Es wird nicht besser,sondern schlimmer...

  • Wie fast jeden Abend,seit dem 28.Jänner 2022, sitze ich mit meinem Vodca am Tisch,und überlege mir,ob das Leben so, eigentlich noch Sinn macht. Ich habe den für mich besten Mann auf der Welt an den Lungenkrebs verloren. Ich wußte vorher nicht, daß es so einen Schmerz überhaupt geben kann. Es fühlt sich an, als würde permanent jemand auf meinen Brustkorb drücken, und ich fast nicht atmen kann. Tagsüber funktioniere ich recht gut, und kann meine Trauer verbergen, aber abends überkommt mich eine solche Sehnsucht nach meinem Mann, das ich mir jedesmal wünsche,ich wär tot. Zum Einen, ist es jetzt so, das die Zeit nicht vergeht. Ich kann machen was ich will, es bleibt einfach so viel unnötige Zeit über. Ich möchte, daß die Zeit schnell vergeht,nur wofür??? Zuerst dachte ich, damit vielleicht der Schmerz mit der Zeit vergeht. Nur da kommen wir zum Anderen, umso mehr Zeit vergeht, umso mehr fehlt mir mein Mann! Ich bin so unendlich traurig,und er fehlt mir pausenlos. Ich werde mich nicht umbringen, aber ich habe das Gefühl,sein Fehlen tötet mich schön langsam ab. Und immer diese quälende Frage:WARUM??? Wir hatten die perfekte Beziehung, haben extrem viel unternommen...Zusammengefasst:so einen Mann gibt es für mich nie wieder! Vielleicht ist es dieses Wissen, was mich so unbeschreiblich traurig macht. Ich möchte aber auch nie wieder einen Anderen. Er,oder Keiner! Sorry, hab da einfach mal ein wenig über meinen Zustand berichtet, weil es auch unheimlich schwer ist, mit Leuten über mein Befinden zu reden, die einen solchen enormen Verlust zum Glück noch nicht erlebt haben. Zwei gibt es die ich kenne,die auch ihre Männer verloren haben. Was mich da aber schwer geschockt hat ist die Tatsache, daß es bei Beiden schon ein paar Jahre zurück liegt, und sie aber immer noch unter Tränen mit mir darüber gesprochen haben. Ich bin also noch lange nicht fertig, und werde wahrscheinlich bis zu meinem Lebensende nie damit fertig werden.Danke das ich da schreiben durfte.Ist wieder ein wenig Zeit vergangen wo ich nicht geweint habe.

  • Liebe Naddl!

    Du musst nicht sorry sagen, wenn du über deinen Zustand berichtest. Genau dafür ist dieses Forum da, und mit anderen die dieses Schicksal teilen kann man am besten darüber reden.
    Ja, es wird ein langer Weg. Aber ich weiß aus Erfahrung, er ist zu überstehen.
    Ich bin nun zum zweiten Mal hier. Und trotz Verzweiflung und Traurigkeit weiß ich, irgendwann wird es etwas leichter.

    Ich grüße dich ganz herzlich und kann deine Worte so gut nachempfinden.

    Hedi

  • Liebe Naddl,


    Ich möchte Dir erst einmal mein tiefes Mitgefühl zu deinem Verlust aussprechen.


    Ich bin immer wieder fassungslos über jeden Verlust und ich möchte Dir nur sagen, schreibe Dir alles von der Seele. Wir lesen und verstehen und sind da.

    Viele hier, die ihren Partner verloren haben, wissen um deinen Schmerz.


    Und... Es ist ja noch garkeine Zeit vergangen, du fängst jetzt erst langsam an zu realisieren. Lass es zu... 💔Pia

  • Liebe Naddl,

    mein aufrichtiges Beileid zum Verlust des für Dich besten Mannes der Welt. Sei still willkommen hier im Forum, in dem keiner von uns sein wollte.

    Ich kann Deine Gefühle und Worte zu gut nachempfinden. Auch der beste Mann der Welt für mich ist am 20.11.2021 von mir gegangen. Seitdem ist nichts mehr, wie es vorher war. Du brauchst viel Geduld mit Dir selbst und kannst nur in ganz ganz kleinen Schritten vorwärts gehen.

    Unsere Beziehung hatte etwas von Seelenverwandschaft und das hat die Beziehung/Ehe so besonders gemacht. Auch für mich wird es so einen Mann nicht wiedergeben. Ich denke, genau wie schreibst, genau dieses Wissen macht alles so traurig.

    Ich wünsche Dir von Herzen alle Kraft, die Du brauchst.

    :33::33::33::5:

  • Danke für die lieben Worte. Ich fühl mich hier verstanden, bin aber auch sehr traurig darüber, daß es doch so viele Leute gibt, die so einen frühen Verlust durchmachen müssen. Er war 62 ,ich bin 54, und mit ihm wollte ich alt werden! Wir waren fast 10 Jahre zusammen, in denen wir sehr viel unternommen haben. Einerseits bin ich dankbar für die gemeinsame Zeit, weil ich ohne ihm nie so viel erlebt hätte,andererseits fehlen mir jetzt unendlich viele Sachen,die ich nur mit ihm erleben möchte. Wir sind zum Beispiel immer Schi gefahren. Als ich zu einer Freundin sagte, ich werde nie wieder Schi fahren,hat sie mir angeboten, sie fährt mit mir. Mir fehlt nicht das Schi fahren, mir fehlt das Schi fahren mit IHM! Ich habe zum Glück viele Freunde, die für mich da sind. Ich bin nicht allein, aber einsam und verlassen. Er fehlt mir so, und das die ganze Zeit. Es ist für mich einfach unverständlich, das er einfach für Immer und Ewig weg ist. Einfach weg von dieser Welt. Ich würde so gern glauben können das es nach dem Tod noch etwas gibt, und das er noch da ist. Andererseits hoffe ich, das es nicht so ist, weil ich weiß, das es ihm das Herz zerreißen würde,wenn er mich so leiden sehen würde. Außerdem glaube ich, das er es mich irgendwie merken hätte lassen, wenn er noch irgendwie da wäre. Schon klar, das ist verzweifeltes Wunschdenken. Aber Danke ,das ich mir wieder etwas von der Seele schreiben durfte.

  • Liebe Naddl!

    Ich kann deine Worte so gut nachvollziehen. Für immer und ewig weg. Das kriegt man einfach lange nicht in den Kopf.
    Warten, dass man wieder einen Tag „geschafft“ hat und froh sein, dass er zu Ende geht.
    Das Leben kann in der Trauer so sinnentleert sein.

    Ich sende dir herzliche Grüße und gebetsmühlenartig sage ich aus Erfahrung: es wird der Tag kommen, wo es leichter wird. Dauert bei jedem Menschen verschieden lang, bei den meisten ziemlich lang! Nun brauchen wir viel Geduld.

    Hedi

  • Liebe Naddl.


    Zwei ( warscheinlich nicht nur) Gemeinsamkeiten die mir sofort aufgefallen sind.


    Das 1967, unser Geburtsjahr, war auch das meines Mannes, und 10 Jahre beisammen gewesen.


    Ich empfinde es genauso, es wird immer schlimmer, um so länger er weg ist, und am 11. April ,also in vier Wochen, ist er zwei Jahre verschwunden.


    Dein Verlust ist noch sehr frisch, und ich denke gerade daran, wie schrecklich es anfangs bei mir war, und das sich da schon massiv viel ändert, an der Intensität, und an diesem von dir beschriebenen Druck auf der Brust, und trotzdem die Traurigkeit bleibt. Ich kann über meinen Mann mitlerweile sprechen ohne gleich zu weinen, wenn ich jedoch über sein Leid spreche, unser Leid, geht das nicht. Der Stein der auf meinem Brustkorb zu liegen scheint, das surren in den Ohren, das seit seinem nicht mehr da sein, einfach da war, und nicht mehr gehen will, ist mal leichter, mal schwerer, aber immer da. Genauso wie dieses Gefühl von , "nie wieder", das ich in so vielen Situationen empfinde, ist zeitweise zu ertragen, und dann wieder nicht.


    Es ist alles anders geworden, und noch lange nicht "überstandenen", was immer dieses Wort in diesem Zusammenhang auch bedeuten mag, das hab ich noch nicht herausgefunden. Einen Verlust kann ich nicht überstehen, eine Grippe, ja , aber wie soll ich das fehlen eines , meines , Menschen überstehen.


    Ich neige immer dazu ausschweifend zu werden, eines meiner nicht so guten Eigenschaften.


    Wochenende sind hart, da hast du Recht. Für mich immer noch, man will sich ja nicht aufdrängen, und es ist eben so das das Wochenende bei den meisten Menschen der Tag der Familie ist. Meine Familie hat schon selbst Familie, und meine richtige Familie, mein Mann, ist verschwunden.


    Ich überstehe es, alle fünf Tage, kommt es ja wieder, und ich überstehe es wieder und wieder. Manchmal besser, manchmal schlechter. Und manchmal sogar, habe ich Freude daran. Nicht mehr diese ungezwungene, das ist auch weg, vielleicht kommt es ja irgendwann wieder, aber ich befürchte nicht so schnell.


    Also auf ein neues.

  • Liebe Renate 1967.

    Insgeheim hatte ich schon die Hoffnung das der Schmerz mal weg geht. Nicht das Vergessen, aber das Wehtun. Mir tut manchmal wirklich mein Herz weh. So weh, daß ich glaube ich bekomme einen Herzinfarkt. Aber meine Befürchtung, daß das Leiden niemals aufhört, bestätigt sich leider immer wieder wenn ich lese wie lang die Menschen hier mit dem Schmerz schon leben. Ich weiß,ist bei Jedem anders, aber so wie ich ihm geliebt habe,und so wie alles gepasst hat, wird es scheinbar noch unendlich lang dauern. Bin auch irgendwie überfordert, weil ich so einen Verlust nicht kenne, und weil mir auch noch nie Jemand so gefehlt hat. Für eine Änderung meines Lebens bin ich zu alt, fürs Sterben zu jung! Wenn das mein restliches Leben ist, hoffe ich, ich werde nicht alt. Warum kann ich mich damit nicht abfinden das es so nun mal ist wie es ist? Warum geht es nicht in meinem Kopf das er wirklich weg ist, nie wieder kommt, nie wieder anruft....warum kann ich es nicht akzeptieren??? Red mir sogar manchmal ein, er ist in seiner Firma wenn er nicht da ist. Erzähl ihm Sachen, wie wenn wir telefonieren würden, schließ die Tür, und verabschiede mich von ihm als wäre er noch da. Selbstschutz vorm Durchdrehen???.....danke fürs Dasein. Wieder ein ein wenig Sonntag weg.

  • Liebe Naddl,


    Ich denke, die Zeit ist viel zu kurz um den Verlust eines geliebten Menschen zu akzeptieren oder zu realisieren dass er nicht mehr wieder kommt.


    Ich weiss auch nicht ob man je wirklich akzeptiert oder nur mit der Zeit lernt damit zu leben.


    Das Gefühl durchzudrehen, entsteht vielleicht aus dem Gedanken-und Gefühlschaos das man hat und an einen Punkt kommt an dem es zu viel wird, an dem man nichts mehr begreift oder einordnen kann und die Gefühle einem überrollen.


    Ganz gleich wie, ist es für die meisten eine lange lange Zeit unerträglich, wenige finden ein weiteres glückliches Leben, andere nicht, die einen lernen damit zu leben, andere leiden ein Leben lang... alles kann, nichts muss... sicherlich spielt auch unser Naturell eine Rolle... aber egal was auch jeder einzelne fühlt, ist richtig, für ihn selbst, weil die Gefühle eines Menschen, eben zu dem Menschen gehören...


    Du stehst am Anfang, erwarte nichts von Dir, nimm an wie du dich fühlst, lass es zu, tue was du tun möchtest, wenn du leidest, dann ist das richtig, wenn du dich ein bisschen besser fühlst, dann ist das auch richtig und wenn du mal lachen kannst, ist das gut und dann leiden wir wieder und das ist furchtbar schwer auszuhalten...


    Ich verstehe dich sehr sehr gut ❤️


    Alles Liebe Pia


    Das Gefühl am Herzen kenne ich, habe ich heute noch, sollte es dich beunruhigen, lässt du dich untersuchen, damit du beruhigt bist, aber dein Herz schmerzt,weil es zerbrochen ist... 💔

  • Liebe Naddl!

    So schmerzhaft und schrecklich das alles ist und sich für dich anfühlt, das ist „normal“ für tiefe Trauer!

    Man spricht weiter mit den Liebsten, man tut manchmal als wären sie da, man kriegt es nicht so schnell in den Kopf.

    Sind zwar nicht wirklich Trostworte, aber es ist normal. Auch die Enge in der Brust und richtiger Herzschmerz ist bei vielen da.
    Wenn du diesbezüglich Angst hast, geh zum Arzt zur Sicherheit, aber wahrscheinlich ist es die körperliche Reaktion auf die Trauer.

    Ich kenne das alles schon und empfinde wieder genau so.

    Normalerweise werden diese ganz tiefen Phasen von ein wenig leichteren abgelöst und diese werden dann öfter und länger. Das dauert, sei geduldig mit dir und der Trauer.

    Ich verstehe dich, es fühlt sich elend an, wenn man abends denkt, hoffentlich ist der Tag bald vorbei und hoffentlich kann man überhaupt schlafen.
    Würde gerne mehr Aufbauendes sagen, aber es ist am Anfang so. :30:

  • Danke für Eure Antworten. Mir ist schon klar das mir Niemand den Schmerz nehmen kann. Das Jeder anders damit umgeht....kurz,das mir Nichts und Niemand im Moment helfen kann meinen Schmerz verschwinden zu lassen. Nur hilft es mir schon, wenn ich hier einfach mal was Schreiben kann. Etwas lesen kann. Wieder etwas Zeit vergeht. Ich danke Euch.:24:

  • Liebe Naddl 1967,

    erst einmal mein herzliches Beileid zum Verlust deines Mannes.

    Leider fragt die Trauer nicht nach dem Alter. Doch es ist sowieso immer zu früh.

    Leider ist die Trauer nicht in einem Sprint zu bewältigen sonder es ist ein Marathon. Und wir laufen nicht sonder schleppen uns von Tag zu Tag.

    Mir hilft dieses Forum nicht aufzugeben sonden Schritt für Schritt meinen eigenen Weg durch die Trauer zu gehen. Denkanstöße, Informationen, Buchtips und auch mal eine Diskussion über Sichtweisen helfen.

    Schreib was dir auf dem Herzen liegt und du wirst immer eine Antwort erhalten


    Steffi

  • Liebe Naddl

    Deine Befürchtung muss ich leider Bestätigen.


    Der Schmerz geht niemals weg. Er wird anders. Er verbindet sich irgendwie mit deinem jetzigen leben, und ist immer gegenwärtig aber nicht mehr drückend.


    Es wird wie eine Symbiose, wie wenn es ganz normal wäre, nichts fremdes mehr es wird deines .


    So empfinde ich es zumindest. Ein Teil meines Lebens, ist der Verlust seines Lebens geworden, und es tut immer noch weh.


    Es tut immer weh, aber anders. Es nimmt das irgendwann nicht mehr sofort die Kraft, sondern es lässt sich nachdenken, und es ist auf alle Fälle immer da.


    Diesen Einschnitt in unserem Leben, werden wir spüren, immer, immer, immer. Das ist so.


    Aber trotzdem, auch mit diesem Hintergedanken, wird es, wage, aber doch, weniger. Weniger Aua.

  • Danke, Hedi!:24:War seit Montag damit beschäftigt mich abzulenken. Jeden Tag waren Freunde da. Montag wäre unser 10ter Jahrestag gewesen. War schon schlimm genug ohne meinem Mann, aber es haben sich alle lieb um mich gekümmert. Es hat die verzweifelte, unsagbar traurige Zeit auf das alleine schlafen gehn reduziert. Einfach unglaublich wie Jemand so fehlen kann. Nach fast 2 Monaten ist es für mich manchmal immer noch nicht begreifbar, das er wirklich tot sein soll. Irgendwie kann ich es immer noch nicht ganz glauben. Red mir manchmal ein, er ist in der Firma, wenn er nicht da ist. Ein kleines Stück weit funktioniert das auch manchmal....und dann kommt der Abend! ;( Wenn wir einfach nur noch mehr Zeit miteinander gehabt hätten. Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht, so wie ich es nicht wollte. Jetzt muß ich lernen damit umzugehn. Es hat niemand gefragt ob ich das will, aber ich MUSS. Das ist auch immer meine Antwort auf die Frage wie es mir geht: Es MUSS!

  • Liebe Naddl, nein es MUSS nicht:!::!:

    Wir sollten :!::!:alle zu einem Zeitpunkt, der sich für uns ganz persönlich gut anfühlt "nur" anders mit unserer Trauer umgehen. Die Trauer wird bleiben! Unsere Welt ist nicht mehr die, die sie mal war und "das alte Leben" wird auch nicht zurück kommen.

    Auch ich werde oft gefragt und antworte, wenn es passt, "einfach ist es nicht". Ich bin nach etwas mehr als 4 Monaten noch längst nicht am Ende meiner Trauerbewältigung.

    Bin z.B. heute und das Wochenende beruflich in Mannheim, er hätte dabei sein können:13:...und so gehen die sch....Berührungspunkte immer weiter. Auch mein Leben hat sich in eine Richtung gedreht, die ich so nie wollte. :13: