Bruder auf Intensivstation verstorben

  • Hallo zusammen, vor zwei Jahren ist mein Bruder mit nur 42 Jahren an den Folgen einer Lungenerkrankung verstorben.
    er selbst ist in die Klinik gefahren, da er mal wieder schlecht Luft bekam. Dann wurde es immer schlimmer und sie haben ihn ins Koma gelegt. Dann entwickelte sich eine Sepsis und am Ende wurden die Maschinen abgestellt. Meine Eltern und ich konnten nicht mal mehr vorher mit ihm sprechen. Das letzte Gespräch war „ Ich bin im Krankenhaus“. Er fehlt mir immer noch jeden Tag und es tut immer noch so weh…..😢😭😢😭


    wie lernt man damit umzugehen sich nicht „verabschieden“ zu können. Wirk konnten nicht mal am Ende ins KH kommen, da wir in Schleswig Holstein leben und mein Bruder damals in Leipzig… am Tag vorher sind wir nach Hause gefahren, da es ihm vermeintlich besser ging und dann kam der Anruf der alles veränderte…

  • Liebe/r Je-nn,


    dein Verlust tut mir sehr sehr leid, das was Du beschreibst kenne ich sehr gut.


    Meine Mama hatte 2017 das selbe sie hat es überstanden mit viel viel Glück.

    Leider hatte sie vor 14 Monaten das Glück nicht mehr nichts hätte sie retten können.


    Wie geht man damit um das ist eine gute Frage....das ihr Euch nicht verabschieden konntet ist ganz schwer.

    Doch was heißt verabschieden ich habe mich auch nicht verabschiedet ich stand unter Schock und Mama wusste nicht was passiert.

    Sie ist einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht ohne Angst ohne alles.

    Natürlich waren wir dann noch mal bei ihr.

    Wir haben auch eine Aufbahrung gemacht nur Papa und ich.


    Wie lernt man damit zu leben das kann ich Dir leider nicht sagen, ich lebe zwischen den Welten, den Zeiten davor und danach.

    Keine Ahnung wie es weiter geht diese Straße wohin sie führt wann man wieder ein Leben führen kann was den Namen verdient.

    Alles was ich momentan tue das tue ich für sie nur für meine Mama.


    Es dauert einfach es dauert und diese Wunde wird nie schließen sie wird immer da sein.

    Ich lerne gerade mit dem Schmerz zu leben er ist ein Teil von mir.


    Vlg. Linchen

  • Hi Linchen

    Dein Verlust von deiner Mutter tut mir sehr leid.

    Ich habe das Gefühl meinen Bruder in den letzten Stunden im Stich gelassen zu haben. Auch wenn die Ärzte damals gesagt haben, so oder so schaffen sie es nicht mehr nach Leipzig, um ihm die Hand zu halten. Seine besten Freunde waren dann dabei. Das macht es natürlich einfacher zu wissen, dass er nicht allein war. Aber mein Gefühl ändert sich dadurch nicht. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn Ich davon erzähle…

  • Lieber Je-nn,

    den Tod eines geliebten Verwandten oder geliebten Gefährten zu überstehen ist schwer und braucht viel Zeit. Und eigentlich ist es wenn man geliebt hat immer ein überleben nicht ein überstehen.

    Aber das was Du erzählst macht das Trauern besonders schwer und schwierig.

    Daß man sich bei einer geliebten Person verabschieden kann und diese auch noch bei Bewußtsein ist gibt es fast nie.

    Aber einen Abschied zu haben ist sehr wichtig. Wie immer der aussehen könnte.

    Ich weiß jetzt nicht, wie Du Dir einen Abschied gewünscht hast?

    Vielleicht wie das, was die Freunde übernommen haben? An seinem Bett sitzen und bei ihm sein?

    Ob da ein richtiger Abschied möglich ist???

    Für mich war der Abschied von meinem Lebensgefährten, der von zu Hause mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren wurde und dort 2 Stunden später starb, daß ich ihn nochmal sehen konnte. Ich durfte ins Krankenhaus kommen und ihn sehen und berühren. Und da habe ich mich verabschiedet.


    Zum Abschied dazu gehört eigentlich auch die Beerdigung oder Bestattung. Das Begleiten auf seinem letzten Weg. Bei der Feier vielleicht Abschiedsworte sagen.

    Wenn es Wichtiges gab. Was nicht mehr ausgesprochen werden konnte, dann ist es gut wenn man Briefe an ihn schreibt. Oder daß man an einem Ort, der vielleicht beiden gefallen hat mit ihm spricht. In der Natur oder einer Kirche.


    Mann könnte auch innerhalb einer GesprächsTherapie mit Hilfe eines Therapeuten den Abschied nachholen. Vielleicht im Rollenspiel oder bei der Gestalttherapie indem man mit ihm spricht.


    Es gibt eine Phantasiereise bei Youtube von Eva Terhorst in der sie einen in einen Park mitnimmt in dem man den Verstorbenen trifft und dann kann man in seiner Phantasie mit ihm sprechen und sich auch verabschieden.


    Oder man schreibt wie eine Geschichte den gewünschten Abschied auf. Oder ein Gedicht. Oder man malt Bilder davon.

    Ich glaube es ist am Besten wenn Du den Abschied nochmal zelebriert. Ihn nach außen bringst.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe/r Je-nn,


    das sind tolle Gedanken von RalfsHeidemarie.


    Ich kann Dich gut verstehen das mit dem im Stich lassen, wir alle haben Punkte mit denen wir uns rumschlagen, was wäre wenn, was hätte ich anders machen können,

    Warum hab ich nicht aufgepasst ect. ect. ect. nennt man Gedanken Karussell oder auch Kopfkino.

    Ich versuche es nach Möglichkeit ausgeschaltet zu lassen weil es quälend ist.

    Wir haben alles getan in diesem Moment was wir tun konnten bestimmt auch Du.

    Dein Bruder hat mit Sicherheit gemerkt das ihr bei ihm wart wenn auch nur in Gedanken.


    Ich weiß das ist schwer und glaub mir wir alle ertappen uns immer wieder doch bei diesem Kopfkino das ist völlig normal.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Je-nn,


    ich habe mich auch nicht unter ganz, ganz miesen Umständen nicht verabschieden können von meinem geliebten Mann und Alles


    ( Die Biester hatten Angst ich hole die Kripo- unklare Todesursache)


    Die Schuldgefühle haben mich fast umgebracht, nicht als Spruch, sondern tatsächlich.


    Ich habe lange gebraucht von Vergeltungstaten Abstand zu nehmen, hört sich schräg an, weiß ich.


    Vorgestern sah ich jemand von hinten mit der Frisur und habe sofort umgedreht, soweit bin ich mit dem Schmerz noch nicht, als das ich einen blöden Spruch ,ohne auszurasten, hinnehmen könnte.




    Heidemarie´s Vorschläge , dir Hilfe dafür zu holen, sind wirklich gut.




    Es gibt Dinge, die schafft man nicht allein.:33::4::33:


    Das solltest du gar nicht.

    Es gibt erfahrene Sterbegegleiter, die auch Trauerbegleiter sind, die dir da weiterhelfen könnten.


    Das ist übel, daß du nicht bei ihm sein konntest für dich.

    , klar, da sind ganz viele Fragen offen und brodeln in dir,



    Liebe Je-nn, alles verständlich- bei den Umständen- du brauchst Hilfe beim Aufarbeiten


    vlg

    Gini+Bernie+Bettina ( Ex-schleswig-holstein)

  • Liebe Je-nn,

    Dein Verlust tut mir sehr leid. Trauer ist so facettenreich und kann immer wieder in unterschiedlichster Form hochkommen.

    Ich verstehe dass es belastet, sich nicht verabschiedet zu haben.


    Hast du mal versucht einen Brief zu schreiben? Mit allem was du noch gern sagen würdest? Oder ein kleines Ritual dafür zu gestalten?

    Wie gehen eure Eltern damit um?


    Liebe Grüße <3

    Isabel

  • Hallo Isabel,

    Das mit dem Brief finde ich eine klasse Idee. Das werde ich tatsächlich mal versuchen 🌷


    Meinen Eltern geht es ähnlich, wie gesagt am Tag vorher waren wir noch im KH in Leipzig und mussten dann die Rückreise antreten, da man ja auch zuhause irgendwie noch Termine hat (wie sagen die Leute immer: Leben geht ja weiter…) . Die Ärzte waren frohen Mutes, ihn von der Ecmo zu nehmen und es war geplant den Luftröhrenschnitt für die Beatmung durchzuführen, damit er den Schlauch nicht mehr im Mund haben muss. Sie hatten auch die Medis reduziert um ihn ein wenig auf dem tiefen Koma zurückzuführen. Meine Mutter hat er sogar angelächelt….(ich glaube Menschen im Koma bekommen mehr mit als viele denken).

    Leider hat dann die Sepsis im Körper dazu geführt, dass die Organe nacheinander versagt haben und die Ecmo macht wohl die Blutgefäße dünner, so dass er innerliche Blutungen bekommen hat. Ich sag immer zu meiner Mutter: vielleicht wusste er das es zu Ende geht und er wollte dir den Abschied mit dem Lächeln erleichtern…. 😢

  • Mein Schatz ist einige Wochen nach der erfolgreichen Lungenoperation nach einer Chemo, die nur noch "auf Nummer sicher gehen" gemacht wurde an einen septischen Schock gestorben. Es ging alles ganz schnell.

    Und nun hab ich alles was ich ihm geschenkt habe wieder. Alle seine Sachen sind noch da, nur er nicht.

    Das Leben ist stehen geblieben. Ich habe die Orientierung verloren.

    Es ist 6 Monate her. Wann höre ich auf zu warten das er wieder kommt?

    Ralfsheidemarie


    PS ich kann Euch sooooo gut verstehen.

  • Liebe Jenn! Sei herzlich Willkommen hier! Der Verlust deines Bruders tut mir von Herzen leid! :30:

    Hast du mal versucht einen Brief zu schreiben? Mit allem was du noch gern sagen würdest? Oder ein kleines Ritual dafür zu gestalten?

    Ich finde das mit dem Brief schreiben auch eine gute Idee!

    LG Andrea