Covid-19 hat mir meinen Vater genommen

  • Hallo Bena,


    ich kann Dich so gut verstehen und vor allem auch Deine "schlimmen" Gedanken bestens nachvollziehen.

    Es tut richtig gut, dass mal jemand offen ausspricht, dass es ihm genauso geht, obwohl man sowas ja gesellschaftlich kaum laut sagen darf. Aber auch meine Tochter und ich schauen jeden Morgen als erstes nach den Infektions- und Todeszahlen und sind "froh", wenn diese möglichst hoch sind, weil wir dann den Eindruck haben, das mein Vater/ihr Opa kein tragischer Einzelfall ist - obwohl er das natürlich letztlich trotzdem bleibt. Als mein Vater starb lagen die Todeszahlen bei round about insgesamt 6000.


    Leider muß ich Dir aber auch sagen, dass es - zumindest bei mir - auch nach etlichen Monaten und Ablenkungsversuchen noch kaum besser ist als am Anfang. Ich schwanke in meinen Gefühlen nach wie vor zwischen Wut, Hass, Trauer und Neid.


    Mein Vater (absolut fit, ohne Vorerkrankungen, reiselustig, mental bestens beieinander und voller Pläne) ist bereits in der ersten Corona-Welle verstorben, obwohl er von sich aus 100%ig auf alle Vorsichtsmaßnahmen geachtet hat. Er hat für sich einkaufen lassen, ist viele Wege bereits im März mit Maske gelaufen, hat nichts angefaßt, was sich vermeiden ließ, nachher alles desinfiziert und das Haus nur verlassen, um dreimal die Woche in der Hautklinik einen Verbandswechsel (eines entfernten Furunkels) machen zu lassen. Dieser Arzt war eine Woche in Urlaub und hat danach meinen Vater mit Corona infiziert (obwohl er die Sorge meines Vaters kannte, dass einige der dortigen Ärzte noch immer in den Süden zum Skifahren fuhren). Der Arzt wurde positiv getestet, mein Vater in Quarantäne geschickt. Eine Woche später zeigten sich erste Symptome und weitere 10 Tage später ist er am 21.04.20 in der Uniklinik verstorben.


    Ich hatte ihn zu diesem Zeitpunkt leider schon seit Silvester nicht mehr gesehen, weil er im Februar selbst verreist war und ich mich im März nicht mehr traute, zu ihm zu fahren und ihm von meiner Arbeit möglicherweise das Virus ins Haus zu schleppen. So habe ich in den entscheidenden Tagen zwar täglich mit ihm telefoniert, zuletzt eine halbe Minute übers Handy am Tag, nachdem wir ihn ins Krankenhaus hatten einweisen lassen und er meinte, dass er gut versorgt und sich schon etwas besser fühlen würde.


    Inzwischen sind mehr als 8 Monate vergangen und ich hadere noch immer jeden Tag damit. Ich möchte zum Telefon greifen und ihm etwas erzählen, ich möchte für ihn einen Artikel aus der Zeitung ausschneiden und ihm zuschicken, möchte 100 Dinge mit ihm besprechen und und und.

    Weihnachten ist dieses Jahr bei uns fast komplett ausgefallen (auch weil ich nach dem vergeblichen tagelangen inständigen Bitten und Beten nicht mehr an die Existenz eines gütigen und allmächtigen Gottes glauben kann); Silvester war aber eigentlich noch schlimmer, weil ich mit dem Gefühl nicht klarkam, meinen Vater "im alten Jahr zurücklassen" zu müssen.


    Ich kann also Deine Stimmung wirklich bestens nachvollziehen - auch ich würde am liebsten jeden Morgen im Bett bleiben und mir einfach nur die Decke über den Kopf ziehen... ?(

  • Liebe Bena,


    ich fühle so unedlich tief mit dir. Ich war längere Zeit nicht hier im Forum und dann sticht mir gleich als erstes dein Beitrag ins Auge. Meine Mama ist während der ersten Welle, einen Tag vor ihrem 61. Geburtstag, an Corona verstorben. Auch sie hatte keinerlei Vorerkrankung, lediglich Probleme mit den Gelenken und dann ist es einfach so passiert, ganz schnell und so unerwartet, dass ich es bis zum heutigen Tage noch immer nicht begreifen kann, dass es wirklich so ist.

    Ich gebe dir mal den Link zu meinem Thread, falls du lesen möchtest, wie es bei uns war.

    Meine liebe Mama wurde ganz plötzlich und unerwartet vom Coronavirus aus dem Leben gerissen


    NACHTRAG: Auch ich möchte dir noch einmal sagen, dass du mit diesen Gedanken nicht allein bist.

    Ich habe besonders in den ersten Woche auch oft nach ähnlichen Coronafällen gegoogelt und es hat mir irgendwie ein Gefühl von Erleichterung verschafft, zu lesen, dass es auch anderen passiert. Dass auch andere, ansonsten gesunde, noch nicht "alte" Menschen an Corona gestorben sind und dass es da draußen Menschen gibt, die jetzt das gleiche Schicksal durchmachen müssen wie meine Familie.

