Ich bin wie betäubt

  • Meine Lieben!


    Ja, ich weiss, wie schwer ist "das Richtige" zu schreiben....macht Euch keine Gedanken, mir tut im Moment jedes Wort gut....!!


    Ich hatte ja meine zweiter Therapiestunde, die erste war nur ein Vorgespräch, morgen habe ich meine dritte Stunde....und dann entscheiden wir, ob wir weitermachen. Ich habe einen Therapeuthen....Er sagt, dass er immer erst 3 Stunden macht und dann entscheidet man ob man weitermacht....Nun, ich kann eigentlich nicht viel sagen....für mich ist es ungewohnt mit einem fremden Mann über Dinge zu reden...., Fragen zu beantworten, die er ja wissen muss und überhaupt....mal schauen wie es morgen wird, werde es aus dem Bauch heraus wohl entscheiden.....!


    Ja, liebe Christine, Päpelchen hat eine PEG Magensonde....die wurde Mitte Juli gelegt....weil er nicht schlucken konnte...Es wurden lange Gespräche mit einigen Ärzten geführt, u.a. auch mit unserem langjährigen Arzt. Denn es gibt eine Patientenverfügung, die besagt, keine künstliche Ernährung. Allerdings sagte Päpelchen damals, er will keine künstliche Ernährung, wenn er nur noch da liegt, nichts mehr kann und nur noch am Leben bleibt durch die künstliche Ernährung, also in einem komatösen Zustand ist.


    Das war aber damals nicht so, er versuchte immer wieder mehr zu sprechen, wollte an die Bettkante, wollte in den Stuhl, wehrte keine Übungen der Therapeuthen ab und man merkte, dass er weitermachen wollte.... Er sagte auch, dass er gerne was essen möchte....Doch das ging ja nicht....Es gab wie gesagt viele Gespräche mit dem Chefarzt der Klinik, weil dieser auf die Patientenverfügung beharrte.... Doch er sprach dann auf mit unserem langjährigen Arzt, der Päpelchen lange und gut kennt, sprach mit mir..und ich sagte dann auch " Wenn mein Vater schlucken könnte, dann würde er essen und trinken"...
    So wurde dann dieses PEG gelegt....


    Nur jetzt haben wir den Zustand, den Päpelchen nicht habeb wollte....nun liegt er seit einiger Zeit nur noch da und schläft....und er ist noch am Leben durch diese künstliche Ernährung..... Das ist schlimm....und ich werfe mir vor, damals doch falsch entschieden zu haben...Doch sollte ich damals verhungern lassen?


    Ich fühle mich schuldig...irgendwie...und weiss nun damit gar nicht umzugehen....
    Heute habe ich einen Termin bei unserem Arzt....muss mit ihm reden.....


    Danke für Eure lieben Gedanken!
    :24: Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    ich habe soeben Deinen Zeilen gelesen.


    Liebe Manuela, ich glaube ich kann Dich verstehen, aber Du brauchst bestimmt keine Schuldgefühle haben. Du tust doch alles was in Deiner Macht steht und noch viel mehr.


    Ich weiss gar nicht was ich sagen / schreiben soll, ich hoffe Du verstehst mich so.


    Alles alles Gute und viele liebe Grüße sendet
    Josef

  • Liebe Manuela!
    Du darfst dich nicht schuldig fühlen, damals waren es ja ganz andere Umstände als du dich für die Sonde entschieden hast. Das hätte jeder so gemacht! Heute ist es anders, heute würdest du dich auch anders entscheiden. Da liegt aber sehr viel Zeit dazwischen wo auch niemand ahnen konnte das es so wird wie es heute ist. Also weg mit den Schuldgefühlen die kannst du jetzt gar nicht brauchen. Dein Päpelchen weiss das du da bist und er weiss auch das du alles für ihn tust, Und wenn seine Zeit gekommen ist wirst du auch das richtige tun. Gerade du - Manuela - gerade du bis immer so voll mit Verständnis und dem "richtigen Gespür", du wirst wissen was zu tun ist! Es tut mir so leid für dich das du das so mitmachen musst, es muss sehr sehr schwer sein einen geliebten Menschen so zu sehen. Und den "Ausgang" schon zu kennen. Ich weiss gar nicht was ich tröstendes sagen kann, es scheint die Sonne und ich schicke dir einen gaaaanz warmen Sonnenstrahl und hoffe das er dich ein wenig wärmt!!!! Alles Liebe viel Kraft und viel Nerven wünscht dir Mia

  • Liebe Manuela,
    das ist das Problem mit Patientenverfügungen und PEG-Sonden .... man kann so etwas mit einer Patientenverfügung nicht wirklich regeln und ich kenne viele Familien in genau dieser Situation. Die Praxis und der konkrete Fall lassen einen anders entscheiden, auch der Betroffene selbst entscheidet im konkreten Fall vielleicht selbst anders, dann wird die Sonde doch gelegt und dann ist es für Menschen nicht mehr möglich die Nahrung zu verweigern, wenn sie sterben wollen ...
    Du hast sicher keine Schuld. Schuldgefühle hättest du hingegen auch, wenn ihr damals anders entschieden hättet ...
    Gibt es in Deutschland eine gesetzliche Regelung, die es erlaubt PEG-Sonden wieder zu entfernen? Könntest du das mit einer Experten-Kommission erwirken?
    AL
    Christine

  • Ach Manu,


    ich weiß, wie so viele andere, nicht was ich Dir schreiben könnte so dass es Dir dann besser geht.
    Mia hat mir eigentlich so vieles aus der Seele geschrieben. Ich kann mich ihren Worten nur anschließen.


    Es war damals eine andere Situation und deswegen habt ihr anders entschieden.
    Du hast es damals als richtig empfunden und deswegen war es das auch.
    Heute sieht alles anders aus, da die Umstände und der Zustand Deines Päpelchens leider ganz anders geworden sind.
    Und die damalige Entscheidung siehst Du nun aus einem anderen Blickwinkel.
    Es ist nun leider alles anders und du weißt nicht, was Du tun kannst.
    Daher finde ich es sehr gut, dass Du immer wieder die Gespräche mit den Ärzten suchst und eine Therapie angefangen hast.
    Ja, entscheide aus dem Bauch heraus, ob Du dort weiter machen möchtest.


    Ich wünsche Dir, dass Du endlich einmal zur ruhe kommen kannst, Deine Gedanken sich nicht immer im Kreis drehen und Dein Päpelchen die letzten Schritte so machen kann wie er es sich gewünscht hat. Ich drücke Dich ganz doll und denke an euch.


    LG, Ela

  • Liebe Manuela,


    du hast damals der Situation angepaßt entschieden, denn du hast gesehen daß dein Päpelchen kämpft. Und, so wie du es ja geschrieben hast, sicher gegessen hätte, hätte er nur schlucken können.
    Mach dir jetzt deswegen keine Vorwürfe, du hast damals nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Würdest es sicher in der gleichen Situation, mit dem gleichen Wissen wieder so tun.
    Und ich bin mir eigentlich sicher, daß du dir "immer und ewig" Vorwürfe gemacht hättest, hättet ihr es nicht wenigstens versucht.


    Ich hoffe sehr, daß das Gespräch mit eurem Arzt heute ein gutes wird (war?), und er dir irgendwie weiter helfen kann.


    :24: dich, denke viel an euch.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Danke Mia, Josef, Christine, Ela und Jutta... :24:


    ich weiss, Ihr habt Recht, dass ich mir keine Vorwürfe machen muss....Im Grunde weiss ich das auch, aber es kommen eben diese Momente, wo man nachdenkt, grübelt und sich dann fragt, ob man richtig gehandelt hat...


    Für einen anderen Menschen zu entscheiden, das ist verdammt schwer...und wenn es dann noch der eigene Vater ist...dann ist es doppelt schwer...Immer wieder fragt man sich, ob es wirklich richtig war....Ich hatte gar keine andere Wahl....Päpelchen wäre verhungert und verdurstet...was für eine furchtbare Vorstellung... Ein Gedanke, den man gar nicht zu Ende denken darf....


    Es ist so wie es Christine auch schreibt, die Patientenverfügung ist in vielen Punkten sehr kritisch, in dem Moment wo der Zeitpunkt eintritt kann man sich nicht immer genau dran halten, denn man kann nicht wissen wie der einzelne Fall ist oder sein wird in dem Moment wo man dieses Formular ausgefüllt hat....


    Heute hatte ich den Termin beim Arzt....Puh...er hat sich sehr lange Zeit genommen für mich....als ich im Bus nach Hause sass, habe ich aufeinmal angefangen zu heulen....mir ging es total schlecht...
    Zu Hause angekommen habe ich erstmal was machen müssen. Ich habe mehrere Maschinen Wäsche gewaschen und angefangen die Wohnung zu putzen....Ich bin wie ein batteriegeladener Stoffhase hier rumgerannt...musste einfach was tun....sonst wäre ich durchgedreht....


    Habe mich nun ein wenig beruhigt, habe mir ein Glas Wein eingeschenkt und versuche "abzuschalten"....


    Ich muss das Gespräch erstmal für mich sacken lassen....drüber schlafen und werde Euch dann morgen oder übermorgen davon erzählen...im Moment kann ich es noch nicht...ich hoffe, Ihr versteht mich....


    Danke, dass es Euch gibt!
    :24: Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Nimm Dir die Zeit.
    Ich brauchte sie die letzten Tage ja auch.
    Schön, dass der Arzt sich so viel Zeit genommen hat. Die braucht man auch.
    Ja, es ist schwer für einen anderen Menschen entscheiden zu müssen und man möchte es nicht machen müssen.
    Aber einen Fremden wollen wir das auch nicht entscheiden lassen. ;(
    Solche Momente erfordern viel Kraft und man fragt sich immer, ob es richtig ist, was man tut.
    Ich kann Dir nur sagen, dass es richtig ist. Denn egal wie Du entscheidest, Du wirst die Entscheidung für Deinen Vater treffen, was nach Deinem Ermessen das Beste für ihn ist. Du wirst die Entscheidung nicht übers Knie brechen. Sie fällt Dir schwer und Du machst Dir Gedanken. Du kennst Dein Päpelchen besser als jeder andere. Wer wenn nicht Du sollte die richtige Entscheidung treffen können???!!!


    Auch wenn der Bus vielleicht nicht der schönste Ort zum Weinen ist, aber die Kraft reicht halt nicht immer für alles. Wir müssen aufstehen, atmen, reden, arbeiten, einkaufen, zuhören, Entscheidungen treffen.....und...und...und... Nach außen stark sein ist da dann halt nicht immer drin. :24:


    Wir sind keine Roboter und Kraft ist eine begrenzte Ressource.


    Versuche Dich ein wenig mit anderen Dingen zu beschäftigen. Den Kopf mit anderem vollzustopfen, so dass Du nicht immer darüber grübeln musst.
    Und erzähle wenn Du erzählen magst.


    Ich drück Dich mal ganz fest. :24: :30:


    GLG, Ela

  • Liebe Manuela,
    ja gut, dass sich der Arzt genug Zeit für Dich genommen hat.
    Ach Manuela ich weiss gar nicht was ich sagen / schreiben soll. Mir fehlen die Worte.
    Ich kann euch nur immer wieder alles alles Gute wünschen und in Gedanken bei euch sein.
    Viele liebe Grüße sendet
    Josef

  • Liebe Manuela!



    Fast täglich bin ich hier im Forum und lese besonders deine Beiträge. Meine Gedanken sind täglich bei dir. Jetzt bist du in einer Situation, in der du verständlichverweise gar nicht mehr weißt, was du überhaupt tun sollst. Aber ich denke, du wirst, wie schon viele andere hier geschrieben haben, eine richtige Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen. Es muß schrecklich, schrecklich sein, täglich zu deinem geliebten Päpelchen zu fahren, und zu sehen, wie sein Zustand sich täglich verschlechtert. Aber wie schon geschrieben, Manuela ich glaube, es ist für ihn wichtig, daß du da bist. Er spürt und merkt deine Anwesenheit und sie tut ihm sicher gut. Manchmal fragt man sich dann als Angehörige(r), wie lange man diese Situation noch erträgt, aber man entwickelt letztendlich doch ungeahnte Kräfte. Manuela, wir kennen uns persönlich recht gut und ich weiß nicht, wie und was ich dir schreiben soll, ohne dir weh zu tun.


    Einerseits ist es furchtbar, den Zustand deines Päpelchens zu sehen und andererseits kann und will man es einfach nicht glauben und wahrhaben, wenn der geliebte Mensch dann geht, obwohl man irgendwie vielleicht damit rechnet. Mensch Manuela, wie leid du mir im Moment tust, das kann ich gar nicht ausdrücken. Laß dich einfach ganz,ganz, ganz fest iaus der Ferne in den Arm nehmen und drücken.


    Alles, alles Liebe Claudia :13: :13: :13: :13: :13: :13: :30: :30: :30:

  • Liebe Manuela.
    Hoffentlich konntest Du etwas Schlaf finden. Das ist eine ganz fiese Situation.
    Ich bin froh, dass ich für meine Mama nicht so etwas entscheiden musste. Hast Du eigentlich noch Geschwister?
    Ich denke an Dich :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Ich bin sehr erschüttert, muss dir aber sagen, dass du aus der Situation heraus richtig reagiert hast. Patientenverfügung hin und her, niemand würde sehenden Auges sein Päpelchen verhungern oder verdursten lassen.
    Es liegt jetzt in Gotteshand wann er dein geliebtes Päpelchen abberuft und das ist gut so.


    Du hast einen großen und wichtigen Schritt getan, du bist bei einem Therapeuten. Ich selbst bin immer noch in einer Langzeittherapie und es hat mich große Überwindung gekostet.
    Wenn du mal darüber sprechen möchtest, weil du unsicher bist, kannst du dich gerne an mich wenden. Ich bin jeder Zeit gerne für dich da.


    Trösten, sehr gerne aber ich weiß nicht wie. Bin in Gedanken bei dir und deinem Päpelchen, mehr kann ich leider nicht tun.



    Ich nehem dich in den Arm und weine mit dir


    Heinz Dieter

  • Liebe Manuela!
    Ich weiß gar nicht, was ich Dir sagen soll. Es muß furchtbar für dich sein.
    Mach Dir keine Vorwürfe. Du hast nach deinem Herz entschieden und in dieser Situation war es eben das Richtige.
    Nun haben sich die Dinge geändert und der liebe Gott wird entscheiden, wann er Dein Päpelchen zu sich holt.
    Es gibt im Moment keine Worte, die Dich da rausholen können.
    Ich wünsche Dir und deinem Päpelchen, dass das Richtige passieren wird.
    Wer weiß schon, was das Richtige ist?
    Viel Kraft für Dich und Frieden für dein Päpelchen.
    Liebe Grüsse
    Michaela


    und ich glaube, keine Mensch möchte vor so eine schwierige Wahl gestellt werden, also lass dir um Gottes Willen kein schlechtes Gewissen von irgendjemanden einreden.
    Hör auf Dein Herz - es wird Dir immer das Richtige raten!

  • :2: an Euch alle, die Ihr wieder so lieb und mitfühlend geschrieben habt..!
    Ich habe ein bisschen gebraucht, um schreiben zu können, die letzten Tage waren für mich verdammt schwer, ich bin nachts so einige Male im Schlaf hochgeschreckt..., bin dann zwar wieder eingeschlafen, doch morgens war ich dann wie gerädert, kam kaum aus dem Bett...war wie erschlagen.., einfach leer und ausgepumpt...


    Vorgestern hatte ich meine 3. Therapie und werde nun diese Therapie beginnen....das 3. Gespräch war sehr gut, angenehm, ich denke, es braucht Zeit, bis man sich gegenseitig annähert...habe nun eigentlich ein gutes Gefühl. Ich werde es auf jeden Fall versuchen...ich muss es auch versuchen, denn alleine komme ich aus diesem Strudel nicht raus, da kann mir auch mein Partner nicht helfen, da muss schon jemand Professionelles ran! Mein Partner fängt mich schon gut auf, er ist für mich da, und das gibt mir schon viel Halt, und es tut mir gut!


    Ich bin aber alleine mit den nötigen Entscheidungen, da ich keine Geschwister habe. Ist in manchen Momenten sicher von Vorteil, wenn ich welche hätte, aber andererseits gibt es ja auch die Fälle, wo sie sich dann nicht mitkümmern, nur dann sich melden, wenn sie glauben, sie haben ein Mitspracherecht und dann wenn es ans Erben geht, sind sie eh da. Deshalb bin ich doch wieder froh, dass ich alleine bin, denn so kann ich das tun, was ich glaube, dass es richtig ist.


    Das Gespräch beim Arzt war schwer, er sagt, dass er sich sowieso schon wundert, dass Päpelchen solange durchhält....
    In der vorletzten Woche hatte Päpelchen wieder Fieber, er bekam ein Antibiotkum, dass half, dass es keine Lungenentzündung wurde und das Fieber klang wieder ab.
    Er meinte, dass aber die nächste Lungenentzündung vorprogrammiert ist. Denn durch das nicht richtig Schlucken können, wird der Speichel wieder seinen Weg in die Luftröhre suchen, dann haben wir die nächste Lungenentzündung. Sein Vorschlag ist, dass er Päpelchen beim nächsten Fieber kein Antibiotikum mehr gibt, nur ein fiebersenkendes Mittel, dann würde Päpelchen an der Lungenentzündung sterben....
    Ich habe ihn gefragt, was er machen würde, wenn es sein Vater wäre, und er sagte, dass er es machen würde...


    Ich bin raus, dann in den Bus und habe erstmal angefangen zu heulen....Ich habe mit meinem Partner geprochen, mit meinem Therapeuthen....ja, was ist aber nun richtig?????
    Ich weiss es nicht.
    Ich möchte dabei nicht an mich denken, NUR an Päpelchen. Er darf nicht leiden, es soll ihm gut gehen, er darf keinen qualvollen Tod haben....


    Gestern abend habe ich Päpelchen gesagt, dass ich ihn lieb habe, dass ich ihm so dankbar bin für alles, was er mich getan hat, dass ich ihn vermissen werde, dass ich, wenn er zu Mami gehen möchte, ihn gehen lasse, dass er gehen darf....


    Es hat mich all meine Kraft gekostet, ich bin dann gegangen, habe unten im Hof angefangen zu heulen und kam auch so zu Hause an....


    Warum ist das alles so schwer?
    :33: Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Hallo Manu,


    mit fällt das Schreiben gerade jetzt zu Deinem Beitrag sehr schwer, aber ich möchte es trotzdem gerne tun.


    Dass Du im Moment nur noch erschöpft bist, Dich aus dem Bett quälst, nicht schlafen kannst, usw. das kenne ich auch sehr gut.
    Das war die letzte Zeit vor der Beerdigung bei mir der Fall. Man ist so kraftlos und ausgebrannt.
    Man hält einfach nur durch. Mehr nicht.
    Und hofft, dass man es schafft durchzuhalten. Bis wann??? Das weiß man selber nicht so genau und man hinterfragt es auch nicht. Dazu fehlt die Kraft.
    Also macht man den nächsten Schritt und den nächsten.......
    Aber irgendwann ist es dann vorbei.
    Auch das ist dann nicht wirklich "gut" aber es hat ein Ende.


    Dass Du mit der Therapie fortfahren möchtest und Dich auch wohl dabei fühlst, finde ich sehr schön. Es wird Dir bestimmt gut tun. Auch wenn man vielleicht nicht immer möchte oder es auch einmal für lästig hält. Aber schlußendlich ist es gut.


    Dass Du nach dem Gespräch mit dem Arzt so erschüttert warst, kann ich richtig spüren. Als ich es gelesen habe, hat es auch mich getroffen.
    Einerseits lastet jetzt diese Entscheidung auf Dir ganz alleine und da wäre es vielleicht erträglicher wenn es eine "gemeinsame" Entscheidung wäre. Aber wenn Du Geschwister hättest wäre manches vielleicht noch schwerer. Da hast Du sicher Recht.
    Ich habe jetzt einmal ein wenig geforscht nach dem Sterben durch eine Lungenentzündung.
    Es fällt mir nicht leicht das so direkt zu sagen, aber es ist nun einmal so und andere Worte gibt es dafür halt nicht.
    Mein Vater ist durch eine Lungenentzündung gestorben und daher ist es für mich schwierig gewesen. Mir wurde gesagt, dass er friedlich gestorben ist. Und ich hatte Angst, etwas anderes zu finden, denn zumindest der Gedanke "ohne Schmerzen" tröstet doch ein wenig. Und den möchte man nicht verlieren.
    Aber im Großen und ganzen scheint es wie eine natürliche "Narkose" zu sein. Man driftet weg. Natürlich gibt es unterschiedliche Abstufungen bei jeder Erkrankung.
    Aber der Erstickungstod, dass jemand nach Luft schnappt und ...... das wird es wohl nicht sein. Ich denke auch nicht, das ein Arzt da dann einfach daneben stehen würde oder dürfte.
    Wenn Du Dich stark genug dafür fühlst (naja Du weißt wie ich es meine) dann frage den Arzt direkt danach. Sicher ist es schwer dass zu fragen. Aber andererseits muss man es wissen, enn sonst fragt man sich hinterher immer. Es gibt sicher eine Möglichkeit, wenn die Lungenentzündung dann da ist, hohe Schmerzmittel zu verabreichen (so dass es noch nicht zu viele sind) damit er wirklich "einschlafen" kann und nicht die geringste Chance besteht, dass er leiden muss.


    Manu, es tut mir leid, dass ich es jetzt alles so geschrieben habe, aber ich denke, genau solche Dinge musst Du wissen und "willst" sie auch wissen.


    Dass weggehen lassen ist schwer. Aber es ist gut, dass Du es ihm gesagt hast.
    Mein Vater war schon tot, als ich es ihm gesagt habe. Und es war auch da so schwer, aber es musste sein. Und jetzt bin ich sehr froh darüber. Und Dir wird es auch eine Erleichterung werden, dass Du es gesagt hast.


    So, nun höre ich erst einmal auf. Denn auch mir laufen gerade wieder einmal die Tränen.
    Ich drücke Dich einmal ganz leise.


    Ela

  • Liebe Ela,


    ich danke Dir sehr für diese Worte, sehr sehr sehr...!


    Ja, es ist dieses " nicht wirklich Wissen", was da passiert beim Tode durch eine Lungenentzündung...., der Gedanke, Päpelchen bekommt keine Luft mehr und er könnte qualvoll ersticken, das macht mich grade mal völlig verrrückt. Denn genau diese Gedanken habe ich seit dem Gespräch mit dem Arzt....das geht mir immer und immer wieder durch den Kopf....In dem Moment, als ich mit dem Arzt sprach, da war ich erstmal überfordert, dass die Fragen, die ich hatte, erst nach vielem Nachdenken kamen....und ja, ich muss nochmal mit ihm reden....Das ist wichtig!
    Mein Therapeuth sagte, dass man Morphin oder Codein geben kann...also ein BTM, was dann in einen Schlaf versetzt, dass man das Sterben nicht mehr so richtig erlebt....


    Tausende von den irresten Gedanken gehen mir durch den Kopf, was richtig ist, habe ich das recht über das Leben eines Menschen zu entscheiden? Ich weiss aber, dass es so nicht weitergehen kann, dieser Zustand, - das ist für mein Päpelchen kein Leben mehr, er wollte nie so da liegen, er wollte diesen Zustand nicht, das weiss ich, aber doch, ich muss es entscheiden....und ich weiss nicht, ob es richtig ist....


    Ich dachte immer " es liegt in Gottes Hand", aber er hat ihn noch nicht geholt, obwohl er doch sehen muss, dass das kein Leben mehr ist, nur noch eine Qual....vielleicht will er ihn noch gar nicht holen...warum auch immer, und nun funke ich dazwischen....vielleicht bringt genau das ihm den qualvollen Tod.....und das darf nicht sein.....Sollte das geschehen, dann kann man mich gleich in die Klapsmühle bringen....


    Es ist aber auch alles verflixt, wenn wir doch nur miteinander reden könnten...dann wäre es leichter....dann könnte ich ihn fragen....Im Moment sitze ich hier und weiss nicht ein und aus, wünschte so sehr, Mami wäre jetzt da, wir könnten miteinander reden und überlegen, gemeinsam das entscheiden...es wäre leichter....Habe eben vor ihrem Bild gestanden und gefragt " Mami, was soll ich machen, was ist jetzt richtig, bitte hilf mir"? Aber ich habe noch keine Antwort bekommen..... :33:


    Ich werde Montag nochmal mit dem Arzt telefonieren..., ihn fragen, was ich wissen muss....und ich hoffe irgendwie, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss, vielleicht darf er vorher einfach morgens nicht mehr wach werden....Dann wäre es ein - für mich - natürlicher Tod, alles andere könnte ich nur schwer ertragen, ich würde mich wohl immer schuldig fühlen....


    Dein Papa ist an einer Lungenentzündung gestorben, er ist friedlich eingeschlafen....das hat mich schon etwas beruhigt...
    Ach Ela...Danke nochmal
    auch für die Umarmung...
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Ja Manu,
    ich wünsche Dir auch, dass Du das nicht entscheiden musst.
    Aber irgendwann geht es nicht mehr.
    Du entscheidest auch nicht zwischen Leben und Tod Manu.
    Du entscheidest nur über das "wie lange noch".
    Dass es Dir auf der Seele liegt und Du am liebsten von ihm oder Deiner Mama einen Zuspruch haben möchtest, kann ich sehr gut verstehen. Du bist jetzt auch wieder ein Kind.
    So wie ich in letzter Zeit oft den Trotzkopf hatte und die Schmolllippe. Manchmal würde ich am liebsten auf den Boden stampfen oder mich hinschmeissen und mal alles raus lassen.
    Bei Dir ist es jetzt eher dass in den Arm nehmen wenn man das Knie aufgeschlagen hat, as drauf pusten, Tränen wegwischen in den Arm nehmen und heiße Schokolade bekommen.
    Du weißt sicher was ich meine.
    Wir verlieren einen Elternteil und werden wieder zu Kindern.
    Wir sind nicht erwachsen, rational, logisch, vernünftig, usw.
    Wir sind ängstlich, hilflos, trotzig, wütend.


    Du bist jetzt einfach überfordert (natürlich) mit der Situation und dem was Du evtl. entscheiden musst.
    Aber es wird diesen einen Moment geben, der auf einmal ganz ruhig ist. Und in diesem Moment wirst Du entscheiden.
    Und es wird richtig sein.


    So, ich hoffe, ich hab jetzt nicht zu wirr geschrieben und ich hoffe, ich habe Dir damit nicht weh getan oder so.
    Aber es geht mir doch sehr nahe und auch mein Kopf ist dabei nicht wirklich klar.


    :30:
    Ela

  • Du entscheidest auch nicht zwischen Leben und Tod Manu.
    Du entscheidest nur über das "wie lange noch".

    Liebe Ela...ich glaube mit diesen beiden Sätzen hast Du genau das Richtige gesagt.
    Darüber habe ich noch gar nicht so nachgedacht....
    Diese beiden Sätze nehme ich ganz tief mit!
    DANKE dafür!


    Ja, es ist dieses wieder Kind werden....wie früher, das Knie aufgeschlagen, drauf pusten, eine heisse Schokolade bekommen....
    und alles ist wieder gut...
    nur jetzt wird es eben nicht wieder gut--- und da kommen Momente, wo ich mich auch so fühle wie Du:


    Auf den Boden stampfen, auf den Boden schmeissen und sagen " Nein, das will ich nicht" !
    Aber auch das hilft nicht!


    Nein, Ela, Du tust mir nicht weh! Ganz sicher nicht! Du bist ein wahrer Schatz! Danke!


    :24: :30:
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    ich muß sagen, ich hatte mir etwas in dieser Richtung nach deinem Arztgespräch schon gedacht. :24:
    Es tut mir leid, daß du diese Entscheidung alleine treffen mußt. Zumindest "nach außen hin". Denn -
    trotz allem, es liegt "in Gottes Hand". Egal, wie du entscheidest - er wird dich bei dieser Entscheidung führen.
    Ich denke, du kannst da nicht viel "dazwischenfunken". Wenn "er" es nicht wollte, hätte der Arzt dir diese Möglichkeit nicht aufgezeigt. Oder es käme, wider Erwarten zu keiner Lungenentzündung....


    Meine Tante starb ja auch an einer Lungenentzündung. Nachdem auf meine Nachfrage die Schmerzmittel erhöht wurden, ist sie dann am zweiten Tag friedlich eingeschlafen. Sie hat zwar zeitweise schon recht schwer geatmet, doch ich glaube nicht, daß sie zuletzt Schmerzen hatte.


    Und ich bin sooo "stolz" auf dich, du hast es geschafft. Du konntest deinem Päpelchen sagen, daß er gehen darf, wenn er es möchte. Ich hoffe so sehr, daß euch das beiden eine Hilfe sein kann.
    Es ist sicher wichtig, daß du nochmals mit dem Arzt sprichst. Bin mir eigentlich sicher, daß er viele deiner "irresten Gedanken" entkräften, bzw. dir den richtigen Blickwinkel zeigen kann.


    Schön, daß du bei deinem Therapeuten ein gutes Gefühl hast, ich wünsche dir, daß es so bleibt und er dir weiter die Hilfe zur "Selbsthilfe" geben kann.


    Liebe Manuela, ich umarme dich und halte dich, solange du es möchtest.
    In Gedanken bei dir
    Jutta


    PS: jetzt hab ich für die Antwort so lange gebraucht, daß ich eure letzten beiden "übersehen" habe.


    Ela, du hast ja soo recht.
    :24: euch

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Denn -
    trotz allem, es liegt "in Gottes Hand". Egal, wie du entscheidest - er wird dich bei dieser Entscheidung führen.
    Ich denke, du kannst da nicht viel "dazwischenfunken". Wenn "er" es nicht wollte, hätte der Arzt dir diese Möglichkeit nicht aufgezeigt. Oder es käme, wider Erwarten zu keiner Lungenentzündung....

    Liebe Jutta...


    auch Du hast mir - wie auch Ela - etwas mitgegeben, was ich so gar nicht bedacht habe....Ich danke Dir!


    Im Moment scheine ich irgendwie nicht mehr klar denken zu können, zumindest sehe ich nicht auch " andere Wege" wie Du und Ela!
    Bei mir scheint irgendwie seit dem Gespräch ein Rolladen runtergegangen zu sein, dass ich nicht mehr klar sehen kann....
    Vielleicht fehlt mir auch einfach nur die Kraft dazu...
    Ich bin im Moment einfach nur leer und ausgepumpt!


    So bin ich froh, dass Ihr beiden mir eine andere Sichtweise geben konntet....!


    Ja, liebe Jutta, ich habe es Päpelchen sagen können, dass er gehen darf, aber es hat mich viel viel Kraft und Tränen gekostet...
    ich weiss auch nicht, ob er mich hören oder verstehen konnte...


    Es soll IHM doch gut gehen, besser gehen....er darf nicht leiden....nur das ist wichtig!


    Danke fürs umarmen " Halten"....das tut mir gut!
    Deine Manuela :24:

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.