Allerliebste Mama

  • Liebe Bettina, ich lese hier gerade über euer Wutthema mit und es spricht mich sehr an, weil ich auch einige Male in meinem Leben sooo tief verzweifelt in meiner Lebenssituation war und ewig und ewig nicht da heraus fand und wer weiß wie litt und keine Änderung und Lösung sah innerlich oder äußerlich, sondern immer nur unzumutbaren Schmerz und unzumutbare Verzweiflung und unzumutbare Lebenssituation, die ich nie und nimmer verdient habe. Als ob das Leben selbst so hoch aggressiv und zerstörerisch austeilt gegen mich und ich selber kann meine wütende und aggressive Reaktion aber nicht dem Leben um die Ohren hauen und sitze und sitze und sitze immer weiter in demselben Mist und bin es weder schuld noch kann es schnell ändern.


    Und dann dachte ich immer, dass es genau wie auch in Sachen Stress eine gesunde Wut gibt und eine ungesunde Wut. Die gesunde Wut tut gut, zerstört nicht, erleichtert und bringt weiter. Die ungesunde Wut hat keinen Adressaten und gräbt sich stattdessen tief in mich selber hinein und ich werde sie nicht los.

    Das Problem an dem Ganzen ist aber, dass das Leben selber oder das Schicksal oder wie ich es nennen soll, so brutal in Menschenschicksale reinhaut wie es gewalttätiger nicht geht und wie es traumatischer nicht geht, schauen wir uns doch die Welt an. Auch abzüglich alles Menschenverursachten, und das ist viel, sind Natur und Schicksal aber grausam und scheren sich nichts darum, wie wir danach als Wrack und Stückwerk weiter vor uns hinkrebsen.

    Ich habe also dieses Leben in seiner Grenzenlosigkeit an Extremen echt fürchten gelernt, wie es überrollt und nimmt und gibt, völlig willkürlich und anarchisch. Ich bin mindestens unfreiwillig solange in der Dunkelheit im Leben unterwegs gewesen wie im Licht. Das Leben ersparte mir nichts und zu der ganzen Fülle des Erlebten gehört soviel Dunkles und Böses wie Helles und Gutes, weil das Leben so ist, jeden Tag und weltweit irgendwo und in viel zu vielen Notlagen Unschuldiger.


    Also gehören da auch alle Emotionen dazu, was mir das Schicksal um die Ohren schlug und ich habe auch zurückgeschlagen.


    Aber letztendlich, wenn das Leben selber schon uns nicht genug Fürsorge entgegenbringt, habe ich gelernt, dann will wenigstens ich in meiner Selbstfürsorge mich nicht zu sehr auch enttäuschen und in meiner Selbstfürsorge da schmerzt mich alles Gewalttätige und Gewaltbereite, das ich in mir bekräftige, auf eine selbstzerstörerische Weise, die sich dann immer tiefer einfrisst und ich nicht loswerde und eben die zerstörerisch ist.

    Darum, so berechtigt und auch bewusst erlebt und geäußert Wut ist, weil sie grundlegend zum Leben gehört und uns begegnet in Übermaß, so wichtig ist es auch für mich, sie wieder los zu werden.

    Bloß ist mein Umgang damit nicht einfach nachzumachen. Ich transzendiere sie, also schaffe sie in meine spirituellen Sphären und gebe sie da ab an Stellvertreter oder agiere sie in Fantasieszenen aus, die dann automatisch archetypisch werden wie in Märchen oder Legenden, wo ich dann die Kriegerin bin und das Böse bekämpfe.


    Das ist jetzt vielleicht nicht sehr verständlich, sorry, im Grunde geht es mir nur darum, dass ich existentielle Wut im Leben und ihre Berechtigung absolut verstehe, ein wichtiges Entwicklungsthema in Lebenskrisen finde, wenn man ganz unten ist und es nicht mal schuld ist, dass Wut auf Dauer aber zerstörerisch ist wie eben die ganze Wut in unserer Welt auch schon anzusehen ist.


  • ich verstehe dich sehr gut. deine worte haben mich sehr berührt,ich danke dir für diese schönen worte:30::30:<3

  • Liebe mayatochter,


    wow ich sehe da parallelen auch ich arbeite es ab in dem ich schreibe Gut gegen Böse weniger Märchen aber anders... ich möchte hier nicht genauer darauf eingehen denn das gehört nur mir.

    Es ist meine parallel Welt in der ich ab arbeiten kann in der ich Charaktere erfinden kann das mache ich schon viele viele Jahre seit meiner Kindheit hat sich das weiter entwickelt....bis heute.


    Vlg. Linchen

  • In meiner Kindheit hab ich das mit Füller geschrieben von Hand, dann im Teenager Alter vor Computer hab ich von Mama eine Schreibenmaschiene bekommen erst noch so eine ganz alte dann eine wesentliche modernere hat ziemlich Geld gekostet.

    Irgendwann kam dann der Computer da war ich in der Lehre....heute klar alles über Laptop mehr braucht es nicht.


    Vlg. Linchen

  • Ja, mache ich auch von Kleinauf und habe erst vor einigen Jahren rausgefunden, dass man das "therapeutisches Schreiben" oder "Seelenschrei ben" nennt, weil es real wirkt in der Psyche. . . . aber mehr dazu jetzt wirklich nicht, da hast du recht.

  • Habe mir ab frühestem Kindesalter (auch) eine parallele Welt erschaffen

    Was ich aber auch strikt trenne zur Realität.

    Auch diese gehört (in meiner Fantasie und Herzen) nur mir.


    Schreiben tue ich (aber) noch nebenbei. Habe mit 13 mit Tagebuch angefangen.
    Über die Jahre auch mal eine Pause. Aber seit meinen Zwanzigern schreibe ich.
    Nicht unbedingt klassisches Tagebuch. Zuweilen auch Gedanken.


    Jeder hat etwas was gut für einen ist.


    LG
    Simon