    Aber versuche das ganze einmal so zu sehen: Es ist ja auf keinen Fall so, dass wir jemandem wünschen, an Corona zu sterben oder dass wir einer anderen Familie diese Trauer wünschen. Das, was wir wollen, ist nicht allein sein, verstanden werden und die Tatsache, zu wissen, dass es ähnliche Schicksale gibt, gibt uns das Gefühl, nicht allein damit zu sein und verstanden zu werden. Denn dadurch wird uns bewusst, dass es Menschen gibt, die uns verstehen, weil sie genau das Gleiche durchmachen.... Auch wenn wir diese Menschen nicht kennen.

    Letztlich sind wir ja auch deshalb hier im Forum, um nicht allein zu sein und verstanden zu werden.

    Mir graut auch schon davor, wenn irgendwann wieder Normalität einkehrt und ein Großteil der Menschheit dann "Ach, wisst ihr noch damals, als wir Katastrophe gespielt haben" sagen wird und darüber lachen wird. Deshalb möchte ich natürlich trotzdem, dass wir diese Krankheit endlich besiegen und wieder "normal" leben können. Aber diese Krankheit wird für mich immer der Teufel bleiben, weil ich dadurch meine Mama verloren habe. Und andere können in ein paar Jahren darüber lachen, weil es sie nicht persönlich betroffen hat. Das finde ich ganz furchtbar.

    Ich hatte auch mal ein Instagram Profil, habe es aber schon lange nicht mehr. Hatte aber noch 1-2 Kontakte davon auf WhatsApp, die jeden Tag so einen Verschwörungsblödsinn im Status hatten. Ich habe sie wortlos gelöscht. Ich kann dir nur raten, das auch so zu machen und zu versuchen, solchen Kommentaren völlig aus dem Weg zu gehen, denn sowas wird dich nur zusätzlich belasten.

    Ich habe auf YouTube gesehen, dass jemand unter ein Video über Corona geschrieben hat, dass sie auch plötzlich und unerwartet ihren Vater daran verloren hat und es gab tatsächlich Menschen, die ihr unter ihrem Kommentar vorgeworfen haben, zu lügen. Weil irgendwelche Leute einfach meinten, weil sie keinen kennen, der Corona hatte, könne es ja wohl kaum sein, dass ihr sowas wirklich passiert ist.

    Versuche dich möglichst wenig, mit sowas zu konfrontieren.


    Squirrel Oh, mein Gott, meine Mama ist am selben Tag an Corona verstorben wie dein Papa. Ich bin gerade so berührt.... Knapp 3 Stunden später hätte meine Mama Geburtstag gehabt und wäre 61 geworden.

  • .... Auch die Bilder, die du beschreibst, habe ich ganz genauso. Meine Mama auf der Intensivstation, wie man die Sauerstoffzufuhr hochdreht, aber es nicht reicht, wie man sie dann ins Koma versetzt und beatmet. Wie auch das nicht reicht. Wie sie schließlich in eine Fachklinik transportiert wurde, um an eine Herz-Lungen-Maschine anngeschlossen zu werden.... Obwohl ich ja auch nichts davon gesehen habe.

    Aber mein Papa hat es gesehen, weil er dabei war. Sie waren beide auf der Intensivstation und im selben Zimmer, da er ebenfalls erkrankt war und einen schweren Verlauf hatte.

    Ich kann alles so gut verstehen, was du schreibst.

  • Ihr Lieben..

    Ich war einige Tage nicht in diesem Forum. Mir ging es die letzten Tage nicht so gut..

    Bin einfach verzweifelt.

    Ich danke euch so sehr für eure Nachrichten und Erzählungen. Auch wenn es mir für alle hier unglaublich leid tut, gibt es ein wenig Trost, dass man nicht ganz allein ist mit der Trauer.


    Squirrel es tut mir so leid, dass ihr das selbe durchmachen musstet und noch immer müsst. Danke für deine Worte. Es tut gut, verstanden zu werden. Ich fühle jedes einzelne Wort. Die Umstände sind so schrecklich.. kein Abschied, kein normaler Trauerprozess.. Dass du an der Existenz Gottes zweifelst kann ich nachvollziehen. Ich hadere auch mit mir. Ich bin hin und her gerissen. Manchmal glaube ich an ein Jenseits und manchmal denke ich, wir sind einfach nur Materie und Organe.. das ist ein schrecklicher Gedanke. Ich Verhandele nach wie vor mit Gott, dem Universum usw. Als würde es meinen Vater zurückbringen.. Frage mich immer wieder: WARUM ER??? und dann sehe ich die Todeszahlen und merke, wir sind nicht allein.. Ich schicke dir eine große virtuelle Umarmung <3


    Melanie84 Liebe Melanie, danke auch dir für diese Worte. Ich habe mir deinen Thread durchgelesen. Es hätte von mir sein können.. Ich habe es so nachfühlen können und gleichzeitig tat es mir so leid. Vor allem, dass gleich beide Elternteile einen schweren Verlauf hatten.

    Es ist vielleicht nur ein kleiner Trost, aber ich versuche immer dankbar zu sein, dass meine Mama keinen so schweren Verlauf hatte und es geschafft hat.. vielleicht versuchst du dich auch daran festzuhalten, dass dein Papa es geschafft hat.

    Wie du beschreibst, wie dein Papa geweint hat und ihr ihn nicht in den Arm nehmen konntet.. hatte Gänsehaut. Uns ging es genauso..

    Wir haben uns angeguckt und geweint und konnten uns nicht in den Arm nehmen. Meine Mutter kam nämlich dann nachdem sie eine Woche allein noch im Ausland festsaß zurück nach Deutschland.. wir wussten nicht genau ob sie noch Infektiös ist und konnten uns nicht umarmen, bis der nächste negative Test kam. Es war so schrecklich.

    Auf der einen Seite ist mein Papa verstorben, auf der anderen Seite ist ein Teil meiner Mutter mitgegangen.. sie tut mir so leid.

    Ich weiß, dass jeder Tod sehr schlimm und schrecklich ist. Ich möchte da keine Abstufungen machen. Ich finde es nur sehr schade, dass es für Hinterbliebene von Corona toten keine Angebote gibt.

    Ich bin froh, dass ich hier zumindest zwei Personen getroffen habe, die ähnliches durchmachen mussten.

    Dieser Austausch gibt mir Kraft. Ich finde es auch schrecklich, dass was du beschreibst, das Leute irgendwann sagen werden "wisst ihr noch damals, Corona?" und dann lachen... ich finde es so schlimm, dass mein Papa an etwas gestorben ist, was irgendwann keine Todesursache mehr sein wird. Das macht mich verrückt. Denke mir immer, er hätte nur noch zwei Monate durchhalten müssen.

    Als Apotheker wäre er bald geimpft worden. Dann wäre er in Rente gegangen und hätte mit meiner Mutter seine Pläne und Träume verwirklichen können.. Ich kann mir nicht vorstellen noch mein ganzes Leben ohne ihn verbringen zu müssen.

    Ich weiss nicht wie ich das schaffen soll..

  • Liebe Bena,


    ganz ganz ganz langsam, Stück für Stück...einen Tag nach dem anderen.


    Ich gehöre zu denen die nicht darüber lachen werden.

    Jeder einzelne der gerade daran stirbt ist einer zu viel.

    Viele Menschen sehen nur die Zahl doch dahinter stehen Familien, Angehörige die nicht wissen wie sie damit fertig werden sollen.

    Jeder Tag ist ein Tag zu viel.


    Deine Gedanken sind völlig normal und vollkommen nachvollziehbar.

    Ich fühle mit Dir ich wünsche Dir Kraft ganz viel Kraft.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Bena,


    einigermaßen, es ist ein Kampf jeden Tag und diese Wünsche fürs neue Jahr nerven etwas.

    Ich versuche es zu ignorieren fällt mir manchmal schwer.


    Die letzten Tage sind eh nicht so gut gewesen, sie fehlt einfach so unglaublich und es tut dann einfach nur weh anders als am Anfang aber schlimmer diese Gewissheit nie wieder niemals das belastet mich.


    Vlg. Linchen

  • Hallo Bena, Melanie84 und Squriell( oder so ähnlich)

    zufällig habe ich das Stichwort Covid 19 gesehen. Es hatte mich eigentlich auch schon gewundert, daß ich im Forum noch nichts darüber gesehen habe.

    Wahrscheinlich weil ich so konzentriert war auf mein eigenes Thema.

    Aber klar, es stehen eher dazu Beiträge bei Verlust der Eltern.

    Ich bin selbst 66 Jahre alt und damit offensichtlich in einer gefährlichen Lage.

    Das hat mir Euer Beitrag ganz deutlich gemacht.

    DANKE

    Diese Begleitumstände, die das Sterben und Trauern um ein vielfacher erschweren, durch diese Pandemie sind wirklich eine Katastrophe für jeden einzelnen Trauernden.

    Viele wichtige Verhaltensweisen können nicht durchgeführt werden.

    Schuldgefühle und Desinformation machen schlimme Gedanken und Grübeleien.

    Wo sind unsere Kirchen? Wo sind die Sozialarbeiter oder die Psychologen?


    Ich würde mir wünschen es gäbe einen Block oder sowas.

    Einen Block von Eva Terhorst kenne ich.

    Die Autorin des Buches: " das erste Trauer Jahr". Sie macht auch ein virtuelles Trauerseminar. Da mache ich mit.


    Ralfsheidemarie

    PS. 44.000 Tote in Deutschland. Das sind doch mindestens 200.000 Trauernde.

  • Hallo Melanie84,


    ich habe in Deinem eigenen Thread, der mich ebenfalls sehr berührt und viele vergleichbare Erinnerungen hervorgerufen hat, gelesen, dass Du immer wieder Zeichen Deiner Mutter irgendwo erkennst, und ich hoffe wirklich sehr, dass es tatsächlich so ist.


    Bei uns ist es das Eichhörnchen (daher auch mein Nickname)... Mein Vater hat sich auf seiner Terrasse immer so an den Eichhörnchen in seinem Nußbaum erfreut. Und seit seinem Tod laufen sie uns immer wieder über den Weg. Als erstes ist eines neben unserem Auto über die Straße gesprungen, als wir nach der ersten Abschiedsfeier nach Hause gefahren sind. Sie turnen und quieken im Busch vor unserem Fenster im Haus meines Vaters, wenn wir dort zum Räumen übernachten, und zuletzt ist auch im September nach der größeren Trauerfeier eines über das Grab und uns vor die Füße gehüpft. Für mich sind dies auch Zeichen seiner Anwesenheit, Nähe und Sorge um uns.


    Und trotz allem komme auch ich in dieser Woche wieder ganz besonders schlecht mit der Situation klar. Wahrscheinlich auch aus genau dem Grund, den Du auch schon geschrieben hast, dass für (fast) alle anderen Corona irgendwann ein Thema sein wird, über das man im nachhinein nur müde lächelt. "Weißt Du noch das verrückte Jahr 2020...?" Als im März/April abzusehen war, dass meine Tochter ein ganz anderes Abi bekommen würde als das, auf das sie sich seit 12 Jahren gefreut hatte, habe ich sie noch mit den gleichen Worten getröstet: "Paß auf, wenn Deine Kinder mal Abi machen, wirst Du über Deine Erlebnisse dieses Jahres auch lachen können." Damals war unsere Welt noch in Ordnung und ich hatte gehofft, meinen Vater durch entsprechende "Anweisungen" und "Verbote" bestmöglichst schützen zu können. Bei allen Einschränkungen, die damals ins Haus standen, war mein immergleiches Statement: "Es ist alles egal, wir kriegen das hin - Hauptsache, wir sind im Herbst noch alle gesund zusammen!" Und jetzt kriegt man mit, wie alle Leute auf die Impfung setzen, die nächsten Urlaube planen (wir hatten auch Urlaubspläne mit meinem Vater) und sich auf ein normales Leben nach Corona freuen - und hat selbst nicht mehr die Chance, noch irgendetwas mit seinen Lieben zu unternehmen. Ich gebe zu, es ist auch purer Neid, der mich immer wieder so runterzieht. Mein Therapeut mein, ich solle mich mehr darauf konzentrieren, mich darüber zu freuen, meinen Vater gehabt zu haben. Ich kann das aber leider nicht, ohne dass sofort die Gedanken "nie mehr...", "das hätte ich aber noch länger mit ihm genießen wollen...", "warum mußte diese Zeit durch das Verschulden eines anderen vorzeitig zu Ende sein...?" ebenfalls hochkommen.


    Nächste Woche muß ich mit meinem Bruder wieder weiter das Haus meines Vaters räumen. Ich schlafe deshalb schon die letzten zwei Nächte kaum noch, sondern drehe stundenlang komplett am Rad. Keine Ahnung, wie das alles weitergehen soll...

  • Liebes Eichhörnchen,

    Vielleicht kannst Du nach einiger Zeit durch ein Medium Kontakt haben zu ihm. Dann wäre es nicht für immer und ewig. Schau mal auf der Seite "Ariane Gawert" Jenseits Kontakte. DIMENSION.


    Ich werde mir bei Ihr einen Termin machen. Sie hat auch ein interessantes Buch geschrieben.

    OK, es ist nicht jedermanns Sache, aber es hilft. Hoffentlich mir auch.

    Ich kann Dir nur sagen, egal wie scheiße die Momente vor seinem Tod gewesen sein mögen, jetzt geht es ihm gut.

    Vielleicht tröstet Dich das ein wenig.

    Ich habe in 5 Nächten nach dem Tod meines Lebensgefährten Ralf so eine wirklich ungewöhnliche Erfahrung gemacht.

    Ich hatte den Eindruck, daß er mir etwas mitteilen will und gewählt hat er meine Gedanken als Übermittlungsmedium. Ich habe das auch hier schon mal erzählt, aber ich weiß nicht mehr wo.

    Ich war wach. Habe meine Hände gefaltet wie auf meinem Avatar, so fest und verzweifelt das es weh tat. Ich hatte die Vision, daß eine Hand meine ist und die andere Hand seine. Und dann flossen Gedanken durch mich durch, die kein Traum waren, kein Nachdenken, Grübeln oder irgendwas was ich kannte.

    Es hatte etwas Fließendes, etwas von woanders Kommendes.

    Und in dieser ( ich nenne es jetzt mal ) Mitteilung sagte Ralf mir, daß es ihm sehr sehr gut geht. Das er sich leicht und unbeschwert fühlt. Als habe er einen Promille Wert von 1 bis 2. Ralf war Alkoholiker und süchtig.

    Er erklärte mir, daß er sein "Gehirngefängnis" nicht mehr spüre, daß es weg ist. Damit meinte er glaube ich die Prägung seiner Kindheit., die eventuellen Traumata seines Lebens.

    Er war frei und leicht und glücklich. Das erfüllt mich mit Freude.

    OK. Ich muß trotzdem ohne ihn auskommen. Aber was immer gewesen ist in seiner Kindheit, in seinem Leben, während seines Sterbens..... Das war alles unwichtig und Schnee von gestern.

    Er war überaus glücklich. Er wollte mir mitteilen, daß das kurze Sterben hier bei mir im Flur ihn das erste Mal mit diesem Licht und diesem Gefühl von Leichtigkeit uns Schweben beglückt hat. Daß aber der Notarzt ihn reanimiert hat und hier behalten konnte. Das war zu diesem Zeitpunkt auch noch wichtig und erleichternd.

    Aber als er dann ein zweites Mal weg rutschte in der Aufnahmestation im Krankenhaus ( ich war ja da auch nicht mehr dabei ) da hatte er schon die Idee nicht unbedingt auf der Welt bleiben zu wollen. ( ich war ja da sehr weit weg ).

    Und nachdem er dann erneut wieder weg gerutscht ist, haben die Notfall-Ärzte ihn 40 Min reanimiert. Er hat mir vermittelt, daß er sich fest gehalten hat um dort zu bleiben. So gut war es dort.

    Das war in einer Nacht die Mitteilung von insgesamt 5 Nächten.

    Ich habe tagsüber gelitten wie Sau und mich auf die Nächte gefreut. Leider war nach 5 Nächten Schluß.

    Meine Freundin B., die Schwester auf einer Intensivstation ist meinte wir hätten eine besondere Seelenverwadtschaft gehabt, daß Ralf sich so viele Nächte gemeldet hat und verabschiedet hat.


    Ich bin eigentlich kein Mensch, der an solche Sachen geglaubt hat. Aber entweder macht unser Gehirn besondere Anstrengungen um uns den Verlust nicht gar so schwer zu machen...... Oder.......?

    Jedenfalls geht es Deinem Papa jetzt super gut. Und daß er die Eichhörnchen schickt! Könnte ja sein. Und wenn Sie nicht in seinem Auftrag dort rumhüpfen sollten, so erinnern Sie doch immer an seine Freude. Und geben Euch ein Gefühl für Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit und gegenseitige Liebe.

    Das Schlimme für ihn ist vorbei. Was auch immer er empfunden, gedacht oder gefühlt hat vor seinem Tod. Er wusste garantiert, daß ihr ihn liebt. Und nach dem Sterben geht es ihm gut. Supergut.



    Ralfsheidemarie

  • Liebe Bena<3


    jetzt erst einmal die traurige Zitatensammlung von mir ... die tieftraurige...

    jedes Mal wenn Corona-Intensivstationen in den Nachrichten gezeigt werden triggert es mich. Und auch die Zeit nach seinem Tod war so schrecklich..

    Nachdem er verstorben ist, durfte meine Mutter nicht zurück nach Deutschland reisen, da ihr Test positiv war. Sie war eine ganze Woche nach dem Tod allein, in einem fremden Land, in dem sie nicht einmal die Sprache spricht.. es war so schlimm. Wir waren hier, meine Mutter dort und mein Papa Tod.

    Die Wichtigkeit des Abschieds wird hier sehr deutlich.

    Wir versuchen alle füreinander stark zu sein und dadurch, dass wir meinen Papa nicht gesehen haben, realisieren wir es alle nicht wirklich.

    Ich habe durch die Menschen hier geschafft meinem Schmerz eine Stimme zu geben,----schreien einfach nur schreien.

    Mittlerweile kann ich auch normal weinen viele Monate ging das nicht ich hatte nur Weinkrämpfe das war schmerzhaft und belastend.

    aber dann hab ich das Gefühl, dass mein Papa ja nicht der einzige war und viele es nicht überleben. Ich will einfach wissen WARUM gerade ER einen schlimmen Verlauf hatte. Und wenn ich dann sehe, dass viele weitere Menschen daran sterben, tröstet es mich... ich fühle mich wirklich wie ein schrecklicher mensch, weil ich solche Gedanken habe.

    Nein, das bist du nicht. Es ist ganz normal das wir ganz verrückte Gedanken haben, die wir sonst wahrscheinlich nie hätten. Die Seele versucht zu überleben und den Schmerz irgendwie zu erleichtern. Da kommt man schon mal zu ungewöhnlichen Gedanken. Sei nicht so streng mit dir.

    Wenn man den Verstorbenen nicht mehr sehen konnte, dauert es länger um zu begreifen was passiert ist. Man kann es im Schock gar nicht einordnen und erfassen. Gebt euch Zeit.

    Heute bin ich soweit das ich sie ignoriere diese Menschen interessieren mich nicht mehr, und ja ich trage eine Maske im Alltag um ihn zu schaffen.

    Diesen Schmerz werden wir immer mit uns tragen.

    Von Zeit zu Zeit wird es aufbrechen diese Wunde man lernt damit zu leben, ich akzeptiere den Schmerz ich wehre mich nicht mehr dagegen er gehört einfach jetzt zu mir.

    Irgendwann haben wir beim deutschen Konsulat angerufen.. Ich frage mich, was mein Papa an diesem Tag gedacht hat. Wo wir alle sind, warum sich niemand bei ihm meldet.. vielleicht wollte er uns noch etwas mitteilen.. und am nächsten Tag wurde er Inubiert. Und das wars dann.. keine Möglichkeit mehr gehabt ihn zu erreichen oder mit ihm zu reden.

    Es ist einfach, es tut einfach nur irre weh und es braucht viel viel Zeit.

    jeden Morgen als erstes nach den Infektions- und Todeszahlen und sind "froh", wenn diese möglichst hoch sind, weil wir dann den Eindruck haben, das mein Vater/ihr Opa kein tragischer Einzelfall ist - obwohl er das natürlich letztlich trotzdem bleibt. Als mein Vater starb lagen die Todeszahlen bei round about insgesamt 6000

    Mein Vater (absolut fit, ohne Vorerkrankungen, reiselustig, mental bestens beieinander und voller Pläne) ist bereits in der ersten Corona-Welle verstorben,

    Inzwischen sind mehr als 8 Monate vergangen und ich hadere noch immer jeden Tag damit. Ich möchte zum Telefon greifen und ihm etwas erzählen, ich möchte für ihn einen Artikel aus der Zeitung ausschneiden und ihm zuschicken, möchte 100 Dinge mit ihm besprechen und und und.

    Meine Mama ist während der ersten Welle, einen Tag vor ihrem 61. Geburtstag, an Corona verstorben. Auch sie hatte keinerlei Vorerkrankung, lediglich Probleme mit den Gelenken und dann ist es einfach so passiert, ganz schnell und so unerwartet, dass ich es bis zum heutigen Tage noch immer nicht begreifen kann, dass es wirklich so ist.


    Ich gebe dir mal den Link zu meinem Thread, falls du lesen möchtest, wie es bei uns war.

    Ich habe besonders in den ersten Woche auch oft nach ähnlichen Coronafällen gegoogelt und es hat mir irgendwie ein Gefühl von Erleichterung verschafft, zu lesen, dass es auch anderen passiert. Dass auch andere, ansonsten gesunde, noch nicht "alte" Menschen an Corona gestorben sind und dass es da draußen Menschen gibt, die jetzt das gleiche Schicksal durchmachen müssen wie meine Familie.

    Mir graut auch schon davor, wenn irgendwann wieder Normalität einkehrt und ein Großteil der Menschheit dann "Ach, wisst ihr noch damals, als wir Katastrophe gespielt haben" sagen wird und darüber lachen wird. Deshalb möchte ich natürlich trotzdem, dass wir diese Krankheit endlich besiegen und wieder "normal" leben können.

    Oh, mein Gott, meine Mama ist am selben Tag an Corona verstorben wie dein Papa. Ich bin gerade so berührt.... Knapp 3 Stunden später hätte meine Mama Geburtstag gehabt und wäre 61 geworden.

    Ich hatte auch mal ein Instagram Profil, habe es aber schon lange nicht mehr. Hatte aber noch 1-2 Kontakte davon auf WhatsApp, die jeden Tag so einen Verschwörungsblödsinn im Status hatten. Ich habe sie wortlos gelöscht. Ich kann dir nur raten, das auch so zu machen und zu versuchen, solchen Kommentaren völlig aus dem Weg zu gehen, denn sowas wird dich nur zusätzlich belasten.

    Wie sie schließlich in eine Fachklinik transportiert wurde, um an eine Herz-Lungen-Maschine anngeschlossen zu werden.... Obwohl ich ja auch nichts davon gesehen habe.

    Ich bin froh, dass ich hier zumindest zwei Personen getroffen habe, die ähnliches durchmachen mussten.

    Dieser Austausch gibt mir Kraft. Ich finde es auch schrecklich, dass was du beschreibst, das Leute irgendwann sagen werden "wisst ihr noch damals, Corona?" und dann lachen... ich finde es so schlimm, dass mein Papa an etwas gestorben ist, was irgendwann keine Todesursache mehr sein wird. Das macht mich verrückt. Denke mir immer, er hätte nur noch zwei Monate durchhalten müssen.

    ganz ganz ganz langsam, Stück für Stück...einen Tag nach dem anderen.


    Ich gehöre zu denen die nicht darüber lachen werden.

    Jeder einzelne der gerade daran stirbt ist einer zu viel.

    Die letzten Tage sind eh nicht so gut gewesen, sie fehlt einfach so unglaublich und es tut dann einfach nur weh anders als am Anfang aber schlimmer diese Gewissheit nie wieder niemals das belastet mich.

    Diese Begleitumstände, die das Sterben und Trauern um ein vielfacher erschweren, durch diese Pandemie sind wirklich eine Katastrophe für jeden einzelnen Trauernden.

    Als im März/April abzusehen war, dass meine Tochter ein ganz anderes Abi bekommen würde als das, auf das sie sich seit 12 Jahren gefreut hatte, habe ich sie noch mit den gleichen Worten getröstet: "Paß auf, wenn Deine Kinder mal Abi machen, wirst Du über Deine Erlebnisse dieses Jahres auch lachen können." Damals war unsere Welt noch in Ordnung und ich hatte gehofft, meinen Vater durch entsprechende "Anweisungen" und "Verbote" bestmöglichst schützen zu können. Bei allen Einschränkungen, die damals ins Haus standen, war mein immergleiches Statement: "Es ist alles egal, wir kriegen das hin - Hauptsache, wir sind im Herbst noch alle gesund zusammen!"

  • lLiebe Bena , liebe Melanie84 , liebe Squirrel  


    ich möchte euch auch schreiben dass ich nicht lachen werde , auch nicht leichten Herzens über diese Zeit der Pandemie sprechen , denken und fühlen werde.

    Ich finde diese immer noch Ansicht das es alles"nur" Verschwörung ist einfach entsetzlich ...

    Ich werde dieses Jahr leider oder nicht leider 73 Jahre...

    und ja, ich habe mich immer wieder auch für kurze Zeit schuldig gefühlt das ich noch lebe und viel jüngere Menschen nicht mehr. Ganz besonders war das bei dem Tod meiner Nichte , die damals 24 Jahre alt war...

    das ist 27 , fast 28 Jahre her...

    Das habe ich "nur" zu eurem Verständnis, obwohl es ja in dem Sinne kein verstehen gibt...geschrieben .

    Nicht nur ich , sondern ich glaube sehr viele hier würden gerne ihre Gadanken zu einem neuerlichen MIT-fühlenden Austausch der ganz individuellen Art der Trauer natürlich hier von euch lesen und etwas dazu schreiben...


    Es gibt ja kein muss...<3

    sondern nur ein wollen<3


    Ja, es gibt jetzt eine Mutation des covid19 und ja , diese Pandemie die ja noch wie eigentlich alle Pandemien erst nach in der Regel 2 Jahren das Pandemiestadium beendet haben...

    es wird die Welt SEHR verändert haben...

    nachdenkliche , traurige, mitfühlende MIT-Gefühle der anderen trauerart sende ich euch Dreien , die durch ein ähnliches Schicksal vereint sind---


    ich habe und hatte das mit Menschen , wo ein Mensch an einem unheilbaren Gehirntumor verstorben ist ... aber nicht nur...

    <3Sverja:30:

  • Liebe Sverja  <3

    Danke, dass du dir so viel Mühe gemacht hast und eine Sammlung der Zitate erstellt hast.

    Ich habe es mir nochmal durchgelesen und war wieder so geschockt, durch wieviel Leid auch andere Menschen gehen müssen.

    Was es für Schicksalsschläge gibt und wie unfair das Leben ist.


    Bitte fühle dich nicht schlecht oder schuldig, dass jüngere Menschen als du sterben.

    Ich glaube für die Angehörigen ist es immer zu früh. Ich lese zurzeit ein Buch über das Trauern, wenn die Mutter oder der Vater verstirbt.

    In dem Buch wird auch geschrieben, dass vor allem ältere Menschen die ihre Eltern im hohen Alter verlieren, bei der Gesellschaft auf Unverständnis stoßen.

    Das hat mir einen neuen Blickwinkel gegeben. Denn egal in welchem Alter, Eltern sind Eltern und sie werden immer fehlen.

    Deswegen versuche ich nicht zu denken, warum ist nicht erstmal jemand älteres gestorben. Denn für die Angehörigen ist es genauso schlimm.

    Wäre das Leben Fair, dann würden wir alle nach Alter versterben. So ist es aber nicht. Und dann denke ich mir, vielleicht ist es ja genau das, was Fair ist.

    Denn der Tod kennt kein Alter, Hautfarbe, Herkunft, Religion oder soziale Schicht.


    Deine Verluste tun mir sehr leid :(<3


    Vielen Dank für deine Worte und danke, dass du Corona und uns Hinterbliebene ernst nimmst.


    Liebe Grüße

    Bena

  • Liebe Bena<3

    ich habe es schon gestern "von aussen gelesen" und möchte mich SEHR <3lich bei dir bedanken , das du uns allen wieder geschrieben hast.

    Ich glaube auch "sich schuldig fühlen " gehört für eine gewisse , doch durchaus individuelle Zeit zu der Trauer...

    wir alle sind Menschen und haben innere Wertevorstellung oder auch gesellschaftliche , moralische ...

    und ja wir LIEBEN ...

    wir LIEBEN ja alle die Menschen , über die wir hier schreiben... und diese LIEBE ist ja so riesengrss facettenreich , das meinem Gefühl nach auch ALLE Gefühle mehr oder weniger strak einmal hervorkommen ... dann verschwinden , mal wieder hervorkommen und verschwinden... bis sie nur bildhaft beschrieben , eine ganz zarte Nuance in unserem Seelenfacettenbild einnehmen ...


    EINES das WILL ich unbedingt schreiben<3:!:<3

    Wäre das Leben Fair, dann würden wir alle nach Alter versterben. So ist es aber nicht. Und dann denke ich mir, vielleicht ist es ja genau das, was Fair ist.

    Denn der Tod kennt kein Alter, Hautfarbe, Herkunft, Religion oder soziale Schicht.

    welche wunderbare Erkenntnis du daraus GEWONNEN hast .

    Damit hast du auch MICH BESCHENKT.


    vielleicht ist es ja genau das, was Fair ist.

    JA , das ist es JETZT für mich<3:saint:<3

    DANKE DIR SEHR<3:!:<3

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen , das du, eure Mami und deine Schwester weiterhin euch gegenseitig Halt geben könnt in eurer ja dennoch individuellen Trauer,

    und

    nach wie vor ... diese Pandemie hat viele Leben radikal beendet ... das wird nicht vergessen werden. Von mir nicht, von allen die einen geliebten Menschen daran verloren haben ... und auch von sehr, sehr vielen Menschen , die den Tod annehmen und entweder hier schreiben , oder draussen leben und reale Kontakte haben...

    NOCH EINMAL

    <3:24::30:<3 DANKE für dein schreiben und dein melden. <3:saint: deine Sverja

  • Hallo Sverja ❤️
    Ich danke dir erneut für deine Worte.
    Liege wach im Bett und dachte ich schaue mal wieder im Forum vorbei und habe dann deine Nachricht nochmal gelesen..

    Wir lernen hier alle voneinander und gewinnen neue Erkenntnisse. Das ist doch das schöne 🙏🏽


    Ich bin momentan irgendwie nur am exerzieren.. fühle nicht wirklich etwas. Außer manchmal Verzweiflung. Ansonsten vegetier ich so vor mich hin.. versuche meine Bachelorarbeit zu schreiben. Doch jedes Mal wenn ich dran sitze und alles ruhig ist, melden sich meine Gedanken.. warum ist das passiert? Hätten wir noch etwas tun können? Warum durften wir uns nicht verabschieden? Warum warum warum?

    Das macht mich wirklich verrückt .. ich komm momentan einfach nicht voran im Leben. Und ich merke wie meine Mutter darunter leidet. Sie hat Angst dass ich mir meine Zukunft verbaue. Für sie stehe ich auf und mache mich fertig und setze mich zumindest ans Laptop.. das fällt mir aber unheimlich schwer.

    Ich habe ständig Flashbacks von der Zeit als er noch auf der Intensivstation lag.. von dem Moment als mein Bruder die Treppen hochkam und mir mitteilte, dass er verstorben sei...

    Die Bilder kommen einfach. Aus dem nichtS. Ohne Ankündigung... ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

    Ich träume momentan jede Nacht von meinem Vater und jedes Mal stirbt er .. es ist so schrecklich

    Ich will mir nichts antun, habe aber eine so große Todessehnsucht.. weiß nicht wie ich das schaffen soll

  • Guten Morgen Bena,

    Ich liege im Bett und greife meistens morgens zuerst nach meinem Handy um im Forum zu sein. Und nur dann ist mein Gehirn so beschäftigt, daß ich nich Grübeln muß.

    Wenn ich nachts wach liege mache ich mir eine Einschlafmeditation an. Es gibt auch spezielle Meditationen bei Trauer bei Youtube.

    Wenn ich den Fernseher anmache und die Zahlen höre und sehe denke ich sofort an die Tausenden Trauernden, die es jetzt gibt und weiterhin geben wird.

    Es wundert mich, daß dieses Thema Trauern so wenig vorkommt.

    Denn eigentlich weiß man vorher nicht, wie das geht, was mit einem passiert und was passieren wird.

    Deshalb versuche ich jetzt während meines Trauerns das Trauern zu verstehen. Und suche nach Möglichkeiten, daß es leichter wird und erträglicher.

    Du schreibst von Deinen Grübeleien HätteWäreWennWarum-Karussell.

    Ein sehr typisches und quälendes Trauersymptom.

    Und Du schreibst von den Bildern, die immer wieder ungefragt auftauchen.

    Oder durch Trigger hervorgerufen werden.

    Die Sache mit den Bildern kenne ich auch, es erinnert mich an Die Menschen, die ein Trauma erlebt haben und dann diese quälenden Bilder nicht wieder los werden. Vielleicht kannst Du Hilfe bei einem Therapeut*tin finden, der die sich mit Trauer und Trauma auskennt.

    Es ist jedenfalls für unser Gehirn Schwerstarbeit mit so einem Verlust zurecht kommen zu müssen. Da stoppt das normale Leben. Für sowas wie eine Studiumsarbeit bleibt kein Arbeitsspeicher mehr übrig. Das ist völlig normal.

    Ich hoffe Du findest Hilfe und solange das nicht der Fall ist schreibe schreibe schreibe hier ins Forum. Teile Deine Grübeleien Teile Deine Bilder teile Deine Nöte

  • Liebe Bena,

    Ich habe versucht mit diesem Karussell mir klar zu machen, was ich da tue.

    Ich grüble immer wieder von Neuem und komme nicht vom Fleck. Das tut mir nicht gut. Ich will raus aus diesem Ding.

    Du auch? Oder hilft Dir das Grübeln?

    Ich werde so oft wie es mir möglich ist die Notbremse ziehen.

    Ralfsheidemarie