Mutti, warum bist du gegangen

  • Ich versteh momentan die Welt nicht mehr. Mein Mutter ist letzte Woche Sonntag verstorben. Ich verstehe es nicht und ich bin momentan in einer Vorwurfphase, ob ich was falsch gemacht oder anders machen haette koennen. Sie war schon ca.30 Jahre krank mit den lymphen und das wurde schrittweise immer schlechter. Sie bekam Tabletten gegen Schmerzen, zum Schlafen und zum aufwachen. Vor ein paar Wochen hatte sie rigeros die Tabletten abgesetzt, das fuehrte unter anderem zu Halus und die Schmerzen kamen. Sie wurde von einem Pflegedienst betreut, da macht man sich eigentlich nicht so sehr die Sorgen. Da ich 50km entfernt wohne und arbeite. Ich baute drauf das sie sie ins Krankenhaus einliefern lassen, da sie auch Essen und Trinken nicht so wollte. Der Notarzt war auch mehrmals vor Ort in der Woche. Am Samstag Abend war der Notarzt da und liess sie zuhause, am naechsten Tag hatte der Hausarzt Dienst. Der hatte schon eine Einweisunng, die kam aber da schon zu spaet. Das alles reisst mich so mit, da auch mir Mutter vorgeworfen hatte, ich haette eine andere Handynummer und ich wuerde nicht rangehen. Beim Abgleich jetzt mit den Akten vom Pflegedienst wurde festgestellt, das seit Jahren eine falsche Handynummer eingetragen war. Sie hat auch nie darueber gesprochen in letzter Zeit, was ich falsch mache oder was sie sich wuenscht. So hab ich mitbekommen, sie wuenschte sich mehr Zeit fuer sie und mehr Telefonanrufe. Dann sagte sie zu Freundinnen, das ich schweigsam bin, das mich was bedrueckt ob das mit ihr zusammenhaengt. Sie haette mich auch fragen koennen, ich machte mir Sorgen um sie. Jetzt stehe ich da, hab keine Familienangehoerigen mehr und keine Freunde. Ich hab auch Angst um mich, wenn ich umfalle so schnell findet mich keiner. Das ist momentan ein Wechselbad an Gefuehlen Wut, Ohnmacht, Vorwuerfe etc. Heute war ich im Aufraeummodus. ich fuehlte mich wie aufgezogen und Nachts bekomm ich wieder Schuettelfrost.

  • Sei willkommen hier, Sven, und mein herzlichstes Beileid zum Tod von deiner Mama... Die Mama zu verlieren, ist eines der schlimmsten Moment im Leben... Egal wie alt die Mama ist...

    Ja, es ist so: Man macht sich Vorwürfe... viele Vorwürfe... Aber ich denke nicht, dass du etwas "falsch" gemacht hast...

    Ich habe mich das bei meiner Mama auch gefragt - wir lebten zusammen unter einem Dach. Ich glaube, Mütter wollen uns Kinder nicht belasten... Ja, sie wünschen sich so manches - insgeheim - reden aber nicht immer darüber... Es ist nicht immer einfach.

    Es gibt im Moment kaum etwas, das dich trösten könnte. Es sind nur Worte...

    Die Gefühle, die musst du leider durchleben. Jedes einzelne. Was du aber tun kannst: Rede mit deiner Mama! Rede dir alles von der Seele. Sie, ihre Seele, ist noch um dich... Mütter behalten ihre Kinder im Herzen...

    Ich konnte die ersten Wochen nach Mamas Tod nicht essen, nicht schlafen, nicht denken... ich war neben mir... so voller Vermissen und Sehnsucht, so voller Vorwürfe irgendwas "übersehen" zu haben... zu wenig getan zu haben...

    Am 25. wird es ein Jahr. Ein JAHR... ich kann es nicht glauben... sie fehlt mir jeden verdammten Tag!

    Aber der Schmerz wird irgendwann "leichter" - es gibt Tage da geht es ganz gut und dan kommen Tage, da bricht ein Tränenmeer über einen herein...

    Deine Mama wird gespürt haben, dass "der Tag" kommt... sie essen dann kaum noch und man spürt, dass der Körper in den Rückzug geht. Aber wahrhaben, nein wahrhaben will man das nicht! Erst im Nachhinein "versteht" man....

    Lieber Sven, ich wünsche dir ganz viel Kraft für alles, was du auf deinem Trauerweg durchmachen musst...

    Du wirst es schaffen - Schritt für Schritt...

    Hier kannst du immer schreiben wann dir danach ist. Es wird immer einen "Zuhörer" geben...

    Alles Liebe für dich...

    Mirachen

  • Lieber Sven .Ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Meine Mutter fehlt jetzt seit zwei Jahren. Sie fehlt immer noch und wird es wohl auch immer tun. Mütter haben uns in ihren Körper wachsen lassen .Was gibt es Näheres?Aber vielleicht kann es deswegen auch nie getrennt werden .Der Tod kann uns die Mutter nicht nehmen .Liebe Grüße Kerstin

  • Lieber Sven,


    meine aufrichtige Anteilnahme zu deinem schweren Verlust.


    Leider wird sich das Gedankenkarussell noch eine Weile drehen. Grübeln, sich Vorwürfe machen, gehört zur Trauer. So oft wünsche ich mir einen Knopf, um dieses Karussell zu stoppen............Fühl dich verstanden.


    Mitfühlende Grüße :30:

    Sveti

  • Vielen Dank euch,


    Das ist nicht einfach, auch weil ich das auch allein ausmache. Mir fehlen Freunde oder Verwandte, wo man das teilen, besprechen koennte.


    Es tauchen soviele Fragen auf wie haette, waere, wenn. Ich hab Angst hier allein in einer Grossstadt, es gibt kein Hausbewohnerkontakt, und vor den naechsten Monaten.

  • Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich stand auch auch ganz alleine da. Mutterseelenallein.......


    Es ist nicht einfach, aber irgendwie wuppt man das und im Nachhinein fragt man sich, woher man die Kraft genommen hat, dass Alles ganz alleine zu bewältigen. Trauerfeier organisieren, Mamas Wohnung ausräumen, Mama überall abmelden. Man löscht ein Leben. Mamas Leben..........

    Ich funktionierte wie ein ferngesteuertes Wesen. Als das alles soweit erledigt war, überkamen mich diese schrecklichen Trauerwellen. Mal heftig und mal sanfter........


    Ich kann dir leider keine klugen Ratschläge geben, aber glaube mir, auch du wirst es schaffen, auch wenn ein sehr schwieriger Weg vor dir liegt.......

  • Lieber Sven,

    Der Verlust deiner Mutter tut mir sehr leid. Es ist ganz normal das diese Fragen in der Trauer auftauchen. Auch die Vorwürfe kommen häufig vor- denn im Nachhinein hat man immer das Gefühl man hätte was merken sollen, was besser machen können usw.

    Du wusstest deine Mutter gut versorgt durch den Pflegedienst.


    Das du nun ganz alleine bist, verschlimmert die Situation zusätzlich. Es gibt auch verschiedene Trauergruppen- vielleicht wäre das was für dich. Auch um neue, persönliche Kontakte zu knüpfen. Hier findest du auf jeden Fall immer ein offenes Ohr.


    Fühl dich hier willkommen <3

    Isabel

  • Lieber Sven. Ich muss laufend an dich denken. Es tut mir so leid dass du so gar keinen hast der dir beisteht. Ich schließe mich Isabells Rat an .Suche dir Hilfe.Alles Liebe für dich und viel Kraft alles durchzustehen und zu verarbeiten.

  • Danke, es tut so gut in dem Forum. Heute war Muttis 68. Geburtstag, ohne sie, und naechste Woche Beerdigung. Das alles reisst mich wieder. Diese Woche war der Trauerredner bei mir zu Hause. Er hat nicht nur die Trauerrede vorbereitet, sondern hat sich auch Zeit genommen damit ich mal reden konnte. Er gab mir einige Tips mit auf dem Weg fuer die Zukunft. Da ich fast 30Jahre auf meine kranke Mutter fokusiert war, jetzt muss das Loch gefuellt werden und ich muss leben.

    Die Trauer kommt zur uenguenstigsten Zeit aber man konnte nicht wählen. Ich steck auch selber in einer Krise, die mir durch die spezielle Zeit hochkam. Ich selbst bin mit Wohnung und Arbeit unzufrieden. Aber jetzt muss erstmal die Trauer durch.

  • Lieber Sven, vorhin fehlten mir die Worte aber ich habe mich gefreut von dir zu hören .Es freut mich das du einen vertrauensvollen Trauerredner gefunden hast. Sowas macht finde ich viel aus Bei meiner Mutter fand ich die Worte schön und tröstlich ,bei meiner Schwester leider schrecklich. Es war ein Pastor. Er hätte lieber Mathematiker werden sollen .Ich wünsche dir eine Beerdigung die in deinem und deiner Mutters Sinne stattfindet. Alles Liebe für dich Kikiro