Ich bin wie betäubt

  • Meine Lieben,


    es ist wieder eine zeitlang her, dass ich schrieb, es fällt mir so schwer im Moment....es kostet so viel Kraft, und die habe ich einfach nicht. Ende September/Anfang Oktober hatte Päpelchen eine recht "gute" Phase....er sprach wieder etwas mehr, auch wenn es nicht viel war.., er wollte von selber in den Rollstuhl und auch mal raus ins Freie und umhergefahren werden....wir sehr haben wir uns darüber gefreut. Natürlich war es uns klar, dass er nie mehr wird wie er vorher war, aber über diese kleinen Erfolge waren wir so froh.


    Seit guten 3-4 Wochen ist es sehr schlimm geworden, Päpelchen geht es sehr sehr schlecht. Er reagiert nicht mehr, er spricht nicht mehr, er schläft fast nur noch, es gibt Tage, wo er die Augen gar nicht aufmachen kann....Wo vor ca. 4 Wochen noch die Hand kam, ein Lächeln, ein Hallo oder Gute Nacht, Bis morgen, kommt nichts mehr....Er ist zu schwach...


    Es ist schlimm für mich, dass zu sehen, das zu erleben, ich bin jeden Tag bei ihm, und ich bin jeden Tag verzweifelter, dies so zu sehen, diese furchtbare Hilflosigkeit, nicht wirklch was tun zu können.....ich habe Tage, wo ich denke, ich werde wahnsinnig....


    Ich weiss, dass es für mein Päpelchen eine Erlösung wäre..., und ich will sicher niemals, dass er sich so quälen muss, ein " Leben" führt, das keines mehr ist....und doch habe ich eine irrsinnige Angst vor genau diesem Moment....dass das Telefon klingelt, das Heim ruft an.....Sobald mein Handy klingelt schrecke ich ganz furchtbar zusammen.....


    Ich weiss, dass der Zeitpunkt sehr sehr nahe ist, wo ich nun auch mein Päpelchen verliere...., dann hocke ich zu Hause, weine viel, oder wenn ich im Heim bin, dann gehe ich runter, eine rauchen und weine....Ich kann es nicht aufhalten, die Tränen kommen einfach....und dann gibt es Momente, wo ich weinen möchte und es nicht kann.....


    Einige hier wissen wie eng das Verhältnis war/ist zu meinen Eltern.....Ich verliere meinen sicheren Hafen, den es in dieser Form nicht mehr geben wird....beide haben meine Freuden und meinen Kummer mit mir geteilt, immer konnte ich zu ihnen kommen, die haben sich mit mir gefreut oder waren mit mir traurig....Sie haben es mit mir geteilt und waren die besten Ratgeber, die man sich nur denken und wünschen kann....


    Das zu verlieren ist einfach nur hart, den Zustand meines Päpelchen zu sehen, ist grausam, menschenunwürdig brutal....was ein Schlaganfall auslösen kann im Körper....unvorstellbar grausam....


    Die Tage bin ich in die Wohnung gefahren, nach dem Rechten sehen, Post holen.....etc---- es war schlimm, in diese leere und doch so vertraute Wohnung zu kommen.....ganz schlimm.... Als meine Mami vor fast 31/2 Jahren so plötzlich starb und mein Päpelchen kurz draufin die Klinik kam und ich auch in die Wohnung fuhr wegen Post, Blumen giessen und frische Wäsche holen, war es für mich sehr schwer, in die leere Wohnung zu gehen...Nur - da wusste ich, es ist nur für 3 Wochen, Päpelchen kommt ja wieder zurück, wir konnten telefonieren, ,miteinander reden....


    Jetzt weiss ich, dass Päpelchen nie mehr in die Wohnung zurückkommen wird....


    Es grüsst und umarmt Euch
    Eure trauige Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela!


    Ich umarme dich auch!! :24: :30:


    Es tut sooo weh, mitansehen zu müssen, wie der geliebte Mensch, dein liebevoll genannter Päpelchen, immer mehr abbaut. :13: ;( Man kann nicht viel tun, nur für ihn da sein. Und man möchte gerne soooo viel mehr tun. Du bist ihm eine wunderbare Tochter!!!! Du hast viel für ihn getan!! Du bist immer für ihn da!!! Das muss Mal gesagt sein. Du bist für deine Eltern ein wunderbares Geschenk!


    Ich wünsche dir viel Kraft!!!


    Alles, alles Liebe


    Linda

  • Danke liebe Linda....


    meine Eltern waren auch für mich ein wunderbares Geschenk, wertvoll und so kostbar.....Deshalb ist jetzt auch alles so schwer für mich... :13: Der Gedanke, keine Eltern mehr zu haben.....niemanden mehr zu dem ich Mami oder Päpelchen sagen kann....


    Danke Linda
    lass Dich umarmen
    GLG
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,
    ich darf mich Linda anschliessen. Ich habe Deine Zeilen gelesen die mich sehr sehr berührt haben.
    Du bist eine wunderbare Tochter und ein ganz besonders wunderbarer Mensch.
    Ich will Dir viel viel viel Kraft schicken.
    Alles alles Gute und liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Liebe Manuela!
    Es tut so weh,deine Zeilen zu lesen.Dein Päpelchen,du würdest gerne so viel noch für ihn tun.Die Kraft,die ihm jetzt fehlt,gibst du ihm ja,indem du immer für ihn da bist.
    Gerade jetzt kommen all die schönen Erinnerungen hervor,auch die mit deiner Mami.
    Ich weiß noch genau,wie es war,in die leere Wohnung meines Bruders zu gehen."Eben" hatten wir doch noch seinen Geburtstag gefeiert :33: ,so viel Spaß zu Silvester gehabt.Nun,ein halbes Jahr später schon,wohnen andere Menschen darin.
    Ich kann mir also sehr genau vorstellen wie es dir gehen muss.Du bist so stark,bist immer bei ihm.
    Ich beobachte oft Angehörige,die diese Kraft nicht haben (jedoch gerne hätten).
    Deinem Päpelchen wünsche ich die nötige Ruhe und Entspanntheit-hoffentlich habe ich mich jetzt nicht pietätlos ausgedrückt.
    Du verstehst mich sicher richtig.
    Lass dich mal umarmen :30:
    Liebe Grüße an dich
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Ihr Lieben,


    vielen Dank für Eure Zeilen, sie tun mir einfach gut....Ja, es ist wie Karla es schreibt. " Eben war doch noch alles gut"....so denke ich auch,eben waren wir 3 doch noch am Bodensee und es war alles gut....Wie schnell kann sich alles ändern....mit einem " Schlag".... ich hatte immer Angst vor diesem Tag, dass meinem Päpelchen was passiert, aber das es so schlimm kommen würde, hätte ich niemals mir vorstellen können....


    Gerade mein Päpelchen war immer ein Mensch, der nie an sich dachte, immer nur an andere, war immer für andere da, hat geholfen und überlegt wo er jemanden eine Freude bereiten kann, Menschen, denen es nicht gut geht, hat er geholfen....immer nur bedacht, wie und wo er jemaden helfen kann....Wieso muss dann genau so ein guter Mensche solch ein Leiden erleben???? Da fehlt mir das Verstehen....


    Manchmal weiss ich nicht, woher ich diese Kraft herhole, aber ich schaffe es immer irgendwie, ich will es schaffen, also geht es auch irgendwie....Am kommenden Montag habe ich einen Termin beim Arzt. Ich werde eine Pyschotherapie machen, denke, anders bekomme ich das Ganze nicht verarbeitet....
    Da habe ich direkt eine Frage an Christine: Ist ein Mann oder eine Frau besser? Was würdest Du mir da raten? oder vielleicht kann auch jemand anders mir da einen Rat geben?


    DANKE an Euch
    Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela!


    Eine Therapie schadet sicher nicht. Man kann nicht immer nur stark sein. Das ist gut, dass du dir Hilfe suchst. Du musst ein bißchen auf dich schauen!! Ich für mich persönlich finde Frauen besser, ich denke, sie können sich einfach besser und sensibler in uns Frauen hineinfühlen.


    Liebe Grüße und weiterhin viel Kraft


    Linda :30:

  • Liebe Linda....


    ja, das denke ich auch, ich warte im moment auch noch auf den Anruf unserer Logopädin, sie kann mir möglicherweise jemanden empfehlen...das ist dann besser als sich jemanden aus dem Telefonbuch oder Internet zu suchen.....wer weiss an wen man da geraten kann....


    Nach Mamis Tod habe ich eine Therapeutin gehabt, naja....so ganz gliücklich war ich damit nicht, kann aber auch an mir gelegen habe, dass ich sowas noch nie gemacht hatte uns immer dachte "was sie sagt, weiss ja eh selber"....und dann hatten wir wohl ein Missverständnis mit einem Termin, so dass die Therapie abbrach..... ?( Das fand ich etwas komisch....ich habe keinen Rückruf mehr bekommen.....


    Ich umarme Dich auch liebe Linda :24:
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    ach, ich weiß so gut wie du dich gerade fühlst. :30: Dein Schreiben von vorgestern hat mich zwei Jahre zurückversetzt, als es Vati so plötzlich um soo vieles schlechter ging. Ziemlich genau um diese Zeit wurde dann die erste Lungenpunktion gemacht. Wie oft bin ich, nachdem ich meine Eltern besucht hatte, im Auto gesessen und hab geheult. So gut wie jedes Mal.
    Dieses zusehen und "warten", warten auf etwas, das man doch gar nicht erwarten möchte ...Das "Wissen" um etwas, was man nie wissen wollte....


    Du hast ganz recht. Keine Ahnung, woher die Kraft kommt, die ja eigentlich gar nicht mehr da ist. Aber du willst (ich wollte) es unbedingt schaffen, und du wirst es auch schaffen (ich habe es geschafft). Die Liebe hilft uns dabei.


    Ich glaube, wenn die "allgemeine Chemie" stimmt, ist es egal ob Therapeut oder Therapeutin. Es gibt sicher auch Männer, mit denen man "reden kann".
    Du hast ja selbst gesehen, daß es auch mit einer Frau nicht 100%ig stimmen muß.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpaket und wünsche dir ein friedliches Herz. :24:
    Jutta


    PS: eben, als ich das gerade abschicken wollte, kam nach einem Regenschauer kurz die Sonne durch die Wolken.
    Ich schicke dir ein paar ihrer wärmenden Strahlen.

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Ihr Lieben....


    habt Dank für Eure Worte und Umarmungen.....ich bin dankbar für jedes Wort....und für Deine Sonnenstrahlen liebe Jutta!


    Ich bin im Moment so furchtbar unsortiert....kriege nicht wirklich was auf die Reihe, viele Dinge bleiben einfach liegen und werden erstmal auf morgen verschoben..., wenn ich ins Bett gehe, dann bin ich müde und erschöpft, aber schlafen kann ich im Moment sehr schlecht...ich werde dauernd wach und immer ist auf der Uhr nur eine Stunde wieder vergangen.... Immer wieder habe ich im Hinterkopf die Angst, dass das Handy klingeln könnte und das Heim ruft an.....


    Heute war Päpelchen zwischendrin mal etwas "wach".... Als ich kam schlief er fest und reagierte auf nichts....Ich bin dann nach ner Zeit runter in den Park, eine rauchen, habe mich auf eine Bank gesetzt und habe ganz fürchterlich geweint....Ich konnte gar nicht mehr aufhören....Habe mir dann aber im Bad das Gesicht gewaschen und bin wieder hoch ins Zimmer. Als ich ans Bett kam, wurde Päpelchen wach und schaute mich mir grossen Augen an, es waren fragende Augen....Ich denke, er hat gesehen, dass ich geweint habe....Die Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut...Ich fragte ihn, ob er mir was sagen will und er nickte....
    Aber er konnte es nicht sagen.....


    Das war sehr schwer für mich heute.....
    Ich umarme Euch
    Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela!
    Ich denke viel an dich und dein Päpelchen.Du beweist im Moment so unendlich viel Kraft.Ich denke,dein Papa weiß das.
    Lass dich einfach mal umarmen.Ich schick dir ne große Portion Kraft=> fang :005:
    Musst du denn zur Zeit arbeiten,oder kannst du dir frei nehmen?
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Karla...


    Danke....habs aufgefangen!!!!!


    Ich hatte die Woche Urlaub, weil ich diesen abbauen muss, um nicht mit allzuviel Urlaub ins neue Jahr zu gehen, habe immer noch 18 Tage für dieses Jahr....doch wer weiss, wie ich sie noch sehr gut gebrauchen kann......Ansonsten arbeite ich ja im Moment eh nicht Vollzeit....August, September und Oktober habe ich nur 20 Stunden pro Woche gearbeitet, also 2 Tage die Woche und 2 Samstage im Monat. Seit November arbeite ich einen Tag mehr....Anders schaffe ich es nicht....ich brauche Zeit für mein Päpelchen und Zeit, um neue Kraft zu schöpfen, das wäre nicht möglich, würde ich Vollzeit arbeiten gehen.....


    Danke für Deine Umarmung.....auch sie hat mich erreicht!


    GLG
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,
    es ist super, dass du Teilzeit arbeiten kannst! Auch wenn diese Zeit jetzt sehr Kräfte zehrend für dich ist, du machst das toll und wirst dann um jede Stunde froh sein, die du noch mit deinem Päpelchen verbringen durftest!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Manuela!


    Dass du momentan nicht alles sortiert bekommst, nicht alles auf die Reihe bekommst, ist doch sehr verständlich. Du bist momentan in einem Ausnahemzustand!! Sei nicht zu streng mit dir selber - gell??
    Gut, dass du Teilzeit arbeiten kannst. Ja, du hast Recht, du brauchst die Zeit für dich und deinem Päpelchen!


    Euch alles Liebe, viel Kraft und eine Umarmung dazu! :30:


    Linda