Am 23.11.20 ist das Schlimmste passiert

  • Liebe Anne,

    Wenn Du Deinen Mann am 23.11.2020 beerdigt hast, dann ist das ja der Tag, an dem ich meinen Ralf verloren habe.

    Liebe RalfsHeidemarie,

    Genau aus diesem Grund habe ich hier geschrieben. Das Datum fiel mir sofort ins Auge.

    Mein Klaus hatte immer wieder gesagt, egal was geschied, ich möchte nie als. " Sabberlappen" irgendwo liegen. Er wusste ja auch schon von seinem Beruf was alles sein kann. Ein junger Kollege von ihm, sagte mir einmal an seinem Grab, ALLES KOMMT WIE ES KOMMEN MUSS.

    Er sagte, mit einem nicken zum Grab, "das haben die alten Kollegen zu mir gesagt, als ich zur Feuerwehr kam. Warum fällt ein Kind aus dem 3ten Stock und überlebt ohne große Verletzungen, und ein anderes stolpert, fällt mit dem Kopf auf einen Nagel und ist tot......"

    Ein Trost ist dies leider auch nicht. Ich glaube auch, egal wie lange man zusammen ist, der Verlust ist immer schmerzhaft.


    Ich hab mal eine Frage: Wie ist das bei euch mit früheren gemeinsamen Freunden? Mein Mann war sehr beliebt. Ich denke oft, wenn er an meiner Stelle wäre, wäre alles anders. Unser Freunde können ganz schlecht mit meiner Trauer umgehen. Anfangs waren viele da. Jetzt fast keiner. Ich mache niemanden einen Vorwurf, aber wenn ich nicht meine Nachbarin hätte, würde ich oft mit niemandem reden. Meine " beste" Freundin hat mich mir soooo vielen Sachen verletzt. Als erstes meinte sie nach 3 Monaten, mit kümmern wäre jetzt mal gut. Jeder hat schließlich sein eigenes Leben. 2 Wochen später weinte sie vor mir, weil sie mit ihrem Mann mal wieder essen gehen und shoppen wollte.

    Danach kamen noch ein paar Dinge. Zu guter letzt, erklärte sie mir, es wäre anstrengend mit mir zu reden, man müsse immer aufpassen, dass man mich nicht verletzt. Ich habe zu all dem nichts gesagt. Mir fehlen die Worte zur richtigen Zeit. Ich hatte schon Angst eine alte verbitterte Hexe zu werden. Natürlich sind da noch unsere Söhne, aber die beiden wohnen weit weg. Wir haben sie auch zu selbstständigen Menschen erzogen. Sie müssen und können nicht bei Mama Händchen halten.


    Wenn ich nicht sicher wäre, dass mein Klaus, bzw seine Seele, bei mir ist, könnte ich keinen Tag überstehen.


    Danke, dass es euch gibt....<3


    Anne

  • Liebe Anne,

    Ja das mit den Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern ist so eine Sache.

    Wir hier haben festgestellt, daß sich bei einem derartigen Verlust die Streu von Weizen trennt. Wie man so sagt.

    1. Ist es besonders schwierig mit uns, den Trauernden umzugehen und 2. Kann sich niemand, der es nicht selbst erlebt hat das Ausmaß des Dramas vorstellen.

    Wir sind anstrengend, wir weinen, wir werden getriggert und weinen, wenn wir nur ein Paar sehen oder andere nicht vorhersehbare Ereignisse und Erinnerungen.

    Wir sind sehr empfindlich und sehr emotional. Und das mit Recht. Nicht umsonst gibt es bestimmte Verhaltensregeln Trauernden gegenüber.

    Wenn man immer als Paar unterwegs war wird man vielleicht nicht mehr eingeladen. Oder die Leute wissen nicht was sie sagen sollen und meiden einen deshalb.

    Sie meiden einen aus vielerlei Gründen.

    Deshalb ist es so wichtig, daß wir als Witwen und Witwer zusammen halten. Uns austauschen und füreinander da sind.

    Das ist das Einzige, was mich die letzten Wochen aufrecht erhält. Das Miteinander unserer neuen Welt nach dem Verlust und den Glauben daran, daß der Liebste bei uns ist. Immerda. Überall.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Anne,

    ich kann Ralfsheidemarie in vielen Punkten nur zustimmen. Der Freundeskreis verändert sich, wobei ich sagen muss, dass es oft an der Unsicherheit des Umgangs mit mir liegt. Am Anfang klingelte ständig das Telefon und jetzt ist es ziemlich still geworden. Ich mache keinem einen Vorwurf, aber unsere Themen haben sich verändert. Für die anderen geht das Leben mit seinen Themen weiter und ich habe nur ein Thema....der Tod meines Mannes und wie kann mein Leben alleine weiter gehen. Aus dem "wir" ist ein "ich" geworden und ich habe das noch nicht richtig begriffen.

    Ich zwinge mich bei Gesprächen mit Freunden oft über was anderes zu sprechen, aber ich merke, dass es keine entspannte Unterhaltung ist. Ich hoffe einfach, dass es mit der Zeit besser wird und ich ein bisschen entspannter werde. Das ständige Grübeln über die Vergangenheit tut mir nicht gut und wirft mich ins Trauerloch, aber das gehört wahrscheinlich zu Trauer.

    Im Moment ist eine Zeit des Ausprobieren und vielleicht für neue Bekanntschaften aus denen Freundschaften werden. Trauerarbeit heißt nicht umsonst "Arbeit". Es ist ziemlich schwer und das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Aber es hilft zu lesen, dass es vielen hier ähnlich geht und man sich gegenseitig unterstützt. LG Sonnenblumen

  • Hallo Sonnenblume,

    Ich denke sehr gerne an die Vergangenheit <3. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich für mich nicht weiß wie ich alleine alles stemmen soll. Es gibt Menschen die mich gerne einbeziehen wollen. Nur, will ich zu einem riesengroßen 50. Geburtstag gehen? Dann auch noch an einen Ort, wo mein Mann und ich glückliche gemeinsame Stunden verbracht haben?

    Ich habe auch schon etwas gravierendes in meinem Leben geändert. Bisher war ich im Verkauf beschäftigt. Das konnte ich aber nicht mehr. Es kam mir so sinnlos vor. Damen Oberbekleidung....Darf es zu der Bluse noch eine passende Hose sein? Der Blazer würde dazu aber ganz toll aussehen......Natürlich ist das nicht verkehrt, aber ich habe das nie gerne gemacht. Der Plan war ja auch, nach Ablauf meines befristeten Vertrags ganz mit der Arbeit aufzuhören. Auch wenn ich noch keine 60 Jahre alt bin, aber wir wollten einfach noch mehr Zeit miteinander verbringen ;(.

    Nun bin ich seit Mitte Mai als Schulbegleitung beschäftigt. Dies ist denke ich etwas, was mir mehr entspricht. Bevor ich mit 19 Jahren schwanger wurde, wollte ich Erzieherin werden. Ich habe für die Familie sehr gerne darauf verzichtet. Als die Kinder aus dem Haus waren, war mein ganzes Leben darauf ausgerichtet, mit und für meinen Mann dazu sein. Das bereue ich keine Minute, und würde wenn ich die Zeit auf Anfang drehen könnte, alles wieder so machen. Wir waren uns auch einig, wir haben alles richtig gemacht, und würden es wieder so machen.

    Nun habe ich wieder 6 Wochen frei. Früher hätte ich mich darüber gefreut, aber jetzt.....

    Unser jüngerer Sohn hat mich eingeladen, ihn in seiner neuen Heimat, Wien, zu besuchen. Ich habe spontan zugesagt. Nun werde ich mich übermorgen in den Zug setzen und 12 Std später bei ihm sein. Das wird für mich eine große Herausforderung. Aber, man wächst mit seinen Aufgaben.

