Tod eines Kollegen

  • Ein junger Kollege verstarb durch einen Unfall. Wir möchten seiner Familie (Eltern und Geschwister) unsere Anteilnahme ausdrücken. Zum ersten Mal fehlen mir die Worte. Eine Karte nur mit Unterschriften finde ich zu unpersönlich. Oh man, das ist so schlimm einer Mama das zu schreiben. Ich weiß nicht wie. Wenn mir jemand helfen könnte...

    Ros

  • Das ist furchtbar.


    Ich bin nicht Mutter und nicht Schwester, aber als mein Mensch starb, bekam ich aus ihrem Arbeitsumfeld auch viel Post. Komischerweise haben mich gerade die Menschen irgendwie "erreicht", die über ihre eigenen Gefühle schrieben. Dass sie es nicht fassen können und nicht glauben wollen. Wie geschockt und traurig sie sind, wie sehr sie ihnen fehlen wird. Direkt danach konnte ich das kaum lesen, weil es mir zu unerträglich war. Als ich es irgendwann konnte, waren es diese Briefe und Karten, die mich mehr erreichten als "Mein Beileid" und "Unsere Anteilnahme" und sowas (wobei ich das niemals kritisieren würde. Ich verstehe zu gut, wenn man nicht mehr sagen kann, als "Mein Beileid.").

    Und dann auch noch persönliche "Geschichten" und Anekdoten. Wobei das ambivalent ist. Unendlich schmerzhaft und dann doch wieder so kostbar, sowas zu lesen.


    Ach, ich weiß auch nicht. Wie furchtbar das alles... Aber ich finde es wundervoll, dass du dir Gedanken machst.


    Liebe Grüße, Sturm

  • Ja, ich schreibe auch :" das ist furchtbar"...


    Die Wahl der Karte, das Motiv kann dennoch viel ausdrücken... Sie müsste zu dem Leben dieses jungen Kollegen irgendwie "passen"--- Es gibt auch "Stimmungskarten" die keine ausgesprochenen Beileidskarten sind...


    mich gerade die Menschen irgendwie "erreicht", die über ihre eigenen Gefühle schrieben. Dass sie es nicht fassen können und nicht glauben wollen.

    das war bei dem Tod meines Seelenmannes und bei dem Tod meiner Eltern vom Empfinden genauso...


    Und dann auch noch persönliche "Geschichten" und Anekdoten. Wobei das ambivalent ist. Unendlich schmerzhaft und dann doch wieder so kostbar, sowas zu lesen.

    vielleicht wenn jeder einen Satz, der seine Fassungslosigkeit und Betroffenheit zum Ausdruck zu seiner Unterschrift dazu schreibt ?


    Im ersten Schmerz wird wenig wahrgenommen, aber es ist dennoch ein gewisser Trost etwas IN DER HAND zu halten, etwas ANSEHEN zu können...


    Trost den Eltern zu geben ist meiner Meinung nach nicht möglich... aber ein Mitgefühl ausdrücken.. Du siehst es ja auch hier im Forum... Die Mütter und Väter sind häufig "sprachlos"... und der Austausch von Gefühlen ist ja auch schwer in Worte zu kleiden...

    Es ist ja auch tröstend wenn du oder die Kollegen , die Eltern und Geschwister seht, euer Mitgefühl ausdrückt... ach...das geht jetzt alles ja nicht ...Umarmungen... Hand geben...

    das kann man auch schreiben...

    Ich finde es auch berührend , das du dir so liebe Gedanken machst...

    liebe Grüsse Sverja

  • Liebe Ros,


    ich kann Sturm und Sverja nur zustimmen. "Es tut gut" wäre zuviel gesagt..., doch mit sehr persönlichen Worten wird die Mama sich verstanden fühlen, auch wenn sie es im Moment nicht begreift und nicht zeigen kann. Schreibt ihr, was ihr an eurem Kollegen geschätzt habt und drückt die Fassungslosigkeit aus, schreibt, was und an welchen Stellen ihr ihn vermisst. Die Mutter, die Eltern wissen möglicherweise nicht, wie genau das Verhältnis unter den Kollegen war.


    Es fällt mir gerade schwer, aber ich versuche es... die Kollegen meines Sohnes haben uns ein Kondolenzbuch überreicht. Darin hatte jeder eine Seite für persönliche Worte zur Verfügung. Es war auch von gemeinsamen Dingen die Rede und dass man eigentlich annahm, "...das man dachte, es ginge so weiter..." Außerdem war ein Gruppenfoto darin, dass wenige Stunden vor seinem Zusammenbruch gemacht wurde. Wir wussten bis dahin nicht, dass es dieses, das letzte Foto von ihm gibt. Es hat uns furchtbar weh getan, aber auch sehr berührt. Es gat uns gezeigt, wir sind nicht allein. Es gibt so viele Menschen, die ihn vermissen und traurig sind. ... und... es ist leider unklar, wie und ob es Corona zulässt... Bei unserem Sohn kamen alle, wirklich alle zur Beisetzung. Beinahe jeder hat auch seine Hilfe angeboten, die wir zum Beispiel beim Ausräumen der Wohnung gern angenommen haben. Vielleicht geht es auch, wenn man Hilfe auf der Karte verbindlich mitteilt und evtl. gleichzeitig die Tel-Nr angibt. Ob es ok, kann ich gerade nicht sagen, aber für denkbar halte ich es schon.

    Liebe Grüße

    Iris

  • ich kann Sturm und Sverja nur zustimmen. "Es tut gut" wäre zuviel gesagt..., doch mit sehr persönlichen Worten wird die Mama sich verstanden fühlen, auch wenn sie es im Moment nicht begreift und nicht zeigen kann. Schreibt ihr, was ihr an eurem Kollegen geschätzt habt und drückt die Fassungslosigkeit aus, schreibt, was und an welchen Stellen ihr ihn vermisst. Die Mutter, die Eltern wissen möglicherweise nicht, wie genau das Verhältnis unter den Kollegen war.

    Liebe Ros,

    Ich stimme den anderen auch zu. Besonders der Beitrag von Iris, das persönliche einzubringen finde ich gut. Wenn Klienten in die Praxis kommen, erzählen sie oft von den Karten die sie bekommen haben, und eben besonders wenn etwas persönliches geschrieben wurde, wie was man an der Person so schätzte.


    Es ist schön, dass sich jemand darüber Gedanken macht <3

  • hallo Ros,

    falls Du es noch nicht getan hast, schau Dir doch bitte die "Spickzettel" an; die sind SOWAS von zutreffend....

    das Du hier nachfragst, zeugt von echter Empathie und ich ziehe den Hut vor Dir!

    ich persönlich finde das Kondolenzbuch eine tolle Idee - vielleicht können die Kolleginnen/Kollegen ja auch noch mehr Bilder beisteuern, von Veranstaltungen, Festen, Schnappschüssen ...

    MIR hätte das gefallen ...

    im Laufe der Zeit hier im Forum habe ich auch Folgendes gelesen:

    wir treffen uns und jede/r erzählt eine persönliche Geschichte von der/dem Verstorbenen - diese Idee, übertragen in ein Kondolenzbuch, vielleicht sogar noch mit Fotos, die Familie bekäme damit ein echtes "Schätzchen" weil sie ihn SO noch nicht gesehen hat.

    Ich wünsche Euch Kraft, denn auch DAS ist nicht leicht

  • Hallo Ros,


    der Verlust deines Kolleges tut mir sehr leid.


    Als mein Bruder im August verstorben ist, hat das seien Kollegen schwerst getroffen. Sie haben sich die selbe Frage gestellt wie du, und aus der Sicht der kleinen Schwester haben sie wundervolles getan. Nebst einem wundervollen Nachruf, hat jeder von Ihnen einen Brief an seine kleine Tochter geschrieben und darin eine Annekdote über ihn erzählt, sodass diese irgendwann, wenn ihr danach ist, sie lesen und sich an ihren Vater erinnern kann. Ich glaube, das kommt dem Kondolenzbuch sehr nahe und zeigt, was für ein toller und wertgeschätzter Kollege er war.

    Ich glaube am Ende war die größte Anteilnahme, dass sie durch ihr Handeln und ihre Hilfsbereitschaft ihre Wertschätzung für ihn gezeigt haben. Besonder sein Chef hat in dieser Zeit alle bürokratischen Dinge auf Arbeitgeberseite für die Familie geregelt und schon vorgefiltert. Das hat unglaublich geholfen. Er war einfach da. Auch sind alle zur Beerdigung erschienen und haben im Voraus wahnsinnig viel geholfen. Am Ende habe sie für ihn bei seiner Beerdigung einen Kirschbaum gepflanzt und eine Gedenktafel an seinem liebsten Hochspannungsmast angebracht. Das hat uns alle ziemlich bewegt.


    Und vielleicht noch als kurze Bemerkung; meine Schwägerin hat das sehr passend formuliert..."Eigentlich ist es egal, was sie sagen oder schreiben, weil es ist ja auch eine sch*** Situation und richtige Worte gibt es da nicht. Aber es schmerzt mich sehr, wenn sie gar nichts sagen."


    Alles Liebe, Claudi