Mein Vater

  • Liebe Cildie,


    ich musste doch schmunzeln 😏 ^^

    natürlich kannst Du da nicht zustimmen.


    Ja ich denke Mena drückt das auch gut aus...ich denke das was wir suchen werden wir nicht finden.😔


    Ich glaube das muss einen klar sein wenn man in seine Heimat zurück kehrt, bzw. wird einem dann vielleicht klar aber der Preis kann dann hoch sein.


    Vlg. Linchen <3

  • Liebe Mena, liebe Linchen,


    danke für eure Worte. Ihr habt mir viel zum Nachdenken gegeben. Ich glaube ich versuche in den den nächsten Tagen mal Loszulassen. Mal schauen, wie sich das anfühlt und was ich danach so denke.


    Ganz liebe Grüße

    Heide

  • Liebe Dolore, liebe Pia,


    vielen Dank für eure Nachrichten. Ich glaube es stimmt - ich habe ein wenig Angst davor zurück zu kommen und die Dinge sind gar nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung habe. Ich glaube werde mich nochmal genau damit beschäftigen müssen, warum ich eigentlich zurück möchte. Mal schauen, was dabei herauskommt. Danke für eure Gedanken - wie immer ist es schön verstanden zu werden.


    Liebe Grüße

    Cildie

  • Liebe Cildie,


    Ich kann mich schon in deinen Wunsch hinein versetzen.


    Ist deine Heimat in den neuen Bundesländern?


    Ich finde viele Orte dort, also was man so im Fernsehen sieht, irgendwie sehr anheimelnd... dieses Kopfsteinpflaster, alte Bäume, schöne alte Häuser... Ich liebe das...


    Aber tatsächlich gilt es alles gut zu überdenken oder dann tatsächlich mal ein Kurztrip dahin um sich einen neuen Eindruck zu verschaffen 👍🍀💚❤️

  • Liebe Pia und alle,


    ja, ich komme aus Thüringen und finde es da auch sehr schön:-). Aber vermutlich ist das nicht alles - mal schauen, wie wir uns entscheiden.

    Ich habe die letzten Wochen ziemlich viel mit den Gedanken an die Entscheidung zwischen hier und dort verbracht und es hat mich ganz schön belastet. Jetzt zeichnet sich langsam ab, das wir wahrscheinlich hier bleiben (alles andere würde mich doch sehr überraschen) und ich merke, dass es mir gar nicht gut geht. Denn unter dem ganzen Stress ist natürlich die Trauer viel zu kurz gekommen. Es ist komisch, wie gut es mir gelingt, Gefühle zu verdrängen, die eigentlich da sein sollten. Neulich habe ich eine Autobiografie gelesen. Der Autor beschrieb, wie ihm schon im Kindergarten eingetrichtert wurde, dass er zu funktionieren habe und wie ihm beigebracht wurde, seine Gefühle herunterzuschlucken. Ein wenig resigniert merkte er an, dass er damals gerne gewusst hätte, wie mühevoll er alle diese Gefühle 20 Jahre später wieder hochholen musste. Ich weiß nicht, ob mir das auch passiert ist, aber zumindest bin ich gut darin, Gefühle wegzudrücken und das tut mir meist gar nicht gut.

    Grade denke ich viel an meinen Vater. Zum einen, weil ich darüber nachdenke, zurück zu gehen, was ihn wahrscheinlich gefreut hätte, zum anderen aber auch, weil es Frühling ist. Im Frühling sind wir oft gemeinsam an die Ostsee gefahren. Fast immer in den gleichen Ort. Ein ganz kleiner, nahe eines Naturschutzgebietes, mit einem wilden stürmischen Strand und einem hübschen Zentrum. Keine großen Hotels, sondern eher Ferienwohnungen. Im Sommer ist es dort sehr voll, aber zu Oster oder im Herbst wirkte der Ort immer, wie ein bisschen im Winterschlaf, ein wenig vergessen. Ich mag das. Ich finde es schön abseits von großen Zentren zu sein. Wir haben immer in den gleichen Appartements gewohnt, ganz nah am Strand. Früh war meiner Vater immer als erster wach und wenn ich mich aufgerafft habe, bin ich mit ihm Brötchen holen gegangen. Der direkte Weg wäre durch den Ort gewesen, aber wir haben immer einen Schlenker über den Strand gemacht "schauen, wie das Meer heute aussieht". Danach ging es den Hauptweg entlang und dann eine kleine Straße mit schwarzem Kopfsteinpflaster entlang. Die Häuser dort sind so schön. Klein, ein oder zweistöckig mit ganz bunten Türen. In manchen Straßen sind die Wege noch nicht mal gemacht, sondern es sind einfache Sandwege. Auf dem Weg erzählte mein Vater immer. Von Früher, von Bücher, die ich unbedingt lesen müsste, von Geschichte oder von dem, an dem er grade arbeitete. Diese Ostseeurlaube waren irgendwie Fixpunkte in meinem Leben. Der Wind, die Sonne, der Sand, alles war ganz stark mit meinen Eltern verbunden. Mein Vater verreiste nicht gern, aber dort war er glücklich. Als er 2019 schlimmer krank wurde, merkte ich es daran, dass meine Eltern sich nicht mehr trauten, in den geplanten Ostseeurlaub zu fahren. Wir waren anstatt allein da. Irgendwie hatte ich immer gehofft, dass wir zumindest noch mal ein Auto mieten können und ihn nochmal an den Strand fahren. Ich weiß gar nicht, ob es für ihn so wichtig gewesen wäre, aber ich hätte es gern für mich und ihn gemacht. 2020 kam aber Corona dazwischen und 2022, als es wieder ein wenig besser war, ging es ihm so schlecht, dass es nicht mehr möglich gewesen wäre. Er war auch immer traurig. Als wir Ostern 2021 einmal eine Ausflug zu ein paar Schlössern machten, tat es ihm leid, dass er "als Erzähler jetzt gar nichts mehr taugte". Er war nicht gut darin, einfach da zu sein und niemandem etwas zu nützen. Daher war er auch ein so schlechter Kranker. Er konnte andere Menschen schlecht für ihn sorgen lassen, hatte immer das Gefühl doch nicht abhängig und hilfsbedürftig sein zu dürfen, als würde ihn das zu einer geringeren Person machen.

    Ich wünschte, es wäre anders gewesen. Dann hätte er die Zeit, die wir noch hatten, mehr genießen können. Diese Zeit, die letzte Zeit verfolgt mich noch immer. Manchmal ist es besser, aber oft merke ich, wie schlimm es war. Und jetzt, da es meiner Mutter schlechter geht, habe ich Angst, dass es sich wiederholt.


    Ein etwas trauriger Post heute - aber manchmal fühlt sich eben alles schwer an.

    Liebe Grüße

    Cildie

  • liebe Cildie ,

    ich habe deinen Herzensbericht schon nicht online gelesen.

    Ganz liebevoll möchte ich dir schreiben das es meinem Gefuehl und auch meiner Erfahrung anders ist

    Denn unter dem ganzen Stress ist natürlich die Trauer viel zu kurz gekommen.

    Stress entsteht sehr häufig DURCH die Trauer. Bzw. ist ein Gefuehlswechsel in dem man sich befindet.


    Auch noch will ich dir schreiben das durch deine immer wiederkehrenden , so liebevollen Erinnerungsbeiträge du ueberhaupt keine Angst haben brauchst "nicht genug zu trauern"!

    Ja, ich glaube dir unbesehen dass du gerne in diese "alte Erinnerungswelt " zurueck möchtest. In gewisser Weise wuenschen wir uns ja das ALLE.

    Dennoch haben wir ALLE das tiefe Wissen , das dieses Leben der Vergangenheit angehört.

    Wichtig ist meiner Meinung und meinem Gefuehl nach das wir ..WIR , also jetzt DU nicht leidest.. .

    Auch ich vergegenwärtige mir immer und immer wieder gerade wenn sie durch eine langwierige Krankheit körperlich gestorben sind , das es fuer sie die GROSSE ERLÖSUNG war...

    "SIE" sind frei von allen körperlichen Einschränkungen.

    Wir sind es nicht...

    Durch dieses immer wieder BEWUSST machen geht es kir dadurch "besser" . ich lebe dann mehr in Harmonie mit den aufkommenden Gefuehlen ...

    Wir sind ja dennoch sehr, sehr häufig die "Gestalter " unserer Gefuehle und unseres Lebens ...

    Als wir Ostern 2021 einmal eine Ausflug zu ein paar Schlössern machten, tat es ihm leid, dass er "als Erzähler jetzt gar nichts mehr taugte". Er war nicht gut darin, einfach da zu sein und niemandem etwas zu nützen. Daher war er auch ein so schlechter Kranker. Er konnte andere Menschen schlecht für ihn sorgen lassen, hatte immer das Gefühl doch nicht abhängig und hilfsbedürftig sein zu dürfen, als würde ihn das zu einer geringeren Person machen.

    Ältere Menschen und vor allem dein Vater der so gerne wie du ja auch , durch Geschichten erzählen brillierte, sind immer "schlechte" Kranke . Es ist ein sehr schwieriger und ja extremer Weg das man sich DENNOCH durch seine Hilflosigkeit NICHT als ich schreibe einmal "muendiger, starker " Mensch fuehlt...

    Ausserdem ist das DENKEN , dass man als VATER oder MUTTER eher auf "seine Kinder" aufpassen will und muss sehr sehr tief im nicht nur Denken verwurzelt sondern auch meinem Gefuehl nach in den Genen "verankert ?!

    Dann hätte er die Zeit, die wir noch hatten, mehr genießen können. Diese Zeit, die letzte Zeit verfolgt mich noch immer. Manchmal ist es besser, aber oft merke ich, wie schlimm es war. Und jetzt, da es meiner Mutter schlechter geht, habe ich Angst, dass es sich wiederholt.

    Meinem Gefuehl nach ist es ein geniessen auf einer völlig anderen Ebene die wir sogenannten "gesunden Menschen" gar nicht richtig erfassen können....

    Das ist aber meine SICHT und braucht nicht deine oder die Sicht von allen die dies lesen oder schreiben sein...

    Bei deiner Mutter kann und wird es irgendwie anders verlaufen weil sie ja auch ein ganz anderer Mensch ist.

    DU "musst" allerdings aufpassen , das du dich nicht ueberforderst mit der Pflege .

    Damit meine ich nicht unbedingt die körperliche Pflege sondern auch durch Besuche... Sondern auch durch das innere Vergleichen mit dem Verlauf deines Vaters...



    Fahrt oder fliegt erst einmal nach Italien zu Ostern und geniesst wirklich diese Zeit ...

    Das darfst du und deine Familie :)


    Schreibe und schreibe hier weiter und wir werden dich begleiten durch alle Lebensetappen die kommen

    meint deine Wegbegleiterin Sverja

  • Liebe Cildie ❤️



    Ich bin in letzter Zeit nicht mehr so "gut" im Schreiben, ich bin zu kopflastig und bekomme das Wirrwarr nicht in Worte gefasst.


    Ich lese immer sehr gerne bei Dir, egal ob traurig, es ist ja auch traurig; du schreibst so schön bildhaft und es erinnert mich in vielem an meinen Papa... und auch mir bleibt nur meine Mama die ich in großer Sorge und Angst umhege... denn das Unausweichliche wird geschehen...


    Alles Liebe Pia 🥀

  • Liebe Sverja,


    vielen lieben Dank für deine, wie immer sehr mitfühlenden und hilfreichen Beitrag. Ja, vermutlich hast du Recht, Stress entsteht oft durch Trauer. Jetzt ist sie grade wieder da und ich bin ganz unglücklich, dass ich die Tomatensamen nicht finde, um (schon viel zu spät) mit der Anzucht zu beginnen. Komische Dinge sind es manchmal.

    Du hast geschrieben, dass mein Vater erlöst ist - da hast du natürlich Recht. Darüber denke ich tatsächlich viel zu wenig nach. In den ganzen letzten drei Krankheitsjahren habe ich mir gewünscht, dass er gehen darf, weil der Zustand so unerträglich war. Seit er gestorben ist, ist eher der Mensch in den Vordergrund gerückt, den ich lange vermisst hatte. Aber du hast Recht, das Leben, das er hatte, hätte ich niemandem gewünscht.


    Wir haben jetzt entschieden hierzubleiben. Oder besser ich habe es entschieden, weil es wirklich schwer ist, wenn man nur alleine etwas möchte und es dann ganz alleine die Verantwortung tragen muss. Dafür war ich mir dann doch zu unsicher. Jetzt arbeite ich grade an mir, mich nicht feige zu fühlen, weil ich den Schritt nicht gemacht habe. Aber ich hoffe das gibt sich. Hier gibt es viele Dinge, die ich, trotz allem, nicht gern aufgegeben hätte.


    Sverja, ich wünsche dir schon mal schöne Osterfeiertage, hoffentlich kehrt auch bei euch im hohen Norden etwas Frühling ein.

    Ich trauere hier noch ein bisschen vor mich hin.

    Liebe Grüße

    Cildie

  • Liebe Pia,


    ich hoffe dir gehts gut und dein "Kopfwirrwar" ist nicht zu schlimm. Gehts dir gut? Ich kann dich sehr verstehen, mit deiner Mama. Mir kommt es unfair vor, zwei kranke Eltern in so kurzer Zeit zu haben, aber dann denke ich wieder, wie lange ich sie gesund hatte und, wie viele hier ihre Eltern deutlich früher verloren haben. Trotzdem die letzten Jahre haben mich Respekt vor Abschieden gelehrt - kann dich verstehen.


    Ich komme aus Thüringen. Ich finde es da auch sehr schön - außer den Thüringer Wald, der ist irgendwie dunkel und gruselig:-). Aber vielleicht ist es ja auch gut, in den Ferien dort zu sein. Mal schauen.


    Ganz liebe Grüße

    Cildie

  • liebe jetzt schon påskhexische Gruesse an dich , liebe Cildie,


    zu den påskhexn (Osterhexen) kannst du was im Netz lesen. Es ist ein alter schwedischer Brauch.

    Sverja, ich wünsche dir schon mal schöne Osterfeiertage, hoffentlich kehrt auch bei euch im hohen Norden etwas Frühling ein.

    wir haben hier den absoluten in den Nächten gerade bitterkalten vårvinter (Fruhlingswinter) genau uebersetzt.

    Die ganze Woche nachts bis ungefähr 7.00 Uhr morgens um die 20 Grad MINUS. und dann kommt die Sonne und der Schnee glitzert , taut ein wenig und es gibt herrliche Eiszapfen. in der Sonne wird es dann schnell sehr viel wärmer. Der Schnee liegt noch gut 40 bis 50 cm hoch. Wir sind halt schon weit oben...

    Unter den grossen Tannenbäumen und vereinzelt wachsen dazwischen auch Ebereschen erscheinen langsam die Heidelbeersträucher und Preiselbeersträucher zwischen dem Schnee , der dort natueröich nicht so dick ist in ihrem kräftigen gruen..


    ich habe schon ziemlich viel Tomaten im Haus vorgezogen und vieles andere . Wenn ich die Tomaten säe und dann später umtopfe und dann die Triebe ausgeize , dann die Tomaten wachsen sehe , sie später ernte , esse oder trockne. dann denke ich immer bei allen Handlungen absolut an meinen Papa . Das war sein absolutes mehr wie Hobby. Jetzt ist er ja auch schon 10 Jahre nicht mehr auf dieser Welt .

    Du merkst also, das man die Erinnerungen durchaus sehr lebendig weiter gestalten kann.

    Es brauchen bei dir ja nicht die Tomaten sein. Du hast so viel ueber deinen Vater geschrieben . Da findest du etwas was DIR die Verbindung erschafft .

    Wir haben jetzt entschieden hierzubleiben. Oder besser ich habe es entschieden, weil es wirklich schwer ist, wenn man nur alleine etwas möchte und es dann ganz alleine die Verantwortung tragen muss. Dafür war ich mir dann doch zu unsicher

    Fuer mich ist das nicht Unsicherheit . Du hast dich entschlossen genau dass zu machen was du fuehlst . Sei nicht zu streng mit dir...

    Jetzt arbeite ich grade an mir, mich nicht feige zu fühlen, weil ich den Schritt nicht gemacht habe.

    Du bist und warst nie feige . Du trauerst und lebst und wägst ab was machbar IST !

    Wieder schreibe ich , dass dis sehr, sehr viel ist im ersten und auch zweiten TrauerLEBENSjahr. Du LEBST und TRAUERST.

    Hier gibt es viele Dinge, die ich, trotz allem, nicht gern aufgegeben hätte.

    Oh, :) es gibt auch sehr, sehr schöne Stellen in Hessen.

    Ich denke dass du doch immer wieder auch in den Ferien oder verlängerten Wochenenden nach Thueringen fährst . Es ist ja je nachdem nicht so weit zu fahren.

    Fuehle und gestalte dein Leben doch so , das du beide Bundesländer gern hast.

    Thueringen wird wohl immer deine Heimat bleiben . Das ist ja auch gut so .

    Doch Hessen kannst du auch einfach gern haben... Arbeitete ein wenig daran ;)


    Ich trauere hier noch ein bisschen vor mich hin.

    das ist doch sehr , sehr gut.

    Ja , das meine ich wirklich so.


    Der März und der April sind fuer mich zwei Monat wo es viel um Tod , Himmelsgeburtstage , Todestage UND sehr lebendige Geburtstage geht. . Ich kann damit mittlerweile durchaus tief , intensiv und gut damit leben.


    Genau das wirst du mit der Zeit auch erleben auf deine persönliche Art und Weise.

    GEBE dir diese Zeit !


    glad pÅsk

    und gruesse mir Italien . Dort bin ich auch immer gerne hingereist.

    Herzlichst<3 gruesst dich deine Sverja

  • Liebe Sverja,


    ich habe mich sehr gefreut, deine Beschreibung von Schweden im Frühjahr zu lesen. Es klingt wunderschön (auch wenn ich hoffe, dass ihr ein warmes Haus habt:-). Ich habe im Studium mal ein Semester in Finnland verbracht und mich grade erinnert, dass es Mitte April zum ersten Mal plus ein Grad waren. Ich war versucht, im T-Shirt herumzulaufen, so warm kam es mir nach dem langen Winter vor. In Finnland war der Winter magisch. Mit zugefrorenen Seen, endlosen Langlaufpisten und Nordlichtern. So ein bisschen, wie du ihn in Schweden beschreibst. In Deutschland finde ich Winter ist eher etwas zum Durchhalten. Sobald es Frühling wird, hoffe ich, dass es bald richtig warm wird, Wetter für T-Shirts, Kleider und Sandalen. Da habe ich eine Verbindung zu meinem Vater - er mochte Hitze auch sehr. Am besten 36 flimmerende Grad. Allerdings muss man auch zugeben, dass er die letzten furchteinflößenden Sommer mit fast 40 Grad nicht mehr mitbekommen hat. Die sind auch mir zu viel.


    Danke, Sverja, dass du geschrieben hast, dass ich nicht so streng mit mir sein soll. Obwohl ich es genau das grade im Profil von Lena geschrieben habe, vergesse ich es bei mir auch manchmal noch. Mein Vater hätte sich sehr gefreut, wenn ich in meinem Elternhaus gelebt hätte, das macht es jetzt, in dieser Trauerphase nicht einfacher. Das wäre ein schöne Verbindung zu ihm gewesen, aber ich werde auch andere finden. Es tut mir leid, für ihn, für meine Mutter, für mich, für meine Freunde dort. Das ist wohl auch etwas, was ich noch ein wenig betrauern muss. Und dann versuche ich eine Verbindung zu beiden Orten zu finden. Ich hoffe, das gelingt mir.


    Dir erstmal ganz liebe Ostergrüße

    Cildie

  • liebe Cildie ,<3

    nur liebevoll kurz <3 Schön , das du auch Finnland kennst . und weisst bei welchen Temperaturen man schon Fruehlingskleidung dadurch anzieht .

    Ich ziehe mich mehr aus dem Forum zurueck .

    Du liest es in "Freund und Wegbegleiter"

    Herzlichste Gruesse sende ich dir mit tauendem Schnee doch auch schon mit Vogelgezwitscher :) von Singvögeln . vårvinter halt.

    deine Sverja

  • Hallo ihr Lieben,


    Sverja, ich hoffe, mittlerweile ist auch bei euch der Schnee weg. Hier kommen grade die ersten richtig warmen Tage und meine Tomaten wachsen dem Dachfenster entgegen. Ich werde sie erst nach Eisheiligen auspflanzen - letztes Jahr war ich ja etwas zu früh dran:-).

    Ich freue mich immer sehr auf den Frühling. Spätestens seit dem recht dunklen Auslandssemster in Finnland, bin ich kein großer Winterfan mehr und seit ein paar Jahren liegt ja auch nur noch selten Schnee. Dieses Jahr war der Frühling leider weniger schön. Im März haben die Umzugsgedanken mich sehr beschäftigt und jetzt, im April / Mai hat mich plötzlich eine große Trauerwelle eingeholt. Offenbar ist nicht nur das erste Weihnachten ohne einen verstorbenen Menschen schlimm, sondern auch dessen Lieblingsjahreszeit. Mein Vater liebte den Frühling, weil er, genau wie ich - kein Winterfan war. Eine Temperatur jenseits der 36 Grad war ihm am liebsten, da er ein Leben lang unter niedrigem Blutdruck litt und immer meinte: "Damit kann man zwar uralt werden, aber bis dahin friert man." Wäre cool, wenn er da Recht gehabt hätte. Ab März war er eigentlich immer im Garten. Im Frühling gab es die (superscharfen und eigentlich nicht genießbaren) Radieschen, dann kam schon der erste Salat. Im April/Mai dann unendliche Variationen von Rhabarber (inklusive dem Gefühl, dass die Zähne sich Sandpapier verwandelt haben), dann Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Johannesbeeren Stachelbeeren und im Sommer dann die große Gurken-, Paprika-, Bohnen- und Tomatenschwemme, der wir eigentlich nie Herr wurden. Wenn ich im Garten bin, fühle ich mich ihm nah. Aber so viel ist in meinem kleinen Garten leider nicht zu tun. Grade beäuge ich kritisch mein Mini-Kräuterbeet (da wächst nichts) - mein Vater hätte mich wahrscheinlich ausgelacht, weil es vermutlich am komplett falschen Ort steht.

    Im Garten zu Hause überlegt meine Mutter jetzt aus der Wohnung meiner Eltern auszuziehen. Meine Tante, die bisher auch mit im Haus gewohnt hat, zieht grade in eine altersgerechte Wohnung, die Wohnung unten wird saniert werden müssen und ganz allein möchte meine Mutter nicht bleiben. Das ist ein komisches Gefühl, wie ein endgültiger Abschied. Ich bin froh, dass wir im Sommer länger da sein werden, aber grade fühlt es sich wieder viel an. Ich glaube ich hatte mich schon ein wenig daran gewöhnt, dass jetzt zwischen den Trauerphasen längere Abstände liegen und jetzt erwischt es mich immer überraschend. Außerdem scheint mein Umfeld ein bisschen der Ansicht zu sein, dass es mir ja jetzt wieder gut geht und erwartet wieder mehr von mir. Ich bin ja echt dankbar, dass sie sich so lange zurück gehalten haben, aber das macht es natürlich auch schwer, dann wieder Rücksicht einzufordern. Irgendwie wünsche ich mir ja auch, wieder mehr da sein zu können, wieder mehr Spaß zu haben und weniger Zeit für mich zu brauchen. Ist gar nicht so leicht mit der Trauer zu leben, ihr genug Raum zu geben, ihr gegenüber nicht frustriert zu sein, wenn sie grade wieder auftaucht, obwohl ich grade etwas Schönes geplant hatte und zu akzeptieren, dass sie sich nicht so gut herumkomandieren lässt. Alles in Allem eine sehr erzieherische Erfahrung. Ich kann nicht alles kontrollieren und muss mich oft einfach meinen Gefühlen überlassen. Das kannte ich bisher nicht.


    Ich hoffe euch allen geht es gut

    Viele Frühlingsgrüße

    Cildie

  • liebe Cildie,<3

    ganz, ganz liebe Pfingstgruesse will ich dir hier lassen . Wie immer hast du so anschaulich geschrieben , das man einfach entweder neben dir steht und auch mitfuehlt.

    Gestern habe ich bei Vanessa geschrieben , das ich nicht mehr so viel schreibe und heute schreibe ich dir... aber irgendwie sehr verkuerzt ....


    Ich werde bald , das kann sogar heute oder erst in einer Woche oder einem Monat sein wieder in "Freund und Wegbegleiter "schreiben...


    Persönlich merke ich das dass reale Leben und Freude und Trauer immer mehr täglich und stuendlich , ja minuetlich verschmelzen.


    Liebe Fruehlingsgruesse sende ich dir auch

    und an ALLE die dies lesen

    deine Sverja

  • Liebe Sverja und alle,


    wie schön von dir zu lesen, Sverja und vor allem, dass sich reales Leben, Trauer und Freude immer mehr vermischen. Ich glaube ja langsam das ist die große Kunst, alle Gefühle zu leben und nicht immer die schlechten wegzudrücken, weil ich noch nicht so gut mit ihnen umgehen kann.

    Die letzten Wochen waren ganz schön herausfordernd. Nicht schlimm, aber viel Arbeit und in der Schule und zu Hause und ich merke grade, dass ich mir zu wenig Zeit genommen haben. Zwischendurch bin ich ganz traurig geworden. Nach langem Nachdenken ist mir klar geworden, dass es fast genau ein Jahr her ist, dass ich meinen Vater zum letzten Mal besucht habe. Beim vorletzten Mal ging es ihm noch ein bisschen besser und ich hab ihn auf den Balkon den seines Zimmers im Pflegeheim geschoben. Dort saßen wir in der Sonne und blickten nach unten auf die Straße. Das Pflegeheim war ganz nah am Haus meiner Eltern. Dadurch war diese Straße eine, durch die wir so oft gemeinsam gegangen oder gefahren waren. Es war merkwürdig mit ihm dort zu sitzen und zu wissen, dass die ganzen Erinnerungen, die wir gemeinsam hatten jetzt so bleiben würden, dass keine neuen mehr dazu kommen würden.

    Als ich danach gefahren bin, habe ich wie immer gedacht, dass es vielleicht das letzte Mal ist, dass ich ihn gesehen habe. Aber ich bin dann nochmal im Juni gekommen. Damals konnte er nicht mehr aufstehen und lag in einem rosa Nachthemd im Bett und ließ sich von meiner Mutter und mir mit Kuchen füttern. Die Sonne schien durchs Fenster und er wirkte zum ersten Mal seit langem friedlich. Ich bin dankbar für diese Erinnerung und trotzdem fühlt es sich grausam an, dass es die endgültig letzte an ihn sein wird. Nach fast einem Jahr ist sein Tod selbstverständlicher geworden. Ich habe es schon ein paar Mal geschafft "Ich fahre zu meiner Mutter" statt "Ich fahre zu meinen Eltern" zu sagen. Und dann ist es trotzdem wieder ein Schock, wenn ich darüber nachdenke. Er ist wirklich weg.

    Ich glaube ich gehe morgen ein wenig wandern und nehme mir Zeit für den Schock - es ist mal nötig...bis ich es irgendwann besser schaffe alle Gefühle da haben zu können:-).


    Liebe Frühlingsgrüße an alle

    Cildie