt.

    Aber war auchnur noch ein letzter Satz.DasLeben ist so ungerecht und dein Vater war ja auch noch

    nicht so alt und dann noch diese Situation im moment.Ich wünsche dir ganz viel Kraft.Liebe Grüße Helga

  • Liebe Silvia,


    deine Schilderung, wie dein Vater war, hat mich ausgesprochen berührt!

    Was für ein außergewöhnlicher Mensch. Auf so eine Idee wie "Weisheitskrümel" muss man erst einmal kommen, das ist ganz was Besonderes:)

    Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus versichern, dass er auf spiritueller Ebene weit vorangeschritten war.

    Ich habe mich auch immer irgendwie mit dem Thema Tod auseinandergesetzt, schon allein dadurch, dass ich meinen Papi so früh verloren habe. Das hat mich sehr geprägt. An "Geister" habe ich seltsamerweise eigentlich immer schon geglaubt, ohne mir allerdings "spirituelle" Gedanken darüber zu machen, Da bin ich eher der rationale Typ: Rein nach dem Energieerhaltungssatz können wir nach dem Tod nicht "verlorengehen", denn Energie bleibt, sie geht nur in eine andere Form über.

    Der Tod meiner Mutter hat mich dann aber erschüttert.

    Mit einem Mal quälten mich diese Fragen: Was kommt nach dem Tod, ist sie für immer weg, oder ist sie doch noch existent? Kann sie mich sehen und hören?! Nimmt sie noch teil an meinem Leben?


    Ab da begann mein spiritueller Weg (oh mein Gott, das hört sich hochtrabend an!;)), also ich meine damit, dass ich mich seitdem ernsthaft mit diesen Themen auseinandersetze.


    Ja, ich erhalte auch Zeichen.

    Weiße Federn finde ich auch, wenn ich eine Gänsehaut dabei spüre, weiß ich, dass sie eine Bedeutung haben. Einmal hatte ich einen sehr schweren Tag vor mir, und als ich das Haus an diesem Morgen verließ, ich hatte gerade die Tür geöffnet, fiel eine reinweiße Feder wie eine Schneeflocke vor mir auf die Haustürtreppe, Das war fast surreal.


    Meine Zeichen sind in der Regel mehr wie eine Kommunikation, so ist jedenfalls mein Eindruck.

    Zum Beispiel, ganz am Anfang, meine Mutter war noch nicht lange tot, ging ich mit meinem Mann durch die Innenstadt. Ich war wie betäubt und in Gedanken, da fiel mein Blick auf einen weißen Zettel, der auf dem Boden lag. Ich konnte gar nicht anders als hinsehen, ich habe mich sogar noch umgedreht. Auf diesem Zettel stand in relativ großer, schwarzer Schrift "Öffne dich" drauf. Ich habe den Zettel nicht aufgehoben, aber diese schwarze Schrift mit der Botschaft habe ich nie vergessen. Für mich war in diesem Moment klar, dass ich mich spirituell entwickeln soll, denn wenn man sich in dieser Hinsicht weiterentwickeln will, muss man unvoreingenommen sein, also offen.


    Eine gute Nacht wünsche ich dir:)


    Kerstin

  • Ihr Lieben,


    mich berühren die Zeichen eurer lieben Verstorbenen sehr. Ich habe auch so einige Zeichen meiner Mama erhalten :5:

    Ich habe dieses vor einiger Zeit bei unserem lieben Mitglied Mlederer im Thread

    "Verlust des Partners/Zeichen von Verstorbenen"

    niedergeschrieben. Schaut da mal rein. Es ist wirklich faszinierend, was sich unsere Lieben für uns so einfallen lassen :saint:.


    Mein morgigen Termin beim Medium musste ich wegen der Coronakrise absagen :(


    Ein Termin im Februar musste aufgrund Krankheit des Mediums auch schon abgesagt werden.

    Das Medium geht davon aus, dass sie den Coronavirus hatte, da es ihr sehr schlecht ging und sie ins Krankenhaus musste. Im Februar wurde noch nicht getestet, aber das holt sie jetzt nach. Ich war an diesem besagten Tag schon auf dem Weg zu ihr, als sie mich kurzfristig angerufen hat, um den Termin abzusagen. Sie hatte eigentlich vor, nach unserer Sitzung in ärztliche Behandlung zu gehen, aber sie konnte es einfach nicht mehr aushalten, weil es ihr total schlecht ging....


    Ich glaube, dass Mama diese Sitzung verhindert hat, um mich vor dem Virus zu beschützen :22:

  • Guten Abend ihr Lieben


    Danke so sehr für euer Mitgefühl und tröstenden Gedanken.


    Ich merke, wie viele Menschen um mich herum denken, dass jetzt alles wieder mehr oder weniger normal ist, und dass mein Leben einfach weitergeht, und dass wir jetzt nicht mehr weinen und auch nicht mehr so viel darüber reden sollten. Das ist so ein Kontrast zu der Atmosphäre und der liebevollen Akzeptanz hier im Forum. Hier kann ich einfach sein, wie ich mich fühle, ohne dass ich mich anstrengen muss, stark zu sein, oder tapfer. Denn ich bin nicht stark, ich bin nicht tapfer, ich bin einfach nur unendlich traurig und erschüttert und weiss nicht, wie ich jemals wieder Frieden finden soll.


    Ein Beispiel von einer Reaktion, die mich irritiert hat:

    Eine liebe Nachbarin, die unter anderem EFT-Klopfkurse anbietet, hat mich einen Tag nach der Beerdigung vor dem Friedhof angetroffen, und im Gespräch mit ihr bin ich in Tränen ausgebrochen, vor allem, weil ich solche Schuldgefühle hatte. Sie hat mir dann eine Sitzung mit ihr angeboten, um an diesen Schuldgefühlen zu arbeiten. Am Dienstag (8 Tage nach dem Tod meines Vaters) kam sie dann zu mir, und schon wieder war ich unkontrolliert am Weinen, ich hab gesagt, dass ich meinen Vater einfach nur zurückhaben möchte, dass ich die Zeit zurückdrehen möchte, nochmal mit ihm reden möchte, ihm noch etwas Gutes tun möchte, alles von ihm wissen möchte aus seinem Leben. Sie hat dann gemeint, dass jetzt das kleine Mädchen Silvia aus mir sprechen würde, und nicht die erwachsene Frau, die ich jetzt sei, und die wisse, dass das der Lauf der Dinge sei. Das hat mich verletzt. Als ob für eine erwachsene Frau eine solche Trauer und solche Wünsche nicht mehr angemessen wären, als ob etwas mit mir in meiner Trauer nicht in Ordnung wäre.


    Heute hat meine liebe, kleine Tochter einem Kuscheltier von ihrem Grossvater erzählt. Das war so rührend. Sie hat ja die Ereignisse alle auch mitbekommen und unsere Trauer, und dass ihr Grossvater gestorben ist und nie mehr zurückkommt. Sie weiss natürlich noch nichts von der Endgültigkeit des Todes, und ihr ist auch nicht klar, was mein Vater für mich bedeutet hat. Sie sieht mich manchmal in meinem Schmerz weinen, und ich erzähle ihr auch, was los ist mit mir, dass ich meinen Papa so sehr vermisse, dass wir nie mehr mit ihm reden können etc. Ich hoffe einfach, dass dies alles nicht allzu traumatisch ist für sie. Sie kommt auch regelmässig mit mir mit zum Grab auf den Friedhof. Es ist ein sehr schönes, friedliches Plätzchen, wo mein Vater liegt, und ihr gefällt es dort sehr. Wir sammeln dann schöne Steine, Tannzapfen oder ähnliche Naturgegenstände, die wir unterwegs finden, und legen sie auf die Erde auf dem Grab. Hat jemand Erfahrung, wie das ist mit so kleinen Kindern in einer solchen Situation?


    Ich habe irgendwie das Zeitgefühl verloren, jeder Tag ist wie der andere, so schmerzvoll und schwer. Es kommt mir einerseits wie eine Ewigkeit vor, seit mein Vater gestorben ist, andererseits ist es noch so frisch und unfassbar.


    Mein Vater ist in meinem Herzen so lebendig wie nie zuvor, ich denke ständig an ihn, an sein Leben, was er uns alles hinterlassen hat, was für ein reiches, abenteuerliches Leben er geführt hat. Wie reflektiert und beharrlich er war. Wie viele Träume er hatte, wie viele Visionen er hat umsetzen können. Und dann dieses abrupte Ende. Er hatte noch Pläne. Warum realisiere ich erst jetzt so richtig, was ich an ihm hatte, was ich ihm verdanke, wie sehr ich ihn liebe? Er war einfach immer da, ganz selbstverständlich. Wenn ich nur nicht so ahnungslos und naiv in den Tag hineingelebt hätte, sondern mir bewusst gewesen wäre, dass er nicht ewig lebt, dass ich besser die Zeit mit ihm nutze, die ich noch habe. Wenn er nur schon so lebendig in meinem Herzen gewesen wäre, als er noch gelebt hat. Es ist so traurig.


    hasi

    Liebe Helga. Wie unglaublich traurig, dass du so viele liebe Menschen in deinem Leben verloren hast. Ich danke dir für die Kraft, und wünsche sie dir auch von Herzen.


    Nelo

    Liebe Kerstin. Danke für deine Wertschätzung für meinen Vater. Das tut so gut. Und auch Danke für die Schilderung der Zeichen, die du bekommen hast. Diese Offenheit, von der du schreibst, fehlt mir glaube ich gerade. Ich bin noch zu gefangen in meinem Schmerz und dem Verlust hier auf der physischen Ebene.


    Sveti

    Liebe Sveti. Hoffentlich kannst du erzählen, wie es war, wenn dann der Termin mit dem Medium stattfinden kann. Ich war da bis anhin sehr skeptisch, aber jetzt, wo ich selber betroffen bin, und mir so sehr wünsche zu wissen, wie es meinem Vater jetzt geht, halte ich so eine Sitzung zumindest für nicht mehr ganz abwegig.


    Ich wünsche euch allen eine gute, ruhige Nacht. Und dass unsere lieben Verstorbenen im Himmel über uns wachen.

  • Als ob für eine erwachsene Frau eine solche Trauer und solche Wünsche nicht mehr angemessen wären, als ob etwas mit mir in meiner Trauer nicht in Ordnung wäre.

    Liebe Silvia,

    Mit dir ist alles in Ordnung. Lass dir dein Recht auf deine Trauer nie nehmen. Und egal wie alt du bist- du bist immer das Kind deines Vaters <3

  • Liebe Silvia,


    das erging und geht mir genauso: Nach gefühlten zwei Wochen soll man wieder der oder die Alte sein und gefälligst normal funktionieren. Eine gefühllose Frechheit ist das, hängt aber damit zusammen, dass die Außenwelt schlicht und ergreifend anders getaktet ist; die Zeit vergeht anders für sie und ganz wichtig: Sie sind NICHT in tiefer Trauer gefangen und können es kaum nachvollziehen, was in uns "zerstörten" Menschen vorgeht.

    Wir sammeln permanent, sinnbildlich gesprochen, Scherben auf und versuchen zu flicken, was nicht zu flicken geht:33:

    Klammern uns an der Vergangenheit fest, wollen diese wiederhaben, schaffen das aber nicht. Dieser Prozess ist derart schmerzvoll, derart anstrengend! Davon haben die da draußen nicht den Schimmer einer Ahnung! Was man ihnen noch nicht einmal vorwerfen kann. Diese Erfahrung muss erst durchlebt werden, und es ist sch...egal, um wen man da trauert! Hier kommt es auf die innere Bindung an, die gelebt worden ist, die ist der Maßstab, die die Intensität ausmacht.

    Ich habe 47 Jahre aufs Engste mit meiner Mutter Freud und Leid geteilt, Sie war meine Vertraute, meine Freundin, meine Mami, bei der ich mich ausgeheult habe und die mir die Tränen getrocknet hat, meine kluge und weise Ratgeberin und und und ...!

    Und DAS soll ich schwuppdiwupp einfach mal in14 Tagen vergessen??? Diesen menschlichen Verlust?

    Und sofort wieder normal sein?

    Never ever!!!

    <3

  • ... ach ja, so gern ich meine Schwiegereltern und Schwägerin auch habe: Meine Mutter, mein Verlust, ist da schon seit einer gefühlten Ewigkeit kein Thema mehr. Niemanls kommt von sich aus die Frage: Wie geht es dir mit deiner Trauer ...

    So ist das ...

  • Liebe Silvia,


    sehr gerne werde ich von meinem Kontakt mit dem Medium berichten.


    Auch ich wurde sehr überrascht, wie die "Außenwelt " mit mir nach dem Tod von Mama umgegangen ist. Zuerst waren alle da und nach ein paar Wochen niemand mehr. Die am lautesten geschrien haben "bin immer für dich da, du bist nicht alleine" usw. waren plötzlich alle weg :(

    Und dann die dummen Fragen "bist du immer noch traurig " oder die gut gemeinten Ratschläge "es wird alles wieder gut, die Welt dreht sich weiter, guck nach vorne" :4: Ich kann es nicht mehr hören :95:

    Nach Außen mag man keine Trauer zeigen und tut ob "alles wieder gut ist", und wenn man alleine ist, lässt man den Tränen und der Trauer freien Lauf :33: