Ich bin wie betäubt

  • Liebe Manuela,


    ich habe Deine Zeilen von heute aufmerksam gelesen. Ach Manuela, ich weiss gar nicht was ich jetzt sagen / schreiben soll.
    Habe gestern abend so an euch denken müssen.
    Ich will euch viel viel Kraft schicken.


    Sei fest umarmt und gedrückt.


    Liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Ach manu,


    ich musste das jetzt erst einmal sacken lassen.


    Ja, die Kraft geht so langsam zu Ende und manchmal fragt man sich, wie lange noch welche da ist und was man danach machen soll.
    Dass Du Deinem Kollegen da jetzt erst einmal die Zeit geben willst, finde ich sehr lieb von Dir.
    Denn wir wissen ja, dass es schwer ist und er wahrscheinlich froh ist, dass Du ihm die Möglichkeit dazu gibst.
    Aber pass auf dich auf! Denn das ist für Dich eine zusätzliche Belastung. Auch körperlich.
    Denn die Grippe muss ja irgendwann mal weg.


    Dein Päpelchen kämpft ganz tapfer. Anders kann man es nicht sagen.
    Und ich denke, Du hast Recht.
    Er will zu seiner Frau, aber er hat auch Angst um seine Tochter.
    Sicher hat Petra in gewisser Weise Recht, dass Dinge nicht mehr so sind wie vorher unddie Gedankengänge nicht mit unseren vergleichbar sind.
    Aber ich finde, man kann das nicht so pauschal sagen.
    Wir wissen doch icht, was in ihren Köpfen vorgeht.
    Es kann uns keiner sagen.
    Ich denke, dass er Dir zuhört, wenn er bemerkt, dass Du mit ihm sprichst. (Denn manchmal ist man doch so entrückt, dass man das vielleicht nicht immer bemerkt, kann uns ja auch so gehen)
    Und r will Dich verstehen, aber manchmal kann man das Gesagte nicht aufnehmen oder verstehen.
    So als wenn jemand nur so mit Fachbegriffen um sich wirft. Da kann man dann auch nicht mehr folgen auch wenn man sich bemüht. Wahrscheinlich auch deshalb die großen Augen.
    Er konzentriert sich, bemüht sich aber es geht halt nicht immer.


    Dass Du jetzt ein Gespräch hattest, finde ich toll.
    Wenn Du Dich dort wohl fühlst und Dich öffnen kannst, wird es Dir bestimmt helfen.
    Und vielleicht hilftes Dir dabei Dein Päpelchen gehen zu lassen.
    Denn ich denke, dass er da auf etwas von Dir wartet.
    Entschuldige, falls ich da zu direkt war. Aber manchmal denke ich, dass er auf ein OK wartet.


    Ich wünsche Dir, dass Du schnell wieder gesund wirst, Dein Partner Dir weiterhin eine so große Unterstützung ist und Dein Päpelchen keine Schmerzen hat.


    LG, Ela
    :24:

  • Liebe Manuela,


    es dauert nicht mehr lange und es sind zwei Jahre, daß ich vom Arzt die fast gleichen Worte hörte:
    "Es wundert mich, daß sein Herz noch immer schlägt"
    :13:


    Ich möchte mich jedem Wort von Ela anschließen.


    Keiner kann sagen, was in den Köpfen vorgeht.
    Aber ich weiß, daß verstehen oder nicht verstehen ganz nahe beieinander liegen und daß sie es spüren, wenn wir bei ihnen sind.


    Bei der Oma meines Mannes hieß es "sie bekommt nichts mehr mit, reagiert nicht mehr". Mein Schwiegervater diskutierte neben ihr mit dem Arzt über eine OP und Oma wurde immer unruhiger. Bis ich meinte, sie sollen ihr ihre Ruhe lassen, und das draußen besprechen. Und kaum war Ruhe im Raum hielt sie meine Hand fest und sah mich an.
    Und meine Tante hat bei den Schwestern auch nicht mehr reagiert - nicht einmal gezuckt hat sie, als sie eine Spritze bekam. Aber wie ich ihr die Hand auf die Schulter legte, sie an der Wange streichelte und mit ihr sprach wurde auch sie deutlich ruhiger. Sie spürte - da ist jemand vertrauter, nicht "nur" die Krankenschwester.
    Unsere Lieben wissen es sehr wohl, wenn wir bei ihnen sind.


    Und auch ich glaube, daß dein Päpelchen auf ein Zeichen von dir wartet. Ach Manu, ich weiß, es ist so schwer. :24:



    Magst uns erzählen ob das heutige Gespräch mit dem Therapeuten "gut" war? Hat er/sie die richtige "Wellenlänge" für dich?


    Werd schnell wieder ganz gesund und übernimm dich in der Arbeit nicht. (auch wenn es lieb von dir ist, deinem Kollegen auszuhelfen)
    Alles Liebe, drück dich ganz fest
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Manuela,
    wenn die Kommunikation auch "verbal" nicht mehr funktioniert, "nonverbal" funktioniert sie bis zuletzt. Er spürt, wenn du da bist und braucht deine Berührung und Zuwendung, natürlich spürt er auch körperlich, ob du ruhig oder unruhig bist. Versuch möglichst ruhig zu bleiben, langsame Bewegungen, ruhiges Reden, das beruhigt ihn und vielleicht versuchst du es einmal ihm zu sagen, dass er gehen darf, wenn er es will ....
    :24:
    AL
    Christine

  • Liebe Manuela!
    Ich möchte dich mal umarmen :30: !
    Gleichzeitig gebe ich Christine recht.Dein Päpelchen spürt dich definitiv.Diese Erfahrung habe ich schon so oft gemacht.
    Du bist für ihn da,das spürt er.
    Ich wünsche dir und ihm die nötige Kraft.
    Ganz liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Manuela.
    Sagen, schreiben, kann ich nicht viel. Dieses lange Abschied nehmen, das ist so grausam.. :13:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Manuela!



    Auch wenn ich mich nicht täglich melde, so bin ich fast immer im Forum und lese neue Beiträge. Manuela, ich weiß nicht wirklich, was ich dir sagen bzw. schreiben soll. Dieses genau wissen was kommt und doch nicht glauben können oder wollen. Aber Manuela, auch ich gebe Christine recht, dein Papelchen spürt dich sicher bis zuletzt und es ist richtig und wichtig, daß du da bist. Nur dieser Spagat, zwischen deinem Papelchen, Arbeit und dich selbst auch nicht aus den Augen zu verlieren ist sicher verdammt schwer. Manuela, ich weiß es von meinem Vati, wir wußten was kommt und trotzdem zog es uns als der Anfruf von der Klinik kam den Boden unter den Füßen weg..... Manuela, du machst das ganze jetzt über ein halbes Jahr mit und das zusehen und nicht helfen können, kostet so unheimlich viel Kraft. Du stehst mehr oder weniger machtlos da, ahnst in klaren Momenten was kommt, träumst davon das der über alles geliebte Mensch wie durch Zauberhand gesund wird und weinst dir die Augen aus, weil sich dieser Traum einfach nicht erfüllen will. Mensch Manuela, ich kann nichts anderes tun, als dir eine dicke, dicke Umarmung aus der Ferne und ein dickes Kraftpaket schicken. Mehr kann ich leider nicht für dich tun :13: :13: :30: .. Alles Liebe und viel Kraft wünscht dir Claudia

  • Danke meine lieben Mädels....


    ja, dieses langsame Abschied nehmen ist in der Tat grausam...., aber Ihr habt Recht...ich denke auch, dass Päpelchen es spürt, dass ich bei ihm bin, auch wenn er die Augen teils gar nicht mehr aufmachen kann, so wird er meine Stimme, meine Berührungen dennoch spüren....und auch wahrnehmen...., auch wenn er nicht mehr mit mir sprechen kann, so sprechen seine Augen, wenn er sie öffnen kann.....Man lernt, sich anders zu verständigen...., es ist eben so ganz ganz anders....


    Ich vermisse ihn so sehr, ich vermisse die vielen guten Gespräche mit ihm, die guten und klugen Ratschläge, die er gab, die vielen Momente, wenn ich zu ihm fuhr.., wenn er sich freute, wenn ich zu ihm kam, wenn wir dann zusammen zu Abend gegessen haben und danach einen guten Wein zusammen tranken und viel viel erzählten....Das alles fehlt mir so.....die vielen Telefonate, jetzt ruft er mich nicht mehr auf der Arbeit an und sagt mir, dass alles okay ist.... Seit fast 7 Monaten fehlen mir all diese Momente....!


    Ich habe doch kaum Mamis Tod verkraftet oder verarbeitet und werde nun wieder mit dem Tod konfrontriert...ich vermisse sie so, auch sie fehlt mir so sehr, und doch, bin ich froh, dass sie das nicht erleben musste, ich weiss, daran wäre sie zerbrochen, ihren Mann so zu sehen....Sie hatte immer Angst um ihm und um mich, dass uns etwas passieren könnte...Ihr ist das erspart geblieben, darüber bin ich froh...
    Und doch fehlt sie mir....so sehr...


    Nach Mamis Tod wurde mir das Thema Tod erst so wirklich bewusst....wie schnell aufeinmal alles anders ist, anders sein kann, wie schnell Dinge sich verändern, die eben noch gut waren, in Ordnung waren....und so war es auch, dass ich schon darüber nachgedacht habe, was jetzt noch passieren kann....Mir war immer bewusst, dass Päpelchen nach Mamis Tod aufeinmal nach knapp 60 gemeinsamen Jahren alleine war, kurz vor den 90 war und das gerade jetzt so schnell etwas passieren kann...Natürlich habe ich auch immer mal wieder den Gedanken gehabt, dass ich mir vorgestellt habe, dass ich eines Tages in die Wohnung fahre und er ist nicht mehr da...NUR den Gedanken habe ich nie wirklich zu Ende gedacht, denn wenn ich in die Wohnung kam, dann war er ja da und freute ich, dass ich kam...Also waren diese "bösen" Gedanken wieder weg, es war ja alles gut....Gott sei Dank...


    Solche Gedanken kann man nicht zu Ende denken, weil sie ja nicht passiert sind....man kann sich niemals auf das vorbereiten, was evnetuell passieren könnte....es geht nicht....sicher, man verdrängt es auch etwas, aber wie soll man Gedanken zu Ende denken, ohne zu wissen oder zu erahnen, was passieren könnte? Unmöglich...


    Auf das was jetzt ist, was passiert ist, kann man sich nicht vorbereiten....und schon gar nicht, dass es so kommt, wie es gekommen ist...an alles mögliche habe ich gedacht, was eventuell passieren könnte, aber niemals habe ich an einen Schlaganfall mit diesen Ausmassen gedacht, dass es uns unmöglich macht, miteinander zu sprechen....es gibt soviele Krankheiten, aber dass das geschehen würde, das habe ich nie erahnen können....
    Ich denke, wenn ich Päpelchen vor einem Jahr gesagt hätte, dass das eventuell passieren könnte, dass der Moment kommt, dass er nur noch da liegt, nicht mehr richtig reagieren kann, nicht mehr sprechen kann, dann hätte auch er genauso das nicht für möglich gehalten....


    Ich weiss, ich müsste dankbar sein, dass er 93 werden durfte und sogar bis knapp 93 alleine leben konnte, ich bin es auch..., aber ich hardere dennoch mit dem Schicksal, dass er mir nun genommen wird, er hat doch so gerne gelebt....! Er war doch so gerne bei uns und hat trotz Mamis Tod seinem Leben noch einen Sinn gegeben...warumm nur darf er nicht noch bei mir bleiben - so wie er es immer war....?


    In den Heim lebt eine Frau, die nun 104 ist, der geht es gut, sie läuft am Rollator durch die Gegend, spricht, isst und trinkt, aber sie hat keinen Menschen mehr auf der Welt bis auf einen Betreuer....Und sie mag nicht mehr...sie würde gerne gehen....


    Da frage ich mich doch warum dann ein anderer Mensch, der gerne noch geblieben wäre, gehen muss, jemand, der auch noch jemanden hat....?
    Wie soll man das verstehen?


    :33:
    Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Da frage ich mich doch warum dann ein anderer Mensch, der gerne noch geblieben wäre, gehen muss, jemand, der auch noch jemanden hat....?
    Wie soll man das verstehen


    Liebe Manuela,


    ach ja Manuela, du hast recht "wie soll man das verstehen". Ach Manuela ich habe auch sehr oft Gedanken wie diese, wer und wann wird diese jemals beantworten.


    Alles Gute und viele liebe Grüße sendet
    Josef

  • Liebe Manu,


    das tut weh, wenn man so etwas sieht. Und es macht auch wütend.
    Natürlich kommen diese Warum-Fragen immer und immer wieder.
    Aber sie werden halt nicht beantwortet, sie spenden uns keinen Trost, geben keinen Mut.
    Auch wenn es schwer fällt, man darf sie sich ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr stellen.
    (Ich hab leicht reden, nicht wahr?! :( ) Aber ich denke, Du weißt was ich meine.


    Dass ein so "großer", starker Mann, der das Leben immer "gelebt" hat so zusammenfällt und immer mehr zerbröckelt, das tut weh.
    Sei einfach bei ihm und begleite ihn auf dem letzten Stück.


    Ich sende Dir ganz viel Kraft.
    :24:


    LG, Ela

  • Meine Lieben!


    Heute war es besonders schlimm....wir waren heute bei Päpelchen...es war der schlimmste Tag überhaupt.., wir waren beide völlig fertig als wir wieder zurück waren....ich habe im Moment fast keine Tränen mehr...ich leide unter dem was ich sehe, was ich spüre....


    Ich werde morgen den Arzt anrufen, einen Termin machen....jetzt haben wir genau die Situation, die Päpelchen nie haben wollte...., ich weiss nicht was man machen kann, vielleicht findet unser Arzt eine Lösung...er kann es besser beurteilen, er ist Medinziner, ich habe da keine Ahnung von...wie auch? Ich sehe nur, was ich sehe, dass mein Päpelchen da liegt und nicht mehr kann....


    :33: eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela!


    Es tut mir sehr leid, daß es deinem Päpelchen so schlecht geht.
    Ich habe auch oft solche Gedanken wie du. Da sieht man alte Menschen, die gehen möchten und denkt sich: Warum? warum muss jemand gehen, der noch gerne geblieben wäre und jemand der gehen möchte, muss bleiben? Ja, das ist tatsächlich schwer zu begreifen, aber wahrscheinlich denkt sich der "da oben" irgendetwas dabei.
    Ich bin in Gedanken bei Dir.
    Es ist sicher grausam mitanzusehen, wie schlecht es ihm geht und so schlimm es klingt: man möchte daß das endlich ein Ende hat. Auch wenn es schlimm ist jemanden zu verlieren, aber ich glaube es ist noch viel schlimmer, jemanden Geliebten so leiden zu sehen.
    ich weiß jetzt nicht, ob ich die richtigen Worte gefunden habe, aber ich denke oft daß der liebe Gott mit meiner Mama ein Einsehen hatte und sie deshalb nach der OP nicht mehr aufgewacht ist, weil er ihr ein langes Leiden ersparen wollte. Das war ihre Belohnung dafür daß sie im Leben ein so guter Mensch war.
    Dein Päpelchen ist sicher auch ein guter Mensch gewesen und Gott wird das Richtige tun. Deine Mama wird ihn dann im Himmel empfangen und er wird endlich wieder "zuhause" sein.


    Oh, ich hoffe, Du verstehst mich jetzt richtig. Ich weiß nicht, ob ich meine Gedanken richtig ausgedrückt habe.
    Aber ich wünsche Dir und Deinem Päpelchen Frieden und Licht!
    Liebe Grüsse - Michaela

  • Liebe Manuela,


    den ganzen Abend schon "schleiche ich herum" um deinen Thread, und weiß doch noch immer nicht, wie (was) ich schreiben soll.
    Immer wenn ich sehe, du hast geschrieben, hab ich einerseits Angst, es zu lesen, und andererseits "hoffe" ich...
    Aber immer versetzt es mich zwei Jahre zurück.
    Würde gerne neben dir sitzen können und wirklich mit dir reden, das wäre leichter. :24:


    Dir und deinem Päpelchen alles Liebe, ich wünsche euch ein ruhiges Herz
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Manuela. Mir geht es ählich wie Jutta. Einerseits und andererseits.....In Gedanken bin ich oft bei Dir :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne