Brauche eure meinung (hilfe)

  • Hallo liebe Leute!


    Ich hätte eine kurze Frage an euch.


    Ich habe eine kleine Nichte von 8 Jahren, die sehr sensibel ist.


    Vor zwei Jahren ist eine wichtige Bezugsperson der Kleinen, meine Schwester, an Krebs gestorben.


    Jetzt ist der Lebensgefährte meiner Schwester, ihr Onkel, Taufpate, den sie von Herzen liebt und eine ganz wichtige Bezugsperson von ihr ist, er ist eigentlich ihr Ein und Alles, auch an Krebs erkrankt.
    Da er weiter weg wohnt kann die Kleine es auch nicht richtig mitverfolgen wieviel schlechter es ihm von Tag zu Tag geht.
    Jetzt haben wir nur noch eine kurze Zeit miteinander ,
    ca. 2 - 3 Monate.


    Wir wissen einfach nicht, wie wir es dem Kind sagen (beibringen) können, auch dadurch, weil wir es einfach selber nicht verstehen und wahrhaben wollen, was auf uns zukommt.
    Sie weiß zwar das er krank ist, weiß aber nicht, dass er sterben wird.


    Wäre sehr froh, wenn mir jemand helfen könnte.


    Ist es besser, es jetzt zu sagen, wo er noch da ist, oder es bis zum Schluss abwarten?


    Wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir helfen könntet.
    Silvia

  • Liebe Silvia,


    zuerst einmal ein herzliches Willkommen bei uns im TrauerForum.
    Und gleich zu deiner Frage: Ihr solltet ihr unbedingt jetzt schon sagen, dass ihr Onkel sterben wird. Nur so hat deine Nichte Zeit sich Stück für Stück darauf vorzubereiten, alles andere wäre hammerhart. Natürlich ist das schmerzhaft und natürlich fällt es euch schwer, es auszusprechen, dass der Onkel Krebs hat und sterben wird, aber an dieser Wahrheit führt kein Weg vorbei.
    Wir wollen Kinder schützen, das ist klar. Der erste Impuls ist oft, den Tag der Wahrheit hinauszuzögern. Die Katastrophe wird dadurch nicht kleiner, sondern größer, weil ihr eurer Nichte keine Möglichkeit gebt, sich langsam anzunähern und natürlich nehmt ihr ihr so auch die Möglichkeit, sich zu verabschieden.


    Tipps zum Thema Umgang mit trauernden Kindern findest du auf unserer Homepage www.trauerhilfe.at unter "Verabschiedung":


    Kinder und Trauer
    Tipps für Eltern


    Du schreibst, dass ihr Erwachsene selbst noch nicht verstehen und wahrhaben könnt, dass der Lebensgefährte deiner Schwester sterben muss. Ich denke, dass die Vorbereitung deiner Nichte und ihre Begleitung auch für euch Erwachsene eine gute Möglichkeit sein kann, zu realisieren, was kommen wird. Hier steckt eine große Chance für euch alle, denke ich.


    Ich wünsche euch viel Mut, viel Kraft und auch viel Geduld!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Silvia!
    Auch ich heiße dich herzlich willkommen hier bei uns.Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen.Bereite deine Nichte auf den bevorstehenden Abschied vor!Erkläre ihr,das der Onkel sehr krank ist-Kinder verstehen besser mit der Wahrheit(Realität)umzugehen als man denkt.Nimm dir die Adresse die Christine dir gegeben hat zu Hilfe.Meine Tochter hatte keine Zeit sich von einer ihrer liebsten Bezugspersonen zu verabschieden-erst als ihr geliebter Opa vor 5 Monaten über Nacht im Krankenhaus starb( nichts deutete darauf hin,Besserung war in Sicht).Sie wollte dann ihren verstorbenen Opa unbedingt sehen,ich habe sie mitgenommen,sie hat ihn gestreichelt,eine Blume auf seine Decke gelegt und gesagt"schlaf gut".Wenn ich das nicht getan hätte ,hätte ich es sicher bereut.So konnte sie gut mit der Entgültigkeit umgehen.Lass deiner Nichte also auch diesen langsamen Abschied,sie schafft das mit eurer Hilfe!
    Ich wünsche euch viel Kraft
    Liebe Grüße
    von Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Silvia!


    Auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum :]
    Ich kann mich auch nur meinen Vorrednerinnen anschließen!


    Ich erzähle kurz:
    Meinem Sohn, 7 Jahre - sehr, sehr sensibel, habe ich vor nicht allzulanger Zeit auch erklären müssen, dass unser geliebter Onkel Loisl von uns gehen wird (er ist am 2. April 08 gestorben). Yan, meinen Sohn, hat es zwar sehr mitgenommen, er weinte fürchterlich, aber ich bin froh, ihm die Wahrheit gesagt zu haben.


    Man sollte es den Kindern nicht verheimlichen, einfach nur gefühlvoll darüber sprechen, was in absehbarer Zeit mit einem lieben Menschen passieren wird, dass der Mensch fürchterlich krank ist und dass es für diesen Menschen dann eine Erlösung ist, wenn er ins Licht gehen darf!


    Liebe Silvia, ich schicke dir viel Kraft und denke an dich!
    Christiane

    Notwendig ist im Augenblick des Todes ein unbesiegbarer Glaube voll höchster geistiger Gelassenheit.

  • Liebe Silvia,


    ein liebes Willkommen bei uns im Forum, toll, dass du da bist!


    Zu deiner Frage:
    Ich musste damals meinem 9Jahre alten Sohn sagen, dass sein heißersehnter Bruder gestorben ist.
    Ich werden diesen Augenblick niemals vergessen und hab daraus gelernt.


    nachdem ich sagte: Dein Bruder ist gestorben
    schaute er mich erschrocken an und sagte: In deinem Bauch?
    Das war`s. Mehr kam nicht.
    Nur langsam kamen Fragen und ich erklärte es ihm, er hatte mit ungefähr vier den Tod seines Opas miterlebt, doch da war er zu klein um zu verstehen, es kamen kaum Fragen, doch mit der Zeit kommen immer wieder so Aussagen wie: Opa und Michael sitzen da oben und passen auf uns auf.


    Er hat für sich einen Weg gefunden aus der traurigen Wahrheit ein Licht zu machen.
    Natürlich wird er den Augenblick niemals vergessen, als er vor dem Grab stand und sagte: Du bist mein Bruder, ich hab auf dich gewartet, leider bist du gestorben...


    Puh...


    Silvia, Kinder brauchen die Wahrheit, und sie müssen sich darauf verlassen können, dass das Gefühl stimmt, dass sie rundherum spüren, es darf nicht vorgespielt werden, es tut ja weh, egal wie alt man ist. Wir wissen ja, dass wir irgendwann einmal alle gehen werden, das gehört zu unserem Leben, warum also davor die Wahrheit verändern.
    Ich bin mir sicher, ihr werdet die richtigen Worte finden, egal welche Vorstellung sich jeder einzelne malt, im Himmel gemeinsam oder als Engel auf der Erde...wichtig ist, dass ihr, die es spüren, wie weh der Abschied tut, füreinander da seid.


    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, die anderen haben das bereits so gut formuliert.
    Das war meine Erfahrung, und das kann ich weitergeben.


    Alles Liebe
    deine

  • Erstmal möchte ich mich für die große Hilfe von Euch recht herzlich bedanken.


    Jetzt war es soweit: Am 24.08.2008 ist unser lieber Onkel Ernstele verstorben.


    Und, wieder ist der Spruch so treffend:


    Und wir dachten, wir hätten noch soviel Zeit.


    Wir wussten, dass wir nicht mehr soviel Zeit miteinander haben werden, aber irgendwie will man es einfach nicht wahrhaben, dass es so schnell geht.


    Ich glaube, bzw. ich weiss, dass auch er dachte, er hätte noch mehr Zeit.


    Unsere Jana ist tieftraurig. Als die Beerdigung war, hatt sie einen Luftballon in den Himmel geschickt und gesagt: Wenigstens weiß ich, dass er jetzt bei der Tante Sonja ist, und keine Schmerzen mehr hatt.


    Auch wenn der Onkel Ernstele gestorben ist weiß sie, dass er jetzt ihr Schutzengel ist und auf sie aufpasst.


    Wir werden ihn immer in unserem Herzen behalten.


    Liebe Grüße und DANKE


    Silvia und Jana

  • Liebe Silvia


    zuerst, mein tiefstes Beileid zum Tod von Onkel Ernstele.
    Mensch, jetzt ist es wirklich schnell gegangen - du hast vor 3 Monaten geschrieben das ihr wahrscheinlich nur noch 2 - 3 Monate habt... und nun ist es genauso eingetroffen!
    Die Zeit ist immer zu kurz! Und es ist immer zu früh!


    Silvia, magst du uns erzählen wie du es Jana beigebracht hast?
    Habt ihr Onkel Ernstele noch besucht?
    Wie ist es euch in dem letzten Monat seit der Beerdigung gegangen?


    Die Vorstellung, Jana hat jetzt ihren Schutzengel, diese Vorstellung ist einfach nur schön!
    Silvia, es ist schön wieder von dir zu lesen
    danke für deinen Eintrag
    liebe Grüße Chris

  • Liebe Silvia!


    Es tut mir sehr leid, dass Dein Onkel nun doch so schnell gehen musste...


    Du schreibst < Und wir dachten wir hätten noch so viel Zeit..> -
    jemand hat einmal zu mir gesagt < Es wäre nie genug Zeit gewesen...> -
    diesen Satz werde ich seitdem nicht mehr los, denn er ist so wahr!


    Das Bild von Deiner Nichte Jana mit dem Luftballon auf der Beerdigung berührt
    mich sehr - es ist immer wieder erstaunlich, wie Kinder damit umgehen...


    Was habt Ihr in der Zeit bis zum 24. August zusammen mit Onkel Ernstele
    noch erlebt?
    Wie konntet Ihr Jana auf das Unvermeidliche vorbereiten?


    Jana hat nicht nur Ihren Schutzengel, sondern auch eine liebe
    Tante, die sich sehr um sie sorgt!


    Ich wünsch' Dir alles Liebe!


    Kate