Liebe Helga, liebe Kerstin
Ich danke euch für eure positive Bestärkung, dass mir der Urlaub gut tun wird. Ich erinnere mich, als wir vor einem Jahr weggefahren sind: Wie schön es war, welch unbeschwerte Tage wir verbracht haben, wie ich mehrere Male mit meinen Eltern telefoniert habe und einfach alles noch gut war. Und jetzt umgibt mich diesere düstere Trauer und macht alles so schwer. Ich würde wirklich am liebsten zu Hause bleiben.
Dass es zwiespältig ist, liegt auf der Hand, und doch ist es gut, aus seinem Trott herauszukommen. Du wirst gute Momente im Urlaub haben, dich an der Freude deiner Kleinen erfreuen und dadurch einen Sinn erspüren; einen Sinn, trotz allem auch glücklich sein zu dürfen.
Ja. Der Sinn ist mir im Moment ein wenig abhanden gekommen. Alle müssen wir sterben; alles, was wir tun, macht im grossen Ganzen gar keinen Unterschied. Dem Universum ist das egal. Bitte entschuldigt diese nihilistische Einstellung. Ich denke einfach immer daran, wieviel mein Vater in seinem Leben erlebt und wirklich Bleibendes geschaffen hat, sowohl materiell als auch geistig - und trotzdem wird er von der Welt so schnell vergessen. Als ob es ihn nie gegeben hätte. Das ist schwer zu ertragen. Ich möchte gerne wieder glücklich und unbeschwert sein, trotz allem, was passiert ist. Und vielleicht hilft es mir tatsächlich, aus meinem Alltag hier herauszukommen, wo mich alles an meinen Vater erinnert, auch wenn es nur für 10 Tage ist. Ich werde mich auf jeden Fall jetzt einfach darauf einlassen und mit offenem Herzen morgen loszufahren.
Ich bin so froh, dass es euch alle gibt und ihr mich ein Stückchen begleitet auf meinem Weg. Ich wäre mit meinen Gedanken sonst so alleine. So sehe ich immer wieder kleine Hoffnungsschimmer am Horizont und die tragen mich dann wieder ein Stückchen weiter.
Ganz liebe Grüsse und eine gute, erholsame und ruhige Nacht
Silvia