    In diesem Sinne

    Liebe Grüße

    Anne

  • Liebe Anne


    Unsere Vergangenheit ------ das war das Leben was wir uns ausgesucht und mit unserem Lieblingsmensch gestaltet haben

    Die Gegenwart ---- ist eine Mischung aus Achterbahn, Albtraum und Schmerzen. Sie ist uns einfach übergestülpt worden

    Die Zukunft --- können wir uns nicht vorstellen


    Nichtbetroffene können sich diese Gefühle nicht mal im Ansatz vorstellen ( konnte ich vor dem Tod von Joachim auch nicht )

    Wir suchen nach einem neuen Halt in unserem Leben. Aber wie hier schon oft geschrieben wurde geht es nur in winzigen Schritten. Viele Dinge die wir in dieser Zeit erleben tun unendlich weh. Wir versuchen die Alten zu werden und wissen doch ----- diesen Menschen gibt es nicht mehr.


    Stille Umarmung

    Steffi

  • Liebe Anne,

    Erstmal willkommen.

    Ich hab jetzt deine Berichte gelesen, und muss sagen, der Arzt hat sich da schon was heraus genommen, zum ersten, und deine Freundin ist keine Freundin zum zweiten.

    Heidi hat das alles sehr schön geschildert, leider ist es so, und in manchen Fällen auch Gott sei Dank.

    Die sogenannten Freunde, entpuppen sich, und neue kommen dazu. Freunde kommen und gehen, sagte meine Mutter immer, Familie bleibt. Leider auch nicht immer.


    Natürlich wussten wir nicht, wie das ist, und natürlich waren wir warscheinlich auch nicht einfühlsam, aber ganz ehrlich, was manche sich erlauben, finde ich einfach unmenschlich. So etwas hätte ich auch als meine Liebe noch lebte, nicht zu einer trauernden Person gesagt, wobei ich zugeben muss, das ich ihnen aus dem Weg ging, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.


    Jetzt weiß ich es, und auf das hätte ich gerne verzichtet.



    Ich hoffe, du hast eine erholsamen Aufenthalt, in Wien bei deinem Sohn. Da bist du dann ganz in meiner Nähe.


    Liebe Grüße

    Renate

  • Liebe Anne,

    Mein Mitgefühl zum Verlust deines Mannes.

    Schrecklich, was du dir von diesem Arzt anhören musstest. Dazu hat niemand ein Recht.


    Wenn du magst kannst du dir hier einen eigenen Beitrag machen mit deiner Geschichte, ein kleines Wohnzimmer nennen wir es hier. So hat jeder die Möglichkeit bei dir zu schreiben und sich auszutauschen.


    Wenn du Fragen hast, meld dich gern.

    Fühl dich willkommen bei uns <3

    Isabel

  • Hallo an alle,

    Erst einmal möchte ich mich für all die netten Worte bedanken.

    Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich mich mal um ein eigenes Wohnzimmer kümmern.

    Wenn ich dann fragen habe, werde ich mich gerne an euch wenden.

    Der heutige Tag, war fast Schwerstarbeit für mich. Wenn auch nur emotional.

    Für mich ist der Friedhof mein Lieblingsort geworden. Oft bin ich mehr als einmal am Tag da. Nun werde ich 6 Tage nicht hin können. Es zerreißt mir das Herz. Ich habe zwar eine liebe Nachbarin, die dafür sorgt, dass die Kerze immer brennt, und eine andere Nachbarin, sorgt für die Kerze vor dem Haus. Aber das loslassen, das fällt mir sehr schwer.

    Ich werde auch das überleben, aber sehr schwer fällt es mir trotzdem.


    Anne

  • Liebe Anne,


    das verstehe ich sehr gut, ich gehe Hause jeden Tag und zu Hause sowohl bei Papa aber auch bei mir ist ein kleiner Altar mit Bild und Kerzen, Rosen, Engel ect. da wir Samtpfoten haben sind es halt LED Kerzen ist sicherer.


    Vlg. Linchen

  • wenn dein partner in deinen armen stirbt und der arzt vorher meinte , ich drehe den sauerstoff runter damit sie es leichter hat

    Das kenne ich: Als meine Frau starb wurde zum Schluß die Sauerstoffversorgung runtergefahren.

    Obwohl ich wusste das meine Frau eigentlich schon Tod ist hatte ich große Sorgen das Sie erstickt.

    Die Ärztin versicherte mir aber das meine Frau es nicht mehr merken würde. Hoffentlich...

  • Hallo Ulfwilli,

    Du sollst oder musst nichts schreiben. Du darfst und kannst aber, wenn Dir danach ist.

    Vielleicht ist es für Dich ja auch erst mal hilfreich nur zu lesen.

    Oder einfach zu schreiben: das geht mir auch so - oder ähnliches.

    Ralfsheidemarie

  • Auf der Suche nach dem Sinn.

    Hat man den Sinn ganz verloren und lebt nur noch die NORM- FÜLL- und ERFORDERLICHEn ZEITEN, dann muß man sich bewußt werden welche ZEIT überhaupt noch BEDEUTUNG für einen hat.

    Plan B.

    Welche Bedeutung haben die unterschiedlichen ZEITEN und Aktivitäten wenn Plan A weggefallen ist und ich Plan B lebe.

    Plan B muß irgendwann zu dem neuen Plan A werden.

  • WEGE

    dem Leben BEDEUTUNG./ SINN zu geben.


    Die Lebenszeit ist begrenzt und kostbar, der Gedanke, sie zu verschwenden, macht ANGST.

    Die Idee, dass unser Leben eine oder keine Bedeutung hat, ist unsere Erfindung.

    Ohne Interpretation und Einordnung unserer Welt in Kategorien wie sinnvoll, sinnlos, oder überflüssig hätte alles, was passiert die gleiche Bedeutung und auch den gleichen Wert.

    Wenn wir es fühlen oder es leben, dass wir nichts mit unserer Zeit anfangen, kann uns das quälen. Es ist auf jeden Fall gut, darüber nachzudenken, wie wir leben könnten.

    Die Philosophin C. Calhoun hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet

    (Doing Valuable Time: The Present, the Future, and Meaningful Living),

    (wertvoll Zeit verbringen. Die Gegenwart, die Zukunft sinnloll verbringen)

    in dem sie 4 Kategorien beschreibt, wie wir unsere Zeit verbringen:

    A: Primary Time: pri·mär /zuerst vorhanden, ursprünglich/an erster Stelle stehend; erst-, vorrangig; grundlegend, wesentlich

    "primäre Aufgaben"/anfänglich/erstrangig

    WERTVOLLE ZEIT

    Unter WERTVOLLE ZEIT versteht sie Zeit, die wir mit etwas verbringen, das wir um seinetwillen tun – zum Beispiel weil wir Freude daran haben oder davon überzeugt sind, dass es einen Wert hat, wertvoll ist. Bedeutend ist.


    B: Filler Time/ Füllzeit: Den Begriff Filler Time / FÜLLZEIT benutzt sie für Zeiträume, in denen wir uns die Zeit regelrecht vertreiben, weil wir auf etwas warten oder keine Idee haben, was wir gerade tun möchten/könnten, das wir als sinnvoll empfänden.


    C: Entailed Time: (enthalten/erforderlich sein/mit sich bringen/nach sich ziehen) Den Begriff ERFORDERLICHE Zeit benutzt sie, um in der Zukunft Primary Time/WERTVOLLE ZEIT verbringen zu können. Wenn Primary Time/WERTVOLLE ZEIT darin besteht, mit einem Segelboot um die Welt zu segeln, würden wir in unserer Entailed Time/ERFORDERLICHEN ZEIT arbeiten, um das Geld dafür zu verdienen. Oder ein Boot zu bauen.


    D: Norm-required Time: NORMALE ZEIT ( norm/standart erforderlich/In diese Kategorie fallen solche Zeiträume, in denen wir Dinge tun, die von uns erwartet werden. Den Partner zur Hochzeit begleiten, Weihnachtsgeschenke für Leute kaufen, die schon alles haben, und Ähnliches. Arbeiten?


    Damit sich unser Leben möglichst bedeutungsvoll und sinnvoll für uns anfühlt, ist es am besten, wenn der Großteil aus Primary Time / WERTVOLLER ZEIT bestünde.

    Und die anderen drei Arten der Lebenszeitgestaltung weniger oft vorkämen – Primary TIME ist WERTVOLLE ZEIT. Sinnvolle Zeit. Zeit, die wir als wertvoll empfinden.

    Also, geht es darum WERTVOLLE ZEIT in unserem Leben zu maximieren und die übrigen Weisen des Zeitverbringens zu reduzieren:


    Wir legen eine Tabelle an in der wir unsere Zeiten aufschreiben. Und gehen in 4 Schritten vor:

    1. Unsere ganz persönliche WERTVOLLE ZEIT definieren.

    2. Alltag reflektieren und Aktivitäten und Zeiten zuordnen

    3. Nicht WERTVOLLE ZEIT zu WERTVOLLER ZEIT machen, verändern

    4. WERTVOLLE ZEIT AKTIVITÄTEN priorisieren


    Zu 1.

    1. Primary TIME / WERTVOLLE ZEIT definieren

    Während wir uns unter FÜLLZEIT, ERFORDERLICHER ZEIT und NORMAL ZEIT (Filler, Entailed und Norm-required TIME) wahrscheinlich alle recht ähnliche Beispiele vorstellen, ist das, was wir ALS WERTVOLLE ZEIT./Primary Time empfinden, individuell und kann sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden.

    DAS IST SUBJEKTIV. WERTVOLLE ZEIT.


    Ein Abend, den wir mit einer Freundin verbringen, kann UNTER WERTVOLLE ZEIT / Primary Time fallen, weil wir die Zeit mit ihr genießen, sie uns inspiriert, dabei hilft, mit unseren Emotionen umzugehen, wir unsere Freundschaft stärken und vieles mehr.

    Eine Joggingrunde kann, (muß aber NICHT) ebenso Primary Time sein, weil uns das Laufen Spaß macht, auf Ideen bringt, wir uns gerne fit fühlen.

    Ein Buch lesen oder

    sich um andere Menschen kümmern, Essen servieren,

    Haare schneiden,

    Sprachen LERNEN,

    beten – was für uns persönlich einen Wert hat, dürfen wir uns in unsere WERTVOLLE ZEIT SPALTE/Primary-Time-Spalte eintragen.

    Entscheidend ist, dass wir uns bewusst machen, was für uns WERTVOLL ist.

    Denn nur dann können wir den Sinn in unserem Leben wahrnehmen und fühlen oder gegebenenfalls Raum dafür schaffen.


    Zu 2.

    2. Alltag reflektieren und Aktivitäten zuordnen

    Natürlich wissen wir alle irgendwie, was wir mit unserer Zeit anfangen. Aber es sich einmal gezielt und ganz pragmatisch vor Augen zu führen und zu ordnen, kann sehr viel offenbaren, das uns gar nicht mal so klar ist.

    Wie viele Stunden bist du jeden Tag wach? Wie viele davon verbringst du mit Arbeit,

    mit deinen sozialen Beziehungen,

    Hobbys (Sport, Musik, Literatur ...), Haushalt, Medien, Kindern, ausruhen ...?


    Wenn du alles aufgelistet und gewichtet hast:

    Welche Elemente würdest du in deine WERTVOLLE ZEIT/Primary-Time-Spalte schreiben?

    Im besten Fall sind es die meisten.

    Je mehr es in unserem Leben gibt, das für uns VON BEDEUTUNG ist, SINNVOLL ist, umso besser. Es ist dann weniger schlimm, wenn eine Zeit wegbricht – oder an Bedeutung verliert.


    Zu 3.

    3. Nicht-Primary-Time zu Primary Time machen

    Findest du in deinem Alltag nur weniges, das du in die Kategorie Primary Time einordnen würdest, heißt das nicht automatisch, dass du dein ganzes Leben umkrempeln musst.

    Vielleicht kannst du über deine Einstellung und Interpretation etwas an deiner Kategorisierung ändern.

    Denn, Was Bedeutung hat und was nicht, entscheiden wir selbst.

    Und was wir als bedeutungsvoll empfinden und was nicht, können wir damit auch beeinflussen.

    Zeit, in der wir nichts machen, weil wir gerade keine Ideen oder Energie haben, kann Primary Time sein, wenn wir sie als etwas erleben, das uns gut tut, uns entspannt und uns etwas gibt, das wir brauchen.

    Haben wir aber ein schlechtes Gewissen und fühlen uns schuldig, weil wir gerade nicht die Welt retten, dann gehört diese Zeit nicht zur WERTVOLLEN ZEIT.

    Aktivitäten, die wir auf den ersten Blick als ERFORDERLICHE ZEIT Entailed oder NORMAL ZEIT Norm-required Time kategorisieren würden – einen Job, den wir vorwiegend als Geldquelle wahrnehmen, oder eine soziale Veranstaltung, auf die wir keine Lust haben – können plötzlich ZUR WERTVOLLEN ZEIT Primary Time werden, wenn wir irgendetwas darin finden, das uns interessiert, begeistert, inspiriert oder erheitert.

    Das zu suchen – und zu finden – kann unser Leben subjektiv bedeutungsvoller machen, ohne dass wir wahnsinnig viel ändern müssen.


    Zu 84.

    4. WERTVOLLE ZEIT AKTIVITÄTEN Primary-Time-Aktivitäten priorisieren

    Geht zu viel unserer Lebenszeit für Dinge drauf, die wir aus keinem Winkel als an sich wertvoll empfinden können, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu versuchen, sie zu reduzieren beziehungsweise konsequent mehr von dem zu tun, was sich für uns bedeutungsvoll anfühlt. Letzteres ist tatsächlich in der Praxis oft leichter. Wenn es für dich Primary Time ist, ein Buch zu lesen, du aber im Alltag kaum liest, fang damit an, dir zumindest zehn Minuten Zeit dafür zu nehmen, ob in der Mittagspause, vor dem Zubettgehen oder direkt nach dem Aufstehen. Fühlt es sich gut an, war es ein Schritt in die richtige Richtung und du kannst darauf aufbauen – indem du auf 20 Minuten erhöhst oder es mit zehn Minuten selbst schreiben probierst.


    Fazit

    Sicherlich gibt es noch sehr viele andere Wege, unserem Leben mehr Bedeutung zu geben und die Frage, wie wir am besten unsere Zeit verbringen, überhaupt anzugehen. Doch einiges wird wahrscheinlich unterm Strich grundsätzlich kontraproduktiv sein. Zum Beispiel uns zu stressen, komplett an anderen zu orientieren und uns auf einen einzigen Weg zu versteifen. Denn wenn wir uns stressen, spüren wir nicht, was uns gut tut. Orientieren wir uns an anderen, werden wir blind für unsere eigenen Ideen. Und versteifen wir uns auf einen Weg, nehmen wir uns die Chance, andere schöne Wege zu erkunden.


    Auf der Suche nach dem Sinn.

    Hat man den Sinn ganz verloren und lebt nur noch die NORM- FÜLL- und ERFORDERLICHEn ZEITEN, dann muß man sich bewußt werden welche ZEIT überhaupt noch BEDEUTUNG für einen hat.

    Plan B.

    Welche Bedeutung haben die unterschiedlichen ZEITEN und Aktivitäten wenn Plan A weggefallen ist und ich Plan B lebe.

    Plan B muß irgendwann zu dem neuen Plan A werden.

  • Diesen Artikel über das Buch der Philosophien habe ich kopiert und ein wenig verändert. Ich komme mit den englischen Begriffen nicht so klar.


    Jedenfalls ist für mich ganz klar, daß meine wirklich wertvollsten Zeiten nicht mehr möglich sind, weil mein Freund, mein Gefährte, mein Beschützer, mein Mitmirlacher und Mittelpunkt meines Lebens in das andere Land umgezogen ist und nicht wieder kommt.

    Ich bin Übrig geblieben. Er ist voraus gegangen.

    Und übrig geblieben sind auch nur

    NICHT-SO-WERTVOLLE-ZEITEN.


    Aber da ich nun gelernt habe, daß es an meiner eigenen Definition liegt, was wertvoll ist und was nicht - werde ich da ansetzen.

    Plan B erfordert eine neue Aufteilung, eine neue und anders gewichtige Kategorisierung und eine neue Definition von WERTVOLL + BEDEUTEND.


    Da werde ich mich dransetzen.

    Ralfsheidemarie